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Kaiserlichen unter Tilly über Herzog Christian von Braunschweig [* 2] und im August 1638 der Kaiserlichen (Hatzfeld) über die Schweden [* 3] (King).
Kaiserlichen unter Tilly über Herzog Christian von Braunschweig [* 2] und im August 1638 der Kaiserlichen (Hatzfeld) über die Schweden [* 3] (King).
(Stadtpfeifer), s. Musikantenzünfte. ^[= im Mittelalter Vereinigungen der fahrenden Spielleute (Fiedler und Pfeifer) zu sogen. Bruderschaften ...]
Stadt im braunschweig.
Kreis [* 4] Holzminden, an der Linie Holzminden-Jerxheim der Preußischen Staatsbahn, 195 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Sandsteinbrüche und (1885) 2571 Einw. Dabei das ehemalige Cistercienserkloster Amelunxborn mit einer berühmten Klosterschule von 1569 bis 1754.
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Marktheidenfeld, am Main, hat eine kath. Kirche, eine Burgruine, ein Amtsgericht, ein Forstamt, ein reiches Hospital, Obst- und Weinbau und (1885) 844 Einw. Dabei das Dorf Dorfprozelten mit 1017 Einw.
städtische Kollegialbehörde, welcher die Verwaltung der städtischen Angelegenheiten obliegt.
Das vollziehende Organ ihrer Beschlüsse ist der Magistrat (Bürgermeisteramt).
Mitunter wird aber auch der letztere S. genannt und für die Mitglieder desselben die Bezeichnung »Stadträte« (Magistratsräte) gebraucht. Vgl. Stadt, S. 215.
(Weichbildrecht), ursprünglich das kaiserliche oder landesherrliche Privilegium, wodurch eine Gemeinde zur Stadt erhoben ward; dann Inbegriff der in einer Stadt gültigen Rechtssätze. Solche Stadtrechte entstanden in Deutschland [* 5] seit dem 10. Jahrh., und es wurden dadurch nicht nur Privatrechtsverhältnisse, sondern auch Gegenstände des öffentlichen Rechts normiert. Oft ward das Recht einer Stadt mehr oder minder vollständig von andern rezipiert; so die Stadtrechte von Münster, [* 6] Dortmund, [* 7] Soest [* 8] und andern westfälischen Städten, ganz besonders aber die Stadtrechte von Magdeburg, [* 9] Lübeck [* 10] und Köln. [* 11]
Das lübische Recht gewann die Küstenstriche von Schleswig [* 12] ab bis zu den östlichsten deutschen Ansiedelungen, das Magdeburger die Binnenlande bis nach Böhmen, [* 13] Schlesien [* 14] und Polen hinein und verbreitete sich als Kulmer Recht über ganz Preußen. [* 15] Infolge der Umgestaltung der Territorialverhältnisse sowie der Rechtsbegriffe machten sich Umänderungen der Stadtrechte notwendig, und so entstanden im Lauf des 15., 16. und 17. Jahrh. an vielen Orten verbesserte Stadtrechte, sogen. »Reformationen«, wobei aber unter Einwirkung der Rechtsgelehrten mehr und mehr römisches Recht eingemischt ward bis zuletzt die alten Stadtrechte zugleich mit der eignen Gerichtsbarkeit und der Autonomie der Städte bis auf dürftige Reste der Autorität der Landesherren weichen mußten. Nur für das Familien- und Erbrecht haben sich einzelne Satzungen der alten Stadtrechte (Statuten) bis auf die Gegenwart erhalten.
Vgl. Gaupp, Deutsche [* 16] Stadtrechte des Mittelalters (Bresl. 1851-52, 2 Bde.);
Gengler, Deutsche Stadtrechte des Mittelalters (neue Ausg., Nürnb. 1866);
Derselbe, Codex juris municipalis Germaniae (Erlang. 1863-67, Bd. 1);
Derselbe, Deutsche Stadtrechtsaltertümer (das. 1882).
s. Platzreisender. ^[= der Handlungsbevollmächtigte einer Firma, welcher am Niederlassungsort der ...]
Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, an der Steinach, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, ein Forstamt, Eisensteingruben und (1885) 1490 meist kath. Einwohner.
s. Sulza. ^[= Stadt im sachsen-weimar. Verwaltungsbezirk Weimar II (Apolda), an der Ilm, Knotenpunkt ...]
s. Stadt, ^[= (Stadtgemeinde), größere Gemeinde mit selbständiger Organisation und Verwaltung der Gemeindeangel ...] S. 214.
(spr. stal), Anne Louise Germaine, Baronin von, berühmte franz. Schriftstellerin, geb. zu Paris, [* 17] Tochter des Ministers Necker, entwickelte sich frühzeitig unter dem Einfluß einer streng protestantischen Mutter und der philosophischen Anschauungen, denen man im Haus ihres Vaters huldigte, verfaßte mit 15 Jahren juristische und politische Abhandlungen und verheiratete sich 1786 auf den Wunsch ihrer Mutter mit dem schwedischen Gesandten, Baron von S. Doch war diese Ehe nicht glücklich; 1796 trennte sie sich von ihrem geistig tief unter ihr stehenden Gemahl, näherte sich ihm aber 1798 wieder, als er krank wurde, um ihn zu pflegen, und blieb bei ihm bis zu seinem Tod (1802). Seit dem ersten Jahr ihrer Ehe entwickelte sie eine eifrige litterarische Thätigkeit. 1786 war ihr Schauspiel »Sophie, ou les sentiments secrets« erschienen, dem als letzter Versuch dieser Art 1790 die Tragödie »Jane Gray« folgte; sie sah ein, daß sie für Bühnendichtung nicht geschaffen war.
Besser gelangen ihr die überschwenglich lobenden »Lettres sur les écrits et le caractère de J. J. Rousseau« (1788); doch fehlt die Kritik fast ganz. Das immer reichlicher fließende Blut ließ ihre anfängliche Begeisterung für die Revolution bald schwinden; ein Plan zur Flucht, den sie der königlichen Familie unterbreitete, wurde nicht angenommen; am mußte sie selbst flüchten. Auch ihre beredte Schrift zu gunsten der Königin: »Réflexions sur le procès de la reine« (1793) hatte keine Wirkung.
Dagegen erregte sie Aufsehen durch ihre Schriften: »Réflexions sur la paix, adressées à M. Pitt et aux Français« (Genf [* 18] 1795) und besonders durch »De l'influence des passions sur le bonheur des individus et des nations« (Laus. 1796), ein Werk voll tiefer und lichtvoller Gedanken. Nach ihrer Rückkehr verfeindete sie aber ihr energisches Eintreten für konstitutionelle Ideen derart mit Bonaparte, daß sie auf 40 Stunden im Umkreis von Paris verbannt wurde. Sie ging nach Coppet, lebte aber meist auf Reisen.
Ihr schriftstellerischer Ruf hatte sich inzwischen in weitern Kreisen verbreitet durch ihre Schrift »De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociales« (1799, 2 Bde.) und durch den Roman »Delphine« (1802, 6 Bde., u. öfter; hrsg. von Sainte-Beuve, 1868; deutsch, Leipz. 1847, 3 Bde.), eine Schilderung ihrer eignen Jugend in Briefform. 1803 machte sie ihre erste Reise nach Deutschland, wo sie längere Zeit in Weimar [* 19] und Berlin [* 20] verweilte; 1805 bereiste sie Italien. [* 21]
Seit dieser Zeit war A. W. v. Schlegel, den sie in Berlin kennen gelernt hatte, ihr Begleiter, und sein Umgang ist nicht ohne Einfluß auf ihre Ansichten, besonders über Kunst und deutsche Litteratur, geblieben. Die Frucht ihrer Reise nach Italien war der Roman »Corinne, ou l'Italie« (1807, 2 Bde., u. öfter; deutsch von Fr. Schlegel, Berl. 1807; von Bock, [* 22] Hildburgh. 1868),
eine begeisterte Schilderung Italiens [* 23] und das glänzendste ihrer Werke. 1810 ging sie nach Wien, [* 24] um Stoff zu ihrem schon lange geplanten Werk »De l'Allemagne« zu sammeln, einem Gemälde Deutschlands [* 25] in Beziehung auf Sitten, Litteratur und Philosophie; doch wurde die ganze Auflage auf Befehl des damaligen Polizeiministers Savary sogleich vernichtet und gegen die Verfasserin von Napoleon I. ein neues Verbannungsdekret erlassen, das sich auf ganz Frankreich erstreckte. Erst zu Ende 1813 erschien das Werk (3 Bde.) zu London, [* 26] darauf 1814 auch zu Paris. So reich es an geistvollen Gedanken ist und so achtungswert durch die Wärme, [* 27] womit es den Franzosen deutsche Art und Kunst empfiehlt, so enthält es doch auch viele schiefe Ansichten und erhebliche Unrichtigkeiten. Jedenfalls ¶
aber hat es den größten und dauerndsten Eindruck gemacht und muß darum als ihr Hauptwerk gelten. S. lebte in der nächsten Zeit wieder zu Coppet, wo sie sich insgeheim mit einem jungen Husarenoffizier, de Rocca, verheiratete. Von der französischen Polizei fort und fort verfolgt, begab sie sich im Frühjahr 1812 nach Moskau [* 29] und Petersburg [* 30] und von da nach Stockholm, [* 31] wo ihr jüngster Sohn, Albert, im Duell blieb. Im Anfang des folgenden Jahrs ging sie nach England; erst nach Napoleons Sturz kehrte sie nach langer Verbannung, deren Ereignisse sie in »Dix années d'exil« (1821; deutsch, Leipz. 1822) teilweise erzählt, nach Paris zurück.
Nach Bonapartes Rückkehr von Elba zog sie sich nach Coppet zurück. Nach der zweiten Restauration erhielt sie Vergütung für die alte Schuld von 2 Mill. Frank, die ihr Vater bei seinem Abschied im öffentlichen Schatze zurückgelassen hatte, und lebte fortan in einem glücklichen häuslichen Kreis und im engen Verkehr mit litterarischen und politischen Freunden in Paris, bis zu ihrer letzten Krankheit mit Ausarbeitung der trefflichen »Considérations sur les principaux événements de la Révolution française« (1818, 3 Bde.; neue Ausg. 1861; deutsch von A. W. v. Schlegel, Heidelb. 1818, 6 Bde.) beschäftigt.
Sie starb Zu erwähnen sind noch die Werke: »Vie privée de M. Necker«, an der Spitze der Ausgabe der Manuskripte ihres Vaters (1804);
»Réflexions sur le suicide« (1813);
»Zulma et trois nouvelles« (1813);
»Essais dramatiques« (1821),
eine Sammlung von 7 Stücken in Prosa, darunter das Drama »Sapho«.
Eine Ausgabe ihrer Werke (Par. 1820-21, 17 Bde.) veranstaltete ihr ältester Sohn, Auguste Louis, Baron von S. (geb. 1790),
der sich selbst als Schriftsteller bekannt machte und 1827 starb (seine »Œuvres divers« gab seine Schwester, die Herzogin von Broglie, heraus, 1829, 3 Bde.).
Vgl. Baudrillart, Éloge de Mad. de S. (1850);
Norris, Life and times of Mad. de S. (Lond. 1853);
Gérando, Lettres inédites et Souvenirs biographiques de Mad. Récamier et de Mad. S. (Par. 1868);
Stevens, Mad. de S. (Lond. 1880, 2 Bde.);
Lady Blennerhassett, Frau von S. und ihre Freunde (Berl. 1887-89, 3 Bde.);
ferner »Correspondance diplomatique du baron de S., documents inédits« (hrsg. von Léouzon le Duc, Par. 1881).
Gemeinde im schweizer. Kanton Zürich, [* 32] am rechten Ufer des Zürichsees, mit Weinbau, Baumwoll- und Seidenweberei und (1880) 3874 Einw., durch Dampfschiffahrt mit sämtlichen Uferorten verbunden.
(franz. Estafette), ein außerordentlicher reitender Bote, welcher Briefe so schnell wie möglich befördert, namentlich den Verkehr der Regierungen mit den obern Behörden und den Gesandtschaften vielfach unterhält.
Seit der Entwickelung des Eisenbahn- und Telegraphenverkehrs ist die Sache und mit ihr das Wort sehr außer Gebrauch gekommen.
Für Deutschland sind Bestimmungen über die Estafettenbeförderung in Abschnitt II, § 45 der Postordnung gegeben.
eine der innern Hebriden, westlich von Mull, nur 360 Hektar groß, aber berühmt wegen ihrer Basaltsäulen und Höhlen, unter denen die Fingalshöhle (s. d.) die berühmteste ist.
(spr. -ahsche), Bezeichnung für einzelne Figuren oder ganze Gruppen von Menschen und Tieren, welche in einer Landschaft oder einem Architekturbild zur Belebung der Darstellung angebracht werden, jedoch ohne die Hauptsache derselben zu sein.
hölzernes Gestell, dessen sich der Maler beim Anfertigen seiner Bilder zum Aufstellen derselben bedient. Es hat an der Rückseite eine bewegliche Stütze zum Behuf einer willkürlich schrägen Stellung und an der Vorderseite ein bewegliches Querholz zum Höher- und Niedrigerstellen des Bildes, was durch eiserne oder hölzerne Bolzen erfolgt, welche in parallel angebrachte Öffnungen gesteckt werden, und auf denen das Querholz aufliegt.
Daher Staffeleigemälde, kleinere Gemälde, welche auf der S. verfertigt werden, Gegensatz von Wandgemälden.
die an den Seitenkanten durch stufenförmige Einschnitte gegliederten Hausgiebel, welche in der Profanbaukunst des Mittelalters häufig angewendet wurden, auch Katzentreppen (s. d.) und Treppengiebel genannt.
Mineral aus der Ordnung der Phosphate, nach dem Fundort Staffel in Nassau benannt, vielleicht nur eine Varietät des Phosphorits, bildet hellgrüne, traubige und nierenförmige, mikrokristallinische Aggregate und enthält bis zu 9 Proz. kohlensauren Kalk, etwas Wasser und Spuren von Jod.
s. v. w. Stufen, beim Militär die Teile von Truppenkörpern, die sich in gewissen Abständen folgen, z. B. bei der Artillerie die Wagenstaffeln der Batterien und Kolonnen.
s. Stufengebete. ^[= heißen die Gebete, welche am Anfang der Messe von dem Celebranten und dem ...]
s. Kontokorrent, ^[= (ital. Conto corrente, franz. Compte-courant, engl. Account current), die laufende Rechnung, ...] S. 47.
s. Stapelgerechtigkeit. ^[= (Stapelrecht, Stapelfreiheit), ein in ältern Zeiten gewissen Städten bewilligtes ...]
in der Heraldik die stufenförmige Teilung eines Wappenschildes.
Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, an der Lauter und der Linie München-Bamberg-Hof der Bayrischen Staatsbahn, 295 m ü. M., hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Obst-, Wein- und Spargelbau, Bierbrauerei, [* 33] 2 Kunstmühlen, Landesprodukten-, Gerberrinden-, Weidenreifen- und Holzhandel und (1885) 1837 Einw. Dabei der pittoreske Staffelberg (mit Kapelle), reich an Versteinerungen. S. war der Geburtsort des Rechenmeisters Adam Riese.
(v. altfranz. estoffer), mit dem nötigen Stoff oder Zubehör versehen, verzieren, mit Beiwerk ausschmücken. Vgl. Staffage.
am See, Ort, s. Estavayer le Lac. ^[= (spr. estawajeh lö lack, deutsch ), Städtchen im schweizer. Kanton Freiburg, ...]
altertümliche Hauptstadt von Staffordshire (England), am Sow, der sich dicht bei der Stadt mit dem Trent vereinigt, hat 2 alte Kirchen, eine Grafschaftshalle (Shire Hall), [* 34] ein Rathaus mit großer Markthalle, ein neues Schloß, Irrenhaus, Zuchthaus, große Stiefelfabriken, Gerberei, Brauereien und (1881) 19,977 Einw.
(spr. stäffordschir), engl. Grafschaft, von den Grafschaften Derby, Warwick, Worcester, Salop und Chester begrenzt, umfaßt 3022 qkm (54,9 QM.) mit (1881) 981,013 Einw. Der Norden [* 35] des Landes besteht aus kahlem, unfruchtbarem, bis zu 552 m ansteigendem Hügelland mit großen Strecken Moorland; im O. liegt Needwood Forest, ein ausgedehnter Strich Heide; das Thal [* 36] des Trent aber ist ungemein fruchtbar, und auch der wellenförmige Süden ist vorzüglich angebaut. Von der Oberfläche sind 39,7 Proz. unter dem Pflug, [* 37] 56,8 Proz. bestehen aus Wiesen, und an Vieh zählte man 1887: 143,159 Rinder, [* 38] 244,394 Schafe [* 39] und 116,956 Schweine. [* 40] Die wichtigsten Produkte des Bergbaues sind: Steinkohlen (1887: 12,853,000 Ton.), Eisen [* 41] (938,018 T. Erz), Blei [* 42] und Kupfer. [* 43] Die Industrie ist ungemein entwickelt und liefert namentlich Eisenwaren, Töpferwaren (in dem ¶
als »Potteries« [* 45] bekannten Bezirk), Glas, [* 46] Seidenwaren, Baumwollwaren und Stiefel. Hauptstadt ist Stafford, die volkreichste Stadt ist Wolverhampton.
Taue aus Hanf oder Draht, [* 47] welche von den Spitzen der Masten und Stengen schräg nach vorn und unten verlaufen, um den genannten Rundhölzern einen bessern Halt zu geben;
sie gestatten die Anbringung von Stagsegeln.
(Stagira), von Andriern im 7. Jahrh. v. Chr. gegründete Stadt im alten Makedonien, auf der Halbinsel Chalkidike, berühmt als Geburtsort des Aristoteles (daher der Stagirite), von Philipp II. 348 v. Chr. zerstört, aber später wieder aufgebaut.
Heute Ruinen Lymbiada.
Friedrich August von, preuß. Staatsmann und Dichter, geb. zu Vierraden in der Ukermark, studierte zu Halle [* 48] die Rechte und ward 1806 Geheimer Oberfinanzrat, 1807 vortragender Rat bei dem nachmaligen Staatskanzler v. Hardenberg und nach dem Tilsiter Frieden Mitglied der zur Verwaltung des Landes niedergesetzten Immediatkommission, unter dem Ministerium Stein vortragender Rat, 1809 Staatsrat, in welcher Stellung er Hardenberg nach Paris, London und zum Wiener Kongreß begleitete. Er starb in Berlin. Seine vaterländischen Gedichte, gesammelt als »Historische Erinnerungen in lyrischen Gedichten« (Berl. 1828), zum Teil in kunstvoller Odenform, spiegeln den idealistisch-patriotischen Geist, welcher zur Zeit der Befreiungskriege die gebildeten Kreise [* 49] durchdrang. Dem Andenken seiner Gattin (gest. 1835) gewidmet ist die als Manuskript gedruckte Sonettensammlung »Erinnerungen an Elisabeth« (Berl. 1835); von ihr selbst erschienen: »Erinnerungen für edle Frauen« (Leipz. 1846, 3. Aufl. 1873).
Vgl. auch »Briefe von S., Metternich, Heine und Bettina v. Arnim« (aus Varnhagens Nachlaß, Leipz. 1865).
(ital., spr. stadschohne), Jahreszeit, Saison. ^[= (franz., spr. ssäsóng, engl. Season, spr. ssihs'n, "Jahreszeit, Zeit"), gebräuchliche ...]
(lat.), Stillstand, Stockung.
Erik Johan, schwed. Dichter, geb. zu Gärdslösa auf Örland, studierte in Lund und Upsala [* 50] und erhielt dann eine Anstellung in der königlichen Kanzlei. Seine Muße widmete er philosophischen Studien, namentlich suchte er Schellings Identitätslehre mit gnostischer Mystik zu verschmelzen. Finster und verschlossen, dabei maßlos ausschweifend, verfiel er in periodischen Wahnsinn und starb Seinen litterarischen Ruf begründete 1817 das epische Gedicht »Wladimir ten store«, das von der schwedischen Akademie gekrönt wurde.
Seine Hauptwerke aber sind der halb philosophische, halb religiöse Gedichtcyklus »Liljor i Saron« (1820),
das antike Trauerspiel »Bacchanterna«, die nordischen Tragödien »Visbur« und »Sigurd Ring«, das Drama »Riddartornet«, die Schauspiele »Glädjeflickan i Rom« [* 51] und »Kärleken after döden« und die religiöse Tragödie »Martyrerne«, worin die Idee vom Leben als einer Strafe und einem Leiden [* 52] in ergreifender Weise durchgeführt ist. Auch viele seiner kleinern, im Volkston gehaltenen Lieder sind vortrefflich. Seine »Gesammelten Schriften« gab zuletzt C. Eichhorn (Stockh. 1866-68, 2 Bde.) heraus; eine deutsche Übersetzung Kannegießer (Leipz. 1853, 6 Bde.).
(lat.), stillstehen, stocken.
(spr. stanjohne), flacher Meerbusen an der Westseite Siziliens, zwischen Marsala und Trapani, welcher durch die niedrigen, fast ganz mit Salinen bedeckten Stagnoneinseln gegen das Meer geschlossen ist.
Dieser Inseln sind drei: Borrone, Isola longa und in der Mitte die kleine kreisrunde Insel San Pantaleone, berühmt als Sitz der karthagischen Stadt Motye, von der noch einzelne Reste vorhanden sind.
s. Eisen, ^[= # (Ferrum), Fe, das nützlichste und verbreitetste aller Metalle, findet sich in zahlreichen Verbindun ...] S. 418 ff.
1) Georg Ernst, Chemiker und Mediziner, geb. zu Ansbach, [* 53] studierte in Jena [* 54] wurde 1687 Hofarzt des Herzogs von Weimar, 1694 Professor der Medizin in Halle, 1716 Leibarzt des Königs von Preußen; starb in Berlin. S. stellte eine Theorie der Chemie auf, welche bis auf Lavoisier allgemeine Geltung behielt und auf der Annahme des Phlogistons beruhte. Auch entdeckte er viele Eigenschaften der Alkalien, Metalloxyde und Säuren. Seine Hauptwerke sind: »Experimenta et observationes chemicae« (Berl. 1731) und »Theoria medica vera« (Halle 1707; Leipz. 1831-33, 3 Bde.; deutsch von Ideler, Berl. 1831-32, 3 Bde.), in welcher er Hoffmann bekämpfte und die Lehre [* 55] vom psychischen Einfluß (Animismus, s. d.) aufstellte.
2) Friedrich Julius, hervorragender Schriftsteller im Fach des Staatsrechts und Kammerredner, geb. zu München [* 56] von jüdischen Eltern, trat 1819 in Erlangen [* 57] zur protestantischen Kirche über, studierte in Würzburg, [* 58] Heidelberg, [* 59] Erlangen Rechtswissenschaft und habilitierte sich im Herbst 1827 als Privatdozent in München. In demselben Jahr erschien seine erste größere Schrift: »Über das ältere römische Klagenrecht« (Münch. 1827). Von Schelling angeregt, schrieb er: »Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht« (Heidelb. 1830-1837, 2 Bde. in 3 Abtlgn.; 5. Aufl. 1878), sein wissenschaftliches Hauptwerk, welches trotz großer Mängel epochemachend für die Geschichte der Staatswissenschaft ist. S. trat darin der naturrechtlichen Lehre schroff entgegen und begründete seine Rechts- und Staatslehre »auf der Grundlage christlicher Weltanschauung«, indem er »Umkehr der Wissenschaft« zum Glauben an die geoffenbarte Wahrheit der christlichen Religion forderte. 1832 ward S. zum außerordentlichen Professor in Erlangen, im November zum ordentlichen Professor für Rechtsphilosophie, Pandekten und bayrisches Landrecht in Würzburg ernannt.
Später kehrte er nach Erlangen zurück und lehrte hier Kirchenrecht, Staatsrecht und Rechtsphilosophie. 1840 als Professor der Rechtsphilosophie, des Staatsrechts und Kirchenrechts nach Berlin berufen, 1849 von König Friedrich Wilhelm IV., der ihm seine Gunst zuwandte, zum lebenslänglichen Mitglied der damaligen Ersten Kammer, des spätern Herrenhauses ernannt, wurde S. der Hauptwortführer der Reaktion und der ritterschaftlichen Partei, der er bis zu seinem Ende treu geblieben ist.
Auch auf kirchlichem Gebiet benutzte er seine Stellung als Mitglied des evangelischen Oberkirchenrats (1852-58) zur Lockerung der Union, zur Stärkung des lutherischen Konfessionalismus und zur Erneuerung der Herrschaft der orthodoxen Geistlichkeit über die Laienwelt. Der politische Umschwung infolge der Erhebung des Prinz-Regenten und der Sturz des Ministeriums Manteuffel brachen auch Stahls Herrschaft im Oberkirchenrat und veranlaßten 1858 seinen Austritt aus dieser Behörde.
Seitdem setzte er den politischen Kampf gegen das »Ministerium der liberalen Ära« mit zäher Energie im Herrenhaus fort, drohend, »das Haus werde in seinem Widerstand gegen die neue liberale Richtung der Regierung vielleicht brechen, aber nicht biegen«, erlebte jedoch nicht mehr den Umschlag der Regierung, welche nach schwachen liberalen Versuchen ihre Stütze wieder in dem Herrenhaus suchte. Er starb in Brückenau. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: »Die ¶
Kirchenverfassung nach Lehre und Recht der Protestanten« (Erlang. 1840, 2. Aufl. 1862);
»Über Kirchenzucht« (Berl. 1845, 2. Aufl. 1858);
»Das monarchische Prinzip« (Heidelb. 1845);
»Der christliche Staat« (Berl. 1847, 2. Aufl. 1858);
»Die Revolution und die konstitutionelle Monarchie« (das. 1848, 2. Aufl. 1849);
»Was ist Revolution?« (1.-3. Aufl., das. 1852);
»Der Protestantismus als politisches Prinzip« (das. 1853, 3. Aufl. 1854);
»Die katholischen Widerlegungen« (das. 1854);
»Wider Bunsen« (gegen dessen »Zeichen der Zeit«, 1.-3. Aufl., das. 1856);
»Die lutherische Kirche und die Union« (das. 1859, 2. Aufl. 1860).
Nach seinem Tod erschienen: »Siebenzehn parlamentarische Reden« (Berl. 1862) und »Die gegenwärtigen Parteien in Staat und Kirche« (2. Aufl., das. 1868).
Vgl. »Pernice, Savigny, S.« (Berl. 1862).
3) Karl, Pseudonym, s. Gödeke.
dunkelblaue Farbe, ähnlich dem angelaufenen Stahl, besonders wenn der so gefärbte Körper Metallglanz hat.
(Stahldiamanten), Stahlstückchen mit vielen glänzenden Facetten, bisweilen als Köpfe von Stahlstiften mit Schraubengewinde.
s. Bronze, ^[= (franz., spr. brongs', verdeutscht: bróugsse), Legierungen des Kupfers mit Zinn oder mit Zinn ...] [* 61] S. 460.
Burg bei Bacharach (s. d.). ^[= Stadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis St. Goar, links am Rhein und 69 m ü. M., Station ...]
Schreibfedern aus Stahl, werden dargestellt, indem man aus entsprechend dünnem Stahlblech Plättchen von der Gestalt der Federn mittels eines Durchstoßes ausschneidet, dann diese Plättchen unter einem andern Durchstoß mit dem Loch versieht, in welchem der Spalt endigt, und zugleich mit den beiden seitlichen Spalten, welche die Biegsamkeit der Feder erhöhen. Hierauf glüht man die Plättchen in eisernen Töpfen aus, versieht sie unter einem Fallwerk [* 62] mit der Schrift und etwanigen Verzierungen und gibt ihnen auf einer Presse [* 63] durch Hineintreiben in eine entsprechend konkave Stanze die rinnenförmige Gestalt.
Die durch das Ausglühen sehr weich gewordenen Federn werden nun zum Zweck des Härtens in flachen, bedeckten Eisengefäßen rotglühend gemacht und schnell in Öl oder Thran geschüttet. Behufs ihrer Reinigung von dem Öl behandelt man sie dann mit Sägespänen in einer um ihre Achse rotierenden Trommel, scheuert sie durch eine ähnliche Prozedur mit zerstoßenen Schmelztiegelscherben und schleift sie nun einzeln auf der Außenseite ihres Schnabels durch fast nur augenblickliches Anhalten an eine schnell umlaufende Schmirgelscheibe.
Die blau oder gelb angelaufenen S. erhalten diese Farbe durch Erhitzen in einer über Kohlenfeuer rotierenden Trommel aus Eisenblech. Diese Operation ist für alle S. erforderlich, da sie die Härte bestimmt, und es müssen daher diejenigen, welche nicht farbig in den Handel gebracht werden sollen, schließlich nochmals gescheuert werden. Zuletzt wird der Spalt mittels einer besonders gebauten kleinen Parallelschere erzeugt. Manche S. werden schließlich noch mit Schellackfirnis überzogen. Über die Erfindung der S. ist nichts Sicheres bekannt. Die ersten S. soll auf Anregung des Chemikers Priestley der Metallwarenfabrikant Harrison in Birmingham [* 64] hergestellt haben, aber erst sein Gehilfe Josiah Mason (gest. 1881) beutete die Erfindung aus und arbeitete Jahrzehnte für Perry, welcher als Begründer der Birminghamer Stahlfederindustrie gilt. Gegenwärtig gibt es 18 Stahlfedernfabriken: 13 in England, 2 in Nordamerika, [* 65] 2 in Deutschland (Berlin und Plagwitz-Leipzig), 1 in Frankreich, welche zusammen wöchentlich 37½ Mill. Stück fabrizieren.
(Steelyard, wohl aus »Stapelhof« korrumpiert), die alte Faktorei der Hanseaten in London, die ihnen 1473 gegen eine Jahresmiete von 70 Pfd. Sterl. überlassen wurde und bis 1866 ihr Eigentum blieb, in welchem Jahr sie dieselbe an eine Eisenbahngesellschaft verkauften.
s. v. w. Eisenquellen, s. Mineralwässer, ^[= (Mineral- oder Heilquellen, Gesundbrunnen), Quellwässer, welche sich von den gewöhnlichen ...] S. 652.
s. Englischrot. ^[= (Engelrot, Eisenrot, Venezianischrot, Italienischrot), Eisenoxyd, welches als rote oder braunrote ...]
s. Polierrot. ^[= Eisenoxyd, welches seiner Härte und Feinheit wegen als Poliermittel auf Metall, Glas etc. benutzt ...]
s. Lyra. ^[= # altgriech. Saiteninstrument, der Kithara ähnlich, aber kleiner und ohne Fuß, war der Sage ...] [* 66]
s. Spateisenstein. ^[= (Eisenspat, Siderit, vulgär: Flinz), Mineral aus der Ordnung der Carbonate, kristallisi ...]
(Siderographie), die Vervielfältigung von Bildwerken mittels geschnittener Stahltafeln, 1820 von dem Engländer Charles Heath erfunden. Das Verfahren dabei ist folgendes. Stahlblöcke oder Platten werden dekarbonisiert, d. h. des Kohlenstoffs beraubt, und dadurch bis zu dem Grad erweicht, daß sie sich beim Stich der Figuren noch besser behandeln lassen als Kupfer. Das Verfahren beim Stich ist dasselbe wie bei dem auf Kupfer, nur bedient man sich auf Stahl seltener und mit weniger Vorteil der kalten Nadel.
Nach dem Stich wird durch ein chemisches Verfahren die Platte wieder gehärtet. Um den Stich auf andre Platten zu übertragen, schiebt man einen gleichfalls dekarbonisierten Cylinder von Stahl in die Übertragungspresse (transfer-press) und fährt damit über die eingeschnittenen Figuren der wieder gehärteten Stahlplatte hin. Die Einschnitte der Platte drücken sich hierbei dem Cylinder erhaben auf, und zwar wird es durch eine schwingende Bewegung der Presse und der Peripherie des Cylinders ermöglicht, daß sich immer eine neue Oberfläche zur Aufnahme des Stahlschnitts darbietet.
Nachdem darauf der Cylinder ebenfalls gehärtet worden ist, drückt man damit auf neue dekarbonisierte Stahlplatten das ursprüngliche Bild der Originalplatte auf und druckt diese wie gewöhnlich ab. Auf diese Weise kann das Bild ins Unendliche vervielfältigt werden, so daß der 10,000. Abdruck nicht den geringsten Unterschied vom ersten zeigt. Dennoch ist für Kunstwerke höherer Gattung der Kupferstich in Geltung geblieben, da er größere Kraft, [* 67] Sicherheit und Weichheit in der Linienführung gestattet, wogegen der S. besonders für solche Werke angewendet wird, welche einen starken Absatz versprechen, wie für Illustrationen, Veduten u. dgl. Der erste Stahlstecher in Deutschland war Karl Ludwig Frommel in Karlsruhe. [* 68] Seit der Erfindung der Galvanoplastik, [* 69] welche die Abnahme von Klischees von Kupferplatten gestattet, und der Verstählung von Kupferplatten ist der S. in Abnahme gekommen. Vgl. Kupferstecherkunst.
eisenhaltiges Mineralwasser.
s. Eisenpräparate. ^[= die als Arzneimittel dienenden chemischen Verbindungen des Eisens und Mischungen derselben mit ...]
Adolf Wilhelm Theodor, Schriftsteller, geb. zu Prenzlau, [* 70] widmete sich in Halle den klassischen Studien, ward 1826 Lehrer am Pädagogium daselbst und 1836 Konrektor am Gymnasium zu Oldenburg. [* 71] Seine litterarische Thätigkeit erstreckte sich zunächst auf die Geschichte, Kritik und Erklärung der Schriften des Aristoteles. Hierher gehören seine »Aristotelia« (Halle 1830-32, 2 Bde.),
ferner: »Aristoteles bei den Römern« (Leipz. 1834) und die Bearbeitung der Aristotelischen »Politik« (das. 1836 bis 1838),
denen sich »Aristoteles und die Wirkung der Tragödie« (Berl. 1859) und die Übersetzungen von Aristoteles' Poetik, Politik, Rhetorik und Ethik (Stuttg. 1860-63) anschließen. Neben dieser philologischen Thätigkeit hatte sich S. frühzeitig auch den ¶
allgemeinen litterarischen Interessen zugewandt. Er gab eine Handschrift von Goethes »Iphigenia«, die er in der Bibliothek zu Oldenburg entdeckt hatte, mit einem trefflichen Vorwort heraus, schrieb eine »Charakteristik Immermanns« (Hamb. 1842) und nahm an dem versuchten Aufschwung der Oldenburger Hofbühne lebhaften Anteil, den seine »Oldenburgische Theaterschau« (Oldenb. 1845, 2 Bde.) bethätigte. Einen Wendepunkt seines Lebens bildete seine Reise nach Italien, die er 1845 antrat und die er in seinem lebendig geschriebenen, farbenreichen und weitverbreiteten Buch »Ein Jahr in Italien« (Oldenb. 1847-50, 3 Bde.; 4. Aufl., das. 1874) eingehend schilderte. In Rom lernte er Fanny Lewald (s. d.) kennen, mit der er sich nach Trennung seiner ersten Ehe 1854 verheiratete.
Schon vorher hatte er wegen Kränklichkeit seine Stellung am Oldenburger Gymnasium niedergelegt und sich 1852 in Berlin niedergelassen, wo er lebte, bis ihn Gesundheitsrücksichten nötigten, verschiedene Kurorte zu seinem Wohnsitz zu wählen. S. starb in Wiesbaden. [* 73] Seine litterarische Produktivität hatte während der Zeit seines Berliner [* 74] Aufenthalts sich beständig gesteigert. Die poetischen Anläufe in dem Roman »Die Republikaner in Neapel« [* 75] (Berl. 1849, 3 Bde.) und den Gedichten »Ein Stück Leben« (das. 1869) erwiesen keine eigentliche Produktionskraft. So wandte sich S. in zahlreichen Kritiken, Essays und selbständigen Werken zur Kunst- und Litteraturgeschichte. Seinem »Torso; Kunst, Künstler und Kunstwerke der Alten« (Braunschw. 1854-55, 2 Bde.; 2. Aufl. 1878) folgten: »Lessing, sein Leben und seine Werke«, eine populäre Biographie und Charakteristik, die raschen Eingang ins Publikum gewann (Berl. 1859, 2 Bde.; 9. Aufl. 1887);
»Fichte«, [* 76] ein Lebensbild (das. 1862);
»Goethes Frauengestalten« (das. 1865-68, 2 Bde.; 7. Aufl. 1882);
»Kleine Schriften zur Litteratur und Kunst« (das. 1871-75, 4 Bde.).
Aus Lebenserinnerungen, persönlichen Eindrücken, namentlich der zahlreichen Reisen, die er mit seiner Gattin unternahm, gingen die Bücher: »Die preußische Revolution« (Oldenb. 1850, 2 Bde.; 2. Aufl. 1852),
»Weimar und Jena«, ein Tagebuch (das. 1852, 2 Bde.; 2. Aufl. 1871),
»Zwei Monate in Paris« (das. 1851, 2 Bde.),
»Nach fünf Jahren«, Pariser Studien (das. 1857, 2 Bde.),
»Herbstmonate in Oberitalien« [* 77] (das. 1860, 3. Aufl. 1884),
»Ein Winter in Rom«, gemeinsam mit Fanny Lewald (Berl. 1869, 2. Aufl. 1871),
hervor, während er in der Schrift »Aus der Jugendzeit« (Schwerin [* 78] 1870-77, 2 Bde.) seine Jugendtage schilderte. Heftigen Widerspruch erfuhren seine »Bilder aus dem Altertum« (Berl. 1863-66, in 4 Bänden),
»Tiberius« (2. Aufl. 1873),
»Kleopatra« (2. Aufl. 1879),
»Römische [* 79] Kaiserfrauen« (2. Aufl. 1880),
»Agrippina, die Mutter Neros« (2. Aufl. 1880) enthaltend, in denen S. den Versuch unternahm, die bisherige historische Auffassung, namentlich des Tacitus, zu entkräften und die genannten historischen Gestalten zu reinigen und zu rechtfertigen.
s. v. w. männliches Schaf, [* 80] Bock. ^[= # 1) (Tragus) Hieronymus, Botaniker, geb. 1498 zu Heiderbach im Zweibrückenschen, wurde für ...]
(spr. stäckfort), vorgeschichtliches Festungswerk der Grafschaft Kerry (Irland), bestehend aus einer ohne Mörtel erbauten Ringmauer von 114 Fuß äußerm Durchmesser.
(Steiner), Jakob, berühmter Saiteninstrumentenmacher, geb. zu Absam bei Hall in Tirol, [* 81] war ein Schüler von Amati zu Cremona. Im Leben von Sorgen und Mißgeschick heimgesucht, mußte er anfangs von seinen Violinen das Stück für 6 Gulden verkaufen. 1669 vom Erzherzog Leopold zum »Hofgeigenmacher« ernannt, wurde er gleichwohl von den Jesuiten als vermeintlicher Ketzer monatelang in Haft gehalten, verfiel in Wahnsinn und starb in größter Not 1683. Seine Geigen zeichnen sich durch besonders hohe Bauart und einen ganz vorzüglichen Ton aus und werden von Kennern jetzt teuer bezahlt. Auch sein Bruder Markus S. war als Instrumentenmacher bekannt.
Vgl. Ruf, Der Geigenmacher J. S. (Innsbr. 1872).
(spr. stehns), Stadt in der engl. Grafschaft Middlesex, 24 km westsüdwestlich von Hyde Park (London), an der Themse, hat lebhaften Produktenhandel und (1881) 4628 Einw. Die Jurisdiktion Londons über die Themse erstreckt sich seit 1280 bis hierher.
(spr. stehr), 1) John Dalrymple, erster Graf von, brit. Staatsmann, geb. 1648, schloß sich wie sein als Jurist berühmter, 1690 zum Viscount S. erhobener Vater James Dalrymple (gest. 1695) Wilhelm III. von Oranien an, wurde 1691 zum Staatssekretär für Schottland ernannt, mußte aber wegen der von ihm 1692 angeordneten Niedermetzelung eines Clans jakobitischer Hochländer zu Glencoe, die das schottische Parlament für einen barbarischen Mord erklärte, 1695 seine Entlassung nehmen und wagte erst fünf Jahre nach dem Tod seines Vaters im Oberhaus zu erscheinen. 1703 nichtsdestoweniger zum Grafen von S. ernannt, gehörte er zu den eifrigsten Vertretern der unter Königin Anna zu stande gebrachten Union zwischen England und Schottland und starb
2) John Dalrymple, zweiter Graf von, Sohn des vorigen, brit. Staatsmann und Heerführer, geb. 1673 zu Edinburg, [* 82] diente von 1702 bis 1709 unter Marlborough in den Niederlanden und Deutschland und zeichnete sich in den Schlachten [* 83] von Ramillies, Oudenaarde und Malplaquet aus. 1714 zum Gesandten in Paris ernannt, erlangte S. nach Ludwigs XIV. Tod bei dem Regenten so viel Einfluß, daß er den bourbonischen Familienbund zwischen Frankreich und Spanien [* 84] sprengte und Frankreich vermochte, die Stuarts preiszugeben. 1720 aber erregte sein Widerstand gegen die Finanzpläne Laws den Unwillen der britischen Regierung und veranlaßte seine Zurückberufung.
Erst nach dem Rücktritt Walpoles trat er wieder in den Staatsdienst, wurde Gesandter bei den Generalstaaten und 1742 Feldmarschall und Kommandeur der englischen Armee im österreichischen Erbfolgekrieg. Er drang mit seinem Heer bis Aschaffenburg [* 85] vor und schlug die Franzosen unter Noailles bei Dettingen, verließ dann aber wegen Bevorzugung der hannöverschen Interessen und wegen Einmischung der Minister und Diplomaten die Armee. Infolge davon fiel er am Hof [* 86] in Ungnade, bis der jakobitische Aufstand in Schottland (1745) ihn an die Spitze des in England aufgestellten Heers rief. Er starb
3) John Hamilton Dalrymple, achter Graf von, geb. aus einer Seitenlinie, diente seit 1790 in der britischen Armee, focht mit Auszeichnung 1794 und 1795 in Holland und Flandern und nahm 1807 an der Expedition nach Kopenhagen [* 87] teil, worauf er zum Generalmajor befördert ward. 1832 wurde er ins Parlament gewählt, 1840 erbte er von seinem Vetter die Grafschaft S., und im April 1841 ward er als Lord Oxenfoord zum englischen Peer erhoben. In den Jahren 1840-41 und 1846-52 verwaltete er das Amt eines Großsiegelbewahrers für Schottland. Er starb auf Oxenfoord Castle. Ihm folgten sein Bruder North Dalrymple, geb. 1776, gest. ¶
als neunter und dessen Sohn John, Viscount Dalrymple, geb. als zehnter Graf von S.
Vgl. Graham, Annals and correspondence of the Viscount and the first and second Earls of S. (Edinb. 1875, 2 Bde.).
Wasserbaukunst, s. Buhne. ^[= (Abweiser, Zunge), jedes Flußbauwerk, welches mit dem einen Ende sich an das Ufer anschließ ...] [* 89]
(engl., spr. stehk), Einsatz, Einlage (beim Spielen, Wetten etc.).
Zaun aus Pfählen, Latten etc. (Staken). ^[= # (engl., spr. stehk), Einsatz, Einlage (beim Spielen, Wetten etc.).]
s. Fachholz. ^[= gespaltene Hölzer von etwa 30 cm Länge und 6-8 cm Dicke und Breite zum Ausstaken ...]
und Stalaktiten, s. Tropfstein. ^[= Mineralien, welche sich als Absatz aus herabtropfenden Flüssigkeiten gebildet haben (vgl. Sinter ...]
eine Gewölbeform des arabischen Baustils, welche durch Verbindung von einzelnen Gewölbstückchen den Eindruck von Tropfsteinbildungen hervorruft. S. Baukunst, [* 90] S. 492.
s. Mineralien, ^[= (v. mittellat. minera, "Bergwerk, Erzgrube"; hierzu die Tafel "Mineralien und ...] [* 91] S. 647.
Adriaen van, niederländ. Maler, geb. 1580 zu Antwerpen, [* 92] wurde 1610 Freimeister daselbst und starb 1662. Er hat meist Landschaften andrer Künstler mit Figuren in der Art des H. van Balen staffiert, aber auch selbständige Landschaften in der bunten Manier der ältern vlämischen Schule und [* 88] Figurenbilder gemalt.
Werke von ihm befinden sich in den Galerien von Antwerpen, Kassel [* 93] (Kirmes), Frankfurt [* 94] a. M., Dresden [* 95] (Midasurteil, Göttermahlzeit), Berlin und Schwerin.
Insel, s. Lemnos. ^[= (jetzt Limno, türk. Limni, ital. ), Insel im Ägeischen Meer, zum asiatisch-türk. ...]
Christoph Friedrich von, deutscher Geschichtsforscher, geb. zu Kalw in Württemberg, [* 96] studierte zu Tübingen [* 97] und Heidelberg Theologie und Philologie, ward 1826 Bibliothekar in Stuttgart, [* 98] 1846 Oberbibliothekar, 1869 Bibliothekdirektor und leitete die königliche Bibliothek diese lange Zeit mit großem Geschick und Erfolg. Auch die königliche Münz- und Medaillen-, ebenso die Kunst- und Altertümersammlung ordnete und verwaltete er. Er starb Außer kleinern Arbeiten über württembergische Landeskunde verfaßte er die »Wirtembergische Geschichte« (Stuttg. 1841-73, 4 Bde.),
sein Hauptwerk und die beste deutsche Provinzialgeschichte. Seit 1858 Mitglied der Historischen Kommission in München, redigierte er mit Waitz und Häusser die »Forschungen zur deutschen Geschichte«. - Sein Sohn Paul, geb. Archivrat in Stuttgart, schrieb »Geschichte Württembergs« (Gotha [* 99] 1882 ff.).
s. Stallungen. ^[= Wohnungen der landwirtschaftlichen Haustiere. Die Lage des es muß leichte Ableitung der ...]
Gottfried, Philolog und Schulmann, geb. zu Zaasch bei Delitzsch, [* 100] vorgebildet in Leipzig, [* 101] studierte daselbst seit 1815, ward 1818 Lehrer am Pädagogium in Halle, 1820 an der Thomasschule zu Leipzig und 1835 Rektor dieser Anstalt. Seit 1840 auch außerordentlicher Professor an der Universität, starb er S. hat sich besonders um Platon verdient gemacht, nicht bloß durch tüchtige Bearbeitung einzelner Dialoge, des »Philebus« (Leipz. 1820, 2. Ausg. 1826),
»Euthyphro« (das. 1823),
»Meno« (das. 1827, 2. Ausg. 1839),
»Dialogorum delectus« (das. 1838, 2. Ausg. 1851),
»Parmenides« (das. 1839, 2. Aufl. 1848),
sondern vor allem durch seine Gesamtausgaben, die große kritische (das. 1821-25, 12 Bde.; der Text auch besonders in 8 Bänden),
die kommentierte in der Jacobs-Rostschen »Bibliotheca graeca« (Gotha 1827-1860, 10 Bde.; zum Teil in wiederholten Auflagen, zuletzt von Wohlrab und Kroschel) und die Tauchnitzsche Stereotypausgabe (1 Bd., das. 1850 u. 1873; 8 Bde., 1850 u. 1866-74). Sonst sind zu nennen seine Ausgaben des Herodot (Gotha 1819, 3 Bde.; 2. Aufl. 1825-26) und des Kommentars zu Homer von Eustathios (das. 1825-30, 7 Bde.) sowie Bearbeitungen der Ruddimanschen »Institutiones grammaticae latinae« (das. 1823, 2 Bde.) und des Westerhofschen »Terentius« (das. 1830-31, 6 Bde.).
s. Futter, ^[= (hierzu Tafel "Futterstoffe"), eine Zusammenstellung von Futtermitteln (Futterstoffen ...] S. 811.
Wohnungen der landwirtschaftlichen Haustiere. Die Lage des Stalles muß leichte Ableitung der Flüssigkeiten gestatten und Ansammlungen von Grundwasser, [* 102] welches, durch die Auswurfstoffe der Tiere verunreinigt, zum Träger [* 103] von Krankheitserregern wird, vermeiden. Die Hauptfronte legt man gegen Osten und den Ausgang an diese Hauptfronte; Thüren an der Westseite erleichtern das Eindringen von Fliegen, [* 104] die gegen Abend warme Stellen aufsuchen. In der Mitte der Höhe geteilte Thüren gestatten durch Öffnen der obern Thürflügel eine leichte und gründliche Ventilation.
Der Feuersgefahr wegen bringt man zahlreiche Thüren an; um aber zu vermeiden, daß bei Öffnung derselben der Luftzug die Insassen trifft, stellt man die Thüren in der Regel an die Enden der sogen. Stallgasse, welche meist zugleich als Mistgang dient. Die Thürpfosten macht man rund oder doch an den Kanten abgerundet und versieht sie mit 1,5 m hohen senkrechten Walzen, um Beschädigungen der Tiere beim Aus- und Eindrängen in den Stall vorzubeugen; ebendeshalb müssen Thüren und Thürflügel sich stets nach außen öffnen und nicht von selbst zufallen.
Gegenwärtig sind vielfach Schiebthüren in Gebrauch. Die Stallfenster bringt man womöglich hinter den Köpfen der Tiere an und so hoch, daß Lichtstrahlen wie Luftströmungen über den Tieren hinwegstreichen. Erlaubt dies die Anlage des Gebäudes nicht, dann verwendet man matt geschliffene oder blaue Glasscheiben und schützt diese gegen Zerbrechen durch Drahtgitter. Mit Oberlicht können Vorrichtungen zur Lufterneuerung verbunden werden, und mit teilweise beweglichen Fenstern kann man lüften, ohne das ganze Fenster zu öffnen, und ohne daß die eindringende kalte Luft die Tiere unmittelbar trifft.
Die Fensterrahmen werden am besten von Eisen hergestellt. Zur Ventilation der S. dürften senkrechte, an dem First ausmündende Dunstkamine immer noch verhältnismäßig ebensoviel leisten wie die neuern kostspieligen Einrichtungen. Die Abzugskanäle bleiben in kleinern S. am besten offen, werden aber wasserdicht eingerichtet und mit Wasserleitungsröhren in Verbindung gebracht. Offene, nicht zu tiefe Stallrinnen sind der bequemen und gründlichen, auch leicht kontrollierbaren Reinigung wegen vorzuziehen.
Die größte Dauer und die sicherste Abscheidung zwischen Stall und darüber gelegenen Räumen gewähren steinerne Gewölbe, [* 105] doch benutzt man auch Konstruktionen mit Eisenbahnschienen; bei Anwendung von Holz [* 106] ist für enge Verbindung der einzelnen Bretter (Einlegen in Falze) zu sorgen. Der Fußboden soll den Tieren eine bequeme und nicht abkühlende Lagerstätte bieten, er darf daher nach hinten nur geringen Fall haben und nicht aus guten Wärmeleitern hergestellt sein. Das beste Pflasterungsmaterial geben hartgebrannte Backsteine ab. Die sogen. Brückenstände, d. h. über flache Kanäle gelegte Dielenböden, sind teuer, nicht dauerhaft und unreinlich, geben aber allerdings die wärmste Unterlage.
Das Baumaterial für Ställe darf nicht porös sein, um die bei Zersetzung des Urins sich bildenden Stoffe nicht aufzusaugen. Die Bildung von Salpeter an den Stallwänden erhält diese stets feucht. Der Raumbedarf in den Ställen ist nach Tiergattung, Zahl der Tiere und den Nutzungszwecken äußerst verschieden zu bemessen. Man unterscheidet: a) freie, ¶