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zerfällt, desgleichen beim Winkel. [* 2]
Bis zum Ausgang des Mittelalters wandten die Astronomen nach dem Vorgang des Ptolemäos allgemein 60teilige (Sexagesimal-) Brüche an, welche später durch Dezimalbrüche ersetzt wurden.
zerfällt, desgleichen beim Winkel. [* 2]
Bis zum Ausgang des Mittelalters wandten die Astronomen nach dem Vorgang des Ptolemäos allgemein 60teilige (Sexagesimal-) Brüche an, welche später durch Dezimalbrüche ersetzt wurden.
(Sexangulum), Sechseck;
sexangular, sechseckig.
(lat.), Zeit von sechs Jahren. ^[= schlechtweg s. v. w. Sonnenjahr, d. h. die Zeit eines Umlaufs der Erde um die Sonne. Je nach ...]
(lat.), »sechste« Klasse einer Schule;
Sextaner, deren Schüler.
An den höhern Schulen in Preußen, [* 3] deren Klassen von oben nach unten gezählt werden, bildet S. die unterste Stufe der Hauptanstalten, der aber dreijähriger Volksschulbesuch oder der Besuch der Vorschule bereits vorangeht.
nach gemeinüblicher Terminologie die erste Umkehrung des Dreiklanges, bestehend aus Terz und Sexte, z. B. egc. Vgl. Akkord.
(lat.), röm. Kupfermünze, = 1/6 As. ^[= # (lat.), bei den Römern die Einheit im Gewichts- und Münzwesen. Als Gewicht (hier Libra genannt ...]
[* 4] (lat.), ein einen »Sechstelkreis«, d. h. 60 Grad, umfassendes astronomisches Instrument (s. Spiegelsextant);
danach Name eines Sternbildes unter den Vorderfüßen des Löwen [* 5] auf der Wasserschlange, das nach Heis 48 dem bloßen Auge [* 6] sichtbare Sterne, sämtlich 5. und 6. Größe enthält.
(lat.), bei den alten Römern gebräuchliches Maß für flüssige Dinge = 1/6 Congius, als Maß trockner Waren = 1/16 Modius, in beiden Fällen = 0,547 Lit. Er wurde eingeteilt in 12 Cyathi.
(lat.), in der Musik die sechste diatonische Stufe;
dieselbe ist groß (a), klein (b) oder übermäßig (c).
S. Intervall. Die kleine S. ist die Umkehrung der großen Terz, die große S. die Umkehrung der kleinen Terz.
(Sextuor, ital. Sestetto), eine Komposition für sechs obligate Stimmen.
Ein Gesangsstück heißt S., wenn sechs Singstimmen beschäftigt sind (im Opernfinale nicht selten);
die Instrumente kommen dabei nicht in Betracht.
(lat.-franz.), im franz. Revolutionskalender der sechste Tag einer Dekade.
der sechste Monat im altrömischen Jahr, erhielt später zu Ehren des Kaisers Augustus, welcher in diesem Monat zum erstenmal Konsul geworden war, den Namen Augustus (s. August).
die sechste Potenz einer Million, geschrieben 1 mit 36 Nullen (vgl. Zahlensystem).
(Sestius), röm. Geschlecht, aus welchem Lucius S. Lateranus, nachdem er zehn Jahre hintereinander das Tribunat bekleidet, 366 v. Chr. als der erste Plebejer das Konsulat erlangte. Gajus S. Calvinus focht im südlichen transalpinischen Gallien mit Glück gegen die Arverner und Salluvier und gründete 122 die Stadt Aquae Sextiae, das heutige Aix. Publius S. (gewöhnlich Sestius genannt) wirkte als Volkstribun 57 mit Milo für Ciceros Zurückberufung aus dem Exil und ward auf Anstiften des Clodius 56 der Bestechung bei den Wahlen und der Gewaltthätigkeit angeklagt, aber von Cicero in einer noch erhaltenen Rede mit Erfolg verteidigt. 53 verwaltete er als Prätor Kilikien. Im Bürgerkrieg zwischen Pompejus und Cäsar stand er erst auf des erstern Seite, ging aber dann zu Cäsar über.
eine [* 1] Figur von sechs gleichen Noten, welche so viel gelten sollen als sonst vier derselben Art. Die Bedeutung der S. kann eine zweifache sein, nämlich entweder die der untergeteilten Triole oder die der Doppeltriole. Da die Triole wie die S. in der Regel eine Steigerung gegenüber der zu Grunde liegenden Bewegungsart ist, so wird die Wahl der einen oder der andern Auffassung von der Bewegungsart abhängen, d. h. bei Achtelbewegung wird die Sechzehntelsextole als untergeteilte Triole (a), die Achtelsextole als Doppeltriole (b) verstanden werden:
(lat.), das sechste, besonders (sc. praeceptum) das sechste Gebot;
daher contra s. oder in puncto sexti sündigen, unkeusch leben.
s. Sextett. ^[= (ital. Sestetto), eine Komposition für sechs obligate Stimmen. Ein Gesangsstück heißt ...]
Empiricus, griech. Philosoph und Arzt, lebte 200-250 n. Chr. zu Alexandria und Athen, [* 7] gehörte als Philosoph der skeptischen Richtung an, wurde aber als Arzt den Empirikern beigezählt. Wir haben von ihm noch zwei Schriften: »Pyrrhoniae hypotyposes«, in 3 Büchern von dem Wesen, dem Zweck und der Methode des Skeptizismus handelnd, und »Adversus mathematicos«, in 11 Büchern den Dogmatismus in jedem Fach der wissenschaftlichen Forschung bekämpfend. Herausgegeben wurden beide Schriften unter andern von Bekker (Berl. 1842).
Vgl. Jourdain, S. E. et la philosophie scolastique (Par. 1858);
Pappenheim, Lebensverhältnisse des S. E. (Berl. 1875).
(sexuell, lat.), geschlechtlich, aufs Geschlecht bezüglich, besonders der Pflanzen;
Sexualität, Geschlechtlichkeit.
s. v. w. Geschlechtsorgane (s. d.). ^[= (Genitalien, Fortpflanzungsorgane, Organa genitalia), diejenigen Teile eines Organismu ...]
das Linnésche Pflanzensystem, welches sich auf die Verschiedenheiten in der Ausbildung der Sexualorgane der Pflanzen gründet (s. Pflanzensystem).
(lat.), natürliches Geschlecht;
S. potior, das stärkere, S. sequior, das schwächere Geschlecht.
(spr. ssähbuhs'), Fluß, s. Sebuse. ^[= (im Altertum Ubus oder Rubricatus), Fluß in Algerien, entsteht aus dem Wad Zenati ...]
Inselgruppe, s. Seschellen. ^[= (Sechellen), brit. Inselgruppe im Indischen Ozean, zwischen 3 u. 5° südl. Br., ...]
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, [* 8] Kreis [* 9] Schweinitz, hat eine evang. Kirche, eine Arbeiterkolonie und (1885) 1794 Einw.
Max, Staatsrechtslehrer und Statistiker, geb. 1846 zu Germersheim, studierte in München [* 10] und Würzburg, [* 11] wurde 1878 Regierungsassessor, 1879 Vorstand des Statistischen Büreaus und 1882 zum Professor des bayrischen Verfassungs- und Verwaltungsrechts an der Universität München ernannt. Außer einer Arbeit über den »Bundesstaatsbegriff« (»Zeitschr. für die gesamte Staatswissenschaft« 1872) schrieb er: »Kommentar zur Verfassungsurkunde für das Deutsche [* 12] Reich« (Würzb. 1873);
»Grundzüge einer allgemeinen Staatslehre« (das. 1873);
»Grundriß zu Vorlesungen über bayrisches Staatsrecht« (Münch. 1883);
»Grundriß zu Vorlesungen über bayrisches Verwaltungsrecht« (das. 1883);
»Bayrisches Staatsrecht« (das., dann Freiburg [* 13] i. Br. 1884-87, Bd. 1-3);
»Das Staatsrecht des Königreichs Bayern« [* 14] (in Marquardsens »Handbuch des öffentlichen Rechts«, das. 1888).
Seit 1881 ist S. Mitredakteur von Hirths »Annalen des Deutschen Reichs« und der »Kritischen Vierteljahrsschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft«. Unter dem Namen Max Schlierbach veröffentlichte er: »Gedichte« (Berl. 1872);
»Neue Gedichte« (das. 1880) und eine Übersetzung des Lucretius (Münch. 1881). ¶
1) Jakob Crescenz, Zeichner und Maler, geb. 1750 zu Dresden, [* 16] war ein Schüler Canales und J. ^[Giovanni Battista] Casanovas und bildete sich seit 1772 in Rom [* 17] bei Mengs. Nach seiner Rückkehr nach Dresden ward er 1782 Professor an der Akademie, besuchte aber Rom noch neunmal und starb in Dresden. Er hat sich vornehmlich durch Sepiazeichnungen nach der Sixtinischen Madonna, der Nacht von Correggio sowie andern berühmten Gemälden der Dresdener Galerie, meist in der Größe der Originale, bekannt gemacht. - Auch seine Gattin Apollonia, geborne Forgue, geb. 1767 zu Venedig, [* 18] erwarb sich durch treffliche Sepiazeichnungen und Bilder in Miniatur Ruf, ward in die Dresdener Akademie aufgenommen und starb 1840. Nach ihrer Zeichnung der Sixtinischen Madonna führte Müller seinen Kupferstich aus. - Sein älterer Bruder, Franz S., geb. gest. als Kapellmeister in Dresden, hat sich durch mehrere Opern (»Die schöne Arsene«, »Turco in Italia«, »Das sächsische Bauernmädchen« etc.), zahlreiche Messen und andre Kirchenkompositionen einen Namen gemacht.
2) Karl, ausgezeichneter Schauspieler, geb. zu Glatz [* 19] in Schlesien, [* 20] absolvierte das Gymnasium seiner Vaterstadt, trat 1810 in die Armee ein, entsagte später wieder der militärischen Laufbahn und betrat die Bühne zuerst in Breslau, [* 21] seit 1819 in Graz [* 22] und zwar in komischen Rollen. [* 23] 1820 in Olmütz [* 24] und Prag [* 25] engagiert, begründete er hier seinen Ruf als Charakterdarsteller, ging darauf nach Kassel, [* 26] wurde 1828 Mitglied des Hoftheaters zu Darmstadt [* 27] und trat 1829 in den Mitgliederbund der Stuttgarter Hofbühne. 1835 gastierte er zum erstenmal in Berlin [* 28] und mit so außergewöhnlich glänzendem Erfolg, daß er 1838 für das preußische Hoftheater engagiert wurde. Er starb in Berlin.
Seydelmanns objektive, bis in die feinsten Züge durchgearbeitete, harmonisch abgerundete und durchgeführte Darstellungsweise stellt ihn den größten Schauspielern an die Seite und bezeichnet einen folgereichen Wendepunkt in der Geschichte der Schauspielkunst. Seine Hauptrollen waren: Mephistopheles in »Faust«, Franz Moor, Cromwell, Marinelli, Richard III., Shylock, Polonius, Präsident in »Kabale und Liebe«, Nathan, Abbé de l'Epée, der Advokat Wellenberger in Ifflands »Advokaten«, Ifflands Essighändler u. a.
Otto Theodor von, Oberpräsident von Schlesien, geb. zu Groß-Badegast, studierte in Berlin die Rechte, trat 1840 als Auskultator in den Staatsjustizdienst, ging 1842 in den Verwaltungsdienst über, verwaltete 1844-45 das Landratsamt in Merseburg, wurde 1855 zum Landesbestallten der preußischen Oberlausitz, 1858 zum Landrat in Görlitz [* 29] und 1864 zum Landeshauptmann und Landesbesten der preußischen Oberlausitz erwählt. Seit 1845 Mitglied des Oberlausitzer, seit 1851 Mitglied und Vize- und Landtagsmarschall des schlesischen Provinziallandtags, wurde er 1875 zum Vorsitzenden des Provinzialausschusses ernannt. Er wurde ferner Mitglied der Zentrallandschaftsdirektion und Präsident der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften.
Seit 1867 Mitglied des Reichstags, schloß er sich der konservativen Partei an; im Plenum trat S. zwar nie auf, doch hatte er in der konservativen Fraktion großen Einfluß und war Vorstand derselben. Am ward er nach Forckenbecks Rücktritt von den vereinigten Konservativen und Ultramontanen zum ersten Präsidenten des Reichstags erwählt und im August 1879 zum Oberpräsidenten von Schlesien (an Puttkamers Stelle) ernannt, worauf er 1880 eine Wiederwahl zum Reichstagspräsidenten ablehnte.
Friedrich Wilhelm von, preuß. General, geb. zu Kalkar bei Kleve als Sohn eines Rittmeisters, trat als Page in die Dienste [* 30] des Markgrafen von Schwedt, [* 31] 1739 in ein Kürassierregiment und that sich schon im ersten Schlesischen Krieg hervor. Im Frühjahr 1742 bei Ratibor [* 32] nach tapferm Kampf gefangen und nach Raab [* 33] geführt, ward er schon nach einigen Wochen ausgewechselt und vom König zum Husarenrittmeister ernannt. Im zweiten Schlesischen Krieg focht er bei Hohenfriedeberg [* 34] auf dem rechten Flügel mit Auszeichnung und nahm den sächsischen General v. Schlichting mit eigner Hand [* 35] gefangen, wofür ihn der König zum Major beförderte.
Auch bei Soor that er sich durch ungestüme Kavallerieangriffe hervor. Im Herbst 1752 ward er zum Oberstleutnant und 1753 zum Kommandeur des Kürassierregiments v. Rochow ernannt, bei dem er im Sommer 1755 zum Obersten aufrückte. Den höchsten Ruhm als Reiteranführer erwarb er sich im Siebenjährigen Krieg. In der Schlacht bei Kolin [* 36] warf er an der Spitze von 10 Schwadronen ein Regiment Infanterie, dann 2 Reiterregimenter und drang bis an das zweite Treffen der Österreicher vor.
Zwei Tage nach dieser Schlacht ernannte ihn der König zum Generalmajor. Am 7. Sept. schlug er in einem kühnen Gefecht bei Pegau österreichische Kavallerie und vertrieb 19. Sept. mit 20 Schwadronen die Franzosen und die Reichsarmee aus Gotha. [* 37] Kurz vor der Schlacht bei Roßbach [* 38] zum Oberbefehlshaber über die gesamte Kavallerie ernannt, entschied S. durch seinen glänzenden Reiterangriff den Sieg, wofür er zum Generalleutnant und zum Inhaber des Kürassierregiments v. Rochow ernannt wurde.
Eine Wunde, die er bei dem letzten Angriff auf die französische Infanterie erhalten, nötigte ihn, über vier Monate in Leipzig [* 39] zu bleiben. Bei dem kühnen Rückzug aus Mähren [* 40] durch Böhmen nach Schlesien im Sommer 1758 hatte er denselben mit der Kavallerie zu decken und bestand bei Chlumetz ein rühmliches Gefecht. Bei Zorndorf befehligte er die Kavallerie des linken Flügels, die zuletzt bis auf 61 Schwadronen verstärkt wurde; er führte den entscheidenden Angriff auf die Russen aus und eroberte eine große Batterie im Feuer.
Als bei Hochkirch [* 41] der Rückzug angetreten werden mußte, deckte ihn S. mit der ganzen Kavallerie. In der Schlacht bei Kunersdorf [* 42] mußte er trotz seines Sträubens auf Befehl des Königs seine trefflich gewählte Stellung Laudon gegenüber verlassen und den letzten unglücklichen Angriff auf die Russen unterstützen; hierbei wurde er durch einen Kartätschenschuß schwer verwundet. In Berlin, wohin er sich zu seiner Wiederherstellung begab, verheiratete er sich mit einer Gräfin von Hacke und begab sich dann wieder zur Armee, die bei Leipzig stand.
An der Verteidigung Berlins, welches im Herbst 1760 von den Russen angegriffen wurde, nahm er erfolgreichen Anteil. Im Mai 1761 ward er der Armee des Prinzen Heinrich beigegeben. Nach dem Frieden übertrug ihm der König die Inspektion aller in Schlesien stehenden Kavallerieregimenter. 1767 wurde S. zum General der Kavallerie ernannt. Er starb in Minkowski bei Namslau. S. war der größte Reitergeneral seiner Zeit. In Berlin ließ ihm der König 1784 auf dem Wilhelmsplatz eine Statue errichten.
Vgl. Varnhagen von Ense, Biographische Denkmale, Bd. 2; Kähler, S. in seiner Bedeutung für die ¶
Reiterei (Berl. 1874);
»Fr. Wilh. v. S., General der Kavallerie etc.« (anonym, Kassel 1881).
Gustav, Archäolog, geb. zu Übigau in der Provinz Sachsen, [* 44] studierte zu Leipzig Philologie und Theologie, habilitierte sich 1823 daselbst und wurde 1825 außerordentlicher Professor der Philosophie und 1829 Professor der Archäologie. Auf einer dreijährigen Reise (1826-29) nach Süddeutschland, Italien, [* 45] Frankreich, England und Holland sammelte er mehr als 10,000 Abdrücke, Abgüsse, Durchzeichnungen und Abschriften ägyptischer Monumente und koptischer Manuskripte. 1856 wanderte er nach Amerika [* 46] aus, wo er alsbald als Professor der Kirchengeschichte und Archäologie am Concordia College in St. Louis angestellt wurde.
Seit 1859 privatisierte er in New York und starb Daselbst. S. widmete sich vor allem der Entzifferung der hieroglyphischen Schrift der alten Ägypter; aber seine Bemühungen auf diesem Gebiet waren wenig erfolgreich, da er sich hartnäckig der Erkenntnis verschloß, daß der allein richtige Schlüssel der Hieroglyphik der durch Champollion gefundene ist. Von seinen Werken nennen wir: »Rudimenta hieroglyphices« (Leipz. 1826);
»Systema astronomiae aegyptiacae« (das. 1826-33, 5 Hefte);
»Unser Alphabet, ein Abbild des Tierkreises« (das. 1834);
»Alphabeta genuina Aegyptiorum et Asianorum« (das. 1840);
»Die Grundsätze der Mythologie und der alten Religionsgeschichte« (das. 1843);
»Chronologia sacra; Untersuchungen über das Geburtsjahr Christi« (das. 1846);
»Grammatica aegyptiaca« (Gotha 1855).
Auch lieferte er eine Übersetzung von »Theologischen Schriften der Ägypter« (Gotha 1855). Ein Zeugnis seines Fleißes ist sein »Koptisches Wörterbuch« in 4 Foliobänden (ungedruckt in der Universitätsbibliothek zu Leipzig).
Moritz, Schulmann und Philolog, geb. zu Wittenberg, [* 47] studierte 1826-30 in Halle, [* 48] besonders unter Reisig, wurde Michaelis 1830 Kollaborator am Gymnasium zu Nordhausen, [* 49] 1831 Adjunkt an der lateinischen Hauptschule zu Halle und bald darauf Oberlehrer am dortigen Pädagogium. 1839 als Konrektor an das Stadtgymnasium zu Brandenburg [* 50] versetzt, wurde er 1843 Professor und kam Ostern 1846 als solcher an das Joachimsthalsche Gymnasium zu Berlin. Seit 1871 in Ruhestand versetzt, starb er in Potsdam. [* 51] S. hat durch seine weitverbreiteten Schulbücher nach mehreren Seiten reformierend auf den Gymnasialunterricht eingewirkt. Insbesondere hat er sich um den Betrieb der lateinischen Grammatik und Stilistik hohe Verdienste erworben. Ellendts lateinische Grammatik, die er zum erstenmal in der 4. Auflage (Berl. 1855) besorgte, hat er allmählich ganz umgearbeitet (32. Aufl., von seinem Sohn M. A. Seyffert und W. Fries, das. 1888). Auch für den griechischen Unterricht hat S. treffliche Hilfsbücher geliefert. Das Studium der Dichter förderte er durch eine methodische Anleitung zur lateinischen Versifikation: »Palaestra Musarum« (Halle 1834-35, 2 Bde.; 1. Bd., 9. Aufl. 1882),
und »Lesestücke aus griechischen und lateinischen Schriftstellern« (Leipz. 1853, 7. Aufl. 1884). Sonst verdanken wir ihm die »Epistola critica ad C. Halmium de Ciceronis pro Sulla et pro Sestio orationibus« (Leipz. 1848) sowie die Ausgaben von Cäsars »Commentarii de bello gallico« (Halle 1836, 3. Aufl. 1879),
Ciceros »Tuskulanen« (Leipz. 1864),
Sophokles' »Antigone« (Berl. 1865),
»Aiax« (das. 1866) und »Philoktetes« (das. 1867).
Vgl. Kießling, M. L. S. (»Zeitschrift für das deutsche Gymnasialwesen« 1872).
Ignaz, Ritter von, Komponist, geb. zu Wien, [* 52] studierte anfangs Rechtswissenschaft, wandte sich dann aber der Musik zu. Nachdem er sich schon früher unter Mozarts und Kotzeluchs Leitung zum Klavierspieler und unter Albrechtsbergers Anweisung auch in der Komposition ausgebildet hatte, ward er 1797 Kapellmeister am Theater [* 53] an der Wien, zog sich 1828 ins Privatleben zurück und starb in Wien. S. schrieb zahlreiche Kompositionen für die Bühne, Kammer und Kirche, die alle von seiner musikalischen Tüchtigkeit Zeugnis ablegen. Auch als musikalischer Schriftsteller leistete er Anerkennenswertes durch die Herausgabe von Albrechtsbergers musiktheoretischen Werken (Wien 1826, 3 Bde.) und Beethovens »Studien im Generalbaß und Kontrapunkt« (Hamb. 1853). - Sein Bruder Joseph, Ritter von S., geb. 1779 zu Wien, begründete 1811 daselbst die Zeitung »Der Wanderer«, die er bis 1843 redigierte, wirkte auch als Theaterdichter und hat zahlreiche Operntexte übersetzt und bearbeitet; er starb in Wien.
(spr. ssihmör), engl. Familie, soll von den Genossen der Eroberung Wilhelms von der Normandie abstammen und tritt in der Geschichte zuerst auf mit Sir John S., zu Anfang des 16. Jahrh. Sheriff von Somerset und Dorset, durch seine Tochter Jane S. 1536 Schwiegervater König Heinrichs VIII. Sein ältester Sohn, Edward, ward Herzog von Somerset (s. d.); dessen Bruder Sir Thomas S. wurde 1547 Baron S. und Großadmiral, heiratete nach Heinrichs VIII. Tode dessen Witwe Katharina Parr, zettelte später aber eine Verschwörung gegen seinen Bruder an, strebte nach der Hand der Prinzessin Elisabeth und wurde hingerichtet.
Ein andrer Zweig des Geschlechts erhielt 1703 den Titel Lord Conway; von ihm stammt Henry S.-Conway, welcher 1761 die englischen Truppen unter dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig [* 54] befehligte, 1765 Staatssekretär wurde und als Feldmarschall 1795 starb. Sein Bruder Francis wurde 1750 zum Grafen und 1793 zum Marquis von Hertford ernannt; er starb Diesem Zweige gehören an: Francis Charles S.-Conway, dritter Marquis von Hertford, geb. Günstling König Georgs IV., gest.
Richard S.-Conway, geb. vierter Marquis von Hertford, gest. der sich durch Kunstsinn auszeichnete, und dessen Vetter, der jetzige und fünfte Marquis von Hertford, Francis Hugh George S., geb. Des letztern Vater war der berühmte Admiral Sir George Frederick S., geb. der schon mit zehn Jahren in die Marine eintrat. Er ward 1804 Leutnant, 1806 bei San Domingo verwundet, zeichnete sich 1807 bis 1809 sehr aus, war 1830-37 Master of the robes Wilhelms III., ward 1841 Konter-, 1850 Vize- und 1866 Admiral und starb Ein andres Glied [* 55] dieses Zweigs der Familie S. ist der Diplomat Sir George Hamilton S., geb. 1797. Dieser ward 1817 britischer Gesandtschaftsattaché im Haag, [* 56] 1819 Privatsekretär Lord Castlereaghs, arbeitete dann bis 1829 bei den Legationen in Frankfurt, [* 57] Stuttgart, [* 58] Berlin und Konstantinopel, [* 59] wurde 1830 Gesandter in Florenz [* 60] und 1835 in Brüssel. [* 61] 1846 ging er als Gesandter nach Lissabon, [* 62] 1851 nach Petersburg, [* 63] wo er bis zur orientalischen Krise im Februar 1854 blieb, 1855 nach Wien, wo er das Wiener Protokoll mit unterzeichnete, im April 1858 aber abberufen ward. Er starb ¶
(spr. ssihmör), 1) Sir Michael, brit. Admiral, geb. trat 1813 in die englische Marine, diente seit 1841 als Kapitän teils im Mittelländischen Meer, teils in Nordamerika [* 65] und Westindien, [* 66] ward 1850 zum Hafeninspektor in Sheerneß und 1851 zum Direktor der Marineinstitute in Devonport ernannt und im Februar 1854 dem Admiral Sir Charles Napier als Stabschef für die Ostseeexpedition beigegeben, auf welcher er bei Kronstadt [* 67] verwundet und zum Konteradmiral befördert wurde. 1856 erhielt er den Oberbefehl über die Flottenstation in Ostindien [* 68] und China, [* 69] und 1863-66 führte er das Kommando der britischen Militärstation Portsmouth. [* 70] 1876 wurde er zum Vizeadmiral ernannt. Von 1859 bis 1863 saß er für Devonport im Parlament.
2) Horatio, amerikan. Politiker, geb. zu Pompey im Staat New York, besuchte das Geneva College, dann die Universität und begann, 20 Jahre alt, die Praxis als Advokat in Utica. 1841 bis 1850 Mitglied der dortigen Legislatur, ward er 1852 zum Gouverneur von New York gewählt und bekleidete 1862 dies Amt zum zweitenmal. Obwohl zur demokratischen Partei gehörig und mit Lincolns hartnäckiger Kriegspolitik nicht einverstanden, erfüllte er doch in der Stellung von Milizen seine Pflicht. 1868 stellte ihn die demokratische Partei als Präsidentschaftskandidaten gegen Grant auf, er erlangte aber nicht die Majorität und zog sich ganz vom politischen Leben zurück. Er starb auf seinem Landsitz bei Utica.
La (spr. ssähn), Stadt im franz. Departement Var, im Grunde der Reede von Toulon, [* 71] 5 km von dieser Stadt gelegen, an der Eisenbahn Marseille-Toulon, hat eine großartige Schiffswerfte, welche über 2000 Arbeiter beschäftigt, einen Hafen, Fischfang und (1886) 8360 Einw.
Kreisstadt im polnisch-russ. Gouvernement Suwalki, nordwestlich von Grodno, hat ein berühmtes Dominikanerkloster mit Wallfahrtskirche, ein Gymnasium, Leder- und Tuchfabrikation und (1885) 4969 Einw. Im Kreis eine Eisenfabrik.
(spr. ssä-ióng), jurassischer Zufluß des Neuenburger Sees, durchfließt zunächst das Val de Ruz, dessen französische und überwiegend protestantische Bewohner von Ackerbau, Alpenwirtschaft und Uhrmacherei leben und in 15 Gemeinden 9085 Seelen zählen (volkreichste Gemeinde Dombresson, mit 1139 Einw., wo die von Louis Borel mit 800,000 Frank dotierte staatliche Rettungsanstalt besteht).
Sodann bricht er sich bei Vallengin (655 m) den Weg in die Schlucht, welche ihn in starkem Fall zum Seeufer (433 m) hinunterführt. S. Neuchâtel.
(spr. ssäßell), Stadt im franz. Departement Ain, Arrondissement Belley, am Rhône und an der Eisenbahn Genf-Mâcon, hat berühmte Asphaltgruben und (1881) 1178 Einw. Über den Rhône führt eine Hängebrücke nach der zum Departement Obersavoyen gehörigen Gemeinde S. mit 1493 Einw.
(spr. ssesann), Stadt im franz. Departement Marne, Arrondissement Epernay, am Auges und an der Eisenbahn Oiry-Romilly, hat Fabrikation von Tuch, Ackerbauwerkzeugen, Porzellan und optischen Gläsern, Weinbau und (1881) 4856 Einw. S. war ehemals sehr fest, wurde 1423 von den Engländern und 1566 von den Protestanten erobert.
Hier Gefangennehmung eines französischen Korps unter Macdonald durch die Russen.
(spr. ssähs'), Raimond de, s. Desèze. ^[= (De spr. dössähs'), Raimond, Graf, franz. Staatsmann, geb. 1748 zu Bordeaux, widmete ...]
(lat.), ausscheiden.
(lat.), Absonderung, Trennung (s. Secessio). ^[= (lat.), Absonderung, Trennung; insbesondere der Auszug der römischen Plebs auf den Heiligen ...]
Name von Parteien, die sich von einem Ganzen trennen;
so wurden die Anhänger der Südstaaten in Nordamerika genannt, welche sich 1861 von der Union trennten und sich selbst Konföderierte nannten;
ferner die Mitglieder der nationalliberalen Partei, die aus derselben ausschieden, sich als »liberale Vereinigung« konstituierten und sich mit der Fortschrittspartei zur »deutschen freisinnigen Partei« (s. d.) vereinigten.
(lat.), anatomisch zerlegen, s. Sektion. ^[= # (lat. Leichenöffnung), die kunstgerechte anatomische Untersuchung eines Verstorbenen, sei es ...]
Stadt in der ital. Provinz Rom, Kreis Velletri, unweit der Pontinischen Sümpfe, Bischofsitz, hat eine gotische Kathedrale, ein Seminar, Ruinen eines großen Saturntempels, eines Amphitheaters und andrer Altertümer des antiken Setia, einer altlatinischen, später den Volskern gehörigen Stadt, die 383 v. Chr. römische Kolonie ward, u. (1881) 6114 Einw.
Abkürzung von Sforzato (s. d.). ^[= (auch forzato, seltener sforzando, ital., abgekürzt sf., sfz., oder fz., für stärkere Accente ...]
Hafenstadt der gleichnamigen Hochgebirgslandschaft auf der Südküste der türk. Insel Kreta, hat Weinbau, Handel und 1200 Einw.
die zweitgrößte Stadt der unter französischem Protektorat stehenden Regentschaft Tunis, [* 72] am Golf von Gabes, ist von Bastionen und starken Mauern umgeben, hat eine große Citadelle und 30,000 Einw., worunter viele Franzosen, Italiener, Malteser, welche, wie die Juden, einen eignen Stadtteil bewohnen. In den Gärten um die Stadt zieht man viele Südfrüchte; die Weberei [* 73] von baumwollenen, wollenen und seidenen Stoffen und der Handel mit Öl, Wolle, Schwämmen, Datteln, Feigen, Rosinen, Halfa u. a. sind lebhaft. S. ist Station der Compagnie Generale Transatlantique und Sitz eines deutschen Konsuls. Die Stadt wurde 1881 von den Franzosen nach zweitägigem Bombardement durch eine Flottenabteilung eingenommen.
Insel, s. Sphakteria. ^[= (jetzt Sphagia), griech. Insel im Ionischen Meer, an der Westküste von Messenien (Bai von Pylos ...]
berühmtes ital. Geschlecht, welches Mailand [* 74] im 15. und 16. Jahrh. sechs Herzöge gab. Sein Stammvater Muzio d'Attandolo, geb. als Sohn eines Landmanns zu Cotignola in der Romagna, schwang sich durch Tapferkeit, Mut und Klugheit zu einem der berühmtesten Condottieri seiner Zeit empor, diente mit seinem ihm treu ergebenen Haufen Bewaffneter zuletzt dem König von Neapel [* 75] und galt bereits unter der Regierung der Königin Johanna II. als eine Stütze des Throns. Er fand beim Übergang über den Fluß Pescara den Tod.
Den Namen S. (»Erzwinger«) erhielt er von dem Grafen Alberigo von Barbiano, dem Stifter des italienischen Condottieriwesens. Sein natürlicher Sohn Francesco S., geb. diente in der Condotta seines Vaters und übernahm nach dem Tode des letztern deren Führung. Er stand nacheinander im Dienst von Mailand, Venedig und Florenz, ward Schwiegersohn des Herzogs Filippo Maria Visconti von Mailand, des letzten Sprößlings dieses Hauses, und erlangte nach dessen Tod (1447) durch die Gunst des Volkes 1450 die Herrschaft über Mailand. Er sicherte sich den Thron [* 76] durch weise Regierungsmaßregeln und vergrößerte sein Herzogtum 1464 durch Eroberung Genuas; er starb in Mailand, das Herzogtum seinem ältesten Sohn, Galeazzo Maria S., geb. hinterlassend, der, ein ausschweifender, grausamer Mann, durch Verschworne fiel. Da dessen Sohn Giovanni Galeazzo S. erst einige ¶
Monate alt war, so bemächtigte sich der Oheim desselben, Lodovico il Moro, des Throns und beseitigte den Neffen 1494, wahrscheinlich durch Gift. Um die usurpierte Herrschaft zu behaupten, veranlaßte er den Kriegszug des französischen Königs Karl VIII. nach Neapel, brachte aber dadurch nur Unglück über dieses und sein eignes Haus. Denn nachdem er später dem Bund gegen Frankreich beigetreten, ward er von Ludwig XII. 1499 aus dem Herzogtum vertrieben, geriet 1500 in französische Gefangenschaft und starb 1510 zu Loche im Kerker.
Sein Sohn Maximilian S. vertrieb zwar mit Hilfe von Schweizertruppen die Franzosen 1512 aus Mailand; aber 1515 vom französischen König Franz I. bei Marignano geschlagen, mußte er Mailand gegen einen Jahrgehalt an Frankreich abtreten. Francesco Maria S., Bruder des vorigen, seit 1521 Herzog von Mailand, wurde 1529 vom Kaiser Karl V. wieder mit dem Herzogtum belehnt und starb worauf Karl V. 1540 Mailand als eröffnetes Reichslehen einzog. Von frühern Nebenlinien haben sich nur noch die Herzöge von S.-Cesarini in Rom erhalten.
(auch forzato, seltener sforzando, ital., abgekürzt sf., sfz., oder fz., für stärkere Accente ffz., sffz.), »forciert«, d. h. stark hervorgehoben, eine musikalische Bezeichnung, welche stets nur für den Ton oder Akkord gilt, bei welchem sie steht.
Das ff. hat nur eine relative Stärkebedeutung, d. h. im piano bedeutet es etwa s. v. w. poco forte oder mezzoforte.
(ital., von sfumare, verdunsten, verfliegen), in der Malerei die Kunst, das Verschwimmen der Farben und Konturen in Luft und Licht [* 78] darzustellen, welche dadurch wie mit einem zarten, durchsichtigen Schleier umhüllt erscheinen. Diese Fertigkeit entwickelte sich erst durch Leonardo da Vinci, der auch den Ausdruck zuerst gebrauchte, dann durch Correggio, Andrea del Sarto und besonders durch Murillo. Die Klippe des Verblasenen, d. h. des völligen Aufgebens der Form und der Umrisse unter dem Farbennebel, liegt beim S. sehr nahe, und auch Murillo, der in dieser Manier vor allen Bewundernswürdiges leistete, hat dieselbe nicht immer umgangen.
Giovanni, ital. Klavierspieler und Komponist, geb. zu Rom, entwickelte sich sehr früh zum Virtuosen und erregte die Aufmerksamkeit Liszts, der seine höhere Ausbildung überwachte. Gleich früh bethätigte er sich auch als Komponist und brachte bereits 1866 ein Klavierkonzert mit großem Erfolg zur Aufführung. Nachdem er sich in vielen Konzerten nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland [* 79] bekannt gemacht, erhielt er 1877 die erste Klavierprofessur an dem Musiklyceum der Cäcilienakademie in Rom, die er noch heute bekleidet. Im Druck erschienen von ihm: 2 Quintette, ein Klavierkonzert in G moll, 2 Symphonien, ein Streichquartett, zahlreiche Klavierstücke etc.
(Zgierz), Stadt im russisch-poln. Gouvernement Petrokow, Kreis Lodz, mit Tuchmacherei, Baumwoll- und Leinweberei und (1885) 14,533 Einw.
(von sgraffiáre, kratzen), eine in Italien erfundene und zur Zeit der Renaissance dort besonders in Florenz, auch in Deutschland und andern Ländern geübte Manier der Wandmalerei. Der aus Kalk, Sand und Kohlenstaub bestehende schwarze Grund ward mit dünnem Gips [* 80] überstrichen und auf diesem der Karton durchgezeichnet, worauf die Schatten [* 81] mit einem spitzen Eisen [* 82] bis auf die schwarze Unterlage in Strichen eingeritzt wurden, so daß das fertige Ganze das Ansehen einer Zeichnung oder eines Kupferstichs erhielt.
Die meisten ältern Werke dieser Art sind zu Grunde gegangen. Nur wenige haben sich an Fassaden in Florenz, Siena, Pienza u. a. O., andre sind durch die Beschreibung Vasaris und in Blättern von Cherubino Alberti, Bonasone, Galestruzzi u. a. erhalten. Die Technik der S. hat in neuerer Zeit das Interesse der Forscher und Architekten wieder erregt. Außer den italienischen Sgraffitodekorationen der Renaissancezeit, von denen mehrere von L. Lange publiziert worden sind, und über die auch das Prachtwerk Gruners: »The terracotta architecture of North Italy« (Lond. 1867) vielfach Licht verbreitet hat, sind auch ältere Sgraffitomalereien in Deutschland, vorzugsweise in Schlesien, aus dem 16. u. 17. Jahrh. von Max Lohde in verschiedenen Aufsätzen der »Zeitschrift für Bauwesen« beschrieben und veröffentlicht worden. Praktische Anwendung hat diese Technik zuerst wieder besonders durch G. Semper am Polytechnikum in Zürich, [* 83] durch Lohde am Sophiengymnasium und in der Reitbahn des Kriegsministeriums in Berlin sowie durch Laufberger in Wien und den Architekten Gnauth in Stuttgart gefunden und hat sich dann allgemein verbreitet. Statt des schwarzen Grundes wird jetzt auch ebenso häufig brauner und andersfarbiger Grund gewählt.
(spr. schädd), Fisch, s. Alse. ^[= (Alose, Alosa Cuv.), Fischgattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Heringe ...]
(spr. scháfftsberi Ort selbst auch schaffst'n gesprochen), uralte Stadt in Dorsetshire (England), mit (1881) 2312 Einw.;
besaß schon zur Zeit Athelstans (924-940) eine Münzstätte und eine Benediktinerinnenabtei.
König Knut d. Gr. starb hier 1036.
(spr. scháfftsberi), 1) Anthony Ashley Cooper, Graf von, engl. Staatsmann, geb. studierte zu Oxford [* 84] und London, [* 85] trat 1640 ins Unterhaus und erlangte hier durch Witz, Beredsamkeit und taktische Gewandtheit bedeutenden Einfluß. Beim Beginn des Bürgerkriegs ging er zur Parlamentspartei über, entzweite sich aber später mit Cromwell, trat 1659 nach dem Sturz Richard Cromwells in den republikanischen Staatsrat ein und hatte neben General Monk hervorragenden Anteil an der Restauration der Stuarts.
Karl II. ernannte ihn daher zum Lord-Lieutenant in Dorset, 1661 als Lord Ashley zum Peer und 1672 zum Lord-Kanzler und Grafen von S. Er war seit 1669 das einflußreichste Mitglied des berüchtigten Cabalministeriums, welches den Absolutismus und Katholizismus in England herstellen sollte, wurde aber 1673 von Karl, der ihn von Spanien [* 86] bestochen glaubte, entlassen und übernahm nun die Führung der parlamentarischen Opposition. Die Vertagung des Parlaments auf 13 Monate vom November 1675 bis zum November 1676 bekämpfte er als ungesetzlich auf das heftigste, sollte für diese Sprache [* 87] an den Schranken des Hauses knieend Abbitte thun und wurde infolge seiner Weigerung in den Tower gesteckt.
Wieder freigegeben, benutzte er das von Oates erfundene papistische Komplott von 1678, um den Haß des Volkes gegen die Katholiken zu erregen, wirkte für die Ausschließung des katholischen Herzogs von York vom englischen Thron und führte den Sturz des Ministeriums Danby herbei. Trotz der Abneigung, welche die Kamarilla gegen ihn hegte, erhielt er im März 1679 das Präsidium des Staatsrats, wurde aber bald wieder entlassen. Mit doppeltem Eifer wirkte er nun für die Ausschließung des Herzogs von York, suchte dem Herzog von Monmouth die Thronfolge zu verschaffen und plante 1681 in Verbindung mit Monmouth, Russell, Algernon, Sidney u. a. die sogen. Kornbodenverschwörung (Ryehouse-plot), floh aber ¶
nach Entdeckung derselben nach Amsterdam, [* 89] wo er starb. In dem parlamentarischen Kampf gegen die absolutistischen Bestrebungen der Stuarts hat er sich, obwohl ein durchaus prinzipienloser Politiker und lediglich durch persönlichen Ehrgeiz geleitet, nichtsdestoweniger hervorragende Verdienste erworben. Sein Leben beschrieben Christie (Lond. 1871, 2 Bde.), welcher auch die »Memoirs, letters and speeches« Shaftesburys (das. 1860) veröffentlichte, und Traill (das. 1886).
2) Anthony Ashley Cooper, dritter Graf von, philosoph. Schriftsteller, Enkel des vorigen, geb. zu London, war von 1686 bis 1689 auf Reisen in Frankreich und Italien, wo ihn die Künste fesselten, und Holland, wo er Bayles Bekanntschaft machte, widmete sich wissenschaftlichen Beschäftigungen und trat dann ins Parlament, 1700 in das Oberhaus, wo er die Maßregeln des Königs Wilhelm unterstützte, kehrte aber, mit der Politik der unter der Königin Anna das Ruder führenden Staatsmänner nicht einverstanden, nach Holland, 1711 nach Italien zurück und starb im Februar 1713 in Neapel. S. trat dem Empirismus seines Freundes Locke (s. d.) insofern entgegen, als er im Gegensatz zur Theorie der Selbstsucht das unmittelbare Wohlgefallen am Guten zu wecken suchte, wodurch er der Stifter des sogen. moralischen Sensualismus und der schottischen Moralphilosophenschule wurde. Seine Werke erschienen unter dem Titel: »Characteristics of men, manners, opinions and times« (Lond. 1713, 3 Bde.; 1773, 3 Bde.; neue Ausg. 1869). Außerdem gab er »Briefe über philosophische und theologische Gegenstände« (1716 u. 1721) heraus. Die deutsche Übersetzung seiner »Philosophischen Werke« unternahmen Hölty und Benzler (Leipz. 1776-79, 3 Bde.). Über die Philosophie Shaftesburys vgl. die Schriften von Spicker (Freiburg 1872),
Gizycki (Leipz. 1875) und Fowler (»S. and Hutcheson«, Lond. 1882).
3) Anthony Ashley Cooper, siebenter Graf von, geb. machte sich im Unterhaus, dem er seit 1826, und im Oberhaus, dem er seit 1851 angehörte, sowie als Leiter zahlreicher gemeinnütziger Anstalten um die Verbesserung der Lage der Arbeiterklassen sehr verdient und galt auch in kirchlichen Fragen als Autorität. Er starb in Folkestone. Sein Leben beschrieb Hodder (Lond. 1886, 3 Bde.). Seine »Speeches on claims and interests of labouring class« erschienen 1868.
s. Goldlegierungen. ^[= Mischungen und Verbindungen von Gold mit andern Metallen. Gold wird durch Zusammenschmelzen ...]
(spr. schehkers, »Schüttler, Zitterer«, auch Shaking-Quakers), spiritualistische Sekte in Nordamerika, die sich um 1747 zu Manchester [* 90] von den Quäkern abzweigte, dann nach Nordamerika auswanderte und hier ihr eigentümliches Gepräge besonders durch Anna Lee erhielt. Als die Tochter eines Grobschmieds 1736 zu Manchester geboren, hatte sich diese jung mit dem trunksüchtigen Schmied Stanley verheiratet, ward infolge des Verlustes ihrer acht Kinder tiefsinnig und hatte seit 1768 Visionen. 1774 ging sie nach Nordamerika, wo sie in der Nähe von Albany die erste Gemeinde der S. gründete.
Sie übernahm deren Leitung als »Mutter Anna«, gesellte sich sieben Älteste zu und führte Trennung der beiden Geschlechter ein, da sie in der Ehe den Hauptgrund alles Verderbens fand. Die S. glauben, wie Christus der zweite Adam, so sei Anna Lee die zweite Eva, gekommen, um nun auch das weibliche Geschlecht zu erlösen; sie wurden in ihrem Glauben auch nicht irre, als die »Mutter«, obwohl sich dieselbe für unsterblich erklärt hatte, 1784 starb. Den Mittelpunkt dieser Gemeinden bildet der 1792 gegründete »Berg Libanon« im Staat Massachusetts. Um 1875 verteilten sich die S., etwa 2500 Seelen stark, auf 58 »Familien« oder 18 »Gesellschaften«, die in sieben Staaten zerstreut waren.
Den charakteristischen Grundzug bildet das Cölibat, daher sich die Sekte lediglich durch Proselyten ergänzt. Dabei herrscht völlige Gütergemeinschaft unter ihnen. Sie bilden vielleicht das einzige Beispiel dafür, daß sich eine solche Einrichtung in ursprünglicher Strenge über ein Jahrhundert erhalten konnte. Eigentümlich sind ferner ihre tanzartigen Bewegungen beim Gottesdienst, wovon sie ihren Namen haben. Das Glaubensbekenntnis der S. ist in dem »Testimony of Christ's second appearance« enthalten.
Sie selbst nennen sich »die vereinigte Gesellschaft der an Christi zweite Erscheinung Gläubigen«. In der Verweigerung der Kriegsdienste und des Eides, in der Verwerfung der Sakramente und in dem Glauben an unmittelbare Eingebungen des Heiligen Geistes stimmen sie mit den Quäkern überein. Sie zeichnen sich durch Fleiß, Einfachheit der Lebensweise und im Verkehr durch Redlichkeit aus. Die Werkstätten sind trefflich eingerichtet, und auf den Landbau wird eine geradezu beispiellose Sorgfalt verwendet.
Vgl. Evans, Shaker's Compendium of the origin, history, principles etc. (New York 1856);
Nordhoff, The communistic societies of the United States (Lond. 1875).
(auch Shakspeare und Shakspere geschrieben, spr. schéhkspir), William, der größte dramat. Dichter Englands und einer der ersten Dramatiker aller Zeiten. Nur sehr spärliche Nachrichten sind uns über das Leben dieses gewaltigen Genius überliefert worden; daß aber selbst diese dürftigen Notizen nur mit großer Vorsicht aufzunehmen sind, leuchtet von selbst ein, wenn man weiß, daß erst 1709 in der vom Dichter Rowe besorgten Ausgabe der Werke Shakespeares eine Biographie desselben sich findet.
Was ließ sich fast 100 Jahre nach dem Tod Shakespeares über dessen Lebensumstände wohl noch erforschen, zumal einerseits die Familie des Dichters mit der Enkelin desselben ausgestorben war, anderseits in den Wirren der Bürgerkriege unter Cromwell etwa noch vorhanden gewesenes Material seinen Untergang gefunden haben dürfte. Allerdings stützt sich Rowe auf eine Schrift Aubreys von 1680, die indes sehr haltlos ist und aus dem pathetischen Charakter des Tragikers S. dessen Leben konstruiert.
Geboren ist S. im April 1564 in dem Landstädtchen Stratford on Avon in Warwickshire. Da es in jener Zeit gebräuchlich war, daß die Taufe eines Kindes am dritten Tag nach der Geburt desselben stattfand, William aber 26. April (a. St.) getauft worden ist, so wird der 23. April allgemein als Geburtstag Shakespeares angenommen. Sein Vater John S., der des Lesens nicht kundig gewesen zu sein scheint, war nach einem Dokument von 1556 Handschuhmacher; doch wird er auch einmal (1579) als Yeoman (Besitzer eines zinsfreien Gutes) bezeichnet.
Von seinen zwei Häusern in Stratford wird dasjenige in der Henleystraße von der Tradition das Geburtshaus des Dichters genannt. John S. heiratete 1557 ein reiches Mädchen, Mary Arden, welchem ihr Vater die Farm Ashbyes, bestehend aus 56 Äckern, zwei Häusern und Gärten, vermachte. So war John S. ein wohlhabender Mann; daß er in hohem Ansehen stand, erhellt daraus, daß er auch einer der 14 Aldermen von Stratford war, ja sogar zum ersten Gerichtsamtmann (high bailiff) und drei Jahre darauf (1571) zum ersten Alderman erwählt wurde. Das ¶