Nach seinem
Tod erschienen: »Siebenzehn parlamentarische
Reden« (Berl. 1862) und »Die gegenwärtigen
Parteien in
Staat und
Kirche« (2. Aufl., das. 1868).
Schreibfedern aus
Stahl, werden dargestellt, indem man aus entsprechend dünnem Stahlblech Plättchen von der
Gestalt der
Federn mittels eines Durchstoßes ausschneidet, dann diese Plättchen unter einem andern
Durchstoß mit dem
Loch versieht, in welchem der
Spalt endigt, und zugleich mit den beiden seitlichen
Spalten, welche die
Biegsamkeit der
Feder erhöhen.
Hierauf glüht man die Plättchen in eisernen Töpfen aus, versieht sie unter einem
Fallwerk
[* 4] mit der
Schrift und etwanigen
Verzierungen und gibt ihnen auf einer
Presse
[* 5] durch Hineintreiben in eine entsprechend konkave
Stanze die
rinnenförmige Gestalt.
Die durch das
Ausglühen sehr weich gewordenen
Federn werden nun zum
Zweck des
Härtens in flachen, bedeckten Eisengefäßen
rotglühend gemacht und schnell in
Öl oder
Thran geschüttet. Behufs ihrer
Reinigung von dem
Öl behandelt man sie dann mit
Sägespänen in einer um ihreAchse rotierenden
Trommel, scheuert sie durch eine ähnliche Prozedur mit
zerstoßenen Schmelztiegelscherben und schleift sie nun einzeln auf der Außenseite ihres
Schnabels durch fast nur augenblickliches
Anhalten an eine schnell umlaufende
Schmirgelscheibe.
Die blau oder gelb angelaufenen S. erhalten diese
Farbe durch Erhitzen in einer über Kohlenfeuer rotierenden
Trommel ausEisenblech.
Diese
Operation ist für alle S. erforderlich, da sie die
Härte bestimmt, und es müssen daher diejenigen, welche nicht farbig
in den
Handel gebracht werden sollen, schließlich nochmals gescheuert werden. Zuletzt wird der
Spalt mittels einer besonders
gebauten kleinen Parallelschere erzeugt.
Manche S. werden schließlich noch mit Schellackfirnis überzogen. Über
die
Erfindung der S. ist nichts Sicheres bekannt. Die ersten S. soll auf Anregung des Chemikers
Priestley der Metallwarenfabrikant
Harrison in
Birmingham
[* 6] hergestellt haben, aber erst sein
Gehilfe Josiah
Mason (gest. 1881) beutete die
Erfindung aus und arbeitete
Jahrzehnte für
Perry, welcher als Begründer der
Birminghamer Stahlfederindustrie gilt. Gegenwärtig gibt
es 18 Stahlfedernfabriken: 13 in
England, 2 in
Nordamerika,
[* 7] 2 in
Deutschland
[* 8]
(Berlin
[* 9] und
Plagwitz-Leipzig), 1 in
Frankreich, welche
zusammen wöchentlich 37½ Mill.
Stück
fabrizieren.
(Steelyard, wohl aus »Stapelhof« korrumpiert), die alte
Faktorei der
Hanseaten in
London,
[* 10] die ihnen 1473 gegen eine Jahresmiete von 70 Pfd. Sterl. überlassen wurde
und bis 1866 ihr
Eigentum blieb, in welchem Jahr sie dieselbe an eine Eisenbahngesellschaft verkauften.
Nach dem
Stich wird durch ein chemisches
Verfahren die
Platte wieder gehärtet.
Um denStich auf andre
Platten zu
übertragen, schiebt
man einen gleichfalls dekarbonisierten
Cylinder von
Stahl in die Übertragungspresse (transfer-press) und
fährt damit über die eingeschnittenen
Figuren der wieder gehärteten Stahlplatte hin. Die
Einschnitte der
Platte drücken
sich hierbei dem
Cylinder erhaben auf, und zwar wird es durch eine schwingende
Bewegung der
Presse und der
Peripherie des
Cylinders
ermöglicht, daß sich immer eine neue Oberfläche zur
Aufnahme des Stahlschnitts darbietet.
Nachdem darauf der
Cylinder ebenfalls gehärtet worden ist, drückt man damit auf neue dekarbonisierte Stahlplatten das ursprüngliche
Bild der Originalplatte auf und druckt diese wie gewöhnlich ab. Auf diese
Weise kann das
Bild ins Unendliche vervielfältigt
werden, so daß der 10,000.
Abdruck nicht den geringsten Unterschied vom ersten zeigt. Dennoch ist für
Kunstwerke höherer
Gattung der Kupferstich in Geltung geblieben, da er größere
Kraft,
[* 13] Sicherheit und Weichheit in der Linienführung
gestattet, wogegen der S. besonders für solche Werke angewendet wird, welche einen starken
Absatz versprechen, wie für
Illustrationen,
Veduten u. dgl. Der erste Stahlstecher in
Deutschland war
KarlLudwigFrommel in
Karlsruhe.
[* 14] Seit der
Erfindung
der
Galvanoplastik,
[* 15] welche die Abnahme von Klischees von Kupferplatten gestattet, und der Verstählung von Kupferplatten
ist der
S. in Abnahme gekommen. Vgl.
Kupferstecherkunst.
allgemeinen litterarischen Interessen zugewandt. Er gab eine Handschrift von Goethes »Iphigenia«, die er in der Bibliothek zu
Oldenburg entdeckt hatte, mit einem trefflichen Vorwort heraus, schrieb eine »CharakteristikImmermanns« (Hamb. 1842) und nahm
an dem versuchten Aufschwung der Oldenburger Hofbühne lebhaften Anteil, den seine »Oldenburgische Theaterschau« (Oldenb.
1845, 2 Bde.) bethätigte. Einen Wendepunkt
seines Lebens bildete seine Reise nach Italien,
[* 20] die er 1845 antrat und die er in seinem lebendig geschriebenen, farbenreichen
und weitverbreiteten Buch »Ein Jahr in Italien« (Oldenb. 1847-50, 3 Bde.; 4. Aufl.,
das. 1874) eingehend schilderte. In Rom
[* 21] lernte er FannyLewald (s. d.) kennen, mit der er sich nach Trennung
seiner ersten Ehe 1854 verheiratete.
Schon vorher hatte er wegen Kränklichkeit seine Stellung am OldenburgerGymnasium niedergelegt und sich 1852 in Berlin niedergelassen,
wo er lebte, bis ihn Gesundheitsrücksichten nötigten, verschiedene Kurorte zu seinem Wohnsitz zu wählen. S. starb in
Wiesbaden.
[* 22] Seine litterarische Produktivität hatte während der Zeit seines Berliner
[* 23] Aufenthalts sich
beständig gesteigert. Die poetischen Anläufe in dem Roman »Die Republikaner in Neapel«
[* 24] (Berl. 1849, 3 Bde.)
und den Gedichten »Ein StückLeben« (das. 1869) erwiesen keine eigentliche Produktionskraft. So wandte sich S. in zahlreichen
Kritiken, Essays und selbständigen Werken zur Kunst- und Litteraturgeschichte. Seinem »Torso; Kunst, Künstler
und Kunstwerke der Alten« (Braunschw. 1854-55, 2 Bde.; 2. Aufl.
1878) folgten: »Lessing, sein Leben und seine Werke«, eine populäre Biographie und Charakteristik, die raschen Eingang ins Publikum
gewann (Berl. 1859, 2 Bde.; 9. Aufl.
1887);
Aus Lebenserinnerungen, persönlichen Eindrücken, namentlich der zahlreichen Reisen, die er mit seiner Gattin unternahm, gingen
die Bücher: »Die preußische Revolution« (Oldenb. 1850, 2 Bde.; 2. Aufl.
1852),
hervor, während er in der Schrift »Aus der
Jugendzeit« (Schwerin
[* 30] 1870-77, 2 Bde.) seine Jugendtage schilderte. Heftigen
Widerspruch erfuhren seine »Bilder aus dem Altertum« (Berl. 1863-66, in 4 Bänden),
»Agrippina, die MutterNeros« (2. Aufl. 1880) enthaltend, in denen S.
den Versuch unternahm, die bisherige historische Auffassung, namentlich des Tacitus, zu entkräften und
die genannten historischen Gestalten zu reinigen und zu rechtfertigen.
(Steiner), Jakob, berühmter Saiteninstrumentenmacher, geb. zu Absam bei
Hall
[* 34] in Tirol,
[* 35] war ein Schüler von Amati zu Cremona. Im Leben von Sorgen und Mißgeschick heimgesucht, mußte er anfangs von seinen
Violinen das Stück für 6 Gulden verkaufen. 1669
vom ErzherzogLeopold zum »Hofgeigenmacher« ernannt, wurde er gleichwohl von
den Jesuiten als vermeintlicher Ketzer monatelang in Haft gehalten, verfiel in Wahnsinn und starb in größter
Not 1683. Seine Geigen zeichnen sich durch besonders hohe Bauart und einen ganz vorzüglichen Ton aus und werden von Kennern
jetzt teuer bezahlt. Auch sein BruderMarkus S. war als Instrumentenmacher bekannt.
(spr. stehr), 1) JohnDalrymple, erster Graf von, brit. Staatsmann, geb. 1648, schloß
sich wie sein als Jurist berühmter, 1690 zum Viscount S. erhobener VaterJamesDalrymple (gest. 1695) Wilhelm III. von Oranien
an, wurde 1691 zum Staatssekretär für Schottland ernannt, mußte aber wegen der von ihm 1692 angeordneten Niedermetzelung
eines Clans jakobitischer Hochländer zu Glencoe, die das schottische Parlament für einen barbarischen Mord
erklärte, 1695 seine Entlassung nehmen und wagte erst fünf Jahre nach dem Tod seines Vaters im Oberhaus zu erscheinen. 1703 nichtsdestoweniger
zum Grafen von S. ernannt, gehörte er zu den eifrigsten Vertretern der unter KöniginAnna zu stande gebrachten Union zwischen
England und Schottland und starb
eine Gewölbeform des arabischen Baustils, welche durch Verbindung von einzelnen Gewölbstückchen
den Eindruck von Tropfsteinbildungen hervorruft. S. Baukunst,
[* 44] S. 492.
ChristophFriedrich von, deutscher Geschichtsforscher, geb. zu Kalw in Württemberg,
[* 50] studierte zu Tübingen
[* 51] und Heidelberg
[* 52] Theologie und Philologie, ward 1826 Bibliothekar in Stuttgart,
[* 53] 1846 Oberbibliothekar, 1869 Bibliothekdirektor
und leitete die königliche Bibliothek diese lange Zeit mit großem Geschick und Erfolg. Auch die königliche
Münz- und Medaillen-, ebenso die Kunst- und Altertümersammlung ordnete und verwaltete er. Er starb Außer kleinern
Arbeiten über württembergische Landeskunde verfaßte er die »Wirtembergische
Geschichte« (Stuttg. 1841-73, 4 Bde.),
Gottfried, Philolog und Schulmann, geb. zu Zaasch bei Delitzsch,
[* 56] vorgebildet
in Leipzig,
[* 57] studierte daselbst seit 1815, ward 1818 Lehrer am Pädagogium in Halle, 1820 an der Thomasschule zu Leipzig und 1835 Rektor
dieser Anstalt. Seit 1840 auch außerordentlicher Professor an der Universität, starb er S. hat sich besonders
um Platon verdient gemacht, nicht bloß durch tüchtige Bearbeitung einzelner Dialoge, des »Philebus« (Leipz.
1820, 2. Ausg. 1826),
sondern vor allem durch seine Gesamtausgaben, die große kritische (das. 1821-25, 12 Bde.;
der Text auch besonders in 8 Bänden),
die kommentierte in der Jacobs-Rostschen »Bibliotheca graeca« (Gotha
1827-1860, 10 Bde.; zum Teil in wiederholten Auflagen, zuletzt von Wohlrab und Kroschel) und die Tauchnitzsche Stereotypausgabe
(1 Bd., das. 1850 u.
1873; 8 Bde., 1850 u. 1866-74).
Sonst sind zu nennen seine Ausgaben des Herodot (Gotha 1819, 3 Bde.; 2. Aufl.
1825-26) und des Kommentars zu Homer von Eustathios (das. 1825-30, 7 Bde.)
sowie Bearbeitungen der Ruddimanschen
»Institutiones grammaticae latinae«
(das. 1823, 2 Bde.) und des Westerhofschen
»Terentius« (das. 1830-31, 6 Bde.).
Wohnungen der landwirtschaftlichen Haustiere. Die Lage des Stalles muß leichte Ableitung
der Flüssigkeiten gestatten und Ansammlungen von Grundwasser,
[* 58] welches, durch die Auswurfstoffe der Tiere verunreinigt, zum
Träger
[* 59] von Krankheitserregern wird, vermeiden. Die Hauptfronte legt man gegen Osten und den Ausgang an diese Hauptfronte; Thüren
an der Westseite erleichtern das Eindringen von Fliegen,
[* 60] die gegen Abend warme Stellen aufsuchen. In der Mitte
der Höhe geteilte Thüren gestatten durch Öffnen der obern Thürflügel eine leichte und gründliche Ventilation.
Der Feuersgefahr wegen bringt man zahlreiche Thüren an; um aber zu vermeiden, daß bei Öffnung derselben der Luftzug die
Insassen trifft, stellt man die Thüren in der Regel an die Enden der sogen. Stallgasse, welche meist zugleich
als Mistgang dient. Die Thürpfosten macht man rund oder doch an den Kanten abgerundet und versieht sie mit 1,5 m hohen senkrechten
Walzen, um Beschädigungen der Tiere beim Aus- und Eindrängen in den Stall vorzubeugen; ebendeshalb müssen Thüren und Thürflügel
sich stets nach außen öffnen und nicht von selbst zufallen.
Gegenwärtig sind vielfach Schiebthüren in Gebrauch. Die Stallfenster bringt man womöglich hinter den Köpfen der Tiere an
und so hoch, daß Lichtstrahlen wie Luftströmungen über den Tieren hinwegstreichen. Erlaubt dies die Anlage des Gebäudes
nicht, dann verwendet man matt geschliffene oder blaue Glasscheiben und schützt diese gegen Zerbrechen
durch Drahtgitter. Mit Oberlicht können Vorrichtungen zur Lufterneuerung verbunden werden, und mit teilweise beweglichen
Fenstern kann man lüften, ohne das ganze Fenster zu öffnen, und ohne daß die eindringende kalte Luft die Tiere unmittelbar
trifft.
Die Fensterrahmen werden am besten von Eisen
[* 61] hergestellt. Zur Ventilation der S. dürften senkrechte, an
dem First ausmündende Dunstkamine immer noch verhältnismäßig ebensoviel leisten wie die neuern kostspieligen Einrichtungen.
Die Abzugskanäle bleiben in kleinern S. am besten offen, werden aber wasserdicht eingerichtet und mit Wasserleitungsröhren
in Verbindung gebracht. Offene, nicht zu tiefe Stallrinnen sind der bequemen und gründlichen, auch leicht kontrollierbaren
Reinigung wegen vorzuziehen.
Die größte Dauer und die sicherste Abscheidung zwischen Stall und darüber gelegenen Räumen gewähren steinerne Gewölbe,
[* 62] doch benutzt man auch Konstruktionen mit Eisenbahnschienen; bei Anwendung von Holz
[* 63] ist für enge Verbindung der einzelnen Bretter
(Einlegen in Falze) zu sorgen. Der Fußboden soll den Tieren eine bequeme und nicht abkühlende Lagerstätte
bieten, er darf daher nach hinten nur geringen Fall haben und nicht aus guten Wärmeleitern hergestellt sein. Das beste Pflasterungsmaterial
geben hartgebrannte Backsteine ab. Die sogen. Brückenstände, d. h. über flache
Kanäle gelegte Dielenböden, sind teuer, nicht dauerhaft und unreinlich, geben aber allerdings die wärmste Unterlage.
Das Baumaterial für Ställe darf nicht porös sein, um die bei Zersetzung des Urins sich bildenden Stoffe
nicht aufzusaugen. Die Bildung von Salpeter an den Stallwänden erhält diese stets feucht. Der Raumbedarf in den Ställen ist
nach Tiergattung, Zahl der Tiere und den Nutzungszwecken äußerst verschieden zu bemessen. Man unterscheidet: a) freie,
¶
mehr
offene Standplätze ohne Abgrenzung; b) Standplätze mit beweglichen Abscheidungen, den sogen.
Latier- oder Raumbäumen, die an Säulen
[* 65] befestigt werden oder anKetten hängen; c) Kastenstände, Standplätze mit festen
Trennungsscheidewänden; d) Laufstände, Loose boxes, zur AufnahmeEines frei gehenden Tiers ohne Raum zum Tummeln; e) Laufställe
für mehrere frei gehende Tiere mit Raum zum Tummeln, für junge Tiere, Mutter mit Jungen etc.; f) Paddocks,
Stallräume für einzelne Tiere, meist Pferde,
[* 66] z. B. Zuchtpferde, mit Ausgang in einen sicher abgegrenzten Hofraum, Tummelplatz
oder in Weideabteilungen.
Ein Pferd
[* 67] bedarf eines 1,70 m breiten und 3 m langen Standplatzes, nur bei beweglicher Abscheidung
durch Latierbäume kann die Breite
[* 68] um 10-20 cm geringer sein; in Boxen berechnet man aufs Pferd 3 qm. Rindviehställe
sollen Standplätze von 1,4 m Breite bei 2,8 m Länge haben, Kälber und Jungvieh solche von 2-3 qm. Bei Schafen veranschlagt
man den Raum auf 2 für das einzelne Stück, für frei gehende auf 1 qm. Hinter den Standplätzen wird
ein genügend breiter Stallgang eingerichtet (1,6-2,0-3,0 m breit), damit, namentlich in Pferdeställen, Menschen und Tiere
ungefährdet verkehren können. In größern landwirtschaftlichen S. ist dieser Gang
[* 69] häufig breit genug, um das Einfahren
von Futter- und Mistwagen zu gestatten.
Stehen die Tiere in zwei Reihen mit den Köpfen einander gegenüber, wie vielfach in Rindviehställen, so
wird dazwischen ein erhöhter Futtergang oder ein Futtertisch nötig; letzterer erleichtert die Fütterung erheblich. Zum
Vorlegen des »Kurzfutters«: Körner, Schrot, Häcksel, Wurzeln etc., vielfach auch zur Aufnahme desGetränks, dienen die Krippen.
Abteilung der Krippe für die einzelnen Tiere (Krippenschüsseln für Pferde) gestattet die Zuteilung bestimmter
Ration an jedes, zugleich auch die Kontrolle der Freßlust.
für Pferdeställe gußeiserne, innen gut emaillierte Krippenschüsseln.
Hölzerne
Krippen sowie hölzerne Krippenträger in Pferdeställen müssen zum Schutz gegen das Benagen durch die
Tiere mit Eisenblech beschlagen werden. In den gewöhnlich oberhalb der Krippen angebrachten, meist leiter- oder korbförmigen
Raufen wird das Lang- oder Rauffutter (fälschlich Rauh- oder Rauchfutter): Heu, Stroh, Grünfutter, verabreicht. Zur Vermeidung
von Verletzungen an Kopf und Augen hat man die »Nischenraufe« empfohlen, bei welcher einige Zentimeter über
der Krippe in einer Mauernische, vor der eine senkrechte Leiterraufe angebracht ist, das Langfutter dargereicht wird.
Vgl.
Rueff, Bau und Einrichtung der S. (Stuttg. 1875);
(spr. stehlibriddsch), Fabrikstadt an der Grenze von Cheshire und Lancashire (England), am Tame, hat Baumwollmanufaktur,
Maschinenbau, Nagelschmieden und (1881) 25,977 Einw.
in der Botanik im weitesten Sinn s. v. w. Stengel
[* 73] (s. d.); im engern Sinn derjenige Teil des Stengels, welcher als
unmittelbare Fortsetzung der Wurzel
[* 74] nach oben sich vertikal erhebt und größern Umfang besitzt als die in einer gewissen Höhe
seitlich von ihm ausgehenden Äste. In der Sprachlehre ist S. der Teil des Wortes, welcher nach Ausscheidung
aller Beugungsformen übrigbleibt; z. B. Haus in Haus-es, ruf in ruf-en. Trennt man auch die Ableitungssilben ab, so erhält
man die Wurzel, wie z. B. in er-wach-en »erwach«
der S., »wach« die Wurzel ist. Häufig fällt indessen der S. mit der Wurzel zusammen. Ferner versteht man
unter S. Menschen oder Familien und Geschlechter, welche ihre Abkunft von Einem Elternpaar (Stammeltern) in ununterbrochener
Reihe abzuleiten vermögen. Im Militärwesen heißt S. der Teil einer Truppe, welcher bei der Fahne bleibt, während die andern
in die Heimat entlassen und durch Rekruten ersetzt werden.
Philipp, Schachmeister, gebürtig aus Aleppo in Syrien, ist der Verfasser eines der bekanntesten ältern Schachbücher,
der »100 künstlichen Endspiele«, 1737 zu Paris erschienen und herausgegeben von Bledow und O. v. Oppen (Berl. 1856).
S. war
der erste, welcher die jetzt bei uns gebräuchliche Notation mit Buchstaben und Zahlen anwendete.
¶
die Aufstellung der Nachkommenschaft einer bestimmten Persönlichkeit in männlicher Linie, in welcher die
Töchter zwar aufgezählt werden können, aber (falls sie in ein andres Geschlecht heiraten) nicht deren
Nachkommenschaft.
im weitern Sinn diejenigen von den Vorfahren ererbten Immobilien, welche die Bestimmung
haben, bei der betreffenden Familie zu bleiben. Im einzelnen wird aber dabei wiederum zwischen Stammgütern im engern Sinn,
zwischen Familienfideikommiß- und Erbgütern unterschieden. Erstere (bona stemmatica) sind Familiengüter des höhern und
niedern Adels, bei welchen die Erbfolge vermöge Herkommens nur auf Agnaten, d. h. auf die durch Männer miteinander
verwandten männlichen Familienangehörigen, übergeht.
Bei den Familienfideikommißgütern ist durch besondere Disposition bestimmt, daß dieselben stets bei der Familie bleiben
sollen (s. Fideikommiß), während die Erbgüter endlich, welche sich früher auch beim Bürgerstand fanden, dadurch ausgezeichnet
sind, daß ihre Veräußerung, abgesehen von besondern Notfällen, im Interesse der Intestaterben untersagt oder doch
erschwert ist.
Eine Ausnahme machen nur die noch ältern fünftönigen Skalen (archaistische Tonleitern), welche sich der Halbtonschritte
gänzlich enthalten und daher den untern oder obern Ton des Halbtonintervalls auslassen, so in uralter Zeit bei den Chinesen,
aber auch bei den Griechen, Schotten (Tonleiter ohne Quarte und Septime) und vermutlich überall.
Gaspara, ital. Dichterin, geb. 1524 zu Padua,
[* 78] wird nicht mit Unrecht die »Sappho ihrer Zeit« genannt, denn auch
ihr bereitete eine verkannte, unerwiderte Liebe, deren Sehnsucht sich in ihren Liedern ergoß, ein frühes Grab.
Ihre Gedichte, die sie selbst auch zur Laute sang, haben einen musikalischen Charakter und zeichnen sich durch ungewöhnliche
Innigkeit wie durch leidenschaftliches Pathos vorteilhaft aus.
Sie erschienen Venedig 1554 (neuere Ausg.,
das. 1738).
(griech. Astropalia, türk. Ustopalia), türk. Insel im Ägeischen Meer, südöstlich von Amorgos, 136 qkm
(2½ QM.) groß, besteht aus zwei gebirgigen Hälften, die durch einen schmalen Isthmus verbunden sind, hat mehrere treffliche
Häfen und Reste aus dem spätern Altertum und den ersten christlichen Zeiten.
Auf dem Isthmus liegt die
Stadt S., mit Bergschloß und 1500 Einw. Im Altertum hieß die Insel Astypaläa.
Dorf in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Imst, im Oberinnthal, an der Arlbergbahn, hat (1880) 565 Einw.
und eine berühmte Cistercienserabtei (1271 von Elisabeth, der MutterKonradins, gegründet) mit Bibliothek,
reichen Sammlungen und der Gruft tirolischer Fürsten in der Klosterkirche.
(türk. Istankoi, das alte Kos), türk. Insel im Ägeischen Meer, an der Südwestspitze von Kleinasien, 246 qkm
(4½ QM.) groß, ist bergig, aber an der Nordküste eben und fruchtbar, liefert Südfrüchte (Export jährlich 10-20,000 Ztr.
Rosinen), trefflichen Wein und Salz
[* 85] und hat ca. 11,000 Einw., meist Griechen. - Die gleichnamige Stadt, an der
Nordostküste, ist Sitz eines Bischofs und eines türkischen Kaimakams, hat eine alte Citadelle, einen schlechten Hafen und 3000 Einw.
Hill,Hügel in der engl. GrafschaftYork, bei Cutton, berühmt durch die Standartenschlacht zwischen Engländern
und Schotten in der 11,000 der letztern blieben.
Früher führte jede Eskadron eine S., jetzt hat in der
Regel ein Kavallerieregiment nur eine Fahne. - In der Jägersprache heißt S. der Schwanz des Fuchses.
s. v. w. Huldigungsmusik, Serenade, doch nicht wie letztere mit der Vorstellung einer
bestimmten Tageszeit verknüpft, da es Abend- und Morgenständchen gibt.
im juristischen Sinn Bezeichnung für die verschiedenen Klassen von Personen, welchen entweder
vermöge ihrer Geburt (Geburtsstände) oder infolge ihrer Berufsthätigkeit (Berufsstände, erworbene S.) gewisse besondere
Befugnisse zustehen oder besondere Verpflichtungen auferlegt sind. Auf dem erstern Einteilungsgrund beruht der Unterschied
zwischen Adligen und Nichtadligen (s. Adel), auf dem letztern derjenige zwischen Bürger- und Bauernstand, beide in rechtlicher
Hinsicht jetzt nahezu bedeutungslos. Im gewöhnlichen Leben werden aber auch als S. gewisse Klassen von Personen bezeichnet,
welche wegen Gleichartigkeit ihrer Interessen und ihrer Beschäftigung als zusammengehörig zu betrachten sind, wie man denn
z. B. von dem Gelehrten-, Beamten-, Handwerkerstand etc. zu sprechen pflegt. Auch wird der Ausdruck S. zur Bezeichnung
der Landstände (s. Volksvertretung) gebraucht.
in der Heraldik eine gewöhnlich aus dem
rechten Obereck des Schildes hervorkommende halbe Schräglinie, gegen
welche eine halbe Teilungslinie von der Mitte des Schildrandes gezogen ist.
in manchen Staaten, namentlich in Bayern,
[* 89] der feststehende und unwiderrufliche Gehalt des Staatsdieners,
neben welchem ein mit den Jahren steigender Dienstgehalt besteht.
(Mediatisierte), die Mitglieder derjenigen fürstlichen und gräflichen Häuser, welche vormals reichsunmittelbar
waren und Reichsstandschaft besaßen, deren Territorien aber bei der Auflösung des frühern DeutschenReichs andern deutschen Staaten einverleibt wurden (s. Mediatisieren); im engern Sinn die Häupter dieser Familien. Die zu dem
vormaligen DeutschenBund vereinigten Regierungen gaben den S. in der Bundesakte (Art. 14) die Zusicherung, daß diese fürstlichen
und gräflichen Häuser zu dem hohen AdelDeutschlands
[* 90] gerechnet werden sollten, und daß ihnen das Recht derEbenbürtigkeit (s. d.) verbleiben solle.
Spätere Bundesbeschlüsse sicherten den Fürsten das Prädikat »Durchlaucht« und den Häuptern der vormals reichsständischen
gräflichen Familien das Prädikat »Erlaucht« zu. Außerdem wurden den Mediatisierten folgende Rechte garantiert: Die unbeschränkte
Freiheit, ihren Aufenthalt in jedem zu dem Bund gehörenden oder mit demselben in Frieden lebenden Staat
zu nehmen;
ein Vorrecht, welches mit der nunmehrigen allgemeinen Freizügigkeit gegenstandslos geworden ist.
Ferner sollten
die Familienverträge der S. aufrecht erhalten werden, indem den letztern zugleich die Befugnis zugesichert ward, über ihre
Güter- und Familienverhältnisse, vorbehaltlich der Genehmigung des Souveräns, gültige Bestimmungen zu
treffen. Hierüber sind jetzt die Landesgesetze der einzelnen deutschen Staaten maßgebend. Die den S. weiter für sich und
ihre Familien garantierte Befreiung von der Wehrpflicht ist auch in dem Bundes- (Reichs-) Gesetz vom betreffend die
Verpflichtung zum Kriegsdienst, anerkannt.
Wenn aber den S. außerdem noch ein privilegierter Gerichtsstand sowie die Ausübung der bürgerlichen
Rechtspflege und der Strafgerichtsbarkeit in erster und, wo die Besitzung groß genug, auch in zweiter Instanz sowie die Ausübung
der Forstgerichtsbarkeit zugesichert ward, so sind die Überbleibsel dieser Gerechtsame durch das deutsche Gerichtsverfassungsgesetz
vom beseitigt. Endlich sind auch die Zusicherungen, welche den S. in Ansehung der Ausübung
der Ortspolizei und der Aufsicht in Kirchen- und Schulsachen erteilt worden waren, nach der modernen Gesetzgebung als hinfällig
anzusehen. Überhaupt bedarf das Verhältnis der S. der anderweiten Regelung durch die Gesetzgebung derjenigen Staaten, welchen
die S. im einzelnen angehören. Dies ist wenigstens die Auffassung des Bundesrats, und in diesem Sinn ist
bereits Preußen
[* 91] z. B. mit der gesetzlichen Regelung
¶