Knaben- oder Kastratenstimme; die grausame, naturwidrige Kastration (s. d.)
erzeugte Sopranstimmen von dem
Timbre der Knabenstimme und der mächtigen Lungenkraft des
Mannes. In der päpstlichen
Kapelle
und auch anderweit wurden statt der
Kastraten, die nur zeitweilig zugelassen wurden, und statt der
Knaben, welche die schwierige
Mensuraltheorie nicht schnell genug zu erlernen vermochten, im 15.-17. Jahrh.
sogen. Falsettisten (Tenorini,
Alti naturali) zur Ausführung der Sopranparte verwendet, die darum verhältnismäßig tief
geschrieben wurden, um die
Stimmen nicht allzu schnell zu ruinieren.
Der Normalumfang des Soprans ist vom (eingestrichenen) c' bis zum (zweigestrichenen) a''; das Brustregister erstreckt sich
auf die
Töne von f' oder fis' abwärts, die
Kopfstimme beinahe auf den ganzen
Umfang, höchstens versagen
c' und d'. Es sind also dann die
Töne d' bis fis' beiden
Registern gemein, d. h. können auf beide
Weise hervorgebracht werden.
Bis zum a'' läßt sich so ziemlich jede normale Sopranstimme ausdehnen, hohe Soprane singen bis c''', phänomenale
bis fis''', g''', ja c'''' (z. B. Lucrezia Agujari, gest. 1783).
Vgl.
Mezzosopran.
[* 8] 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Frankfurt,
[* 9]
Knotenpunkt der
LinienSommerfeld-Liegnitz,
S.-Sagan und
S.-Kottbus
der Preußischen Staatsbahn, 160 m ü. M., besteht aus dem Schloßbezirk, mit
dem alten
Schloß (von 1207) und dem daneben erbauten neuen
Schloß (von 1716, jetzt
Lokal der Behörden) nebst der
Peterskirche
(um 1200 erbaut), und der eigentlichen Stadt. Von hervorragenden Gebäuden sind zu nennen: die evangelische
Hauptkirche (aus dem 14. Jahrh., 1870 restauriert), die
Schloß- und Klosterkirche (1728 neugebaut) und die Gräbigerkirche
(seit 1874 den
Altlutheranern eingeräumt), das
Rathaus, das
Krankenhaus
[* 10]
und das Waldschloß (von 1557).
ÖffentlichePlätze
sind: der Kaiserplatz mit dem Kriegerdenkmal und der Bismarckplatz.
Damals gehörte es den
Burggrafen von Dewin, 1355 kam es an die
Burggrafen von Biberstein, welche auch die Umgebung der Stadt,
die Herrschaft S., erwarben. Diese fiel, nachdem sie 1490-1512 zuSachsen
[* 12] gehört hatte, nach dem Aussterben
der
Burggrafen von Biberstein 1551 an König
Ferdinand I. von
Böhmen,
[* 13] der sie 1557 nebst der Herrschaft
Triebel an den
Bischof
von
Breslau,
[* 14] Balthasar von Promnitz, verkaufte. Der letzte Sprößling dieses
Hauses überließ beide 1765 gegen eine
Leibrente
von 12,000 Thlr. an Kursachsen, von dem sie 1815 an
Preußen
[* 15] kamen.
Vgl. Worbs, Geschichte der Herrschaft
S. und
Triebel
(Sor. 1826);
Saalborn, Beiträge zur Geschichte von S. (das. 1876, Heft 1). -
Hier errichtete er die erste dem
Gartenbau speziell gewidmete botanische
Versuchsstation und suchte namentlich die bis dahin
fast unbeachtet gebliebenen nicht parasitären
Krankheiten der
Pflanzen zu erforschen. Er schrieb: »Handbuch
der
Pflanzenkrankheiten«
[* 20] (2. Aufl., Berl. 1887, 2 Bde.;
dazu der
»Atlas«,
[* 21] 1887 ff.);
»Die Obstbaumkrankheiten« (das. 1878);
»Untersuchungen über die Ringelkrankheit und den
Rußtau
der
Hyazinthen« (Leipz. 1878);
(Sorbenwenden), slaw.
Volk, welches im 6. Jahrh.
n. Chr. das Gebiet zwischen
Saale und
Elbe
in
Besitz nahm.
Schon im 7. Jahrh. den
Franken unterthan, fielen die S. 631 unter ihrem
Herzog Dervan ab und schlossen sich an
Samo von
Böhmen an. Nicht
Karl d. Gr., der 782 ein
Heer gegen sie aussandte, sondern erst
Heinrich I. gelang um 928 ihre völlige
Unterwerfung; auf ihrem Gebiet entstanden die
MarkenZeitz
[* 22] und
Merseburg,
[* 23] während das nördliche Sorbenland zur
MarkLausitz
geschlagen wurde. Unter
Otto I. brach sich das
Christentum unter den S. allmählich
Bahn, besonders seitdem die
BistümerMerseburg
und
Zeitz 968 als
Mittelpunkte der
Mission gegründet worden waren. Die S. verschmolzen teils mit den deutschen
Einwanderern, teils zogen sie sich in die jetzigen beiden
Lausitzen zurück, wo sie noch heute die ländliche
Bevölkerung
bilden. Über die
Sprache
[* 24] der
S. s.
Wendische Sprache.
¶
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Die Haupterzeugnisse ihrer Litteratur findet man verzeichnet in den »Jahrbüchern für slawische Litteratur« (hrsg. von Jordan,
Leipz. 1843-48; fortgesetzt von Schmaler, Bautz. 1852-56).
die altberühmte Theologenschule in Paris, deren Gründung auf Robert von Sorbon (gest. 1274), den Hofkaplan
Ludwigs des Heiligen, zurückgeführt wird; die Bestätigungsbulle Clemens' IV. datiert von 1268. Ursprünglich
ein Alumnat für arme Studierende der Theologie, gelangte die S. (welchen Namen die Anstalt erst seit dem 14. Jahrh. erhielt)
durch berühmte Lehrer, welche an ihr wirkten, sowie durch reiche Ausstattung gegenüber andern ähnlichen Kollegien zu immer
größerm Ansehen. In ihrem Haus fanden regelmäßig die Sitzungen der theologischen Fakultät der PariserUniversität statt, so daß es seit dem Ende des 15. Jahrh. üblich wurde, diese Fakultät selbst mit dem Namen S. zu bezeichnen.
An diesen Namen knüpfen sich daher die wichtigsten Entscheidungen, welche vom Mittelalter bis zur Neuzeit für Gestaltung des
Katholizismus in Frankreich ausschlaggebend waren.
Aber als Vorkämpferin des Gallikanismus (s. d.) und Feindin des Jesuitenordens, dessen Einführung
in Frankreich (1562) sie vergeblich zu verhindern suchte, verlor die S. allmählich an Einfluß und Ansehen in dem selben
Maß, als die Macht der Päpste wuchs. Vollends war es um ihren Ruhm geschehen, als sie sich im Sinn beschränkter
Orthodoxie in einen erbitterten Kampf mit den freisinnigen Schriftstellern des 18. Jahrh. einließ (vgl.
Voltaires »Tombeau de la S.«).
Rotfrüchtiger Apfelbeerstrauch(S. arbutifoliaL.), in Nordamerika,
[* 26] 1-2 m hoherStrauch mit aufrecht abstehenden Zweigen, länglich
ovalen, unterseits behaarten Blättern und roten, behaarten Früchten, färbt sich im Herbst intensiv rot, wird als Zierstrauch
angepflanzt. Ein Bastard dieser Art mit S. Aria ist S. heterophylla Rchb.,
mit sehr veränderlichen, ganzen, eingeschnittenen, meist mehr oder weniger gefiederten, unterseits graufilzigen Blättern,
vielblütigen Doldentrauben und schwarzroten Früchten.
S.Aria Crtz.
(gemeine Mehlbirn, Mehlbaum, weißer Elsbeerbaum, Alzbeere, Arlesbeere), ein 9-12 m hoher Baum mit rundlichen
oder länglichen, doppelt gesägten oder eingeschnittenen, unterseits weißfilzigen Blättern, in verästelten Doldentrauben
stehenden, weißen Blüten und rundlichen, rotorangen, punktierten, süß säuerlichen Früchten, findet sich in Mittel- und
Südeuropa und im Orient, in der untern Alpenregion bis 1700 m, nördlich bis zum Harz, liefert Nutzholz; er wird in mehreren
Varietäten in den Gärten kultiviert.
Ein Bastard mit S. torminalis ist S. latifolia Pers., mit länglich breiteiförmigen, am Rand lappigen, gesägten, unterseits
graufilzigen Blättern, großer, filziger Doldentraube und ovalrunden, rotorangen, gelb punktierten Früchten. IV. Elsbeerbäume
(TorminariaSer.), Bäume mit gelappten, unbehaarten Blättern, Doldentrauben, flachen, etwas bärtigen Blumenblättern, zwei
Griffeln, unbehaarten Früchten. S. torminalisL. (Elsebeerbaum, Atlasbeerbaum), ein mittelhoher Baum mit
eirunden, tief und ungleich gelappten, ungleich scharf gesägten, unbehaarten Blättern, filziger Doldentraube, weißen Blüten
und graubraunen, weiß punktierten Früchten, ist in Mitteleuropa einheimisch, bei uns nördlich bis zum Harz, liefert genießbare
Früchte u. Nutzholz (Atlasholz). V. Speierling (CormusSpach), mit gefiederten Blättern, an der Basis wolligen
Blumenblättern und fünf meist einsamigen, im Querdurchschnitt spitzen Fruchtfächern. S. domesticaL. (Speierling, Sperber-,
Spierlingsvogelbeere), ein großer Baum mit gefiederten Blättern, gesägten, unterseits meist weißlich behaarten Blättchen,
kleinen Blüten in endständiger Doldentraube und birn- oder apfelförmigen, orangegelben Früchten, welche durch Liegen weich
und wohlschmeckend werden, wächst in Italien,
[* 31] Frankreich und dem westlichen Nordafrika, wird in Süddeutschland
in Gärten kultiviert und findet sich bei uns verwildert bis zum Harz.
HenryClifton, Naturforscher, geb. zu Woodbourne bei Sheffield,
[* 32] widmete sich naturwissenschaftlichen
Studien auf seinem Gut Broomfield bei Sheffield und erreichte bedeutende Erfolge namentlich durch Anwendung
mikroskopischer Forschungen auf physikalische Gegenstände und physikalischer Methoden auf geologische Probleme. Er wies zuerst
auf die mikroskopische Untersuchung der Kristalle
[* 33] und Gesteine
[* 34] und auf die Wichtigkeit derselben für theoretische Schlußfolgerungen
hin und veröffentlichte seine ersten darauf bezüglichen Arbeiten 1858 im »Quarterly Journal of the Geological Society«. Er
wandte auch zuerst die Spektralanalyse
[* 35]
¶
mehr
bei mikroskopischen Untersuchungen an und konstruierte ein Spektroskop
[* 37] zur Analyse gefärbter Flüssigkeiten, welches seitdem
weite Verbreitung gefunden hat.
Obwohl sie ihren Einfluß auf den König nie mißbrauchte und selbst die Achtung der Königin genoß, hatte sie doch viel von der
Roheit des Dauphins, nachmaligen KönigsLudwig XI., zu leiden. Nachdem sie seit 1442 zu Loches in der Zurückgezogenheit gelebt,
ließ sie die Königin wieder an den Hof kommen. Um dem König stets nahe zu sein, begab sie sich nach
dem Schloß Masmal la Belle, wo sie aber schon starb. Sie hinterließ dem König drei Töchter.
Vgl. Steenackers,
Agnes S. et Charles VII (Par. 1868).
span. Provinz in der Landschaft Altkastilien, grenzt im N. an die ProvinzLogroño, im O. an Saragossa,
[* 64] im Süden
an Guadalajara, im W. an Segovia u. Burgos und hat ein Areal von 10,318 qkm (187,4 QM.). Das
Land ist im ganzen ein Hochplateau, welches im N. von Berggruppen des Iberischen Gebirgssystems (darunterPico de Urbion, 2252 m,
Sierra del Moncayo, 2349 m), im südlichen Teil von den Ausläufern des Kastilischen Scheidegebirges eingeschlossen wird. Das
Zentrum der Provinz bildet das Becken des obern Duero, welcher hier den Rituerto und Ucero aufnimmt. Einige
Wasserläufe im östlichen Teil, darunter der Jalon, fließen dem Ebro zu. Im N. finden sich große Kiefernwaldungen, sonst
aber herrscht Mangel an Bäumen, dafür jedoch sehr reicher Graswuchs auf den öden Hochflächen. Das Klima
[* 65] ist
¶
das Mineralreich bietet wohl Erze, welche aber nicht abgebaut werden, dann
Salz
[* 69] und Gips.
[* 70]
Hauptbeschäftigung bildet Vieh-, besonders Schafzucht, daneben kommen höchstens noch Weberei
[* 71] und Gerberei in
Betracht. Die Südostecke der Provinz wird von der Spanischen Ostbahn (Madrid-Saragossa) durchschnitten. Die Provinz umfaßt
fünf Gerichtsbezirke (darunter Burgo de Osma und Medinaceli). - Die gleichnamige Hauptstadt, rechts am Duero, mit
zinnengekrönten Mauern umgeben und von einem hochgetürmten Schloß überragt, hat (1886) 5834 Einw. u. ist Sitz des Gouverneurs.
Derselbe entsteht, indem zwei Schlüsse enthymematisch, d. h. durch Hinweglassung
entweder des Ober- (Aristotelischer S.) oder des Untersatzes (Goclenianischer S.), abgekürzt und so verbunden werden, daß
sie alle einen gemeinschaftlichen Schlußsatz erhalten;
dän. Amt auf der InselSeeland, 1475 qkm (26,8 QM.) mit (1880)
87,509 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt in schöner Lage am Sorösee und an der Eisenbahn von Kopenhagen
[* 76] nach Korsör, mit berühmter
Akademie und (1880) 1464 Einw. Die Akademie (jetzt gelehrte Schule und Erziehungsanstalt), eine der reichsten Stiftungen des
Landes, wurde 1586 aus den Einkünften der 1161 hier gegründeten Cistercienser-Mönchsabtei gestiftet und 1822 neu organisiert.
Von den großartigen alten Klostergebäuden ist nur noch die Kirche (mit den Grabmälern mehrerer dänischer Könige und LudwigHolbergs) vorhanden.
Stadt in der brasil. ProvinzSão Paulo, am gleichnamigen Nebenfluß des Tieté, in fruchtbarer Gegend, hat
vielbesuchte Maultier-, Pferde- und Rindviehmärkte und 3000 Einw. 5 km nördlich davon liegen die Eisenhütten
von Ipanema.
Einen malerischen Anblick gewährt die Küste ringsumher durch ihre jäh niederstürzenden, 30-60 m hohen
Felswände mit Höhlen und tiefen Einkerbungen. Die Umgebung der Stadt enthält zahlreiche schöne Punkte (wie das ehemalige
Kloster Deserto, der Arco naturale, die Punta della Campanella etc.). S., im Altertum Surrentum, war eine uralte, anfänglich
etruskische Stadt Kampaniens, später römische Kolonie und ist Geburtsort Torquato Tassos, welchem hier
ein Denkmal errichtet worden ist.
bei den Römern Losorakel, von denen sich besonders die zu Antium, Cäre und Präneste großen Ansehens
erfreuten. Die letztern wurden geleitet durch den Willen der Fortuna Primigenia (s. d.) und bestanden aus sieben eichenen,
mit alten Schriftzügen versehenen Stäbchen, welche, nachdem der Befragende sich mit Gebet und Opfer an
die Göttin gewendet hatte, ein Knabe mischte, um sodann eins davon zu ziehen. Mit Unrecht führen den Namen S. Praenestinae
einige inschriftlich erhaltene Prophezeiungen (vgl. Preller-Jordan, Römische Mythologie,
[* 80] Bd. 2, S. 190). S. nannte man dann
auch die als Prophezeiungen verwendeten Stellen eines Buches (z. B. der Bibel),
[* 81] welche durch Aufschlagen
ermittelt wurden, oder auch auf Blätter geschriebene Verse (namentlich des Vergil), die man zog.
(franz. assortiment), Sammlung von Gegenständen derselben Gattung, aber von den verschiedensten Arten, besonders
in gehöriger Abstufung der Güte (vgl. Assortiment);
(ital.), die Eintrittsarie der Primadonna in der italienischen Oper früherer Zeit, auf welche die Komponisten
großen Fleiß verwandten, um sie zu einer dankbaren und brillanten Nummer zu gestalten.
(lat.), Fruchthäufchen, s. Farne, ^[= # (Farren, Farrn, Farrenkräuter, Filices), kryptogamische Pflanzenordnung aus der Abteilung der ...]
[* 82] S. 51.
griech. Tragiker der sogen. Pleias, aus Syrakus,
[* 87] lebte um 300 v. Chr. und soll 73 Tragödien geschrieben
haben, von denen aber nur geringe Fragmente (bei Nauck: »Tragicorum graecorum fragmenta«, 2. Aufl.,
Leipz. 1889) erhalten sind.
(Ssosniza), Kreisstadt im russ. GouvernementTschernigow, unweit der Mündung der Ubeda in die Desna, hat 5 Kirchen,
ein Stadtkrankenhaus und (1885) 6774 Einw., welche
sich vornehmlich mit Ackerbau und Tabaksanpflanzung beschäftigen.
Ursprünglich eine Stadt des TschernigowerFürstentums,
stand S. lange unter polnischer Herrschaft, bis es 1686 die Russen wieder in Besitz nahmen.
griech. Mosaikkünstler, der wahrscheinlich zur Zeit der Attaliden zu Pergamon
[* 89] thätig war.
Dort
befand sich sein berühmtes Werk mit den vier trinkenden oder sich sonnenden Tauben
[* 90] auf dem Rand eines Wassergefäßes, aus
natürlichen Steinen zusammengesetzt, wovon sich eine römische Nachbildung im kapitolinischen Museum zu Rom befindet.
griech. Dichter, aus Maroneia in Thrakien, lebte in Alexandria unter PtolemäosPhiladelphos (um 280 v. Chr.)
und soll auf Geheiß des Königs, dessen Ehe mit seiner leiblichen SchwesterArsinoe er verspottet hatte, ersäuft worden sein.
Er verfaßte im ionischen Dialekt und einem eigentümlichen nach ihm benannten Metrum (Sotadeen, Grundschema:
^^^^^^^^^^^^^^) boshafte Spottgedichte und mythologische Travestien zum Teil unzüchtigen Inhalts, welche auf mündlichen Vortrag
unter mimischer Tanzbegleitung berechnet waren. Diese sogen. Sotadische Dichtgattung fand zahlreiche
Nachahmer.
Vgl. Sommerbrodt, De phlyacographis Graecorum (Bresl. 1875).
schrieb Kommentare zum deutschen Münzgesetz und dem deutschen Bankgesetz (Erlang. 1874-76) und veröffentlichte
außerdem: »Edelmetallproduktion und Wertverhältnis zwischen Gold
[* 98] und Silber seit der EntdeckungAmerikas« (Gotha
[* 99] 1879) und
»Materialien zur Erläuterung und Beurteilung der wirtschaftlichen Edelmetallverhältnisse und der Währungsfrage« (2. Ausg.,
Berl. 1886).
1) (Sotus) Dominico de, gelehrter kathol. Theolog, geb.
1494, war Dominikaner, beteiligte sich 1545-47 am Konzil von Trient,
[* 110] war 1547-50 BeichtvaterKarls V. und lebte später zu Salamanca,
wo er 1560 starb. Unter seinen Schriften ward namentlich die »De justitia et jure« (Salam. 1556) dadurch
berühmt, daß sie dem Volk das Recht vindiziert, einen tyrannischen Fürsten abzusetzen. Auch bekämpfte S. als einer der ersten
den Negerhandel.
2) Hernando de, span. Seefahrer, geboren um 1496 zu Villanueva in Estremadura, machte erst Entdeckungsreisen auf Cuba, ward
Gouverneur von Santiago de Cuba, erbaute das 1528 von französischen Seeräubern zerstörte Havana
[* 111] wieder,
begleitete dann 1532 Pizarro auf seiner Unternehmung gegen Peru
[* 112] und kundschaftete das Land aus, zeigte sich human und mild und
suchte vergeblich Atahualpas Hinrichtung zu hindern, unternahm 1539 die EroberungFloridas und kam auf einer seiner Expeditionen um.
Narrenspiel, Name einer Art dramatischer Possen oder Satiren, welche wie die
Moralitäten und Farcen den Anfangszeiten des französischen Dramas angehörten, und deren PersonenNarren waren. Sie wurden von
den Enfants sans souci (s. d.), dann auch von den Mitgliedern der Bazoche (s. d.) aufgeführt und zeichneten sich
besonders durch die Plumpheit ihrer Rollen
[* 115] und kühn tadelnde Sprache aus. Seit Gringore (s. d.),
¶
mehr
der viele solcher Stücke schrieb, meist mit typischen Narrenfiguren, wie le prince Sot, la mère Sotte etc., wurden sie ausgeführter
und erhielten eine politisch- oder kirchlich-satirische Zuspitzung. In der ersten Hälfte des 17. Jahrh.
verschwanden die Sottien allmählich von der Bühne wie von der Straße. In Deutschland,
[* 117] wohin sich dieselben
von Frankreich aus auch verbreiteten, verschmolzen sie mit den Fastnachtsspielen (s. d.).
Gleichwohl verlieh ihm Ludwig XV. das Portefeuille des Kriegsministers und sandte ihn 1758 mit dem Herzog von Broglie wieder
auf
den Kriegsschauplatz in Deutschland. Wiewohl zwischen beiden fortwährende Eifersucht herrschte, errangen sie bei
Lutternberg doch einen Sieg, infolge dessen Hessen
[* 121] in ihre Hände fiel. S. erhielt daher den Marschallsstab
und behielt das Kommando bis zum Friedensschluß von 1763. Nach dem Tode der Pompadour fand er eine ebenso starke Stütze an der
Dubarry. Als Ludwig XV. starb, war er der einzige von den Hofleuten, welcher den Leichnam bis zu seiner Bestattung nicht verließ;
dieser Zug
der Ergebenheit bewog Ludwig XVI., S. die Stelle im Ministerrat zu lassen. Er starb und mit ihm erlosch die
Linie von Rohan-S.
(franz., spr. ssu-), Rollenfach der französischen
und deutschen Bühne.
Eigentlich Zofe, Kammerjungfer, mit dem Nebenbegriff der List und Verschmitztheit, bezeichnet S. jetzt
eine muntere oder komische jugendliche Mädchenrolle und ist besonders in der modernen Operette u. Posse zu Bedeutung gelangt.
(spr. ssuhsch),Louis Rattuit, Graf von, kaiserlicher Feldherr, geb. 1608 zu La Rochelle als Sohn eines protestantischen
Edelmanns, verließ Frankreich nach dem Hugenottenkrieg 1629 und begab sich erst in schwedische, dann in
kaiserliche Kriegsdienste, zeichnete sich im Dreißigjährigen Krieg, insbesondere als tapferer Verteidiger Brünns gegen die
Schweden
[* 122] (1645), dann gegen die Türken aus, eroberte 1664 Neutra, kämpfte bei St. Gotthardt mit, ward Kammerherr, Hofkriegsrat
und Feldmarschallleutnant, befehligte 1674 die Kaiserlichen in den Niederlanden, schadete aber den Unternehmungen
der Verbündeten durch sein verdächtiges, aus seinem Starrsinn und seiner Unbotmäßigkeit erklärliches Zaudern, namentlich
in der Schlacht bei Seneffe, so daß er abberufen wurde, und starb 1682 in Mähren.
Hauptstadt des KönigreichsKorea, am rechten Ufer des Hanflusses, 45 km (nach dem Stromlauf 120 km) von dessen
Mündung in das Gelbe Meer, unter 37° 31' nördl. Br. und 127° 19' östl. L. v. Gr., hat 150,000,
mit Einschluß der weithin sich erstreckenden
¶