das Unterbringen der
Ladung im Schiffsraum, um diesen möglichst auszunutzen und den
Schwerpunkt
[* 4] von
Schiff
[* 5] und
Ladung zusammen in eine solche
Lage zu bringen, daß ersteres hinreichende
Stabilität hat. Gerät der
Schwerpunkt von
Schiff
und
Ladung durch unsachgemäßes
S. in eine zu hohe
Lage, so wird das
Schiff zu »oberlastig« und verliert
an der für seine Sicherheit gegen
Kentern notwendigen
Stabilität. Auch muß die
Ladung so gestaut werden, daß sie bei den
heftigen
Bewegungen des
Schiffs im Seegang ihre
Lage nicht ändern kann. S. heißt auch das Zurückhalten fließender Gewässer
durch
Schleusen,
Dämme und sogen. Stauwerke.
(Staufer), deutsches Kaisergeschlecht, s.
Hohenstaufen. ^[= # (Staufer), berühmtes Herrschergeschlecht, welches von 1138 bis 1254 den deutschen Kaiserthron ...]
(Ritter vonS.), altdeutsches Gedicht von einem unbekannten elsässischen Dichter,
wahrscheinlich aus dem Anfang des 14. Jahrh., wurde im 16. Jahrh.
von
Fischart überarbeitet und von
Engelhardt (Straßb. 1823) und Jänicke (in
»AltdeutscheStudien«, Berl. 1871) neu herausgegeben.
(spr. stahnt'n),Stadt im nordamerikan.
StaatVirginia,
GrafschaftAugusta, an einem Nebenfluß des
Shenandoah,
mit großem Irrenhaus, Staatsanstalt für Taubstumme und
Blinde und (1880) 6664 Einw.;
3)
Howard, engl. Schriftsteller und berühmter
Schachspieler, geb. 1810, studierte zuOxford,
[* 19] widmete sich
dann in
London der journalistischen Thätigkeit und trug 1843 in einem großen Schachspielwettkampf zu
Paris
[* 20] über den
FranzosenSaint-Amant den
Sieg davon, was ihm mit Einem
Schlag denRuf des ersten Schachspielers in
Europa
[* 21] verschaffte. Er erfreute sich
desselben bis zu dem großen
LondonerTurnier 1851, aus welchem der Deutsche
[* 22]
Anderssen (s. d.) als erster
Sieger hervorging, und vermied es seitdem, an öffentlichen Wettkämpfen teilzunehmen. S. starb Von seinen
Schriften über das
Schachspiel wurde das Handbuch
(»Laws and practice of chess«) mehrfach aufgelegt (neue Ausg. von Wormald,
1881). Auch leitete er lange Jahre die Schachrubrik in den »Illustrated
LondonNews«. Im übrigen beschäftigte er sich mit dem
Studium der ältern englischen
Dramatiker und war als Kommentator bei
der Herausgabe einer der besten
Shakespeare-Ausgaben
(Edition Routledge) beteiligt.
Noch veröffentlichte er
»Great schools of
England« (2. Aufl. 1869) u. a.
Hier mußte er, vom
Erzbischof von
Salzburg zur Zustimmung zu der Bannbulle gegen
Luther aufgefordert, sich
wenigstens zu der
Erklärung verstehen, daß er im
Papst seinen
Richter anerkenne, was
Luther ihm als eine Verdammung der
Lehre
[* 27] auslegte, zu der S. ihn selbst gewiesen. Er starb 1524. Seine hinterlassenen deutschen
Schriften gab Knaake heraus (Potsd.
1867).
Vgl.
Kolde, Die deutsche Augustinerkongregation und J.
v. S. (Gotha
[* 28] 1879);
dagegen ist die S. ein sehr wertvolles Symptom, welches auf eine Steigerung des Druckes
in der Schädelkapsel, namentlich auf Geschwulstbildungen im Gehirn,
[* 37] schließen läßt.
[* 38] Hauptstadt des gleichnamigen Amtes, welches 9279 qkm (168,5 QM.) mit (1876)
110,965 Einw. umfaßt, im südwestlichen Norwegen,
[* 39] am Buknfjord, durch Eisenbahn mit Egersund verbunden, ist auf felsigem Boden
nach wiederholten Feuersbrünsten ganz modern aus Holz
[* 40] erbaut, hat eine Domkirche (im 12. und 13. Jahrh.
im alten normännischen Stil erbaut, 1866 im Innern restauriert), eine Lateinschule, ein kleines Museum, 2 Häfen und (1885)
22,634 Einw., welche vornehmlich Schiffahrt und Handel mit den Produkten der Fischerei
[* 41] betreiben. Die Stadt besaß 1885: 285 Segelschiffe
von 91,851 Ton. und 40 Dampfschiffe von 12,792 T. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls. S., eine alte, aber
erst im 18. Jahrh. wieder emporgekommene Stadt, war bis 1685 Bischofsitz.
S. war bis 1801 die Hauptstadt des deutschen Reichsfürstentums S., dessen Oberhaupt der jeweilige gefürstete Abt des 648 vom
austrasischen König Sigebert gegründeten Benediktinerstifts S. war. Ein Leben des Abts Poppo (1020-48) von Everhelm ist erhalten.
Wichtig ist der Streit des Klosters gegen den ErzbischofAnno von Köln
[* 43] um das KlosterMalmedy, in welchem
Anno 1071 unterlag. Von der Abteikirche ist nur noch ein Teil des Turms vorhanden. In der Stadtkirche befindet sich der kostbare
Schrein des heil. Remaclus.
1) Gouvernement der russ. Statthalterschaft Kaukasien, an der Nordgrenze gegen Astrachan und das donische
Gebiet, 68,631 qkm (1246 QM.) groß mit (1885) 657,554 Einw.
(Russen, nomadisierenden Kalmücken, Truchmenen, Nogaiern, Armeniern). Das Gouvernement enthält zum Teil reiches
Ackerland, so daß in jedem Jahr über 16,000 Arbeiter zum Einheimsen der Ernte
[* 49] aus Rußland kommen müssen, teils weite, an
Salzseen reiche, aber an Trinkwasser arme Steppen, auf denen Viehzucht
[* 50] getrieben wird.
Waldmangel ist nicht nur in der Steppe, sondern auch in den Berggegenden fühlbar. Die beiden Hauptflüsse Manytsch und
Kuma sind wasserarm und verlieren sich in den Sand. Getreide,
[* 51] Leinsaat, Sonnenblumenkerne, Wolle, Häute und Talg werden nach Rostow
am Don ausgeführt. Der südlichste Zipfel des Gouvernements wird von der EisenbahnRostowWladikawkas durchzogen. Die gleichnamige
Hauptstadt, am Flüßchen Taschla, in dürrer, baumloser Ebene, 611 m ü. M. gelegen, mit (1885) 36,561
Einw. (Russen, Tataren, Armeniern, Persern, Nogaiern, Grusiern u. a.), ist Sitz eines Zivil- und Militärgouverneurs und des
kaukasischen und tschernomorskischen Bischofs, hat 13 griechisch-russ. Kirchen, eine armenische und eine kath. Kirche, eine
Moschee, Nonnenkloster, geistliches Seminar, vorzügliche Mädchenschule, öffentliche Bibliothek, Theater und zahlreiche Fabriken,
deren Thätigkeit ebenso wie der Handel beständig im Zunehmen sind. Die Stadt hat durch ihre Lage an der
aus Persien
[* 52] nach Rußland führenden Karawanenstraße große kommerzielle Bedeutung, auch für die asiatische Post ist S. Station.
-
(Steamboat, engl., spr. stihmer, stíhmboht), Dampfschiff. ^[= (Dampfboot, Dampfer), jedes Schiff, welches durch eine oder mehrere an Bord eingebaute Dampfmaschine ...]
[* 53]
(C18H35O2)3C3H5 findet sich in den meisten Fetten neben Palmitin und Olein, besonders reichlich
im Hammeltalg. Um es aus diesem zu gewinnen, schmelzt man denselben und mischt ihn mit so viel Äther, daß er nach
dem Erstarren Breikonsistenz besitzt, preßt wiederholt und kristallisiert den Rückstand aus Äther häufig um. Das S. bildet
farb-, geruch- und geschmacklose, perlmutterglänzende Schuppen, ist löslich in siedendem Alkohol und Äther, sehr schwer in
kaltem Alkohol, nicht in Wasser, reagiert neutral, schmilzt bei 62-64°, erstarrt wachsartig und wird
¶
mehr
durch Alkalien leicht verseift. Es besteht aus Stearinsäuretriglycerid und kann direkt durch Erhitzen von Stearinsäure mit
Glycerin erhalten werden. Das S. des Handels ist kein neutrales Fett, sondern ein aus solchem dargestelltes Gemisch von Stearinsäure
und Palmitinsäure.
Zur Gewinnung des Fettsäuregemisches erhitzte man das Fett ursprünglich mit Kalkmilch (aus 14 Proz. gebranntem Kalk), trennte
die Kalkseife von dem glycerinhaltigen Wasser und schied aus derselben durch Schwefelsäure
[* 55] die fetten Säuren ab. Gegenwärtig
arbeitet man in verschlossenen Kesseln (Autoclaves) unter einem Druck von 8-10 Atmosphären (bei 170°) und
erreicht eine ziemlich vollständige Verseifung durch Anwendung von nur 2-4 Proz. Kalk, so daß bei der weitern Verarbeitung
an Schwefelsäure bedeutend erspart wird.
Unter einem Druck von 10-15 Atmosphären und bei einer Temperatur vom Schmelzpunkt des Bleies werden die Fette auch durch reines
Wasser ohne Anwendung von Alkalien zersetzt, und wenn man sie bei 315° mit überhitztem Wasserdampf in
geeigneten Apparaten behandelt, so destillieren die Fettsäuren und das Glycerin über, während in dem Apparat ein brauner,
pechartiger Rückstand bleibt, den man auf Photogen und Anilin verarbeitet. Diese beiden Methoden sind im großen Maßstab
[* 56] ausgeführt,
gegenwärtig aber durch die Verseifung mit Schwefelsäure verdrängt worden.
Letztere wendet man besonders auf solche Fette an, welche wegen ihrer Beschaffenheit oder ihrer Verunreinigungen nicht mit Kalk
verseift werden können, wie Palmöl, Kokosöl, Knochenfett, Abfälle aus Schlächtereien, Küchen etc. Man erhitzt die möglichst
gereinigten Fette unter Umrühren mit 6-12 Proz. konzentrierter Schwefelsäure durch Dampf
[* 57] auf 110-177°,
kocht noch 15-20 Stunden das Produkt mit Wasser, reinigt es durch wiederholtes Waschen, entwässert es durch Erhitzen in flachen
Pfannen und unterwirft es, da es sehr dunkel gefärbt ist, auch unzersetztes Fett enthält, der Destillation
[* 58] durch überhitzten
Wasserdampf.
Die Produkte, welche nach dieser Methode erhalten werden, weichen in mancher Hinsicht von den durch Kalkverseifung
gewonnenen ab. Die Ausbeute beträgt bei letzterer 45-48, bei der Schwefelsäureverseifung mit Destillation 55-60 Proz. Kerzenmaterial.
Das gewonnene Gemisch von Fettsäuren läßt man in flachen Gefäßen möglichst langsam grobkristallinisch bei 20-32° erstarren,
preßt unter starkem Druck zuerst kalt, dann bei 35-40° die Ölsäure ab, aus welcher sich bei hinreichender
Abkühlung noch S. ausscheidet, die man auf Zentrifugalmaschinen von der Ölsäure trennt, schmelzt und kocht sämtliche S.
mit stark verdünnter Schwefelsäure und Wasser, klärt sie mit Eiweiß, bleicht sie auch wohl durch Kochen mit schwacher Oxalsäurelösung
und gießt sie in Formen.
Nach einer neuern Methode erhitzt man das Fett mit 4-6 Proz. Schwefelsäure etwa 2 Minuten auf 120° und
kocht es dann mit Wasser. Es findet vollständige Zersetzung statt, und von der erhaltenen S. kann man 80 Proz. nach zweimaliger
Pressung direkt auf Kerzen verarbeiten, während nur der Rest von 20 Proz. zu destillieren
ist. Nebenprodukte bei der Stearinsäurefabrikation sind Glycerin und Ölsäure. Letztere durch geeignete Prozesse in feste Fettsäuren
umzuwandeln (Ölsäure gibt mit schmelzenden AlkalienPalmitinsäure und Essigsäure, mit salpetriger Säure starre Elaidinsäure),
ist bis jetzt in lohnender Weise noch nicht gelungen.
Reine S. erhält man aus Seife, wenn man diese in 6 Teilen Wasser löst, 40-50 Teile kaltes Wasser zusetzt,
das ausgeschiedene Gemenge von saurem stearinsaurem und palmitinsaurem Natron durch Umkristallisieren aus heißem Alkohol trennt,
das schwer lösliche Stearinsäuresalz mit Salzsäure zersetzt und die S. aus Alkohol umkristallisiert. Sie bildet farb- und
geruchlose, silberglänzende Kristallblättchen, ist leicht löslich in Alkohol und Äther, nicht in Wasser,
reagiert sauer, schmilzt unter starker Volumvergrößerung bei 69° und erstarrt schuppig-kristallinisch, ist in kleinen
Quantitäten bei vorsichtigem Erhitzen destillierbar, leichter im Vakuum und mit überhitztem Wasserdampf.
Ein Patent auf Darstellung von Kerzen aus S. und Palmitinsäure nahmen zuerst Gay-Lussac, Chevreul und Cambacères 1825, doch wurde
erst de Milly Begründer der Stearinindustrie, indem er 1831 die Kalkverseifung einführte und 1834 auch die
Verseifung mit wenig Kalk andeutete und 1855 vervollkommte. 1854 gelangten Tilghman und Melsens unabhängig voneinander zu
der Zersetzung der Fette durch überhitztes Wasser, und Wright und Fouché konstruierten Apparate für diese Methode, welche indes,
wie auch die mit einer Destillation verbundene Behandlung der Fette mit überhitztem Wasserdampf, nur vorübergehende Bedeutung
errang. Anfang der 40er Jahre begründeten Jones, Wilson, Gwynne die Methode, welche auf der schon 1777 von Achard beobachteten
Zersetzung der Fette durch Schwefelsäure beruht und in neuerer Zeit allgemeine Verbreitung gefunden hat.
in der Jägerei das Auswerfen kleiner Vertiefungen im Boden durch den Dachs und den Fuchs
[* 62] beim Aufsuchen von
Insektenlarven, auch das Einbohren des Schnabels (Stechers) der Schnepfen in den Boden zum Fang von Regenwürmern
sowie das Aufeinanderstoßen der Männchen und Weibchen zur Paarzeit in der Luft, besonders der Schnepfen zur Strichzeit;
endlich
das Spannen des Stechschlosses an einer Büchse durch den Druck am Stecher.
[* 61] eine weite, bisweilen an einer Stelle zu einer Kugel oder in andrer Form erweiterte, auch konisch zulaufende
Glas- oder Metallröhre, deren obere Öffnung bequem durch den aufgedrückten Finger geschlossen werden
kann (s. Figur), dient zum Herausheben von Flüssigkeit aus einem Faß
[* 64] od. dgl. Der S. füllt sich beim Eintauchen
in die Flüssigkeit u. bleibt gefüllt, wenn man ihn mit verschlossener oberer Öffnung herauszieht.
Durch vorsichtiges Heben des verschließenden Fingers kann man beliebige Quantitäten der Flüssigkeit abfließen
lassen. Vgl. Pipette.
öffentliches Ersuchen um Festnahme einer zu verhaftenden Person, welche flüchtig ist oder sich verborgen
hält. Nach der deutschen Strafprozeßordnung (§ 131) können Steckbriefe von dem Richter sowie von der
Staatsanwaltschaft erlassen werden. Ohne vorgängigen Haftbefehl ist eine steckbriefliche Verfolgung nur statthaft, wenn
ein Festgenommener aus dem Gefängnis entweicht oder sonst sich der Bewachung entzieht. In diesem Fall sind auch die Polizeibehörden
zum Erlaß des Steckbriefs befugt. Der S. muß eine Beschreibung der Person des Verfolgten (Signalement),
soweit dies möglich, enthalten sowie die demselben zur Last gelegte strafbare Handlung und das Gefängnis bezeichnen, in welches
die Ablieferung zu erfolgen hat, wofern nicht wegen der Abholung des Festgenommenen eine Nachricht erbeten wird. Ist ein
S. unnötig geworden, so erfolgt dessen Widerruf (Steckbriefserledigung) auf demselben Weg, auf dem er
erlassen ist.
(Stopfer), ein beblätterter, halbreifer oder junger Zweig einer Pflanze, den man in die Erde steckt, damit er
sich bewurzele und dann zu einer neuen, selbständigen Pflanze sich entwickle. Man schneidet ihn dicht
unter einem Auge
[* 65] (bei Verbenen mit Beibehaltung eines Stückchens vom Stiel), schneidet einige der untern Blätter ab und steckt
ihn in Sand oder Torfmull. Für die schwierigen Pflanzen oder für eine Vermehrung in großartigem Maßstab hat man kalte,
halbwarme und warme Vermehrungshäuser und benutzt doppeltes Glas,
[* 66] d. h. im Vermehrungshaus (auch Wohnzimmer) noch Glasscheiben
oder Glasglocken auf den Stecklingstöpfen oder Schalen; gleichmäßige Feuchtigkeit und Beschattung gegen brennende Sonnenstrahlen
verhindern das Verwelken und Abtrocknen, zeitweises Lüften des innern Glases das Faulen. Stecklinge von Pflanzen mit starkem
Saft oder Milchsaft steckt man inSand mit stehendem Wasser.
(Pinna L.), Gattung aus der Familie der Miesmuscheln (Mytilidae), mit schief dreieckigen, vorn spitzen, hinten
klaffenden, dünnen Schalen. Die Steckmuscheln stecken mit dem spitzen Ende im Schlamm oder Sand und sind durch feine Byssusfäden
an der Umgebung befestigt. Die größte Art ist die 70 cm lange schuppige S. (PinnasquamosaGm.), im Südlichen
Ozean und im MittelländischenMeer. Diese und die nur 30 cm lange edle S. (P. nobilisL.), im Mittelländischen und Atlantischen
Meer, werden namentlich im Busen von Tarent gefischt. Den 10-25 cm langen, goldbraunen Bart verspinnt man mit Seide
[* 67] und
fertigt feine und haltbare Handschuhe, Geldbeutel etc. daraus (s. Byssus). Hin und wieder findet man wertlose Perlen von brauner
Farbe in ihr. Im Altertum fabelte man von dem sogen. Muschelwächter (Pinnotheres), einem Krebs,
[* 68] welcher seinen Wirt, die Pinna,
vor Gefahren warnen, dafür aber in ihr wohnen sollte. Die letztere Angabe ist richtig, die erstere grundlos.
(Doppelgarn), Netz zum Fang von Rebhühnern, Fasanen und Wachteln, gewöhnlich 15 bis 16 m lang und 35 cm hoch,
welches aus zwei spiegelig gestrickten Außengarnen und einem in der Mitte liegenden Innengarn mit engern Maschen besteht.
Wenn Hühner
[* 70] gesprengt sind und man dieselben sich zusammenlocken hört, so stellt man zwischen ihnen
die Stecknetze mittels Stellstäbchen auf und lockt sie dann mittels einer Hühnerlocke (s. d.) zusammen. Wenn sie durch die
Maschen des Außengarns durchkriechen, so bleiben sie in dem faltigen (busigen) Innengarn hängen. In gleicher Weise kann man
auch die Steckgarne an das Ende nicht zu breiter Kartoffelstücke und an Hecken stellen und die Hühner
hineintreiben. Der Fang mit diesen Garnen ist leicht, die Hühner werden jedoch dabei gewöhnlich so beschädigt, daß man sie
nicht lebend aufbewahren kann. Über den Fang der Wachteln im S. s. Wachtel.
fruchtbarer Landstrich in der oldenburg. Wesermarsch, begreift im wesentlichen das heutige AmtBerne
und ist berühmt durch seine freiheitliebenden und tapfern Bewohner, die Stedinger (Stettländer). In alten Zeiten umfaßte
der Stedinggau außer dem jetzigen S. die vormaligen vier Marschvogteien Moorrieh, Oldenbrook, Strückhausen und Hammelwarden,
die Vogtei Wüstenlande (die Stedingerwüste oder Wösting genannt), das jenseit der Weser gelegene Osterstade
und wahrscheinlich auch den damals schon vorhandenen Teil des nachmaligen Vogteidistrikts Schwey. Das jetzige S. liegt zwischen
der Ochte, Weser und Hunte, wird von mehreren kleinen Flüssen, der Berne, Hörspe und Ollen, durchströmt und ist an zwei Seiten
von der Geest umgeben. Der Boden, dessen obere Lage von dem fetten Wasserschlamm gebildet worden, ist fruchtbar und der Landstrich
unter allen Marschdistrikten Oldenburgs der gesündeste; wegen seiner niedrigen Lage bedarf er aber der Eindeichung. - Als
König Heinrich IV. 1062 das linke Weserufer von der Mündung der Ochte bis zum Butjadingerland dem Erzbischof
von Bremen
[* 74] schenkte, siedelte dieser Rüstringer und Holländer in dem durch Deiche dem Fluß abgerungenen Gebiet an. Sie nannten
sich Stedinger, d. h. Uferbewohner.
(Steeten), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden,
[* 78] Oberlahnkreis, an der Lahn, hat eine Dolomithöhle mit
zahlreichen Knochen
[* 79] vorweltlicher Tiere, Kalkbrennerei und (1885) 645 Einw.
(spr. stihl),SirRichard, engl. Schriftsteller,
geb. 1671 zu Dublin,
[* 82] studierte in Oxford (Genosse Addisons), trat
dann als gemeiner Soldat in die Armee (was seine Enterbung zur Folge hatte) und versuchte sich nebenbei als Schriftsteller. Mitten
in einem extravaganten Leben überraschte er die Welt durch den moralischen Traktat »The christian hero«; ihm folgten einige
ebenfalls moralische Lustspiele. Als Herausgeber der »Gazette«, des offiziellen Regierungsorgans, hatte er den
Vorteil, wichtige Nachrichten aus sicherster Quelle
[* 83] verbreiten zu können, sah sich aber bei ihrer Beurteilung durch manche
Rücksichten gehemmt. Er gab daher seit 1709 eine eigne, dreimal wöchentlich erscheinende Zeitschrift: »The Tatler«, heraus,
in der er »eine belehrende und zum Denken anregende Unterhaltung« versprach.
Der Inhalt war sehr vielseitig, der Beifall allgemein. Die bedeutendsten Schriftsteller boten ihre Hilfe
an, Addison wurde der hervorragendste Mitarbeiter. Bald vergrößerte sich das Unternehmen: seit 1711 erschien täglich »The
Spectator«, der in einem novellistischen Rahmen Unterhaltungen über litterarische, ästhetische, selten politische Dinge, Erzählungen,
moralische Betrachtungen brachte. Im J. 1713 löste »The Guardian« den »Spectator« ab, lenkte aber zu tief
in das politische Fahrwasser, um dauernd Erfolg zu haben, zumal S. im whiggistischen Sinn wirkte, was sogar 1714 seinen Ausschluß
aus dem Parlament herbeiführte. Als bald darauf mit der Thronbesteigung Georgs I. die Whigs ans Ruder traten, kam S. wieder
zu Ehren und erhielt die Stelle eines Oberstallmeisters zu Hamptoncourt. Er starb Seine Lustspiele
erschienen 1761, seine Briefe 1787.
Vgl. Montgomery, Memoirs of SirR. S. (Lond. 1865, 2 Bde.);
Jan, holländ. Maler, geboren um 1626 zu Leiden,
[* 84] war Schüler N. Knupfers zu Utrecht
[* 85] und soll
sich dann in Haarlem
[* 86] bei A. van Ostade, vielleicht auch nach DirkHals, gebildet haben. 1648 ließ er sich in die Malergilde
zu Leiden aufnehmen, und 1649 verheiratete er sich im Haag,
[* 87] wo er bis 1653 thätig war. Von 1654 bis 1658 wohnte er wieder
in Leiden, dann bis 1669 in Haarlem, und 1672 erhielt er in Leiden die Erlaubnis, eine Schenke zu halten.
Er wurde daselbst begraben. S. ist der geistreichste und humorvollste der holländischen Genremaler, der auch eine
scharfe gesellschaftliche Satire nicht scheut. Er malte biblische Darstellungen in sittenbildlicher, bisweilen humoristischer
Auffassung (Hauptwerke: Simson unter den Philistern, in Antwerpen;
[* 88] Verstoßung der Hagar und Hochzeit zu Kana,
in Dresden),
[* 89] zumeist aber Szenen aus dem mittlern und niedern Bürgerstand, in welchen er die größte Feinheit und Mannigfaltigkeit
der Charakteristik mit derbem, ausgelassenem, oft groteskem Humor zu verbinden weiß. Er liebt es, seinen figurenreichen Darstellungen
oft eine moralische Tendenz unterzulegen oder durch sie ein Sprichwort oder eine allgemeine Wahrheit zu
versinnlichen. Am besten ist er im Reichsmuseum zu Amsterdam
[* 90] vertreten, wo sich ein St. Niklasfest, der berühmte Papageienkäfig,
die kranke Dame mit dem Arzt, eine Tanzstunde und eine Darstellung des Sprichworts »Wie die Alten sungen, so zwitschern die
Jungen« befinden. Von seinen übrigen Werken sind die hervorragendsten: die Menagerie und die Lebensalter (im Haag), die Unterzeichnung
des Ehekontrakts (Braunschweig),
[* 91] das Bohnenfest (Kassel),
[* 92] der Streit beim Spiel und der Wirtshausgarten (Berlin)
[* 93] und die Hochzeit
(St. Petersburg).
[* 94] In der koloristischen Durchführung seiner Bilder ist S. ungleich.
¶
mehr
Doch übertrifft er in seinen besten und sorgfältigsten Arbeiten alle Zeitgenossen an geistreicher, fein zusammengestimmter
Färbung und meisterhafter Behandlung des Helldunkels.
2) Hendrik der jüngere, Sohn des vorigen, ebenfalls Architekturmaler, geboren um 1580 zu Frankfurt a. M., war später in
Antwerpen und London thätig und starb nach 1649. Er hat Kircheninterieurs, große Hallen und Palasträume mit Staffage, aber
auch die architektonischen Hintergründe zu Bildnissen andrer Künstler gemalt. Seine Bilder sind häufig
(z. B. in Berlin, in der kaiserlichen Galerie zu Wien, im Louvre zu Paris, in der Eremitage zu St. Petersburg und in den Galerien
zu Dresden und Kassel). Seine malerische Behandlung ist freier und breiter als die des Vaters.
ein Wettrennen, bei welchem man früher einen Kirchturm
oder einen ähnlichen hervorragenden Gegenstand zum Ziel setzte und dann querfeldein über Hecken und Zäune, durch Bäche und
Flüsse
[* 102] hindurch auf denselben zujagte.
Gegenwärtig versteht man inDeutschland
[* 103] unter S. ein Rennen mit
Hindernissen, bei welchem die Reiter auf einer mit Flaggen
[* 104] abgesteckten Bahn in unebenem Terrain verschiedene feste, natürliche
oder künstlich angelegte Hindernisse »nehmen« müssen, um das Ziel zu erreichen.
Bedeutender aber als diese und seine kunstvollen Kirchenwerke sind seine zahlreichen Kammerduette zu italienischen Texten,
welche die größte Kunst des Tonsatzes mit einer gesangreichen und ausdrucksvollen Melodie vereinigen
und als Muster ihrer Gattung gelten. Später nahm mehr und mehr die Diplomatie sein Interesse in Anspruch. Nachdem er seine Kapellmeisterstelle 1710 an
Händel, mit dem er befreundet war, abgetreten, wurde er vom Kurfürsten von der Pfalz zum Geheimrat, vom Papst zum Protonotar
und Bischof von Spiza (in partibus) ernannt und widmete sich öffentlich nur noch staatswissenschaftlichen
und geistlichen Geschäften, die ihn 1729 auch noch einmal nach Italien
[* 119] führten. Er starb auf der Reise 1730 in Frankfurt a. M.
Von seinen wenigen im Druck erschienenen Kompositionen nennen wir: »Psalmodia vespertina« (für 8 Stimmen, 1674);
»Sonate da
camera a due violini, alto e continuo« (1679);
»Duetti da camera a soprano e contralto« (1683) und »Janus
[* 120] quadrifons« (Motetten mit Basso continuo für 3 Stimmen, von denen jede beliebige weggelassen werden kann).