den
Vordergrund und verdrängte schließlich das Frittenporzellan gänzlich. Auch in der neuern Zeit war die Fabrikation
von Prachtvasen und
Servicen, zu der sich noch Porzellangemälde gesellten, Hauptbeschäftigung der Manufaktur, welche seit
der ersten
Revolution in die
Verwaltung des
Staats überging. Nachdem dieselbe eine Zeitlang in ihren Leistungen stark zurückgeblieben
war, hat sie seit dem Anfang der 60er Jahre einen neuen Aufschwung genommen und namentlich in
Vasen
[* 2] und
andern
Gefäßen und Geräten mit Pâte-sur-pâte-Dekorationen Vorzügliches geleistet (s.
Keramik,
[* 3] S. 686).
Vgl. Havard und
Vachon, Les manufactures nationales (Par. 1889).
(spr. ssjuh-erd),WilliamHenry, nordamerikan. Staatsmann, geb. zu
Florida im
StaatNew York, studierte die
Rechte und ließ sich 1823 zu
Auburn als
Rechtsanwalt nieder. Er ward 1830 als
Senator in die
Legislatur
und 1838 zum
Gouverneur des
StaatsNew York gewählt und führte eine
Reform des
Volksschul- und des wissenschaftlichen
Unterrichtswesens ein. Seine Wiederwahl 1843 ablehnend, kehrte er zu der juristischen
Praxis zurück. 1849 wie auch wieder 1855 als
Senator in den
Kongreß gewählt, galt er dort als der
Führer der Freiboden- oder Antisklavereipartei und als einer der ausgezeichnetsten
Redner und tüchtigsten
Politiker; 1860 war er einer der republikanischen
Kandidaten für die Präsidentenwahl,
ward aber, obwohl er im ersten Wahlgang der
Konvention siegreich war, durch
Greeleys Einfluß zurückgedrängt und vom
PräsidentenLincoln zum
Staatssekretär ernannt, in welcher
Stellung er während des
Bürgerkriegs eine ungemeine Thätigkeit
und
Energie entwickelte.
Gleichzeitig mit der Ermordung
Lincolns durch
Booth im
Theater
[* 4] zu
Washington
[* 5] ward S., welcher
gerade krank daniederlag, samt seinem Sohn durch
LewisPayne schwer verwundet.
Letzterer starb einige
Tage nachher, S. der
Vater
aber genas bald wieder und führte auch unter
Johnson sein
Amt weiter, machte sich indessen durch die Unterstützung der
Politik
desselben höchst unpopulär. Am legte er sein
Amt nieder und machte eine zweijährige
Reise
nach
Südamerika,
[* 6]
Asien
[* 7] und
Europa,
[* 8] deren
Beschreibung in dem von seiner Adoptivtochter
Olive Risley S. herausgegebenen
Buch
»S.'s
travels around the world«
(New York 1873) enthalten ist. Er starb in
Auburn. Er schrieb: »Life
of
JohnQuincyAdams«
(Auburn 1849). Veröffentlicht wurden auch seine
»Speeches, state papers and miscellaneous works«
(New York
1853-62, 4 Bde.) und sein
Kriegstagebuch
(»Diplomatie history of war for the
Union 1861-65«,
Boston
[* 9] 1883). Gesammelt wurden seine
Werke vonBaker herausgegeben
(Boston 1883, 5 Bde.). Seine »Autobiography«
(bis 1834 reichend, bis 1846 fortgeführt von seinem Sohn
Frederick W. S.) erschien
New York 1877.
(spr. ssjuh'll),ElizabethMissing, engl. Schriftstellerin, geb. 1815 auf der
InselWight, lebte inLondon;
[* 12] starb Sie huldigte in ihren vielgelesenen, auch ins Deutsche
[* 13] übersetzten
Erzählungen (»Amy
Herbert«, »Cleve
[* 14]
Hall«,
[* 15] »Experience of life«,
»Gertrude«, »Ivors«, »Catherine
Ashton«,
»Margaret Percival«,
»Ursula« u. a.) bei dem Vorzug volkstümlicher
Darstellung einer ausgesprochenen kirchlichen
Richtung,
die auch ihre übrigen zahlreichen
Schriften, meist pädagogischen
Inhalts, verfolgen.
Ihre»Poems and ballads«
gab
MißBayly heraus (1886, 2 Bde.),
welche auch »Life and letters of
Mrs. S.« (1889) veröffentlichte.
(SsewerscheLande),
Landschaft im südlichen Rußland, benannt nach den Sewerianen, einem slawischen
Stamm,
der in ältester Zeit an den
FlüssenDesna, Semj und Sula wohnte. Seit dem Ende des 11. Jahrh. ein Teilfürstentum,
wurde das Land 1238 von den
Tataren furchtbar heimgesucht,
kam in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. an
Litauen und bildete
zur
Blütezeit des polnischen
Staats einen Teil der
Ukraine, gelangte 1667 mit dieser an Rußland, wurde 1782 in das
GouvernementNowgorodSewerski umgewandelt, aber 1802 demGouvernementTschernigow einverleibt.
Der russisch abgefaßte
Bericht über diese
Reise ist ins
Englische
[* 18] übersetzt worden (s.
»Journal of the R. Geogr. Society«
1870). 1867 und 1868 drang er, von der kaiserlich
RussischenGeographischenGesellschaft unterstützt, in das
Innere des Thianschansystems
bis zu denQuellen des
Sir Darja vor. Er schrieb darüber:
»Reisen in
Turkistan und Forschungen am obern
Thianschan« (1873, 2 Bde.; zum Teil übersetzt in
»Petermanns Mitteilungen«, Ergänzungsheft 42 u. 43, Gotha
[* 19] 1875). Dann nahm S. 1874 an der
großen russischen
AmuDarja-Expedition teil, machte
Exkursionen am Ostufer des
Aralsees und leitete 1877 und 1878 eine
große wissenschaftliche
Reise nach dem Pamirplateau, an welcher sich die
SpezialistenSchwarz, Skasi, Rudnew und Kuschakewitsch
beteiligten.
Diese Expedition drang südwärts bis zum
See Rankul und der
Alitschur-Pamir (38° nördl.
Br.) auf völlig unbekanntes Gebiet
vor und hat reiche Ergebnisse für die
Karte, für die geologische, botanische und zoologische Kenntnis
der
Pamir,
[* 20] welche bisher in diesen Beziehungen fast so gut wie unerforscht war, geliefert. Er veröffentlichte seitdem noch:
Ȇber die meridionalen
Erhebungen der
Pamir und über deren
Verhältnis zum Humboldtschen
Bolor«
(»Russische
[* 21]
Revue«, Petersb.
1880). S. starb Ende
Februar 1885 infolge eines Unfalls bei einer
Fahrt über den
Don.
Bis zum Ausgang des Mittelalters wandten die Astronomen nach dem Vorgang des Ptolemäos allgemein
60teilige (Sexagesimal-) Brüche an, welche später durch Dezimalbrüche ersetzt wurden.
An den höhern Schulen in Preußen,
[* 25] deren Klassen von oben nach unten gezählt werden, bildet S. die unterste Stufe der Hauptanstalten, der aber dreijähriger Volksschulbesuch
oder der Besuch der Vorschule bereits vorangeht.
(lat.), bei den alten Römern gebräuchliches Maß für flüssige Dinge = 1/6 Congius, als Maß trockner Waren
= 1/16 Modius, in beiden Fällen = 0,547 Lit. Er wurde eingeteilt in 12 Cyathi.
eine
[* 23]
Figur von sechs gleichen Noten, welche so viel gelten sollen als sonst vier derselben Art. Die Bedeutung
der S.
kann eine zweifache sein, nämlich entweder die der untergeteilten Triole oder die der Doppeltriole.
Da die Triole wie die S. in der Regel eine Steigerung gegenüber der zu Grunde liegenden Bewegungsart ist, so wird die Wahl der
einen oder der andern Auffassung von der Bewegungsart abhängen, d. h. bei Achtelbewegung wird die Sechzehntelsextole als
untergeteilte Triole (a), die Achtelsextole als Doppeltriole (b) verstanden werden:
2) Karl, ausgezeichneter Schauspieler, geb. zu Glatz
[* 39] in Schlesien,
[* 40] absolvierte das Gymnasium seiner Vaterstadt, trat 1810 in
die Armee ein, entsagte später wieder der militärischen Laufbahn und betrat die Bühne zuerst in Breslau,
[* 41] seit 1819 in Graz
[* 42] und zwar in komischen Rollen.
[* 43] 1820 in Olmütz
[* 44] und Prag
[* 45] engagiert, begründete er hier seinen Ruf als Charakterdarsteller,
ging darauf nach Kassel,
[* 46] wurde 1828 Mitglied des Hoftheaters zu Darmstadt
[* 47] und trat 1829 in den Mitgliederbund der Stuttgarter
Hofbühne. 1835 gastierte er zum erstenmal in Berlin
[* 48] und mit so außergewöhnlich glänzendem Erfolg,
daß er 1838 für das preußische Hoftheater engagiert wurde. Er starb in Berlin.
Als bei Hochkirch
[* 60] der Rückzug angetreten werden mußte, deckte ihn S. mit der ganzen Kavallerie. In der
Schlacht bei Kunersdorf
[* 61] mußte er trotz seines Sträubens auf Befehl des Königs seine trefflich gewählte StellungLaudon gegenüber
verlassen und den letzten unglücklichen Angriff auf die Russen unterstützen; hierbei wurde er durch einen Kartätschenschuß
schwer verwundet. In Berlin, wohin er sich zu seiner Wiederherstellung begab, verheiratete er sich mit
einer Gräfin von Hacke und begab sich dann wieder zur Armee, die bei Leipzig stand.
An der VerteidigungBerlins, welches im Herbst 1760 von den Russen angegriffen wurde, nahm er erfolgreichen Anteil. Im Mai 1761 ward
er der Armee des PrinzenHeinrich beigegeben. Nach dem Frieden übertrug ihm der König die Inspektion aller
in Schlesien stehenden Kavallerieregimenter. 1767 wurde S. zum General der Kavallerie ernannt. Er starb in Minkowski
bei Namslau. S. war der größte Reitergeneral seiner Zeit. In Berlin ließ ihm der König 1784 auf dem Wilhelmsplatz eine
Statue errichten.
Seit 1859 privatisierte er in New York und starb Daselbst. S. widmete sich vor allem der Entzifferung
der hieroglyphischen Schrift der alten Ägypter; aber seine Bemühungen auf diesem Gebiet waren wenig erfolgreich, da er sich
hartnäckig der Erkenntnis verschloß, daß der allein richtige Schlüssel der Hieroglyphik der durch Champollion
gefundene ist. Von seinen Werken nennen wir: »Rudimenta hieroglyphices« (Leipz. 1826);
Moritz, Schulmann und Philolog, geb. zu Wittenberg,
[* 66] studierte 1826-30 in Halle,
[* 67] besonders unter Reisig, wurde Michaelis 1830 Kollaborator am Gymnasium zu Nordhausen,
[* 68] 1831 Adjunkt an der lateinischen Hauptschule
zu Halle und bald darauf Oberlehrer am dortigen Pädagogium. 1839 als Konrektor an das Stadtgymnasium zu Brandenburg
[* 69] versetzt,
wurde er 1843 Professor und kam Ostern 1846 als solcher an das Joachimsthalsche Gymnasium zu Berlin. Seit 1871 in
Ruhestand versetzt, starb er in Potsdam.
[* 70] S. hat durch seine weitverbreiteten Schulbücher nach mehreren Seiten reformierend
auf den Gymnasialunterricht eingewirkt. Insbesondere hat er sich um den Betrieb der lateinischen Grammatik und Stilistik hohe
Verdienste erworben. Ellendts lateinische Grammatik, die er zum erstenmal in der 4. Auflage (Berl. 1855)
besorgte, hat er allmählich ganz umgearbeitet (32. Aufl., von seinem Sohn M. A. Seyffert und W.Fries, das. 1888). Auch für
den griechischen Unterricht hat S. treffliche Hilfsbücher geliefert. Das Studium der Dichter förderte er durch eine
methodische Anleitung zur lateinischen Versifikation: »Palaestra Musarum« (Halle 1834-35, 2 Bde.; 1. Bd., 9. Aufl.
1882),
und »Lesestücke aus griechischen und lateinischen Schriftstellern« (Leipz.
1853, 7. Aufl. 1884). Sonst verdanken wir ihm die »Epistola critica ad C. Halmium de Ciceronis pro Sulla et pro Sestio orationibus«
(Leipz. 1848) sowie die Ausgaben von Cäsars »Commentarii de bello gallico« (Halle 1836, 3. Aufl. 1879),
2) Horatio, amerikan. Politiker, geb. zu Pompey im StaatNew York, besuchte das GenevaCollege, dann die Universität
und begann, 20 Jahre alt, die Praxis als Advokat in Utica. 1841 bis 1850 Mitglied der dortigen Legislatur,
ward er 1852 zum Gouverneur von New York gewählt und bekleidete 1862 dies Amt zum zweitenmal. Obwohl zur demokratischen Partei
gehörig und mit Lincolns hartnäckiger Kriegspolitik nicht einverstanden, erfüllte er doch in der Stellung von Milizen seine
Pflicht. 1868 stellte ihn die demokratische Partei als Präsidentschaftskandidaten gegen Grant auf, er erlangte
aber nicht die Majorität und zog sich ganz vom politischen Leben zurück. Er starb auf seinem Landsitz bei Utica.
Kreisstadt im polnisch-russ. GouvernementSuwalki, nordwestlich von Grodno, hat ein berühmtes Dominikanerkloster
mit Wallfahrtskirche, ein Gymnasium, Leder- und Tuchfabrikation und (1885) 4969 Einw.
Im Kreis eine Eisenfabrik.
(spr. ssä-ióng), jurassischer Zufluß des NeuenburgerSees, durchfließt zunächst das Val de Ruz, dessen französische
und überwiegend protestantische Bewohner von Ackerbau, Alpenwirtschaft und Uhrmacherei leben und in 15 Gemeinden 9085 Seelen
zählen (volkreichste Gemeinde Dombresson, mit 1139 Einw., wo die von LouisBorel mit 800,000 Frank dotierte
staatliche Rettungsanstalt besteht).
Sodann bricht er sich bei Vallengin (655 m) den Weg in die Schlucht, welche ihn in starkem
Fall zum Seeufer (433 m) hinunterführt. S. Neuchâtel.
Name von Parteien, die sich von einem Ganzen trennen;
so wurden die Anhänger der Südstaaten in Nordamerika
genannt, welche sich 1861 von der Union trennten und sich selbst Konföderierte nannten;
ferner die Mitglieder der nationalliberalen
Partei, die aus derselben ausschieden, sich als »liberale Vereinigung«
konstituierten und sich mit der Fortschrittspartei zur »deutschen freisinnigen Partei« (s. d.)
vereinigten.
Den Namen S. (»Erzwinger«) erhielt er von dem Grafen Alberigo von Barbiano, dem Stifter des italienischen Condottieriwesens.
Sein natürlicher Sohn Francesco S., geb. diente in der Condotta seines Vaters und übernahm
nach dem Tode des letztern deren Führung. Er stand nacheinander im Dienst von Mailand, Venedig und Florenz, ward Schwiegersohn
des Herzogs Filippo MariaVisconti von Mailand, des letzten Sprößlings dieses Hauses, und erlangte nach
dessen Tod (1447) durch die Gunst des Volkes 1450 die Herrschaft über Mailand. Er sicherte sich den Thron
[* 94] durch weise Regierungsmaßregeln
und vergrößerte sein Herzogtum 1464 durch EroberungGenuas; er starb in Mailand, das Herzogtum seinem ältesten
Sohn, GaleazzoMaria S., geb. hinterlassend, der, ein ausschweifender, grausamer
Mann, durch Verschworne fiel. Da dessen Sohn GiovanniGaleazzo S. erst einige
¶
mehr
Monate alt war, so bemächtigte sich der Oheim desselben, Lodovico il Moro, des Throns und beseitigte den Neffen 1494, wahrscheinlich
durch Gift. Um die usurpierte Herrschaft zu behaupten, veranlaßte er den Kriegszug des französischen KönigsKarl VIII. nach
Neapel, brachte aber dadurch nur Unglück über dieses und sein eignes Haus. Denn nachdem er später dem
Bund gegen Frankreich beigetreten, ward er von Ludwig XII. 1499 aus dem Herzogtum vertrieben, geriet 1500 in französische Gefangenschaft
und starb 1510 zu Loche im Kerker.
(auch forzato, seltener sforzando, ital., abgekürzt sf., sfz., oder fz.,
für stärkere Accente ffz., sffz.), »forciert«, d. h.
stark hervorgehoben, eine musikalische Bezeichnung, welche stets nur für den Ton oder Akkord gilt, bei
welchem sie steht.
Das ff. hat nur eine relative Stärkebedeutung, d. h. im
piano bedeutet es etwa s. v. w. poco forte oder mezzoforte.
(ital., von sfumare, verdunsten, verfliegen), in der Malerei die Kunst, das Verschwimmen der Farben undKonturen
in Luft und Licht
[* 96] darzustellen, welche dadurch wie mit einem zarten, durchsichtigen Schleier umhüllt erscheinen.
Diese Fertigkeit entwickelte sich erst durch Leonardo da Vinci, der auch den Ausdruck zuerst gebrauchte, dann durch Correggio,
Andrea del Sarto und besonders durch Murillo. Die Klippe des Verblasenen, d. h. des völligen Aufgebens der Form und der Umrisse
unter dem Farbennebel, liegt beim S. sehr nahe, und auch Murillo, der in dieser Manier vor allen Bewundernswürdiges
leistete, hat dieselbe nicht immer umgangen.
Giovanni, ital. Klavierspieler und Komponist, geb. zu Rom, entwickelte sich sehr früh zum Virtuosen
und erregte die AufmerksamkeitLiszts, der seine höhere Ausbildung überwachte. Gleich früh bethätigte
er sich auch als Komponist und brachte bereits 1866 ein Klavierkonzert mit großem Erfolg zur Aufführung. Nachdem er sich
in vielen Konzerten nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland
[* 97] bekannt gemacht, erhielt er 1877 die erste Klavierprofessur
an dem Musiklyceum der Cäcilienakademie in Rom, die er noch heute bekleidet. Im Druck erschienen von ihm: 2 Quintette,
ein Klavierkonzert in G moll, 2 Symphonien, ein Streichquartett, zahlreiche Klavierstücke etc.
(von sgraffiáre, kratzen), eine in Italien erfundene und zur Zeit der Renaissance
dort besonders in Florenz, auch in Deutschland und andern Ländern geübte Manier der Wandmalerei. Der aus Kalk, Sand und Kohlenstaub
bestehende schwarze Grund ward mit dünnem Gips
[* 98] überstrichen und auf diesem der Karton durchgezeichnet, worauf die Schatten
[* 99] mit einem spitzen Eisen
[* 100] bis auf die schwarze Unterlage in Strichen eingeritzt wurden, so daß das fertige
Ganze das Ansehen einer Zeichnung oder
eines Kupferstichs erhielt.
Die meisten ältern Werke dieser Art sind zu Grunde gegangen. Nur wenige haben sich an Fassaden in Florenz, Siena, Pienza u. a. O.,
andre sind durch die BeschreibungVasaris und in Blättern von Cherubino Alberti, Bonasone, Galestruzzi u. a.
erhalten. Die Technik der S. hat in neuerer Zeit das Interesse der Forscher und Architekten wieder erregt. Außer den italienischen
Sgraffitodekorationen der Renaissancezeit, von denen mehrere vonL.Lange publiziert worden sind, und über die auch das Prachtwerk
Gruners: »The terracotta architecture of North Italy« (Lond. 1867) vielfach Licht verbreitet hat, sind auch
ältere Sgraffitomalereien in Deutschland, vorzugsweise in Schlesien, aus dem 16. u. 17. Jahrh. von MaxLohde in verschiedenen
Aufsätzen der »Zeitschrift für Bauwesen« beschrieben und veröffentlicht worden. Praktische Anwendung hat diese Technik zuerst
wieder besonders durch G. Semper am Polytechnikum in Zürich,
[* 101] durch Lohde am Sophiengymnasium und in der Reitbahn
des Kriegsministeriums in Berlin sowie durch Laufberger in Wien und den ArchitektenGnauth in Stuttgart gefunden und hat sich dann
allgemein verbreitet. Statt des schwarzen Grundes wird jetzt auch ebenso häufig brauner und andersfarbiger Grund gewählt.