Seeley,
Life and times of S. (Cambr. 1878, 3 Bde.;
deutsch, Gotha
[* 8] 1883-87, 3 Bde.) und die kürzern
Biographien von
Reichenbach
[* 9]
(Brem. 1880),
Baur (Karlsr. 1885).
3)
ChristianGottfriedDaniel, Geograph, geb. zu
Leipzig,
[* 10] wo er studierte, wurde 1795 an das
Gymnasium zum
GrauenKloster
in
Berlin berufen, an welchem er bis zu seinem am erfolgten
Tod wirkte. Von seinen zahlreichen
Werken sind besonders zu nennen sein mit Hörschelmann begründetes »Handbuch
der
Geographie und
Statistik« (Leipz. 1809, 3 Bde.;
neubearbeitet von
Wappäus,
Delitsch,
Meinicke u. a., 7. Aufl., das. 1853-71, 4 Bde.);
mehrere
Dramen (»Die
Hasmonäer«, Frankf. 1859; »Der Knabenraub von
Carpentras«, Berl. 1863, u. a.) heraus.
Sein
»Gebetbuch« (Straßb. u.
Mannh. 1880-82, 2 Bde.) zeigt S.
als formgewandten synagogalen Dichter.
Sein bedeutendstes Werk ist die »Verwaltungslehre« (Stuttg.
1865-84, 8 Bde.),
eine umfassende, nicht zum
Abschluß gelangte Behandlung desjenigen Gegenstandes, den
man sonst als Polizeiwissenschaft zu behandeln pflegt. Eine kompendiöse Zusammenfassung der ganzen
Wissenschaft ist das »Handbuch
der Verwaltungslehre« (Stuttg. 1870; 3. Aufl. 1889, 3 Bde.).
Außerdem schrieb er: »Zur Eisenbahnrechtsbildung«
(Wien 1872);
(ungar. Szombathely), Stadt im ungar. KomitatEisenburg, Knotenpunkt der Österreichischen Süd- und Ungarischen
Westbahn und Sitz des Komitats, eines römisch-katholischen Bischofs und eines Gerichtshofs, mit bischöflichem Palais und Park,
Franziskaner- und Dominikanerkloster, schöner zweitürmiger Domkirche, hübschem Komitatshaus und (1881)
10,820 Einw. S. hat eine große Eisenbahnwerkstätte, eine Gasfabrik, ein Obergymnasium, ein
Seminar, eine theologische Diözesanlehranstalt, ein Theater
[* 31] und ein archäologisches Museum. S., das an der Stelle des römischen
Savaria (s. d.) steht, ist von Rebenhügeln umgeben und Fundort zahlreicher
römischer Altertümer.
Stadt im bad. KreisBaden,
[* 39] an der LinieMannheim-Konstanz der Badischen Staatsbahn, 151 m ü. M.,
hat eine kath. Kirche, eine Bezirksforstei, Essig- und Mostrichfabrikation, bedeutenden Weinbau (Affenthaler) und (1885) 2055 meist
kath. Einwohner. S. ist Geburtsort Erwins von S., dem 1844 auf einem nahen Hügel ein Denkmal errichtet ward.
(Steinfrucht, Drupa), eine Art der Schließfrüchte, von den Beeren dadurch unterschieden, daß auf den saftigen
Teil der Frucht nach innen eine saftlose, meist harte Schicht (das Endokarp) folgt, welche in einer einfachen
oder mehrfächerigen Höhlung erst den eigentlichen Samen
[* 41] einschließt und Steinkern oder Steinschale (Putamen) genannt wird.
Der Steinkern ist meist von holzartiger, knochen- oder steinartiger Härte, wie beim Walnußbaum und bei den Amygdalaceen, die
deshalb auch Steinobstgehölze heißen.
Bei den Pomaceen ist dagegen der hier mehrfächerige Steinkern mit wenigen Ausnahmen nur aus einer dünnen, pergamentartigen
Schicht gebildet. Das Fleisch der S. ist entweder saftig, wie bei den
meisten Amygdalaceen, oder saftlos, wie bei der Mandel
und Walnuß, oder trocken und faserig, wie bei der Kokosnuß. Zusammengesetzte Steinbeeren sind die Brombeeren
und Himbeeren, indem hier die zahlreichen auf dem Blütenboden sitzenden Steinfrüchtchen zusammenhängen und als Ganzes sich
ablösen.
Ferdinand von, geb. zu Ölbronn in Württemberg,
[* 43] erlernte seit 1821 zu Wasseralfingen und Abtsgmünd
denBerg- und Hüttenbetrieb, studierte in Tübingen
[* 44] Mathematik und Naturwissenschaft und trat 1827 in die
Verwaltung des Staatseisenwerks Ludwigsthal ein. 1830 wurde er Betriebsdirektor der Hüttenwerke des Fürsten zu Fürstenberg,
folgte dann einem Ruf der Gebrüder Stumm in Neunkirchen
[* 45] bei Saarbrücken
[* 46] zur Betriebsleitung und zum Umbau ihrer Eisenwerke
und führte den in den Rheingegenden vergeblich versuchten Kokshochofenbetrieb mit großen Vorteilen
in der Materialersparnis und der Qualität der Produkte ein. 1848 wurde er Mitglied der neubegründeten Zentralstelle für
Gewerbe und Handel in Stuttgart,
[* 47] deren Präsidium ihm 1855 zufiel. Zu besonderm Ruf gelangten das von ihm 1849 begonnene württembergische
Gewerbemuseum und der unter seiner Leitung entstandene, über das ganze Land verbreitete Fortbildungsunterricht,
welchem auch die Frauenarbeitsschulen angehören.
Von 1851 an war S. als Kommissar und Preisrichter auf fast allen Universalausstellungen thätig. In dem
seit 1849 von ihm redigierten »Gewerbeblatt« publizierte er eine große
Zahl technischer und volkswirtschaftlicher Aufsätze. Außerdem schrieb er: »Die Elemente der Gewerbebeförderung, nachgewiesen
an der belgischen Industrie« (Stuttg. 1853);
Der Alpensteinbock (CapraIbexL.), 1,5-1,6 m lang, 80-85 cm hoch, der Bock
[* 54] mit sehr starkem, 80-100 cm langem,
bogen- oder halbmondförmig schief nach rückwärts gebogenem Gehörn, welches beim Weibchen bedeutend kleiner und mehr hausziegenartig
ist. Der Körper ist gedrungen und stark, der Hals von mittlerer Länge, der Kopf verhältnismäßig klein, aber an der Stirn
stark gewölbt; die Beine sind kräftig und von mittlerer Höhe. Die Behaarung ist rauh und dicht, am Hinterkopf,
Nacken und Unterkiefer verlängert, im Sommer rötlichgrau, im Winter fahl gelblichgrau.
Längs der Mitte des Rückens verläuft ein schwach abgesetzter, hellbrauner Streifen; Stirn, Scheitel, Nase,
[* 55] Rücken und Kehle sind
dunkelbraun; die Mitte des Unterleibs ist weiß. Der S. der Alpen ist wie die Steinböcke der andern Hochgebirge
und wie die Gemse ein wahres Alpentier; er lebt in Rudeln von verschiedener Stärke
[* 56] und steigt nur dann in die Waldregion herab,
wenn die Alpenkräuter, seine Nahrung, vom Schnee
[* 57] bedeckt sind. Alle seine Bewegungen sind rasch und leicht; er klettert mit
außerordentlicher Gewandtheit und weiß an den steilsten Felsenwänden Fuß zu fassen, auch springt er
mit größter Sicherheit und verfehlt nie sein Ziel.
Mit Sonnenaufgang steigen sie weidend bergauf, lagern sich an den wärmsten und höchsten Plätzen und kehren gegen Abend weidend
zurück, um die Nacht in den Wäldern weidend zu verbringen. Die Brunstzeit fällt in den Januar, und fünf
Monate nach der Paarung wirft das Weibchen ein oder zwei Junge, welche sie in der Gefahr tapfer verteidigt. Jung eingefangene
Steinböcke werden leicht zahm, doch bricht die Wildheit im Alter wieder hervor. Während der S. in der Mammut- und Renntierzeit
durch die ganze Schweiz,
[* 58] einen Teil Südfrankreichs und (wahrscheinlich) bis Belgien
[* 59] verbreitet war, noch
von Plinius kenntlich als Hochgebirgsstier erwähnt wurde, auch im frühen Mittelalter bei den St. GallerMönchen als Wildbret
beliebt war und noch von Albertus Magnus zur Hohenstaufenzeit als häufig in den DeutschenAlpen bezeichnet wurde, ist der Bestand
desselben in den letzten Jahrhunderten schnell zusammengeschmolzen;
1550 wurde der letzte in Glarus,
1583 der
letzte am Gotthard erlegt;
Mehrfache Versuche, ihn an einzelnen
Stellen der Schweiz und den Österreichischen Alpen wieder einzubürgern, haben keinen dauernden Erfolg gehabt, nur im Höllensteingebirge
am Traunsee soll sich eine Kolonie erhalten und fortgepflanzt haben. Gegenwärtig findet sich nur noch in den Thälern, welche
vom Aostathal in südwestlicher Richtung streichen, durch strengste Maßregeln des KönigsViktor Emanuel geschützt, eine Anzahl
von 300 bis 500 Stück, die aber doch trotz allen Schutzes an Terrain eher zu verlieren als zu gewinnen scheinen.
Nur einzelne alte Böcke finden sich oft weit versprengt bisweilen noch in andern Gebieten. Im Aostathal
legte der König auch ein Gehege für Steinbockzucht an und erzielte durch eine ausgewählte Ziegenart, welche in das Gebirge
zu den wilden Steinböcken getrieben wurde und von dort trächtig zurückkehrte, eine Kolonie von Steinbockbastarden, welche
nur sehr gute Kenner von den echten Steinböcken zu unterscheiden vermögen. Diese Steinbockbastarde
haben 1 m lange Hörner und sind zur Fortpflanzung durchaus geeignet. BeimTode des Königs kam der größte Teil des Bestandes
von 52 Stück in das fürstlich Pleßsche Gehege in Salzau, 17 Stück aber wurden in Graubünden
in Freiheit gesetzt, um das RätischeGebirge
mit Steinwild zu bevölkern.
[* 52] mechan. Vorrichtung zur Zerkleinerung von Gesteinen, Erzen etc., welche vielfach an Stelle der sonst
üblichen Pochwerke und Walzen angewandt wird, besteht im wesentlichen nach der
[* 52]
Figur aus zwei im spitzen
Winkel
[* 66] gegeneinander gestellten eisernen Plattena c, zwischen welche die zu zerbrechenden Steine geschüttet werden. Die eine
Platte a steht fest, die andre ist um Zapfen
[* 67] f beweglich und nähert sich der feststehenden Platte durch die Wirkung
eines Kniehebels g h g', welcher sich gegen a' stützt, während die Rückbewegung durch das Gewicht der Platte, unterstützt
durch eine Feder i, erfolgt. Bei dieser Rückbewegung findet natürlich eine Erweiterung des Brechmauls r statt, welche dem
darin befindlichen Steinmaterial Gelegenheit gibt, tiefer zu sinken, bis es wieder fest anliegt; die
hierauf folgende Verengerung wird sodann, wenn der Winkel zwischen beiden
Backen genügend klein gewählt ist, um ein Ausweichen der Steine nach oben auszuschließen, die Zerdrückung zur Folge haben.
Bei rasch aufeinander folgender Wiederholung dieser Schwingungen des Backens c, hervorgerufen durch das Exzenter k, welches
auf der Welle des Schwungrades l sitzt, werden sonach die oben aufgegebenen großen Steine immer tiefer einsinken
und allmählich zu immer feinerm Korn zerdrückt. Die Maschine
[* 69] arbeitet demnach kontinuierlich, indem regelmäßig oben aufgegeben
und unten abgezogen werden kann. Um die Maschine selbst vor Abnutzung zu schützen und gleichzeitig die Form des Backenquerschnitts
für verschiedenes Material verschieden wählen zu können, sind die Backen noch mit besondern Druckplatten
b d aus hart gegossenem Gußeisen von wellenförmigem Querschnitt versehen, welche nach Bedarf ausgewechselt oder erneuert werden
können. Der Antrieb der Maschine erfolgt durch Riemenscheibe von einem Dampf- oder Wassermotor aus, und ein Schwungrad l dient
zur Regulierung des Widerstandes. Die S. von Blake zerkleinerte in der Stunde 200 Ztr. harten, körnigen
Granit zu brauchbarem Chausseematerial, wenn die Betriebsarbeit 5 Pferdekräften entsprach.
Gelb, s. v. w. chromsaurer Baryt oder chromsaurer Kalikalk, welcher aus Chlorcalciumlösung durch chromsaures
Kali gefällt wird und einen schön gelben Farbstoff bildet.
(Lithodomus lithophagusCuv.), Muschel aus der Familie der Miesmuscheln (Mytilidae), lebt an den Ufern des
Mittelmeers
[* 78] in Felslöchern oder in Steinkorallen, in welche sie sich auf noch nicht sicher ermittelte
Weise einbohrt. Wahrscheinlich sondert sie einen kalkauflösenden Saft ab, da sie nicht wie die Bohrmuschel (s. d.) sich durch
Feilen helfen kann. Die Bohrlöcher sind innen völlig glatt. Besonders interessant ist ihr Vorkommen in den Säulen des
[* 79] sogen.
Serapistempels von Pozzuoli bei Neapel.
[* 80] Sie nehmen dort eine scharf begrenzte, etwa 2 m hohe Zone ein und beweisen so, daß
der Tempel
[* 81] nach seiner Erbauung eine geraume Zeit im Wasser gestanden
haben muß. Da er aber gegenwärtig wieder auf dem Trocknen
steht, so hat man darin wahrscheinlich ein Beispiel von Senkung und Hebung
[* 82] des Meeresbodens in vulkanischer
Gegend und zu historischer Zeit (weiteres s. Hebung; vgl. indes Brauns, Das Problem des Serapeums zu Pozzuoli, Halle
[* 83] 1888).
(Steinkultus), die dem gesamten Heidentum der Vorzeit und Jetztwelt eigentümliche Verehrung erwählter
Steine, sei es roher oder behauener, und zwar als Fetisch, Idol der Gottheit oder als Opferstein. Die roheste
und ursprünglichste Form scheint diejenige zu sein, in welcher das Naturkind irgend einen beliebigen Stein erwählt und zu
seinem Fetisch macht. Die DakotaNordamerikas nehmen einen runden Kieselstein und bemalen ihn, dann reden sie ihn Großvater
an, bringen ihm Opfer und bitten ihn, sie aus der Gefahr zu erretten.
Die hochgefeierten Palladien der Trojaner, Griechen und Römer
[* 87] waren meistens solche vom Himmel herabgefallene Göttergeschenke,
die namentlich im Kulte der Kybele,
[* 88] Minerva und des Mars
[* 89] eine Rolle spielten. Anderseits scheint bei einer
etwas höher gestiegenen religiösen Bildung eine Art von Vermählung der Gottheit mit einem bestimmten ihr errichteten Altarstein,
Opfertisch oder Idol angenommen worden zu sein, sei es, daß man, wie im alten Ägypten,
[* 90] meinte, die Gottheit nehme in dem
SteinWohnung, oder auch, indem der Stein als uralte Opferstätte der Väter den Nimbus des nationalen Allerheiligsten eines Volkes
oder Stammes erwarb. So wurden einfache Platten, Steinkegel, Opfertische etc. zu dem Ursymbol der Nationalgottheit, dem man
sich mit dem höchsten religiösen Schauder näherte.
Hierher gehören: der schwarze Stein von Pessinus, das berühmte konische Idol der Venus auf Cypern,
[* 91] der Stein,
welcher bei den böotischen Festen als Vertreter des typischen Eros
[* 92] die höchsten Ehren genoß, der rohe Stein zu Hyettos, welcher
»nach alter Weise« den Herakles
[* 93] darstellte, die 30 Steine, welche die Pharäaner in althergebrachter Weise an Stelle der Götter
verehrten, die rohen Steinaltäre zu Bethel, Garizim und Jerusalem,
[* 94] der Steinkreis von Stonehenge (s. d.)
als vornehmstes Beispiel der unzähligen, über die ganze Alte Welt verbreiteten Cromlechs (s. d.) etc. Tacitus sagt, wo er von der
Verehrung der paphischen Venus als Steinkegel spricht, die Ursache ruhe im Dunkel (ratio in obscuro); allein wir
werden kaum irre gehen, wenn wir in ihnen Überbleibsel aus einer rohern Urreligion suchen, die in dem philosophischer gewordenen
KultusAufnahme fanden, wie z. B. so vielfach Isisbilder in »schwarze
Madonnenbilder« umgewandelt worden sind. Durch die Beibehaltung des alten Idols besiegelte die neue Religion ihren Frieden mit
der alten. Wir sehen ganz dasselbe bei dem heiligen Stein in der Kaaba (s. d.) zu Mekka und an der heiligen
Steinplatte in der MoscheeOmars zu Jerusalem, die eben uralte heilige Steine und Opferstätten der Araber und Juden waren, vielleicht
seit
¶
mehr
Jahrtausenden vor dem Auftreten Mohammeds. Aber gerade der mystische Reiz, welcher in der Verehrung des rohen Naturidols liegt,
führte zu den tollsten Übertreibungen in dieser Kultusform. Theophrast schildert im 4. Jahrh.
v. Chr. den Typus des abergläubischen Griechen, der immer sein Salbfläschchen bei sich führt, um jedem heiligen Stein, dem er
auf der Straße begegnet, Öl aufzuträufeln, dann davor niederzufallen und ihn anzubeten, ehe er seines
Wegs weiter schreitet.
Die Kirchenväter (Arnobius, Tertullian u. a.) machen sich lustig über diesen Gebrauch der Heiden, Steine zu salben und anzubeten;
aber sie vergessen, daß dies eine gut biblische Sitte war, die auch Jakob, der Erzvater, bei jenem Stein
übte, der ihm als Kopfkissen gedient hatte. Noch Heliogabal brachte das schwarze Steinidol des syrischen Sonnengottes unter
großer Feierlichkeit nach Rom und errichtete ihm einen durch orientalische Pracht ausgezeichneten Dienst.
(Bausteine), Gesteine
[* 105] (s. d.) der verschiedensten Art, welche zu Bauzwecken benutzt werden.
Soweit sich dieselben nicht als lose Trümmer in der Nähe größerer Felsmassen, als Rollsteine, Geschiebe oder erratische Blöcke
vorfinden, werden sie an ihren natürlichen Fundorten (Steinbrüchen) abgebaut oder gebrochen. Am häufigsten
und leichtesten gewinnt man die S. durch Tagebau; liegt das brauchbare Gestein tief unter der Erdoberfläche, so wird die Gewinnung
durch Grubenbau betrieben.
Zur Abtrennung der S. von ihren Lagern dienen Brechstangen und Keile, und wo diese nicht ausreichen, sprengt man mit Pulver
oder Dynamit, während das früher übliche Feuersetzen jetzt fast ganz aufgegeben ist. BeimSprengen
[* 106] werden
Bohrmaschinen
[* 107] angewandt, und auch bei der Ablösung der S. mittels der Keile benutzt man jetzt Maschinen, wie in einem Steinbruch
bei Marcoussis (Paris) einen auf Schienen beweglichen Dampfhammer,
[* 108] der die S. absprengt und spaltet. Die aus
den Steinbrüchen gelieferten rohen S. werden zum Teil als solche benutzt, meist aber zu Werkstücken, Schnittsteinen oder
Quadern verarbeitet.
Seit dem Altertum wird diese Steinmetzarbeit mit Hammer
[* 109] und sehr verschieden gestalteten Meißeln (Eisen)
[* 110] ausgeführt, in neuerer
Zeit aber sind immer mehr maschinelle Vorrichtungen in Gebrauch gekommen, welche erfolgreich mit der Handarbeit
konkurrieren. Zum Zerschneiden der S. dienen Steinsägen, welche statt der gezahnten in der Regel einfache Stahlblätter oder
Drähte enthalten, die scharfkörnigen Sand unter Zufluß von Wasser hin- und herschleifen. Die Bewegung des Gatters wird durch
Menschen, Göpel
[* 111] oder andre Motoren hervorgebracht.
Bei den Sägen
[* 112] mit Draht
[* 113] benutzt man oft einen sehr langen Draht, der sich abwechselnd von einer Rolle auf
eine andre ab- und aufwickelt. Zur Bearbeitung ebener Flächen benutzt man Maschinen, welche nach Art der Metallhobelmaschinen
wirken, nur daß die Meißel
[* 114] während der Steinbewegung nicht stillstehen, sondern, unter 45° geneigt, vermittelst schnell
drehender Exzenter kurze Stöße gegen den Stein führen und so die Handarbeit nachahmen. Bei Anwendung
profilierter Meißel erhält man hierbei Kehlungen etc. AndreMaschinen besitzen als Arbeitsorgan eine sehr schnell rotierende
Scheibe mit feststehenden Meißeln oder mit kleinen runden Scheiben aus Hartguß (Kreismeißel), welche bei der schnellen Rotation
der Scheibe gegen den Stein stoßen, sich an diesem wälzen und Stücke bis 25 mmDicke abtrennen.
Auch schwarze Diamanten werden statt der Meißel angewandt. Die ebenen Steinflächen werden mit scharfkörnigem Sand und Wasser
mittels hin und her bewegter, auch rotierender, belasteter eiserner Schleifschalen geschliffen und zuletzt mit Bimsstein (für
Marmor), Kolkothar (Granit, Syenit), Zinnasche (für weicheres Gestein) poliert. Hierbei werden runde Formen
(Säulen etc.) durch eine Drehbank
[* 115] gedreht, während die Schleifschalen dagegen gedrückt werden. In neuerer Zeit benutzt man
mehr und mehr auch Schmirgelscheiben zum Schleifen der S.
der natürlichen Steine benutzt werden. Hierher gehören außer den Mauersteinen (s. d.) die Kalkziegel (Kalksandziegel), die
durch Mischen von Kalkmilch mit Sand zu einer plastischen Masse, Formen der letztern unter starkem Druck und Trocknen an freier
Luft dargestellt werden. Vorteilhaft taucht man sie vor völligem Erhärten in schwache Wasserglaslösung. Auch der
Zementguß muß zu den künstlichen Steinen gerechnet werden. Sehr gute k. S. erhält man aus einer Mischung von Steinbrocken,
Zement und Wasser, welche in Formen gestampft wird.
Aus derartigem Beton sind für Hafenbauten Steine von 18 cbmInhalt dargestellt worden. Cendrinsteine bestehen aus Zement mit Kohlenstaub
oder Asche; eine andre Sorte aus gebranntem Kalk und Steinkohlenasche, welche breiförmig zusammengestampft
werden, worauf man die Masse in Ziegelform bringt und die Steine nach dem Trocknen in Wasserglaslösung taucht. Die englischen
Viktoriasteine werden aus kleinen Granitbruchstücken und Zement geformt und nach 4 Tagen etwa 12 Stunden in Natronwasserglaslösung
gelegt.
Marmorartige und bei Zusatz von Quarzstückchen und Eisenoxyd auch granitartige Steine stellt Ransome dar,
indem er Zement, Kreide,
[* 117] feinen Sand und Infusorienerde mit Natronwasserglas zu einem dicken Brei anmacht, diesen in Formen gießt,
die erhärtete Masse wiederholt mit sehr starker Chlorcalciumlösung begießt, 3 Stunden hineinlegt und schließlich in Wasser
bringt, um lösliche Salze zu entfernen. Diese Steine werden für solides Mauerwerk, Trottoirplatten und
zu Ornamenten sehr viel benutzt und sind polierbar.
Die Marmormosaik-Bodenbelegplatten von Oberalm bestehen aus Marmorabfällen, welche durch eine Mischung von Zement und Marmorpulver
zu einer Masse verbunden werden, die man in eiserne Formen preßt und nach dem Erhärten schleift und poliert.
In Nordamerika
[* 118] finden Steinplatten aus Schieferpulver, mit geringem Zementzusatz gepreßt, ausgedehnte Verwendung. Der Bietigheimer
künstliche Sandstein besteht aus Sandkörnern, die durch ein gesintertes alkalisches Silikat (Feldspat, Glaspulver, Thon) verbunden
sind. In Dirschau
[* 119] mischt man 1 Teil Thon mit 4 Teilen Mergel (Wiesenkalk) im Thonschneider, zerschneidet den heraustretenden
Strang, brennt die Steine im Ringofen, mahlt sie mit 3 VolumenSand und wenig Wasser in rotierenden Trommeln,
setzt Farbstoff zu und formt daraus Steine unter dem Dampfhammer.
Nach Europa
[* 125] zurückgekehrt, veröffentlichte er als Ergebnis dieser Reise: »Durch Zentralbrasilien« (Leipz.
1886). Eine zweite Reise in dasselbe Gebiet trat S. im Januar 1887 an; er untersuchte, durch den Ausbruch der Cholera am Paraguay
[* 126] aufgehalten, die merkwürdigen Sambaquís in der ProvinzSanta Catharina und traf 16. JuliCuyaba ein, von wo er
im August aufbrach. Er erforschte im östlichen Quellgebiet des Xingu eine Reihe von Stämmen, die noch in vorkolumbianischer
Steinzeit lebten, und kehrte im August 1888 nach Europa zurück.
Die letzten Lebensjahre verbrachte er, von schweren Körperleiden gequält, in der Schweiz, wo er in Bern
[* 129] starb. Von
seinem Hauptwerk: »Systematische Entwickelung der Abhängigkeit geometrischer Gestalten«, haben wir nur
den ersten Teil (Berl. 1832);
außerdem schrieb er noch: »Die geometrischen Konstruktionen, ausgeführt mittels der geraden
Linie und Eines festen Kreises« (das. 1833).
Nach seinem Tod erschienen seine »Vorlesungen über synthetische Geometrie« (hrsg.
von Geiser
[* 130] und Schröter, Leipz. 1867, 2 Bde.; 2. Aufl.
1875-76),
und seine »Gesammelten Werke« (hrsg. von
Weierstraß, Berl. 1881-82, 2 Bde.).
(blaue Mäler), die durch Quetschung und Entzündung der Hufsohle, namentlich in den Eckstrebenwinkeln bei
Pferden entstehenden roten, resp. geröteten Flecke. Die Ursachen der S. beruhen in abnormem Druck auf die Sohlenschenkel durch
die übergewachsene Horn- und Eckstrebenwand oder durch unzweckmäßigen Beschlag. Am meisten wird das
Übel bei sonst gesunden Hufen durch zu kurze
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