2) S.II., el Kanani (»der
Große« oder »der Prächtige«),
Sohn
Selims I., der berühmteste
Sultan der
Osmanen, geb. 1496, war
bei des
VatersTodStatthalter von
Magnesia, gab die durch seinen
Vater eingezogenen
Güter an die Beraubten zurück
und bestrafte mit Strenge Staatsdiener, welche sich Unordnungen hatten zu schulden kommen lassen. Die
Verweigerung des bei einem Thronwechsel üblichen
Tributs gab ihm den Vorwand zu einem
Feldzug gegen
Ungarn,
[* 2] der ihm den
Besitz
von
Schabatz,
Semlin und
Belgrad
[* 3] verschaffte.
Endlich wurde 1547 ein fünfjähriger
Waffenstillstand geschlossen, nach welchem
S. ein jährlicher
Tribut
von 50,000
Dukaten bewilligt ward. Hierauf unternahm er einen zweijährigen
Krieg gegen
Persien
[* 8] und erneuerte 1551 den
Krieg
in
Ungarn. Erst 1562 kam mit
Ungarn ein
Friede zu stande. Obschon über 70 Jahre alt, unternahm S. 1566 einen abermaligen
Heereszug gegen
Ungarn, fand aber vor Szigeth am das Ende seines thatenreichen
Lebens. S. beschließt die
Periode
der
Blüte
[* 9] der osmanischen Herrschaft.
Die
Türken verehren in ihm ihren größten
Fürsten. Als
Krieger ausgezeichnet und glücklich, war er auch ein weiser Gesetzgeber
und Staatsmann. Er übteGerechtigkeit, hielt die Beamten in
Pflicht und
Gehorsam, beförderte
Ackerbau,
Gewerbfleiß und
Handel und war freigebig gegen
Gelehrte und Dichter. Doch hielt er sich nicht
frei von Grausamkeit; so ließ
er seiner Favoritin Roxelane, einer gebornen
Russin, zu
Gefallen alle ihm von andern
Frauen gebornen
Kinder umbringen, um ihrem
SohnSelim II. die
Nachfolge zu sichern.
3) S.III., Sohn
Ibrahims,
BruderMohammeds IV., geb. 1647, folgte, nach dessen Absetzung von den
Ulemas aus seiner langjährigen
Haft befreit, 1687, hatte mit Empörungen zu kämpfen und führte den
Krieg in
Ungarn unglücklich, bis er 1689
Mustafa Köprili
zum
Großwesir ernannte; starb 1691.
[* 11] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Düsseldorf,
[* 12] auf einer Anhöhe unweit der
Wupper und an der
Linie Ohligswald-S.
der Preußischen Staatsbahn, 216 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath.
Kirche, eine
Synagoge, ein
Realprogymnasium, ein Kranken-,
Armen- und Waisenhaus,
ein
Amtsgericht, eine
Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle,
sehr bedeutende Fabrikation von
Eisen- und Stahlwaren, insbesondere von trefflichen
Säbel- und Degenklingen,
Messern,
Gabeln,
Scheren,
[* 13] chirurgischen
Instrumenten etc., welche in die entferntesten
Länder ausgeführt werden, ferner
Eisengießereien
und
Fabriken für Patronentaschen,
Helme,
[* 14]
Zigarren etc. und (1885) 18,641 meist evang.
Einwohner. Die Entstehung der Eisenindustrie soll unter
Adolf IV. von
Berg 1147 durchDamaszener Waffenschmiede,
nach andrer
Annahme um 1290 durch eingewanderte
Steiermärker begründet worden sein. Erst 1359 wurde der Herrenhof S. vom
Grafen von
Berg erworben und erhielt bald darauf
Stadtrecht. 1815 kam
S. an
Preußen.
[* 15]
Vgl. Cronau, Geschichte der Solinger Klingenindustrie
(Stuttg. u. Leipz. 1885).
in theoretischer Hinsicht der subjektive
Idealismus
(Fichtes), weil das
Ich aus sich allein die
Welt schafft,
in praktischer Hinsicht der
Egoismus, weil der Einzelne handelt, als ob die
Welt sein wäre;
Virgilius, Zeichner und Kupferstecher, geb. 1514 zu
Nürnberg,
[* 16] bildete sich nach den
Stichen der sogen.
Kleinmeister,
verlor sich aber bald in charakterlose
Manier, welche den meisten seiner Kupferstiche
(ca. 650) und
Federzeichnungen eigen ist.
Er hat seine
Motive mit Vorliebe aus der antiken
Mythologie und Geschichte gewählt, aber auch viele Bildnisse
und
Szenen aus dem
Leben seiner Zeit gezeichnet und gestochen.
Zuletzt
schloß er sich ganz den Italienern an. Er starb in
Nürnberg.
yRibadenēira,Antonio de, span. Dichter und Geschichtschreiber, geb. zu
Alcalá deHenares, studierte in
Salamanca die
Rechte, begleitete später den
Grafen von
Oropesa,
Vizekönig
von
Navarra und später von
Valencia,
[* 17] als
Sekretär
[* 18] und leistete in dieser
Stellung ausgezeichnete
Dienste.
[* 19] Seine
Talente erregten
die
AufmerksamkeitPhilipps IV., der ihm eine
Stelle im Staatssekretariat verlieh und ihn später zu seinem eignen
Sekretär
machte. Dasselbe
Amt bekleidete S. auch bei der
Königin-Regentin, die ihn außerdem 1666 zum Chronisten
von
Indien ernannte. Nicht lange darauf ließ er sich zum
Priester weihen und starb Seine »Poesías varias« wurden
von J.
^[Juan] de Goyeneche
(Madr. 1692) herausgegeben, neuerdings auch in der »Biblioteca de autores
españoles« (Bd. 42) abgedruckt.
Viel bedeutender
ist er aber durch seine
»Comedias« und er kann als der letzte gute
Dramatiker im Nationalgeschmack betrachtet
werden. Seine
Stücke zeichnen sich weniger durch Originalität der
Erfindung, die meistens nicht ihm gehört, als durch geschickte
Behandlung sowie große Reinheit und
Eleganz der
Sprache
[* 20] und des
Stils aus und wurden zu
Madrid
[* 21] 1681 und 1732 gedruckt
(eine Auswahl auch im 47.
Bande der genannten »Biblioteca«). Unter denselben waren die
Schauspiele: »El amor al uso« und
¶
mehr
»El alcazar del segreto« sowie die nach Cervantes' schöner Novelle bearbeitete »Gitanilla de Madrid« (auch von P. A. Wolff zu
seiner »Pretiosa« benutzt) besonders beliebt. Am berühmtesten und außerhalb
Spaniens am bekanntesten ist S. als Geschichtschreiber durch seine »Historia de la conquista de Mejico« (Madr. 1684; am besten,
das. 1783-84, 2 Bde.,
u. öfter; auch im 28. Bd. der
»Biblioteca de autores españoles«, 1853; deutsch von Förster, Quedlinb. 1838), welche, wenn auch kein kritisches Geschichtswerk
im strengen Sinn des Wortes, doch wegen der kunstreichen Darstellung und der geistvollen Betrachtungsweise sowie wegen des Reichtums,
der Eleganz und Klarheit der Sprache zu den klassischen Werken der spanischen Litteratur gerechnet wird.
Noch hat man von S. eine Anzahl vortrefflich geschriebener Briefe, die Mayans y Siscar in seiner Sammlung »Cartas morales etc.«
(Val. 1773, 5 Bde.) herausgab.
(franz. solitaire), Einsiedler, einsiedlerisch lebender Mensch; ein einzeln stehender, funkelnder Stern; ein
einzeln gefaßter Diamant
[* 23] oder Edelstein von besonderm Wert. Auch ein Geduldspiel für eine einzelne Person,
das sich vielfach in Kinderstuben findet, heißt S. Auf einem Brett sind 37 Löcher in 7 Reihen so angebracht, daß die 1. und 7. Reihe
je 3, die 2. und 6. je 5, die 3., 4. und 5. je 7 Löcher enthalten. In jedem Loch steckt ein leicht ausziehbarer
Stift. Das Spiel besteht darin, daß man einen Stift weglegt, sodann immer einen Stift in gerader Linie über einen andern wegsteckt
und den übersprungenen herausnimmt. Um das Spiel zu gewinnen, darf man zuletzt nur noch einen Stift im Brett behalten.
Solitärpflanzen, Pflanzen mit schönen Blättern etc. zur Einzelstellung auf Rasen.
russ. Gericht aus mit Zwiebeln gedämpftem Sauerkraut, welches mit gebratenem Fleisch geschichtet, mit Pfeffergurken,
Pilzen, Würstchen bedeckt und im Ofen leicht gebacken wird.
Solleinnahmen, Sollausgaben, erwartete, noch nicht erfolgte Einnahmen und Ausgaben (Sollposten).
Demgemäß spricht man
auch von einem Budgetsoll oder Etatsoll, während das Kassensoll die Summe angibt, welche, entsprechend den Buchungen, in der
Kasse vorhanden sein soll.
unterscheidet sich von Müssen wie das Sitten- vom Naturgesetz dadurch, daß eine durch das
erstere gebotene Handlung unterlassen werden kann, aber nicht unterlassen werden darf, ohne mißfällig zu werden, während
von dem durch das letztere vorgeschriebenen Geschehen keine Ausnahme stattfinden kann.
(Solinger Wald), ein den Weserbergen angehöriger Bergzug in der preuß. ProvinzHannover
[* 27] und im Herzogtum Braunschweig,
[* 28] fällt
steil von Bodenfelde bis Holzminden westlich zum Weserthal und östlich bei Einbeck
[* 29] zu den Thälern
der Leine und Elme ab. Der S., welcher im Moosberg zu 513 m Höhe ansteigt, ist ganz bewaldet und besteht aus Buntsandstein,
der vielfach gebrochen wird (Höxtersandstein). Mit dem S. schließt das durch die hessischen Länder nach Süden bis zum Odenwald
sich erstreckende Buntsandsteingebirge im N. ab.
Sein Hauptwerk ist »Tarantas« (1845; deutsch, Leipz. 1847),
eine mit trefflichem Humor verfaßte Schilderung
der verschiedenen Schichten der Gesellschaft in der Provinz. Außerdem sind zahlreiche Novellen und Erzählungen (darunter die
rührende »Geschichte zweier Galoschen« und »Die große Welt«) vorhanden, die von Phantasie und Beobachtungsgabe zeugen, wenn
sie auch der künstlerischen Tiefe ermangeln. Gelegentlich versuchte sich S. auch als Theaterdichter
(z. B. mit dem Lustspiel »Der Beamte«, 1857) und veröffentlichte »Erinnerungen an Gogol, Puschkin und Lermontow« (deutsch, Dorp.
1883) u. a.
eine eigentümliche, Jahrhunderte hindurch üblich gewesene Methode, die Kenntnis der Intervalle und der
Tonleitern zu lehren, welche auf Guido von Arezzo (um 1026) zurückgeführt wird; sicher ist, daß sie
um 1100 bereits sehr verbreitet war. Die S. hängt offenbar eng zusammen mit der damals aufkommenden Musica ficta, d. h.
dem Gebrauch chromatischer, der Grundskala fremder Töne, und verrät eine Ahnung von dem innersten Wesen der Modulation, d. h.
des Überganges in andre, transponierte Tonarten, entsprechend unserm G dur, F dur etc., die nichts als
Nachbildungen des C dur auf andrer Stufe sind.
Die sechs Töne C D E F G A (Hexachordum naturale) erhielten nämlich die Namen ut, re, mi, fa, sol, la (nach den Anfangssilben
eines Johanneshymnus: ut queant laxis resonare fibris mira gestorum famuli tuorum, solve polluti labii
reatum, sancte Ioannes); dieselben Silben konnten nun aber auch von F oder von G aus anfangend zur Anwendung kommen, so daß
F oder G zum ut wurde, G oder A zum re etc. Da stellte sich nun heraus, daß, wenn A mi war, der nächste Schritt
(mi-fa) einen andern Ton erreichte als das mi des mit G als ut beginnenden Hexachords, d. h. die Unterscheidung des B von H
(B rotundum oder molle [♭] und B quadratum oder durum [♮], vgl. Versetzungszeichen) wurde damit begreiflich gemacht. Jedes
Überschreiten des Tons A nach der Höhe (sei es nach B oder H) bedingte nun aber einen Übergang aus dem
Hexachordum naturale entweder in das mit F beginnende (mit B molle [B], daher Hexachordum molle) oder das mit G beginnende
(mit B durum [H], daher Hexachordum durum); im erstern Fall erschien der Übergang von G nach A als sol-mi, im
andern als sol-re. Vom erstern stammt der Name S. Jeder
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mehr
derartige Hexachordwechsel hieß Mutation. Die folgende Tabelle mag das veranschaulichen:
^[img]
Die geklammerten Vertikalreihen hier sind die Hexachorde: die unterhalb mit ♮ bezeichneten Reihen Hexachorda dura (mit h),
die mit b bezeichneten Hexachorda mollia (mit b), die ohne Abzeichen naturalia (weder h noch b enthaltend). Die Horizontalreihen
ergeben die zusammengesetzten Solmisationsnamen der Töne (Gamma ut bisē la). Zur bequemen Demonstration
der S. bediente man sich der sogen. Harmonischen Hand (s. d.). In Deutschland
[* 37] ist die S. nie sehr beliebt gewesen; dagegen
verdrängten in Italien
[* 38] und Frankreich die Solmisationsnamen gänzlich die Buchstabennamen der Töne, ja man bediente sich längere
Zeit daselbst sogar der zusammengesetzten Namen C solfaut, G solreut etc., weil nämlich C im Hexachordum
naturale ut, im Hexachordum durum fa und im Hexachordum molle sol war etc. Der italienische
NameSolfa für Tonleiter sowie solfeggiare, solfeggieren (d. h. die Tonleiter singen), kommt natürlich auch von der S. her.
Für das moderne System der transponierten Tonarten wurde die S. unpraktikabel. Als man anfing, die zusammengesetzten
Solmisationsnamen zu schwerfällig und, was wichtiger ist, nicht ausreichend zu finden (nämlich für die Benennung der chromatischen
Töne), und den einfachen Silben ut, re, mi, fa, sol, la ein für allemal feststehende Bedeutung anwies, um sie durch
♭ und ♯ beliebig verändern zu können, bemerkte man, daß ein Ton (unser H) gar keinen Namen hatte; indem man nun auch
diesem Ton einen Namen gab, versetzte man der S. den Todesstoß, denn die damit beseitigte Mutation war deren Wesenskern.
Einfacher wäre es freilich gewesen, zur schlichten Buchstabenbenennung zurückzukehren, wie sie durch
die Schlüsselzeichen ^[img] ein für allemal in unsrer Tonschrift implizite enthalten ist. Statt dessen soll um 1550 Hubert
Waelrant, ein belgischer Tonsetzer, die sogen. belgische S. mit den sieben Silben: bo, ce, di, ga, lo, ma, ni (Bocedisation)
vorgeschlagen und eingeführt haben, während um dieselbe Zeit der bayrische Hofmusikus Anselm vonFlandern
für H den Namen si, für B aber bo wählte (beide galten nach alter Anschauung für Stammtöne).
Henri van de Putte (Puteanus, Dupuy) stellte in seiner »Modulata Pallas« (1599) bi für H auf, Adriano Banchieri in der »Cartella
musicale« (1610) dagegen ba und Pedro d'Urenna, ein spanischerMönch um 1620, ni. Ganz andre Silben wünschte
Daniel Hitzler (1628): la, be, ce, de, me, fe, ge (Bebisation), unserm A, B, C, D, E, F, G entsprechend, und noch Graun (1750)
glaubte mit dem Vorschlag von da, me, ni, po, tu, la, be etwas Nützliches zu thun (Damenisation). Von allen
diesen Vorschlägen gelangte schließlich nur der zu allgemeiner Geltung, die Silbe si für H (aber ohne bo für B) zu setzen,
und dies erklärt sich hinreichend daraus,
daß das si wie die übrigen Solmisationssilben dem erwähnten Johanneshymnus
entnommen ist (die Anfangsbuchstaben der beiden Schlußworte: Sancte Ioannes).
altes gräfliches, zum Teil fürstliches Geschlecht, dessen Stammschloß seit dem 14. Jahrh. Braunfels in der
Wetterau war, und das Marquard, Grafen von S. im Hessengau, der 1129 erwähnt wird, zum ersten gewissen
Stammvater hat. 1409 teilte sich das Geschlecht in die LinienS.-Braunfels und S.-Lich. Erstere teilte sich wieder in drei Zweige,
wovon nur noch der Zweig Greiffenstein besteht, der 1693 den NamenBraunfels annahm und 1742 in den Reichsfürstenstand erhoben
ward.
(Solenhofen), Dorf im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Weißenburg,
[* 45] an der Altmühl und der
LinieMünchen-Ingolstadt-Hof der Bayrischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein ehemaliges Benediktinerkloster von 743 und
(1885) 1128 Einw. Berühmt sind die SolnhofenerSchiefer, womit man die obersten schieferigen Jurakalke bezeichnet, die zwischen
S. und Monheim und bis tief nach Schwaben hinein den Jurakalk und Dolomit bedecken und in ausgedehnten Brüchen,
die bei S. ihren Mittelpunkt haben, für die verschiedensten Zwecke: als lithographische Steine, zu Tischplatten, für Kegelbahnen,
Fußböden etc., verarbeitet werden. In ihnen fand man die Überreste des ersten bekannten Vogels (s. Archaeopteryx).
in der Musik Bezeichnung eines Instrumentalstücks, welches allein, ohne Begleitung eines andern
Instruments, vorgetragen wird. Innerhalb der für Orchester geschriebenen Werke bedeutet S. soviel wie eine sich auffallend
heraushebende, von einem einzelnen Instrument ausdrucksvoll vorzutragende Stelle, die indes in der Regel von andern Instrumenten
begleitet wird. Wieder eine andre Nüance der Bedeutung des Wortes ist die, daß es bei Instrumenten, welche vielfach besetzt
sind, als Gegensatz von Tutti gebraucht wird; die Anweisung »S.« im Parte der Violinen eines Orchesterwerkes bedeutet, daß nur
Ein Violinist (der Konzertmeister) die Stelle spielen soll; der Wiedereintritt der übrigen Geiger wird
dann durch »Tutti« bezeichnet. In demselben Sinn ist in Chorwerken S. der Gegensatz von »Chor« (vgl. Ripieno). Tastos. (t. s.) bedeutet
in der Generalbaßbezifferung, daß die übrigen Stimmen pausieren und nur die Baßstimme selbst angegeben werden soll.
im Kartenspiel entweder (z. B. beim Skatspiel) ein Spiel, welches mit denjenigen
Karten allein gemacht wird, die man ursprünglich erhalten hat, oder ein selbständiges Spiel mit deutscher Karte, dem L'hombre
nachgebildet. Zu diesem Spiel gehören vier Personen, welche zunächst die vier
Farben untereinander auslosen. WerEicheln hat,
gibt an, und Eicheln ist für die ersten 16 Spiele (eine Tour) die Kouleur. In der nächsten Tour wird die
Farbe des zweiten Spielers Kouleur etc. Jeder erhält 8 Blätter.
Die beiden Cascos sind Zwangsspiele: das kleine muß, wenn alle 4 Personen gepaßt haben, der Inhaber der
Spadille machen;
das große muß der Besitzer von Spadille und Baste spielen, außer wenn er selbst oder ein andrer S. hat.
Frage
und S. werden durch Frage und S. in Kouleur überboten. Nur im S. spielt einer gegen drei; bei Casco oder Frage nimmt
sich der Meldende durch das sogen. Dausrufen einen Gehilfen. Spielt jemand Frage, so wählt er eine Farbe zu Trumpf und nennt
zugleich ein Daus von einer andern Farbe. Wer dieses Daus hat, ist Gehilfe; er darf dies aber nicht entdecken. Spielt einer
Casco, so ruft er ebenfalls ein Daus; den Trumpf macht aber der aufgerufene Gehilfe. Zum Gewinn sind mindestens 5 Stiche
erforderlich; bei 4 Stichen ist das Spiel einfach verloren und bei nur 3 Stichen »Codille«.
Vole, Tout, Wäsche oder Lese ist gemacht, wenn der oder die Spieler alle 8 Stiche bekommen, eine Revolte oder Devole, wenn sie
gar keine bekommen, Remis, wenn jede Partei 4 Stiche macht. Es gilt Matadorrechnung, wie im Skat. Das Solospiel
ist in vielfacher Weise erweitert und abgeändert worden; eine interessante Abart ist das S. unter 5 Personen, welches nach
gleichen Regeln mit einer Karte von 5 Farben (40 Blättern) gespielt wird. Die hinzugefügte Farbe heißt
die blaue. Eine andre ist die mit dem Mediateur, wobei von einem der Mitspieler ein Daus (As) gegen eine entbehrliche Karte
eingetauscht und dann S. gespielt wird.
Departement im mittelamerikan. StaatGuatemala,
[* 51] erstreckt sich an der Küste des StillenOzeans
bis auf die Hochebene und hat (1885) 76,342 Einw. In seiner Mitte liegt der
reizende Atitlansee (s. d.) und in dessen Nähe die Hauptstadt S.
(Ssolombala), ehemaliger Kriegshafen im russ. GouvernementArchangel, am WeißenMeer, von Peter I. angelegt,
mit einer Admiralität, wurde 1862 als solcher aufgehoben und bildet gegenwärtig eine Vorstadt von Archangel,
von welchem der Ort durch einen Arm der Dwina getrennt ist. S.
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mehr
hat 2 Kirchen, ein kath. Bethaus, eine Seemannsschule, eine Schiffswerfte, einen geräumigen Kauffahrteihafen und gegen 11,000
Einw.
berühmter Gesetzgeber Athens, unter den sieben WeisenGriechenlands der bedeutendste, geboren um 640 v. Chr. zu
Athen,
[* 53] Sohn des Exekestides, aus einem alten edlen Geschlecht, welches Kodros unter seinen Ahnen zählte, widmete sich
dem Handel und ging frühzeitig auf Reisen. Zum erstenmal trat er 604 öffentlich auf. Die Athener, eines langen resultatlosen
Kampfes mit Megara um Salamis müde, hatten ein Gesetz gegeben, welches jeden mit dem Tod bedrohte, der eine Erneuerung des Kampfes
beantragen würde. S. erschien hierauf in der Rolle eines Wahnsinnigen auf dem Markt, sang vom Stein des
Herolds herab eine von ihm verfertigte Elegie: »Salamis«, und entflammte dadurch die Kriegslust der Athener aufs neue in solchem
Grade, daß der Kampf wieder begonnen und mit der Eroberung der Insel beendigt wurde.
Nicht lange nachher (600) wurde auf Solons Betrieb der erste HeiligeKrieg gegen Krissa zum Schutz des delphischen
Heiligtums beschlossen. Athen selbst aber befand sich um diese Zeit in einer bedenklichen Lage. Die Zerrüttung war allgemein,
und der Zwiespalt der Parteien drohte den Staat zu untergraben. Da trat S. im entscheidenden Augenblick abermals als Retter
seiner Vaterstadt auf, bewirkte eine allgemeine Sühnung des Volkes durch Epimenides und stiftete Frieden.
Hierauf machte er, um der wachsenden Not und Verarmung des niedern Volkes zu steuern, durch die Seisachtheia (s. d.) dem Wucher
ein Ende und ermöglichte die Abwälzung der Schulden. 594 zum ersten Archon gewählt, gab er dem Staat eine neue Verfassung.
Seine Absicht ging hierbei vornehmlich dahin, die bisher zwischen Adel und Volk bestandene Kluft auszufüllen,
die Anmaßung des erstern zu brechen, die Entwürdigung der letztern zu beseitigen, Standesvorrechte und Beamtenwillkür
abzuschaffen und eine nach den Leistungen abgestufte Beteiligung aller Staatsbürger an der Staatsregierung einzuführen (s.
Athen, S. 1001). Seine Verfassung war also eine Timokratie. IhrenCharakter und Zweck hat S. selbst am schönsten
in den Versen bezeichnet (nach der Übersetzung von Geibel):
So viel Teil an der Macht, als genug ist, gab ich dem Volke,
Nahm an Berechtigung ihm nichts, noch gewährt' ich zu viel.
Für die Gewaltigen auch und die reicher Begüterten sorgt' ich,
Nach seiner Rückkehr nach Athen suchte er vergeblich den von neuem ausbrechenden Zerwürfnissen
daselbst zu steuern und mußte
noch sehen, daß sich Peisistratos zum Tyrannen aufwarf. Er starb 559; seine Gebeine sollen auf sein eignes Verlangen nach
Salamis gebracht und dort verbrannt, die Asche aber auf der ganzen Insel umhergestreut worden sein. Als
Sittenspruch wurde ihm beigelegt: »Nichts zu viel«. Als Dichter war er nicht minder ausgezeichnet wie als Gesetzgeber.
Seine Gedichte sind größtenteils hervorgegangen aus dem Bedürfnis, seinen Mitbürgern die Notwendigkeit der von ihm getroffenen
Staatseinrichtungen darzuthun. Die Fragmente derselben sind gesammelt von Bach (Bonn
[* 58] 1825), in Schneidewins
»Delectus poesis Graecorum elegiacae« (Göttingen
[* 59] 1838) und in Bergks »Poetae lyrici graeci«. Ins Deutsche
[* 60] übersetzte sieWeber in den »Elegischen Dichtern der Hellenen« (Frankf. 1826). Die ihm von Diogenes Laertius beigelegten Briefe an Peisistratos
und einige der sieben Weisen sind untergeschoben. Solons Leben beschrieb Plutarch.
Vgl. Kleine, Quaestiones
de Solonis vita et fragmentis (Kref. 1832);
[* 61] (franz. Soleure), ein Kanton
[* 62] der Schweiz,
[* 63] wird im O. von Basel
[* 64] und Aargau,
im Süden und W. von Bern,
[* 65] im N. von Basel
begrenzt und hat
einen Flächengehalt von 784 qkm (14,2 QM.).
Abgesehen von den beiden Exklaven Mariastein und Klein-Lützel, die auf bernischem Gebiet an der Elsässer Grenze liegen, ist
das Land von eigentümlich zerrissenen Umrißformen und zerfällt zunächst in Anteile der SchweizerHochebene und in solche
des Jura. Zu jenen gehören das Aarethal von S., in welches die Thalebene der GroßenEmme ausmündet, und
das Aarethal von Olten.
Beide Thalstrecken scheidet ein vorspringendes Stück des bernischen Ober-Aargaues (Wangen-Wiedlisbach), und eine Jurakette,
deren HäupterHasenmatt (1449 m), Weißenstein (1284 m) und Röthifluh (1398 m) sind, schließt sie nach der Seite der jurassischen
Landschaften ab. In der Klus von Önsingen-Balsthal bricht die Dünnern aus ihrem dem Aarelauf parallelen
jurassischen Hochthal hervor, um bei Olten in die Aare zu münden, während ebenfalls bei Balsthal das jenem parallele Guldenthal
sich öffnet.
Ein zweiter Jurazug, die Kette des Paßwang (1005 m), führt von Mümliswyl hinüber in das Birsgebiet (Schwarzbubenland). Das
Klima
[* 66] gehört eher zu den rauhen als milden, so daß das Land ohne Weinbau ist. Die Volkszahl beläuft
sich auf (1888) 85,720 Köpfe. Die Solothurner, deutschen Stammes und katholischer Konfession (nur 21,898 Protestanten, vorwiegend
im Bucheggberger Amt), gelten für »ein gutmütiges, munteres und rechtschaffenes Völkchen«.
Seit durch Referendum vom die Benediktinerabtei Mariastein und die beiden Chorherrenstifter
von Solothurn
und Schönenwerd aufgehoben sind, besitzt der Kanton noch drei Kapuziner- und drei Nonnenklöster.
Die Katholiken des Kantons sind der DiözeseBasel
zugeteilt, und seit längerer Zeit ist die Stadt S. Bischofsitz. Einige Gemeinden
haben sich dem 1874 geschaffenen Nationalbistum angeschlossen. S. ist ein vorzugsweise Ackerbau treibendes
Ländchen, einer der wenigen SchweizerKantone, welche Getreide
[* 67] über den Bedarf erzeugen; auch kommen Obst und Kirschwasser sowie
(bei guter Waldwirtschaft) Holz
[* 68] zur Ausfuhr.Rindvieh, meist vom BernerSchlag, wird viel gehalten. Einige Käse kommen dem Emmenthaler
gleich; um Mümliswyl wird der »Geißkäse« bereitet. Auch viele Schafe und Ziegen werden gehalten, Pferde
weniger als früher; hingegen besteht noch eine treffliche Schweinezucht. Der Jura liefert Gips
[* 69] und trefflichen Kalkstein; in der
Nähe der Hauptstadt wird »Marmor«
¶
mehr
gebrochen und weithin versandt. Bohnerzlager finden sich bei Matzendorf (seit 1877 so gut wie erschöpft). Gerlafingen hat
in neuerer Zeit Baumwollspinnerei (Derendingen) u. Papierfabrikation
[* 71] eingeführt. Sonst besitzt
die Gegend von Olten-Schönenwerd eine rege Industrie: einen Eisendrahtzug, eine große Maschinenbauwerkstätte, Strumpffabrikation
u. a. Die Bandweberei des Schwarzbubenlandes ist eine Dependenz von Basel
(s. d., S. 418). Ferner bestehen Glashütten,
Parkettfabriken etc. Wenn auch weder die Stadt S. noch Olten zu den Handelsplätzen gehört, sind beide doch bedeutsame Knotenpunkte
im Schweizer Bahnnetz geworden. Im Kur- und Touristenverkehr nimmt S. keine hervorragende Stelle ein; nur der Weißenstein und
Bad Lostorf sind stark besuchte Punkte. Die heutige Volksschule gliedert sich, wie in den meisten Kantonen,
in eine allgemein verbindliche primäre und eine fakultative sekundäre Stufe. Von humanitären Anstalten besitzt der Kanton
eine Irrenheilanstalt (Rosegg), die Dischersche Rettungsanstalt Hofmatt und eine von Schwendimann dotierte Blindenanstalt.
Die öffentlichen Bibliotheken zählen ca. 85,000 Bände (die Stadtbibliothek Solothurns allein 40,000).
Der Kanton ist in fünf Amteien eingeteilt, jede mit Oberamtmann und Amtsgericht. Die Staatsrechnung für 1887 ergibt
an Einnahmen 1,736,746 Frank, davon an Abgaben611,581Fr.; die Ausgaben belaufen sich auf 1,865,956 Fr., wovon 333,558 Fr. auf
das Erziehungswesen entfallen. Zu Ende 1887 betrugen die Aktiva des Staatsvermögens 13,245,122 Fr., die Passiva 10,079,000
Fr., also reines Staatsvermögen 3,166,122Fr.; dazu die Spezialfonds, 15 an Zahl, im Betrag von 3,685,089
Fr., zusammen 6,851,211 Fr.
Die gleichnamige Hauptstadt des Kantons, zu beiden Seiten der Aare, Knotenpunkt der Bahnlinien Herzogenbuchsee-Biel, Olten-Lyß
und S.-Langnau, bietet außer dem Ursusmünster (1773 von Pisoni vollendet) und dem Zeughaus nur die eine Sehenswürdigkeit
der Verena-Einsiedelei, mit einem Felskirchlein und einer großen Felsenhöhle. Die Stadt selbst hat sich in neuerer Zeit
erweitert und verschönert und besitzt eine Kantonsschule (Gymnasium und Industrieschule), eine Stadtbibliothek mit einer Sammlung
von Altertümern und Münzen,
[* 72] eine Gemäldegalerie, 3 Bankinstitute (darunter eine Notenbank mit 3 Mill. Fr. Kapital), Uhren-,
Eisen-, Zementfabrikation, Baumwollweberei, Marmorsteinbrüche und (1888) 8305 Einw.
(darunter ca. 2000 Protestanten). Entferntere
Punkte sind Zuchwyl, wo Kosciuszko begraben liegt, und der KurortWeißenstein.
Vgl.
Hartmann, S. und seine Umgebungen (Soloth. 1885).
[Geschichte.]
Die Stadt S. (Salodurum) war schon zur Römerzeit ein Knotenpunkt der großen Heerstraßen Helvetiens. Im Mittelalter
lehnt sich ihre Geschichte an das im 10. Jahrh. entstandene Chorherrenstift
des heil. Ursus an, das ursprünglich alle Hoheitsrechte mit Ausnahme des Blutbanns innehatte, von dem sich die Bürgerschaft
aber allmählich emanzipierte. Nach dem Aussterben der Zähringer (1218), welche die Reichsvogtei besessen, wurde S. reichsunmittelbar; 1295 schloß
es mit Bern
ein ewiges Bündnis und hatte 1318 eine Belagerung durch HerzogLeopold auszustehen, weil es Friedrich
den Schönen nicht als König anerkannte. Ein Versuch des verarmten GrafenRudolf vonKyburg, sich der Stadt durch Verrat zu bemächtigen,
wurde glücklich vereitelt (Solothurner Mordnacht, vom 10. zum u. führte zu dem
KyburgerKrieg, in welchem Bern
und S. das Grafenhaus vernichteten.
Als treue Verbündete Berns nahm S. an den Schicksalen der Eidgenossen schon seit dem 14. Jahrh. Anteil, wurde aber infolge des
Widerstandes der »Länder« erst gleichzeitig mit Freiburg
[* 73] in den Bund aufgenommen, nachdem es sich durch Kauf den
größten Teil des heutigen Kantons als Unterthanenland erworben. Gegen die Reformation verhielt sich S. eine Zeitlang schwankend,
aber nach der Schlacht von Kappel waren die Katholiken im Begriff, die reformierte Minderheit mit den Waffen zu vernichten, als
der katholische Schultheiß Wengi sich vor die Mündung der Kanonen stellte und durch seine hochherzige
Dazwischenkunft den blutigen Zusammenstoß vermied.
Doch blieb S. der Reformation verloren und schloß sich 1586 dem BorromeischenBund an. Dagegen hielt es sich fern von dem Bunde
der übrigen katholischen Orte mit Spanien
[* 74] (1587), vornehmlich aus Ergebenheit gegen Frankreich, dessen Ambassadoren S. zu ihrer
regelmäßigen Residenz erwählt hatten. Aus ihrem glänzenden Hofhalt und den reichlich fließenden französischen
Gnadengeldern schöpfte die Stadt einen Wohlstand, den derAdel in höfischen Festlichkeiten zu entfalten liebte.
Auch in S. bildete sich nämlich ein erbliches Patriziat aus, dessen Regiment erst 1798 mit dem Einrücken der Franzosen ein
Ende nahm (1. März). Die Mediationsakte erhob 1803 S. zu einem der sechs Direktorialkantone mit einer Repräsentativverfassung.
Nach dem Einrücken der Österreicher bemächtigten sich die noch lebenden Mitglieder der alten patrizischen Räte in der Nacht
vom 8. zum des Rathauses, erklärten sich für die rechtmäßige Regierung und schlugen eine Erhebung derLandschaft
mit bernischer Hilfe nieder; nur ein Drittel des GroßenRats wurde dieser zugestanden. 1828 wurde S. durch
ein Konkordat der Kantone Bern,
Luzern,
[* 75] Zug,
S., Aargau
und Thurgau
zum Sitz des neugegründeten BistumsBasel
erhoben. 1830 mußte der GroßeRat dem stürmischen Verlangen
der Landschaft nachgeben und vereinbarte mit den Ausschüssen derselben eine neue Verfassung, welche, obwohl
sie der Hauptstadt noch 37 Vertreter auf 109 gewährte, mit großer Mehrheit angenommen wurde. Nach dem »ZüricherPutsch« wurde das Wahlvorrecht der Stadt beseitigt und die Mitgliederzahl der Regierung vermindert, worauf die neue Verfassung angenommen
und das liberale Regiment durch fortschrittliche Wahlen aufs neue befestigt wurde. Daher hielt sich der
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