Rhônethals gelegen, an der
Eisenbahn Bouveret-Brieg, macht wegen seiner vielen Klöster und altertümlichen Bauwerke einen
mittelalterlichen
Eindruck. Unter den Gebäuden sind zu erwähnen: die
Kathedrale (mit eingemauerter römischer
Inschrift),
die Theoduls- und die Jesuitenkirche, der neue bischöfliche
Palast, das
Schloß Valeria (jetzt Priesterseminar) und die
Ruinen
des 1798 von den
Franzosen zerstörten bischöflichen
Schlosses Tourbillon auf hohem
Felsen sowie des 1788 abgebrannten
Schlosses Majoria. Der gedeckte
Kanal
[* 2]
(»GrandPont«),
in welchem der Wildbach fließt, bildet die Hauptstraße. S. hat ein
Gymnasium
und (1888) 5447 Einw. Das dortige
Bistum wurde im 6. Jahrh. gegründet. In der
Nähe das Schlachtfeld
La Plata, wo die
Oberwalliser 10,000 Savoyarden vernichteten.
(spr. ssiuhl),Fluß im zentralen Hochfrankreich, der im
Gebirge von
Mont Dore entspringt und nach nördlichem
Lauf durch vulkanisches und granitisches Gebiet in tief eingeschnittenem
Thal
[* 3] unterhalb St.-Pourçain links zum
Allier geht.
im röm.
Theater
[* 5] ein Vorhang, welcher von dem
Auläum, d. h. demjenigen Vorhang, welcher die
Bühne vom Zuschauerraum
trennte, unterschieden war und auf der
Bühne selbst angewendet wurde.
(pers.), s. v. w.
Generalissimus, ^[= (lat.), General, welcher selbständig neben dem Kriegsherrn den Oberbefehl über alle Streitkräfte ...]Titel des persischen Kriegsministers.
elastica
(Kautschukbaum),
s. v. w.
Hevea^[= Aubl., Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, große, milchsaftreiche Bäume mit wechselständig ...] guianensis, s.
Hevea.
(griech. Sipus), antike
Hafen- und Handelsstadt in
Apulien (Daunien), am Adriatischen
Meer und am Südfuß des
Mons
[* 18] Garganus, ward 194
v. Chr. von den
Römern kolonisiert und ging im
Mittelalter wegen der sumpfigen,
ungesunden Umgebung zu
Grunde.
Das heutige
Manfredonia, dessen
Bischof sich noch jetzt nach S. nennt, steht unweit der alten
Stadt, von der man seit 1877 bedeutende Überreste (Dianentempel, umfangreiche
Nekropolis, wichtige
Inschriften etc.) zu
Tage
gefördert hat.
(engl., spr. ssör, v. franz.
Sire, s. d.), in
EnglandPrädikat derBaronets und
Knights, welches immer dem
Taufnamen vorgesetzt wird. Bei
der Anrede läßt man wohl den
Familien-, aber nie den Vornamen weg. S. allein und ohne Hinzufügung des Vornamens wird lediglich
vom Untergebenen dem Vorgesetzten, vom Sohn dem
Vater gegenüber gebraucht oder, dem französischen
Sire entsprechend, als
Anrede an den König und die königlichen
Prinzen.
In den Parlamentsreden bezeichnet die stets wiederkehrende
Anrede S. den Sprecher
(Präsidenten). Im gewöhnlichen
Leben wird S. als Anrede jedem anständigen
Menschen gegenüber gebraucht.
Man redet übrigens auch seinen
Hund mit
S. an, wenn man streng sein will.
Darja
(Syrdarja, der
Jaxartes der Alten), der zweitgrößte
Fluß im westlichen
Zentralasien,
[* 25] fließt aus dem
Tar und
Kara Guldscha zusammen, die nordwestlich vom Terekpaß am Westabhang des Thianschangebirges entspringen, erhält seinen
Namen nach
Austritt aus den Vorbergen in die
Steppe, nimmt bei Namagan den wasserreichen Naryn auf, heißt bis
dahin
KaraDarja, ändert hinter Chodschent die südwestliche
Richtung in eine nördliche, später nordöstliche und fällt
schließlich in den
Aralsee. Unterhalb
Fort Perowsk zweigen sich vom Hauptbett links der 373 km lange Dschani, 25 km weiter
abwärts der
¶
mehr
Kuwan Darja ab, die beide den Aralsee nicht mehr erreichen. Der Fluß ist sehr reich an Fischen (Stören), für Dampfer und Schiffe
[* 27] über 0,6 m Tiefgang aber nur bis Perowsk schiffbar; auch ist an der Mündung das Einlaufen aus
dem Aralsee durch eine Sandbarre erschwert. Die Tiefe des Hauptfahrwassers schwankt zwischen 0,65
und 1,2 m; die Breite
[* 28] erreicht zwischen Tschinas an der Mündung und Fort Perowsk 240, 500, ja 800 m, die Strömung beträgt
oft 4-5 Knoten in der Stunde.
bis an das Ostufer des Aralsees reichend, ist zum großen Teil von Sandwüsten (Kisilkum im W., Mujunkum
im N.) erfüllt, doch längs der Flüsse,
[* 29] wo Bewässerung möglich, sehr fruchtbar und bringt Baumwolle, Reis, europäisches
Getreide, Gartenfrüchte hervor. Auch sind viele Maulbeerbäume für eine stark betriebene Seidenzucht angepflanzt. Die Provinz
hat ein Areal von 429,822 qkm (7645 QM.) mit (1885)
1,214,300 Einw. Hauptstadt ist Taschkent; andre nennenswerte Orte sind: Kasalinsk, Perowsk, Tschimkent, Chodschent.
Vgl. Ujfalvy,
Le
[* 30] Syr-Daria etc. (»Expédition scientifique etc.«,
Bd. 2, Par. 1879).
(franz., spr. ssir, früher Sieur, Abkürzung von Seigneur), Titel, welchen ursprünglich die Häupter einiger durch
Alter hervorragender französischer Adelsgeschlechter annahmen, z. B.
le S. de Foinville, le S. de Coucy, le S. de Créqui u. a., der aber seit dem 16. Jahrh. ausschließlich
zur Anrede an Monarchen angewandt wird und als solche auch in andern Ländern Eingang gefunden hat.
in der griech. Mythologie reizende Jungfrauen, die auf einer Insel des Westmeers in der Nähe des Skyllafelsens,
auf einer blumigen Wiese, umgeben von bleichenden Menschengebeinen, am Strand weilten und durch ihren bezaubernden
Gesang die Vorübersegelnden anlockten, um sie zu töten. Als Odysseusvor derInsel der S. vorbeifahren mußte, verklebte er,
wie ihm Kirke geraten, die Ohren seiner Gefährten mit Wachs, während er sich selbst, damit er denGesang der S.
ohne Gefahr hören könne, an den Mast binden ließ, und gelangte so glücklich an der Insel vorüber.
Darauf stürzten sich die S., denen nur so lange zu leben beschieden war, bis einer durch ihren Gesang nicht verlockt vorübergefahren
sei, ins Meer und wurden in drei Felsklippen verwandelt. In den nachhomerischen Sagen erscheinen sie beflügelt,
später auch als Jungfrauen mit gefiedertem Leib und Vogelbeinen. In einem Wettstreit von den Musen
[* 32] besiegt, wurden sie ihrer
Federn beraubt. Die spätern Dichter machen sie gewöhnlich zu Töchtern des Stromgottes Acheloos
(daher sie auch Acheloiden
heißen).
Eine besondere Verwendung finden die S. als Göttinnen der Totenklage auf Grabmälern; hier sind sie
in Rundbildern und Reliefs entweder als Klageweiber, die Brust schlagend und das Haar
[* 33] raufend (so die schöne Statue des Louvre
in Paris,
[* 34] s. nebenstehende Abbildung), oder als Leierspielerinnen, manchmal auch mit der Flöte dargestellt.
sein Abstand von uns ist daher 1,069,000 Sonnenmeilen
(zu 20 Mill. geogr. Meilen), und es braucht das Licht
[* 39] 16,9 Jahre, um von ihm bis zu uns zu kommen. S. gehört zu den Doppelsternen;
1862 entdeckte
Clark einen kleinen, schon von Bessel auf Grund gewisser Unregelmäßigkeiten in der Bewegung des S. vermuteten Begleiter, der
nach Auwers eine Umlaufszeit von 49 ⅓ Jahren hat;
seine Masse ist unter Zugrundelegung obiger Parallaxe
6,7, die des S. selbst 13,8 Sonnenmassen, und der mittlere Abstand beider Körper beträgt 37 Sonnenweiten.
im Altertum Hauptstadt von Unterpannonien, am Savus, unter den Römern ansehnlicher Handels- und Hauptwaffenplatz
gegen die Dacier, besaß eine große Waffenfabrik, eine kaiserliche Burg u. war der Sitz des Oberbefehlshabers
der ersten Flavischen Flotte auf dem Danubius.
Das heutige Mitrovitza liegt mitten in den Ruinen von S.
Über die Bereitung von Himbeersirup, Kirschsirup (Himbeersaft, Kirschsaft) s. Fruchtsirupe. Die wichtigsten als Arzneimittel
gebräuchlichen Sirupe sind: Eibischsaft (Syrupus Althaeae), 200 Teile kalt bereiteter Auszug von 10 Teilen
Eibischwurzel und 300 Teile Zucker;
Mandelsirup (S. Amygdalarum, S. emulsivus), Emulsion aus 50 Teilen süßen, 10 Teilen bittern
Mandeln, 120 Teilen Wasser und 10 Teilen Orangenblütenwasser, 200 Teile Zucker;
Pomeranzenschalensirup (S. Aurantii corticis), 40 Teile
mit Weißwein bereiteter Auszug von 5 Teilen Pomeranzenschalen, 60 Teile Zucker;
Pomeranzenblütensirup
(S. Aurantii florum, S. capillorum Veneris), 5 Teile Orangenblütenwasser, 5 Teile Wasser, 15 Teile Zucker;
Perubalsamsirup
(S. balsami peruviani, S. balsamicus), 10 Teile durch Digerieren bereiteter wässeriger Auszug von 1 Teil Perubalsam und 18 Teilen
Zucker;
Ipekakuanhasirup (S. Ipecacuanhae), 40 Teile durch Digerieren von 1 Teil Ipekakuanhawurzel
mit 5 Teilen verdünntem Spiritus
[* 47] und 40 Teilen Wasser bereiteter Auszug und 60 Teile Zucker;
Beruhigungssaft (S. Papaveris,
S. capitum pap., S. diacodii), 35 Teile Infusum von je 10 Teilen Mohnköpfen, 5 Teilen Spiritus und 50 Teilen
Wasser mit 65 Teilen Zucker;
Kreuzdornbeerensirup (S. Rhamni cathartici, S. spinae cervinae, S. domesticus), wie Kirschsirup
bereitet;
Senegasirup (S.
Senegae), 40 Teile durch Macerieren von 5 Teilen Senegawurzel mit 5 Teilen Spiritus und 45 Teilen Wasser bereiteter Auszug, 60 Teile
Zucker;
Stadt im asiatisch-türk. WilajetAdana, am
Nordende der kilikischen Ebene (Tschukurowa), mit 3-4000 Einw. (ein
Fünftel Armenier), früher Residenz der armenischen Könige von Kilikien, von deren festem Schloß noch Reste vorhanden sind,
bisher Sitz des höchsten armenischen Geistlichen (Katholikos) in der Türkei, der indes infolge eines Aufstandes 1878 nach
Aintab übersiedelte.
Die Stadt ist ungesund und wird im Sommer von fast allen Einwohnern verlassen.
LuciusCornelius, röm. Geschichtschreiber, geboren um 120, gest. 67 v. Chr., Prätor 78, schrieb in geschraubter
altertümelnder Sprache
[* 51] eine Geschichte seiner Zeit und übersetzte die sogen. milesischen Fabeln des Aristeides ins Lateinische.
Jean CharlesLéonard Simonde de, Schriftsteller, geb. zu Genf,
[* 52] floh zur Zeit der GenferRevolution von 1793 mit
seinem Vater, einem Prediger, nach England, kehrte 1794 nach Genf
zurück, begab sich mit seiner Familie nach
Toscana, wo er sich bei Pescia ankaufte, kehrte aber, nachdem er 1799 von den Österreichern als Franzose längere Zeit gefangen
gehalten worden war, 1800 in seine Vaterstadt zurück. Hier verwaltete er mehrere Kommunalämter, beschäftigte sich aber
vorzugsweise mit dem Studium der Geschichte, Nationalökonomie und Litteratur und trat in enge Verbindung
mit Necker und Frau v. Staël, die er auf ihren Reisen nach Italien
[* 53] und Deutschland
[* 54] begleitete, sowie mit Benj. Constant, Schlegel
u. a. 1833 wurde er zum auswärtigen Mitglied des Instituts von Frankreich ernannt und starb zu Chène
bei Genf.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Histoire des républiques italiennes du moyen-âge« (Par. 1807-18, 16 Bde., 3. Aufl.,
das. 1840, 10 Bde.; deutsch, Zürich
[* 55] 1807-24, 16 Bde.);
»Histoire de la renaissance de la liberté en Italie« (Par. 1832, 2 Bde.);
aus der er in seinem »Précis« (das. 1839, 2 Bde.)
einen Auszug lieferte;
»Histoire de la chute de l'empire romain« (das. 1835, 2 Bde.;
deutsch, Leipz. 1836);
»Julia Sévera, ou l'an 492« (Par. 1822, 3 Bde.;
deutsch, Leipz. 1822, 2 Bde.);
ferner »De la littérature du midi de l'Europe« (Par. 1813, 3. Aufl.
1829; deutsch, Leipz. 1815, 2 Bde.)
und »Études sur les sciences sociales« (Par.
1836-38, 3 Bde.).
(Alt- und Neu-S.), Stadt im kroatisch-slawon. KomitatAgram,
[* 56] an der Mündung der Kulpa in die
Save und Endstation der Bahnstrecke Agram-S., hat (1881) 5529 Einw., lebhaften Handel und
¶
(spr. ssist'róng), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementNiederalpen, an der Mündung des Buech in die Durance und an der Eisenbahn Rognac-Gap, mit Citadelle, Collège, Antiquitätenmuseum,
Seidenspinnerei, Papierfabrikation
[* 58] und (1886) 3188 Einw. S.
ist das alte Segustero.
[* 57] (ägypt. sechem), Lieblingsinstrument der alten Ägypter sowie der ägyptisierenden
Römer
[* 59] und Römerinnen, das sie beim Kultus der Isis
[* 60] schlugen, besteht aus einem metallenen, in ovale Form gebogenen Reif mit
einem Stiel.
Mitten durch den Reif gehen metallene Stäbe, die in weiten Löchern leicht sich hin- und
herbewegen und dadurch beim Tanz ein betäubendes Geräusch hervorbringen.
in der griech. Mythologie Sohn des Äolos und der Enarete, Gemahl der Merope, Gründer und
König von Ephyra (Korinth)
[* 63] u. Stifter der Isthmischen Spiele. Er wird als der verschlagenste aller Menschen geschildert, verriet
die Pläne der Götter (s. Asopos), überfiel und tötete Reisende und ward deshalb von Theseus getötet. Seine Strafe in der
Unterwelt bestand darin, daß er einen Felsblock einen steilen Berg hinanwälzen mußte, der immer wieder
hinabrollte (daher der Ausdruck »Sisyphosarbeit«). So schildern es Vasenbilder, auf denen
gelegentlich die Erinnys antreibend und strafevollstreckend auftritt (vgl. Art. »Erinnyen«,
[* 64] Fig. 2). - In der Volkswirtschaft
wird mit Sisyphismus das System derjenigen Nationalökonomen bezeichnet, welche die Arbeit um ihrer selbst, nicht
um ihres Erfolgs willen als schätzenswert bezeichnen.
(Ssit), Nebenfluß der Mologa in Rußland, durchfließt die GouvernementsTwer und Jaroslaw und ist historisch bekannt
durch die Tatarenschlacht 1238, nach welcher die Tataren, ohne weiter nach N. vorzudringen, von Rußland Besitz nahmen.
tacuisses,philosophusmansisses (lat.), »wenn
du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben«, d. h. so hättest du dir keine Blöße gegeben (beruht auf
einer Erzählung in Boethius' »De consolatione philosophiae«, 2, 17).
als schlechthin allgemeines und gültiges Gesetz des äußern Betragens (Anstandsgesetz) ist einerseits von den
»Sitten«, welche als solche weder schlechthin allgemein (z. B. bloße Landes- oder Standessitten) noch
schlechthin gültig (z. B. bloße Zeit- oder Modesitten) sind, anderseits von dem »Sittengesetz«, welches die innere Gesinnung
mit umfaßt, aber auch von dem ihr zunächst verwandten »Rechtsgesetz«
dadurch verschieden, daß die Verletzung des letztern öffentliche Ahndung (z. B. gerichtliche Strafe),
die der S. dagegen nur private (z. B. gesellschaftliche Verfemung) nach sich zu ziehen pflegt.
Das der S. gemäße Betragen als sittiges (s. Sittig) ist daher ebenso wenig mit dem (eben herrschenden Sitten entsprechenden)
gesitteten oder dem (den Forderungen des Sittengesetzes angemessenen) sittlichen oder dem (aus dem Gesichtspunkt des Rechtsgesetzes
betrachtet unbescholtenen) rechtlichen Benehmen wie die Lehre
[* 70] von der S. (Anstandslehre) mit jener von
den (irgendwo und irgendwann herrschenden) Sitten (Sittenkunde, Moralistik) oder vom Sittengesetz (Sittenlehre, Moralphilosophie,
Ethik) oder vom Rechtsgesetz (Rechtsphilosophie, Naturrecht) zu verwechseln.
Inbegriff derjenigen polizeilichen Maßregeln, welche auf die Beförderung der
allgemeinen Sittlichkeit gerichtet sind; auch Bezeichnung der mit der Ausführung solcher Maßnahmen betrauten amtlichen Organe.
Da das innere Leben der Menschen der staatlichen Einwirkung entzogen ist, so kann der Staat gegen unsittliche Grundsätze und
deren Verbreitung nur insoweit einschreiten, als sie in die äußere Erscheinung treten. Das Strafrecht
bedroht gewisse unsittliche Handlungen mit Strafe, und die S. soll gewissen äußern Anreizungen zur Unsittlichkeit entgegenwirken.
Dahin gehört das Einschreiten gegen die Prostitution (provinziell daher »Sitte« die Polizeiaufsicht über die Prostituierten)
und gegen wildeheliche Verhältnisse, welche ein öffentliches Ärgernis geben, und das Einschreiten gegen
den Vertrieb unsittlicher Schriften und Bildwerke. Ferner bilden die Überwachung der Gast- und Schankwirtschaftslokale, die
Handhabung der Polizeistunde, die Kontrolle der öffentlichen Tanzbelustigungen und der sonstigen Lustbarkeiten sowie die Maßregeln
gegen Trunksucht den Gegenstand der S. Auch die polizeiliche Überwachung der Glücksspiele ist dazu zu rechnen, ferner die
Aufrechthaltung der religiösen Ordnung und das Vorgehen
¶
mehr
gegen die Entheiligung des Feiertags. Endlich gehört auch die auf die Zwangserziehung verwahrloster Kinder gerichtete Verwaltungsthätigkeit
in das Gebiet der S.
(Sitter), Nebenfluß der Thur in der Schweiz,
[* 72] 42½ km lang, kommt aus der Appenzeller Hochwildnis zwischen Säntis
und Altmann, aus dem Seealpsee (1142 m), erreicht das Weißbad (817 m), fließt durch die offene Thalfläche
dem OrtAppenzell
[* 73] (781 m) zu, dann fortwährend durch ein tobelartiges Thal und mündet bei Bischofzell (457 m).
Kurz nach Einmündung
der Urnäsch führt, 63 m über dem Flußbett, die Gitterbrücke der St. GallerEisenbahn über das Thal der S.
dramatische Dichtungen, in welchen durch Charaktere und Handlung eine aus irgend welchen (erlaubten
und unerlaubten) Gründen interessante (mitunter auch bloß pikante) ernste oder heitere Situation herbeigeführt wird, deren
Ausmalung ins einzelne sodann als die eigentliche Absicht des Dichters erscheint, welcher Charakterzeichnung und Motivation
untergeordnet werden. Dieselben bilden daher einen Gegensatz sowohl zu den sogen. Charakterstücken (s. d.),
in welchen durch Handlung und Situation ein interessanter Charakter dargestellt, als zu dem eigentlichen Drama (s. d.), in welchem
durch Situation und Charaktere eine interessante und fortschreitende Handlung motiviert wird.
Weil das Absehen des Dichters nur auf die Herbeiführung jener Situation als Gipfel der Dichtung geht,
so tritt mit dem Eintritt derselben auch gewöhnlich ein Stillstand der Handlung ein; die mangelnde Tiefe dramatischer Motivation
wird durch epische Breite der Schilderung (Situationsmalerei) zu verhüllen gesucht. Die Situation selbst erscheint, der Mängel
der Motivation halber, mehr durch äußern Zufall als innere Notwendigkeit herbeigeführt. Eine komische
Situation, welche dem lockern Verband
[* 74] einer nur scherzhaft gemeinten launischen Zufallswelt angehört, ist daher besser für
die Form des Situationsstücks geeignet als eine ernste (oder gar tragische) Situation, deren Voraussetzung eine den Zufall
ausschließende, ernsthaft gemeinte (oder gar sittliche) Weltordnung ausmacht. S. und Charakterstücke sind daher nicht sowohl
Dramen als dramatische Gemälde.
inversus (lat.), s. v. w. angeborne Lageveränderung
der Eingeweide. ^[= (lat. Intestina, hierzu Tafel "Eingeweide des Menschen I u. II"), im Gegensatz zur ...]
[* 76]
nennt man die für Preßvergehen gesetzlich verantwortlichen und bestraften Scheinredakteure, welche
mit der wirklichen Redaktion nichts zu thun haben.
Ihre Vorschiebung bildet ein oft benutztes Mittel, den
eigentlichen Thäter der Strafe zu entziehen und so das Gesetz zu umgehen. Vgl. Presse,
[* 77] S. 334.
(Session), Zusammenkunft zum Zweck gemeinsamer Beschlußfassung, z. B. eines Ausschusses, einer Ständeversammlung,
einer kollegialen Behörde. Für die Sitzungen eines Kollegiums der letztern Art sind in der Regel ein für
allemal gewisse Sitzungstage bestimmt, wie dies z. B. für die Schöffengerichte in dem deutschen Gerichtsverfassungsgesetz
verordnet ist, deren Sitzungstage für das ganze Jahr im voraus festzustellen sind. Bei Volksvertretungen versteht man unter
S. nicht nur die einzelne Zusammenkunft (séance), sondern auch die ganze Zeitdauer, für welche die Körperschaft einberufen
und beisammen ist (session, Sitzungsperiode, Diät). Die Handhabung der Disziplin und die Aufrechterhaltung
der Ordnung in den Sitzungen (Sitzungspolizei) ist Sache des Vorsitzenden. Für die Sitzungen der Volksvertretungen, Gemeindekollegien
und Gerichte ist das Prinzip der Öffentlichkeit (s. d.) besonders wichtig.
L. (Wassermerk), Gattung aus der Familie der Umbelliferen,
[* 78] krautartige Gewächse, welche an sumpfigen
Orten auf der nördlichen Halbkugel weitverbreitet vorkommen. Von den vier Arten kommt nur S. latifoliumL. (Zuckermerk) in Deutschland
vor; sie wächst im Wasser, hat einen röhrigen, vielkantigen, stark verzweigten Stengel,
[* 79] über den Wasserspiegel hervorragende
fiederteilige, breitzipfelige und untergetauchte haarförmig zerteilte Blätter und gilt für giftig. S. SisarumL.
(Zuckerwurzel), aus Mittelasien, mit untern fiederschnittigen und obern dreiteiligen Blättern, wird auf leichtem, fettem Gartenboden
der süß und aromatisch schmeckenden Wurzel
[* 80] halber kultiviert.
größte Stadt Oberägyptens und Hauptort der gleichnamigen Provinz
(Mudirieh), links am Nil und am Südende der Eisenbahn gelegen, ist Sitz der Provinzialbehörden, eines
koptischen Bischofs und eines deutschen Konsulats sowie Hauptstapelplatz für den Verkehr zwischen Kairo
[* 81] einerseits, Dar Fur
[* 82] und
Senaar anderseits. Die Einfuhr betrug 1887: 3,387,000 Frank, die Ausfuhr 6,106,500 Fr. Die Stadt hat einen großen Regierungspalast,
viele Moscheen, eine Behörde zur Unterdrückung der Sklaverei, eine amerikanische Missionsschule und (1882)
31,575 Einw. (worunter 134 Ausländer), welche schöne schwarze und rote Thonarbeiten, Fächer
[* 83] aus Straußfedern, Elfenbeinarbeiten
u. a. fertigen. S. war schon im Altertum bedeutend, doch ohne hervorragende Monumente. Bemerkenswert durch die Menge von Mumiengräbern
des hier verehrten Wolfs (daher der Name) und die westlich von der Stadt gelegenen hochinteressanten Grabkammern der
NomarchenHap Tefa, welche dem 26. Jahrh. v. Chr. entstammen.
Sivatherium Falc. et Cautl.,
mit enorm großem Schädel, zwei Stirnzapfen und zwei weitern Hervorragungen hinter letztern, in den Sivalikschichten Indiens;
Bramatherium Falc. und Hydaspitherium Lydekker, ebenfalls in
Indien.
denen sich später andre Dichtungen unter dem Titel: »Palmen
[* 94] und Birken« (2. Aufl., Leipz. 1853) und »Aus
beiden Welten« (das. 1863) anschlossen. Außerdem schrieb er: »Deutsche
[* 95] Dichter in Rußland« (Berl.
1855);
»Wenden. Seine Vergangenheit und Gegenwart« (Riga 1858);
einer der volkstümlichsten Götter der Inder, dem im Süden von Indien
die große Mehrzahl, im N. wenigstens ein bedeutender Teil der Bevölkerung
[* 97] anhängt. Er ist der Patron
der Büßer, der aber selbst nicht durch Askese überwunden und zur Gewährung von Bitten gezwungen werden kann, und der mächtige,
hoch oben auf dem Himalaja thronende Herr derBerge, der zerstörend, aber zugleich reinigend und befruchtend wirkt.
Als Symbol seiner Gewalt führt er denDreizack und eine Jagdschlinge oder eine Antilope, zuweilen auch eine Feuerflamme in der
Hand;
[* 98] eine besondere Eigentümlichkeit seines Gesichts ist das dritte Auge
[* 99] auf der Stirn.
Zuweilen wird er auch mit fünf Armen abgebildet. Seine Gattin ist Parwatî (s. d.), auch Durgâ und Kâlî
genannt (s. Tafel »Bildhauerkunst
[* 100] I«,
[* 84]
Fig. 12 u. 13). Die Siwaiten oder
Siwaverehrer zerfallen in Saiwas (Siwaiten) und Wîrasaiwas (starke Siwaiten); gemeinsam ist beiden die Verehrung des S.
unter dem Symbol des Phallus oder Lingam (s. d.). S. scheint aus dem wedischen Rudra (s. d.) in Verbindung mit Agni (s. d.) sich
herausgebildet zu haben; nach andern ist es ein ursprünglich drawidischer Gott, der in der Zeit des
Kampfes zwischen Brahmanismus und Buddhismus mit seiner Familie in das brahmanische Göttersystem aufgenommen und mit dem wedischen
Rudra identifiziert wurde.
(Sywás, sonst Sebastia), Hauptstadt des gleichnamigen
türk. Wilajets in Kleinasien, am Kisil Irmak,
ziemlich verfallen, eng und schmutzig, mit etwas Industrie und Handel und 16-20,000 Einw. (ein Fünftel Armenier).
(franz., spr. ssixt, deutsch Sechsern), ein Kartenspiel, welches unter 6 Personen gespielt wird, von denen jeder 6 Blätter
erhält; 6 Spiele machen eine Partie. Der Geber schlägt das letzte (ihm selbst gehörige) Blatt
[* 103] als Trumpf
auf. Die Folge der Karten ist die natürliche: As bis Sechs. Es muß Farbe bekannt und möglichst überstochen werden. Wer 3 Stiche
hat, markiert 1 Point; haben aber 2 Spieler je 3 Stiche, so markiert nur der, welcher sie zuerst hatte.
Ebenso ist es, wenn 3 Spieler je 2 oder alle 6 Spieler je 1 Stich haben. Wer ein As als Trumpf aufschlägt, markiert 1 Point. Derjenige
gewinnt schließlich den Einsatz, welcher in 6 Spielen die meisten Points hatte.
1) St. S. I., Römer und als röm. Bischof seit 116 (119) Nachfolger Alexanders I., soll 128 enthauptet worden sein und wird
deshalb als Märtyrer verehrt.