Anlehnung an ein Sonnenepos statt, in welchem das Lichtprinzip (Surya der
Inder,
Ormuzd der
Perser, Izdubar oder
Nimrod der Assyrer,
Osiris
[* 2] der Ägypter,
Herakles
[* 3] der Phöniker und ältern Griechen,
Dionysos
[* 4] der spätern Griechen,
Balder der
Germanen etc.) im
Kampf mit den Mächten der Finsternis
(Ahriman,
Typhon, Loki etc.) gedacht wurde, bald in Form einer Siegesreise
durch die zwölf Himmelszeichen (die zwölf Thaten des
Herakles), bald eines Einzelkampfes dargestellt, bei welchem der
Sonnengott
zeitweise (im
Winter) unterliegt, in
Fesseln geschlagen, gebunden und geschwächt, auch wohl verstümmelt wird, weil seine
Strahlen alsdann keine
Kraft
[* 5] haben, aber allmählich wieder erstarkt und über seine Gegner siegt.
Als die Hauptfeste dieses
Kultus wurden die Zeit der wieder erstarkenden
Sonne,
[* 6] das alte
Julfest, und das der Sonnenstärke
(Mittsommerfest) der germanischen
Stämme begangen. Einige
Völker feierten auch Klagefeste zur Zeit der verwundeten
Sonne oder
des absterbenden Naturlebens, die
Adonis-,
Osiris- und Thammuzfeste der assyrischen, ägyptischen und semitischen
Völker, die
Dionysien und Bacchusfeste der Griechen und
Römer,
[* 7] die sich in
Frühlings- und Herbstfeier schieden.
Bei manchen Völkern, wie z. B. den Persern, Altmexikanern und
Peruanern, fand eine Verschmelzung des
Sonnen- und
Feuerdienstes
(s. d.) statt, und die Sonnenopfer mußten an den Hauptfesten mit neuem oder
Notfeuer (s. d.) entzündet werden. In spätern
Zeiten wurde der
Sonnengott dann auch wohl als
Mittler- und
Versöhnungsgott gefeiert, namentlich im indischen
Agni, im persischen
Mithra und griechisch-italischen
Dionysos. Vielfach scheint
dem ausgebildeten
S. ein Mondkultus mit nächtlichen
Mysterien und weiblicher Priesterschaft vorausgegangen zu sein, namentlich
bei solchen Völkern, wo das
Mutterrecht (s. d.) galt undFrauen an der
Spitze der Gemeinwesen standen (Amazonenstaaten).
Ein solcher
Kultus findet sich noch heute unter ähnlichen Verhältnissen bei wilden Völkern
Afrikas und
Amerikas, und da Ähnliches
in der alten
Welt stattgefunden, so erklärt sich, weshalb die Sonnengottheiten zugleich als
Schützer des Vaterrechts und
Unterdrücker der
Amazonen galten, namentlich
Apollon,
[* 8]Herakles,
Perseus
[* 9] und andre Sonnenkämpfer.
Vgl.
Dupuis,
L'origine de tous les cultes (Par. 1795, 3 Bde.;
neue Ausg. 1835-37).
ehedem Bezeichnung für Besitzungen, die in niemandes
Lehen, vielmehr im vollen
Eigentum der
Besitzer standen,
bei welchen aber die
Sonne als Lehnsherrin fingiert ward.
eine
Kraftmaschine zur Umsetzung der von der
Sonne gespendeten
Wärme
[* 10] in mechanische
Arbeit. Der
Gedanke, die Sonnenwärme zur Arbeitsleistung heranzuziehen, ist alt; doch war erst nach der
Ausbildung der mechanischen
Wärmetheorie eine Beurteilung der von einer solchen
Maschine
[* 11] zu erwartenden Leistung möglich. Nach
Versuchen von
Pouillet,
Herschel und
Ericsson beträgt die nutzbar zu machende Wärmemenge der
Sonne pro Quadratmeter der Erdoberfläche
zwischen dem
Äquator und dem 43. Breitengrad etwa 10
Kalorien pro
Minute (1
Kalorie oder Wärmeeinheit ist die zur Erwärmung
von 1 kg
Wasser um 1° C. erforderliche Wärmemenge), also ⅙
Kalorie pro
Sekunde. Da nun 1
Kalorie einer Arbeitsmenge von 426
Meterkilogramm
gleichwertig ist, so erhält man pro Quadratmeter ⅙·426 = 71
Meterkilogramm pro
Sekunde oder 71/75 =
0,95Pferdekräfte. Um die erforderlichen
Temperaturen zu erzielen, muß die Sonnenwärme mittels großer
Reflektoren konzentriert
werden, wozu sich nach Provostaye und Desains Silberspiegel am besten eignen, welche 92 Proz.
der auffallenden
Wärme zurückstrahlen.
Ferner ist es nötig, den mit der Sonnenwärme zu heizenden
Körpern
(Dampfkesseln, Heiztöpfen) eine möglichst
gut wärmeabsorbierende Oberfläche zu geben (nach
Melloni absorbieren mit Lampenruß geschwärzte Metallflächen unter Glasbedeckung
die Wärmestrahlen am besten). Die bisher zur Verwertung der Sonnenwärme benutzten
Maschinen sind Heißluft- oder
Dampfmaschinen.
[* 12] Ericssons S. besteht aus einer
Heißluftmaschine (s. d.), deren Heiztopf in dem
Brennpunkt eines paraboloidisch
gestalteten
Brennspiegels liegt.
Mouchot heizt einen
Dampfkessel
[* 13] mittels Sonnenstrahlen, indem er ihn in Gestalt von kupfernen, mit
Ruß überzogenen und von
einer Glasglocke überdeckten
Röhren
[* 14] in den linearen
Fokus eines trichterförmigen, aus versilberten Blechplatten gebildeten
Reflektors stellt. Der ganze
Apparat ist auf einem Gelenksystem so angebracht, daß er mit seiner
Achse
leicht dem
Lauf der
Sonne folgen kann. Dieser
Kessel lieferte mit einem Sonnenrezeptor von 3,8 qm Bestrahlungsfläche zur Winterzeit
in
Algier 5100
Lit.
Dampf
[* 15] von normalem
Druck = 3,1 kg
Dampf, welcher
ca. 2000
Kalorien enthält, so daß pro
Minute und proMeter
Bestrahlungsfläche 2000/60.3,8 = 8⅔
Kalorien oder 87 Proz. der angegebenen 10 pro Quadratmeter
Fläche disponibeln
Kalorien
durch
Dampfbildung nutzbar gemacht wurden, während der Rest durch unvollständige
Reflexion
[* 16] und
Absorption verloren ging.
Eine mit dem
Kessel betriebene kleine
Dampfmaschine
[* 17] leistete eine
Arbeit von 8
Meterkilogramm pro
Sekunde oder 8/75 = ungefähr
1/9Pferdekraft, während nach obigen Angaben in der auf 3,8 qm
Fläche fallenden Sonnenwärme 3,8.0,95 = 3,6Pferdekräfte
disponibel sind, so daß nur 8.100/75.3,6 = 3 Proz. der Sonnenwärme
ausgenutzt werden. Demnach wären für eine S. von nur 1
Pferdekraft 9.3,8 = 35 qm und für eine S. von 100
Pferdekräften 3500 qm
Bestrahlungsfläche erforderlich.
Dieses ungünstige
Resultat rührt jedoch nicht von der Wärmeübertragung her, die ja 87 Proz. der
Wärme nutzbar macht, sondern
ist in der
Natur der
Dampfmaschine begründet, welche auch in der besten Ausführung nur etwa 5-6 Proz. der
Wärme eines Brennmaterials
in
Arbeit verwandeln kann, während alle übrige
Wärme teils durch Strahlung, teils durch den
Schornstein,
zum größten Teil jedoch durch den abziehenden
Dampf, bez. das Kondensationswasser verloren geht. Solange es daher keine
Maschine gibt, welche die
Wärme bedeutend besser ausnutzt als die
Dampfmaschine, wird die S. schwerlich, auch nicht in den
für sie günstigsten Tropenländern, eine nennenswerte Verwendung finden können.
[* 19] Vorrichtung, um vergrößerte
Bilder sehr kleiner Gegenstände auf einem
Schirm, für viele Zuschauer
gleichzeitig sichtbar, zu entwerfen.
Sein wesentlichster Teil ist eine in die
Röhree (s. Figur, S. 35) bei d eingeschraubte
Konvexlinse von kurzer
Brennweite, welche von einem kleinen, gewöhnlich zwischen zwei Glasplatten gefaßten
und bei cc etwas außerhalb der
Brennweite der
Linse
[* 20] d festgeklemmten Gegenstand auf einem
Schirm ein riesiges
Bild entwirft.
Da die Lichtmenge, welche von dem kleinen Gegenstand ausgeht, sich auf die im
Verhältnis enorm große
Fläche des
Bildes verteilt,
so begreift man, daß der Gegenstand sehr hell erleuchtet sein muß, wenn das
Bild nicht zu lichtschwach
¶
mehr
ausfallen soll. Die starke Beleuchtung
[* 22] des Gegenstandes wird bewirkt durch eine große Konvexlinse a am Ende des weiten Rohrs,
welches den Hauptkörper des Instruments ausmacht; dieselbe sammelt unter Beihilfe der kleinern Linse b die zur Beleuchtung bestimmten
Lichtstrahlen aus dem kleinen Gegenstand. Eine Zahnstange mit Trieb dient dazu, den Objektträger cc in
den Brennpunkt der Beleuchtungslinsen einzustellen, eine andre hat den Zweck, durch Verschiebung der Fassung de das Bild genau
auf den Schirm zu bringen.
1) Argentinischer S., Stifter und Stiftungszeit unbekannt; das Ordenszeichen besteht in einer goldenen
Medaille, welche die Sonne, umgeben von einem Lorbeerkranz, zeigt. - 2) PersischerSonnen- und Löwenorden, 1808 von
Schah Feth Ali gestiftet unter dem Namen Nishan-i-Schir-u-Khorschid für Zivil- und Militärverdienst, erhielt seine Organisation
nach dem Muster der französischen Ehrenlegion von Ferukchan und hat fünf Klassen. Die Großkreuze tragen einen achtstrahligen
silbernen, brillantierten Stern, in der Mitte von einer dreifachen Perlenreihe umgeben, das Bild des schwerttragenden
Löwen,
[* 25] stehend für Perser, liegend für Ausländer, mit der aufgehenden Sonne;
das Aufreißen der Rinde von Bäumen im Frühling auf der Südseite, hervorgerufen durch
die starke Erwärmung und Austrocknung durch die Sonne, wahrscheinlich nach vorangehenden Spätfrösten.
Es findet sich zumeist über den Thüren und Thoren der Tempel
[* 29] gleichsam als Abwehr
des Bösen ausgemeißelt. Um die Scheibe winden sich gewöhnlich zwei Uräusschlangen, die Ober- und Unterägypten symbolisieren
(s. Abbild.).
Die spätere Zeit hat die Bedeutung, welche der geflügelten S. in den Kämpfen des Horos gegen Seth beigelegt
wurde, in einer Sage weiter ausgebildet.
FranzLeopold, Chemiker, geb. zu Köln,
[* 30] erlernte daselbst
die Pharmazie, errichtete in den 30er
Jahren in Berlin
[* 31] ein kleines Laboratorium
[* 32] und bereitete in Gemeinschaft mit einem Arzt andre Apotheker auf das Staatsexamen vor.
Gleichzeitig studierte er Chemie und habilitierte sich 1852 als Privatdozent. Er widmete sich speziell
der analytischen Chemie und entfaltete eine sehr ausgedehnte praktische Thätigkeit, durch welche er ein Ansehen gewann wie
kaum ein Chemiker vor ihm.
Viele technische Unternehmungen verdankten ihm hauptsächlich ihren Erfolg. Die analytische und die gerichtliche Chemie förderte
er durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen. Er starb als Professor an der Universität
in Berlin. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Anleitung zur chemischen Analyse« (Berl. 1852, 3. Aufl. 1858);
»Anleitung
zur quantitativen chemischen Analyse« (das. 1864);
»Handbuch der gerichtlichen Chemie« (2. Aufl. von Classen, das. 1881) und
»Handbuch der analytischen Chemie« (das. 1870-71, 2 Bde.).
im engern Sinn eine Reihe von Erregungszuständen, Delirien mit Selbstmordideen,
welche bei marschierenden Soldaten in den Tropen unter Einwirkung direkter Sonnenstrahlung beobachtet worden
sind und als Wirkung der strahlenden Wärme auf das Gehirn
[* 37] aufgefaßt werden.
astronom. Tafeln, welche den Himmelsort der Sonne für den Mittag jedes Tags angeben.
GroßeVerdienste um Herstellung guter S. erwarb sich der italienische Astronom Carlini, dessen Werk (Mail. 1810) von Bessel durch
Korrektionstafeln noch mannigfach verbessert worden ist (1827).
Adolf von, Schauspieler, geb. zu Pest, mußte infolge plötzlicher Verarmung seiner Eltern das
Schneiderhandwerk ergreifen, wandte sich später, seiner Neigung folgend und von Dawison ermuntert und
einigermaßen vorbereitet, zur Bühne und debütierte 1851 zu Temesvár als Phöbus im »Glöckner von NotreDame«. 1852 ging
er nach Hermannstadt,
[* 39] von hier 1854 nach Graz
[* 40] und im Winter 1855-56 nach Königsberg,
[* 41] wo er mit solchem Erfolg auftrat, daß
Laube ihm ein Engagement am Wiener Burgtheater antrug. Hier trat er im Mai 1856
¶
mehr
zum erstenmal (als Mortimer) auf, wurde nach drei Jahren auf Lebenszeit engagiert und entwickelte sich unter Laubes Leitung
zu einem der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. 1881 gelegentlich seines 25jährigen Dienstjubiläums durch Verleihung
des Ordens der Eisernen Krone in den Adelstand erhoben, wurde er 1884 zum Oberregisseur ernannt und fungierte seit
dem Abgang des DirektorsWilbrandt (Juni 1887) bis Ende 1888 als artistischer Leiter der Anstalt. Sonnenthals eigentliche Stärke
[* 43] liegt im Schauspiel und im Lustspiel; als Darsteller sogen. Salonrollen nimmt er unbestritten den ersten Platz ein.
es entspricht einer jeden Stunde ein Winkel
[* 47] von 15°. Man erhält
das Zifferblatt, wenn man um den Punkt, in welchem der Stab befestigt ist, einen Kreis
[* 48] schlägt, denselben in 24 gleiche Teile
teilt und die Radien nach den Teilungspunkten zieht;
dreht man nun noch die Ebene so, daß der eine Radius
in die Ebene des Meridians zu liegen kommt, so fällt auf ihn der Schatten des Stabes mittags, auf die beiden benachbarten vormittags 11 und
nachmittags 1 Uhr
[* 49] etc. Bei der Horizontaluhr liegt das Zifferblatt horizontal;
die Stundenlinie 12 Uhr liegt auch hier in der
Ebene des Meridians, aber die Winkel, welche die übrigen Stundenlinien mit dieser ersten einschließen,
sind nicht der Zeit proportional, sondern wenn t diesen Winkel für die Äquinoktialuhr bedeutet (also t = 15° für 1 Uhr,
30° für 2 Uhr), so findet man für die geographische Breite
[* 50] φ den entsprechenden Winkel u der Horizontaluhr mittels
der Gleichung tan u = sin φ tan t. Man kann diesen Winkel auch einfach konstruieren (s. Figur).
Man mache OA = 1, AM = sin
φ (z. B. für Berlin = 0,798, weil φ = 52° 30'), errichte AB rechtwinkelig auf O M und mache Winkel AMC = t; dann
ist Winkel AOC = u. Die Vertikaluhr hat ihr Zifferblatt in einer vertikalen Ebene, die im einfachsten Fall von O. nach W. geht;
die Stundenlinie 12 Uhr liegt in der Ebene des Meridians, und den Winkelu, den irgend eine andre Stundenlinie mit der mittägigen
einschließt, berechnet man aus dem entsprechenden Winkel t
der Äquinoktialuhr mittels der Formel tan u
= cos φ tan t. Man kann demnach u auch auf die in der
[* 42]
Figur erläuterte Art konstruieren, wenn man AM =
cos φ (für Berlin = 0,609) macht.
Äquinoktial- und Horizontaluhren geben alle Stunden an, solange die Sonne scheint; bei den erstern fällt
der Schatten im Sommerhalbjahr auf die obere, im Winterhalbjahr auf die untere Seite des Zifferblatts, weshalb auch der Stab
nach beiden Seiten hin gehen muß. Eine Vertikaluhr der beschriebenen Art gibt aber nur die Zeit von früh 6 bis abends 6 Uhr
an. Übrigens geben die Sonnenuhren nicht die im bürgerlichen Leben übliche mittlere Zeit, sondern die
wahre Sonnenzeit (s. d.) an. Bei den neuern hemisphärischen Sonnenuhren zeigt
ein schattenwerfendes Fadenkreuz das ganze Jahr hindurch die Sonnenzeit auf der in einer halben Hohlkugel angebrachten Teilung
an.
(Pekingnachtigall, LeiothrixluteusScop.), Sperlingsvogel
[* 52] aus der Familie der Lärmdrosseln (TimaliidaeGray),
von der Größe der Kohlmeise, oberseits olivengraubraun, am Kopf gelblich, Kinn und Kehle orange, unterseits gelblichweiß,
an den Seiten graubräunlich, an den Flügeln schwarz mit orange und am Schwanz braun und schwarz, mit
braunen Augen, korallenrotem Schnabel und fleischbraunen Füßen, bewohnt dichte Wälder im Himalaja zwischen 1500 und 2500 m
Höhe und in Südwestchina, nährt sich von allerlei Kerbtieren, Früchten und Sämereien, ist sehr munter, hat einen ansprechenden
Gesang, legt 3-4 bläulichweiße, rot getüpfelte Eier
[* 53] und wird in China
[* 54] und Indien seit langer Zeit, jetzt
auch bei uns vielfach als Stubenvogel gehalten und gezüchtet. S. Tafel »Stubenvögel«.
[* 55]
Name einiger Pflanzen, s. Cichorium^[= Tourn. (Wegwart, Zichorie), Gattung aus der Familie der Kompositen, aufrechte, gespreizt ästige, ...] und Heliotropium.
(Solstitien, Solstitial- oder Sonnenstillstandspunkte), die zwei um 180° voneinander entfernten Punkte
der Ekliptik, welche am weitesten, nämlich 23° 27½', vom Äquator entfernt sind. Der nördlich vom Äquator gelegene ist
der Anfangspunkt des Sternzeichens des Krebses und heißt die Sommersonnenwende oder das Sommersolstitium,
weil der Durchgang der Sonne durch denselben den Anfang des astronomischen Sommers der nördlichen Erdhalbkugel bezeichnet;
der südliche dagegen, der Anfangspunkt des Steinbocks, wird die Wintersonnenwende, das Wintersolstitium, genannt, weil dort
die Sonne zu Anfang des astronomischen Winters steht. Mit dem Namen S. (Solstitien) bezeichnet man auch die
Zeitpunkte, in denen die Sonne durch diese Punkte geht; die durch die letztern gelegten Parallelkreise des Himmels heißen Wendekreise.
Vgl. Ekliptik.
zwischen zwei aufeinander folgenden Kulminationen der Sonne muß etwas länger sein als der Sterntag, weil die Sonne unter den
Fixsternen von W. nach O. geht; denn kulminiert heute die Sonne gleichzeitig mit einem Fixstern, so wird sie morgen, wenn der
letztere wieder kulminiert, noch etwas östlich vom Meridian stehen und diesen erst später erreichen.
Die Bewegung der Sonne in ihrem Parallelkreis bildet die Grundlage für die Bestimmung der wahren S. Es ist wahrer Mittag, wenn
die Sonne im Meridian steht; nachmittags 1 Uhr, 2 Uhr etc., wenn die Sonne in ihrem Parallelkreis 15°, 30° etc. westlich vom
Meridian steht.
Ferner sind aber auch die verschiedenen Stücke der scheinbaren Sonnenbahn (Ekliptik) ungleich geneigt gegen
den Äquator. In der Nähe der Solstitialpunkte liegt sie parallel zum Äquator, in den Äquinoktien schneidet sie denselben
unter 23½°; an den letztern Punkten wird daher das Vorrücken nach O. (die Vergrößerung der Rektaszension) nur einen Bruchteil
der scheinbaren Belegung in der Ekliptik betragen, während in den Solstitien beide Bewegungen gleich sind.
So wie die Sonnentage, sind auch die einzelnen Stunden von ungleicher Länge.
Deshalb eignet sich die wahre S. nicht für die Zwecke des bürgerlichen Lebens; man kann auch keine mechanischen Uhren
[* 57] herstellen,
welche dieselbe angeben. Andernteils würde es unzweckmäßig sein, im bürgerlichen Leben nach Sternzeit
zu rechnen, da der Anfang des Sterntags bald auf den Tag, bald auf die Nacht fällt. Deshalb rechnet man nach mittlerer Zeit.
Die Sonne braucht, um in der Ekliptik vom Frühlingspunkt bis wieder zu demselben Punkt zu gelangen (tropisches Jahr) 366,2422
Sterntage; sie selbst geht in dieser Zeit einmal weniger durch den Meridian als ein beliebiger Fixstern,
und man teilt daher diesen Zeitraum in 365,2422 gleich lange Abschnitte, die man mittlere Tage nennt, und deren jeder wieder
in 24 gleich lange Standen zu 60 Minuten zu 60 Sekunden zerfällt. Da 365,2422 mittlere Tage = 366,2422 Sterntagen
sind, so ist 1 mittlerer Tag = 1 Tag 3 Min. 56,55 Sek. Sternzeit und 1 Sterntag = 1 Tag weniger 3 Min. 55,91 Sek. mittlerer Zeit.
Viermal im Jahr, nämlich 15. April,14. Juni,31. Aug. und 24. Dez., fällt die wahre S. mit der mittlern Zeit zusammen; in
den Zwischenzeiten ist abwechselnd die eine oder die andre voraus. Den Unterschied beider nennt man die Zeitgleichung. Man
gibt dieselbe in mittlerer Zeit an und zwar positiv, wenn man sie zur wahren Zeit addieren muß, um die mittlere zu finden,
negativ, wenn sie zu subtrahieren ist. Gibt also eine Sonnenuhr nachmittags 4 Uhr 30 Min. an, und ist die
Zeitgleichung +12 Min., so ist es nach mittlerer Zeit um 4 Uhr 42 Min.; wäre aber die Zeitgleichung -12 Min., so hätte man erst 4 Uhr 18 Min.
mittlere Zeit.
(Dies Solis), der Tag der Sonne (althochd. Sunnentac, altnord. Sunnudaga, engl. Sunday,
niederländ. Sondag, schwed. Sondag, dän.
Sondag), im Brauch der Kirche der erste Tag der Woche und als Tag des Herrn (dies dominicus oder dominica, woraus das franz. dimanche,
das ital. domenica, das span. und portug.
domingo gebildet worden ist) zugleich der wöchentliche Ruhe- und Feiertag der Christen. Wiewohl sich im
NeuenTestament kein bestimmtes Gebot für denselben findet (doch vgl.
1. Kor. 16, 2;.
Offenb.
1, 10;.
Apostelgesch. 20, 7),. ward er schon im nachapostolischen Zeitalter als Auferstehungstag Christi neben dem jüdischen
Sabbat gefeiert, und zwar als Freudentag.
Mit dem Aufgeben der Heilighaltung des Sabbats trug man viele der auf diesen bezüglichen Anschauungen
auf den S. über; doch datieren förmliche Verbote irdischer, nicht ganz dringender Geschäfte an Sonntagen von seiten der
weltlichen Obrigkeit erst aus der Zeit Konstantins d. Gr., und KaiserLeo III. (717-741) untersagte endlich jegliche Arbeit an
diesem Tag. Die Reformatoren wollten den S., ohne Berufung auf ein göttliches Gebot, bloß der Zweckmäßigkeit
wegen beobachtet wissen. Dagegen hat schon Beza die Ansicht vertreten, daß der S. eine göttliche Einsetzung und an die Stelle
des jüdischen Sabbats getreten sei, und so hat sich auf reformiertem Gebiet, besonders in England, Schottland und Nordamerika,
[* 63] die strengste Form der Sonntagsfeier bis auf den heutigen Tag erhalten, selbst wenn die bezüglichen Gesetze
nicht mehr aufrecht erhalten werden. In
¶
Die deutsche Gewerbeordnung (§ 136) verbietet die Beschäftigung von jugendlichen Arbeitern an Sonn- und Festtagen; auch können
die Gewerbtreibenden die Arbeiter an Sonn- und Festtagen zum Arbeiten nicht verpflichten (§ 105). Auch
die evangelische Kirche hat neuerdings ihre Aufmerksamkeit wieder auf diesen Punkt gelenkt und ist dabei vornehmlich dem Mißbrauch
des Sonntags zu Vergnügungen und Ausschweifungen entgegengetreten. Ein »internationaler Kongreß für Sonntagsruhe« tagte 1877 in
Genf,
[* 68] 1879 in Bern.
[* 69]
Die jetzt noch gewöhnlichen Namen der Sonntage kommen teils von den Festen her, denen sie folgen, teils
von den Anfangsworten der alten lateinischen Kirchengesänge oder Kollekten, welche meistens aus den Psalmen entlehnt waren.
Unsre Kalendersonntage sind:
1) ein S. nach Neujahr, der jedoch nur in solchen Jahren eintritt, in welchen Neujahr auf einen der vier
letzten Wochentage fällt;
2) zwei bis sechs Sonntage nach Epiphania (s. d.);
Doch blieben diese Bestrebungen vereinzelt. Dagegen erwachte im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts
in England und Schottland ein begeisterter Eifer für die Gründung von S., welcher sich in alle Länder der angelsächsischen
Zunge, besonders nach Nordamerika, verbreitet hat. Nach einigen sollen die ersten englischen S. von den Töchtern des GeistlichenMore zu Hanham bei Bristol, namentlich von der auch als Schriftstellerin bekannten Hannah More, gegen 1780 eingerichtet
worden sein.
Gewöhnlich wird Robert Raikes, ein reicher Buchdrucker in Gloucester (geb. 1735, gest. 1811), als erster Gründer der S. genannt.
Er gründete 1781 (1784) eine Sunday School in seiner Vaterstadt und gab die Anregung zu der von WilliamFox
gestifteten London
[* 73] Sunday School Society (1785), welche in kurzer Zeit außerordentliche Erfolge aufzuweisen hatte. In Deutschland
entstand 1791 eine Sonntagsschule in München;
[* 74] 1799 gründete Professor Müchler in Berlin eine solche für Knaben, 1800 der
jüdische MenschenfreundSamuelLevi eine solche für Mädchen.
Der Eifer für die S. nahm in evangelisch-kirchlichen Kreisen seit 1864 noch einmal lebhaften Aufschwung
durch die Bemühungen des Amerikaners Albert Woodruff aus Brooklyn sowie seiner deutsch-amerikanischen Freunde Bröckelmann
aus Heidelberg
[* 75] und ProfessorSchaff aus New York, nachdem schon 1857 die Versammlung der Evangelischen Allianz in Berlin auf diese
bezeichnende Form englischer Kirchlichkeit von neuem die Aufmerksamkeit gerichtet hatte. Da in Deutschland
die Ergänzung des öffentlichen Schulunterrichts durch private Wohlthätigkeit im allgemeinen nicht Bedürfnis ist, haben
die S. hier mehr Wesen und Namen der Jugendgottesdienste angenommen. An S. aller Art waren 1888 in Deutschland nach glaubhafter
Angabe 30,000 Lehrer und Lehrerinnen unter etwa 230,000 Kindern thätig.
(Audiometer),
[* 76] ein von Hughes angegebener Apparat zur Bestimmung der Empfindlichkeit des menschlichen Ohrs, besteht
aus einem Mikrophon (ein vertikal stehendes Kohlenstäbchen, das mit seinen zugespitzten Enden zwei mit Klemmschrauben versehene
Kohlenstückchen berührt), welches auf dem Sockel einer Pendeluhr steht und in den Schließungsbogen einer Batterie aus drei
Daniellschen Elementen eingeschaltet ist; der galvanische Strom durchfließt ferner zwei etwa 30 cm voneinander
entfernte, miteinander parallele Drahtrollen, deren eine mit einem Draht
[* 77] von 100 m, die andre mit einem Draht von 9 m Länge
umwickelt ist.
Zwischen diesen beiden Rollen,
[* 78] auf einem Stab verschiebbar, befindet sich eine dritte, auf welcher gleichfalls ein Draht
von 100 m Länge aufgewunden ist, dessen Enden mit einem Telephon verbunden sind. Die Drähte der beiden ersten Rollen sind so
gewickelt, daß sie in der mittlern Ströme von entgegengesetzter Richtung induzieren. Verschiebt man die mittlere Rolle so
lange, bis die in ihr induzierten entgegengesetzten Ströme gleiche Stärke besitzen, so heben sie sich
auf, und in dem Telephon wird das Ticken der Uhr nicht gehört. Diese Stellung wird als Nullpunkt bezeichnet und der Abstand zwischen
demselben und der ersten Rolle auf dem Stab in 200 gleiche Teile (Grade) eingeteilt. Verschiebt man nun die mittlere Rolle gegen
die erste hin, so hört man das Ticken der Uhr im Telephon zuerst schwach und bei weiterer Verschiebung immer
stärker. Versuche an verschiedenen Personen lehrten, daß beim ersten Grade das Ticken nur von einem äußerst empfindlichen
Gehörorgan wahrgenommen
¶
mehr
werden kann; die mittlere Empfindlichkeit des menschlichen Ohrs entspricht den Graden 4-10; Personen, welche bei der Rollenstellung 200 den
Schlag der Uhr nicht hören, müssen als absolut taub angesehen werden.
der nordwestlichste Staat der RepublikMexiko,
[* 80] am Kalifornischen Meerbusen, umfaßt 197,973 qkm (3595,4 QM.).
Die Küstengegend ist meist flach und im NW. so sandig, daß selbst die Viehzucht
[* 81] unmöglich wird; das
Innere aber besteht aus Gebirgsland, dicht bewaldet, von fruchtbaren Thälern durchzogen und reich an Mineralschätzen. Die
wichtigsten Flüsse
[* 82] sind der Yaqui, der Mayo und der S., von denen die beiden erstern das ganze Jahr durch
Wasser haben, der Sonora aber sich in den sandigen Ebenen von Siete Cerritos verliert.
(Songhay), Negerstamm im westlichen Sudân, zu beiden Seiten des mittlern Niger, bildete ehemals ein großes
Reich, welches 1009 den Islam annahm, unter dem Sultan Askia, einem der größten afrikanischen Eroberer,
mächtig erweitert, zu Ende des 15. Jahrh. das ganze innere Nordafrika bis östlich zum Tschadsee
umfaßte, Garo zur Hauptstadt hatte und 1592 durch die Marokkaner zerstört wurde. Zu ihm gehörte auch Timbuktu. NachBarth
besitzen die S. feinere, edlere Züge von kleinern Umrissen, die Gestalten sind schlank, die Beine wadenlos.
Die Sprache der S. ist neuerdings vonBarth und Lepsius, ausführlicher von Fr. Müller (»Grundriß der Sprachwissenschaft«, I,
2, Wien 1877) dargestellt, der sie für völlig isoliert hält.
Zwei Jahre später trat sie ihre erste Reise nach Paris an, wo sie einen unbeschreiblichen Enthusiasmus erregte und 1827 für
zwei Jahre Engagement annahm. Nachdem sie sich 1828 insgeheim mit dem GrafenCarloRossi, damals Geschäftsträger des sardinischen
Hofs im Haag,
[* 101] verheiratet hatte, trat sie nur noch als Konzertsängerin auf, besuchte als solche Petersburg
[* 102] und Moskau
[* 103] und kehrte dann über Hamburg
[* 104] nach den Niederlanden zurück, wo bald darauf die öffentliche Bekanntmachung ihrer
Heirat erfolgte.
Bedeutende Vermögensverluste veranlaßten sie, 1849 zur Bühne zurückzukehren, und der Zauber ihrer Persönlichkeit, die
ungeschmälerte Frische und Lieblichkeit ihrer Stimme verschafften ihr überall den frühern Beifall. 1853 unternahm
sie eine Kunstreise nach Amerika
[* 105] und feierte auch hier die glänzendsten Triumphe, starb aber in Mexiko an der Cholera.
Ihr Leichnam ward im KlosterMarienthal bei Ostritz in der sächsischen Lausitz beigesetzt. In ihrer Blütezeit besaß Frau S. neben
der äußersten Reinheit, Klarheit und Biegsamkeit der Stimme eine unübertreffliche Leichtigkeit, Sauberkeit
und Anmut des Vortrags.
Sie erschütterte nicht durch imponierende Stimmfülle, bezauberte aber durch die Grazie ihres Gesanges, besonders in Koloraturen,
welche sie größtenteils mit halber Stimme, aber mit der vollkommensten Deutlichkeit vortrug. Namentlich im Sentimentalen
und Scherzhaften war sie unvergleichlich. Gundling hat ihr Jugendleben zu dem Kunstroman »Henriette S.«
(Leipz. 1861, 2 Bde.) benutzt. In der
Selbstbiographie ihres Bruders sind zahlreiche sie betreffende biographische Einzelheiten enthalten.
2) Karl, Schauspieler, Bruder der vorigen, geb. zu Dresden,
[* 106] begann seine Bühnenlaufbahn 1848 am dortigen Hoftheater,
war 1851-52 am Hofburgtheater in Wien thätig und folgte dann einem Ruf nach Schwerin,
[* 107] wo er sieben Jahre
lang die ersten Helden- und Bonvivantrollen spielte. Im J. 1859 wurde er in Dresden, 1862 in Hannover
[* 108] angestellt, wo er sich
ausschließlich dem Lustspiel widmete; seit 1877 gibt er nur Gastrollen, die ihn wiederholt auch nach Nordamerika führten. 1885 siedelte
er nach Dresden über. S. versteht seinen Lebemännern und sogen. Chargen so drollige Züge zu verleihen, daß sie eine unwiderstehliche
Wirkung ausüben. Zu seinen bedeutendsten Rollen gehören DoktorWespe, Orgon (»Tartüffe«),
Petrucchio, Bolingbroke, Königsleutnant,
auch Nathan, Karlos u. a. S. hat sich auch als Schriftsteller versucht; er veröffentlichte
das Theaterstück »Frauenemanzipation« (Hannov. 1875),
das die Runde über alle Bühnen machte, und ein
sehr rückhaltlos urteilendes autobiographisches Werk unter dem Titel: »Vom Nachtwächter zum türkischen Kaiser« (3. Aufl.,
Hannov. 1876), das Veranlassung zu seiner Entlassung aus dem Verband
[* 109] des hannöverschen Hoftheaters (1877) wurde.
¶