Serbische Sprache u. Litteratur (altserbische u. dalmatische Litteraturperiode)
mehr
Vuk auch eine gründliche
Reform der
Orthographie ein. Durch die hohe Altertümlichkeit (besonders ihrer
Laute), welche die
serbische Sprache vor allen lebenden slawischen
Sprachen auszeichnet, ist sie von großer Bedeutung für den Sprachforscher
und durch ihre poetische
Kraft
[* 2] und
Frische anziehend für den Litterarhistoriker. Die beiden litterarischen
Mittelpunkte der
serbo-kroatischen
Dialekte sind
Belgrad
[* 3] und
Agram,
[* 4]
und sie werden von etwa 6 Mill.
Menschen gesprochen, unter
denen die
Serben im engern
Sinn die Minderheit bilden.
Die erste wissenschaftliche Bearbeitung der serbischen
Sprache
[* 5] ist die kleine serbische
Grammatik von Karadžić, die er seinem
Lexikon (s. unten) als
Einleitung voranschickte, und welcheJakobGrimm ins Deutsche
[* 6] übersetzte und mit
einer interessanten
Einleitung versah (Berl. 1824).
AndreSprachlehren des Serbischen lieferten
Daničić
(Wien
[* 7] 1850 u. öfter),
Berlić (das. 1854),
Fröhlich (2. Aufl., das. 1870), Bošković (3. Aufl.,
Pest 1878), Parčić
(Prag
[* 8] 1877), Vymazal
(Brünn
[* 9] 1883) u. a. Wörterbücher veröffentlichten namentlich Karadžić
(Wien 1818; 2. Aufl.
u. d. T.: »Lexicon serbico-germanico-latinum«,
Wien 1852; auch »Deutsch-serbisches
Wörterbuch«, hrsg.
von
Miklosich, das. 1877),
Popović
(»Wörterbuch der serbischen und deutschen
Sprache«, 2. Aufl.,
Pancsova 1886). Seit 1880 erscheint das groß angelegte
serbo-kroatische
Wörterbuch der
AgramerAkademie (»Rječnik krvatskoga ili srpskoga jezika«).
Die ältesten Überreste der altserbischen Litteratur sind in der slawischen
Kirchensprache abgefaßt und reichen bis in das 13. Jahrh.
Sie bestehen aus
Legenden,
Homilien, Kirchenbüchern, dürftigen annalistischen Aufzeichnungen,
Abschriften altbulgarischer
Originale und einigen
Lebensbeschreibungen serbischer
Könige und
Erzbischöfe, die indessen auch durchaus kirchlich-panegyrischer
Natur sind. Zu letztern gehören dieBiographien des
KönigsStephan Nemanja
(Simeon) von dessen
Söhnen, dem
heil. Sava (gest. 1237) und König
Stephan dem Erstgekrönten (hrsg. von
Šafařik: »Život sv. Simeuna«,
Prag 1868); die
Biographien
des heil. Sava (1241) und des
Stephan Nemanja (1264) von demMönch Domentijan (hrsg. von
Daničić: »Život sv. Simeuna i sv.
Save«, Belgr. 1865) und das auf dem
BergAthos in
Handschrift befindliche
Geschlechtsregister »Rodoslov« vom
ErzbischofDaniel, der als Zeitgenosse die Lebensgeschichte der serbischen
Könige von 1272 bis 1325 erzählt (hrsg. von
Daničić:
»Životi kraljeva i archiepiskopa srpskih«,
Agram 1866). Als ein wichtiges Denkmal nicht mönchischen Ursprungs ist das
»Gesetzbuch«
(»Zakonik«) des serbischen
ZarenStephanDuschan (1336-56) zu nennen, das zugleich als Beitrag zur Sittengeschichte
große Beachtung verdient (hrsg. von
Novaković, Belgr. 1870; von Zigel, Petersb. 1872). Im
Volk selbst waren daneben apokryphische
und populär-religiöse
Schriften, die mit den
Irrlehren der
Bogomilen (s. d.) in
Verbindung standen, weit verbreitet, und auch
Werke der byzantinischen Sagenlitteratur, wie der »Alexanderroman«,
der »Trojanische
Krieg«,
»Stephanit und Ichnilat« etc., waren vorhanden. Dagegen sind
Spuren einer nationalen
Poesie im Schriftschatz
jener frühen Litteraturperiode nicht zu finden. Proben aus den Werken der letztern enthalten: Karadžić, Primjeri srpsko-slavenskoga
jezika
(Wien 1857);
Jagić, Prilozi k historii književnosti
(Agram 1868), und
Novaković, Primjeri književnosti
etc. (Belgr. 1878).
Durch
die Türkenherrschaft in
Serbien,
[* 10] die 1389 mit der
Schlacht auf dem
Amselfeld begann und durch die völlige
Eroberung des
Landes 1459 endgültig entschieden ward, war auf lange Zeit jede weitere
Entwickelung des geistigen
Lebens zum Stillstand gebracht,
und nur in dem
FreistaatRagusa
[* 11] und dem dalmatischen Küstengebiet blühte das serbo-kroatische Schrifttum
fort. Diese dalmatische Litteraturperiode, die sich anfangs der kroatischen
Sprache, allmählich aber immer entschiedener
der südserbischen
Mundart bediente, reicht vom Ende des 15. bis zum
Ausgang des 17. Jahrh. und stand ganz unter dem Einfluß
der
Italiener; ein national-slawischer
Charakter geht ihr ab. Sie trägt ein vorwiegend poetisches Gepräge
und hat sowohl auf dem Gebiet der lyrischen, namentlich der Liebesdichtung als auf dem der
Didaktik, in der poetischen
Erzählung
wie im größern Kunstepos, im
Fach der
Tragödie wie der
Komödie namhafte Leistungen aufzuweisen, während eine eigentliche
Prosalitteratur fehlt.
Der erste bedeutende, diese
Periode eröffnende Dichter ist
Marko Marulić aus
Spalato (1450-1524), der
eine »Geschichte der heil.
Judith« (1521) und andre biblische
Poesien verfaßte und auch in
Italien
[* 12] in großem
Ruf stand. Als
Stammvater der eigentlich ragusanischen Dichter gilt S. Menčetić (Sigismundo Menze, 1457-1501), neben welchem
Georg Držić
(gestorben um 1510) zu nennen ist, beide die Hauptvertreter der Liebespoesie nach dem
Muster der italienischen
Sonettendichtung.
Andre hervorragende Dichter sind: Hannibal Lucić (gest. 1540), ebenfalls
Lyriker, aber auch Verfasser eines
Dramas: »Robinja«
(»Die Sklavin«),
»Putnik« (»Der
Wanderer«) und »Italija« hervorzuheben sind, und
Pater Hektorović (gest. 1572),
der Verfasser des beschreibend-erzählenden
Gedichts »Ribanje« (»Der Fischfang«).
Eine neue
Reihe dalmatischer Dichter beginnt mit Andrija Čubranović (gest. 1550),
der besonders durch sein Gedicht »Jedjupka«
(»Die Zigeunerin«) berühmt ward. In diese
Reihe gehört unter andern der
Komödien- und Schäferspieldichter
Nik. Nalješković (gest. 1587), der aber auf demselben Gebiet von
Marin Držić (gest. 1580) übertroffen ward. Zu den bekanntesten
Dichtern des 16. Jahrh. gehörten ferner Dinko Ranjina (gest.
1607), der Liebeslieder,
Episteln, didaktische und idyllische Gedichte schrieb, und Dinko Zlatarić (gest.
1610), vorzugsweise
Didaktiker.
Den Höhepunkt erreichte aber die ragusanische
Poesie in
IvanGundulić (1588-1638), dem Verfasser des berühmten
Epos
»Osman«,
neben dem nur noch
Junius Palmotić (Giugno Palmotta, 1606-1657),
der Verfasser zahlreicher
Dramen, einer »Christiade« (nach
dem gleichnamigen Gedicht des
Hieron.
Vida) und lyrischer Gedichte, meist geistlichen
Inhalts, Erwähnung erfordert,
der jenem, wenn auch nicht an poetischem
Gehalt, doch in der meisterhaften Behandlung der Form und in der Gewandtheit des
Versbaues gleichkommt. Nach der Zerstörung
Ragusas durch das
Erdbeben
[* 13] vom geriet mit dem Wohlstand der Stadt sehr
schnell auch die Litteratur in
Verfall, so daß sie während des 18. Jahrh. nur noch ein äußerst
kümmerliches Dasein fristet. Aus dieser spätern Zeit verdienen noch
Jakob Palmotić (gest. 1680), ein ragusanischer
Patrizier,
der das
Epos »Dubrovnik ponovljen« (»Das
erneuerte
Ragusa«) aus
Anlaß jenes
Erdbebens¶
mehr
dichtete, Ignaz Djordjić (gest. 1737), ein vorwiegend didaktischer und religiöser Dichter,
und der LyrikerAndreas Kašić-Miočić (gest. 1760),
der gleichsam das Bindeglied der alten dalmatischen Dichtung und der
serbischen Litteratur bildet, Erwähnung. Eine Ausgabe der Werke der dalmatischen Dichter besorgt die Südslawische Akademie
in Agram (»Stari pisci hrvatski«, Bd.
1-14, Agram 1869-84).
Die Anfänge eines Wiederauflebens der Litteratur bei den östlichen Serben stehen mit den kriegerischen Erfolgen Österreichs
gegen die Türken seit Ende des 17. Jahrh. in Zusammenhang. Der Friede von Poscharewatz (1718) brachte einen bedeutenden Teil
Serbiens, wenn auch nur zeitweilig, unter österreichische Herrschaft und dadurch mit der westeuropäischen
Kultur in Berührung. Man begann Schulen zu gründen, an denen zum Teil russische Lehrer angestellt wurden, und bald entwickelte
sich wieder ein Schrifttum, das indessen den nationalen Bedürfnissen des Volkes noch wenig entsprach.
Als bedeutendster Vertreter dieser slaweno-serbischen Litteratur (so genannt, weil sie in dem oben erwähnten Gemisch von
Kirchenslawischem und serbischen Dialekten geschrieben war) ist Johann Rajić (1726-1801) zu nennen, dem
namentlich seine »Geschichte der slawischen Völker« einen weitverbreiteten Ruf verschafft hat. Die eigentliche moderne Ära
der serbischen Litteratur datiert erst von der Erhebung der serbischen Volkssprache zur Litteratursprache, die nach langen
Kämpfen endlich siegreich durchgesetzt ward.
Der erste, welcher für diesen Zweck seine Kraft einsetzte, war Dositije Obradović (gest. 1811); durchschlagenden
Erfolg hatten aber erst Dimitrije Davidović (1789-1838), der 1814-22 eine serbische Zeitung in Wien und einen serbischen Almanach
herausgab, und der verdienstvolle Vuk St. Karadžić (1787-1864). Besonders ist letzterer als der eigentliche Schöpfer,
wie der neuern Sprache, so auch der neuern Litteratur der Serben zu betrachten, die seitdem, im Anschluß
an die europäischen Litteraturen und getragen vom nationalen Bewußtsein, immer mehr festen Boden gewonnen hat. Als die bedeutendsten
modernen Dichter sind zu nennen: Lucian Mušicki (gest. 1837), der Sänger nationaler Oden in gelehrten pseudoklassischen Formen;
die Legendendichter Vikentije Rakić (gest. 1824) und Gavr.
Kovačević, welch letzterer auch den serbischen
Aufstand unter Karadjordje und die Schlacht auf dem Amselfeld besang; ferner die Romanschreiber Athan. Stojković und Milovan
Vidaković (gest. 1841), der vielseitige SimaMilutinović (1791-1847), dessen litterarischer Hauptruhm auf dem Liedercyklus
»Serbijanka«, einer Verherrlichung des serbischen Freiheitskampfes, beruht;
der eins der besten
Dramen: »Wladimir und Kosara«, schrieb;
Jovan Subotić (gest. 1886),
der Verfasser von »Stefan Dečanski«, worin viele Züge
der Volkspoesie geschickt reproduziert sind;
endlich als die hervorragendsten Lyriker, deren Dichtungen echt nationales
Leben innewohnt: Branko Radičević (gest. 1853) und Peter II. Petrović Njegus, Wladika von Montenegro
[* 15] (gest. 1851), Verfasser
der berühmten Dichtung »Gorski vijenac« (s. Njegusch);
Jovan Jovanovic, Djra Jakšić (Gedichte, Dramen), Dimitrije Mihajlović,
Stephan Frušić, Milica Stojadinović u. a.
Weitaus das bedeutendste poetische Erzeugnis des serbischen Volkes sind aber seine unschätzbaren Volkslieder,
auf die sich denn auch bis in die neueste
Zeit das Hauptinteresse der andern Völker an der serbischen Litteratur mit Recht
konzentriert. Einige dieser Lieder, die in ihrer rohen KraftNaivität und Gemütlichkeit, orientalische Glut und griechische
Plastik wunderbar vereinigen, reichen bis in die Zeit vor Ankunft der Türken in Europa
[* 16] und enthalten noch
Überreste alter mythologischer Vorstellungen; andre gehören der Periode an, wo AdrianopelResidenz der türkischen Herrscher
war, und schildern den Kampf des Christentums mit den Türken; noch andre stammen aus neuerer Zeit. Es sind teils Heldenlieder
zur Verherrlichung der Nationalhelden, namentlich des Marko Kraljewić ^[Marko Kraljewitsch] (s. d.), teils
Liebes- und Frauenlieder, welche letztern, meist von Mädchen und Frauen gedichtet, von den jungen Leuten beim Volkstanz (kolo)
gesungen werden.
Das Versmaß der kleinen Lieder besteht meist aus Trochäen und Daktylen und hat eine merkwürdige Ähnlichkeit
[* 17] mit den Rhythmen
anakreontischer Oden, während die Heldenlieder vorwiegend in zehnsilbigen trochäischen Versen abgefaßt
sind. Die erste Sammlung und Aufzeichnung der serbischen Volkslieder geschah in musterhafter Weise durch Vuk St. Karadžić
in seinem Werk »Narodne srbska pjesme« (2. erweiterte Ausg.,
Wien 1841-65, 5 Bde.),
das in viele fremde Sprachen übersetzt (deutsch von Talvj, 2. Aufl., Leipz. 1853, 2 Bde.;
von Kapper, das. 1852, 2 Bde.)
und später noch durch einen 6. Band:
[* 18] »Srbske narodne pjesme iz Hercegovine« (Frauenlieder, Wien 1866),
ergänzt wurde. Andre
Sammlungen serbischer Volkslieder (in Übersetzung) gaben Wessely (Hochzeitslieder, Pest 1826),
W.
Gerhard (2. Aufl.: »Volkslieder und Heldenmärchen«, Leipz. 1877, 2 Bde.)
heraus. Die Lieder des bosnischen Volkes veröffentlichten Bogoljub Petranović (drei Sammlungen, Belgr.
1867-70; Serajewo 1867) und Ristić (Belgr. 1873). Auch serbische Märchen wurden am frühsten und am besten von Karadžić
herausgegeben (letzte Ausg., Wien 1870).
Eine wissenschaftliche Litteratur der Serben ist erst im Entstehen begriffen; doch hat man auf einigen Gebieten, wie auf dem
der Geschichte und Ethnographie,
[* 19] schon Werke von bedeutendem Wert aufzuweisen. Unter den Historikern sind
außer den oben erwähnten ältern, Rajić (»Geschichte der slawischen Nationen«, 1794) und Milutinović (»Geschichte der Cernagora«,
1835, und »Geschichte Serbiens 1813 bis 1815«, 2. Aufl. 1888),
besonders PaulJovanović (»Geschichte der wichtigsten Ereignisse
in Serbien«, 1847),
A. Stojačković (»Geschichte des ostslawischen Gottesdienstes«, 1847, und »Skizzen
aus dem serbischen Volksleben in Ungarn«,
[* 20] 1849),
Daniel Medaković (»Geschichte
des serbischen Volkes«, 1851 bis 1853) u. a. hervorzuheben. Die ethnographischen Studien, als deren Begründer Vuk Karadžić
zu nennen ist, wurden in der neuern Zeit besonders gefördert durch v. Bogišić,
der sich speziell mit Erforschung des slawischen und namentlich des südslawischen Gewohnheitsrechts beschäftigt (»Die Rechtsgebräuche
bei den Slawen«, 1867, und »Sammlung der jetzigen Rechtsgebräuche bei den Südslawen«, 1874),
Bogoljub Petranović,
Franjo Jukić, P. Srećković u. a. Auch das »Geographisch-statistische
Wörterbuch von Serbien« von J. ^[Jovan] Gavrilović (1846) sei genannt. Als ein Philolog ersten Ranges erfordert Djuro Daničić
(gest. 1886) Erwähnung. Die
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mehr
Geschichte der serbischen Litteratur bearbeitete am eifrigsten Stojan Novaković (»Istorija srbske književnosti«, 2. Aufl.
1871),
der auch eine »Serbische Bibliographie« über die Jahre 1741-1867 herausgab. Die gelehrte Thätigkeit konzentriert
sich vorwiegend in der Zeitschrift »Glasnik«, dem Organ der 1842 gegründeten »Gesellschaft serbischer Gelehrten« und im »Glas«
[* 22] der königl. serbischen Akademie der Wissenschaften. Von den übrigen periodisch erscheinenden Schriften,
welche Arbeiten aus allen Zweigen der Wissenswelt bringen, sind der von der Matica Srbska, einer 1827 gegründeten litterarischen
Gesellschaft, zu Neusatz herausgegebene, noch jetzt erscheinende »Ljetopis« und das
Organ der südslawischen Akademie zu Agram (»Rad jugoslovenske akademije«) namhaft zu machen. Von Journalen
ist das älteste Blatt
[* 23] die serbische amtliche Zeitung »Srpske novine«, welche seit 1834 ununterbrochen erscheint;
als die beste politische Zeitung gilt die von Miletić 1866 gegründete »Zastava« (»Fahne«),
(Sarakule, Soninke, Serrakolet), Negerstamm an den Ufern des mittlern Senegal, der wahrscheinlich den Grundstock
der Bevölkerung
[* 27] innerhalb des alten, von Berbern errichteten Reichs Ghanata bildete, gegenwärtig aber einen durch Aufnahme
von Berberelementen frühzeitig entstandenen Mischstamm darstellt.
Die S. sind zum größten Teil von
den Mandinka aufgenommen worden und erscheinen nur in einigen Gegenden als eigentümlicher Stamm.
IhreSprache, das Gadschapor,
soll isoliert dastehen.
(spr. ssöräng),Fluß im mittlern Frankreich, entspringt auf dem nördlichen Morvanplateau, geht parallel mit
dem Armançon in nordwestlicher Richtung zur Yonne und ist infolge der Nähe des Armançon und der Yonne fast
ganz ohne Nebenflüsse.
(ital. Serenata), ein Abendständchen, gleichviel ob für Gesang oder mit Instrumenten allein. Die letztere
Bedeutung wurde in neuerer Zeit die wichtigere, wenn auch die andre noch daneben gebräuchlich ist; es
bildete sich eine bestimmte Form der Instrumentalserenade aus, die außer Zusammenhang mit der ursprünglichen Bedeutung
des Wortes kam. Die ältern Serenaden (Haydn, Mozart) führen gern einige Blasinstrumente ein (Oboen, Fagotte, Hörner, Klarinetten),
wie das für eine Musik im Freien passend ist; je mehr indes die S. ihren Einzug in den Konzertsaal nahm,
gewannen die Streichinstrumente die Oberhand. Beethoven schrieb eine S. (Op. 8) für Violine, Bratsche und Cello.
Charakteristisch war ferner früher bei der S., daß alle Instrumente konzertierten (keine Ripienstimmen); auch dieses Merkmal
finden wir bei der neuesten S. nicht mehr zutreffend. Serenaden für Streichorchester schrieb unter andern
R. Volkmann (Op. 62, 63, 69) für volles OrchesterBrahms (Op. 11, 16). Nur das ist heute an der S. von ehemals geblieben, daß
sie mehr Sätze hat als die Sonate, und daß diese Sätze weniger durchgearbeitet, im ganzen leichter, freier gehalten sind
als in der Symphonie und Suite. Gewöhnlich hat die S. mehrere menuettartige Sätze und als Kern einen oder
zwei langsame Sätze. Anfang und Schluß bildeten ursprünglich marschartige Sätze.
(lat.), der Durchlauchtigste, Seine Durchlaucht (s. Durchlaucht). ^[= (Durchlauchtig, lat. serenus, serenissimus), Titel fürstlicher Personen, ward zuerst 1375 von ...]
Die S. sind von sehr großer Statur,
außerordentlich muskulös, tüchtige Ackerbauer, aber dem Trunk sehr ergeben, welcher das Volk schnell herunterbringt.
(Sireth, Hierasus), linker Nebenfluß der untern Donau, entspringt in der Bukowina auf den Karpathen, tritt nach 110 km
langem Lauf in die
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mehr
Moldau, deren Hauptfluß er ist, über, fließt nach Süden, weiterhin nach SO. parallel mit dem Pruth und mündet, zuletzt
die Grenze gegen die Walachei bildend, nach einem Gesamtlauf von 470 km zwischen Braila und Galatz.
Seine bedeutendsten Nebenflüsse
sind: Moldawa, Bistritza, Trotusch, Putna, Buseo rechts und Berlad links.
Stadt in der Bukowina, am Fluß gleiches Namens, nahe der rumänischen Grenze, an der Lemberg-JassyerBahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine Unterrealschule, besuchte Pferdemärkte,
Gerberei, Kunstmühlen und (1880) 7240 Einw. (darunter 3122 Juden).
(griech. Serbia, Servia, s. d.), ein nach der gleichnamigen, unweit der Bistritza (Indsche-Karasu) gelegenen
Stadt benanntes, bisher selbständiges Sandschak der europäischen Türkei,
[* 37] welches aus den 1880 bei der
Türkei verbliebenen Teilen Thessaliens und Südmakedonien gebildet wurde und ca. 190,000 Einw. enthält. 1888 wurde es zum
WilajetMonastir geschlagen, mit Ausnahme des Kaza Katrin, welches zum WilajetSaloniki kam.
(Ssergiejewsk), Stadt im russ. GouvernementSamara, KreisBuguruslan, am Sok, mit (1885) 2710 Einw. Die hier
vorhandenen Schwefelminen veranlaßten Peter I. 1703 zur Anlage einer Schwefelfabrik, die 1720 einging.
eine Küstenprovinz Brasiliens, zwischen den ProvinzenAlagoas und Bahia
[* 45] gelegen, hat einen Flächenraum von
39,090 qkm (709,9 QM.). Der Küstenstrich ist
meist sandig; hinter demselben liegt ein Stufenland, etwa 20 km breit, meist Campo und Wald, und erst dann folgt die fruchtbare
Region, auf den Abhängen der Serra de Itabaiana, wo das Zuckerrohr vortrefflich gedeiht, und dessen Wälder die wertvollsten
Bau- und Farbhölzer liefern. Das Innere endlich ist eine dürre Hochebene, die sich nur zur Viehzucht
[* 46] eignet.
Das Klima
[* 47] ist heiß, feucht an der Küste, trocken im Innern. Außer dem Grenzfluß São Francisco ist nur noch der Vasa Barris
oder Irapiranga von Bedeutung. Eisenstein ist vielfach gefunden, und auch Gold
[* 48] und Diamanten sollen vorkommen. Die Zahl der
Bewohner war 1885: 201,043, mit Einschluß von 25,779 (jetzt befreiten) Sklaven, und besteht vorwiegend
aus Mestizen. Zucker
[* 49] und Baumwolle
[* 50] sind die wichtigsten Produkte, und auch die Viehzucht ist lohnend. Die Industrie beschränkt
sich auf Zuckersiederei, Branntweinbrennerei, Gerberei und etwas Schiffbau. Die Ausfuhr betrug 1883-1884: 7,685,234 Milreis.
Hauptstadt ist Aracajú, am Cotindiba, mit kleinem Hafen, landwirtschaftlicher Schule und 5000 Einw.
3) S. III. that sich schon als Diakonus durch Laster hervor, ward trotzdem 897 zum Papst gewählt, 898 von Johann IX. vertrieben,
aber 904, von den berüchtigten Weibern Theodora und Marozia, mit welch letzterer er den nachmaligen PapstJohann XI. zeugte,
unterstützt, wieder auf den päpstlichen Stuhl gesetzt; er starb 911. -
4) S. IV. war Bischof von Alba,
[* 53] als er zum Papst gewählt wurde. Er starb im Juni 1012. Er hieß eigentlich Bocca
di Porco (»Schweinsrüssel«),
soll aber diesen Namen in S. verändert und damit die Sitte aufgebracht haben, daß die Päpste
nach ihrer Wahl ihren Namen änderten, was aber nicht richtig ist, da dies schon frühere Päpste (zuerst Johann XII.) gethan
hatten.
5) Patriarch von Konstantinopel seit 608, ein Syrer, unterstützte den KaiserHeraklios in seinem Streben, die Monophysiten wieder
mit der orthodoxen Kirche zu vereinigen, und verfaßte die 638 publizierte »Ekthesis«, welche den sogen.
Monotheletismus vertrat und daher später verdammt ward. Er starb 639.
Name der Handelsstationen im ehemaligen ägypt. Sudân, so benannt nach der dichten Einzäunung von Dornenhecken,
durch welche man sich gegen die nächtlichen Einbrüche wilder Tiere schützen wollte. Sie wurden anfänglich meist von europäischen
Händlern aus Chartum gegründet als Stapelplätze für Elfenbein und waren mit angeworbenen Dongolanern
besetzt, durch welche die Bevölkerung der Umgebung in Botmäßigkeit gebracht und zugleich Raubzüge in die Nachbarländer,
namentlich zum Sklavenraub, gemacht wurden. Die Verwalter der Seriben, die Wekil, schickten das Elfenbein jährlich einmal
nach Chartum, von wo beim Eintritt der Nordwinde die Schiffe
[* 56] mit Munition, Tauschwaren u. a. nach dem Süden
abgingen.
(Taunusschiefer), Schiefergestein aus Sericit, zu dem gewöhnlich Quarz, Albit
[* 57] (mitunter Orthoklas?), Chlorit
und Magneteisen hinzutreten. Man unterscheidet grüne und rote S., zwischen welchen gefleckte Abarten den Übergang vermitteln,
und von denen die erstern die an Albit reichern sind. Der S. erscheint bald gneisartig, bald dem Glimmerschiefer ähnlich und
vermittelt im erstern Fall Übergänge zu den Porphyroiden (s. Porphyroid). Die Ansichten über das genauere
geologische Alter dieser den paläozoischen oder den azoischen Formationen angehörigen Gesteine,
[* 58] welche besonders im Taunus,
im Ostharz, in Salzburg
[* 59] und Obersteiermark nachgewiesen wurden, sind noch geteilt.
bei Anlehen die besonders (als S. I, II, III..., oder A, B, C...) bezeichneten
Gruppen von Schuldscheinen, welche entweder zeitlich nacheinander ausgegeben, oder im Interesse der Vereinfachung von Verlosung
und Tilgung gebildet werden (vgl. Lotterie, S. 927).
altgriech. Name des von den Seres (von dem altchines. ser, »Seide«) bewohnten Landes in Ostasien. Es entspricht
der Nordhälfte des heutigen China,
[* 60] während die Südchinesen den Alten unter dem Namen Sinä bekannt waren.
Stadt im britisch-ind. Vasallenstaat Maissur (s. d.), auf einer Insel des Kaweriflusses, hat Ruinen eines
mächtigen Forts und zahlreicher Paläste und zählte in seiner Blütezeit als Residenz von Tippu Sahib (s. d.)
150,000, 1881 nur noch 11,734 Einw. Die Stadt wurde von den Briten erobert, wobei
Tippu Sahib fiel.
Albert, Bergbeamter, geb. zu Krossen a. O., widmete sich seit 1843 dem Bergfach, besuchte 1845-48
die Universität und Bauakademie zu Berlin,
[* 67] wurde 1851 Bergreferendar und Salinenfaktor zu Königsborn bei
Unna,
[* 68] 1856 Bergassessor und Bergmeister beim Bergamt zu Bochum
[* 69] und 1858 Oberbergrat beim Oberbergamt zu Dortmund.
[* 70] Seit 1861 fungierte
er als Vorsitzender der Bergwerksdirektion zu Saarbrücken,
[* 71] 1865 trat er als Hilfsarbeiter in die Bergwerksabteilung des Handelsministeriums,
ging aber 1866 als Berghauptmann des Oberbergamtes nach Breslau
[* 72] und kehrte 1878 als Oberberghauptmann und
Direktor der Abteilung für dasBerg-, Hütten- und Salinenwesen im Handelsministerium nach Berlin zurück. 1877 wurde er ins
Abgeordnetenhaus gewählt, und 1881 war er Vorsitzender der Schlagwetterkommission. 1884 trat er in den Ruhestand und legte
auch sein Mandat nieder. Er schrieb: »Leitfaden zur Bergbaukunde«
(4. Aufl., Berl. 1884, 2 Bde.).
(Sernft), rechtsseitiger Zufluß der Linth in der Schweiz,
[* 76] 18 km lang, entspringt in zwei Bächen
in den Wildnissen des Segnes- und des PanixerPasses und betritt bei Elm (980 m) den schönen Wiesengrund des Sernf- oder Kleinthals,
das der Fluß an Matt und Engi (774 m) vorbei durchschlängelt.
Durch eine tiefe Schlucht erreicht er die Linth bei Schwanden
(522 m).
Flüssigkeiten, Körpersäfte, welche, wie die Lymphe (s. d.), durch einfache Transsudation aus dem Blut entstehen.
Hierher gehören die Peritoneal-, Pleural-, Perikardial- und Cerebrospinalflüssigkeit, die Flüssigkeit des Hodensackes, die
Gelenkschmiere, der Humor aqueus und das Fruchtwasser. Die serösen Flüssigkeiten sind meistens klar und durchsichtig, farblos
oder schwach gelb gefärbt, von alkalischer Reaktion und besitzen ein geringeres spezifisches Gewicht als das Blutserum. Sie
enthalten meistens ein kleines Quantum farbloser Blutkörperchen
[* 80] beigemengt. Die chemische Zusammensetzung
steht derjenigen des Blutplasmas nahe, wenn auch der Eiweißgehalt großen Schwankungen unterliegt. Die fibrinbildenden Substanzen
sind so spärlich vertreten, daß die Mehrzahl der serösen Flüssigkeiten nicht freiwillig gerinnt.
Häute (Membranae serosae), Doppelsäcke, in welchen sich die Eingeweide
[* 81] der Brust- und Bauchhöhle befinden,
also Brust- und Bauchfell, Herzbeutel etc. Der äußere, weitere Sack derselben ist stets an der Innenfläche der betreffenden
Höhle befestigt, während der kleinere, innere die Außenfläche der Organe mehr oder weniger völlig überzieht; im Raum zwischen
beiden befindet sich eine geringe Menge einer wasserhellen (serösen) Flüssigkeit, die von den Häuten
selbst ausgeschwitzt wird und zur Verminderung der Reibung
[* 82] dient.
Bei Erkrankungen der serösen Häute sammelt sich in dem von ihnen umschlossenen Raum ein fremder Inhalt an, welcher entweder
durch Verletzungen von außen eindringt, wie z. B. Luft in den Brustfellsack (Pneumothorax), oder durch entzündliche Ausschwitzung
der serösen Häute selbst geliefert wird. Die Ausschwitzung ist eine wässerige, fibrinöse, eiterige
oder, wenn die serösen Häute Sitz krebsiger oder tuberkulöser Neubildungen werden, eine blutige.
Auch veröffentlichte er wertvolle Aufsätze über das russische Volkslied in den Zeitschriften: »Moskwa« und »Musik-Saison«.
Als Dichterkomponist debütierte er erfolgreich 1863 mit den Opern: »Judith« und »Rogneda«, welch letztere
in drei Monaten 23 Wiederholungen erlebte. Über der Ausarbeitung einer dritten Oper: »Wrazyïa sila« (»Des Feindes
Macht«),
ereilte ihn der Tod; sie wurde von Solowiew vollendet und gehört jetzt zu den beliebtesten Repertoirestücken.
Noch sind von ihm ein »Ave« und »Stabat mater« und eine Musik zu Schillers »Lied von der Glocke« zu erwähnen.
Hier will er einen weißen Menschenstamm, die Cassequere, entdeckt haben. Vom Cuando aus erreichte er Lialui am linken Ufer
des Sambesi, wo er einen Angriff der Marutse-Mambunda zwar zurückschlug, aber alle seine Träger
[* 86] durch Desertion verlor. Er zog
nun südwärts zu den Victoriafällen und zählte auf dieser Strecke des Sambesi 37 Katarakte, dann von
Schoschong nach Pretoria und erreichte Aden,
[* 87] von wo er nach Europa zurückkehrte. Die Schilderung seiner Reise erschien
in mehreren Sprachen, deutsch unter dem Titel: »Wanderung quer durch Afrika«
[* 88] (Leipz. 1881). Eine neue Expedition zur Erforschung
des Gebiets im W. des Nyassa und im Süden des Bangweolo bis zum Loangwe unternahm S. 1885 mit Cardozo,
einem Offizier der portugiesischen Marine, einem englischen Photographen, 250 Trägern und einer Eskorte von 800 bewaffneten
Negern aus Inhambane. Seine Erkrankung nötigte ihn, die Führung an Cardozo abzugeben; auch andres Mißgeschick betraf
die Expedition, doch wurde durch sie eine Reiseroute von Mosambik nach Ibo, von dort landeinwärts bis Blantyre und zurück an
die Sambesimündung durch Triangulation
[* 89] festgelegt.
(franz., spr. sserpang, Schlangenhorn), ein 1590 vom
KanonikusGuillaume zu Auxerre erfundenes, jetzt wohl ganz außer Gebrauch gekommenes, den alten Zinken verwandtes
Instrument, das wie Hörner und Trompeten mittels eines Mundstücks angeblasen wurde, dem äußern Ansehen nach aber mit den
Holzblasinstrumenten (Fagott etc.) in eine Kategorie gehörte. Die Röhre des S. war schlangenförmig gewunden und von Holz
[* 90] (wie
beim krummen Zinken aus zwei flachen ausgestochenen Stücken zusammengeleimt und mit Leder überzogen oder
auch fagottartig zusammengelegt), hatte 9 Tonlöcher, stand in B und hatte einen Umfang von (groß) A bis (eingestrichen) b',
notierte als H-c''. Der Ton des Instruments war roh und grob. In der Orgel heißt S. eine veraltete Zungenstimme zu 16 Fuß im
Pedal.
(Ophit, Ophiolith, nach der schlangenhautartigen Färbung einzelner Varietäten so genannt),
Mineral aus der Ordnung der Silikate (Talkgruppe), findet sich amorph oder vielleicht kryptokristallinisch, während alle als
Serpentinkristalle beschriebenen Gestalten nichts als Afterkristalle nach andern Mineralspezies sind. Ob die in Lagen von parallelfaseriger
Struktur und gleicher chemischer Zusammensetzung die Serpentine häufig
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