gegenwärtig der neunte
Monat, im altrömischen
Kalender der siebente (daher der
Name, von septem, sieben),
hat 30
Tage, erhielt von
Karl d. Gr. den
NamenHerbstmonat, weil in ihm der
Herbst seinen Anfang nimmt. Die
Sonne
[* 13] tritt im
S. in das
Sternbild derWage.
[* 14] Auf den 22. oder 23. S. fällt das Herbstäquinoktium (Herbstanfang). Die mittlere
Veränderlichkeit der
Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst großen
Zeitraum für den
Monat vorgekommenen
Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur, ist im S. geringer als im
August
und auch geringer als im
Oktober; sie beträgt im nordöstlichen
Europa
[* 15] 1,1, in den baltischen
Ländern 0,9, in
Deutschland
[* 16] 1,1,
in Westeuropa 1,1, in
England 0,9, in
Italien
[* 17] 1,0° C.
(Septennium, lat.), Zeitraum von sieben
Jahren. So ward die durch
Gesetz vom von der franz.
Nationalversammlung
festgesetzte siebenjährige Dauer von
MacMahonsPräsidentschaft der französischen
Republik S. genannt und die Dauer der
Präsidentschaft
in der
Verfassung von 1875 überhaupt auf 7 Jahre festgesetzt. Auch die Bewilligung der
Kosten für eine
Friedensstärke des deutschen
Heers von 402,000 Mann auf 7 Jahre (bis welche 1874 durch ein
Kompromiß der
Nationalliberalen
mit der
Regierung erfolgte, nennt man S.; dasselbe wurde 1880 und 1887 erneuert und durch das letztere die Friedensstärke
bis 1894 auf 468,000 Mann festgesetzt.
bei den alten Griechen ein zur
Erinnerung an die
Tötung des
DrachenPython durch
Apollon
[* 27] in
Delphi alle neun
Jahre gefeiertes
Fest. An demselben wurde der ganze Hergang, die Ermordung des
Drachen, die
Flucht,
Buße
und Rückkehr des
Gottes, dargestellt, wobei diesen ein auserlesener
Knabe, dessen beide Eltern noch am
Leben waren, vertrat.
(Sephthämie,Ichorrhämie,
Faulfieber, Jauchevergiftung), keine selbständige
Krankheit, sondern ein
Komplex
von schweren fieberhaften, typhoiden Allgemeinerscheinungen, welcher durch reichliche
Aufnahme von
Bakterien und Fäulnisprodukten
(giftigen
Ptomaïnen) ins
Blut hervorgebracht wird. Die S. ist also der unglückliche,
¶
mehr
meist tödliche Ausgang der Wundfieber, im weitern Sinn auch mancher ansteckender Krankheiten. Vom Eiterfieber (Pyämie) unterscheidet
sich die septische Vergiftung durch den Mangel anatomisch nachweisbarer Erkrankungsherde. Die Behandlung fällt zusammen mit
derjenigen der Grundkrankheit. - Unter den Haustieren entwickelt sich die S. am häufigsten bei Pferden, Rindern und Schafen,
und zwar werden die Bakterien, welche die Fäulnisprodukte erzeugen, mit dem Futter oder durch eine Wunde
aufgenommen.
Die Pferde
[* 29] zeigen starken Verfall der Kräfte, Eingenommenheit des Kopfes, stieren Blick, Fieber, bedeutende Frequenz des Pulses,
der an der Kinnbackenarterie oft unfühlbar wird. Die Futteraufnahme ist gering oder ganz aufgehoben, und die Pferde
pflegen anhaltend zu liegen. Das Atmen ist gewöhnlich normal oder in geringem Grad beschleunigt. Die Krankheit verläuft,
abgesehen von seltenen Ausnahmefällen in 2-4 Tagen stets tödlich. Rinder
[* 30] erkranken nicht selten an S., die fast immer einen
äußerst rapiden Verlauf nimmt.
Zuweilen sterben die Tiere plötzlich, ohne daß vorher irgend welche Symptome wahrgenommen wurden. Der
Tod ist in solchen Fällen auf eine durch die Blutvergiftung bedingte Paralyse des Herzens zurückzuführen. Bei Schafen ist die
S. in den letzten Jahren häufiger als früher bei der Zucht edler Wollschafe beobachtet worden, woran offenbar die Verwendung
von schlechtem Futter die Schuld trägt. Die Ausbildung der Krankheit vollzieht sich schnell; die Tiere lassen
vom Futter ab, zeigen eine leichte Aufblähung des Magens, liegen anhaltend, stehen träge auf und sondern sich gewöhnlich
von der Herde ab. Die Veränderungen in den Kadavern sind weniger auffällig als bei Pferden und Rindern.
Die Beurteilung der S. ist nach vorstehenden Angaben bei allen Tieren ungünstig. Nur bei den in geringem
Grad erkrankten kann eine Heilung in Aussicht genommen werden. Vorteilhaft für die Behandlung ist die Unterbringung der kranken
Tiere in gut ventilierten Stallräumen und Abreibung der Haut
[* 31] mit kaltem Wasser oder verdünntem Spiritus.
[* 32] Innerlich ist Quecksilbersublimat
in starker Verdünnung oder Glaubersalz in großen Dosen zu versuchen. Bei Schafen, wo die S. in einer Herde
oft monatelang herrscht und von Zeit zu Zeit einzelne Tiere hinrafft, ist zugleich zur Vorbauung auf eine Änderung des Futters
und auf Reinigung des Stalles Bedacht zu nehmen.
zur Zeit der Westgoten das Land im südlichen Frankreich zwischen Garonne und Rhône, den südlichen Cevennen
und dem Mittelmeer, die alte Provincia Narbonensis, welche Wallia den Römern entrissen hatte. Das Land führte obigen Namen
von der Ansiedelung der siebenten römischen Legion (Septimani) in Bäterrä (jetzt Béziers). 511 ward
der westliche Teil desselben mit der Hauptstadt Tolosa von Chlodwig erobert, während der östliche mit
den Städten Narbona
und Carcassona im Besitz der Goten bis zum Untergang ihres Reichs blieb, worauf es (um 720) in die Hände der Araber und später
der Franken kam, unter deren Herrschaft das Land in mehrere Lehnsfürstentümer geteilt wurde.
in der üblichen Generalbaßterminologie das aus Terz, Quinte und Septime, wie sie
gerade die Vorzeichen ergeben, bestehende Tongebilde, gleichviel, ob die Terz groß oder klein, die Quinte rein, vermindert
oder übermäßig, die Septime groß, klein oder vermindert ist etc. Desgleichen werden die verschiedenen Umkehrungen des Septimenakkords
einfach nach den Stufen benannt, ohne Rücksicht auf ihre Größe: (Terz-) Quintsext-Akkord, Terzquart- (sext-)
Akkord, Sekund- (Quartsext-) Akkord: Vgl. Generalbaßbezifferung.
am nördlichen Fuß liegt Bivio (1776 m), am südlichen Casaccia (1460 m).
Der S. wurde schon
zur Römerzeit sowie in den mittelalterlichen Kaiserzügen viel benutzt, während er in neuerer Zeit hinter andern leichter
zugänglichen Pässen zurückgetreten ist.
(griech.), faulend, faulig, Fäulnis erregend (s. Sepsis). ^[= (griech.), die Fäulnis, in der Medizin besonders eine Zersetzung unter Bildung von Entzündung ...]
im alten Rom eine Art großer, viereckiger Gebäude, aus mehreren (gewöhnlich sieben)
terrassenförmig sich übereinander erhebenden Stockwerken bestehend, deren jedes mit einer Reihe von Säulen
[* 34] umgeben war.
Fr., Pilzgattung, nur Spermogonien darstellend, welche auf dürren Flecken lebender Pflanzenblätter vorkommen,
sehr klein, punktförmig, ziemlich kugelrund sind und cylindrische oder spindelförmige, mit Querscheidewänden versehene
Spermatien enthalten, die in Ranken aus der porenförmigen Mündung des Spermogoniums ausgestoßen werden;
ist die Ursache der Fleckenkrankheit vieler Pflanzenblätter, bildet aber keine selbständige Gattung, sondern gehört in den
Entwickelungskreis verschiedener Pyrenomyceten, deren Perithecien erst an den verfaulten Blättern sich zu bilden beginnen.
gewöhnliche Bezeichnung (LXX) der den sogen. »siebzig Dolmetschen« zugeschriebenen griechischen Übersetzung des Alten Testaments.
Über ihre Entstehung existierten schon in der vorchristlichen Zeit jüdische, nachher auch von den Christen angenommene Fabeln,
wonach dieselbe auf einem durchaus wunderbaren
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mehr
Hergang beruht hätte. Die wahren Gründe ihrer Entstehung sind in dem Umstand zu suchen, daß die in Alexandria in großer
Anzahl lebenden Juden das Alte Testament in der Ursprache nicht mehr zu lesen vermochten, daher im dritten bis ersten vorchristlichen
Jahrhundert allmählich eine griechische Bibel
[* 36] entstand. Der ungleiche Wert der Übersetzung der einzelnen
Bücher deutet auf mehrere Verfasser hin, und den meisten derselben mangelte neben der ordentlichen Sprachkenntnis auch
die nötige Sachkenntnis.
Der Text ist mitunter fast ebensoviel Bearbeitung wie Übersetzung und enthält nicht nur im hebräischen Kodex nicht befindliche
Zusätze zu Daniel und Esther, sondern auch mehrere ganze im alttestamentlichen Kanon nicht befindliche
Bücher, die Apokryphen (s. d.). Dennoch erlangte die S. frühzeitig großes Ansehen und
ward selbst in den Synagogen neben dem hebräischen Text gebraucht. Insbesondere vindizierten ihr die Kirchenväter göttliche
Inspiration und stellten sie dem Original gleich. Da sich infolge der zahlreichen Abschriften viele Fehler einschlichen, suchte
schon Origenes den Text wiederherzustellen.
Seine »Hexapla« (s. d.) enthielt denselben zusammengestellt mit den Übersetzungen
des Aquila, des Symmachos und des Theodotion. Doch hatten diese und andrer Bemühungen fast nur noch größere Verunstaltungen
des Textes zur Folge. Die katholische Normalausgabe erschien 1586, neu herausgegeben vonL. van Eß (Leipz. 1824, zuletzt 1887).
Die neuern Ausgaben beruhen meist auf den beiden Hauptkodices: »Vaticanus« und
»Alexandrinus«; die beste ist die von Tischendorf (7. Ausg., Leipz. 1887); eine neue begann P. de Lagarde (Bd. 1, Götting.
1883). Ein Hilfsmittel zum Verständnis der S. ist Schleusners »Novus thesaurus in LXX« (Leipz. 1820-21, 5 Bde.).
1) Juan Ginez, span. Geschichtschreiber und Humanist, geb. 1490 zu
Pozo Blanco bei Cordova, studierte in Cordova, Alcalá deHenares und Bologna, ward 1536 von Karl V. zum Reichshistoriographen
ernannt und lebte abwechselnd zu Valladolid, Cordova und Madrid,
[* 37] bis er 1557 ein Kanonikat in Salamanca erhielt, wo er starb.
SeinVerdienst besteht hauptsächlich in der Verbreitung der klassischen Litteratur in seinem Vaterland und in der Bekämpfung
des damaligen Scholastizismus.
Sein Hauptwerk sind die »Historiae Caroli V. imperatoris libri XXX«, eine zwar panegyrische, aber doch nicht wertlose Biographie,
erst 1775 wieder aufgefunden und auf Veranstalten der königlichen Akademie zu Madrid nebst Sepulvedas übrigen Schriften und
seiner Biographie herausgegeben (Madr. 1780, 4 Bde.). Seine übrigen Werke (»De rebus Hispanorum gestis
ad novum orbem Mexicumque libri VII«; »De rebus gestis Philippi II libri III«; »De vita et rebus gestis Aegidii Albornotii libri
III« u. a.) erschienen Köln
[* 38] 1602.
2) Lorenzo de, span. Romanzendichter, Zeitgenosse des vorigen, Verfasser der »Romances
nuevamente sacados de historias antiguas de la crónica de España« (Antwerp. 1551 u. 1580).
Völkerschaft
keltischen Stammes in Gallien zwischen Jura und Arar (Saône), mit der Hauptstadt Visontio (Besançon),
[* 39] unter eignen Königen stehend, Feinde der Äduer, gegen die sie um 70 v. Chr. die Germanen unter Ariovist zu Hilfe riefen, welcher
sie dann aber selbst unterwarf und ihnen den größten Teil ihres Gebiets entriß, bis Cäsar 58 ihn vertrieb
und die S., wie das übrige Gallien, unter römische Herrschaft brachte.
eine Art Hymnus im alten Kirchengesang, so genannt, weil derselbe
im Graduale (s. d.) auf das Halleluja folgte. Die S. ist ursprünglich aus den langgedehnten Neumen
[* 40] (s. d.) hervorgegangen,
die ohne Textunterlage nur auf der letzten Silbe des Halleluja gesungen wurden, die Melodie desselben wiederholend. Da der Text
in Hinsicht auf Metrik anfangs mehr Prosa als metrischer Versbau war, so hießen die Sequenzen auch Prosen.
Zu den Meßgesängen des Gesamtchors gehörig, waren die Sequenzen in der volksmäßigen Gregorianischen Gesangsweise abgefaßt
und bestanden stets aus mehreren Chorälen oder melodischen Sätzen, alle mit gleichen oder ähnlichen Schlußkadenzen. Vorzugsweise
von Mönchen gedichtet, erhielten sie sich am längsten im Gottesdienst der Klöster und gingen bald auch
in die deutsche Sprache über. Jetzt sind in der katholischen Kirche nur noch fünf Sequenzen gebräuchlich: »Victimae paschali laudes«
(11. Jahrh.) zu Ostern;
Mehrere Sequenzen sind umgearbeitet
auch in die protestantischen Gesangbücher übergegangen, z. B. Luthers »Gelobet seist du, Jesu Christ«. Eine Sammlung alter
Sequenzen gab Kehrein (Mainz
[* 41] 1873) heraus.
Vgl. Wolf, Über die Lais, Sequenzen und Leiche (Heidelb. 1841);
In der Lehre
[* 43] vom musikalischen Satz versteht man unter S. eine eigentümliche typische Führung der Stimmen, darin bestehend,
daß bei mehrmaliger stufenweise steigender oder fallender Wiederholung eines Intervallschrittes im Baß, wie auch die übrigen
Stimmen die bei den ersten beiden Baßtönen genommene Bewegung stufenweise fortschreitend wiederholen (weshalb die Franzosen
die S. einfach Marche de basse oder Progression nennen).
in manchen Kartenspielen eine nicht unterbrochene Folge von drei oder mehr Blättern gleicher Farbe, z. B. Neun,
Zehn, Bube. Dann ein besonderes Kartenspiel zur Unterhaltung größerer Gesellschaften. Jeder erhält drei
Blätter und tauscht dann mit dem linken Nachbar eins. Das Tauschen wird reihum fortgesetzt, bis alle passen. Man sucht vor
allem eine S. zu bekommen; geht dies nicht, ein »Kunststück« (drei gleiche
Karten); schlimmsten Falls begnügt man sich mit einer möglichst hohen Augenzahl (As gilt 11, Bild 10).
Höheres S. oder Kunststück geht über niederes.
(lat.), die einstweilige Übernahme einer Sache von seiten eines Dritten (Sequester), um sie zur Sicherung
vor Ansprüchen aufzubewahren, womit regelmäßig deren Verwaltung verbunden ist. Sie tritt ein entweder infolge Übereinkommens
unter den Parteien (sequestratio voluntaria) oder auf Anordnung des Richters (s. necessaria) und dient hauptsächlich dazu,
um während eines Rechtsstreits dessen Gegenstand der einseitigen Verfügung einer Partei zu entziehen,
oder zum Zweck der Hilfsvollstreckung in den Abwurf eines Vermögensstücks, wie sie denn auch in der deutschen Zivilprozeßordnung
(§ 817) als einstweilige Verfügung ausdrücklich als zulässig anerkannt, auch im Fall einer Zwangsvollstreckung für statthaft
erklärt ist, wenn es sich um die Pfändung eines Anspruchs an einer unbeweglichen Sache handelt (§ 747,
752). S. bezeichnet auch die zuweilen von der Staatsregierung verhängte Beschlagnahme des Vermögens derer, welche wegen politischer
Vergehen angeklagt oder flüchtig sind.
Endl. (Mammutbaum), Gattung der Koniferen
[* 46] (Taxodieen), sehr hohe Bäume mit dicker, korkiger,
aber in geschlitzten Blättern sich lösender Rinde, fast quirlförmig stehenden Hauptästen, linienförmigen, zweireihigen,
nicht abfallenden Blättern, monözischen Blüten, rundlichen, kleinen Fruchtzapfen am Ende kurzer Zweige und schwach geflügelten
Früchten.
S. sempervirensEndl. (TaxodiumsempervirensLamb.), ein bis 95 m hoher Baum von säulen- oder
pyramidenförmigem Wuchs, mit fast quirlförmig stehenden Haupt- und zwei Reihen bildenden Nebenästen und oberseits dunkel-,
unterseits blaugrünen, kurz zugespitzten Blättern. Bildet in Nordamerika
[* 47] einen Waldstreifen von 800 km Länge und geringer
Breite,
[* 48] der den Küsten des StillenOzeans folgt. Der Baum wächst ziemlich schnell und gedeiht auch in Deutschland.
Das Schloß wurde in seiner jetzigen Gestalt 1553 erbaut, nach dem WienerFrieden niederländisches Staatseigentum und 1817 von
Cockerill angekauft. Die Bevölkerung
[* 55] des Fleckens, die sich bei der Ansiedelung Cockerills auf etwa 2000 Seelen
belief, beträgt (1888) 31,398 Seelen. Diese Serainger Werke umfassen Kohlengruben, Hochöfen für Eisen
[* 56] zur Stahlerzeugung,
Eisen- und Stahlhütten, Dampfhämmer, eine Maschinenfabrik, eine Kesselschmiede etc. und
beschäftigen ca. 12,000 Arbeiter. An Bildungsanstalten bestehen eine höhere Knabenschule und eine Industrieschule.
(griech. Serapeion), Tempel
[* 58] des Serapis (s. d.), dergleichen es im Altertum mehrere gab. Der berühmteste war
der zu Alexandria und zwar nicht nur durch seine Pracht, sondern namentlich durch die in seinen Räumen
aufgestellte große Bibliothek der Ptolemäer, welche 40,000, nach andern sogar 70,000 Schriftrollen enthalten haben soll.
Im alexandrinischen Kriege gegen Cäsar ging sie in Flammen auf.
Vgl. Parthey, Das alexandrinische Museum (Berl. 1838).
Das von Mariette aufgefundene S. zu Memphis ist der Grabtempel oder Friedhof des Serapis (d. h. der verstorbenen
Apisstiere). Er umfaßte eine zweifache Anlage von Apisgräbern, eine jüngere, von Ptolemäus Soter I. herrührende und eine
ältere von Amenophis III.
1) Name mehrerer Märtyrer u. Bischöfe der alten Kirche; am bekanntesten geworden ist S.
mit dem Beinamen Sindonites (da er nichts als ein StückLeinwand [sindon] zur Bekleidung besitzen wollte), ein wandernder Asket
in der Mitte des 4. Jahrh. in Ägypten.
[* 66] Nach ihm sind E. T. A. Hoffmanns »Serapionsbrüder« benannt.
2) Name mehrerer arabischen Ärzte: S. der ältere, eigentlich Jahja ben Serabi, bekannt als Janus
[* 67] Damascenus,
Arzt aus Damaskus, lehrte im 9. oder 10. Jahrh. zu Bagdad und hinterließ ein in syrischer Sprache
[* 68] verfaßtes Werk, das im 15. Jahrh.
als »Pandectae therapeuticae« mehrfach in Italien gedruckt wurde. - Ein andrer arabischer Arzt, S. der jüngere oder Ibn Serabi,
im 11. Jahrh., verfaßte das Werk »De medicamentis simplicibus«, das ebenfalls im 15. Jahrh. öfters im
Druck erschien.
ägypt. Gott, Beherrscher der Unterwelt und der abgeschiedenen Seelen, hieß eigentlich Osar-Hap (»Osiris-Apis«),
d. h. der zum Osiris
[* 69] gewordene oder verstorbene Apis.
[* 70] Die Apisstiere wurden selbst nach ihrem Tod noch verehrt, indem sie seit
der 18. Dynastie bis ans Ende der griechischen Herrschaft in einer noch erhaltenen Nekropole bei Memphis
bestattet wurden (s. Serapeum). Mit diesem Osiris-Apis wurde von den ägyptischen Priestern ein Gott identifiziert, der unter
dem ersten Ptolemäer aus Sinope in Ägypten eingeführt und S. genannt wurde. Er ward im Gebiet des Naturlebens gedeutet
als die unterirdische Sonne und, sofern Tod und Krankheit in das Gebiet des Herrschers der Unterwelt gehören, um Heilung angerufen
und daher von manchen mit Asklepios
[* 71] identifiziert.
Der Serapiskultus, in welchem sich Elemente verschiedener Religionskreise vermischten, verbreitete sich, in Verbindung mit
dem der Isis,
[* 72] bald auch nach dem Westen und gewann im römischen Reich trotz des Einschreitens des Staats
große Ausdehnung.
[* 73] Dargestellt wurde S. in späterer Zeit mit einem dem Zeus
[* 74] ähnlichen Gesicht
[* 75] und langem Gewand; neben ihm
stand ein von einer Schlange
[* 76] umschlungenes Tier mit Hunds-, Löwen- oder Wolfskopf.
2052 m hoher Berg auf der Westseite der Sinaihalbinsel, südlich vom Wadi Feiran, 40 km
östlich vom Golf von Suez und ebenso weit nordwestlich vom DschebelMusa, welchen Lepsius und Ebers in Übereinstimmung mit der
Tradition für den Berg der mosaischen Gesetzgebung halten, während andre, wie es scheint mit mehr Recht, denselben im DschebelMusa suchen (vgl. Sinai).
ein Volk slawischen Stammes, dessen Name bei Plinius und Ptolemäos zuerst als Serbi, später
als Sorbi, Spori, Surbi, Sorabi vorkommt und der nach Schafarik einfach Nation, Volk bedeutet. Zusammen mit den ihnen auf das
nächste verwandten Kroaten sehen wir sie im 7. Jahrh. den größten Teil Illyriens einnehmen und sich allmählich von Save
und Donau gegen Süden, bis Durazzo, verbreiten, von wo sie allerdings durch die Albanesen wieder verdrängt
wurden. Im allgemeinen haben sie aber seit dem 9. Jahrh. ihre alten Sitze auf der Balkanhalbinsel
[* 80] bewahrt, wo sie in kompakter
Masse den Nordosten einnehmen.
Wie dieselben aber politisch unter verschiedene Staaten geteilt sind, so zerfallen sie auch in religiöser Beziehung, indem
bei den S. der Balkanhalbinsel die griechische, bei denen Österreich-Ungarns die katholische Religion vorherrscht. In seiner
vollen Eigentümlichkeit lernen wir den S. in den innern Teilen des Königreichs kennen, zwischen Bergen
[* 84] und Wäldern, aus denen die Führer und Streiter im serbischen Freiheitskampf hervorgingen. Dort zeichnet sich der typische
Serbe durch scharfes Gesichtsprofil und kräftige Körperformen aus. Er ist eher groß als klein, breitschulterig, selten
fett.
Der Kopf erscheint gut proportioniert, das Oberhaupt mehr spitz, die Stirn wohlgebildet, die Backenknochen
etwas hervorragend, die Nase
[* 85] oft eingedrückt, aber auch wieder von schönem Adlerschnitt, das Haar
[* 86] meist blond oder braun,
seltener schwarz. Der Serbe trägt nur Schnurrbart, bloß die Geistlichkeit macht mit Vollbärten eine Ausnahme. Die Frauen,
von mittlerer Größe, zeigen regelmäßige Züge, ohne schön zu sein. Sie schminken sich und färben
das Haar schwarz.
Die Kleidung ist sehr mannigfaltig und wechselt, namentlich bei den Weibern, von Bezirk zu Bezirk. Auf dem Land sind faltige,
weiße Leinengewänder, ein breiter Gürtel
[* 87] um die Mitte und braune oder lichte Oberkleider von Wolltuch bei beiden Geschlechtern
in Gebrauch. Das rote Fes bildet die Kopfbedeckung. In denStädten kommt die westeuropäische Tracht mehr
und mehr in Aufnahme. Die Wohnungen auf dem Land und in den kleinen Städten sind meist sehr einfacher Natur; sie bestehen aus
roh behauenen Balken, zwischen welche Lehmziegel eingefügt sind, sind mit Stroh oder Holz gedeckt und in
zwei oder drei Gemächer abgeteilt. Der Rauch zieht durch eine Öffnung im Dach
[* 88] ab; Herde oder Kamine sind kaum gekannt. Das
Möblement ist das primitivste und Bettstellen wie Schränke fast unbekannt. Das beste Haus ist dasjenige des Familienältesten
(Starjeschina), welches den unverheirateten Familiengliedern zur Wohnung dient, und um das sich die kleinen
Häuschen der Verheirateten
¶
mehr
gruppieren. Sie enthalten gewöhnlich nur einen Schlafraum, da zum Essen
[* 90] etc. alle Familienglieder im großen Raum des Ältestenhauses
sich versammeln. Mais, Milch, Käse, getrocknete Fische,
[* 91] Speck, Bohnen, von GewürzenKnoblauch und Paprika bilden die Hauptnahrungsmittel
des Volkes. Die Verfassung des serbischen Hauses ist die patriarchalische, begrenzt durch die Rechte der einzelnen
Familie. Stirbt der Vater, das natürliche Familienoberhaupt, so geht dessen Nachfolger aus der freien Wahl der Hausgenossenschaft
(Zadruga) hervor.
Der Befähigtste wird alsdann zum Starjeschina gewählt. Er vertritt die ganze Hausgenossenschaft gegenüber den politischen
Behörden, schlichtet die Streitigkeiten und leitet die Arbeiten desHauses, an denen die ganze Familie
teilnimmt. Die erwachsenen Männer und Frauen arbeiten im Feld und Walde, die jüngern hüten das Vieh. Die Anordnungen des Ältesten
werden willig befolgt; er verteilt die Einkünfte und Ausgaben des Hauses zwischen den Genossen und sorgt für diese wie für
sich selbst.
Die Erträgnisse aus dem Feldbau, der Obst- und Weinkultur, der Schweinezucht etc. bilden die Einnahmequellen.
Zum Verkauf oder der Schuldenbelastung des genossenschaftlichen Vermögens ist die Zustimmung der Mehrzahl der Genossen nötig.
Die gemeinsame Hauswirtschaft wird wechselweise von einer der verheirateten Frauen geführt. Die Frau teilt alle Arbeit des Mannes:
sie ackert, spinnt, webt, färbt, arbeitet überhaupt mehr als der bequemere Mann. Durch die Zadruga
wird die Familie zusammengehalten, und Pauperismus und Proletariat sind im allgemeinen in Serbien unbekannt.
Neben manchen schlimmen Seiten des Nationalcharakters hat der Serbe, wo er von fremden Einflüssen unberührt blieb, sich
auch die guten Seiten desselben zu bewahren gewußt. Jahrhunderte hindurch abgesperrt von aller Welt, hat
er an deren Fortschritten keinen Anteil genommen. Aber der Sinn für die Familie, die Liebe zum Vaterland und der persönliche,
jeder Knechtschaft abholde Mannesmut sind in allen Klassen des Volkes lebendig. Mit starrer Zähigkeit hält er an alten Sitten
und Gebräuchen fest, eine Tugend, die selbst in Eigensinn ausartet, wo veränderte Verhältnisse das Aufgeben
des Ererbten erheischen.
Der Serbe ist duldsam und gastfrei. Seine kriegerischen Tugenden wurden schon von den Byzantinern gerühmt und bewährten sich
in den Freiheitskriegen. Voll stolzen Selbstgefühls, ist er schlau und läßt sich keinen Vorteil entgehen, dabei ist er prozeßsüchtig,
streitet gern und greift leicht zu Thätlichkeiten. Das religiöse Moment bildet einen Grundzug seines
Charakters, er neigt zum Mystischenu. ist voller Aberglauben. WeiseFrauen stehen ihm höher als der Arzt.
Standesunterschiede kennt der Serbe nicht, seit die Türken das Land demokratisierten und den Adel gleich den Hörigen zur
Rajah erniedrigten. Bei großer Neigung für Poesie und Musik zeigt der Serbe sehr geringen Sinn für die
bildenden Künste und noch geringern für das Handwerk, welches ihm als Lebensberuf sogar verächtlich erscheint. Wenn er nicht
Ackerbauer und Viehzüchter ist, wird er am liebsten Beamter oder Soldat. Eine eigentliche Intelligenz beginnt erst neuerdings
unter dem Einfluß Westeuropas sich herauszubilden.
Mäßigkeit gehört zu den schönsten Tugenden des S. Gastfreundschaft übt er besonders gern; von Spielen liebt er ausschließlich
die Musik und den Tanz, zumal den nationalen Kolo, einen Rundreigentanz. Die Elternliebe, die Achtung der Jugend vor dem Alter
wurzeln tief im
Gemüt des S., und nicht minder fest begründet ist die Heiligkeit des Bandes zwischen Bruder
und Schwester. Dem hohen Grade der Geschwisterliebe stellt sich an Innigkeit nur der Freundschaftsbund zur Seite, welchen zwei
Mädchen oder junge Männer aus freier Neigung schließen. Die Bundesbrüder- und Bundesschwesterschaft (pobratimstvo, posestrimstvo)
gestaltet diese Freundschaft zu einem von der Kirche geheiligten, für das Leben unlöslichen Band, welches
in höherm Grad als selbst die Blutsverwandtschaft zu gegenseitiger Treue und Unterstützung verpflichtet. Vgl. Litteratur bei
Serbien.
S. ist ein von zahlreichen Flußthälern und Schluchten durchschnittenes Hochland, das durch drei Gebirgsketten
von den angrenzenden Provinzen der Türkei geschieden, von einer vierten Gebirgskette aber von Süden nach N. durchzogen wird.
Die den südlichen Teil des Landes umgebenden Gebirge sind mit denen von Obermösien nur durch den Bergrücken verbunden, welcher
die Quellen der Toplitza und des Ibar trennt. Zwischen den Zuflüssen der Toplitza und Rassina erhebt sich
der 1945 m hohe Kopaonik, an welchen sich der Scheljin (etwa 1360 m hoch) und die Stolovi (an 1000 m) im N. anschließen.
Hinter dem Ibarfluß im O. und Süden von Kraljevo ziehen sich die Gebirge Troglaw, Tschemerno und Djakowo hin. Im
Süden vom Kopaonik zwischen dem Ibar und der südlichen Morawa sind die Gebirge Mrdar, Golak und Karpina. Der von der südlichen
Morawa, der Donau und dem Timok eingeschlossene Teil Serbiens wird größtenteils von den Gebirgszügen eingenommen, welche
sich am meisten jenen des Banats und der KleinenWalachei nähern, sowie von den Fortsetzungen der Grenzscheide
zwischen Bulgarien und dem obermösischen Plateau.
Nur im O. treten die Höhenzüge unmittelbar an die Donau heran, und daß hier diese den niedrigen Felsenzug, der die siebenbürgisch-banatischen
Gebirge mit den serbischen verbindet, durchbrochen hat, davon zeugen die Stromenge unterhalb Golubatz, die Felsenbank (Tachtali) 15 km
unterhalb Dobra und einige Kilometer weiter der nur 117 m breite Engpaß DemirKapu (s. Eisernes Thor 2).
Ebenen sind: die Matschwa längs der Drina und Save, der Stig längs der Morawa und Mlawa und die fruchtbare Thalebene des Timok.
Hauptflüsse des Landes sind die Donau und die Save, welche die nördliche Grenze bilden. Der Save fließen
zu: die Drina, der Grenzfluß gegen Bosnien, mit der Ljubowidja und dem Jadar, die Dobrawa, die Tamnawa mit dem Ub, die Kolubara
mit dem Peschtan und der Toptschider;
der Donau, in welcher mehrere zu S. gehörige Inseln liegen: die schiffbare Morawa, nächst
der Donau der bedeutendste Fluß des Landes, welcher die Weliki Rsaw, Skrapesch, Beliza, den Ibar, die Gruscha
und nach der Vereinigung mit der südlichen Morawa links den Lugomir, die Jassenitza und Lepenitza, rechts die Zrnitza, Rawanitza
und Ressawa aufnimmt.
Die südliche Morawa, aus Albanien kommend, nimmt links die Weternitza, Jablanitza und Toplitza
auf; rechts fließen ihr zu: die Wlasina, Nischawa und
¶