Wohlthätigkeit, bis sie später völlig verarmte, namentlich seit ihre Staatspension, um ihre
Gläubiger zu befriedigen, innebehalten
wurde. Von allen englischen
Dienern verlassen, nur von einigen treuen Arabern umgeben, starb sie in Dschihun. Man
setzte sie in der Gruft zu
Mar Elias bei. Ihr
Arzt veröffentlichte: »Memoirs of the
LadyEsther S.« (Lond.
1845, 3 Bde.; deutsch, Stuttg. 1846).
»French retreat from Moscow and historical essays« (1876).
Eine Auswahl seiner für die »Quarterly
Review« gelieferten
Artikel erschien unter dem
Titel: »Historical essays« (Lond. 1848,
neue Ausg. 1861). Er gab auch die »Letters of
Philip Dormer S.,
Earl ofChesterfield« (neue Ausg., Lond.
1853, 5 Bde.) und »Memoirs
by
SirRobertPeel« (das. 1856-57, 2 Bde.)
heraus. Als sechster
Graf von S. folgte ihm sein Sohn
ArthurPhilip, geb. 1868 bis 1875 Mitglied des
Unterhauses,
1874-76
Lord des Schatzamtes im
MinisteriumDisraeli.
Seine Stellung inmitten der Parteiungen des Adels und der Übermacht der Nachbarstaaten war eine schwierige. Der nötigen Energie
ermangelnd, um den unabhängigen Adel zu zügeln und sich der schlauen russischen Politik zu entziehen, ward er bald mißliebig.
Ja, ward er von den Verschwornen aus Warschau entführt, doch auf seine beredten Vorstellungen
wieder dahin zurückgeführt. Die erste TeilungPolens 1772 mußte er genehmigen. Er schloß sich dann den Bestrebungen, den
zerrütteten Staat zu reformieren, an, vereitelte dieselben aber dadurch, daß er sich der Konföderation von Targowitz gegen
die Konstitution vom anschloß und die abermalige Einmischung der Russen veranlaßte.
»Lectures on the history of the Eastern
Church« (1861, 5. Aufl. 1883) u. a. Nachdem er 1862 als
Begleiter des Prinzen von Wales eine zweite Reise nach dem Orient gemacht, veröffentlichte er: »Scenes of the East« (1863);
»Lectures
on history of the Jewish Church« (1862; 8. Aufl. 1884, 3 Bde.);
»Historical memorials of Westminster Abbey« (5. Aufl. 1882);
»Essays chiefly on questions of church and state from
1850-70« (1870, neue Aufl. 1884);
»The Athanasian creed« (1871);
»Lectures on the history of the Church of Scotland« (1872);
»Christian institutions« (4. Aufl. 1883) u. a. Vielfach
Unwillen erregte S. 1880 durch seinen hartnäckig festgehaltenen Plan, dem SohneNapoleons III. ein Denkmal in der Westminsterabtei
setzen zu lassen, bis ihn endlich der Wille des Parlaments zum Nachgeben nötigte. Er starb in
London.
Vgl. Grace Oliver, A. P. S. (3. Aufl., Lond. 1885).
2) HenryMorton (eigentlich James Rowland), berühmter Afrikareisender, geb. bei Denbigh in Wales als Sohn des Farmers
John Rowland, kam im Alter von drei Jahren ins Armenhaus von St. Asaph, woselbst er bis zum 13. Jahr blieb
und eine gute Erziehung erhielt. Er wollte sich anfangs dem Lehrfach widmen, wurde dann aber Schiffsjunge und kam als solcher
nach New Orleans. Hier fand er bei einem Kaufmann, Namens S., Beschäftigung, ward von demselben adoptiert
und nahm dessen Namen an. Nach dem Tod seines Wohlthäters trat er 1861 beim Ausbruch des Kriegs in die Armee der Konföderierten,
wurde aber gefangen genommen und der Marine der Vereinigten Staaten
[* 34] zugeteilt, in welcher er es bis zum Fähnrich brachte.
Nach dem Frieden bereiste er 1865 die Türkei
[* 35] und Kleinasien und begleitete 1867-68 als Korrespondent des
»NewYork Herald« die englische Armee nach Abessinien. Seinen Weltruf verdankte S. seinem kühnen Zug
zur Auffindung Livingstones,
während die Feststellung des Lualaba und Congostroms ihn zum ersten Afrikareisenden aller Nationen der Jetztzeit stempelte.
Im Auftrag von J. G.Bennett (s. d.), dem Besitzer des »NewYork Herald«, war S. nämlich im Okt. 1869 ausgeschickt
worden, um den ganz verschollenen Livingstone aufzusuchen und ihm Hilfe zu bringen. Nachdem er zuvor als Berichterstatter des
»Herald« der
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mehr
Einweihung des Suezkanals beigewohnt, dann einen Abstecher nach Persien
[* 37] und Indien gemacht hatte, langte er im Januar 1871 in
Sansibar
[* 38] an, von wo er mit etwa 200 Mann (darunter 3 Weiße), vorzüglich ausgerüstet und aufs beste bewaffnet, einige Wochen
später seinen Marsch ins Innere von Afrika
[* 39] antrat. Nach vielen zu überwindenden Schwierigkeiten war er
endlich am Ziel: 10. Nov. hielt er seinen feierlichen Einzug in Udschidschi am Tanganjikasee, wo er in der That den tot geglaubten
Livingstone fand.
Daß S. in Großbritannien
[* 40] eine starke Anfeindung erfuhr, daß man seinen ganzen Bericht für eine Unwahrheit erklärte, daß
später aber sich alles dies als bloße Verleumdung herausstellte, trug nur dazu bei, dem verdienten Manne
noch größere Berühmtheit zu verschaffen. Nachdem er mit Livingstone sich noch der Erforschung des Tanganjika gewidmet, trat
er im März 1872 seine Rückreise nach Sansibar und Europa
[* 41] an. Über seine Erlebnisse und die Resultate seiner Expedition, die
dem Besitzer des »NewYork Herald« gegen 10,000 Pfd. Sterl. gekostet hatte, berichtete er in dem Werk
»How I found Livingstone« (Lond. 1872; deutsch, 2. Aufl., Leipz.
1885), worin er außer seinen eignen auch LivingstonesBeobachtungen in dem See- und Flußsystem im SW. und W. des Tanganjikasees
brachte.
Vom Ukerewe sich westlich wendend, entdeckte er im Januar 1876 zunächst das 5000 m hohe, schneebedeckte Gambaragaragebirge.
Unter 30° 20' östl. L. v. Gr. und dem Äquator stieß er alsdann auf einen großen Golf, den er Beatricegolf
nannte und für einen Teil des Mwutan ansah. Nach spätern Aufnahmen des ägyptischen Obersten Mason Bei muß jedoch angenommen
werden, daß S. hier einen neuen großen, noch unbenannten See entdeckt hat. Nun sich südlich wendend, erforschte er den Hauptzufluß
des Ukerewe, den Kagera oder Kitangule, welchen er als einen bedeutenden, 20-40 m tiefen Strom schildert,
und der aus einem gleichfalls von S. entdeckten See, dem Akanjaru oder Alexandrasee (zwischen 2-3° südl. Br. und 31° östl.
L. v. Gr.), entspringt. S. wandte sich nun der Lösung des größten noch vorhandenen afrikanischen Problems zu. Er wollte
zu ergründen suchen, wohin die ungeheuern Wassermassen der Seen und Ströme, die westlich vom Tanganjikasee
liegen, sich ergössen, und ob dieselben, wie theoretisch bereits Behm nachgewiesen, den obern Lauf desCongo darstellten, von
dem man nur die Mündung kannte. Am war S. wieder in Udschidschi am Ostufer des Tanganjikasees, machte auf demselben
sein tragbares Boot flott und umfuhr in 51 Tagen zum erstenmal vollständig dieses große Wasserbecken.
Auch den nach W. führenden »Abfluß« des Tanganjika, den von Cameron entdeckten Lukuga, fand S. wieder auf und fuhr denselben
eine Strecke weit abwärts. Nach seinen Schilderungen
ist der Lukuga jedoch nur ein sumpfiger Arm des Tanganjika,
welcher bloß bei Hochwasser einen gelegentlichen Abfluß nach W. ausmacht. Nach Vollbringung dieser Aufgabe drang S. nach
W. vor und erreichte unter großen GefahrenNyangwe, den äußersten von Livingstone und Cameron erreichten Ort am obern Lualaba-Congo.
Nachdem er seine zusammengeschmolzene Expedition wieder auf 200 Bewaffnete gebracht hatte, verließ er mit 18 KanoesNyangwe, um eine der gefahrvollsten und merkwürdigsten Reisen anzutreten, von welcher die Geschichte aller Zeiten berichtet.
Sowohl in seinem obern Lauf bis zum Äquator als in seinem untern zeigt der Lualaba-Congo zahlreiche bedeutende Wasserfälle,
die zum großen Teil umgangen werden mußten, was meist unter Kämpfen mit den Eingebornen geschah.
Einzelne Katarakte wurden durchschifft, doch verlor S. hierbei seinen treuen Diener Kalulu und seinen letzten weißen Gefährten,
FrancisPocock. Drei Vierteljahre hatte diese gefahrvolle, abenteuerliche Reise gedauert, als S. mit seiner zusammengeschmolzenen
Schar, dem Hungertod nahe, in Boma an der Congomündung in den Bereich portugiesischer Herrschaft
gelangte. Aber die Anstrengungen waren des Resultats wert. Der bisher unbekannte Riesenlauf des Congo konnte in die Karte eingetragen
werden (s. Congo). S. stellte die ganze Länge des Stroms, für welchen er den nicht acceptierten Namen »Livingstone« vorschlug,
auf 630 Meilen fest, von denen der 225 Meilen lange, oft seeartig erweiterte mittlere Teil für die größten
Schiffe
[* 44] fahrbar ist, so daß hier dem Handel ein neues, ungeheuer großes Gebiet durch den kühnen Reisenden eröffnet wurde.
Die Identität des Congo mit dem Lualaba war somit festgestellt und damit eine Wasserstraße ins Innere von Afrika von mehr
als 4000 km Länge eröffnet, die nur an 2-3 Stellen von Katarakten unterbrochen wird. Bereits vier Monate nach seiner Rückkehr
veröffentlichte er seinen Reisebericht »Through the dark continent« (Lond.
1878),
der mehrmals aufgelegt wurde, ebenso wie die zu gleicher Zeit erschienene deutsche Übersetzung »Durch
den dunkeln Weltteil« (2. Aufl., Leipz. 1881, 2 Bde.).
Der großartige Erfolg Stanleys führte nach der Begegnung König Leopolds II. von Belgien
[* 45] mit dem Entdecker in Brüssel
[* 46] zur
Gründung des Comité d'études du Haut-Congo, das es sich zur Aufgabe stellte, Zentralafrika dem Handel zu eröffnen. S. wurde
mit der Leitung des Unternehmens betraut, er legte nicht allein längs des Congo, auch in dem später
an Frankreich abgetretenen Gebiet des Kuilu eine Reihe von Stationen an bis zu den Stanleyfällen am obern Congo, entdeckte, den
Kwa aufwärts fahrend, den großen See, welchem er denNamenLeopolds II. gab, und war mit kurzer Unterbrechung, als ihn seine
geschwächte Gesundheit zur Reise nach Europa nötigte, bis 1884 unermüdlich im Congogebiet thätig. In
diesem Jahr kehrte er endgültig nach Europa zurück, nahm als technischer Kommissar des Bevollmächtigten der amerikanischen
Union an der Congokonferenz in Berlin
[* 47] teil und veranlaßte in England die Bildung einer Gesellschaft zur Erbauung einer Eisenbahn
von der Congomündung bis zum Stanley Pool. Zu gleicher Zeit publizierte er »The Congo and the foundation
of its free state«, deutsch unter dem Titel: »Der Congo und die Gründung des Congostaats« (Leipz. 1885, 2 Bde.).
Als Ende 1886 die ägyptische Regierung in Gemeinschaft mit einigen englischen Kapitalisten eine Expedition zum EntsatzEminBeis auszusenden beschloß,
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mehr
übernahm S. bereitwilligst die Führung dieses schwierigen und gefahrvollen Unternehmens, traf von New York in
London ein, das er verließ, um sich nach Sansibar zu begeben, von wo er mit den dort von ihm angeworbenen Leuten
um das Kap zum Congo fuhr. Dort traf er 18. März ein. Seine Begleitung bestand aus 9 Europäern, 13 Somal, 61 Sudanesen
und 620 Sansibariten. Außerdem schloß sich der arabische Sklavenhändler Tippu Tip, welchen S. durch dessen Ernennung zum
Gouverneur vom obern Congo mit einem Jahresgehalt gewonnen hatte, mit 40 Mann an; weitere Mannschaften vom Tanganjika und von
Kassongo bei Nyangwe sollten bei den Stanleyfällen zu Tippu Tip stoßen.
Von hier brach er 28. Juni mit 389 Mann auf, am linken Ufer des Flusses aufwärts ziehend. Der Name des Aruwimi ändert sich wiederholt, 140 km
von Jambuja heißt er Lubali, dann Nevoa, nach seinem Zusammenfluß mit dem Nepoko heißt er No-Welle, 350 km vom Congo aber
Ituri. Trotz der Feindseligkeiten der Eingebornen ging der Marsch ohne Schwierigkeit vor sich, bis man Anfang August ein Urwaldgebiet
erreichte, wo der Expedition furchtbare Leiden
[* 50] harrten. Die Eingebornen widersetzten sich dem Vordringen Stanleys und erschossen 5 Mann
mit vergifteten Pfeilen, auch LeutnantStairs wurde schwer verwundet.
Um den arabischen Sklavenjägern auszuweichen, hielt sich S. auf der Congostraße, stieß 31. Aug. aber
doch auf eine Abteilung des Sklavenhändlers Ugarrowa, zu dem 26 Leute desertierten. Auch mußte S. 56 Invalide im Lager Ugarrowas
zurücklassen. Mit 273 zog er weiter, schreckliche Leiden ausstehend in dem durch Sklavenjäger verwüsteten Land, so daß
ein mitgebrachtes Boot mit 70 Warenladungen unter dem Wundarzt Parke und dem KapitänNelson, beide marschunfähig
und verwundet, bei dem Sklavenhändler Kilonga-Longa zurückgelassen werden mußte.
Endlich wurde Ibwiri erreicht, wo an Stelle des bisherigen dichten, dumpfen Waldes weite fruchtbare Ebenen traten und Lebensmittel
im Überfluß waren. Zwar widersetzte sich der mächtige Häuptling Mogamboni Stanleys Vordringen, doch
wurden alle Angriffe zurückgeschlagen. Am 14. Nov. erreichte S. den Albert Nyanza bei Kawalli, wo er ein verschanztes Lager errichtete,
und da keine Nachricht von Emin Pascha eingelaufen war, marschierte S. die 200 km zu Kilonga-Longa zurück, um das Boot zu holen.
Am traf S. endlich mit Emin und Casati zusammen, die ihn in dem DampferKhediv aufgesucht hatten.
Emin blieb 26 Tage bei S., ohne sich bewegen zu lassen, nach Europa zurückzukehren. Darauf trat S. 16. Juni mit 111 Sansibariten
und 101 ihm von Emin überlassenen Trägern seinen Rückmarsch an, fand indes von den zurückgelassenen 257 Mann
nur noch 71 bei Bunalaya vor und schlug darauf einen kürzern Weg ein, um nach Fort Bodo bei Ibwiri, wo er seine Europäer
gelassen zurückzukehren.
Vgl. Rowlands, HenryM.
S., record of his life (Lond. 1872);
Volz, Stanleys Reise durch den dunkeln
Weltteil, für weitere Kreise
[* 51] bearbeitet (3. Aufl., Leipz. 1885).
3) Frederik Arthur, Lord, engl. Staatsmann, jüngerer Bruder des LordsDerby, geb. widmete sich der militärischen
Laufbahn und avancierte zum Kapitän bei den Gardegrenadieren, trat aber dann zur Reserve über und wurde erst zum Major, dann
zum Obersten eines Milizregiments ernannt. Seit 1865 gehörte er für Preston dem Unterhaus an, wo er sich,
den Traditionen seiner Familie gemäß, der konservativen Partei anschloß. 1868 war er auf kurze Zeit jüngerer Lord der Admiralität,
mußte aber im Dezember d. J. mit Disraeli zurücktreten. 1878-80 war S. Kriegsminister und leitete die Vollendung der Rüstungen
[* 52] gegen Rußland und die OkkupationCyperns. Unter Salisbury war er im Juni 1885 bis Januar 1886 Staatssekretär
für die Kolonien und seit August 1886 Handelsminister. Unter dem TitelLord S. of Preston wurde er 1887 in den Peersstand erhoben.
Pool (spr. stännli puhl), das von H. M. Stanley entdeckte, ca. 40 km lange und 26 km breite, 348 m ü. M.
gelegene Becken, welches der Congo unter 16° östl. L. und 4° südl. Br. oberhalb der Kallulufälle bildet. Am Nordufer liegt
Brazzaville, im SW. des Sees die StationLéopoldville.
Nach einem neuen Verfahren wird Zinn in einer flachen, 2,5 m langen eisernen Schale flüssig gehalten; über dieser Schale befindet
sich eine 2,5 m lange Walze von 2 m Durchmesser, mit Leinwand überzogen. Diese Walze wird in das Zinn gesenkt
und einmal umgedreht, wodurch sie sich mit einer dünnen LageZinn bedeckt, welche während einer Rückdrehung der gehobenen
Walzen abgewickelt und auf einen polierten ebenen Stein gelegt wird. Auf diese Lage kommen noch 299 solche
Blätter, die nun gemeinschaftlich von zehn Arbeitern bis zur gewünschten Dicke geschlagen werden. S. dient hauptsächlich
zum Belegen der Spiegel
[* 56] und erhält für diesen Zweck eine Dicke von 0,038-0,5 mm. S. zum Einwickeln von Seife, Schokolade etc.
ist 0,15-0,0077 mm dick. Auch bleihaltige Zinnfolie wird vielfach dargestellt und zwar entweder aus Legierungen
oder aus Bleiplatten, die mit Zinn übergossen wurden. Um farbige, glänzende Zinnfolie zu bereiten, wird S. mit Baumwolle
[* 57] und
Kreidepulver gereinigt, mit Gelatinelösung überzogen, mit Berberis-, Lackmus-, Orseille- oder Safranabkochung oder Anilinlösung
gefärbt und nach dem Trocknen mit Weingeistfirnis überzogen.
(ital.), eigentlich Wohnung, Zimmer; dann s. v. w. Reimgebäude, Strophe; insbesondere das auch Oktave (ital. Ottava
rima) genannte epische Versmaß der Italiener, eine aus acht fünffüßigen Iamben bestehende Strophe, in welcher die Verse so
verschlungen sind, daß der 1., 3. und 5., dann der 2., 4. und 6., endlich der 7. und 8. aufeinander reimen und zwar ursprünglich
nur mit weiblichem Reim, während in neuerer Zeit männlicher mit weiblichem Reim wechselt.
zu Prologen, gedankenreichen Apostrophen
u. dgl. als zu größern epischen Gedichten, wo
sie leicht monoton wird und ermüdend wirkt. Diese Erkenntnis regte Wieland (im »Oberon«) zu einer freiern Behandlung derselben
an, indem er die Zahl der Versfüße beliebig zwischen vier, fünf und sechs schwanken, die Reime aber
ein- oder zweimal wiederkehren ließ und dabei willkürlich verband. Außer Wieland hat diese freiere Form, welche einen großen
malerischen Reichtum zu entfalten gestattet, auch Schiller bei seiner Übersetzung des Vergil angewendet. Eine andre Abart der
S. ist die Spenserstanze,
die Spenser in seiner »Feenkönigin« und nach ihm LordByron in seinem »Childe
Harold« zur Anwendung brachte. Sie ist neunzeilig, die Reimpaarung derartig, daß zuerst zwei Zeilen: die 1. und 3., dann
vier: die 2., 4., 5. und 7., und zuletzt drei: die 6., 8. und 9., aufeinander reimen, und um dem Ganzen
einen wuchtigen Abschluß zu geben, hat der letzte Vers stets einen Fuß mehr. - In der Kunstgeschichte heißen Stanzen (»Zimmer«)
vorzugsweise die von Raffael und seinen Schülern ausgemalten Räume des Vatikans in Rom.
[* 62]
Man stellt sie durch Gravieren oder Gießen her und benutzt sie im Verein mit
Gegenstempeln, indem man das Blech durch Fall- oder Prägwerke in die liegenden S. eintreibt.
Die Gegenstempel werden aus weicherm
Metall (Kupfer, Hartblei etc.) in die S. gegossen oder in dieselben eingeprägt.
Thal,
[* 65] linksseitiges Nebenthal des Inn in Nordtirol, Bezirkshauptmannschaft Landeck, von der Rosanna durchströmt,
heißt im obersten Teil Verwallthal und wird von der Straße und Eisenbahn über den Arlberg durchzogen.
(Stapelrecht, Staffelrecht, Stapelfreiheit), ein in ältern Zeiten gewissen Städten bewilligtes Recht,
wonach gewisse oder auch alle Waren, welche auf Straßen versandt wurden, an denen ein Stapelplatz gelegen war, in diesem abgeladen
und daselbst eine gewisse Zeit (Stapelzeit) über zum Verkauf ausgestellt werden mußten, ehe man sie
weiterbringen durfte.
L. (Aaspflanze), Gattung aus der Familie der Asklepiadaceen, kaktusartige, blattlose Gewächse
mit fleischigen, oft kantigen und an den Kanten gezähnelten Stengeln und Ästen, großen, radförmigen Blumenkronen, welche
meist auf gelbem oder gelbgrünem Grund schwarzpurpurn oder violett gefleckt oder marmoriert sind, und fast cylindrischen
Balgkapseln mit geschwänzten Samen.
[* 73]
L. (Pimpernuß), Gattung aus der Familie der Sapindaceen, Sträucher mit gegenständigen, unpaarig gefiederten
Blättern, gipfelständigen, meist überhängenden, weißlichen Blütentrauben und häutiger, ein- oder
wenigsamiger, aufgeblasener Kapsel. S. pinnataL. (Klappernuß, Blasennuß, Paternosterbaum), 3-5 m hoch, mit fünf- bis siebenzählig
gefiederten Blättern, länglich elliptischen Blättchen, rötlichweißen Blüten und hellbraunen, ölreichen Samen mit großem
Nabelfleck (Ölnüßchen), in Gebirgswäldern Mitteleuropas und Vorderasiens, wird als Zierstrauch angepflanzt. Das
weiße, feste Holz dient zu Drechslerarbeiten; die Samen sind eßbar und geben ein gutes Öl.
Auch S. colchicaStev. (Hoibreghiaformosa hort.),
aus Transkaukasien, mit drei- bis fünfzählig gefiederten Blättern und weißen Blüten, und S. trifoliaL., mit dreizähligen
Blättern, aus Nordamerika,
[* 77] sind Ziersträucher.
dikotyle Pflanzengruppe, eine Unterfamilie der Celastrineen (s. d.) bildend, von
denen sie sich hauptsächlich durch die Lage des Blütendiskus, die blasig aufgetriebene Frucht und das Fehlen des Samenmantels
unterscheiden.
2) Das S. der Sklera, der harten weißen Haut,
[* 81] bedeutet eine Ausbuchtung derselben, oft verbunden mit Verdünnung
und zunehmender Transparenz, welche entweder mehr allgemein ist, wie beim grünen Star (s. Glaukom), oder auf den hintern Umfang
beschränkt, wie bei der Verlängerung
[* 82] des sagittalen Augendurchmessers kurzsichtiger Augen (S. posticum), oder an mehrfachen
Stellen unregelmäßige Hervorwölbungen bedingen kann, die ihren Ursprung Entzündungen der Aderhaut oder
Iris verdanken. Ist eine solche Ausstülpung einmal eingetreten, so können korrigierende Brillen oder die Operation beim Glaukom
die Sehstörungen und die Vergrößerung das S. wohl beseitigen, aber nicht das Übel selbst heilen.
Friedrich, bekannt durch seinen Mordversuch gegen Napoleon I., geb. zu Naumburg,
[* 83] erlernte die Kaufmannschaft und kam dann nach Leipzig
[* 84] in Stellung. Ein erbitterter Gegner Napoleons, beschloß er, denselben
zu ermorden, und reiste zu diesem Zweck nach Wien
[* 85] und von da nach Schönbrunn, wo jener Heerschau hielt.
Der GeneralRapp, dem das Benehmen S.', der den Kaiser zu sprechen verlangte, verdächtig vorkam, ließ ihn festnehmen, und
man fand bei ihm ein großes Küchenmesser. S. gestand unerschrocken seine Absicht und antwortete auf die Frage
des Kaisers:
»Wenn ich Sie nun begnadige, wie werden Sie mir es danken?« mit den Worten: »Ich werde darum nicht minder
Sie töten«. Er ward hierauf 17. Okt. erschossen.
die Herabsetzung oder gänzliche Aufhebung des Sehvermögens eines oder beider Augen, sofern dieselbe auf Anomalien
der lichtempfindenden Elemente (schwarzer S.) oder auf Trübung der Kristalllinse (grauer S.) beruht. Über den sogen. grünen
S. oder das Glaukom s. d. Bei dem schwarzen S. unterscheidet man herkömmlich: Amblyopie, Stumpf- oder Schwachsichtigkeit,
und Amaurose (besser Anopsie), völlige Blindheit. Beide kommen zu stande zum Teil in der Form von Hemiopie durch Erkrankung
der Netzhaut oder des Sehnervs an irgend einer Stelle seines Verlaufs oder des Gehirns selbst.
Liegt die erkrankte Stelle hinter dem Eintritt des Sehnervs in die Netzhaut, so läßt sich die Ursache des
schwarzen Stars durch den Augenspiegel
[* 86] nicht erkennen. In den meisten Fällen hat der schwarze S. einen langsamen Verlauf, entsteht
unmerklich, nimmt ganz allmählich zu und geht schließlich in vollständige Erblindung über; doch kommt es
auch vor, daß er auf einer gewissen Stufe der Entwickelung stehen bleibt oder selbst rückgängig wird. Selten bildet er sich
in sehr kurzer Zeit aus oder tritt selbst plötzlich nach Art eines Schlaganfalls auf, namentlich dann, wenn sich die Netzhaut
durch einen Bluterguß oder durch ein Entzündungsprodukt von der Gefäßhaut des Auges abgelöst hat,
oder wenn Blutergüsse, schnell wachsende Geschwülste u. dgl. den Ursprung des Sehnervs im Gehirn
[* 87] zerstört haben.
Der schwarze S. kommt bei beiden Geschlechtern und in jedem Alter, selbst angeboren vor; doch ist er bei Männern häufiger
als bei Weibern und in dem Alter von 20-40 Jahren häufiger als im Greisenalter, hier aber häufiger als
im Kindesalter. Vielfach ist erbliche Disposition vorhanden. Die Pupille pflegt erweitert oder wenig beweglich oder auch ganz
starr zu sein, selbst wenn starkes Licht
[* 88] in das Auge
[* 89] fällt. Der Kranke hat einen stieren, nichtssagenden Blick; er büßt überhaupt
mehr oder weniger die Herrschaft des Willens über die Bewegungen des Auges ein.
Die Augenlider sind in der Regel weit geöffnet, der Augenlidschlag ist träge. Die Bewegungen eines an schwarzem S. Leidenden
sind unsicher, seine Haltung ist ängstlich. Das wichtigste Symptom ist Schwachsichtigkeit. Jeder Versuch, kleinere Objekte deutlich
zu sehen und anhaltend zu fixieren, kostet Anstrengung; das Auge ermüdet sehr schnell. Später geht auch
der letzte Lichtschein, das Vermögen, Hell und Dunkel zu unterscheiden, verloren. Die meisten Fälle von schwarzem S. sind unheilbar
oder sehr schwer zu heilen.
Ein frisch entstandener Fall gibt eine bessere Prognose als ein solcher, der schon lange Zeit bestanden
hat. Der schwarze S., welcher infolge von Sehnervenschwund, Netzhautablösung und von Zerstörungen des Gehirns auftritt, gibt
die geringste Aussicht auf Heilung. Am ehesten lassen diejenigen Fälle eine Heilung zu, welche durch konstitutionelle und dyskrasische
Leiden, durch Gicht, Syphilis, Nierenerkrankungen, Hysterie etc., sowie diejenigen, welche durch übermäßigen Gebrauch narkotischer
Mittel (z. B. übermäßigen Genuß starker Zigarren, von Alkohol) entstanden sind. Oft wird nur das eine
Auge geheilt, das andre nicht, oder der schwarze S. heilt nur auf einer Stelle der Netzhaut; völlige Heilung beider Augen ist
selten. Die Behandlung ist je nach der Form des schwarzen Stars sehr verschieden. Die
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