gebrochen und weithin versandt. Bohnerzlager finden sich bei Matzendorf (seit 1877 so gut wie erschöpft). Gerlafingen hat
in neuerer Zeit Baumwollspinnerei (Derendingen) u. Papierfabrikation
[* 2] eingeführt. Sonst besitzt
die Gegend von
Olten-Schönenwerd eine rege
Industrie: einen Eisendrahtzug, eine große Maschinenbauwerkstätte, Strumpffabrikation
u. a. Die
Bandweberei des
Schwarzbubenlandes ist eine
Dependenz vonBasel
[* 3] (s. d., S. 418).
Ferner bestehen
Glashütten,
Parkettfabriken etc. Wenn auch weder die Stadt S. noch
Olten zu den Handelsplätzen gehört, sind beide doch bedeutsame
Knotenpunkte
im
Schweizer Bahnnetz geworden. Im
Kur- und Touristenverkehr nimmt S. keine hervorragende
Stelle ein; nur der
Weißenstein und
Bad
[* 4] Lostorf sind stark besuchte
Punkte. Die heutige
Volksschule gliedert sich, wie in den meisten
Kantonen,
in eine allgemein verbindliche primäre und eine fakultative sekundäre
Stufe. Von humanitären Anstalten besitzt der
Kanton
[* 5] eine Irrenheilanstalt (Rosegg), die Dischersche Rettungsanstalt Hofmatt und eine von Schwendimann dotierte
Blindenanstalt.
Die öffentlichen
Bibliotheken zählen
ca. 85,000
Bände (die Stadtbibliothek Solothurns allein 40,000).
Der
Kanton ist in fünf Amteien eingeteilt, jede mit
Oberamtmann und
Amtsgericht. Die Staatsrechnung für 1887 ergibt
an
Einnahmen 1,736,746
Frank, davon an
Abgaben611,581Fr.; die
Ausgaben belaufen sich auf 1,865,956
Fr., wovon 333,558
Fr. auf
das Erziehungswesen entfallen. Zu Ende 1887 betrugen die
Aktiva des Staatsvermögens 13,245,122
Fr., die Passiva 10,079,000
Fr., also reines Staatsvermögen 3,166,122Fr.; dazu die Spezialfonds, 15 an Zahl, im Betrag von 3,685,089
Fr., zusammen 6,851,211
Fr.
Die gleichnamige Hauptstadt des
Kantons, zu beiden Seiten der
Aare,
Knotenpunkt der Bahnlinien
Herzogenbuchsee-Biel,
Olten-Lyß
und S.-Langnau, bietet außer dem Ursusmünster (1773 von Pisoni vollendet) und dem
Zeughaus nur die eine Sehenswürdigkeit
der Verena-Einsiedelei, mit einem Felskirchlein und einer großen Felsenhöhle. Die Stadt selbst hat sich in neuerer Zeit
erweitert und verschönert und besitzt eine Kantonsschule
(Gymnasium und
Industrieschule), eine Stadtbibliothek mit einer Sammlung
von Altertümern und
Münzen,
[* 6] eine
Gemäldegalerie, 3 Bankinstitute (darunter eine
Notenbank mit 3 Mill.
Fr.
Kapital),
Uhren-,
Eisen-, Zementfabrikation, Baumwollweberei, Marmorsteinbrüche und (1888) 8305 Einw.
(darunter
ca. 2000
Protestanten). Entferntere
Punkte sind Zuchwyl, wo
Kosciuszko begraben liegt, und der
KurortWeißenstein.
Vgl.
Hartmann,
S. und seine Umgebungen (Soloth. 1885).
[Geschichte.]
Die Stadt S. (Salodurum) war schon zur Römerzeit ein
Knotenpunkt der großen
Heerstraßen Helvetiens. Im
Mittelalter
lehnt sich ihre Geschichte an das im 10. Jahrh. entstandene Chorherrenstift
des heil.
Ursus an, das ursprünglich alle Hoheitsrechte mit Ausnahme des
Blutbanns innehatte, von dem sich die
Bürgerschaft
aber allmählich emanzipierte. Nach dem Aussterben der
Zähringer (1218), welche die Reichsvogtei besessen, wurde S. reichsunmittelbar; 1295 schloß
es mit Bern
[* 7] ein ewiges
Bündnis und hatte 1318 eine Belagerung durch
HerzogLeopold auszustehen, weil es
Friedrich
den
Schönen nicht als König anerkannte. Ein
Versuch des verarmten
GrafenRudolf vonKyburg, sich der Stadt durch
Verrat zu bemächtigen,
wurde glücklich vereitelt (Solothurner Mordnacht, vom 10. zum u. führte zu dem
KyburgerKrieg, in welchem Bern
und S. das Grafenhaus vernichteten.
Als treue Verbündete
Berns nahm
S. an den
Schicksalen der Eidgenossen schon seit dem 14. Jahrh.
Anteil, wurde aber infolge des
Widerstandes der
»Länder« erst gleichzeitig mit Freiburg
[* 8] in den
Bund aufgenommen, nachdem es sich durch
Kauf den
größten Teil des heutigen
Kantons als Unterthanenland erworben. Gegen die
Reformation verhielt sich
S. eine Zeitlang schwankend,
aber nach der
Schlacht von
Kappel waren die Katholiken im
Begriff, die reformierte Minderheit mit den
Waffen
[* 9] zu vernichten, als
der katholische
Schultheiß Wengi sich vor die Mündung der
Kanonen stellte und durch seine hochherzige
Dazwischenkunft den blutigen
Zusammenstoß vermied.
Doch blieb S. der
Reformation verloren und schloß sich 1586 dem
BorromeischenBund an. Dagegen hielt es sich fern von dem
Bunde
der übrigen katholischen
Orte mit
Spanien
[* 10] (1587), vornehmlich aus Ergebenheit gegen
Frankreich, dessen Ambassadoren S. zu ihrer
regelmäßigen
Residenz erwählt hatten. Aus ihrem glänzenden Hofhalt und den reichlich fließenden französischen
Gnadengeldern schöpfte die Stadt einen Wohlstand,
den derAdel in höfischen Festlichkeiten zu entfalten liebte.
Auch in S. bildete sich nämlich ein erbliches Patriziat aus, dessen
Regiment erst 1798 mit dem Einrücken der
Franzosen ein
Ende nahm (1. März). Die Mediationsakte erhob 1803 S. zu einem der sechs Direktorialkantone mit einer Repräsentativverfassung.
Nach dem Einrücken der
Österreicher bemächtigten sich die noch lebenden Mitglieder der alten patrizischen
Räte in der
Nacht
vom 8. zum des
Rathauses, erklärten sich für die rechtmäßige
Regierung und schlugen eine
Erhebung derLandschaft mit bernischer
Hilfe nieder; nur ein Drittel des
GroßenRats wurde dieser zugestanden. 1828 wurde S. durch
ein
Konkordat der Kantone Bern,
Luzern,
[* 11] Zug,
S., Aargau
und Thurgau
zum Sitz des neugegründeten
BistumsBasel
erhoben. 1830 mußte der
GroßeRat dem stürmischen Verlangen
der
Landschaft nachgeben und vereinbarte mit denAusschüssen derselben eine neue
Verfassung, welche, obwohl
sie der Hauptstadt noch 37 Vertreter auf 109 gewährte, mit großer Mehrheit angenommen wurde. Nach dem
»ZüricherPutsch« wurde das Wahlvorrecht der Stadt beseitigt und die Mitgliederzahl der
Regierung vermindert, worauf die neue
Verfassung angenommen
und das liberale
Regiment durch fortschrittliche
Wahlen aufs neue befestigt wurde.
Daher hielt sich der
¶
mehr
Kanton trotz seiner überwiegend katholischen Bevölkerung
[* 13] zu den entschiedensten Gegnern des Sonderbundes und nahm die neue
Bundesverfassung 1848 mit großer Mehrheit an. Durch zwei Verfassungsrevisionen (1851 und 1856) ward das lange festgehaltene
System der indirekten Wahlen und der Allmacht der Regierung auch in Kommunalangelegenheiten beseitigt. Nachdem 1869 Referendum
und Initiative eingeführt worden waren, wurde 1875 die gesamte Verfassung revidiert.
Inzwischen war der Konflikt der Baseler Diözesanstände gegen den in S. residierenden Bischof Lachat ausgebrochen, in welchem
S. sich der Mehrheit anschloß und den Bischof nötigte, nach seiner Entsetzung seine Amtswohnung zu räumen. Zugleich strengte
die Regierung namens der Stände einen Aufsehen erregenden Prozeß gegen Lachat wegen stiftungswidriger
Verwendung von bedeutenden Legaten an, der 1877 vom Obergericht zu ihren gunsten entschieden wurde. Eine Folge dieses Konflikts
war die Aufhebung einer Anzahl kirchlicher Stiftungen, deren ca. 4 Mill. betragendes Vermögen zu Schul- u. Krankenfonds verwendet
wurde Auch fand das christkatholische Bistum staatliche Anerkennung in S., doch vermieden
sowohl die Regierung als die römisch-katholischeGeistlichkeit einen offenen Bruch, und die letztere unterwarf sich auch 1879 der
in der Verfassung vorgesehenen periodischen Wiederwahl durch die Gemeinden. 1885 wurde der Friede mit der Kurie durch Wiedererrichtung
des BistumsBasel
und des Domkapitels in S. hergestellt, wo der neue Bischof Fiala seinen Sitz nahm. Da die Regierung
sich durch Beteiligung mehrerer ihrer Mitglieder an einem Bankschwindel bloßstellte, trat sie 1887 zurück, und das Volk
beschloß 23. Okt. d. J. eine neue, rein demokratische Verfassung.
Vgl. Strohmeier, Der Kanton S. historisch, geographisch, statistisch
(St. Gallen 1836);
Fiala, Geschichtliches über die Schule von S. (das. 1875-1879, 4 Tle.);
Amiet, S. im
Bunde der Eidgenossen (Soloth. 1881).
Kreisstadt im russ. GouvernementPoltawa, am Flusse S., der dem Dnjepr zuströmt, mit 9 Kirchen, Mädchenprogymnasium
und (1885) 8417 Einw., die sich meist mit Landwirtschaft beschäftigen. S. kam 1654 an Rußland.
(Ssolowezk), russ. Inselgruppe im WeißenMeer, im Eingang zum Onegabusen gelegen, zum
Teil mit Tundren und Gestrüppe bedeckt, zum Teil mit Birken und Kiefern bewachsen. Auf der Hauptinsel liegt das reiche Solowjezkische
Kloster, ein berühmter, jährlich von ca. 8000 Pilgern besuchter Wallfahrtsort, seit 1429 bestehend und aus Anlaß der häufigen
Überfälle von seiten der Schweden
[* 14] mit betürmten Granitmauern umgeben. Die Mönche betreiben Thransiederei
und in dem an den Ufern schon sehr tiefen MeerHerings-, Hausen- und Lachsfang (vgl. die vortreffliche Schilderung von Dixon in
»New Russia«).
Daneben unterrichtete er die Großfürsten in Petersburg
[* 17] in der Geschichte und versah das Amt eines Direktors der Antiquitätensammlung
im Kreml. Als der Unterrichtsminister Tolstoi das freisinnige Universitätsstatut abschaffen wollte, geriet S. in Streit mit
den Behörden und forderte 1877 seine Entlassung, die er auch erhielt. Er starb in Moskau. Außer
zahlreichen Aufsätzen über Geschichtswissenschaft und russische Geschichte in periodischen Zeitschriften schrieb S.: »HistorischeBriefe« (1858-59);
»Politisch-diplomatische
Geschichte Alexanders I.« (1877) u. a. Sein Hauptwerk ist die »Russische
[* 19] Geschichte von den ältesten Zeiten« (1851-80, Bd. 1-29,
bis 1774 reichend).
2) Alexander Konstantinowitsch, russ. Revolutionär, geb. 1846, ward Lehrer, dann Amtsschreiber, ging 1878 nach
Petersburg, trat hier der nihilistischen Verschwörung bei und unternahm ein Attentat auf KaiserAlexander II., indem
er fünf Revolverschüsse auf ihn abfeuerte, ohne ihn zu verletzen; S. ward 10. Juni d. J. gehenkt.
Die Alten leiteten das Wort von dem Namen der athenischen Kolonie Soloi in Kilikien ab, deren Einwohner ihren Heimatsdialekt
rasch vergessen und sich durch fehlerhafte Sprechweise ausgezeichnet haben sollen.
(das alte Setelsis), Bezirksstadt in der span. ProvinzLerida, hat 2 Kastelle, eine Kathedrale, Quincailleriefabriken,
Baumwoll- und Leinweberei und (1878) 2413 Einw.
österreich. Insel im Adriatischen Meer, südlich von Spalato, 56 qkm groß, ist fruchtbar,
hat mehrere Häfen, eine Landwirtschaftsgesellschaft und in sechs Ortschaften (1880) 2556 Einw.
(Ssaltykow), russ. Adelsgeschlecht, welches auf die ZeitenAlexander Newskijs zurückreicht und unter seinen
Gliedern viele Bojaren zählt. Praskowja Fedorowna S. ward die Gemahlin des ZarenIwan Alexejewitsch (gest.
1696) und dadurch Mutter der KaiserinAnna. Der General¶
mehr
Semen S., Gouverneur von Moskau, ward durch diese 1732 in den russischen Grafenstand erhoben. Dessen Sohn, GrafPeter Semenowitsch
S., geb. 1700, führte im Siebenjährigen Krieg seit 1759 den Oberbefehl über die russische Armee, trug bei Kai
einen Sieg über den preußischen GeneralWedel davon und gewann 12. Aug., nachdem er sich mit dem österreichischen
GeneralLaudon vereinigt hatte, den entscheidenden Sieg bei Kunersdorf
[* 24] über den König Friedrich II. selbst.
Wieder frei, verließ er den Militärdienst und eröffnete in Warschau ein Eisenmagazin. Seit 1822 beteiligte er sich an den
geheimen politischen Gesellschaften. Nach dem Ausbruch der Revolution vom begab er sich nach Warschau, ward Generalkommandant
der vier auf dem rechten Weichselufer liegenden Woiwodschaften, organisierte hier 47,000 Mann mobiler
Nationalgarden und beantragte auf dem Reichstag die Absetzung des KaisersNikolaus und die Erklärung der Souveränität des Volkes Während der Belagerung Warschaus durch die Russen Befehlshaber der Artillerie in der Stadt, widersetzte er sich
aufs eifrigste der KapitulationKrukowieckis und hielt stand bis zum letzten Augenblick, ging dann mit der
Armee nach Plozk und übernahm eine Sendung nach England und Frankreich, um dort eine Vermittelung dieser Mächte für Polen nachzusuchen.
Er starb am in St. Germain en Laye. Im Exil schrieb er den »Précis historique, politique et militaire
de la révolution du 29 novembre« (Par. 1833, 2 Bde.;
deutsch bearbeitet von Elsner, Stuttg. 1834) und »Napoléon en 1812« (Par. 1836; deutsch, Wesel
[* 31] 1837).
Während der Ebbe kann der obere Teil des S. fast trocknen Fußes
durchkreuzt werden, die Flut steigt aber rasch und mit großer Heftigkeit. In ihn münden die Flüsse
[* 36] Cocker,
Eden, Esk, Annan und Nith.
in den Hymnen des Weda (s. d.) ursprünglich der berauschende, mit Milch und Mehl
[* 38] gemischte und einige Zeit der
Gärung überlassene Saft einer Pflanze, der eine begeisternde und heilende Wirkung auf Menschen und Götter
übt; besonders häufig wird der berauschende Einfluß des Trankes auf den Gott Indra geschildert. Als die betreffende Pflanze
gilt heute eine Sarcostemma-Art (Asclepias acida), die indes in südlichern Strecken wächst, als die Wohnsitze des wedischen
Volkes gelegen waren, so daß wahrscheinlich mit den Sitzen auch die Pflanze gewechselt hat.
Die begeisternde Macht des Trankes führte bereits in indo-iranischer Zeit dazu, den Saft als Gott S. zu personifizieren
und ihm fast alle Thaten andrer Götter zuzuschreiben. Bei den Ostiraniern steht dem Somakult der ganz analoge Haomakult zur
Seite.
(Singular Somali), ein den Hamiten und zwar der äthiopischen Familie derselben zugerechneter großer Volksstamm,
welcher das ganze östliche HornAfrikas östlich von den Galla und südlich von den Danakil über den Dschubbfluß
hinaus bis gegen den Tana bewohnt. Sie zerfallen in drei voneinander unabhängige Stämme: die Adschi von Tadschura am Golf
von Aden
[* 41] bis KapGardafui, die Hawijah an der Küste des IndischenOzeans bis zur Stadt Obbia und die Rahanwin im W. der Hawijah
zwischen Dschubb und Webbi (s. Tafel »AfrikanischeVölker«,
[* 42] Fig. 29 u. 30). Die ethnographische Stellung
der S. ist noch keine sichere; sie scheinen ein Mischvolk zu sein, bei dem nach den physischen Eigenschaften¶
mehr
einmal der nordostafrikanische Typus durchschlägt, dann aber wieder eine Annäherung an das Semitische sich kundgibt. Unzweifelhaft
sind sie Verwandte der Abessinier und Galla. Als fanatische Mohammedaner rühmen sie sich ihrer Herkunft aus Arabien. Bemerkenswert
ist die von Revoil bei Somalweibern häufiger beobachtete Steatopygie (s. d.). Das Haar
[* 44] läßt man lang wachsen,
beizt es mit Kalk rötlich; im Innern werden Perücken aus Schaffell getragen. Die Zahl der S. (zu 5 Mill. geschätzt) ist nicht
bekannt, da in den eigentlichen Kern ihres Landes bis jetzt nur der BriteL.James nebst Genossen eingedrungen ist.
Die Sprache
[* 45] der S. gehört zu dem äthiopischen (südlichen) Zweig des hamitischen Sprachstammes (dargestellt
von Prätorius in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 24, 1870; auch von Hunter: »Somal-Grammatik«,
Bombay
[* 46] 1880). Eine Schrift besitzen die S. nicht. Der Charakter des Volkes ist nach der Lebensweise verschieden. Die beduinischen
S. sind leidenschaftlich, verräterisch und grausam, der Wert eines Mannes wird bei ihnen nach der Zahl
seiner Mordthaten bemessen.
Dagegen zeigen die Bewohner der größern Ortschaften eine verhältnismäßig nicht unbedeutende Bildung. Alle aber sind stolz
und freiheitliebend u. im allgemeinen Feinde der Fremden. Sie leben meist in Monogamie, Sklaven sind nicht häufig. Die Kinder
beiderlei Geschlechts werden beschnitten, die Mädchen bis zur Verheiratung vernäht. Bei der Verheiratung
wählt das Mädchen den Mann, letzterer muß aber den Schwiegervater für dasselbe bezahlen. Auf die Frauen fällt die ganze
Arbeitslast.
die Barkele oder Beduinen und die Mödgan, letztere sind die Eisenarbeiter und werden als Zauberer scheel
angesehen.
Eine Art Hörige sind die Tomal, welche als Hirten, Kamelreiter u. a. dienen; eine Art Zigeuner, verachtet, aber
wegen ihrer Zaubereien gefürchtet, sind die Jibbir. Bei allen hat die Blutrache Geltung. Das Somal- oder
Somaliland besteht aus einem schmalen, sandigen Küstenstreifen, der an der Nordseite mehrere Häfen (Zeila, Bulhar, Berbera,
LasGori, sämtlich in englischem Besitz, ferner am Osthorn Bender Felek, Ras Felek) hat, während die Ostküste ganz ohne Häfen
verläuft bis zu den im Besitz von Sansibar
[* 57] befindlichen: Warscheich, Mogduschu, Merka, Barawa, Kismaju.
Das Innere ist eine weite, von einzelnen Höhenrücken unterbrochene Hochfläche, die zum Teil aus großen wüsten Strichen
mit hartem Boden besteht. Die Wasserläufe, die das Land durchziehen, sind den größten Teil des Jahrs trocken, nur der Dschubb
führt das ganze Jahr hindurch Wasser und ist auch eine
beträchtliche Strecke aufwärts bis Bardera, wo
v. d. Decken ermordet wurde, schiffbar; der nächstbedeutende Webi erreicht die See nicht. Auf dem Hochland sind der Tug Dehr
und Tug Faf ihrer fruchtbaren Thalmulden wegen zu bemerken.
ein jüngst gebildeter, an Korallen
[* 62] reicher Kalk, der durch überlagernden Guano teilweise
metamorphosiert worden ist und neben kohlensaurem Kalk und Thon 75-90 Proz. phosphorsauren Kalk enthält. Er findet sich auf
der InselSombrero.
Die Amerikaner beuteten 1856 den S. aus und brachten ihn als Dungmittel in den Handel, doch scheint das
Lager
[* 63] rasch erschöpft worden zu sein. Vgl. Guano.
eine der KleinenAntillen, 5 qkm groß, zwischen den Jungferninseln und Anguilla gelegen, ist ein
Kalksteinfels, der schroff aus dem Meer aufsteigt, einen Leuchtturm trägt, fast ohne Vegetation ist, aber seiner Kalkbrüche
halber doch einigen Wert besitzt;
(spr. ssommersset), 1) Grafschaft im südwestlichen England, grenzt nordwestlich an den Bristolkanal, wird zu
Lande von den GrafschaftenGloucester, Wilts, Dorset und Devon
[* 64] umschlossen und umfaßt 4248 qkm (77,1 QM.) mit (1881)
469,109 Einw. Die Küste ist großenteils steil und unzugänglich, hat aber teilweise auch schöne Buchten mit niedrigem Landsaum;
die bedeutendste derselben ist die Bridgewaterbai. Im N. und W. ist die Grafschaft gebirgig und von langen, jäh abfallenden
Hügelketten (Mendip, Blackdown und Quantock Hills) durchschnitten; an der Westgrenze gegen Devon zu erhebt
sich das Bergland Exmoorforest (509 m). Die bedeutendern Flüsse sind: der Avon, welcher zum Teil die Nordgrenze bildet, der
Ex, Yeo, Axe, Brue und Parret. Der Boden ist teils steinig, teils Heide, teils Marsch- und Moorland, im allgemeinen aber fruchtbar,
und namentlich ist die Thalebene von Taunton einer der reichsten Bezirke von England. Das Klima
[* 65] ist gemäßigt.
Von der Oberfläche sind 22,1 Proz. unter dem Pflug,
[* 66] 60,5 Proz. bestehen aus Weideland; 1888 zählte man 34,701
Ackerpferde, 217,728 Rinder 557,857 Schafe, 123,901 Schweine.
[* 67] Der Bergbau
[* 68]
¶
Fig. 1. Die Sonne (photographiert von Rutherford).
2) Die nördlichste Niederlassung der britisch-austral. KolonieQueensland auf der Kap-York-Halbinsel, mit sicherm Zufluchtshafen.
Das früher hier bestehende Regierungsetablissement wurde nach der Thursdayinsel und die hier 1872 errichtete
Hauptstation der Londoner Missionsgesellschaft nach der Murrayinsel (Neuguinea) verlegt.
(spr. ssómmersset), engl. Adelstitel. 1397 erhielt
das von den Plantagenets abstammende ältere HausBeaufort den Grafentitel und 1443 den Herzogstitel von S. Dies Haus starb mit
Edmund, dem vierten Herzog von S., der nach der Schlacht bei Tewkesbury auf Eduards IV. Befehl enthauptet
wurde, aus. Ein natürlicher Sohn des dritten HerzogsHenry von S. nahm den Familiennamen S. an, und dessen Nachkommen sind 1514 Grafen, 1642 Marquis
von Worcester, 1682 aber wieder Herzöge von Beaufort geworden, so daß die jüngern Söhne dieses Herzogshauses
Lords S. heißen.
Einen Gegner dieser Verbindung, SirThomas Overbury, ließ der mächtige Günstling im Tower vergiften, ward aber später durch
GeorgeVilliers, nachmaligen Herzog von Buckingham, aus des KönigsGunst verdrängt und samt seiner Gemahlin
als Mörder Overburys zum Tod verurteilt. Nachdem beide mehrere Jahre im Gefängnis gesessen, woselbst S. mit der Enthüllung
von Geheimnissen drohte, die den König kompromittieren würden, erhielten sie die Freiheit und lebten seitdem in stiller
Zurückgezogenheit. S. starb im Juli 1645. Aus der Ehe seiner einzigen Tochter mit dem Herzog von Bedford
entsprang der unter Karl II. hingerichtete LordWilliamRussell (s. d. 1). Schon im 16. Jahrh. war der Herzogstitel von S. an die
FamilieSeymour (s. d.) gekommen.
Darauf trat S. wieder in den Rat ein; aber seine alte Macht erlangte er nicht wieder, und seine Zerwürfnisse
mit Warwick dauerten trotz einer zwischen beiden geschlossenen Familienverbindung fort. Nachdem sich Warwick des Königs bemächtigt
und die Staatsgewaltan sich gerissen, ließ er S. verhaften und beschuldigte denselben, ihm nach dem Leben getrachtet
und verräterische Anschläge auf die Staatsgewalt gemacht zu haben. Von der Anklage des Verrats freigesprochen,
aber wegen Felonie verurteilt, da er einen Vasallen des Königs habe ermorden wollen, ward S. auf TowerHill enthauptet.
Dessen Urenkel Edward Adolphus, 12. Herzog von S., geb. trat 1834 für Totneß ins Parlament. Als eifriger Whig ward
er 1835 zum Lord des Schatzes, 1839 zum Sekretär
[* 80] des indischen Amtes und 1841 auf einige Zeit zum Unterstaatssekretär
des Innern ernannt. Von 1849 bis Februar 1852 war er Oberkommissar der Wälder und Forsten, zog sich aber durch Willkürlichkeiten
viele Gegner zu und wurde beim Wiedereintritt der Whigregierung 1855 übergangen, dagegen 1859 in das
Whigministerium unter Palmerston als erster Lord der Admiralität berufen, welches Amt er bis 1866 verwaltete. Seitdem gehörte
S. keiner Regierung mehr an und starb in London.
[* 81] Ihm folgte sein Bruder Archibald (geb. als 13. Herzog
von S.
¶
(spr. ssömmerwill), 1) William, engl. Dichter, geb. 1677 (nicht 1692) zu Edston in Warwickshire, kam 1690 auf
die Schule zu Winchester, wurde dann Fellow am NewCollege zu Oxford
[* 84] und lebte später als Friedensrichter
auf dem von seinem Vater ererbten Gut. Er starb am Sein Hauptwerk ist: »The chace« (1735, mit kritischem Essay von
Aikin 1796; neue Ausg. 1873),
ein gefälliges didaktisch-deskriptives Gedicht in reimlosen Versen, in welchen
die Sportsmen besonders die Sachkenntnis, die sich darin ausspricht, hervorheben. Seine »Works«
erschienen zu London 1742, 1776 u. öfter.
2) Mary, engl. Schriftstellerin im Fach der Physik und Astronomie,
[* 85] Tochter des Vizeadmirals SirWilliamFairfax, geb. zu
Jedburg in Roxburghshire, wurde in der Nähe von Edinburg erzogen und heiratete den KapitänSamuel Greig,
der sie in den exakten Wissenschaften unterrichtete. Schon 1811 hatte sie mehrere wissenschaftliche Probleme gelöst, 1826 veröffentlichte
sie eine Arbeit über die magnetisierende Kraft der Sonnenstrahlen; dann folgten unter dem Titel: »Mechanism of the heavens«
(Lond. 1831) eine Einleitung in das Studium der Astronomie und »On the connexion of the physical sciences«
(das. 1851; 10. Aufl., das. 1877), ihr
Hauptwerk, welches wegen seiner Tiefe und Klarheit außerordentlichen Beifall fand. S. wurde 1835 zum Mitglied der königlichen
Gesellschaft der wissenschaften ernannt. Sie vermählte sich nach dem Tod ihres ersten Gatten mit dem ArztWilliam
S., mit dem sie in London lebte. 1838 siedelte sie mit den Ihrigen nach Italien
[* 86] über, wo sie 1860 von neuem Witwe ward und in
Neapel
[* 87] starb. Von ihren Werken sind noch die treffliche »Physical geography«
(Lond. 1848, 2 Bde.; 7. Aufl.
1877; deutsch, Leipz. 1852) und »On
the molecular and microscopic science« (1869, 2 Bde.)
zu erwähnen.
Vgl. ihre »Personal recollections from early life to old age« (1873).
2) (S. Vesuviana) Flecken in der ital. ProvinzNeapel, am nördlichen Abhang des Vesuvs, hat ein Schloß,
Reste von alten Stadtmauern, Weinbau und (1881) 4533 Einw. Hiernach
ist auch der nördliche Gipfel des Vesuvs »S.« benannt.
(spr. ssomm, im AltertumSamara), Fluß im nördlichen Frankreich, entspringt bei Font-S. unweit St.-Quentin im
DepartementAisne, fließt südwestlich, wendet sich dann nordwestlich, tritt in das DepartementS. ein,
wird bei Bray für kleinere, bei Amiens
[* 91] für größere Fahrzeuge schiffbar und fällt nach einem Laufe von 245 km unterhalb
St.-Valéry mit breitem Mündungsbecken in den Kanal
[* 92] (La Manche). Der Sommekanal begleitet einen großen Teil ihres Laufs; außerdem
steht die S. noch durch den St.-Quentin-Kanal mit der Schelde und durch den Crozatkanal mit der Oise in
Verbindung.
Sehr bedeutend ist ferner die Torfgewinnung
[* 95] (85,500 Ton.). Geringere Ausdehnung
[* 96] hat die Viehzucht;
[* 97] doch ist die Zahl der Pferde
(1882: 77,590), der Schafe (423,948) und namentlich des Geflügels (1,8 Mill. Stück) immerhin ansehnlich. Einen größern
Holzbestand bildet nur der Wald von Crécy im NW. Die Industrie ist sehr lebhaft. Ihre vorzüglichsten Zweige
sind die Spinnerei und zwar in Wolle (125,000 Spindeln), Baumwolle
[* 98] (75,000 Spindeln), Flachs und Hanf (50,600 Spindeln) und Seide
(18,000 Spindeln) nebst der Schafwollkämmerei und Zwirnerei; außerdem die Weberei
[* 99] (3400 mechanische und 10,500 Handstühle),
insbesondere die Erzeugung von sogen. Articles d'Amiens (Gewebe
[* 100] aus verschiedenen Stoffen), Tuch (besonders
zu Abbeville), Baumwollsamt, Teppichen etc. Neben der Textilindustrie ist besonders wichtig die Rübenzuckerfabrikation
(69 Etablissements mit 6600 Arbeitern, Produktion 970,000 metr. Ztr.); ferner sind zu nennen die Eisengießerei,
[* 101] die Erzeugung
von Schlosserwaren und Maschinen, Seife, Kerzen, chemischen Produkten, Papier, Bier und Branntwein.