Speech
(engl., spr. spihtsch), Sprache, [* 2] Rede. ^[= (lat. Oratio), im allgemeinen die sprachliche Darstellung der Gedanken; im engern Sinn die zusammenh ...]
(engl., spr. spihtsch), Sprache, [* 2] Rede. ^[= (lat. Oratio), im allgemeinen die sprachliche Darstellung der Gedanken; im engern Sinn die zusammenh ...]
(engl., spr. spihd'), Geschwindigkeit, z. B. eines Eisenbahnzugs, eines Pferdes etc.
Urwaffe der Germanen, symbolisch das Zeichen der Macht, aus welchem das Zepter hervorging.
Der S. diente zum Stoß, vorzugsweise zum Wurf (Wurfspeer) und bestand aus einer Holzstange mit 30-40 cm langer, breiter, zweischneidiger Eisenspitze. Um 600 n. Chr. wurde der S. Ger genannt und war auch Waffe der Reiter.
Die langobardischen Reiter waren berühmte Gerwerfer;
das 841 bei Fontenay veranstaltete Speerrennen war der Ursprung der Hastiludien.
Später entstanden aus dem S. der Spieß und die Pike (s. d.).
Berg, s. Appenzeller Alpen. ^[= (richtiger St. Galler und Appenzeller Alpen), zwischen Zürich- und Bodensee, Limmat- und Rheinthal ...]
(Speerfreitag), s. Lanzenfest. ^[= (Festum armorum Christi oder lanceae et clavorum Domini), Fest der katholischen Kirche zum Andenken ...]
s. Markasit. ^[= (Binarkies, Blätterkies, Kammkies, Leberkies, Strahlkies, Wasserkies, Graueisenkies ...] [* 3]
s. Lanciers. ^[= (franz., spr. langssjeh, Lantzierer, Lanzenreiter), die mit Lanzen bewaffneten ...]
(spr. spiht'n-kleh), s. Kreideformation, ^[= (Quadersandsteinformation, Quadergebirge, Grünsandformation, procäne Formation, den Bezeichnungen ...] [* 4] S. 183.
(Saliva), das Sekret der Speicheldrüsen (s. d.). Der S. reagiert alkalisch und enthält durchschnittlich 0,5 Proz. feste Bestandteile. Unter den letztern sind hervorzuheben: Mucin, Eiweißstoffe und ein diastatisches Ferment, das Ptyalin (Speichelstoff), welches Stärkemehl in Zucker [* 5] überführt. Er ist in den Speicheldrüsen oder deren Ausführungsgängen nicht frei enthalten, sondern entsteht erst aus einer von den Speicheldrüsen gelieferten Muttersubstanz bei Zutritt der Luft.
Die Speichelabsonderung erfolgt nur, wenn die an die Speicheldrüsen tretenden Fasern des sympathischen Nervs und des Angesichtsnervs direkt oder reflektorisch gereizt werden. Je nach den Drüsen, welche den S. liefern, unterscheidet man Parotidenspeichel, Submaxillarspeichel und Sublingualspeichel. In der Mundhöhle [* 6] findet sich ein Gemisch dieser verschiedenen Speichelarten mit Mundschleim vor; es wird als gemischter S. bezeichnet. Mit der Speichelbildung gehen morphologische Veränderungen der Drüsenzellen Hand [* 7] in Hand; weiter ist mit ihr eine so bedeutende Wärmebildung verknüpft, daß das mit großer Heftigkeit der Drüse entströmende venöse Blut nicht selten um 1-1,5° C. wärmer ist als das Karotidenblut.
Die in 24 Stunden abgesonderte Menge des Speichels bei erwachsenen Menschen wird auf 1,5 kg geschätzt. Eine zeitweise verstärkte Sekretion wird meist auf reflektorischem Weg durch besondere Einflüsse hervorgerufen, zunächst als Folge von Reizungen der Geschmacksnerven durch in die Mundhöhle eingeführte Geschmacksstoffe, ferner als Folge von Reizungen der Tastnerven der Mundhöhle, der Geruchsnerven und Magennerven. Auch beim Kauen und Sprechen sowie durch die dem Brechakt vorausgehenden heftigen Bewegungen der Mund- und Schlundmuskeln wird die Speichelabsonderung vermehrt. Endlich geschieht dies auch durch die Vorstellung von Speisen, besonders bei Hungernden, sowie krankhafterweise durch gewisse Arzneimittel etc. (s. Speichelfluß). Der S. löst die löslichen Substanzen der Nahrungsmittel [* 8] auf, mischt sich mit den trocknen Speisen zu einem feuchten Brei und macht diese zum Abschlucken wie für die Magenverdauung geeignet; endlich wirkt er durch seinen Gehalt an Ptyalin verdauend auf die Kohlehydrate (s. Verdauung).
Mittel (Ptyalagoga, Salivantia), Arzneimittel, welche eine vermehrte Speichelabsonderung bewirken.
Hierher gehören die Quecksilberpräparate, Gold, [* 9] Jod, Blei, [* 10] Spießglanz, Kupfer, [* 11] Arsenik, Chlormittel, Königswasser und vor allem das Pilokarpin (s. Pilocarpus).
(Glandulae salivales), die drüsigen Organe zur Absonderung des Speichels (s. d.), also sowohl Bauch- als Mundspeicheldrüsen, im engern Sinn gewöhnlich nur die letztern. Diese liegen durchaus nicht immer im oder am Mund, sondern bei niedern Tieren zuweilen weit nach hinten in der Brust, ergießen jedoch ihre Absonderung stets in den Mund oder wenigstens in den Anfang der Speiseröhre. Manchmal sind sie zu mehreren Paaren vorhanden und haben dann auch wohl zum Teil die Bestimmung als Giftdrüsen. Bei den Vögeln und Säugetieren kann man, abgesehen von der Bauchspeicheldrüse (s. d.), fast allgemein drei Gruppen von S. unterscheiden: die Unterzungen-, Unterkiefer- und Ohrspeicheldrüsen (s. d.). Doch fehlen sie den Walen gänzlich, den Robben [* 12] nahezu, sind dagegen bei Pflanzenfressern am stärksten entwickelt. S. auch Tafel »Mundhöhle etc.«, [* 1] Fig. 1.
s. Ohrspeicheldrüsenentzündung. ^[= (Parotitis). Entzündungen der Mundschleimhaut pflanzen sich nicht selten auf die Speicheldrüsen ...]
(Salivatio, Ptyalismus), krankhaft vermehrte Absonderung des Speichels, kommt bei allen Entzündungszuständen der Mundschleimhaut in mehr oder minder hohem Grad vor, ferner bei Vorhandensein von Geschwüren, namentlich Krebsen der Zunge und Wange, ganz besonders aber nach übermäßiger Einführung von Quecksilber in den Organismus. Am häufigsten werden solche Menschen vom S. ergriffen, welche viel mit Quecksilberpräparaten umzugehen haben und in einer mit Quecksilberdämpfen geschwängerten Atmosphäre atmen (z. B. die Bergleute in Quecksilberminen, die Arbeiter in Spiegelfabriken).
Auch die unvorsichtige und übermäßige Anwendung von Quecksilberpräparaten zu medizinischen Zwecken kann S. hervorrufen. S. wird ferner erzeugt durch den Genuß einer Abkochung von Jaborandiblättern oder des in denselben enthaltenen Alkaloids Pilokarpin. S. wird herabgesetzt bei Entzündungs- und Verschwärungszuständen durch fleißige Ausspülung des Mundes mit desinfizierenden Wässern: Lösung von chlorsaurem und übermangansaurem Kali u. dgl.
s. Speichel. ^[= (Saliva), das Sekret der Speicheldrüsen (s. d.). Der S. reagiert alkalisch und enthält durchschnit ...]
(Spicheren), Pfarrdorf im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis [* 13] Forbach, [* 14] hat 880 Einw. Hier fand eine Schlacht zwischen Deutschen und Franzosen statt. Nach dem unbedeutenden Gefecht bei Saarbrücken [* 15] 2. Aug. hatte das 2. französische Korps (Frossard) auf den Höhen von S., südlich von Saarbrücken, ein Lager [* 16] aufgeschlagen und die natürliche Verteidigungsfähigkeit seiner Stellung noch durch Schützengräben und Batterieeinschnitte künstlich erhöht; namentlich der festungsartige Rote Berg und das massive Dorf Stieringen-Wendel waren vortreffliche, kaum angreifbare Stützpunkte der Stellung.
Dennoch griffen die Vortruppen der ersten und zweiten deutschen Armee, als sie 6. Aug. die Saar überschritten, diese Stellung an, zuerst die Brigade François von der 14. Division (Kameke), dann die 5., 13. und 16. Division; General v. François erstürmte den Roten Berg mit dem 39. und 74. Regiment, fand dabei aber selbst den Tod. Die brandenburgischen Regimenter der 5. Division eroberten die waldigen Hänge rechts und links am Roten Berg, während gleichzeitig Stieringen-Wendel den Franzosen entrissen wurde. Hierauf trat Frossard, der vergeblich auf Hilfe, namentlich vom 3. Korps (Bazaine), gewartet, den Rückzug nach Saargemünd an. ¶
Sein Verlust belief sich auf 320 Tote, 1660 Verwundete und 2100 Gefangene, zahlreiches Lagergerät und Armeevorräte. Die Preußen [* 18] verloren 850 Tote und 4000 Verwundete.
Wilhelm, Klavierspieler und Komponist, geb. zu Ulm, [* 19] erhielt seine Ausbildung am Münchener Konservatorium, bereiste darauf als Virtuose alle größern Städte Deutschlands, [* 20] ward 1854 Musikdirektor in seiner Vaterstadt und drei Jahre später Lehrer an dem von ihm mitbegründeten Konservatorium in Stuttgart, [* 21] in welcher Stellung er bis 1874 thätig war. Im genannten Jahr begründete er ein eignes Musikinstitut, nahm aber 1884 seine Thätigkeit am Konservatorium wieder auf. Zugleich ist er seit 1857 Dirigent des Stuttgarter Liederkranzes. Als Komponist hat sich S. durch zahlreiche Klavierwerke (Trios, Sonaten, Charakterstücke), Lieder, Männer- und gemischte Chöre sowie Orchestersachen vorteilhaft bekannt gemacht. -
Sein Bruder Ludwig, geb. zu Ulm, ist namhafter Feuilletonist und Theaterkritiker an der »Neuen Freien Presse« [* 22] in Wien. [* 23]
[* 17] (Speyer), [* 24] ehemals reichsunmittelbares Bistum im oberrheinischen Kreis, umfaßte 1542 qkm (28 QM.) mit 55,000 Einw. Der Bischof hatte ein Einkommen von 300,000 Gulden und im Reichsfürstenrat auf der geistlichen Bank zwischen den Bischöfen von Eichstätt [* 25] und Straßburg [* 26] seinen Sitz, auf den oberrheinischen Kreistagen die zweite Stelle. Er war Suffragan des Erzbistums Mainz. [* 27] Der fränkische König Dagobert I. soll zu Anfang des 7. Jahrh. das Bistum S. neu errichtet haben, doch ist erst Bischof Principius zwischen 650 und 659 urkundlich beglaubigt.
Durch den Revolutionskrieg kamen 661 qkm (12 QM.) am linken Rheinufer an Frankreich, später an Bayern, [* 28] der Rest am rechten Ufer, mit der ehemaligen bischöflichen Residenz Bruchsal, 1803 an Baden. [* 29] Durch das Konkordat von 1817 wurde das Bistum wiederhergestellt und der Erzdiözese Bamberg [* 30] überwiesen; sein Sprengel erstreckt sich über die bayrische Rheinpfalz.
Vgl. Remling, Geschichte der Bischöfe zu S. (Mainz 1852-54, 2 Bde. und 2 Bände »Urkundenbuch«);
Derselbe, Neuere Geschichte der Bischöfe zu S. (Speier 1867).
(Speyer), Hauptstadt des bayr. Regierungsbezirks Pfalz und ehemalige freie Reichsstadt, an der Mündung des Speierbachs in den Rhein, Knotenpunkt der Linien Schifferstadt-Germersheim und S.-Heidelberg der Bayrischen Staatsbahn, 105 m ü. M., hat breite, aber unregelmäßige Hauptstraßen und trotz ihres hohen Alters doch im allgemeinen nur wenige altertümliche Gebäude. Das merkwürdigste unter denselben ist der Dom, dessen Bau von Konrad II., dem Salier, 1030 begonnen und 1061 unter Heinrich IV., der 1064 noch die Afrakapelle hinzufügte, vollendet ward. Er ist im Rundbogenstil von roten Sandsteinquadern aufgeführt, hat eine Länge von 147 m, eine Breite [* 31] im Querschiff von 60 m und 4 Türme.
Das 12 Stufen über das Schiff [* 32] sich erhebende Königschor enthält die Grabmäler von acht deutschen Kaisern (Konrad II., Heinrich III., Heinrich IV. u. Heinrich V., Philipp von Schwaben, Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau und Albrecht I.) und das der Bertha, der Gemahlin Heinrichs IV., das der Beatrix, der zweiten Gemahlin Friedrichs I., sowie ihrer Tochter Agnes. Das Innere schmücken prachtvolle Fresken (32 große Kompositionen, 1845-54 von Schraudolph ausgeführt).
In der Vorhalle (Kaiserhalle) sind seit 1858 die acht großen Standbilder der hier begrabenen Kaiser aufgestellt (größtenteils von Fernkorn ausgeführt). Die untere Kirche (Krypte) stützen massive niedrige Säulen. [* 33] In den Anlagen um den Dom sind der Domnapf, welcher früher vor dem Dom stand und den bischöflichen Immunitätsbezirk begrenzte, die Antikenhalle, ehemals eine Sammlung römischer Altertümer bergend, der Ölberg (eine mit eingemeißelten bildlichen Darstellungen der Leiden [* 34] Christi, Blätterwerk und anderm Zierat geschmückte Steinmasse), das Heidentürmchen, dessen Unterbau wahrscheinlich aus der Römerzeit stammt, die Kolossalbüste des Professors Schwerd und die des frühern Regierungspräsidenten v. Stengel [* 35] hervorzuheben.
Nachdem der Dom schon 1159 und 1289 durch Feuersbrünste gelitten, wurde er von einem bedeutenden Brand heimgesucht, aber binnen 18 Monaten wiederhergestellt. Die ärgste Zerstörung richteten indessen die Franzosen an: eine Feuersbrunst zerstörte die drei westlichen Türme und das Gebäude selbst bis auf die Umfassungsmauern, sogar die alten Kaisergräber wurden aufgerissen und die Gebeine umhergestreut. Erst in den Jahren 1772-84 ward der Dom wieder aufgebaut, aber schon 1794 von den Franzosen abermals demoliert und in ein Heumagazin verwandelt.
Nachdem durch den König Maximilian I. seine Herstellung erfolgt war, konnte er wieder eingeweiht werden. Später wurden auch die westlichen Türme mit dem Umbau und Neubau der Fassade wieder ersetzt und der alte Kaiserdom wieder eingeweiht. Außer dem katholischen Dom hat S. noch 2 evangelische und 2 kathol. Kirchen. Aus alter Zeit stammen noch: das Altpörtel (Alta porta), bereits 1246 erwähnt, jetzt Stadtturm mit Uhr, [* 36] und die Überreste eines alten Judenbades sowie des Retschers, eines alten, wohl bischöflichen Palastes, der 1689 mit der sogen. Neuen Kirche, dem Gymnasium etc. zerstört wurde. Gegenwärtig wird der Bau einer neuen Kirche (Retscher- oder Protestationskirche) vorbereitet. Das alte Kaufhaus, ein prächtiger Bau und früher das Haus der Münzer, ist im alten Stil wiederhergestellt und um ein Stockwerk erhöht und enthält jetzt das Oberpostamt. Die Einwohnerzahl betrug 1885 mit der Garnison (3 Pionierkompanien Nr. 2) 16,064 (darunter ca. 8100 Katholiken, 7400 Evangelische und 532 Juden).
Die Industrie beschränkt sich auf Buntpapier-, Tabaks-, Zigarren-, Leim-, Zucker-, Bleizucker- und Essigfabrikation, [* 37] Bierbrauerei, [* 38] Gerberei, Ziegelsteinbrennerei, Wein- und Tabaksbau, Schiffahrt etc. Der lebhafte Handel wird unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, eine Filiale der Bayrischen Notenbank und andre Geldinstitute. S. ist Sitz einer Kreisregierung, eines Bezirksamtes, Amtsgerichts, Oberpostamtes, Forstamtes, eines Bischofs, eines evangelischen Konsistoriums etc., hat ein Gymnasium, eine Realschule, ein Lehrerseminar, eine Präparandenschule, ein bischöfliches Klerikal- und ein Knabenseminar, ein Waisenhaus, eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, eine Diakonissenanstalt etc. Ferner befinden sich dort ein städtisches Museum, eine Bildergalerie, eine Bibliothek und ein botanischer Garten [* 39] mit Baumschule. - S. ist das römische Noviomagus, die Stadt der Nemeter, und hieß seit dem 7. Jahrh. Spira. Um 30 v. Chr. wurde die Stadt
[* 17] ^[Abb.: Wappen [* 40] von Speier.] ¶
von den Römern erobert und befestigt. Von den Alemannen zu Ende des 3. und Anfang des 4. Jahrh. mehrmals zerstört, wurde sie von den Kaisern Konstantin und Julian wiederhergestellt, hatte aber im 5. Jahrh. von den Einfällen der Vandalen und Hunnen wieder viel zu leiden. Im 6. Jahrh. ging die Stadt an die Franken, 843 an das ostfränkische Reich über. Neben dem bischöflichen Schultheißen, dem die niedere Gerichtsbarkeit zustand, hatte hier bis 1146 ein königlicher Burggraf seinen Sitz.
Damals ging auch dies Amt auf den Bischof über, bis es zu Anfang des 13. Jahrh. wieder von der Stadt erworben wurde, was dann zu langwierigen Streitigkeiten mit dem Bischof führte. Nachdem schon Heinrich V. eine Ratsverfassung gegeben hatte, welche Philipp von Schwaben 1198 bestätigte, schwang sich S. im 13. Jahrh. zur freien Reichsstadt empor, erwarb jedoch kein Gebiet und zählte im 14. Jahrh. kaum 30,000 Einw. Als Sitz des Reichskammergerichts, das 1513 nach S. kam und, nur zeitweilig verlegt, bis 1689 hier seinen Sitz hatte, erhielt die Stadt großen Ruf. Als Reichsstadt hatte sie unter den Reichsstädten der rheinischen Bank den fünften Platz, auch Sitz und Stimme auf den oberrheinischen Kreistagen. Unter den Reichstagen, welche zu S. (meist in einem Gebäude des Ratshofs) gehalten wurden, sind besonders die von 1526 (vgl. Friedensburg, Der Reichstag zu S. 1526, Berl. 1887) und von 1529 wichtig, von denen der erste die Ausführung des Wormser Edikts vertagte, der zweite die Einigung der Evangelischen zu einer Protestationsschrift (daher »Protestanten«) veranlaßte.
Städtetage haben 1346 und 1381 stattgefunden. Der Friede zu S. 1544 enthielt den Verzicht des Hauses Habsburg auf die Krone von Dänemark-Norwegen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1632-35 abwechselnd von den Schweden, [* 42] den Kaiserlichen und den Franzosen erobert. Durch Kapitulation wurde sie 1688 wiederum an die Franzosen übergeben, die sie aber 1689 (im Mai) beim Anrücken der Alliierten wieder räumten, nachdem sie die Festungswerke geschleift und die Stadt zum Teil niedergebrannt hatten.
Anfang Oktober 1792 wurde die Stadt von den Franzosen unter Custine eingenommen und gebrandschatzt. Von 1801 bis 1814 war S. die Hauptstadt des franz. Depart. Donnersberg, wurde aber 1815 bayrisch.
Vgl. Geissel, Der Kaiserdom zu S. (Mainz 1826-28, 3 Bde.);
Zeuß, Die freie Reichsstadt S. vor ihrer Zerstörung (Speier 1843);
Remling, Der Speierer Dom (Mainz 1861);
Derselbe, Der Retscher in S. (das. 1858);
Weiß, Geschichte der Stadt S. (Speier 1877);
Hilgard, Urkunden zur Geschichte der Stadt S. (Straßb. 1885).
Flüßchen im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, entspringt auf dem Oselkopf unweit Kaiserslautern [* 43] und fällt bei Speier in den Rhein.
Hier im spanischen Erbfolgekrieg Sieg der Franzosen unter Tallard über das zum Entsatz von Landau [* 44] ausgesandte niederländische Hilfskorps unter dem Grafen von Nassau-Weilburg und dem Erbprinzen von Hessen [* 45]
Die Redensart: »Revanche für S.« wird auf letztern zurückgeführt, der damit Tallard begrüßt haben soll, als dieser später nach der Schlacht bei Höchstädt [* 46] gefangen vor ihn geführt wurde.
s. Sorbus. ^[= L. (Eberesche), Gattung aus der Familie der Rosaceen, Bäume von mittlerer Höhe, häufiger ...]
Löcher in der Schiffswand, durch welche das Wasser vom Deck nach der See abfließen kann;
auch die Öffnungen in den Verbandteilen eines Schiffs, durch welche das Leckwasser nach den Pumpen [* 47] geleitet wird.
blauer, s. Primula. ^[= L. (Primel, Schlüsselblume), Gattung aus der Familie der Primulaceen, ausdauernde Kräuter ...]
s. Brillenschlange. ^[= (Schildviper, Naja Laur.), Reptiliengattung aus der Ordnung der Schlangen, der Unterordnung ...]
ein auf Hüttenwerken bei Schmelzprozessen entstehendes, aus Arsen- und Antimonmetallen bestehendes Produkt von weißer Farbe und größerer Dichtigkeit als diejenige der Leche (s. Lech), unter welchen sich die S. bei gleichzeitiger Entstehung beider Produkte absetzt. Zur Speisebildung, d. h. zur Verbindung mit Arsen und Antimon, sind besonders Nickel, Kobalt und Eisen [* 48] geneigt; doch finden sich in den Speisen auch Gold, Silber und Kupfer. Dieselben werden entweder absichtlich erzeugt (Nickel- und Kobaltspeisen), oder sie fallen als Nebenprodukte (Kupfer- und Bleispeise), die man ungern sieht, weil sich aus denselben die nutzbaren Metalle meist nur mit größeren Verlusten darstellen lassen. Glockenspeise nennt man die zur Glockengießerei angewendete Legierung (s. Glocken). S. auch s. v. w. Mauerspeise, s. Mörtel.
s. Dampfkesselspeiseapparate. ^[= (Dampfkesselspeisevorrichtungen) dienen zum Einpressen von Wasser in die Dampfkessel durch das ...] [* 49]
s. Chymus. ^[= (griech.), der durch die Einwirkung der Verdauungssäfte auf die Speisen entstandene ...]
die vom mosaischen und talmudischen Gesetz gegebenen, die Reinheit und durch diese die Heiligkeit der Israeliten bezweckenden religiösen Vorschriften hinsichtlich der Nahrungsmittel. Der Pentateuch gibt 3. Mos. 11. und 5. Mos. 14. als reine, zum Genuß erlaubte Tiere an: 1) von den Vierfüßern die, welche gespaltene Klauen haben und wiederkäuen, 2) von den Wassertieren nur die Fische, [* 50] welche Schuppen und Floßfedern haben, verbietet dagegen die Raubvögel [* 51] und Kriechtiere.
Von Insekten [* 52] ward die Heuschrecke gegessen. Verboten war und ist ferner der Blutgenuß, der Gebrauch des für den Altar [* 53] bestimmten Opferfettes, die Vermischung von Fleisch mit Milch oder Butter (gegründet auf die Bibelstelle: »Du sollst das Lämmlein nicht in der Mutter Milch kochen«),
das Genießen eines Gliedes eines noch lebenden Tiers. Die Schenkel der Vierfüßer dürfen erst gebraucht werden, nachdem die Spannader daraus entfernt ist (1. Mos. 32, 32). Säugetiere und Vögel [* 54] müssen nach besonderm Ritus (s. Schächten) geschlachtet, ihr Fleisch muß vor dem Gebrauch zur Entfernung des Bluts entadert (geporscht, getriebert), in Wasser gelegt und gesalzen (koscher gemacht) werden. Von neugeerntetem Getreide [* 55] durfte vor Ablauf [* 56] des Tags, an welchem ein Omer (Mäßchen) Gerste [* 57] von derselben Ernte [* 58] im Tempel [* 59] geweiht worden, nichts genossen werden. Verboten war auch der Genuß von Trauben und andern Fruchtgattungen, welche vermischt gepflanzt worden waren, von allen Früchten, welche ein Baum in den ersten drei Jahren trug, von Wein, der den Götzenbildern als Opfer dargebracht worden war, und vom gesäuerten Brot [* 60] während des Passahfestes. Alle diese S. waren bei den Talmudisten Gegenstand einer sehr komplizierten Kasuistik.
s. Dampfkesselspeiseapparate. ^[= (Dampfkesselspeisevorrichtungen) dienen zum Einpressen von Wasser in die Dampfkessel durch das ...]
(Schlund, Oesophagus), derjenige Teil des Vorderdarms, welcher die Verbindung zwischen Mund und Magen [* 61] herstellt und die Speisen in letztern zu befördern hat. Bei den Fischen ist sie sehr weit und geht allmählich in den Magen über;
ähnliches gilt von manchen Amphibien und Reptilien;
bei den Vögeln ist gewöhnlich ein Teil von ihr zur Bildung eines Kropfes (s. d.) erweitert;
dagegen findet bei Säugetieren eine scharfe Trennung derselben vom Magen statt.
Beim Menschen (s. Tafel »Eingeweide [* 62] II«, [* 41] Fig. 1 und 3, und »Mundhöhle«, Fig. 2) speziell ist sie ein häutiger, etwa fingerdicker, aber stark ausdehnbarer Kanal, [* 63] dessen Wände platt aufeinander liegen, wenn nicht gerade ein Bissen durch ihn hindurchgeht. Zwischen der Luftröhre und der ¶
Wirbelsäule tritt die S. in den Brustraum ein, läuft neben der rechten Seite der absteigenden Brustaorta bis zum Zwerchfell und gelangt durch einen Spalt des letztern in der Höhe des neunten Brustwirbels in die Bauchhöhle, wo sie sich zum Magen erweitert. Die S. besteht aus einer Schleimhaut und einer umgebenden Muskelhaut. Krankheiten der S. sind selten, meist mit Schlingbeschwerden und Schmerzen im Rücken verbunden. Leichtere Entzündungen kommen vor als Fortsetzungen eines Rachenkatarrhs oder entzündlicher Mundkrankheiten, z. B. der Schwämmchen.
Schwere Entzündungen der Schleimhaut treten ein bei Vergiftungen mit ätzenden und scharfen Substanzen (Ätzkali, Schwefelsäure [* 65] etc.) und beim Genuß sehr heißer Speisen. Die wichtigste Krankheit der S. ist der Krebs, [* 66] welcher in der S. stets primär unter der Form des sogen. Kankroids auftritt und zwar am häufigsten am Eingang vom Schlund zur S., am Eingang der S. zum Magen und zwischen diesen beiden Orten an der Engigkeit im mittlern Dritteil, wo der linke Bronchus die S. kreuzt (s. Tafel »Halskrankheiten«, [* 67] Fig. 4). Der Krebs ist selten eine umfängliche Geschwulst, welche die S. bis zum Verschluß verengert, meist ist er als fressendes Geschwür vorhanden, welches zwar gleichfalls Verengerungen bedingt, außerdem aber noch dadurch gefährlich wird, daß die Wand der immerhin nicht sehr dicken Röhre durchbrochen werden kann.
Hierbei kommt es leicht vor, daß eine freie Verbindung mit einem Brustfellsack hergestellt wird, so daß die verschluckten Speisen in diesen gelangen und tödliche Brustfellentzündung veranlassen; ferner sind Fälle beobachtet worden, in denen die Luftröhre oder ein Bronchus geschwürig zerstört und die Speisen direkt in die Lungen geschluckt wurden, in noch andern bewirkte eine krebsige Durchwachsung der Aorta plötzlichen Tod durch Blutsturz. Eine Heilung des Krebses der S. kommt nicht vor.
In den Fällen, deren Hauptsymptom die Striktur (Verengerung) ist, muß, wie bei Narbenschrumpfung nach Ätzung, die Behandlung in vorsichtiger Erweiterung der Striktur durch Bougies und in Ernährung durch die Schlundsonde bestehen. Fremde Körper in der S. bilden nicht selten Gelegenheit zu operativem Einschreiten. Man muß versuchen, diese mit geeigneten Instrumenten, »Münzenfänger« etc., herauszuholen, oder sie in den Magen hinabstoßen. Nur in verzweifelten Fällen schreitet man zur Eröffnung der S. durch den Speiseröhrenschnitt (griech. Ösophagotomie), indem man von außen durch die Haut [* 68] und Muskeln [* 69] des Halses die Speiseröhre eröffnet. Diese Operation ist schwierig und nicht gefahrlos; sie wird auch ausgeführt, wenn nach Schwefelsäure- oder Laugevergiftungen oder im Gefolge krebsiger Zerstörungen solche Verengerungen der Speiseröhre entstanden sind, daß nicht einmal flüssige Nahrung in den Magen gelangt und der Tod durch Verhungern droht.
s. Chylus. ^[= (griech., Milchsaft), der Inhalt der Lymphgefäße des Verdauungsapparats, die deshalb ...]
etc., s. Dampfkesselspeiseapparate. ^[= (Dampfkesselspeisevorrichtungen) dienen zum Einpressen von Wasser in die Dampfkessel durch das ...]
das zur Versorgung eines Dampfkessels dienende Wasser. ^[= H2O findet sich im flüssigen und starren Zustand (als Eis) allgemein verbreitet in der Natur, ...]
(Smaltin, Smaltit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert regulär, findet sich auch derb, eingesprengt und in mannigfaltig gruppierten Aggregaten, ist zinnweiß bis grau, mitunter bunt angelaufen oder durch beginnende Zersetzung zu Kobaltblüte an der Oberfläche rot gefärbt. Härte 5,5, spez. Gew. 6,4-7,3, besteht aus Kobaltarsen CoAs2 mit 28,2 Proz. Kobalt, enthält aber meist auch Eisen, Nickel und Schwefel. In bestimmten Varietäten wird der Gehalt an Nickel so bedeutend, daß dieselben eher dem Chloanthit (s. d.) zuzuzählen sein würden, während man die eisenreichen als graue Speiskobalte (Eisenkobaltkiese) von den weißen als den wesentlich nur Kobalt führenden trennt.
Ein bis zu 4 Proz. Wismut enthaltendes Mineral wird als Wismutkobaltkies unterschieden. S. kommt meist auf Gängen, seltener auf Lagern der kristallinischen Schiefer und der Kupferschieferformation vor und ist das wichtigste Erz zur Blaufarbenbereitung, wobei Nickel und weißer Arsenik als Nebenprodukte gewonnen werden. Hauptfundorte sind: Schneeberg, Annaberg [* 70] und andre Orte im sächsisch-böhmischen Erzgebirge, Richelsdorf und Bieber in Hessen, Dobschau in Ungarn, [* 71] Allemont in Frankreich, Cornwall und Missouri.
Pilz, [* 72] s. Agaricus ^[= Fr. (Blätterschwamm), Pilzgattung aus der Ordnung der Hymenomyceten und der Reihe der Hutpilze, ...] III.
(spr. spihk), John Hanning, engl. Reisender, geb. zu Jordans bei Ilchester in Somerset, stellte sich die Aufgabe, die Nilquellen aufzufinden, und unternahm 1854 mit Burton die Bereisung des Somallandes, wobei er von den Eingebornen schwer verwundet wurde. Im folgenden Jahr beteiligte er sich an dem Krimkrieg; später (1857-59) treffen wir ihn mit Burton wieder in Afrika, [* 73] wo er Ende Juli 1858 den Ukerewe oder Victoria Nyanza [* 74] entdeckte. Mit J. A. Grant unternahm er 1860 von Sansibar [* 75] aus eine neue Reise, von der er 1863 wieder zu Gondokoro am obern Nil eintraf, und die ihm die Überzeugung brachte, daß der Weiße Nil den Ausfluß [* 76] jenes Sees bilde. S. ist somit als der Entdecker der Nilquellen anzusehen. Er starb durch einen unglücklichen Schuß auf der Jagd bei Bath in England. Die Resultate seiner Reisen sind niedergelegt im »Journal of the discovery of the source of the Nile« (Lond. 1863, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1864, 2 Bde.).
(v. lat. spectabilis, »ansehnlich«),
auf einigen Universitäten Titel der Dekane der philosophischen Fakultät.
(Ausstattungs- oder Sonntagsstück), jedes mit Zügen, Tänzen, Gefechten etc. ausgestattete Schauspiel, dessen Wirkung vorzüglich auf die große Masse des Publikums berechnet ist.
(lat.), auf das Spektrum (s. d.) ^[= (lat., "Gespenst"), das Farbenbild, in welches zusammengesetztes Licht durch Dispersion ...] bezüglich.
[* 77] (hierzu Tafel »Spektralanalyse«),
Untersuchung des Spektrums des von einem Körper ausgesendeten oder von ihm durchgelassenen Lichts in der Absicht, die stoffliche Beschaffenheit des Körpers zu ergründen. Zur Beobachtung des Spektrums dienen die verschiedenen Arten der Spektroskope. Im Bunsenschen Spektroskop [* 78] (Fig. 1, S. 118) steht ein Flintglasprisma P, dessen brechender Winkel [* 79] 60° beträgt, mit vertikaler brechender Kante und in der Stellung der kleinsten Ablenkung auf einem gußeisernen Stativ.
Gegen das Prisma [* 80] sind drei horizontale Röhren [* 81] A, B und C gerichtet. Die erste (A), das Spaltrohr oder der Kollimator, trägt an ihrem dem Prisma zugekehrten Ende eine Linse [* 82] a [* 64] (Fig. 2), in deren Brennpunkt sich ein vertikaler Spalt l befindet, der vermittelst einer in [* 64] Fig. 1 sichtbaren Schraube enger oder weiter gestellt werden kann; die von einem Punkte des erleuchteten Spalts ausgehenden Lichtstrahlen werden durch die Linse a, weil sie aus deren Brennpunkt kommen, mit der Achse des Rohrs A parallel gemacht, treffen, nachdem sie durch das Prisma abgelenkt worden, ebenfalls unter sich parallel auf die Objektivlinse b des Fernrohrs B und werden durch diese in ihrer Brennebene rv in dem Punkt r ¶
Spektren der Fixsterne [* 84] und Nebelflecke, [* 85] verglichen mit dem Sonnenspektrum und den Spektren einiger Nichtmetalle.
Spektren der Alkali- und Erdalkali-Metalle. Nach Bunsen und Kirchhoff. ¶
vereinigt. Sind die durch den Spalt einfallenden Strahlen homogen rot, so entsteht bei r ein schmales rotes Bild des vertikalen Spalts; gehen aber auch violette Strahlen von dem Spalt aus, so werden diese durch das Prisma stärker abgelenkt und erzeugen ein violettes Spaltbild bei v. Dringt weißes Licht, [* 87] das sich bekanntlich (s. Farbenzerstreuung) [* 88] aus unzählig vielen verschiedenfarbigen und verschieden brechbaren Strahlenarten zusammensetzt, durch den Spalt ein, so legen sich die unzählig vielen entsprechenden Spaltbilder in ununterbrochener Reihenfolge nebeneinander und bilden in der Brennebene des Objektivs ein vollständiges Spektrum r v, welches nun durch das Okular o wie mit einer Lupe [* 89] betrachtet wird. Im Spektrum des Sonnenlichts oder Tageslichts (s. die Tafel) gewahrt man mit großer Schärfe die Fraunhoferschen Linien (s. Farbenzerstreuung). Um das Spektrum mit einer Skala vergleichen zu können, trägt ein drittes Rohr C (das Skalenrohr) an seinem äußern Ende bei s eine kleine photographierte Skala mit durchsichtigen Teilstrichen, an seinem innern Ende dagegen eine Linse c, welche um ihre Brennweite von der Skala entfernt ist.
Durch eine Lampenflamme wird die Skala erleuchtet. Die von einem Punkte der Skala ausgehenden Strahlen, durch die Linse c parallel gemacht, werden an der Oberfläche des Prismas auf die Objektivlinse o des Fernrohrs reflektiert und von dieser in dem entsprechenden Punkt ihrer Brennebene vereinigt. Durch das Okular schauend, erblickt man daher gleichzeitig mit dem Spektrum ein scharfes Bild der Skala, das sich an jenes wie ein Maßstab [* 90] anlegt. Die Skala ist willkürlich festgestellt. Eine von Willkür freie Skala müßte nach den Wellenlängen der verschiedenfarbigen Strahlen eingeteilt sein. Da aber die Wellenlängen für die Fraunhoferschen Linien bekannt sind, so kann man für jedes Spektroskop mit willkürlicher Skala leicht eine Tabelle oder eine Zeichnung entwerfen, aus welcher für jeden Teilstrich die zugehörige Wellenlänge abgelesen werden kann.
Die unmittelbare Vergleichung zweier Spektren verschiedener Lichtquellen wird durch das Vergleichsprisma [* 86] (Fig. 3) ermöglicht, ein kleines gleichseitiges Prisma a b, welches, indem es die untere Hälfte des Spalts m n verdeckt, in diese kein Licht der vor dem Spalt aufgestellten Lichtquelle F [* 86] (Fig. 1), wohl aber durch totale Reflexion [* 91] auf dem Weg L r t [* 86] (Fig. 4) das Licht der seitlich aufgestellten Lichtquelle L (f, [* 86] Fig. 1) eindringen läßt. Man erblickt alsdann im Gesichtsfeld unmittelbar übereinander die Spektren beider Lichtquellen.
Läßt man Tageslicht auf das Vergleichsprisma fallen, so können die Fraunhoferschen Linien seines Spektrums gleichsam als Teilstriche einer Skala dienen. Wegen der Ablenkung, die das Prisma hervorbringt, bilden Spaltrohr u. Fernrohr [* 92] des Bunsenschen Spektroskops einen dieser Ablenkung entsprechenden Winkel miteinander, u. die Visierlinie des Instruments ist geknickt. Durch passende Zusammensetzung von Flint- und Crownglasprismen kann man aber sogen. geradsichtige Prismenkombinationen (à vision directe) herstellen, durch welche die Ablenkung der Strahlen, nicht aber die Farbenzerstreuung aufgehoben wird, und mit ihrer Hilfe geradsichtige Spektroskope konstruieren, welche die Lichtquelle direkt anzuvisieren erlauben. Ein solches ist das in [* 86] Fig. 5 in natürlicher Größe dargestellte Browningsche Taschenspektroskop; s ist der Spalt, C die Kollimatorlinse, p der aus 3 Flint- und 4 Crownglasprismen, die mittels Ka-
[* 86] ^[Abb.: Fig. 1 u. 2. Bunsens Spektroskop.
Fig. 3. Vergleichsprisma.
Fig. 4. Vergleichsprisma.] ¶
nadabalsams aneinander gekittet sind, zusammengesetzte Prismenkörper und O die Öffnung fürs Auge. [* 94]
Eine vollständigere Ausbreitung des Farbenbildes, als durch ein solches einfaches Spektroskop möglich ist, wird erzielt durch eine Reihe hintereinander gestellter Prismen. Schon Kirchhoff bediente sich eines zusammengesetzten Spektroskops mit vier Flintglasprismen. Littrow zeigte, daß man die Wirkung eines jeden Prismas verdoppeln kann, indem man die Strahlen mittels Spiegelung [* 95] durch dieselbe Prismenreihe wieder zurücksendet; dabei werden die Prismen unter sich u. mit dem Beobachtungsfernrohr durch einen Mechanismus derart verbunden, daß sie sich, wenn das Fernrohr auf irgend eine Stelle des Spektrums gerichtet wird, von selbst (automatisch) auf die kleinste Ablenkung für die betreffende Farbe einstellen.
Vorteilhaft wendet man statt einfacher Prismen Prismensätze an, welche bei größerer Dispersion [* 96] kleinere Ablenkung und geringern Lichtverlust geben. Zur Beobachtung der Protuberanzen, der Flecke, der Chromosphäre, der Korona etc. der Sonne [* 97] hat man besondere Spektroskope, welche statt des Okulars an das astronomische Fernrohr angeschraubt werden, so daß das von dem Objektiv desselben entworfene Sonnenbild auf die Spaltfläche des Spektroskops fällt und der Spalt auf beliebige Teile dieses Sonnenbildes eingestellt werden kann. Da das Bild eines Fixsterns im Fernrohr nur als ein Lichtpunkt erscheint, so würde sein Spektrum einen sehr schmalen Streifen bilden, in welchem, weil die Ausdehnung [* 98] in die Breite fehlt, dunkle Linien nicht wahrgenommen werden könnten; dieselben werden jedoch wahrnehmbar bei Anwendung einer geeigneten Cylinderlinse, welche das schmale Spektrum in die Breite dehnt. Das Prisma der Spektroskope kann auch durch ein Gitter (s. Beugung) [* 99] ersetzt werden (Gitterspektroskope). Das Taschenspektroskop von Ladd unterscheidet sich von dem Browningschen bloß dadurch, daß es statt des Prismensatzes ein photographiertes Gitter enthält.
Weißglühende feste Körper sowie die hell leuchtenden Flammen der Kerzen, Lampen [* 100] und des Leuchtgases, in welchen feste Kohlenteilchen in weißglühendem Zustand schweben, geben kontinuierliche Spektren, in welchen alle Farben vom Rot bis zum Violett vertreten sind. Die Spektren glühender Gase [* 101] und Dämpfe dagegen bestehen aus einzelnen hellen Linien auf dunklem oder schwach leuchtendem Grunde, deren Lage und Gruppierung für die chemische Beschaffenheit des gasförmigen Körpers charakteristisch ist. Bringt man z. B. in die schwach leuchtende Flamme [* 102] eines Bunsenschen Brenners eine in das Öhr eines Platindrahts [* 93] (Fig. 1) eingeschmolzene Probe eines Natriumsalzes (etwa Soda oder Kochsalz), so färbt sich die Flamme gelb, und im Spektroskop erblickt man eine schmale gelbe Linie am Teilstrich 50 der Skala.
Diese Linie ist für das Natrium charakteristisch und verrät die geringsten Spuren dieses Elements; noch der dreimillionste Teil eines Milligramms Natriumsalz kann auf diesem Weg nachgewiesen werden. Von ähnlicher Empfindlichkeit ist die Reaktion des Lithiums, dessen Spektrum durch eine schwache orangegelbe und eine intensiv rote Linie sich kennzeichnet. Kalisalze geben ein schwaches kontinuierliches Spektrum mit einer Linie im äußersten Rot und einer andern im Violett.
Bunsen, welchem mit Kirchhoff das Verdienst gebührt, die S. zu einer chemischen Untersuchungsmethode ausgebildet zu haben, fand auf spekralanalytischem Weg die bis dahin unbekannten Metalle Rubidium und Cäsium auf, und andre Forscher entdeckten mittels derselben Methode das Thallium, Indium und Gallium. Die Temperatur der Bunsenschen Flamme, in welcher die Salze der Alkali- und Erdalkalimetalle leicht verdampfen, reicht zur Verflüchtigung andrer Körper, namentlich der meisten schweren Metalle, nicht aus. In diesem Fall bedient man sich des Ruhmkorffschen Funkeninduktors, dessen Funken man zwischen Elektroden, welche aus dem zu untersuchenden Metall verfertigt oder mit einer Verbindung desselben überzogen sind, überschlagen läßt.
Auch die Spektren der schweren Metalle sind durch charakteristische, oft sehr zahlreiche helle Linien ausgezeichnet; im Spektrum des Eisens z. B. zählt man deren mehr als 450. Um Salze, die in Flüssigkeiten gelöst sind, im Induktionsfunken zu glühendem Dampf [* 103] zu verflüchtigen, bringt man ein wenig von der Flüssigkeit auf den Boden eines Glasröhrchens, in welchen ein von einer Glashülle umgebener Platindraht eingeschmolzen ist, der mit seiner Spitze nur wenig über die Oberfläche der Flüssigkeit hervorragt; der Induktionsfunke, welcher zwischen diesem und einem zweiten von oben in das Röhrchen eingeführten Platindraht überschlägt, reißt alsdann geringe Mengen der Lösung mit sich und bringt sie zum Verdampfen. Um ein Gas glühend zu machen, läßt man die Entladung des Induktionsapparats mittels der eingeschmolzenen Drähte a und b durch eine sogen. Geißlersche [* 104] Spektralröhre [* 93] (Fig. 6) gehen, welche das Gas in verdünntem Zustand enthält.
Befindet sich z. B. Wasserstoffgas in der Röhre, so leuchtet ihr mittlerer enger Teil mit schön purpurrotem Lichte, dessen Spektrum aus drei hellen Linien besteht, einer roten, welche mit der Fraunhoferschen Linie C, einer grünblauen, die mit F, und einer violetten, die nahezu mit G zusammenfällt. Viel komplizierter ist das Spektrum des Stickstoffs, welches aus sehr zahlreichen hellen Linien und Bändern besteht. Eine wichtige technische Anwendung hat die S. bei der Gußstahlbereitung durch den Bessemer-Prozeß gefunden.
Die aus der Mündung des birnförmigen Gefäßes, in welchem dem geschmolzenen Gußeisen durch einen hindurchgetriebenen Luftstrom ein Teil seines Kohlenstoffs entzogen wird, hervorbrechende glänzende Flamme zeigt im Spektroskop ein aus hellen farbigen Linien bestehendes Spektrum, welches im Lauf des Prozesses sich ändert, und an dem gesteigerten Glanz gewisser grüner Linien den Augenblick erkennen läßt, in welchem die Oxydation des Kohlenstoffs den gewünschten Grad erreicht hat und der Gebläsewind abgestellt werden muß. Auch die dunkeln Absorptionsstreifen auf hellem Grund,
[* 93] ^[Abb.: Fig. 5. Brownings Taschenspektroskop.]
[* 93] ^[Abb.: Fig. 6. Geißlersche Spektralröhre.] ¶