Konrad von S. ward von
KaiserMaximilian H. in den Reichsfreiherrenstand und dessen Nachkommen 1773 von
KaiserJoseph II. in
den Reichsgrafenstand erhoben und 1791 in das schwäbische Grafenkollegium eingeführt.
(spr. ssiddens),Sarah, eine der größten tragischen Schauspielerinnen der
Engländer, geb. zu Brecon
in
Wales,
Schwester der beiden berühmten
SchauspielerCharles und
JohnPhil. Kemble, betrat noch sehr jung
die
Bühne, verheiratete sich 1773 mit dem
SchauspielerS. und fand, nachdem sie schon 1775 am Coventgardentheater in
London
[* 9] gespielt hatte, 1782 an dieser
Bühne ein bis zu ihrem Rücktritt vom
Theater
[* 10] währendes
Engagement. Von vorteilhaftem
Äußern, mit vollem und wohlklingendem
Organ begabt, war sie die vorzüglichste Schauspielerin, die vielleicht
England je besaß. Ihr
Geist war klassisch gebildet, ihr moralischer
Charakter tadellos.
LadyMacbeth und
Katharina in
Shakespeares
»Heinrich VIII.« waren ihre Hauptrollen. In ihren Mußestunden widmete sie sich der Bildhauerei und lieferte
mehrere treffliche Werke, z. B. die
Büste des nordamerikanischen
PräsidentenAdams. S. starb in
London. Ihr
Leben beschrieben
Campbell (2. Aufl., Lond. 1839) und
Mrs. Kennard (das. 1887).
der im
Mittelalter allgemein
geglaubte Einfluß, den die
Gestirne und namentlich der
Mond
[* 12] auf den
Zustand des tierischen
Organismus ausüben sollen.
(v. griech. sideros,Eisen),
[* 14] der Einfluß, den
Metalle, überhaupt unorganische
Körper auf den
Menschen äußern
sollen, so daß dieser fähig werden soll,
Metalle und
Wasser unter der
Erde zu empfinden;
dann
MesmersMethode magnetischer Behandlung
der Kranken mit Eisenstäben, die in einer magnetisierten Wanne (siderisches Baquet) befestigt waren;
auch s. v. w. Einfluß der
Gestirne (lat. sidera) auf den menschlichen
Körper.
(Terralith-,Hydrolithwaren),
Thonwaren
[* 15] aus weißem oder farbigem
Thon, die geformt oder in
Gips
[* 16] gegossen,
scharf gebrannt, bemalt, mit farbigem
Bernsteinfirnis lackiert, auch wohl bronziert und dann wieder scharf
ausgetrocknet werden.
nach Art eines
Heliostaten eingerichtetes
Instrument, welches die von einem
Stern oder
von der
Sonne
[* 21] kommenden
Strahlen immer in derselben
Richtung reflektiert, so daß das Beobachtungsfernrohr unveränderlich feststehen
kann, während der
Stern sich bewegt;
(Sierre),
Flecken und Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Wallis,
am
Rhône und an der
Eisenbahn Bouveret-Brieg, baut guten
Wein (Muskat) und hat (1880) 1671 Einw. (919 Deutsche);
[* 29]
Hedschâm,Staat des, ein 1810 von
Marokko
[* 31] unabhängig gewordener Berberstaat, erstreckt sich
unter 29° 30' nördl.
Br. auf 30 km an der
Küste und etwa 70 km ins
Innere. Der eigentliche
Name des
Landes ist Taserult. Die
Bewohner sind fleißige
Ackerbauer, bauen auch die
Erzgänge ihrer
Berge ab, treiben aber vornehmlich
Handel mitKamelen.
Der
Scheich gewährt allen
Fremden sicheres
Geleit, und so hat sich hier ein lebhafter
Verkehr entwickelt. Hauptort ist Ilegh;
derselbe wurde 1880 vonLenz besucht.
(spr. ssíddmöth), Seebadeort in Devonshire (England), an der Mündung des Sid in den Kanal,
[* 33] mit merkwürdigem
Privatmuseum (Knowle Cottage), Spitzenklöppelei und (1881) 3475 Einw.
Georg III., dessen ganze Zuneigung er besaß, ernannte 1805 Addington zum ViscountS. und Präsidenten des GeheimenRats, welches
Amt er aber nur wenige Monate bekleidete. Nach PittsTod (1806) bildete er mit Fox und Grenville ein neues Ministerium, in welchem
er erst Geheimsiegelbewahrer, dann Geheimratspräsident war, das jedoch schon im Februar 1807 nach Fox'
Tod wieder zerfiel. Auf LordLiverpools Zureden nahm S. 1812 das Ministerium des Innern an und behielt dies Amt, ohne entscheidenden
Einfluß auf die britische Politik auszuüben, bis 1822, blieb darauf noch zwei Jahre Minister ohne Portefeuille und zog
sich 1824 ganz von den Geschäften zurück. Er starb
Vgl. Pellew, Life and correspondence of H. Addington, Viscount
of S. (Lond. 1847, 3 Bde.).
(spr. ssíddní), 1) SirPhilip, einer der ersten guten engl. Prosaiker, geb. zu Penshurst in
Kent, studierte zu Oxford und Cambridge und bereiste dann drei Jahre lang den Kontinent. 1575 zurückgekehrt, gewann er die Gunst
der KöniginElisabeth, zog sich aber 1578 nach Wilton in Wiltshire, dem Landsitz seines Schwagers, des Grafen von Pembroke, zurück,
wo er eine Reihe von »Sonnets« in dem gesuchten, an die Concetti der Italiener sich anschließenden Stil
des Zeitalters und den Schäferroman »Arcadia« verfaßte. Obgleich aber
S. entschieden spanische und italienische Muster vor Augen hat, so begnügt er sich doch nicht mit Schilderungen des Schäferlebens;
er verflicht auch Szenen des Ritter- und Jagdlebens mit jenen und weiß sie mit gleicher Lebendigkeit und
Anmut auszuführen. Seine »Apology for poetrie« (1595, neue Ausg.
1868) macht den Versuch, zu zeigen, daß die Genüsse, welche die Dichtkunst gewährt, mächtige Förderer nicht nur im Erwerb
von Kenntnissen, sondern auch in der Pflege der Tugend sind. S. wurde als das Ideal eines Hofmanns, Soldaten und Gelehrten
angesehen und erwies sich zugleich als freigebigen, einsichtigen Beförderer von Kunst und Wissenschaft. 1582 kehrte er an den
Hof
[* 37] zurück und ward zum Gouverneur von Vlissingen ernannt.
Unter seinem Oheim, dem Grafen von Leicester,
[* 38] gegen die Spanier fechtend, wurde er im Gefecht bei Zütphen (September 1586) tödlich
verwundet und starb Seine Werke erschienen zu London 1725 in 3 Bänden; seine »Miscellaneous
works« wurden vonGray (Oxf. 1829),
sein Briefwechsel mit HubertLanguet von Pears (Lond. 1845),
eine neue Ausgabe seiner »Complete
poems« von Grosart (das. 1877, 3 Bde.)
veröffentlicht.
Vgl. Fox Bourne, Memoir of Sir P. S. (Lond. 1862);
2) Algernon, engl. Politiker, geb. 1622 zu London als der zweite Sohn des GrafenRobert von Leicester, that sich im Aufstand der
Irländer 1641 hervor und trat, als die Zerwürfnisse zwischen Karl I. und dem Parlament ausbrachen, auf
die Seite des letztern. Er diente in der Parlamentsarmee unter Fairfax und zeichnete sich namentlich in Irland aus. Dem zur
Aburteilung Karls I. eingesetzten Gerichtshof gehörte er an, wohnte zwar den Verhandlungen bei, erschien aber nicht an dem Tag
der Abstimmung und verweigerte auch die Unterschrift der Hinrichtungsakte.
Der berüchtigte Oberrichter Jeffreys (s. d.) bewirkte seine Verurteilung auf Grund eines unter seinen Papieren gefundenen Manuskripts,
in welchem S. seine republikanischen Gesinnungen offen ausgesprochen hatte. Ein Revisionsgesuch, das S.
nach seiner Verurteilung einreichte, blieb unberücksichtigt; er wurde enthauptet. Wilhelm III. ließ nach seiner
Thronbesteigung durch Kassation jener Todesurteile die Ehre des Hingerichteten herstellen. Sidneys gelehrte Schrift »Discourses
concerning government etc.« (Lond. 1698 u.
öfter; deutsch, Leipz. 1794; von Hollis nebst andern Stücken hrsg., Lond. 1772) enthält das politische
Glaubensbekenntnis des bedeutenden Mannes.
Vgl. Meadley, Memoirs of Algernon S. (Lond. 1813);
Ewald, Life and times of A. S.
(das. 1872, 2 Bde.);
alte berühmte Stadt Phönikiens, am MittelländischenMeer, mit einem Doppelhafen, gelangte
unter allen phönikischen Städten am frühsten zu Wohlstand, behauptete dann eine Art Oberherrschaft über dieselben (1600-1300
v. Chr.) und sendete viele Kolonien aus (Hippo, Altkarthago etc.). Die Sidonier (Sidôním, »Fischer«),
allein unter den Phönikern
schon dem Homerischen Epos bekannt, trieben ausgebreiteten Handel, fertigten vortreffliche Glaswaren, wozu die
Dünen der Küste zwischen Akko und Tyros die erforderliche Erde lieferten, und unterhielten auch Leinwand- und andre Manufakturen.
Zugleich waren sie Meister der Sternkunde, Zahlenlehre und der Nachtschiffahrt. Auch als Vasallin der vorderasiatischen Reiche
(Assyrien, Babylon) blieb S. bedeutend. Unter persischer Herrschaft empörte es sich, wurde aber von Artaxerxes Ochus 351 eingenommen
und zerstört. Wieder aufgebaut, ergab es sich an Alexander d. Gr., der daselbst einen Vasallenkönig einsetzte. Später stand
S. abwechselnd unter ägyptischer und syrischer Botmäßigkeit, bis es dem römischen Reich einverleibt wurde. Von besonderm
Interesse sind die zahlreichen Felsengräber der Umgebung von S., welche bis auf die neueste Zeit
herab wissenschaftlich und künstlerisch wertvolle Ausbeute geliefert haben. Jetzt Saïda (s. d. 1).
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königlich sächs. Frauenorden für Verdienste auf dem Gebiet freiwillig helfender Liebe in Krieg und
Frieden, gestiftet von König Johann, vorzugsweise für Inländerinnen. Die Dekoration besteht aus einem achtspitzigen,
weiß emaillierten Kreuz
[* 40] mit goldenen Kanten und einer gekrönten Agraffe, die die Namenschiffer S. trägt. Der Mittelschild
ist mit acht goldenen Rautenblättern besetzt und zeigt auf dem Avers das Bild der Herzogin Sidonie in
Gold
[* 41] auf dunkelblauem Grund mit der Namensumschrift, auf dem Revers das sächsische Wappen
[* 42] und 1870. Das Band
[* 43] ist violett mit
zwei weiß und grünen Streifen. Der einklassige Orden
[* 44] kann auch mit Großkreuzband verliehen werden.
bei den heutigen Juden die an jedem Sabbat in der Synagoge zu verlesende Perikope des Pentateuchs,
der zu diesem Zweck in 54 Abschnitte geteilt ist. Die Vorlesung wird am Sabbat nach dem Laubhüttenfest mit
dem 1. Buch Mosis begonnen und am Gesetzfreudenfest beendet. Jede S. ist in sieben Teile (Parascha) geteilt, und zur Vorlesung
jeder Parascha wird ein erwachsener Israelit zur Thora-Rolle gerufen, welcher vor und nach der Vorlesung einen Segensspruch
spricht. Der den Beschluß Machende (Mastir) liest auch gewöhnlich die Haftara (s. d.) vor.
Geräte zur Sonderung grobkörniger Pulver von feinkörnigen, auch zur Trennung von festen
und flüssigen Körpern, bestehen aus Geflechten oder Geweben von Eisen-, Messing- oder Holzdraht, Pferdehaaren (Haarsiebe) etc.,
aus gelochten Platten, aus in einem Rahmen parallel nebeneinander befestigten Stäben u. dgl. Diese letztern S. stehen entweder
schräg, und das Material gleitet auf ihnen herab, wobei die feinern Teile hindurchfallen, oder man befestigt
das Sieb in einem Ring, so daß ein schachtelartiger Behälter entsteht, welcher mit der Hand
[* 50] hin- und hergeschüttelt wird,
oder man umspannt mit dem Gewebe
[* 51] einen etwas geneigt liegenden, rotierenden Cylinder, in
welchen das Material an dem einen Ende
eintritt und auf dem Weg bis zum andern Ende von allem feinen Pulver befreit wird (s. Mühlen).
[* 52]
früher Großfürstentum, jetzt in staatsrechtlicher und administrativer Beziehung vollständig mit Ungarn
[* 58] vereinigt (s. Karte
»Ungarn«),
erstreckt sich von 45° 16'-47° 42' nördl. Br. und von 22° 22'-26° 36' östl. L. v. Gr.,
grenzt im W. an die KomitateKrassó-Szörény, Arad, Bihar und Szilágy, im N. an Szathmár und Marmaros, im O. an die Bukowina
und Rumänien,
[* 59] im Süden an letzteres und hat einen Flächenraum von 55,731 qkm (1012 QM.).
S. ist ein Hochland, welches zu dem Gebirgssystem der Karpathen (s. d.) gehört.
Die Gebirge bilden die südöstliche Hauptgruppe der Karpathen und erfüllen das ganze Land, ihre Hauptketten aber, welche
die höchsten und rauhesten Gebirgsrücken und Gipfel am Süd- und Nordrand enthalten und im N. und W. am niedrigsten sind,
umschließen S. in beinahe quadratischer Form wallförmig und verleihen dem Lande dadurch den Charakter
einer großartigen Festung.
[* 60]
Nach außen fallen sie meist steil ab und erscheinen um so höher, weil die benachbarten Tiefebenen Rumäniens und Ungarns
nur 30-100 m Meereshöhe haben. Nach innen senden sie zahlreiche und vielverzweigte Bergreihen aus, zwischen welchen meist
nur sehr enge und kurze Thäler sich befinden. Nur die Thäler der Hauptflüsse erweitern sich stellenweise
beckenartig, so die Ebene im obern und mittlern Lauf der Maros, das schöne HátszegerThal (500 m ü. M.), die fruchtbaren Ebenen
des Czibin bei Hermannstadt,
[* 61] der Aluta bei Csikszereda und Kronstadt,
[* 62] das prächtige Burzenland (s. d.) von Reps (380 m ü. M.)
bis zum Rotenturmpaß (440 m ü. M.) und das Szamosthal bei
Bistritz und Deés.
Die Thalhöhe nimmt im allgemeinen gegen O. zu; die tiefsten Punkte (im westlichen Marosthal) haben noch immer eine Seehöhe
von über 160 m. Charakteristisch sind die ungeheuern Spalten, welche die Berge mitunter senkrecht teilen. Fast völlig in der
Mitte des Landes liegt die Mezöség (Siebenbürgische Heide, rumän. Kimpia), ein überaus fruchtbares
Hügelland, welches sich in einer Ausdehnung
[* 63] von 90 km Länge und 75 km Breite
[* 64] erstreckt und die Kornkammer Siebenbürgens genannt
wird. Hauptfluß des Landes ist die Maros, die das Land in einem Bogen
[* 65] durchströmt und rechts den Großen und KleinenAranyos,
links den Görgény und den Großen und KleinenKokel (Küküllö) und den Streel aufnimmt; ferner die Szamos mit dem
¶
mehr
Lápos und der Bistritz, die Aluta mit dem Fekete Ügy, dem Burzenbach, dem Homoród und dem Czibin. Im W. entspringt auch
die Körös und an der Ostseite die GoldeneBistritz, der Totrus (Trotusch) etc., die nach der Moldau in den Sereth fließen.
Unter den Seen sind der 22 km lange fischreiche Hodoser (oder Cseger) See bei Szamos-Ujvár, der fast 1000 m
hoch gelegene, schwefelhaltige St. Annensee am Nordende des HáromszékerGebirges, der Verestó (im Gyergyóer Gebirge), aus
dem der Große Békás fließt, der Lálasee im RodnaerGebirge und zahlreiche kleine Seen (Meeraugen) in den siebenbürgischen
Karpathen, besonders im Süden, zu bemerken.
Der Höllenmorast, bei Kovászna, entwickelt kohlensaures Gas, das die darüberfliegenden Vögel
[* 67] betäubt und tötet. An Mineralquellen,
meist Salz- und Sauerbrunnen, ist das Land ungemein reich; die bemerkenswertesten Heilquellen sind die Schwefelthermen in Alvácza,
die kohlensäurereichen Quellen in Elöpatak und Homoród, die eisenhaltige Quelle
[* 68] in Borszék, die Stahlsäuerlinge in Tusnád,
die Jodquellen in Baasen und Zaizon, die Glaubersalzquellen in Kis-Czég und Kovászna u. a. In Torda und Vizakna sind vorzügliche
Salzbäder.
Die beträchtliche Meereshöhe und die hohen Randgebirge bewirken, daß das Klima
[* 69] trotz der südlichen Lage ziemlich rauh ist.
Kronstadt hat 7,7° C., Klausenburg
[* 70] 9° und Hermannstadt 8,7° mittlere Jahreswärme. In den höhern Gebirgsgegenden
dauert der Winter oft bis in den Mai, während anderwärts, z. B. im HátszegerThal, das mildeste Klima herrscht. Am mildesten
ist es in der Mitte des Landes an den FlüssenMaros, Szamos und Kokel. Das südliche S. ist häufigen Regen und Überschwemmungen
ausgesetzt. Trotz schneller Temperaturwechsel ist das Klima im ganzen gesund.
[Bevölkerungsverhältnisse.]
In Bezug auf Nationalität und Religion zeigt S. die größte Mannigfaltigkeit. Von der Gesamteinwohnerzahl,
1881: 2,084,048 (über deren Verteilung auf die einzelnen Komitate vgl. die Tabelle bei Art. »Ungarn«),
waren 1,146,611 Rumänen,
608,152 Ungarn, 204,713 Deutsche;
überdies gab es daselbst 46,460 Zigeuner, 3315 Armenier, 1983 Slawen etc.
Der Religion nach waren 662,936 griechisch-orientalischer, 572,772 griechisch-katholischer, 296,795 reformierter, 263,823
römisch-katholischer, 199,551 AugsburgerKonfession, 55,068 Unitarier, 20,043 Israeliten etc. Am stärksten vermehren sich
die Rumänen und Szekler;
die erstern sind im ganzen Land verbreitet, meist aber im W. und Süden;
die letztern bewohnen die
gebirgigen östlichen Teile des Landes und waren einst die Verteidiger der Grenze.
Die Rumänen treiben meist Viehzucht. Die Zigeuner sind teils ansässige, teils wandernde, sogen. Zeltzigeuner. Beide nähren
sich als Pferdehändler, Schmiede, Korbflechter, Kesselflicker, Abdecker, Musikanten etc., die angesiedelten
besonders als Goldwäscher (in Oláh-Pian). Die Griechen und Armenier sind Kaufleute, die Juden meist Kleinhändler, Hausierer
und Branntweinbrenner. S. ist trotz seines Gebirgscharakters mit
Ausnahme der höchsten kahlen Bergrücken sehr fruchtbar.
Vom Areal entfallen 22,6 Proz. auf Ackerland, 0,5
auf Weinland, 16,5 auf Wiesen und Gärten, 9,5 auf Weiden, 37,3 auf Wald, und 13,5 Proz. sind unproduktiv.
Besonders fruchtbar sind das Marosthal und die Gegend bei Hermannstadt, Kronstadt, Reps etc., wo alle Getreidearten vorzüglich
gedeihen. Hauptsächlich wird jedoch nur Mais, Weizen und Hafer,
[* 74] sodann Flachs, Hanf und Tabak
[* 75] gebaut. Der Weinstock ist überall
zu finden, gedeiht aber am besten an den Ufern der Maros, im Hunyader und im Groß- und Kleinkokelburger
Komitat.
Obst liefert S. in großer Menge, ebenso auch allerlei Farbhölzer, Alpen- und gewürzreiche Kräuter. Die ausgedehnten Waldungen
bestehen aus Tannen, Fichten, Buchen, Eichen, Erlen etc. Das Tierreich bietet ebenfalls eine große Mannigfaltigkeit. Das Hornvieh
ist an Güte dem ungarischen gleich. Büffel werden meist nur als Zug- und Lasttiere benutzt; vorzüglich
und darum sehr geschätzt ist die Milch der Büffelkühe. Auf den Gebirgsweiden grasen viele tausend Pferde,
[* 76] und die Pferdeausfuhr
ist bei der starken Zucht sehr beträchtlich.
vorzüglich Hanfleinwand wird in allen Dörfern des Landes, aber meist nur zum eignen Bedarf, erzeugt; Tücher werden besonders
in Hermannstadt, Kronstadt und Heltau verfertigt. Zahlreich vertreten sind Gerberei und Branntweinbrennerei. Gewöhnliches Töpfergeschirr
wird hinlänglich erzeugt; bemerkenswert sind die Wasserkrüge aus feinem grauen Thon und die blasigen Trinkgefäße aus Alaunthon.
Unter mehreren Steingutfabriken ist die zu Batiz die vorzüglichste; unter den Glashütten liefern die
bei Arpás und Kertzesora auch feine und geschliffene Artikel.
Derselbe, Deutsche Volksmärchen aus dem Sachsenland in S. (4. Aufl., das. 1885);
F. Müller, Siebenbürgische
Sagen (2. Aufl., das. 1885).
[Geschichte.]
S. war im Altertum ein Teil Daciens und wurde 107 n. Chr. von Trajan der römischen Herrschaft
unterworfen. Seit 274 gaben die Römer
[* 93] das Land auf, und die Stürme der Völkerwanderung brachen über dasselbe herein. Es
ward nacheinander von den Ostgoten, Gepiden, dann von den Petschenegen eingenommen. Gegen ihre Einfälle mußte König Stephan
I. Ungarn schützen, was nun zu fortschreitender Besitznahme des Landes, namentlich seit dem Schluß des 11. Jahrh.,
führte.
Die Günstlingsherrschaft Csákis und der gegründete Verdacht, die Fürstin sei insgeheim katholisch geworden, ferner ihr
schlechtes Einvernehmen mit StephanBethlen erzeugten eine allgemeine Unzufriedenheit mit ihrem Regiment,
und sie sah sich genötigt, die Regierung niederzulegen; statt ihrer wurde 1631 GeorgRákóczy I. zum Fürsten erwählt. Dieser
verbündete sich 1644 mit Frankreich und Schweden
[* 97] gegen den Kaiser, welcher durch Abtretung beträchtlicher Gebiete den Frieden
von ihm erkaufte.
Ihm folgte 1648 sein Sohn GeorgRákóczy II., welcher mit mehreren Rivalen, darunter Achat
[* 98] Barcsai, zu kämpfen
hatte, welche zum Teil von den Türken unterstützt wurden. Von letztern bei Klausenburg
geschlagen, starb er an den
erhaltenen Wunden. Die den Türken abholde Partei der Stände wählte darauf JohannKemény zum Fürsten, der seinen Rivalen Barcsai
besiegte und hinrichten ließ (April), aber ebenfalls mit den Türken zu kämpfen hatte, die das Land
verheerten und MichaelApafi zum Fürsten einsetzten.
Kemény blieb in der Schlacht bei Nagy Szöllös und Megyes gegen die Türken. Nachdem 1683 die Türken bei Wien geschlagen
worden, wurde Apafi durch das siegreiche Vordringen der kaiserlichen Waffen zu zwei Verträgen mit KaiserLeopoldI., dem Hallerschen und Blasendorfer (von 1686 und 1687), gezwungen, infolge deren der Landtag 1688 die Oberhoheit des
ungarischen Königs und römischen Kaisers anerkannte. Als der Fürst 1690 starb, bewog Leopold dessen Sohn MichaelApafi II.,
nachdem das Leopoldinische Diplom vom der Grundvertrag des Landes mit dem HausÖsterreich, die
verfassungsmäßige Freiheit und alte Rechtslage desselben in politischer und kirchlicher Beziehung gewährleistet, dem Fürstentum
zu entsagen (1696). Die Pforte erkannte im Frieden von Karlowitz (1699) KaiserLeopold I. im Besitz von S. an. Verbunden mit Unzufriedenen,
erhob sich hiergegen FranzRákóczy (1703) und wurde von einem Teil des magyarischen Adels und den Szeklern
zum Fürsten ausgerufen; aber die kaiserliche Kriegsmacht blieb siegreich, und der Friede von Szathmár (1711) ließ S. unter
Österreich. Noch einmal machten die Türken den Versuch, S. zu erobern; aber sie mußten in dem Frieden zu
Poscharewatz die Herrschaft Österreichs über dieses Land anerkennen.
Maria Theresia erhob S. 1765 zu einem Großfürstentum. Als KaiserJoseph II. durch seine Reformen die Hörigkeit in S. abschaffte,
erhoben sich die walachischen Bauern unter Anführung eines gewissen Hora zu wildem Aufruhr gegen die Edelleute. Erst gegen
Ende 1784 ward man der Empörung Meister, während deren 264 Schlösser der Adligen in Asche gelegt worden
waren. Die nationale und liberale Bewegung, welche sich seit 1825 in Ungarn mächtig zu regen anfing, fand ihren Widerhall auch
in S., wo die Regierung in konstitutionswidrigen Maßnahmen immer weiter vorgeschritten war.
Dem widerstrebten aber die übrigen Nationalitäten in S. Namentlich waren die Walachen, deren wiederholtes Gesuch, als vierte
Nation anerkannt zu werden, 1843 erfolglos geblieben war, gegen die Ungarn sehr erbittert, und diese Erbitterung
erhielt nach den Märzereignissen 1848 neue Nahrung. Auf Aufforderung des walachischen Bischofs Saguna versammelten sich 15. Mai 30-40,000
Walachen bei Balasfalva (Blasendorf) und faßten den Beschluß, den Kaiser abermals durch eine Deputation unter anderm um ihre
Anerkennung als vierte Nation zu bitten. Bald darauf kam es in Topanfalva, Marczfalva u. a. O. zu blutig-grausamen
Thätlichkeiten. Als vollends Feldmarschallleutnant Puchner, der
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