Stückchen von Schrotgröße zerkleinerten
Körper auf die nämliche Wagschale und bestimmt sein absolutes
Gewicht. Wirft man
nun die Stückchen in das Fläschchen, so muß notwendig so viel
Wasser ausfließen, als von den hineingeworfenen Stückchen
verdrängt wird, und man erfährt nun durch eine abermalige Wägung, wieviel ein dem
Volumen der Körperstückchen
gleiches
VolumenWasser wiegt. Eine andre gleichfalls vorzügliche
Methode der Bestimmung des spezifischen
Gewichts gründet
sich auf das sogen.
Archimedische Prinzip,
[* 2] wonach jeder in eine
Flüssigkeit getauchte
Körper so viel von seinem
Gewicht verliert,
wie die verdrängte Flüssigkeitsmenge wiegt.
Man bedient sich hierzu der sogen. hydrostatischen
Wage
[* 3] (s.
Hydrostatik,
[* 4] S. 842), deren eine Wagschale
kürzer aufgehängt und unten mit einem Häkchen versehen ist, woran man mittels eines möglichst dünnen
Drahts den zu untersuchenden
Körper aufhängt, um ihn zuerst wie gewöhnlich in der
Luft und dann, nachdem er in ein untergestelltes
Gefäß
[* 5] mit
Wasser eingetaucht
ist, nochmals im
Wasser zu wägen. Die
Gewichte, welche man im letztern
Fall von der ersten Wagschale wegnehmen
oder auf die kürzer aufgehängte Wagschale zulegen muß, um das gestörte
Gleichgewicht
[* 6] wiederherzustellen, geben das
Gewicht
der verdrängten Wassermenge an, mit welchem man nur in das absolute
Gewicht des
Körpers zu dividieren braucht, um sein
s.
G. zu erfahren.
Ist der
Körper in
Wasser löslich, so taucht man ihn in eine andre
Flüssigkeit, in welcher er sich nicht löst, und bestimmt
seinen Gewichtsverlust; ist das spezifische Gewicht derselben bekannt, so findet man durch eine einfache Rechnung den Gewichtsverlust,
welchen er im
Wasser erlitten haben würde. Einen
Körper, welcher spezifisch leichter ist als
Wasser und
daher in demselben nicht untertaucht, verbindet man mit einem schwerern
Körper, dessen Gewichtsverlust bereits bestimmt ist.
Auch das spezifische Gewicht von
Flüssigkeiten läßt sich mittels der hydrostatischen
Wage leicht finden. Man bringt nämlich
einen unter der kürzern Wagschale aufgehängten beliebigen
Körper, z. B. ein Glasstück, in der
Luft
durch eine auf die andre Wagschale gelegte
Tara ins
Gleichgewicht und bestimmt nun seinen Gewichtsverlust zuerst in der zu
untersuchenden
Flüssigkeit und dann in
Wasser; jener Verlust, durch diesen dividiert, gibt das gesuchte spezifische Gewicht.
Der Gewichtsverlust, welchen ein und derselbe
Körper in verschiedenen
Flüssigkeiten erleidet, ist dem
spezifischen
Gewicht offenbar proportional. Auf diesen
Satz gründet sich die Mohrsche
Wage (Fig. 2), welche das spezifische Gewicht
von
Flüssigkeiten sehr rasch und bequem zu bestimmen erlaubt. An dem einen
Arm des Wagebalkens hängt mittels eines feinen
Platindrahts
das Senkgläschen A, ein zugeschmolzenes, zum Teil mit
Quecksilber gefülltes oder ein kleines
Thermometer
[* 7] enthaltendes Glasröhrchen, welches durch die Wagschale B gerade im
Gleichgewicht gehalten wird.
Die
Gewichte bestehen aus hakenförmig gebogenen Messingdrähten P, von denen zwei jedes genau so viel wiegen, wie der Gewichtsverlust
des Senkgläschens im
Wasser ausmacht, während ein drittes 1/10 P, ein viertes 1/100 P wiegt. Der Wagebalken,
an welchem das Senkgläschen hängt, ist in 10 gleiche Teile geteilt.
Will man nun das spezifische Gewicht einer
Flüssigkeit
bestimmen, so bringt man dieselbe in das Standgefäß CC und taucht das Senkgläschen in sie ein. Ist die
Flüssigkeit z. B.
konzentrierte
Schwefelsäure,
[* 8] so muß man, um das
Gleichgewicht herzustellen, das eine
GewichtP an das Ende
h des Wagebalkens, das andre
Gewicht P bei 8, das
Gewicht1/10 P bei 4 und das
Gewicht1/100 P wieder bei 8 anhängen und hat
hiermit das spezifische Gewicht der
Schwefelsäure = 1,848 gefunden. Über die Bestimmung des spezifischen
Gewichts durch
Aräometer,
[* 9] welche sich ebenfalls auf das
Archimedische Prinzip gründen, s. d. In einer zweischenkeligen
Röhre (kommunizierende
Röhren)
[* 10]
b e d
[* 1]
(Fig. 3) halten sich zwei
Flüssigkeiten das
Gleichgewicht, wenn ihre von der Trennungsschicht
a c aus gerechneten
Höhena b und
c d sich umgekehrt verhalten wie ihre spezifischen
Gewichte; alsdann üben sie nämlich auf
die im gleichen
Niveau gelegenen
Querschnitte a und c, unterhalb welcher die Flüssigkeitsmenge a
e c für sich schon im
Gleichgewicht
ist, gleichen
Druck aus.
Befindet sich z. B. in dem einen
Schenkel und in der Biegung
Quecksilber, im andern
SchenkelWasser, so ist
im Fall des
Gleichgewichts die
Höhec d der Quecksilbersäule 13,6mal geringer als diejenige der Wassersäule
a b, woraus sich die
Zahl 13,6 als
s. G. des
Quecksilbers ergibt. Darauf gründet sich
Musschenbroeks Aräometer
(Hygroklimax), welches in der Form,
die
Ham ihm gegeben hat, in
[* 1]
Fig. 4 dargestellt ist. Zwei Glasröhren sind
oben durch eine Metallröhre,
an die ein mit einem
Hahn
[* 11] verschließbares, nach
oben gerichtetes Röhrchen angesetzt ist, verbunden und tauchen mit ihren
offenen
Enden in zwei
Gläser, deren eins
Wasser, das andre die zu untersuchende
Flüssigkeit enthält. Verdünnt man durch Saugen
an dem Röhrchen die innere
Luft und schließt den
Hahn, so werden die
Flüssigkeiten durch den äußern
Luftdruck in die
Röhren gehoben, und man kann ihre
Höhen, nachdem mittels
Schrauben
[* 12] die Flüssigkeitsoberflächen in den
Gläsern
auf das gleiche
Niveau gebracht sind, an der
Skala ablesen; die
Höhe der Wassersäule, durch die
Höhe der andern Flüssigkeits-
säule dividiert, gibt das spezifische Gewicht der letztern. Über die Bestimmung des spezifischen Gewichts pulverförmiger
Körper s. Stereometer.
[* 15]
Um das spezifische Gewicht eines Gases zu bestimmen, wird ein Glasballon von 8-10 Lit. Inhalt, dessen Hals mittels einer Messingfassung,
die durch einen Hahn verschließbar ist, auf die Luftpumpe
[* 16] geschraubt werden kann, möglichst luftleer
gepumpt und nun gewogen. Alsdann füllt man ihn bei 0° mit dem trocknen Gas und wägt ihn nochmals. Der Unterschied der beiden
Gewichte ist das Gewicht des Gases bei 0° und dem gerade herrschenden Barometerstand und braucht nur durch das zuvor genau
ermittelte Volumen des Ballons dividiert zu werden, um das spezifische Gewicht des Gases für diesen Druck
zu liefern.
Mit Hilfe des MariotteschenGesetzes kann daraus leicht das spezifische Gewicht bei dem Normalbarometerstand von 760 mm gefunden
werden. Überhaupt müssen bei der Bestimmung des spezifischen Gewichts der Gase
[* 17] Temperatur, Druck und andre Umstände sorgfältige
Berücksichtigung finden. Um die Korrektion wegen des Gewichtsverlustes, welchen der Ballon
[* 18] durch die umgebende
atmosphärische Luft erleidet, zu umgehen, hing Regnault an den andern Wagebalken einen ganz gleichen Glasballon, dessen äußeres
Volumen dem des ersten vollkommen gleich gemacht war. Da die spezifischen Gewichte der Gase, auf Wasser bezogen, durch sehr kleine
Zahlen ausgedrückt sind, so nimmt man für sie gewöhnlich die Luft als Einheit.
Ein sehr sinnreiches Verfahren zur Bestimmung der spezifischen Gewichte der Gase wurde von Bunsen auf den Satz gegründet, daß
die Ausströmungsgeschwindigkeit der Gase den Quadratwurzeln aus ihren spezifischen Gewichten umgekehrt proportional sind, oder,
was dasselbe ist, daß ihre spezifischen Gewichte sich verhalten wie die Quadrate der Ausströmungszeiten
gleicher Volumina. Das Gas befindet sich in der Glasröhre A A
[* 14]
(Fig. 5), die sich oben in ein Röhrchen B verengert, in welches
bei v ein dünnes Platinplättchen mit einer feinen Öffnung eingeschmolzen ist, aus der nach Wegnahme des Stöpsels s das
Gas ausströmt.
Die RöhreA A wird, während der Stöpsel aufgesetzt ist, so tief in das Quecksilber des Standgefäßes C C hinabgedrückt,
daß die Spitze r des gläsernen SchwimmersD D genau im Niveau des Quecksilbers erscheint. Wird nun der Stöpsel weggenommen,
so beginnt das Gas auszuströmen, und man braucht nun nur die Zeit zu beobachten, welche von der Wegnahme
des Stöpsels an vergeht, bis die am Schwimmer angebrachte Marke t das Quecksilberniveau erreicht hat. Hat man z. B. auf diese
Weise gefunden, daß gleiche Raumteile von atmosphärischer Luft und von Knallgas bez. 117,6 und 75,6
Sekunden zum Ausströmen gebrauchen, so ist das spezifische Gewicht des Knallgases, auf
Luft bezogen, =
75,6²: 117,6² = 0,413.
[* 14] Wärme
[* 19] (Wärmekapazität), die Wärmemenge, welche 1 kg eines Körpers bedarf, um sich um
1° C. zu erwärmen. GleicheMassen verschiedener Stoffe erfordern für die gleiche Temperaturerhöhung einen sehr ungleichen
Aufwand von Wärme. Will man z. B. 1 kg Wasser und 1 kg Quecksilber von 0° auf 100° erwärmen, so bemerkt man leicht, daß
bei gleicher Wärmezufuhr das Quecksilber viel rascher die gewünschte Temperatur erreicht als das Wasser.
Ja sogar, wenn man von beiden Flüssigkeiten je 1 Lit. nimmt, also dem Gewicht nach 13,6mal soviel Quecksilber als Wasser, wird
man bei jenem mit einer Heizflamme das Ziel schneller erreichen als bei diesem mit zwei ebensolchen Flammen.
Erkaltet ein warmer Körper wieder auf seine ursprüngliche Temperatur, so gibt er die Wärmemenge, welche
er vorher zu seiner Erwärmung verbraucht hatte, an seine Umgebung wieder ab; man wird daher, indem man diese Wärmeabgabe
beobachtet, zugleich den zur Erwärmung nötigen Wärmebedarf kennen lernen; alle Verfahrungsarten zur Ermittelung der »spezifischen
Wärme« der Körper beruhen in der That aus der Bestimmung der beim Erkalten abgegebenen Wärmemenge.
Erwärmen wir drei gleich schwere Kugeln von Kupfer,
[* 20] Zinn und Blei
[* 21] in siedendem Wasser auf 100° u. bringen sie rasch auf eine
Wachsscheibe, so fällt die Kupferkugel sehr bald durch das Loch, das sie aufgeschmolzen hat, die Zinnkugel dringt tief in
die Scheibe ein, während die Bleikugel nur ganz wenig einsinkt. Es ist hierdurch augenfällig, daß
das Kupfer die größte Wärmemenge abgegeben hat und demnach unter diesen Metallen die größte s. W. besitzt, das Zinn eine
mittlere, das Blei die kleinste.
Genaueres über das Verhältnis der spezifischen Wärmen dieser Körper erfahren wir jedoch durch diesen
Versuch nicht; hierzu wäre es notwendig, die abgegebenen Wärmemengen wirklich zu messen, d. h.
in »Wärmeeinheiten« auszudrücken. Als Einheit der Wärmemenge oder Wärmeeinheit hat man diejenige Wärmemenge festgesetzt,
welche erforderlich ist, um 1 kg Wasser um 1° C. zu erwärmen, oder, was dasselbe ist, man hat die s. W. des Wasser
= 1 angenommen. Vorrichtungen zur Messung von Wärmemengen nennt man Kalorimeter. Um die s. W. eines Körpers nach dem Schmelzverfahren
zu bestimmen, kann das Eiskalorimeter von Lavoisier und Laplace
[* 14]
(Fig. 1) dienen. Dasselbe besteht aus drei sich der Reihe nach
umhüllenden Blechgefäßen, von denen das innerste c siebartig durchlöchert ist oder auch nur aus einem
Drahtkorb besteht. Der Zwischenraum a a zwischen dem äußersten und mittlern Gefäß sowie der hohle Deckel des letztern
werden mit Eisstücken gefüllt, die dazu dienen, die Wärme der äußern Umgebung von dem Raum b b zwischen dem mittlern und
innersten Gefäß, der ebenfalls mit Eisstücken gefüllt ist, abzuhalten; das in dem Rauma a durch die äußere Wärme erzeugte
Schmelzwasser fließt durch den Hahn d ab. Bringt man nun einen Körper von bekanntem Gewicht und bekannter
Temperatur (z. B. eine in den Dämpfen siedenden Wassers auf 100° erhitzte eiserne Kugel) in das innerste Gefäß, so wird derselbe,
indem er von dieser Temperatur auf 0° erkaltet, eine gewisse MengeEis
[* 23] schmelzen, welche man durch Wägung des durch den Hahn
e abgelaufenen Schmelzwassers ermittelt.
Da man nun weiß, daß zur Schmelzung von 1 kg Eis 80 Wärmeeinheiten erfordert werden (s. Schmelzen), so kann man leicht die
Wärmemenge berechnen, welche jener Körper bei seinem Erkalten abgegeben hat, und erfährt sonach auch die Wärmemenge, welche
derselbe für 1 kg und für 1° C. enthielt, d. h. seine s. W. Das weit genauere Eiskalorimeter von Bunsen
gründet sich auf die Thatsache, daß beim Schmelzen des Eises eine Zusammenziehung stattfindet, indem das entstandene Schmelzwasser
einen kleinern Raum einnimmt als das Eis (s. Ausdehnung).
[* 24]
In das weitere Glasgefäß W
[* 22]
(Fig. 2), welches sich unten in das umgebogene
und wieder aufsteigende Glasrohr Q Q fortsetzt, ist das Probierröhrchen w eingeschmolzen; das Gefäß W wird mit luftfreiem
Wasser gefüllt, welches durch das im untern Teil von W und in der Röhre befindliche Quecksilber Q Q abgesperrt ist. Indem
man tief erkalteten Weingeist durch das Proberöhrchen strömen läßt, umkleidet sich dasselbe mit einer
Eishülle E. Wirft man nun einen auf bekannte Temperatur erwärmten Körper in das Proberöhrchen, welches etwas Wasser von
0° enthält, so wird etwas Eis geschmolzen, infolge der eintretenden Raumverminderung tritt mehr Quecksilber in das Gefäß
W, und in dem engen Glasröhrchen q, welches mittels eines Korks in das Rohr Q eingesetzt ist, zieht sich
der Quecksilberfaden zurück; aus der Größe seiner Verschiebung ergibt sich die Menge des entstandenen Schmelzwassers und
demnach auch die von dem Körper an das Eis abgegebene Wärmemenge.
Vermischt man 1 kg Wasser von 10° mit 1 kg Wasser von 50°, so zeigt die Mischung, wenn alle Wärmeverluste
vermieden wurden, die mittlere Temperatur von 30°. Das eine KilogrammWasser gab nämlich, indem es von 50° auf 30° erkaltete,
die 20 Wärmeeinheiten ab,
welche notwendig waren, um das andre KilogrammWasser von 10° auf 30° zu erwärmen. Mischt man
dagegen 1 kg Wasser von 10° mit 1 kg Terpentinöl von 60°, so zeigt das Gemisch nur etwa 24°. Um die 14 Wärmeeinheiten
zu liefern, welche zur Erwärmung des einen KilogrammsWasser von 10° auf 24° erforderlich waren, mußte also das KilogrammTerpentinöl um 36° erkalten; umgekehrt werden diese 14 Wärmeeinheiten auch wieder hinreichen, um 1 kg
Terpentinöl um 36° zu erwärmen.
Zur Erwärmung von 1 kg Terpentinöl um 1° sind daher 14/36 oder 0,4 Wärmeeinheiten erforderlich, oder 0,4
ist die s. W. des Terpentinöls. Um dieses Mischungsverfahren mit der erforderlichen Genauigkeit auszuführen, bediente sich
Regnault der in
[* 22]
Fig. 3 gebildeten Vorrichtung. Der obere Teil wird von drei
einander umhüllenden Blechcylindern gebildet, deren innerster A oben durch einen Kork,
[* 25] in welchem ein Thermometer steckt, unten
durch einen leicht abnehmbaren Blechdeckel verschlossen ist.
In der Mitte von A hängt an einem durch den Kork gehenden Faden
[* 26] ein ringförmiges Drahtkörbchen, welches den zu untersuchenden
Körper, entweder in Stücken oder in dünnwandige Glasröhrchen eingeschmolzen, aufnimmt und in seiner
innern Höhlung das Gefäß des Thermometers einschließt. In denRaum B wird aus einem seitlich aufgestellten Dampfkessel
[* 27] durch
die Röhre a Wasserdampf eingeleitet, welcher den Körper auf 100° erwärmt und durch die Röhre c wieder abströmt.
Ist diese Temperatur erreicht, so wird nach Wegnahme des untern Deckels das Drahtkörbchen in das mit
einer gewogenen Wassermenge gefüllte Wasserkalorimeter D herabgelassen und die Mischungstemperatur beobachtet, woraus sich
die von dem Körper an das Wasser abgegebene Wärmemenge und sonach auch seine s. W. leicht ableiten läßt. Durch einen mit
kaltem Wasserd d angefüllten Blechmantel ist das Kalorimeter D vor Erwärmung von dem Dampfkessel oder
dem Dampfraum B B her geschützt.
Ein drittes Verfahren zur Bestimmung der spezifischen Wärme, das besonders von Dulong und Petit angewendete Abkühlungsverfahren,
gründet sich auf den Satz, daß ein erwärmter Körper im luftleeren Raum, wo er nur durch Wärmestrahlung
[* 28] sich abkühlen kann, unter sonst gleichen äußern Umständen um so langsamer erkaltet, eine je größere Wärmemenge er
enthält; bei gleicher Temperaturerniedrigung verhalten sich hiernach die von verschie-
denen Körpern abgegebenen Wärmemengen wie die Abkühlungszeiten.
Die spezifischen Wärmen der Körper nehmen mit höherer Temperatur zu, indem sie sich einem festen Endwert nähern; zwischen
0° und 100° ist indessen die Änderung so gering, daß man die s. W. innerhalb dieser Grenzen
[* 30] als unveränderlich betrachten
kann.
Die luftförmigen Körper bedürfen zur Erwärmung gleicher Raumteile auch gleicher Wärmemengen; und da nach dem Gesetz von
Avogadro alle Gase bei gleichem Druck und gleicher Temperatur in gleichen Raumteilen gleich viele Moleküle enthalten, so folgt,
daß alle Gase gleiche Molekularwärme haben. Eine gegebene Gewichtsmenge eines Gases verbraucht bei gleicher Temperaturerhöhung
eine größere Wärmemenge, wenn sie bei gleichbleibendem Druck sich ausdehnt, als wenn sie unter Steigerung des Drucks ihren
Rauminhalt unverändert beibehält, d. h. die s. W. bei konstantem (unverändertem) Druck ist größer als diejenige bei konstantem
Volumen; für atmosphärische Luft beträgt jene 0,2377, diese 0,1686. Für alle Gase ist das Verhältnis der spezifischen Wärme
bei konstantem Druck zu derjenigen bei konstantem Volumen das gleiche, nämlich = 1,41 (vgl. Wärme).
Ordnung der Moose
[* 32] (s. d., ^[= (Musci L., Muscineae Bisch.), kryptogamischer Pflanzentypus, in der Mitte zwischen den Thalluspflanz ...] S. 791).
Ehrh. (Torfmoos), Moosgattung aus der Ordnung der Sphagnaceen, charakterisiert durch aufrechte,
cylindrische, beblätterte Stengel
[* 33] mit zweierlei Zweigen: gerade abwärts gerichteten, dem Stengel dicht anliegenden und schief
abstehenden oder aufrechten, an der Spitze des Stengels schopfartig gehäuften.
Die weiblichen Blüten stehen endständig auf
aufrechten Zweigen, die männlichen kätzchenförmig an den Spitzen schiefer Zweige. Mit den auch sonst ähnlichen Laubmoosen
stimmt die Gattung in der mit einem Deckel aufgehenden Büchse überein, unterscheidet sich aber durch
den Mangel der Borste und durch die an der Spitze zerreißende, daher die Büchse anfangs scheidenartig umgebende Haube.
Die Blätter bestehen aus großen, leeren, lufthaltigen, mit Verdickungsfasern versehenen, durch weite Poren nach außen geöffneten
Zellen, zwischen denen sehr enge, chlorophyllhaltige Zellen liegen, daher diese Moose von bleicher Farbe
sind und vermittelst der porösen Zellen, wie ein Schwamm, Wasser einsaugen. Es sind ansehnliche, weißliche, bräunliche oder
rötliche, in hohen, elastisch schwammigen Polstern wachsende Moose, welche in einigen 20 Arten über die Erde verbreitet sind
und zu den wichtigsten Torfpflanzen gehören, indem sie von der Ebene bis in die alpinen Gebirgshöhen,
auf Torfsümpfen, in morastigen Wäldern und auf feuchten Felsen gesellig in ausgedehnten Beständen wachsen und wesentliche
Erzeuger des Torfs sind. Sie erhalten in Wäldern und Gebirgen die Feuchtigkeit des Bodens. Die häufigsten der zwölf deutschen
Arten sind das kahnblätterige Torfmoos(S. cymbifoliumEhrh.), mit kahnförmigen, an der Spitze kappenförmigen
Zweigblättern, und das spitzblätterige Torfmoos(S. acutifoliumEhrh.), mit lang zugespitzten, an der Spitze gestutzten und
gezahnten, länglich-eiförmigen Blättern.
Vgl. Warnstorff, Die europäischen Torfmoose (Berl. 1881).
Während des Peloponnesischen Kriegs wurde S. 425 v. Chr. von 420 Spartanern besetzt,
aber nach 72tägiger Verteidigung den Athenern unter Kleon übergeben, wobei 292 Spartaner in deren Gewalt fielen.
bei den alten Geometern der Körper, welcher durch Umdrehung einer Ellipsenfläche um eine der beiden Achsen erzeugt wird.
Ist
a die halbe Rotationsachse, b die andre Halbachse (vgl. Ellipse),
[* 42] so ist das Volumen des Körpers = ¾ a² b π (π = 3,1416,
vgl. Kreis), gleichgültig, ob a größer oder kleiner als b ist.
die kugeligen Aggregate, welche in vielen Gesteinen eine besondere kugelige oder sphärolithische Struktur
hervorrufen, und die man, je nachdem sie selbst strukturlos sind oder eine radialfaserige Zusammensetzung
erkennen lassen, und je nach der Natur der gruppierten Elemente mit verschiedenen Namen (Kumulite, Globosphärite, Belonosphärite,
Felsosphärite, Granosphärite) belegt. Tafel »Mineralien
[* 44] und Gesteine« zeigt in
[* 40]
Fig. 16 und 17 sphärolithische Struktur in
körnigem und in glasigem Gestein.
Speziell nennt man S. die kugeligen, aber schon deutlich kristallinischen Ausscheidungen in gewissen Perlsteinen
(s. d.), von den aus bloßer Glasmasse bestehenden kugeligen Körnern der meisten Perlsteine zu unterscheiden. Gesteine, welche
fast nur aus solchen Sphärolithen zusammengesetzt sind und beinahe gar keine glasige Zwischenmasse erkennen lassen, heißen
Sphärolithfels. Lokal und genetisch sind dieselben mit den Pechsteinen oder den Perlsteinen eng verknüpft.
Instrument zur Bestimmung der Gestalt der Linsengläser und zur Messung der Dicke dünner Blättchen, welche die bekannten
farbigen Erscheinungen im polarisierten Licht
[* 45] zeigen, besteht nach der ihm von Cauchoix gegebenen Einrichtung
im wesentlichen aus einer mit einem Dreifuß verbundenen Mikrometerschraube,
[* 46] deren kreisförmiger Kopf eine Teilung besitzt.
auch eine in der Mitte breite Haarbinde der griechischen Frauen, die
dergestalt um den Kopf gebunden wurde, daß das Haar
[* 49] ringsum in Ringeln herabfiel.
Die kolossalste ist die S. bei den Pyramiden von Gizeh, aus dem Felsen gehauen, 55 m lang, an 20 m hoch,
aus der ältesten Zeit der ägyptischen Geschichte vor Cheops stammend (s. Tafel »Baukunst
[* 53] III«,
[* 54] Fig. 1). Diese merkwürdige
Bildung entsprach demselben Hang zum Mystizismus, der auch die Götterbilder mit Tierköpfen versah. Auch bei den Sphinxen
beschränkte man sich nicht auf Mischung der Löwengestalt mit der menschlichen, sondern setzte auch
wohl Widder- (Kriosphinxe, s. Tafel »Bildhauerkunst
[* 55] I«,
[* 40]
Fig. 2) und Sperberköpfe auf. Im allgemeinen betrachtete man die
Sphinxe als die mystischen Hüter und Schutzgeister der Tempel
[* 56] und Totenwohnungen.
Ganze Alleen von riesigen Sphinxen führten oft zum Eingang des Tempels. Mannigfaltiger nach Gestalt und
Bedeutung erscheinen die Sphinxe in Griechenland,
[* 57] wo sie immer als weibliche Gestalten aufgefaßt werden. Ursprünglich ein
geflügelter Löwenkörper mit Kopf und Brust einer Jungfrau (s. Abbildung), wurden sie später von Dichtern und Künstlern
in den abenteuerlichsten Gestalten dargestellt, z. B. als Jungfrau mit Brust, Füßen und Krallen eines Löwen,
[* 58] mit Schlangenschweif, Vogelflügeln, oder vorn Löwe, hinten Mensch, mit Geierkrallen und Adlerflügeln, und zwar nicht immer
liegend, sondern auch in andern Stellungen.
Berühmt ist die thebaische S. im böotischen Mythus, Tochter des Typhon und der Schlange
[* 59] Echidna, welche jedem, der ihr nahte,
das Rätsel aufgab: Welches Geschöpf geht am Morgen auf vier Füßen, am Mittag auf zweien, am Abend auf
dreien? Wer es nicht lösen konnte, mußte sich vom Felsen in den Abgrund stürzen. Ödipus deutete es richtig auf den Menschen,
worauf sich die S. vom Berg herabstürzte. Von der griechischen Kunst aus der ägyptischen und orientalischen frühzeitig
übernommen und eigentümlich (immer weiblich) umgebildet, galt hier die S. als Sinnbild des unerbittlichen Todesgeschicks
und ward daher auf Gräbern oft dargestellt (vgl. Bachofen, Gräbersymbolik der Alten, Bas. 1859). Auch an altchristlichen Kirchen
kommen die Sphinxe manchmal vor. Wieder angewendet wurden sie von der Spätrenaissance, insbesondere häufig aber von der
Barockkunst, die mit denselben Eingänge zu Palästen, Gärten u. dgl. verzierte.
Instrument, mit Hilfe dessen sich die Pulsbewegung bleibend in Gestalt einer
Kurve darstellen läßt, an welcher man alle Eigentümlichkeiten der Pulsbewegung genau studieren kann. Bei allen Sphygmographen
setzt die abwechselnd sich ausdehnende und kontrahierende Arterie
[* 62] ein kleines Plättchen in Bewegung, welches
wiederum auf einen langen Hebelarm wirkt. Dieser Hebelarm schreibt die Bewegung der Arterienwand in vergrößertem Maßstab
[* 63] auf einen StreifenPapier, welcher durch ein Uhrwerk in gleichmäßige Bewegung versetzt und vor derSpitze des Hebelarms vorbeigeführt
wird.
Auf dem Papier bilden sich die Pulsbewegungen in Gestalt einer je nach der Art des untersuchten Pulses
mannigfach modifizierten Wellenlinie ab. Kennt man die Geschwindigkeit, mit welcher das Papier an der Hebelspitze vorübergeht,
so kann man die Dauer einer Pulswelle berechnen; außerdem kann man an der Kurve das allmähliche An- und Absteigen der Pulswellen,
ihre Aufeinanderfolge etc. genau verfolgen. Für physiologische Forschungen
ist der S. ein ganz unentbehrliches Hilfsmittel.
Vgl. Dudgeon, The s., its history and use (Lond. 1882).
(griech.), ein mit galvanischer Batterie und Telephon verbundener federnder Stromunterbrecher welcher,
auf die Arterie gesetzt, den Pulsschlag u. seine Modifikationen laut hörbar macht.
(ital.), deutlich gesondert (musikal. Vortragsbezeichnung). ^[= in der Musik sind entweder dynamische V., welche sich auf die Stärke oder Schwäche der Tongebung ...]
[* 61] Körper mit glatter Oberfläche, welche zur Erzeugung von Spiegelbildern benutzt werden.
Man unterscheidet Planspiegel mit vollkommen ebener und Konvex- und Konkavspiegel mit gekrümmter Spiegelfläche, wendet aber
im gewöhnlichen Leben meist Planspiegel an. Als solche benutzte man im Altertum, zum Teil schon in vorgeschichtlicher Zeit,
runde, polierte, gestielte Metallscheiben aus Kupfer (Ägypter, Juden), Bronze
[* 65] (Römer,
[* 66] besonders brundusische
S.), Silber, Gold
[* 67] (seit Pompejus, Gold auch schon bei Homer).
MancheLegierungen geben eine besonders stark spiegelnde Oberfläche und werden deshalb als Spiegelmetall (s. d.) zusammengefaßt.
Auch Glasspiegel kamen früh in Gebrauch; man benutzte dazu obsidianartige, dunkle, undurchsichtige Massen mit glatter, polierter
Oberfläche, welche in die Wand eingelassen wurden. Vielleicht aber kannte man schon zur Zeit des Aristoteles
Glasspiegel, deren Rückseite mit Blei und Zinn belegt war. Sichere Nachrichten über diese S. hat man indes erst aus dem 13. Jahrh.
Man schnitt sie in
Deutschland
[* 68] aus Glaskugeln, die inwendig mit geschmolzener Bleiantimonlegierung überzogen worden waren.
Im 14. Jahrh. kamen die mit Blei-, dann mit Zinnamalgam belegten ebenen S., wie wir sie jetzt benutzen,
in Gebrauch.
Zur Darstellung derselben breitet man auf einer horizontalen, ebenen Steinplatte ein Blatt
[* 69] kupferhaltige Zinnfolie (Stanniol)
aus, dessen Größe die des Spiegels etwas übertrifft, übergießt es 2-3 mm hoch mit Quecksilber, welches
mit dem Zinn ein Amalgam bildet, schiebt die polierte und sorgfältig gereinigte Glasplatte so über die Zinnfolie, daß ihr
Rand stets in das Quecksilber taucht, beschwert sie dann mit Gewichten, gibt der Steinplatte eine ganz geringe Neigung, damit
das überschüssige Quecksilber abfließt, und legt den S. nach 24 Stunden mit der Amalgamseite nach oben
auf ein Gerüst, welches man allmählich mehr und mehr neigt, bis der S. schließlich senkrecht steht.
Nach 8-20 Tagenist er verwendbar. 50 qdcm erfordern 2-2,5 g Amalgam, welches aus etwa 78 Zinn und 22 Quecksilber besteht. In
neuerer Zeit benutzt man vielfach Silberspiegel, d. h. auf der Rückseite
versilbertes Spiegelglas, wie es zuerst von Drayton 1843 vorgeschlagen wurde. Zur Versilberung sind viele Vorschriften gegeben
worden; doch beruhen alle darauf, daß man eine Silberlösung mit einem reduzierend wirkenden Körper vermischt und mit der
zu versilbernden Glasfläche in Berührung bringt.
Das Silber schlägt sich dann auf das Glas
[* 70] nieder und wird zum Schutz mit einem Anstrich aus Leinölfirnis
und Mennige überzogen, auch wohl zunächst galvanisch verkupfert. Bei Herstellung größerer S. gießt man die Versilberungsflüssigkeit
auf die Glasplatte, welche auf einem gußeisernen Kasten liegt, der mit Wasser gefüllt ist und eine Dampfschlange enthält,
um die Platte erwärmen zu können. KleinerePlatten stellt man je zwei mit dem Rücken aneinander reihenweise
in die Versilberungsflüssigkeit.
Auf 1 qm Glas kann man 29-30 g Silber ablagern. Diese Silberspiegel, deren Fabrikation erst seit 1855 durch Petitjean und Liebig,
welche zweckmäßige Versilberungsflüssigkeiten angaben, praktische Bedeutung gewann, sind billiger als die belegten; größere
aber sind schwer herzustellen, und über die längere Haltbarkeit fehlen noch Erfahrungen. Man hat auch
Platinspiegel hergestellt, für welche man nur auf einer Seite geschliffenen Glases bedarf. Man trägt die Mischung von Platinchlorid
mit Lavendelöl, Bleiglätte und borsaurem Bleioxyd auf das Glas auf und brennt das ausgeschiedene Metall ein. Da das Platin
an der Luft nicht anläuft, so halten sich diese S. sehr gut, und der Metallüberzug ist so dünn, daß das Glas durchsichtig
bleibt. Über Herstellung etc. des Spiegelglases s. Glas, S. 322.
Die für die Toilette der Frauen bestimmten Handspiegel des Altertums wurden am Griff und auf der Rückseite
der Scheibe künstlerisch verziert, auf letzterer bei den Griechen, Römern etc. meist mit eingravierten mythologischen u.
genrehaften Darstellungen geschmückt
[* 61]
(Fig. 1-3). Antike S. sind