meist mehrere zugleich vor. Wenn man eine solche epidemische Ausbreitung des Skorbuts zu fürchten hat, so muß die größte
Sorge getragen werden für Reinlichkeit, warme Bekleidung, Lüftung der
Zimmer, für
Bewegung in freier
Luft, für ausreichend
große Kostportionen, für passende Auswahl und Abwechselung der
Speisen, welche aus frischem
Fleisch und
womöglich aus frischem
Gemüse und
Salat bestehen müssen. Auch ist ein gutes
Bier oder mit
Branntwein vermischtes
Wasser zu
genießen. Gegen den ausgebrochenen S. sind täglich 4-8 Eßlöffel frisch ausgepreßter Pflanzensäfte, namentlich von
Brunnenkresse,
Senf,
Rettich,
Meerrettich,
Löffelkraut u. a., von ausgezeichneter
Wirkung. Auch der Saft der
Zitronen und
Apfelsinen, Phosphor-,
Salz- und
Schwefelsäure
[* 2] sind von guter
Wirkung. Die Zahnfleischaffektion weicht bei dem
Gebrauch adstringierender Mundwässer.
Mineral aus der
Ordnung der
Phosphate,
Arseniate etc., kristallisiert rhombisch, findet sich drusenartig, in
feinstängeligen, faserigen, erdigen und dichten
Aggregaten, grün, grünlichschwarz, blau, rot, braun,
glasglänzend,
Härte 3,5-4, spez. Gew. 3,1-3,2,
ist arsensaures
Eisenoxyd Fe2As2O8 + 4H2O , entwickelt beim Erhitzen auf
Kohle Arsendampf
und löst sich leicht in
Salzsäure.
(ScorpiodeaGerst.),
Familie aus der
Ordnung der
Gliederspinnen,
Spinnentiere
[* 7] mit ungegliedertem
Kopfbruststück,
dreigliederigen, scherenförmigen Kieferfühlern, breiter Mahlfläche am Basalglied der ebenfalls mit
aufgetriebenem Scherenglied endenden langen Kiefertaster, vier kräftigen, mit Doppelkrallen endenden Beinpaaren, ebenfalls
zu einer Kaulade umgestaltetem Basalglied des vordern Beinpaars, nicht abgesetztem, mehr oder weniger in die
Länge gezogenem,
niedergedrücktem
Hinterleib, dessen sechs letzte
Ringe einen
Schwanz bilden, der im blasenförmigen Endglied in einen
Stachel
ausläuft.
An der
Basis des
Hinterleibes hinter dem letzten Beinpaar befinden sich ein
Paar kammförmige Anhänge von
vielleicht auf die
Fortpflanzung bezüglicher Bestimmung. Auf dem
Kopfbruststück stehen ein
Paar Scheitelaugen und jederseits
2-5 Nebenaugen.
Vier Stigmenpaare auf der Bauchseite des
Hinterleibes münden in ebenso viele
Paare von Lungensäcken. Die S.
gebären 20-50 lebendige
Junge, welche sie einige Zeit auf sich herumtragen. Sie leben (in etwa 100
Arten)
hauptsächlich in den heißen
Ländern, nördlich bis zum 45.°, halten sich unter
Steinen, in faulem
Holz
[* 8] und Mauerlöchern
verborgen, dringen auch gern in die
Wohnungen ein, gehen mit emporgerichtetem
Schwanz auf die
Jagd, ergreifen kleine
Tiere mit
den
Scheren,
[* 9]
heben sie in die
Höhe und töten sie durch einen
Stich mit dem
Stachel.
Das
Gift ist eine farblose, saure
Flüssigkeit, welche leicht eintrocknet. Sehr häufig werden auch
Menschen von Skorpionen
gestochen; der
Stich ist sehr schmerzhaft und brennend, erzeugt örtliche
Entzündung,
Lähmung,
Fieber,
Ohnmacht,
Übelkeit, ist
im allgemeinen aber nicht so gefährlich, wie vielfach angenommen wird. Nur einige afrikanische und asiatische
Arten können einen
Menschen töten. Ein unschuldiges Volksmittel gegen den ungefährlichen
Stich südeuropäischer
Arten ist
Öl, in welchem S. krepiert sind; wirksamer ist
Einreibung mit
Ammoniak oder
Asche.
Wiederholte
Stiche wirken weniger heftig als der erste.In den Mittelmeerländern sind gemein der 8
cm lange,
rostgelbe, braun gewässerte Feldskorpion (Scorpio
[Buthus] occitanus Am.,
s. Tafel
»Spinnentiere«) und der viel weniger schädliche, 3,5cm lange, rotbraune, auf der Unterseite, an den
Beinen und der
Schwanzblase gelbe Hausskorpion (S. europaeusLatr.), welcher bis
Tirol
[* 10] und in die
Karpathen geht. Die größte
Art ist der schwarze Felsenskorpion (S. afer); er ist 13-16
cm lang, lebt in
Afrika,
[* 11]
Ostindien
[* 12] und auf den benachbarten
Inseln
und ist, wie die
Arten am
Kap, sehr giftig. Seit dem
Altertum ist über den
Skorpion viel gefabelt worden; bei den Ägyptern
war er
Symbol desTyphon, dem auf geschnittenen
Steinen der
Anubis
[* 13] in beschwörender
Stellung gegenübersteht.
(PanorpinaBurm.),
Familie aus der
Ordnung der
Netzflügler, nicht besonders zahlreiche, aber überall
heimische
Arten, mit kleinem, senkrechtem, meist in einen langen
Schnabel ausgezogenem
Kopf, langen, fadenförmigen
Fühlern,
ovalen, senkrecht gestellten
Augen, kurzem Prothorax, genau gleichen, schmalen, parallel aufliegenden
Flügeln und langgestreckten
Beinen. Die S. sind
Raubtiere,
[* 14] welche sich in schnellem, sprungartigem
Flug auf kleine
Insekten
[* 15] stürzen
oder sich an
Zweige aufhängen, um die ihnen entgegenfliegende
Beute mit den langen Tarsen der Hinterbeine zu ergreifen.
Die raupenförmigen
Larven mit beißenden Mundwerkzeugen leben und verpuppen sich in der
Erde. Die gemeine
Skorpionsfliege(Panorpa communisL., s. Tafel
»Netzflügler«),
[* 16]
1,3-1,5cm lang, glänzend schwarz, mit blaßgelben Schildchen
und
Beinen, am
Schnabel und beim Männchen an den drei letzten Hinterleibsringen rostrot, auf den
Flügeln mit drei schwarzbraunen
Querbinden oder gefleckt, ist überall in
Europa gemein und findet sich am
Tag auf Sträuchern.
(Scoti), bei spätern Schriftstellern, wie Ammian,
Name eines Hauptstammes der Kaledonier im südlichen Teil
von
Schottland und in
Irland, gewöhnlich neben den
Pikten (s. d.) genannt. Vgl.
Schottland, S. 616 f.
(griech.), ein erkrankter und daher unempfindlich gewordener
Fleck oder größerer
Abschnitt der
Netzhaut des
Auges, häufig angeboren, erzeugt als entoptische
Erscheinung dunkle
Flecke im Gesichtsfeld.
antike Stadt in der thessal. LandschaftPelasgiotis, 28 km südsüdwestlich von Larissa im Hügelland gelegen,
soll der ursprüngliche Sitz des dodonäischen Orakels gewesen sein. Zu ihrem Gebiet gehörten die durch zwei Schlachten
[* 18] (364
und 197 v. Chr.) berühmten Felshöhen Kynoskephalä (s. d.), heute Karadagh oder Mavro Vuni.
Ruinen 8 km
nördlich von der Bahnstation Orman Magula.
ursprünglich Drüsenanschwellungen des Halses, die durch starke Verdickung
des Halses den Übergang zum Kopf verwischen und undeutlicher machen, so daß eine entfernte Ähnlichkeit
[* 20] mit dem Aussehen
eines Schweinehalses entsteht. Die Drüsenschwellungen beruhen auf chronisch entzündlicher Zellenwucherung, bilden aber
niemals das Grundleiden, sondern sind die Folge irgend welcher Hautausschläge (Rachen-, Kehlkopfs-, Luftröhren-, Lungenkatarrhe),
welche auch bei sonst gesunden Personen vorkommen, aber nur bei gewissen schlecht entwickelten, blutarmen, jungen Individuen
derartige schwere Drüsenentzündungen verursachen.
Diese krankhafte Anlage, die Neigung zu heftigen chronischen Lymphdrüsenschwellungen bei verhältnismäßig
geringfügigen Ursachen, nennt man nun Skrofelkrankheit (Skrofulose); Kinder, welche mit dieser Disposition behaftet sind, bezeichnet
man als skrofulös. Da Kinder von solcher schwachen, reizbaren skrofulösen Konstitution nicht selten später an Tuberkulose
erkranken, so sind Skrofulose und Tuberkulose oft miteinander identifiziert worden; die Skrofulose ist indes
eine bloße Krankheitsanlage, die durch zweckmäßige Behandlung beseitigt werden kann, die Tuberkulose hingegen ein ausgebildeter
Krankheitsprozeß.
Auf welcher anatomisch erkennbaren Mangelhaftigkeit die skrofulöse Anlage beruht, ist noch unbekannt; häufig beobachtet
man Kleinheit des Herzens, dünne, enge Blutgefäße, Blutmangel. Die S. sind vielleicht ebenso häufig ein angebornes als ein
erst nach der Geburt erworbenes Leiden.
[* 21] Die angeborne Skrofulose finden wir namentlich bei Kindern skrofulöser, tuberkulöser
und syphilitischer Eltern. Indes kommen S. noch oft genug bei Kindern vor, bei deren Eltern keins der angeführten Momente zutrifft.
Die erworbene Skrofulose entwickelt sich besonders in den ersten Lebensjahren bei unzweckmäßiger Ernährung, bei
künstlich aufgefütterten Kindern, bei Mangel an zweckmäßiger Körperbewegung und bei Entbehrung der frischen Luft. Die
skrofulöse Kachexie verrät sich in vielen Fällen durch den eigentümlichen skrofulösen Habitus. Derselbe ist charakterisiert
durch Blutmangel, womit sich bei abnorm trägem Stoffwechsel eine Anhäufung von schlaffem Fettgewebe an gewissen Körperteilen
verbindet; in andern Fällen dagegen, in welchen Haut,
[* 22] Muskeln
[* 23] und Unterhautfettgewebe eine mangelhafte
Entwickelung zeigen, ist der Stoffwechsel wahrscheinlich abnorm beschleunigt.
Hiernach unterscheidet man eine torpide und erethische Form. Der Habitus bei
torpider Skrofulose ist charakterisiert durch
den ungewöhnlich großen Kopf, die groben Gesichtszüge, die aufgeschwollene Nase
[* 24] und Oberlippe, durch die breiten Kinnbacken,
den aufgetriebenen Bauch,
[* 25] die Drüsenanschwellungen am Hals, das schlaffe, schwammige Fleisch. Der Habitus
bei erethischer Skrofulose steht in auffallend weißer, dünner, sich leicht rötender äußerer Haut, in hoher Röte der Lippen
und Wangen, in blauer Färbung der sonst milchweißen Augapfelhaut (Sklera), was dem Auge ein eigentümlich schmachtendes Ansehen
gibt, und in der Weichheit der Muskeln.
Auf dem Boden der skrofulösen Krankheitsdisposition entwickeln sich am häufigsten Hautausschläge im Gesicht
[* 26] und auf dem
behaarten Teil des Kopfes; sie gehen meist mit Bläschen und Schorfbildung einher. Erst im spätern Verlauf können auch wohl
zerstörende Hauterkrankungen eintreten. Entzündungen der Schleimhäute kommen vorzugsweise an den Lippen,
der Nase, der Augenlidbindehaut vor und ziehen gewöhnlich die benachbarte äußere Haut in Mitleidenschaft.
Entwickelt sich auf skrofulöser Grundlage eine Entzündung der Knochen
[* 27] oder Gelenke, so verläuft diese meist als tuberkulöse
Zerstörung (Karies, Tumor albus). Auch die auf skrofulöser Grundlage entstehenden Lymphdrüsen- und Darmkrankheiten gehören
der echten Tuberkulose an. Sobald Verkäsung eingetreten ist, sind die Tuberkelbacillen nachweisbar. Die
Behandlung der S. bezweckt Hebung
[* 28] des allgemeinen Ernährungszustandes durch kräftige Fleischnahrung, frische Luft, Aufenthalt
in trocknen Wohnräumen, Leberthran und Solbäder. Sobald sich tuberkulöse Erkrankungen zeigen, erfordern diese außerdem
besondere Berücksichtigung, Entfernung der Drüsen etc.
(Personaten), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Labiatifloren, meist Kräuter
oder Halbsträucher mit rundem oder vierkantigem Stengel,
[* 29] wechsel-, gegen- oder quirlständigen, ganzen oder fiederteiligen
Blättern ohne Nebenblätter und mit vollständigen, meist zygomorphen Blüten, welche achselständig, oft in Trauben vereinigt
sind. Der Kelch ist stehen bleibend und besteht aus vier oder fünf freien oder etwas verwachsenen Blättern.
Die verwachsenblätterige Blumenkrone ist dem Blütenboden eingefügt, selten völlig oder annähernd
regelmäßig, glocken- oder radförmig, meist mediansymmetrisch, zweilippig, mit gleichmäßiger oder sack- bis spornförmig
ausgezogener Röhre; die Oberlippe des Saums ist zweilappig, die Unterlippe dreilappig. Die Staubgefäße
[* 30] sind in der Röhre
der Blumenkrone inseriert, meist vier zweimächtige, indem das fünfte hintere Staubgefäß antherenlos
ist oder ganz fehlschlägt oder auch nur zwei gleich lange Staubgefäße sich ausbilden.
Der oberständige, aus einem vordern und einem hintern Karpell bestehende Fruchtknoten ist zweifächerig; die Scheidewand
ist mit der die zahlreichen anatropen Samenknospen tragenden Mittelsäule verbunden. Die zweifächerige, meist vielsamige
Kapsel springt entweder an der Spitze unvollständig auf, oder ist fach- oder scheidewandspaltig, zweiklappig,
mit stehen bleibender Placenta, seltener beerenartig und nicht aufspringend. Die Samen
[* 31] haben in der Achse eines fleischigen
oder knorpeligen Endosperms einen geraden oder gekrümmten Keimling mit sehr kurzen, stumpfen Kotyledonen. Man kennt über 1900 Arten,
die über die ganze Erde verbreitet sind, am reichlichsten in den wärmern Gegenden, besonders der nördlichen
Halbkugel, spärlich in den kältern Zonen vorkommen. Die Arten von Digitalis, Gratiola u. a. gehören zu den Giftpflanzen.
[* 32]
¶
mehr
Auch enthält die Familie zahlreiche schön blühende Zierpflanzen. Als Unterfamilien gehören zu den S.: die bisweilen als
selbständige Familien aufgeführten Rhinanthaceen, deren Antheren grannenförmige, spitze Anhängsel am Grund besitzen;
die
Antirrhineen, ohne Anhängsel an den Antheren, und die Verbasceen, mit fünf oder vier gleichlangen Staubgefäßen.
Nach Radziwills Rücktritt zum Oberfeldherrn ernannt, widmete er sich zwar mit Eifer der notwendigen neuen
Organisation, verzögerte aber in der Hoffnung auf eine Intervention der auswärtigen Mächte das Vorgehen bis Ende März. Zwar
schlug er dann die Heeresabteilungen des Generals Geismar bei Wawre und das Hauptkorps des GeneralsRosen bei Dembe, unterließ
jedoch, seinen Sieg zu verfolgen. Erst als die Russen ihre Streitkräfte zu vereinigen suchten, griff er 8. April Sielce
und die Korps von Rosen und Pahlen II. bei Iganie an, überließ sich aber darauf von neuem der Unthätigkeit.
(weniger gut Skis, v. ital. scusa, Entschuldigung), ein eigentümliches
Blatt
[* 53] in der Tarockkarte, die
[* 33]
Figur eines Harlekins darstellend (s. Tarock);
sküsieren, den S. legen und
dafür eine andre Karte nehmen;
auch s. v. w. sich davon, aus dem Staub machen (eigentlich sich entschuldigen).
1) (slaw. Skadar, türk. Schkodra) die weitläufig
gebaute, herrlich gelegene Hauptstadt eines türkischen, das nördliche Albanien umfassenden Wilajets, liegt in der Ebene südlich
des gleichnamigen Sees und an der Bojana, 25 km vom Adriatischen Meer, ist Sitz des Generalgouverneurs, mehrerer
europäischer Konsuln und eines griechischen Bischofs sowie Stapelplatz von Albanien, hat ein Kastell, eine große kath. Kathedrale,
Wollweberei, Schiffbau, lebhaften Handel (Ausfuhr besonders von Wolle und Fellen) und ca. 25,000 Einw. (davon 16,000 Mohammedaner, 7500 Katholiken, 900 Griechen).
S. ist das alte Skodra, Hauptstadt des illyrischen Stammes der Labeaten. Später gehörte es zum römischen Illyrien und war
bis 168 v. Chr. die befestigte Residenzstadt des illyrischen Königs Gentius; nach dessen Besiegung durch die Römer
[* 54] erhielt
es römische Bevölkerung.
[* 55] -
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Hohenmauth, an der Eisenbahnlinie Deutschbrod-Pardubitz, mit Bezirksgericht,
Dechanteikirche, Steinbrüchen, Schuhwarenerzeugung, Weißstickerei und (1880) 3085 Einw.
(spr. skei), die größte Insel der innern Hebriden (s. d.), vom Festland durch den Sleatsund,
Loch Alsh und Applecroßsund getrennt, hat 1447 qkm (26,3 QM.)
Flächeninhalt und (1881) 16,889 Einw. Die Küste ist steil und felsig und, namentlich im Süden und W., von zahlreichen Buchten
eingeschnitten, das Innere gebirgig (in den Cuchullin Hills 981 m hoch) und teilweise Heideland, mit vielen
kleinen Seen und Sümpfen und wildromantischen Thälern. Basalt und Porphyr herrschen vor, und nur der dem Festland zunächst liegende
Teil besteht aus kambrischem und silurischem Schiefergebirge. Das Klima,
[* 62] im allgemeinen mild, ist sehr veränderlich. Hauptnahrungszweige
sind: Viehzucht und
[* 63] Fischerei.
[* 64] Hauptort ist Portree, mit 893 Einw.
griech. Geograph, aus Karyanda in Karien, unternahm um 508 v. Chr. im Auftrag des Dareios Hystaspis eine Entdeckungsreise
von der Mündung des Indus bis zum ArabischenMeerbusen und faßte deren Ergebnisse in einem Periplus zusammen. Jedoch rührt
der unter S.' Namen erhaltene Periplus des Mittelmeers
[* 65] nicht von ihm, sondern erst aus der Zeit zwischen 400 und 360 her;
letzterer wurde herausgegeben von K. Müller in den »Geographi graeci minores« (Par. 1855),
(Scylla), 1) in der griech. MythologiePersonifikation eines gefährlichen Meeresstrudels, war nach Homer eine
Tochter der Kratais, ein schreckliches Ungeheuer mit grell bellender Stimme, 12 Vorderbeinen und 6 langen Hälsen, deren jeder
ein gräßliches Haupt mit 3 Reihen scharfer Zähne
[* 67] trug, und hauste am tosenden Meer, der furchtbaren Charybdis
(s. d.) gegenüber, in einer dunkeln Höhle, von wo aus sie auf Beute jagte und unter anderm auch dem Odysseus, als er vorbeisegelte,
sechs von seinen Gefährten verschlang. Homer läßt die Lage beider Strudel unbestimmt; erst später verlegte man sie in die
SizilischeMeerenge, obwohl die Gefahren der dortigen Durchfahrt jetzt wenigstens jener Beschreibung nicht
entsprechen. Übrigens wird die Sage verschieden erzählt. In bildlichen Darstellungen ragen aus dem Leib der S. Hundeköpfe
heraus und geht dieser in einen Fischschwanz aus.
griech. Geograph aus Chios, verfaßte um 90 v. Chr. ein Gedicht geographischen Inhalts, betitelt:
»Periegesis«, in iambischen
Versen, welches zum Teil erhalten und in den »Geographi graeci minores« von K. Müller (Par. 1861),
speziell mit Dionysios von A. Meineke (Berl. 1846) und von Fabricius (Leipz. 1846) herausgegeben ist.
eine der nördlichen Sporaden im Ägeischen Meer, östlich von Euböa, 204 qkm (3,70 QM.) groß, in den Mythen
des Achilleus und Theseus viel erwähnt, mit gleichnamiger Stadt, galt im Altertum für arm, steinig und unfruchtbar, hatte
aber schönen bunten Marmor und Chromeisenerz und eine berühmte Ziegenrasse. Ursprünglich von Pelasgern
und Kariern, dann von seeräuberischen Dolopern bewohnt, wurde S. 469 v. Chr. von den Athenern unter Kimon, welche des Theseus
Gebeine von dort holten, erobert und dauernd besetzt. Heute gehört S. zum NomosEuböa und zählt in der einzigen gleichnamigen
Stadt auf der Ostküste (1879) 3247 Einw.
in Sparta ein Briefstab, dessen man sich zu geheimen Mitteilungen nach auswärts bediente; dann auch das Schreiben
selbst. Jeder nach auswärts gehende Staatsbeamte (besonders Feldherren) nahm einen solchen Stab
[* 70] mit sich, während die Ephoren
zu Hause einen ganz gleichen hatten. Eine Botschaft an jenen Beamten wurde nun so erlassen, daß man um
diesen Stab einen schmalen, weißen, eng anliegenden Riemen wand, diesen querüber beschrieb und dann, vom Stab wieder losgelöst,
fortschickte. Der Beamte wickelte ihn nun um seinen Stab, und auf diese Weise traten die Schriftzüge wieder in die gleiche
Ordnung wie früher und wurden lesbar.
Ihre ehrenvollste Beschäftigung war der Krieg, sie kämpften als Bogenschützen zu Pferd. Als höchste Gottheiten verehrten sie den
Himmelsgott (Papäos), das Herdfeuer und den Kriegsgott und zwar ohne Götterbilder und Altäre, aber mit
blutigen, auch Menschenopfern. Sie waren tapfer, gutartig, sorglos und gesellig, neigten aber zu Unmäßigkeit und wüstem
Genuß und lebten, da sie sich nie wuschen, in größter Unreinlichkeit. Ob die S. und Sarmaten arischen Stammes (Slawen) oder
Mongolen¶
mehr
waren, ist eine noch streitige Frage. Für die mongolische Abstammung entscheidet sich Neumann (»Die Hellenen im Skythenlande«,
Berl. 1855),
Müllenhoff und Cuno (»Die S.«, Berl. 1871). Mit den Griechen,
die an ihrer Küste zahlreiche Kolonien anlegten, standen sie in lebhaftem, freundlichem Verkehr und nahmen
gern griechische Sitten und Bildung an (vgl. Anacharsis). Um 630 v. Chr. fielen die S. in Medien ein und drangen in das Euphrat-
und Tigrisgebiet und in Syrien bis Ägypten
[* 73] vor. Nachdem sie die Macht des assyrischen Reichs gebrochen, wurden sie nach
etwa zehn Jahren von Kyaxares wieder aus Asien vertrieben. Um sie für diesen Einfall in Medien zu züchtigen, setzte der persische
König Dareios I. 515 mit 700,000 Mann auf einer über den thrakischen Bosporus geschlagenen Brücke
[* 74] nach Europa hinüber und
drang durch Thrakien in das Land derS. ein.
Diese zogen sich, eine Schlacht vermeidend, zurück, worauf die Perser über den Tanais vordrangen, aber
dann, des nutzlosen, aufreibenden Verfolgens müde, wieder auf demselben Weg unter großen Verlusten nach dem Istros und
von da durch Thrakien nach Asien zurückkehrten. Seitdem erfährt man von den S. mehrere Jahrhunderte lang fast gar nichts.
Erst der König Mithridates d. Gr. geriet wieder in Kampf mit ihnen, nachdem die Dynasten der griechischen Städte am Pontus,
des lästigen Druckes der skythischen Grenznachbarn überdrüssig, ihre Städte in die Hände jenes pontischen Königs geliefert
hatten, worauf dieser die S. aus der ganzen Taurischen Halbinsel verdrängte.
Als nach Besiegung des Mithridates die Römer die bosporanischen Könige von sich abhängig gemacht und
mit den Völkern am Pontus und an der Mäotis Handelsverbindungen angeknüpft hatten, besonders aber seit der Unterwerfung
Daciens durch Trajanus, wurden auch sie mit Skythia genauer bekannt. Doch verschwand nun der Name S., um dem der Sarmaten, die
jene seit 300 v. Chr. überwältigt hatten, Platz zu machen. Der Name Skythia aber wurde auf asiatische
Landstriche übertragen. Dieses von Ptolemäos beschriebene asiatische Skythia umfaßt die Gegenden zwischen dem asiatischen
Sarmatien im W., dem unbekannten Land im N., Serika im O. und Indien im Süden und wird in zwei Hauptteile geschieden:
Skythia innerhalb und Skythia außerhalb des Imaos (eines großen Gebirges). Als Flüsse
[* 75] werden hier erwähnt: der Paropamisos,
Rhymnos (jetzt Gasuri), Daix (jetzt Jaik), Oxos und Jaxartes.
(spr. släng), in EnglandName für die aus dem Gewerbs-, Sport-, Studenten-, Straßenleben etc. sich bildenden
vulgären Ausdrücke und Redensarten, von denen einzelne wohl auch von der Gasse in den Salon übergehen.
Ein besonderes Slangwörterbuch (»The S. dictionary«, Lond.
1864, neue Ausg. 1875) verzeichnet über 10,000 solcher Ausdrücke, von denen ziemlich viele aus der Sprache der Zigeuner stammen,
die früher einen starken Prozentsatz des LondonerGauner- und Vagabundentums bildeten.
Vgl. Baumann, Londinismen,
S. und Cant (Berl. 1886);
Alt-S. ist Dampfschiffstation am rechten Donauufer, gegenüber von
Titel und der Theißmündung, hat (1881) 717 serb. Einwohner,
hieß bei den Römern Ritium und war im Mittelalter als Sovar oder Dragisevcze eine starke Festung.
[* 81]
Kreisstadt im russ. GouvernementUfa, am schiffbaren Ai, hat berühmte Eisenhämmer, Gußeisenfabriken,
Gewehr- und Geschützfabriken, Gerbereien, Lichte- und Seifefabriken, einen bedeutenden Jahrmarkt und (1885) 19,014 Einw. S.
ist Sitz der Verwaltung des der Krone gehörigen Slatoustschen Bergdistrikts.
Kreisstadt im russ. GouvernementJekaterinoslaw, am Donez, hat bedeutende Maschinenfabriken und Talgsiedereien,
Handel mit Vieh und (1885) 5049 Einw. Es wurde 1753 von ausgewanderten
österreichischen Serben gegründet.
(ursprünglich Slawene oder Slowene, d. h. die Redenden, Verständlichen), neben den Germanen und Romanen eins
der Hauptglieder des indogermanischen (indoeuropäischen) oder arischen Stammes in Europa, welches vornehmlich
den östlichen Teil unsers Kontinents innehat. Bei Betrachtung der arischen Sprachen ergibt es sich, daß die nordeuropäische
(slawodeutsche) Abteilung des indogermanischen Gesamtvolks sich zuerst aus dem Verband
[* 88] loslöste und ihre Wanderung aus Asien
nach W. antrat.
Diese Abteilung spaltete sich dann später wieder in eine slawolitauische und eine deutsche, und aus
der erstern entstanden durch weitere Trennung das Litauische und das Slawische, letzteres die Mutter aller übrigen slawischen
Sprachen (s. d.). Die abgesonderten S. okkupierten nach und nach das europäische
Flachland zwischen dem obern Don und Dnjepr und über diesen Fluß hin gegen den Osten des Baltischen Meers
und der mittlern Weichsel, südlich wohl nicht über den Pripetfluß.
Von da erfolgten Ausbreitungen gegen N. und SW. Wann die S. von den genannten Landstrichen Besitz ergriffen, ist genauer schwer
zu bestimmen. Nach Wocel war dies in der sogen. Bronzeperiode noch nicht der Fall, da zwischen Don und Weichsel
antike Bronzeobjekte bis jetzt nicht aufgefunden worden sind. Dagegen finden sich auf dem urslawischen Territorium vorherrschend
Eisengeräte; es scheint danach, als ob die S. eine sogen. Bronzeperiode nicht besessen haben. Keinenfalls aber besetzten,
wie aus sprachlichen Folgerungen hervorgeht, die S. nach dem 5. Jahrh. die oben erwähnten Territorien.
Sprachliche Gründe zwingen uns, die S. in ihren europäischen Stammsitzen als Ackerbauer und Viehzüchter
anzuerkennen; über die Stufe der nomadisierenden Hirten waren sie bereits hinausgekommen. Von Natur kein kriegerisches Volk,
richteten die S. ihr Bestreben lediglich auf Erhaltung des Besitzes, und zum Schutz desselben dienten hölzerne Befestigungen
(grád). Die Familienverfassung war eine patriarchalische. Die Einwohner eines Ortes bildeten eine durch
Blutsverwandtschaft verknüpfte Sippe (obschtina, rod), deren Mitglieder einen gemeinsamen Namen trugen, gemeinschaftliches
Gut besaßen und unter einem gewählten Ältesten standen.
Aus mehreren solcher Sippen bildete sich der Stamm (pljeme), an dessen Spitze das Stammesoberhaupt, der Anführer im Krieg,
stand. Die Stämme ihrerseits vereinigten sich wieder zu einem größern Ganzen, zu Einzelvölkern (narod).
Da die Ältesten stets nur die Ersten unter den Gleichen waren, so erhellt hieraus die demokratische Grundverfassung der S.
Die Ehe ward heilig gehalten; es herrschte ursprünglich Monogamie. Nochvor der Abtrennung in einzelne Zweige hatten die S. durch
uraltes Herkommen befestigte Rechtsnormen (pravo, zakon); der Begriff »erben« fehlte jedoch, da die Familienverfassung
Erbschaften ausschloß. Die Religion war, wie bei den übrigen Ariern, ein Naturkultus. In den
Naturerscheinungen, besonders
den Phänomenen des Himmels, sah der Slawe wirkliche Wesen, die er sich mit Denken und Empfinden ausgestattet dachte, einige
wohlthätig, andre zerstörend wirkend. Die erstern nannte er Bog, die letztern Bjes, und das Christentum
übernahm diese Wörter für Gott und Teufel.
Als geschichtliches Volk erscheinen die S. zuerst unter dem Namen der Serben (oder Sporen) und der Veneter; sie saßen unter diesem
Namen bis ins 5. Jahrh. in den Ländern zwischen der Ostsee und dem SchwarzenMeer, zwischen den Karpathen
und dem Don, an der obern Wolga bis nach Nowgorod und von da bis zur Scheide der Weichsel und der Oder. Etwa mit dem 6. Jahrh.
treten die NamenAnten (für die Ostslawen) und Slowenen (für die Westslawen) auf. Beide erhielten sich
aber als Bezeichnungen der Gesamtheit nicht lange, und die NamenSerben und Slowenen verengten sich bis zur Benennung einzelner
slawischer Stämme.
Aus der Bezeichnung Veneter aber wurde Wenden, die Bezeichnung der S. bei den Deutschen. Die Ausbreitung der S. erfolgte nach
Süden und Westen. Im 6. Jahrh. rückten sie an die untere (von den Westgoten
verlassene) Donau nach Mösien, Thrakien, Makedonien, ja bis nach dem Peloponnes. Das von den Wolgabulgaren in Mösien gegründete
Reich verfiel vollständig der Slawisierung, während weit früher schon (Ende des 5. Jahrh.)
die slawischen Vorposten nach W. zu bis an die Elbe und Saale vordrangen sowie Böhmen und Mähren von ihnen
stammweise besetzt wurden.
Der vornehmste unter den slawischen Stämmen, welche Böhmen besiedelten, jener der Tschechen, vereinigte im 9. Jahrh. die Einzelstämme
dieses Landes zu einem Gesamtvolk. Von Mähren aus, dessen vom FlußMarch entlehnter Name zuerst 822 geschichtlich erscheint,
breiteten sich die S. nach den Westkarpathen hin und nach Pannonien zu aus, hier als Slowaken auftretend,
die mundartlich von den Tschechen und Mähren geschieden sind. Im N. der Tschechen, zwischen der Saale und dem Bober, siedelten
sich zu beiden Seiten der Elbe die Sorben (Wenden) an. Dieselben bestanden aus zwei großen (Lusitzer in der Nieder-,
Milzener in der Oberlausitz) und mehreren kleinern Stämmen.
Die nördlichen Nachbarn der Sorben hießen im 8. Jahrh. Wilzen oder Welataben, später Liutizen und hatten das Land zwischen
Oder und Elbe bis in die Nähe der Ostsee inne. Sie zerfielen in mehrere Stämme (Chiziner, Circipaner, Tollensaner, Redarier,
Ukraner), unter denen die Heveller (Hevelder) an der Havel am bekanntesten sind. Westlich von den Liutizen,
im östlichen Holstein und Mecklenburg,
[* 89] hatten die Obotriten (Abodriten, Bodrizer) ihre Sitze, zu denen die Wagren in Holstein
und die Drewaner im Lüneburgischen gehörten.
In der zweiten Hälfte des 6. Jahrh. begannen die Slowenen nach dem Abzug der Langobarden (568) von der
Donau aus über Pannonien, Noricum und Karnien sich auszubreiten und drangen allmählich in das Gebiet des heutigen Oberösterreich,
Steiermark,
[* 90] Kärnten und Krain,
[* 91] ja bis Tirol vor. Eine politische Selbständigkeit genossen auch in dieser Zeit nur einzelne
slawische Völker; auf andern lastete das Joch der Avaren, bis es Samo, einem Franken von Geburt, 624 gelang,
ihre Macht zu brechen und ein großslawisches Reich, mit Böhmen als Mittelpunkt, zu errichten, das allerdings nur 35 Jahre
bestand. In der ersten Hälfte des 7. Jahrh. drangen die Kroaten (Chorbaten) aus ihren hinterkarpathischen
Ländern (Weißchorbatien) sowie die Serben siegreich über die Donau und siedelten sich nach Vertreibung
der Avaren¶