Sicherheitsvorrichtungen (zur Verhütung von Unglücksfällen)
mehr
Ventil
[* 2] drückt.
[* 1]
Fig. 1 zeigt ein S. mit Gewichtshebelbelastung. Hierin ist a das
Ventil, c dessen Sitz, f das
Gewicht, welches
an einem bei b drehbaren
Hebel
[* 3] d angebracht ist.
Mittels des
Stifts e wird der Belastungsdruck auf einen
Punkt des
Ventilsübertragen,
welcher unter der Sitzfläche g liegt, wodurch ein Umkippen des
Ventils vermieden werden soll. Der
Bügel
h dient zur
Führung des
Hebels d. Bei direkter Belastung wird das
Gewicht entweder in Form von
Scheiben in einem über dem
Ventil
angebrachten Gehäuse oder in Form von
Ringen, welche an einem auf dem
Ventil ruhenden Querstück hängen, an dem
Ventilstutzen i geführt.
Ein S. mit Hebelbelastung und
Feder unterscheidet sich von dem in
[* 1]
Fig. 1 dargestellten nur dadurch, daß statt des
Gewichts
f eine mit einem Ende am
Dampfkessel
[* 4] oder sonst wo befestigte
Schraubenfeder angebracht ist, deren
Spannung mit
Hilfe einer geeigneten
Stellschraubenvorrichtung reguliert werden kann. Ein S. mit direkter Federbelastung ist in
[* 1]
Fig. 2 dargestellt.
Über zwei
Ventilen vv liegt ein Querstück t, in dessen Mitte die von der
Feder f herkommende
Stange s angreift. Die
Muttern
m dienen zur Regulierung der
Federkraft. Wesentlich ist es bei Sicherheitsventilen, daß die Sitzfläche g
[* 1]
(Fig. 1) nur eine
sehr schmale Ringfläche bildet. Bei großer Sitzfläche hält es schwer, diese dicht zu schleifen.
Ferner
wirkt die
Adhäsion größerer Berührungsflächen der Öffnung des
Ventils entgegen, auch lagern sich darauf mehr Unreinigkeiken
^[richtig: Unreinigkeiten] ab als auf schmalen Sitzflächen.
[* 1]
^[Abb.: Fig. 2. Sicherheitsventil mit direkter Federbelastung]
[* 5] zur Verhütung von Unglücksfällen werden zum großen Teil auf
Grund
gesetzlicher Vorschriften hauptsächlich in Räumlichkeiten angewandt, wo viele
Menschen beisammen sind, bei Transportgelegenheiten
und namentlich in
Fabriken. Derartige S. sind in Gebäuden die Nottreppen, bisweilen verschlossen durch
Thüren, welche sich
durch den elektrischen
Strom öffnen, ferner
Alarmapparate zur automatischen
Anzeige von
Bränden,
Wasserleitungen mit
Schläuchen und Brausen, die bei Feuersgefahr in jeder
Etage eines
Hauses sofort in Betrieb gesetzt werden können,
auch wohl automatisch in Thätigkeit treten, sobald das
Feuer einen Sicherheitspfropfen aus leicht schmelzbarer Metalllegierung
geschmolzen hat. In
Theatern schließt der eiserne Vorhang die
Bühne vom Zuschauerraum ab,
Kulissen etc. imprägniert man mit
Salzen, welche das Verbrennen mit
Flamme
[* 6] verhindern. Im Eisenbahnwesen sind mannigfache S. ausgebildet
worden (Signalwesen, Notleine etc.), und auf
Schiffen führt man Rettungsboote, Schwimmgürtel, die auch im
Moment der Benutzung
elektrisch leuchtend gemacht werden können, Korkjacken etc. In
Fabriken handelt es sich einerseits um Vorrichtungen, welche
die Bedienung und Behandlung vonMaschinen und
Apparaten möglichst gefahrlos machen, anderseits um
Instruktionen,
nach welchen das Arbeiterpersonal sein Verhalten den
Maschinen gegenüber einzurichten hat, also um Betriebsvorschriften,
resp.
Fabrikordnungen. Beide
Richtungen müssen sich
gegenseitig ergänzen, eine absolute Sicherheit beim Maschinenbetrieb
wird aber nie erreicht werden: es wird immer ein gewisses
Maß von
Gefahr bleiben, mit welchem gerechnet
werden muß.
Bei
Dampfkesseln liegt die
Gefahr hauptsächlich in der Möglichkeit einer
Explosion. Zahlreiche Hilfsapparate, wie selbstthätige
Speisevorrichtungen, Speiserufer und andre
Alarmapparate, selbstthätige Feuerlöscher etc., erleichtern den Betrieb, ohne
die
Gefahr völlig auszuschließen. Von wesentlichster Bedeutung sind die vorgeschriebenen Kesselrevisionen. Bei
Dampfmaschinen
[* 7] sind die exponierten gangbaren Teile durch Schutzbleche,
Kapseln
[* 8] und
Barrieren zu schützen.
Ferner soll das
Putzen und
Schmieren, wenn irgend möglich, nur während des Stillstandes der
Maschine
[* 9] vorgenommen werden; andernfalls
sind ganz besondere Vorsichtsmaßregeln bezüglich der Einrichtung der
Maschine und die größte Achtsamkeit von seiten der
Arbeiter zu beobachten. Es sind aber auch mehrfach selbstthätigeSchmiervorrichtungen
[* 10] konstruiert worden,
und um das gefährliche Andrehen der
Schwungräder mit den
Händen zu vermeiden, wird außen oder seitlich am Schwungring ein
Zahnkranz angebracht und das
Rad an diesem mittels eines
Hebels mit Sperrklinke gedreht, oder es werden an das glatte
Schwungrad
von beiden Seiten her Reibungsrollen gepreßt und diese durch
Umdrehung einer
Kurbel
[* 11] in
Rotation versetzt,
wobei das
Schwungrad durch
Reibung
[* 12] mitgenommen wird. Das
Springen der Schwungringe läßt sich vielfach auf zu hoch gegriffene
Tourenzahl zurückführen. Als Schutzmaßregel bei schnell laufenden Schwungrädern empfiehlt Hädicke einen um dasselbe
gelegten schmiedeeisernen
Ring.
Um bei
Dampfmaschinen den
Dampf
[* 13] möglichst schnell abzuschließen und den
Motor zum Stillstand zu bringen,
lieferten
Dreyer,
Rosenkranz und Droop in
Hannover
[* 14] ein Absperrventil nach
Bayer, welches in gefahrvollen
Momenten die
Dampfmaschine
[* 15] sofort abzustellen gestattet. Dasselbe hat an seiner
Stange anstatt eines gewöhnlichen Gewindes eine
Nuß mit einer großen,
ziemlich stark ansteigenden Schraubenfläche von nur einer einzigen
Umdrehung. Über dem
Ventil ist eine
Traverse mit entsprechenden
Flächen angebracht, auf welcher die
Fläche der Ventilstange gleitet. Es ist ersichtlich, daß
mit einer
Umdrehung des an der Ventilstange befindlichen
Handrades das
Ventil geöffnet oder geschlossen werden kann. Das
Ventil
soll als Sicherheitsapparat neben einem gewöhnlichen Absperrventil angewendet werden.
Unter maschinellen Einrichtungen geben wohl die
Transmissionen mit allen dazu gehörigen Teilen, als
Riemen,
Riemenscheiben,
Kuppelungen
[* 16] etc., den größten Prozentsatz von Unglücksfällen. Prinzipiell sollte niemals
irgendwelche
Manipulation an einer
Transmission
[* 17] vorgenommen werden, solange sie noch in
Bewegung ist; ist hiervon aus besondern
Gründen abzuweichen, so sind besondere Vorkehrungen zu treffen, welche solche
Manipulationen möglichst
gefahrlos machen. Um die
Annäherung an hoch gelegene
¶
mehr
Wellen
[* 19] zu ermöglichen, benutzt man zwischen den obersten Stufen mit Blech verkleidete Hakenleitern, welche, über die Wellen
gehängt, einen sichern Standpunkt gewähren, oder eine neben der Welle an der Decke
[* 20] aufgehängte leichte Galerie. Um das Auf-
und Ablegen der Riemen während des Ganges auf die Riemenscheiben, welches noch meistenteils mit den Händen
geschieht und dadurch zu Unglücksfällen Veranlassung gibt, gefahrlos zu machen, hat man verschiedenartige Riemenaufleger
konstruiert.
Bei Berzens Riemenaufleger ist die treibende Riemenscheibe, d. h. diejenige, welche noch weiter läuft, wenn auch der Riemen
abgeworfen ist, an einer Seite mit einer spiralförmig gebogenen Fläche von der Breite
[* 21] des Riemens versehen,
welche innerhalb eines Zentriwinkels von 180° von dem Wellenumfang bis zu einem halbkreisförmigen Stück vom Durchmesser der
Riemenscheibe führt. Das kreisförmige Stück ist an der Stelle, wo die spiralförmige Fläche einmündet, ebenso breit wie
diese, läuft dann aber spitz nach der Scheibe hin aus.
Soll der Riemen aufgebracht werden, so wird er zuerst mit der Hand
[* 22] auf die stillstehende Scheibe aufgelegt,
und war, während er mit seinem treibenden Trum durch die Gabel eines Ausrückers läuft und frei über der sich drehenden
Welle der andern Riemenscheibe hängt, nun der Riemen mit Hilfe des Ausrückers seitlich gegen den Aufleger gedrückt, so wird
er zunächst von der spiralförmigen Kurve erfaßt, gelangt von da auf das kreisförmige Stück und wird bei fernerm Andrücken
des Ausrückers auf die Riemenscheibe übergeschoben.
Eine Veranlassung zu Unglücksfällen ist häufig darin zu finden, daß abgeworfene Riemen direkt auf der in Bewegung befindlichen
Welle aufliegen und folglich von dieser wie von einer kleinen Riemenscheibe mit herumgenommen werden. Es
ist deshalb darauf zu achten, daß abgeworfene Riemen durch irgendwelche Vorrichtungen, etwa eine daruntergestellte Leiter,
von der Welle entfernt gehalten werden. AlleRiemen sollten, soweit sie innerhalb des Bereichs der Arbeiter liegen, verdeckt
sein. Bei an der Decke laufenden Riemen mit größerer Geschwindigkeit kommt es beim Reißen derselben häufig
vor, daß das ablaufende Ende von der treibenden Scheibe mit Gewalt umhergeschleudert wird; horizontale Schutzstangen in der
Nähe der treibenden Scheiben machen das Riemenschleudern unschädlich.
Von großer Wichtigkeit sind die Ausrückvorrichtungen, mittels welcher einzelne Maschinen und Apparate in und außer Thätigkeit
gesetzt werden. Bei den Ausrückungen müssen die Ausrückhebel sich feststellen oder festklemmen lassen,
damit nicht eine ausgerückte Maschine von selbst wieder in Gang
[* 23] kommt. Dies wird dadurch erreicht, daß der etwas federnde
Ausrückhebel an einer Schiene entlang gleitet und an den Enden derselben in eine ausgefeilte Kerbe einschnappt, wodurch er
nunmehr fest eingestellt ist. Um einen Riemen aus weiter Entfernung mit Sicherheit auszurücken, bringt
Bing vor dem in horizontaler Richtung verschiebbaren Ausrücker einen vertikalen Doppelhebel an, dessen unteres Ende durch
eine kurze Kette mit dem Ausrücker verbunden ist, während von dem andern eine lange Kette zu der Werkstatt hingeleitet ist.
An dem Hebel ist außerdem noch ein horizontaler Arm mit einem schweren Gegengewicht angebracht, welches
das Bestreben hat, den Riemen auszurücken.
Bei eingerücktem Riemen ist das Ende der langen Kette, welches über eine Rolle von der Decke abwärts geführt ist, mit einem
Ring an einem Haken im Fußboden der Werkstatt festgemacht. Um die Maschine auszurücken,
hat man diesen
Ring nur von dem Haken herabzuschieben, worauf das Gegengewicht den Ausrücker in entsprechender Weise verschiebt. Als selbstverständlich
muß angenommen werden, daß sämtliche Arbeitsmaschinen mit festen und losen Riemenscheiben zu versehen sind, daß die lose
Scheibe sich stets in guter Schmierung befindet, und daß ausgelaufene Losscheiben auszuwechseln oder mit
in die Nabe eingesetzten Büchsen zu versehen sind, weil sonst leicht trotz der erfolgten Ausrückung die Maschine dennoch nicht
vollständig zur Ruhe kommt.
Bei Räderwerken sind die Räder überall, wo sie sich im Bereich der Arbeiter befinden, zu verdecken oder einzufriedigen. So
sind an Leitspindeldrehbänken die Räder mit einem Gitterwerk zu umgeben, ebenso die konischen Räder
an Bohrmaschinen
[* 24] mit einer Blechhülle zu versehen etc. Wenn an Maschinen hervorragende Teile sich hin- und herbewegen, so
sollen die Bahnen dieser Teile eingefriedigt werden, z. B. die Umsteuerungsknaggen an Hobelmaschinen.
[* 25] Sehr gefährlich sind
die schnell gehenden Maschinen der Textilindustrie, weshalb dieselben mit entsprechenden S. zu versehen
sind. An den Wölfen vor den Zuführungswalzen, in welche die Arbeiter leicht mit den Fingern hineingeraten können, sind über
dem Zuführungstuch Holzwalzen anzubringen, deren Achsen in vertikalen Schlitzlagern frei auf- und abspielen. Bei den Krempelmaschinen
müssen die Gestelle so verschlagen sein, daß von unten her niemand in die arbeitenden Trommeln eingreifen
kann etc.
Nicht minder gefahrdrohend sind schnell laufende Kreissägen, Bandsägen, Fräsmaschinen, Hobelmaschinen etc. Bei Kreissägen
wird der über den Tisch hervorragende Teil der Säge
[* 26] mit einer Blechkappe umgeben, welche an einem hinter der Säge drehbaren
und an seiner Verlängerung
[* 27] ein Gegengewicht tragenden Hebel befestigt ist und vorn eine aufwärts gebogene
Schiene hat. Die Kappe läßt jedoch noch die hintern aufsteigenden Sägezähne frei, und diese werden durch ein auf dem Tisch
befestigtes Spaltenmesser, d. h. einen bis dicht an die Zähne
[* 28] reichenden, kreisförmig ausgeschnittenen Blechstreifen von der
Breite des durch die Säge hervorgebrachten Schnittes, geschützt.
Wird ein StückHolz
[* 29] gegen die Säge geführt, so hebt es, unter den aufgebogenen Schienen entlang streichend, die Kappe so weit,
daß es gerade unter derselben zur Säge gelangen kann, und wird hinter der Säge durch das Spaltenmesser geführt, wodurch
verhindert wird, daß das Holzstück von den aufsteigenden Zähnen erfaßt und etwa dem Arbeiter an den
Kopf geschleudert wird. Nach dem Durchschneiden des Holzes legt sich die Kappe mit der gebogenen Schiene auf den Tisch und verdeckt
die Säge wieder.
Bezüglich der Hebemaschinen (Kräne, Winden
[* 31] etc.) wird empfohlen, die Ketten öfters, wenigstens
¶
mehr
monatlich einmal, zu schmieren und mindestens alle 1½-2 Jahre leicht auszuglühen, um die nötige Weichheit des Materials
wiederherzustellen. Ferner sollen statt der gewöhnlichen Kurbeln, welche beim Senken von Lasten rückwärts rotieren und dabei
häufig Verletzungen von Arbeitern herbeiführen, Sicherheitskurbeln verwendet werden. Auch die Verwendung von Geschwindigkeitsbremsen
ist zu empfehlen, welche selbstthätig ein ganz allmähliches Niedersinken der Last herbeiführen.
Bei Fahrstühlen und vertikalen Seilförderungen ersetzt die Geschwindigkeitsbremse zuweilen die sonst gebräuchlichen Fangvorrichtungen,
welche darauf abzielen, bei Brüchen der Seile die Fahrkörbe mittels verzahnter Exzentriks, Hebel oder Keile festzustellen, wobei
die Gefahr naheliegt, daß durch die dabei auftretenden Stoßwirkungen die zum Abfangen bestimmten Teile
selbst brechen, während die Geschwindigkeitsbremse den Fahrkorb nach dem Seilbruch mit mäßiger Geschwindigkeit niedersinken
läßt. Die Bremse ist an der einen Seite des Fahrkorbs angebracht, und ein auf ihrer Welle befindliches Zahnrad greift in
eine Zahnstange, welche an dem einen Leitbaum befestigt ist. Reißt das Seil, an welchem der Fahrkorb hängt,
so wird bei dem Fall des Korbes die Geschwindigkeitsbremse durch das Zahnrad in Thätigkeit versetzt und reguliert die Fallgeschwindigkeit.
Der Raum, worin sich ein Fahrstuhl bewegt, soll mit Latten verschlagen und die Zugänge zu demselben in jeder Etage mit Barrieren
verschlossen sein. Wenn der den Fahrstuhl dirigierende Arbeiter denselben nicht rechtzeitig zum Stillstand
bringt, so schlägt der Stuhloben an, reißt von den sich noch immer weiter aufwickelnden Seilen ab und stürzt hinab. Dies
wird durch Anbringung eines selbstthätigen Ausrückers, durch welchen sich der Fahrstuhl in jeder Etage feststellt, vermieden.
Bei Fahrstühlen zur Lastenbeförderung ist nach reichsgesetzlichen Bestimmungen die Tragfähigkeit deutlich
lesbar anzugeben und ein Überlasten mit Strafe belegt. Dringend ist ferner geboten, daß die Aufsicht über einen Fahrstuhl
nur einer bestimmten Personübertragen wird, ohne deren Zuthun nicht das Geringste daran vorgenommen werden darf. Vor jedesmaliger
Inbetriebsetzung des Fahrstuhls muß ein deutlich hörbares Signal gegeben werden, um anzudeuten, daß
nunmehr jeder Zugang untersagt ist.
Dampfkochgefäße, Montejus, Lumpenkocher etc. sind mit Sicherheitsventilen, Manometern etc. auszurüsten, vor Inbetriebnahme
einer Druckprobe zu unterwerfen etc. Überall, wo Gefahr vorhanden ist, daß Arbeiter in Gefäße mit heißen Flüssigkeiten,
z. B. in Braupfannen u. dgl.,
hineinfallen können, sind geeignete S., die z. B. in zweckmäßig angebrachten
Hauben bestehen, anzubringen. Überall, wo bei einer Fabrikation Staub entwickelt wird, ist dieser durch Ventilationsvorrichtung
zu beseitigen. Zu diesem Zwecke kann z. B. ein etwa 20 bis 25 cm weites Rohr unten durch den Fußboden eingeführt werden, welches
in die freie Luft ausmündet und außen zum Schutz gegen Staub mit einem Drahtgitter versehen wird, während
es im Innern eine Regulierklappe hat. Im Arbeitsraum mündet das Rohr 1,75-2 m über dem Fußboden aus.
Die Abfuhr der schlechten Luft geschieht durch ein Blechrohr, welches an der entgegengesetzten Wand angebracht ist und unten
eine dem Querschnitt des erstgenannten Zuführungsrohrs gleiche, oben aber eine nur ein Achtel so große
Öffnung hat. Wird dieses Rohr in der Nähe eines Ofens angebracht, so wird die
Saugwirkung vermehrt. Schleifmaschinen etc.
werden mit einem Mantel versehen, aus welchem eine kräftige Saugvorrichtung den Schleifstaub entfernt. Schließlich sind
auch die S. zu erwähnen, deren Benutzung ganz allein von den Arbeitern selbst abhängig ist, wie die
Schutzbrillen, die Respiratoren, die Sicherheitslampen und eine geeignete Kleidung. Durch nicht eng anliegende Kleidungsstücke
sind schon viel Unglücksfälle herbeigeführt, indem dieselben an Zähnen, Schrauben,
[* 33] Nasen etc. hängen geblieben sind und
die Arbeiter mit in die Maschinen hineingerissen haben.
Küstengebiet, welcher sich von der BaiPeters d. Gr. im Süden
längs des Meeresufers bis nach Nikolajewsk im N. hinzieht und die Wasserscheide zwischen den Flüssen des
Amurbassins und den im Südussuriland ins Meer mündenden bildet.
(spr. ssitschi-, alla Siciliana, ital.), eine
Art Pastorale im 6/8 oder 12/8-Takt mit mehreren Wiederholungssätzen und ziemlich langsamer, vorherrschend iambischer Bewegung,
früher beliebt als Andantesatz in Sonaten etc.
durfte er über die Geschichte selbst nicht lesen) sowie Mitglied der kaiserlichen Akademie in Wien, 1867 ordentlicher Professor
der Geschichte und Direktor des Instituts für österreichische Geschichte daselbst, 1874 Mitglied der Zentraldirektion der
»Monumenta Germaniae«. 1884 wurde er in den Ritterstand erhoben und 1889 Mitglied des Herrenhauses. S. hat sich
besonders um die Durchforschung und Herausgabe der Kaiserurkunden des Mittelalters verdient gemacht. Er veröffentlichte:
»Monumenta graphica medii aevi« (Wien 1859-69, 9 Tle.);
Franz von, deutscher Ritter, geb. auf der Ebernburg bei Kreuznach
[* 46] als Sohn des RittersSchwickerv.
S., focht schon 1508 in Diensten des KaisersMaximilian I. gegen die Venezianer, führte aber im Frieden ganz das Leben eines damaligen
Ritters, der neben der städtischen und Fürstenmacht sich durch alle Mittel emporzubringen suchte und
jede Fehde, jeden Raub für erlaubt hielt, wenn er nur einen ordentlichen Fehdebrief hatte vorausgehen lassen. S. betrieb dies
nur in größerm Stil. So begann er 1513 eine Fehde gegen die Stadt Worms
[* 47] zu gunsten eines nach einem verunglückten Aufstand
gegen den dortigen Rat vertriebenen Bürgers, Balthasar Schlör, den er als Sekretär
[* 48] in seine Dienste
[* 49] nahm;
er plünderte einen Wormser Kaufzug bei Oppenheim und belagerte dann mit 7000 Mann die Stadt, die er indes vergeblich
bombardierte.
Die ihm von demselben hierauf zugedachte Erhebung in den Grafenstand lehnte S. ab; dagegen nahm er die
Ernennung zum kaiserlichen »Rat, Kämmerling, Hauptmann und Diener« an. In Schwaben hatte. S. auch die Bekanntschaft Huttens gemacht,
der seit 1520 beständig bei ihm verweilte, einen großen Einfluß auf ihn erlangte, ihn für die SacheLuthers gewann und seinem edel und groß angelegten, aber ungebildeten Geist höhere Ziele seines Strebens steckte. Bald bethätigte
er offen seine Anhänglichkeit an die Reformation.
Durch die Übermacht König Franz' sowie durch Seuchen und Mangel zum Rückzug genötigt, bewerkstelligten sie denselben mit
großer Meisterschaft. S. wandte nun seine ganze Thätigkeit wieder dem schon früher aufgenommenen Plan einer politisch-kirchlichen
Umgestaltung der deutschen Zustände zu, welche zunächst durch Abschaffung der geistlichen Fürstentümer und Erhebung derReichsritterschaft angebahnt werden sollte. Er stiftete im August 1522 einen Bund des oberrheinischen Adels, der ihn zum Hauptmann
erwählte, und wollte auch das Bürgertum zum Bund mit dem Adel gegen die Fürsten heranziehen. S. eröffnete den Kampf mit
einem Fehdebrief und bald darauf mit einem Angriff gegen den Erzbischof zu Trier,
[* 57] Richard v. Greiffenklau,
einen heftigen Gegner der Reformation.
Mit 5000 Mann zu Fuß und 1500 Mann zu Roß brach S. ins triersche Gebiet ein, eroberte die BurgBlieskastel und die Stadt St.
Wendel und stand 7. Sept. vor Trier, mußte aber, da er auf unerwarteten tapfern Widerstand stieß, dessen
Belagerung 14. Sept. wieder aufheben. Mit diesem ersten mißlungenen Schlag war aber das ganze Unternehmen Sickingens vereitelt.
Die Reformatoren mißbilligten sein Unternehmen, die Stimmung des Volkes war nicht mit dem kühnen Ritter, dessen Zug
ihm nur als
eine gewöhnliche Fehde erschien.
Das Reichsregiment sprach über ihn die Acht aus, und die Fürsten von Hessen und Kurpfalz rüsteten ein
Heer. Obwohl von allen Freunden verlassen, fiel S. doch im Frühling 1523 ins pfälzische Gebiet ein. Ein Anschlag, sich der
FesteLützelstein durch Überfall zu bemächtigen, mißlang aber, und bald ward er in seiner FesteLandstuhl von den
Fürsten belagert. Am durch eine Kugel in der Seite tödlich verwundet, ergab er sich 6. Mai starb 8. Mai, nachdem die Fürsten
in die eroberte Burg eingezogen waren. SeinGrab befindet sich in der katholischen Kirche zu Landstuhl. Pfingsten 1889 wurde ihm
und Hutten auf der Ebernburg ein prächtiges Denkmal errichtet. Hauptquelle für Sickingens Geschichte
ist die »Flersheimer Chronik« (hrsg. von O. Waltz, Leipz. 1874).
Konrad von S. ward von KaiserMaximilian H. in den Reichsfreiherrenstand und dessen Nachkommen 1773 von KaiserJoseph II. in
den Reichsgrafenstand erhoben und 1791 in das schwäbische Grafenkollegium eingeführt.
(spr. ssiddens), Sarah, eine der größten tragischen Schauspielerinnen der Engländer, geb. zu Brecon
in Wales, Schwester der beiden berühmten SchauspielerCharles und JohnPhil. Kemble, betrat noch sehr jung
die Bühne, verheiratete sich 1773 mit dem SchauspielerS. und fand, nachdem sie schon 1775 am Coventgardentheater in London
[* 66] gespielt hatte, 1782 an dieser Bühne ein bis zu ihrem Rücktritt vom Theater
[* 67] währendes Engagement. Von vorteilhaftem
Äußern, mit vollem und wohlklingendem Organ begabt, war sie die vorzüglichste Schauspielerin, die vielleicht
England je besaß. Ihr Geist war klassisch gebildet, ihr moralischer Charakter tadellos. LadyMacbeth und Katharina in Shakespeares
»Heinrich VIII.« waren ihre Hauptrollen. In ihren Mußestunden widmete sie sich der Bildhauerei und lieferte
mehrere treffliche Werke, z. B. die Büste des nordamerikanischen PräsidentenAdams. S. starb in
London. Ihr Leben beschrieben Campbell (2. Aufl., Lond. 1839) und Mrs. Kennard (das. 1887).
der im Mittelalter allgemein
geglaubte Einfluß, den die Gestirne und namentlich der Mond
[* 69] auf den
Zustand des tierischen Organismus ausüben sollen.
(v. griech. sideros, Eisen),
[* 71] der Einfluß, den Metalle, überhaupt unorganische Körper auf den Menschen äußern
sollen, so daß dieser fähig werden soll, Metalle und Wasser unter der Erde zu empfinden;
dann MesmersMethode magnetischer Behandlung
der Kranken mit Eisenstäben, die in einer magnetisierten Wanne (siderisches Baquet) befestigt waren;
auch s. v. w. Einfluß der Gestirne (lat. sidera) auf den menschlichen Körper.
(Terralith-, Hydrolithwaren), Thonwaren
[* 72] aus weißem oder farbigem Thon, die geformt oder in Gips
[* 73] gegossen,
scharf gebrannt, bemalt, mit farbigem Bernsteinfirnis lackiert, auch wohl bronziert und dann wieder scharf
ausgetrocknet werden.
nach Art eines Heliostaten eingerichtetes Instrument, welches die von einem Stern oder
von der Sonne
[* 78] kommenden Strahlen immer in derselben Richtung reflektiert, so daß das Beobachtungsfernrohr unveränderlich feststehen
kann, während der Stern sich bewegt;
(Sierre), Flecken und Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Wallis,
am Rhône und an der Eisenbahn Bouveret-Brieg, baut guten
Wein (Muskat) und hat (1880) 1671 Einw. (919 Deutsche);
[* 85]
Hedschâm,Staat des, ein 1810 von Marokko
[* 87] unabhängig gewordener Berberstaat, erstreckt sich
unter 29° 30' nördl. Br. auf 30 km an der Küste und etwa 70 km ins Innere. Der eigentliche Name des Landes ist Taserult. Die
Bewohner sind fleißige Ackerbauer, bauen auch die Erzgänge ihrer Berge ab, treiben aber vornehmlich Handel mit Kamelen.
Der Scheich gewährt allen Fremden sicheres Geleit, und so hat sich hier ein lebhafter Verkehr entwickelt. Hauptort ist Ilegh;
derselbe wurde 1880 vonLenz besucht.
(spr. ssíddmöth), Seebadeort in Devonshire (England), an der Mündung des Sid in den Kanal,
[* 89] mit merkwürdigem
Privatmuseum (Knowle Cottage), Spitzenklöppelei und (1881) 3475 Einw.
Georg III., dessen ganze Zuneigung er besaß, ernannte 1805 Addington zum ViscountS. und Präsidenten des GeheimenRats, welches
Amt er aber nur wenige Monate bekleidete. Nach PittsTod (1806) bildete er mit Fox und Grenville ein neues Ministerium, in welchem
er erst Geheimsiegelbewahrer, dann Geheimratspräsident war, das jedoch schon im Februar 1807 nach Fox'
Tod wieder zerfiel. Auf LordLiverpools Zureden nahm S. 1812 das Ministerium des Innern an und behielt dies Amt, ohne entscheidenden
Einfluß auf die britische Politik auszuüben, bis 1822, blieb darauf noch zwei Jahre Minister ohne Portefeuille und zog
sich 1824 ganz von den Geschäften zurück. Er starb
Vgl. Pellew, Life and correspondence of H. Addington, Viscount
of S. (Lond. 1847, 3 Bde.).
(spr. ssíddní), 1) SirPhilip, einer der ersten guten engl. Prosaiker, geb. zu Penshurst in
Kent, studierte zu Oxford und Cambridge und bereiste dann drei Jahre lang den Kontinent. 1575 zurückgekehrt, gewann er die Gunst
der KöniginElisabeth, zog sich aber 1578 nach Wilton in Wiltshire, dem Landsitz seines Schwagers, des Grafen von Pembroke, zurück,
wo er eine Reihe von »Sonnets« in dem gesuchten, an die Concetti der Italiener sich anschließenden Stil
des Zeitalters und den Schäferroman »Arcadia« verfaßte. Obgleich aber
S. entschieden spanische und italienische Muster vor Augen hat, so begnügt er sich doch nicht mit Schilderungen des Schäferlebens;
er verflicht auch Szenen des Ritter- und Jagdlebens mit jenen und weiß sie mit gleicher Lebendigkeit und
Anmut auszuführen. Seine »Apology for poetrie« (1595, neue Ausg.
1868) macht den Versuch, zu zeigen, daß die Genüsse, welche die Dichtkunst gewährt, mächtige Förderer nicht nur im Erwerb
von Kenntnissen, sondern auch in der Pflege der Tugend sind. S. wurde als das Ideal eines Hofmanns, Soldaten und Gelehrten
angesehen und erwies sich zugleich als freigebigen, einsichtigen Beförderer von Kunst und Wissenschaft. 1582 kehrte er an den
Hof
[* 93] zurück und ward zum Gouverneur von Vlissingen ernannt.
Unter seinem Oheim, dem Grafen von Leicester,
[* 94] gegen die Spanier fechtend, wurde er im Gefecht bei Zütphen (September 1586) tödlich
verwundet und starb Seine Werke erschienen zu London 1725 in 3 Bänden; seine »Miscellaneous
works« wurden vonGray (Oxf. 1829),
sein Briefwechsel mit HubertLanguet von Pears (Lond. 1845),
eine neue Ausgabe seiner »Complete
poems« von Grosart (das. 1877, 3 Bde.)
veröffentlicht.
Vgl. Fox Bourne, Memoir of Sir P. S. (Lond. 1862);
2) Algernon, engl. Politiker, geb. 1622 zu London als der zweite Sohn des GrafenRobert von Leicester, that sich im Aufstand der
Irländer 1641 hervor und trat, als die Zerwürfnisse zwischen Karl I. und dem Parlament ausbrachen, auf
die Seite des letztern. Er diente in der Parlamentsarmee unter Fairfax und zeichnete sich namentlich in Irland aus. Dem zur
Aburteilung Karls I. eingesetzten Gerichtshof gehörte er an, wohnte zwar den Verhandlungen bei, erschien aber nicht an dem Tag
der Abstimmung und verweigerte auch die Unterschrift der Hinrichtungsakte.
Der berüchtigte Oberrichter Jeffreys (s. d.) bewirkte seine Verurteilung auf Grund eines unter seinen Papieren gefundenen Manuskripts,
in welchem S. seine republikanischen Gesinnungen offen ausgesprochen hatte. Ein Revisionsgesuch, das S.
nach seiner Verurteilung einreichte, blieb unberücksichtigt; er wurde enthauptet. Wilhelm III. ließ nach seiner
Thronbesteigung durch Kassation jener Todesurteile die Ehre des Hingerichteten herstellen. Sidneys gelehrte Schrift »Discourses
concerning government etc.« (Lond. 1698 u.
öfter; deutsch, Leipz. 1794; von Hollis nebst andern Stücken hrsg., Lond. 1772) enthält das politische
Glaubensbekenntnis des bedeutenden Mannes.
Vgl. Meadley, Memoirs of Algernon S. (Lond. 1813);
Ewald, Life and times of A. S.
(das. 1872, 2 Bde.);
alte berühmte Stadt Phönikiens, am MittelländischenMeer, mit einem Doppelhafen, gelangte
unter allen phönikischen Städten am frühsten zu Wohlstand, behauptete dann eine Art Oberherrschaft über dieselben (1600-1300
v. Chr.) und sendete viele Kolonien aus (Hippo, Altkarthago etc.). Die Sidonier (Sidôním, »Fischer«),
allein unter den Phönikern
schon dem Homerischen Epos bekannt, trieben ausgebreiteten Handel, fertigten vortreffliche Glaswaren, wozu die
Dünen der Küste zwischen Akko und Tyros die erforderliche Erde lieferten, und unterhielten auch Leinwand- und andre Manufakturen.
Zugleich waren sie Meister der Sternkunde, Zahlenlehre und der Nachtschiffahrt. Auch als Vasallin der vorderasiatischen Reiche
(Assyrien, Babylon) blieb S. bedeutend. Unter persischer Herrschaft empörte es sich, wurde aber von Artaxerxes Ochus 351 eingenommen
und zerstört. Wieder aufgebaut, ergab es sich an Alexander d. Gr., der daselbst einen Vasallenkönig einsetzte. Später stand
S. abwechselnd unter ägyptischer und syrischer Botmäßigkeit, bis es dem römischen Reich einverleibt wurde. Von besonderm
Interesse sind die zahlreichen Felsengräber der Umgebung von S., welche bis auf die neueste Zeit
herab wissenschaftlich und künstlerisch wertvolle Ausbeute geliefert haben. Jetzt Saïda (s. d. 1).
¶