aber, zerrieben und mit
Wasser angerührt, einen sehr scharf schmeckenden und riechenden Brei, indem sich durch Einwirkung
des Myrosins auf das im schwarzen S. enthaltene Myronsäuresalz
Senföl
(Schwefelcyanallyl, saures schwefelsaures
Kali und
Zucker)
[* 2] bildet. Der
Same enthält auch 18-24 Proz. mildes fettes
Öl, welches daraus durch
Pressen gewonnen und als
Speise- und Brennöl benutzt wird. Außerdem dienen die
Samen
[* 3] zu
Senfpflastern, Fußbädern, zur
Darstellung von ätherischem
Senföl, als Zusatz zum Speisesenf.
Man kultiviert schwarzen S. besonders im Elsaß, in
Böhmen,
[* 4]
Holland,
England,
Italien,
[* 5]
Griechenland,
[* 6]
Kalifornien etc. S. junceaL.
(Brassica juncea
Hook,
fil. et
Thoms.), in Südrußland, in denSteppen nordöstlich vom
KaspischenMeer,
wird im großen bei
Sarepta im russischen
GouvernementSaratow, auch in
Indien, Zentralafrika und andern warmen
Ländern kultiviert.
Die
Samen gleichen denen des schwarzen Senfs auch in chemischer Beziehung, werden besonders in Rußland auf Speiseöl und
Senfpulver verarbeitet und gelangen auch in großer
Menge in den europäischen
Handel, wo das
Mehl
[* 7] (Sareptasenf)
mit zu Speisesenf und arzneilich benutzt wird. - Levantinischer
S., s.
Cleome.
(Senffl),
Ludwig,
Komponist, geboren in den 90er
Jahren des 15. Jahrh., nach einigen zu Basel,
[* 8] nach andern (richtiger)
zu Zürich,
[* 9] war
SchülerHeinrichIsaaks, des größten deutschen Tonsetzers seiner Zeit, wirkte bis 1519 als Mitglied
der Sängerkapelle des
KaisersMaximilian I. zu
Wien
[* 10] und später in der des
Herzogs von
Bayern
[* 11] bis zu seinem
Tod. Er starb um 1555. S.
war nicht allein der größte deutsche Kontrapunktist seiner Zeit, sondern auch einer der ersten, in deren
Kompositionen neben
der technischen
Arbeit der geistige
Inhalt der
Musik zu voller Geltung gelangt. Auch förderte er die
Tonkunst nach rhythmischer
Seite durch seine
Kompositionen antiker Versmaße, namentlich Horazischer
Oden. Nicht minder bedeutend sind seine
Motetten,
von denen
Luther mit
Begeisterung spricht, und seine zahlreichen, in den Sammlungen von
Ott und G.
Forster
zu
Nürnberg
[* 12] erschienenen mehrstimmigen
Volkslieder.
ätherisches
Öl, welches sich nicht fertig gebildet im schwarzen
Senf findet, sondern erst beim Anrühren
der zerstoßenen
Samen mit
Wasser durch Einwirkung eines in den
Samen enthaltenen fermentartig wirkenden
Proteinkörpers, des
Myrosins, auf die
Myronsäure, welche in den
Samen an
Kali gebunden vorkommt, entsteht. Die Zersetzungsprodukte
sind S.,
Zucker und saures schwefelsaures
Kali. Durch
Destillation
[* 13] kann man das gebildete S. abscheiden
(Ausbeute 0,5-1,1 Proz.).
Es ist farblos oder gelblich, vom spez. Gew. 1,009-1,03,
riecht und schmeckt durchdringend scharf, reizt die
Augen aus größerer
Entfernung zu
Thränen, löst sich
schwer inWasser,
leicht inAlkohol und
Äther, siedet bei 150°, besteht im wesentlichen aus Allylsulfocyanür
(Schwefelcyanallyl),
hebt die Gerinnbarkeit des
Eiweißes beim
Kochen, auch die der
Milch und die alkoholische
Gärung auf, erzeugt auf der
Haut
[* 14] selbst
noch bei sehr starker Verdünnung mit
Spiritus
[* 15] heftiges
Brennen und
Blasen und wirkt von allen ätherischen
Ölen am
giftigsten. Man stellt es jetzt auch aus
Glycerin künstlich dar und erhält ein
Produkt, welches dem natürlichen S. vollkommen
gleichsteht. Eine
Lösung von 1 Teil
S. in 50 Teilen
Spiritus bildet den
Senfspiritus
(SpiritusSinapis); s.
Senfpflaster.
1) (tschech. Žamberk) Stadt im östlichen
Böhmen, an der
WildenAdler
[* 21] und der Bahnlinie
Königgrätz-Mittelwalde,
hat eine Bezirkshauptmannschaft, ein Bezirksgericht, einSchloß mit
Park,
Tuch- und Papierfabrik, Bierbrauerei
[* 22] und (1880) 3664 Einw. -
Vorrichtungen zur
Entfernung des feinen
Flaums auf den Oberflächen der
Gewebe
[* 27] durch
Abbrennen der Fäserchen. Man benutzt einen 270
mm breiten, 1,2-1,8 m langen Kupferstab, der einen Cylinderabschnitt
zum
Querschnitt hat und mit den
Kanten auf den Rändern eines Feuerraums liegt, durch den derselbe in Rotglut erhalten wird
(Stabsengerei), oder eine blau brennende Gasflamme, die aus einem
Schlitz einesRohrs austritt (Gassengerei).
Das zu sengende
Zeug wird von einer
Walze auf eine andre gewickelt und dabei mit einer
Geschwindigkeit von etwa 1 m in der
Sekunde
über den
Stab
[* 28] oder durch die
Flamme
[* 29] geführt.
¶
Giovanni Baptista, Astrolog zu Padua,
[* 31] ward 1629 von Wallenstein berufen, um diesem die Nativität zu stellen, und,
da er kurz vor dessen Ermordung in seinem Zimmer anwesend gewesen war, in eine Untersuchung verwickelt, die jedoch keine
Schuld herausstellte.
Fluß in Mittelitalien, entspringt auf den Apenninen in der ProvinzFlorenz,
[* 32] fließt nordöstlich und mündet nach
einem Laufe von 80 km westlich von Sant' Alberto in den Po di Primaro.
NassauWilliam, engl. Nationalökonom, geb. 1790 zu Dunford in Wilts, gest. war Professor der
Nationalökonomie zu Oxford,
[* 33] eifriger Vertreter der liberalen Richtung, nahm wirksamen Anteil an der Armengesetzreform von 1834. Er
schrieb: »On foreign poor laws and labourers« (1835);
»Introductory lectures on political economy« (1852),
»Historical and philosophical
essays« (1865, 2 Bde.) sowie meist
erst nach seinem Tod veröffentlichte Tagebücher über seine Reisen in der Türkei
[* 34] und Griechenland (1859),
(lat.), die Successionsordnung, nach welcher Güter stets auf den Familienältesten ohne
Rücksicht auf Linien- und Gradesnähe, vielmehr bloß vermöge des Lebensalters fallen, und insofern verschieden von dem Majorat
(s. d.).
(Lot, Handlot, Tieflot, Grundblei), Vorrichtung zum Messen der Meerestiefe vom Schiff
[* 36] aus,
besteht aus einem an einer Lotleine befestigten Körper aus Blei
[* 37] in Form einer schlanken Pyramide, deren Basis eine kleine, mit
Talg ausgeschmierte Höhlung besitzt, um eine Probe des Grundes, den das S. berührt hat, mit nach oben zu bringen.
Ossip Iwanowitsch,
russ. Orientalist und Schriftsteller, geb. 31. März (a. St.) 1800 bei
Wilna,
[* 39] bereiste 1819-21 den Orient, erhielt 1822 die Professur der orientalischen Sprachen an der Universität zu St. Petersburg,
[* 40] trat 1847 von derselben zurück und starb 16. März (a. St.) 1858 daselbst. Die Redaktion der von ihm gegründeten Zeitschrift
»Lesebibliothek«, die er seit 1834 geführt, hatte
er in der Folge aufgegeben und sich als Mitarbeiter am »Sohn des Vaterlands«
beteiligt, darin mit Nachdruck auf durchgreifende Reformen in Rußland dringend.
Von seinen Werken sind auszuzeichnen: »Collectanea« (Warsch. 1824-25, 2 Bde.),
Auszüge aus türkischen Autoren zur polnischen Geschichte enthaltend;
»Supplément à l'histoire des Huns, des Turcs et
des Mongols« (Petersb. 1824);
(griech. Lordosis), Verkrümmung der Wirbelsäule nach vorn, betrifft fast stets die Lendenwirbelsäule,
ist selten ein primäres Übel, gesellt sich aber häufig zu andern Rückgratsverkrümmungen sowie zur Hüftgelenksentzündung
hinzu, indem die Natur das Gleichgewicht
[* 42] des Körpers, welches durch andre Rückgratsverkrümmungen gestört war, wiederherzustellen
(Kompensationslordose) sucht.
Diese Form des Senkrückens kann nur nach Beseitigung des primären Übels
gehoben werden, was selten genug geschieht.
und zwar nur die Fiederblättchen mit Stücken der Blattspindel, variieren
ungemein in der Form, sind hellgrün, von schwachem, eigentümlichem Geruch und unbedeutend schleimigem,
dann schwach süßlichem und etwas bitterlich kratzendem Geschmack. Man unterscheidet auf dem Markte die Blätter aus dem obern
und östlichen Nilgebiet im weitern Sinn, die aus dem Sudân und die arabischen, welche zum Teil mit den in Indien gebauten
als indische S. zusammengefaßt werden.
Nach den Hauptstapelplätzen werden diese Sorten gewöhnlich als alexandrinische (Apalto-, Paltsuma), tripolitanische, Mekka-
(und Tinnivelly-) S. bezeichnet. Als wirksamen Bestandteil enthalten die S. amorphe Kathartinsäure (Kathartin), ein saures
Glykosid, außerdem Kathartomannit, Chrysophansäure etc. Man benutzt die S. als Laxans; da sie aber bei manchen PersonenLeibschmerzen verursachen, so behandelt man sie mit Weingeist, um einen harzartigen Stoff, dem jene Wirkung zugeschrieben wird,
auszuziehen.
Paul, Baron, ungar. Staatsmann, geb. zu Ofen, trat nach beendigten Studien in den Staatsdienst und
erhielt 1846 die Stelle eines Honorarhofsekretärs bei der ungarischen Hofkanzlei. Als Mitglied des ungarischen Reichstags 1848 legte
er sein Mandat nieder, als Kossuth einen Bruch mit der Dynastie herbeizuführen suchte, der S. jederzeit
treu blieb. Auch bemühte er sich eifrig um eine Versöhnung und verfaßte als erster Vizepräsident des Statthaltereirats
das Oktoberdiplom von 1861, das für Ungarn
[* 58] nicht in Kraft
[* 59] trat. 1865 zum Tavernikus ernannt, übernahm er die Organisation und
Leitung der provisorischen Landesregierung.
Mit dem Inslebentreten des MinisteriumsAndrássy, fand diese Thätigkeit ihren Abschluß; vom
Tavernikat trat er 1872, wo er das Mandat eines Reichstagsabgeordneten annahm, zurück. S., »der schwarze Baron« (fekete báró),
nach seiner Lieblingstracht so genannt, gehörte als Führer der sogen. Opposition der Rechten zu den glänzendsten Rednern
des ungarischen Parlaments. Im Dezember 1884
zum Judex curiae und Präsidenten des Oberhauses ernannt, starb
er
(spr. ssenón),Flecken im franz. DepartementVogesen, Arrondissement St.-Dié, am Rabodeau in einem waldigen
Vogesenthal gelegen, an der Bahnlinie Etival-S., mit einer ehemals berühmten Abtei, lebhafter Industrie, Baumwollspinnereien,
Leinweberei und (1886) 3936 Einw.
non èvero,èbentrovato (ital.), Sprichwort:
»Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden«, angeblich ein Ausspruch des KardinalsEste mit Bezug auf den »Rasenden
Roland« Ariosts.
(spr. ssang oder ssangs),Wilhelm von, franz. Architekt, wurde 1177 zum Wiederaufbau der Kathedrale nach Canterbury
berufen, welchen er mit der Aufführung der östlichen Teile (bis 1185) begann, und führte dabei den
gotischen Baustil in England ein.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen,
[* 64] zwischen fünf Seen, hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht, Eisengießerei, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen, Leinweberei, Gerberei,
Flachsbau und (1885) 3558 meist evang. Einwohner.
¶
Werkzeug zum Mähen von Getreide, Gras und andern Futtergewächsen. Der schneidende Teil derselben wird aus Schweißstahl
oder Gußstahl geschmiedet und gelbrot glühend in geschmolzenen Talg getaucht, um ihn zu härten. Die gehärteten Sensen reinigt
man vom Talg, hält sie kurze Zeit ins Feuer, steckt sie rasch in einen Haufen Kohlenlösche und taucht
sie danach plötzlich in kaltes Wasser. Dann läßt man die Sensen blau an, bearbeitet sie nochmals mit dem Hammer
[* 66] und schleift
sie.
Gute Sensen müssen hinlänglich hart sein, um eine scharfe, dauerhafte Schneide anzunehmen, dabei aber zäh genug, um durch
Steine und andre harte Körper, welchen ihre Schneide beim Gebrauch begegnet, keine Scharten zu bekommen.
Man unterscheidet Schleifsensen, welche, aus Gußstahl gefertigt, nur durch Schleif- und Wetzstein geschärft werden können,
und Klopfsensen aus so vorzüglich zähem Gärbstahl, daß die Schneide durch Hämmern auf einem Amboß (Dengeln) sich dünn austreiben
läßt und nur noch mit einem Handwetzstein oder Schmirgelholz überfahren zu werden braucht.
In der Sensenfabrikation nehmen Steiermark,
[* 67] Ober- und Niederösterreich, Kärnten und Krain
[* 68] die erste Stelle ein. In 180 Fabriken
werden jährlich 4 Mill. Sensen, 1,600,000 Sicheln und 90,000 Strohmesser zum Häckerlingschneiden angefertigt. Das Sensenblatt
wird entweder mit dem hölzernen Stiel und dessen Handhaben verbunden und so zum Schneiden von Gras und
Futtergewächsen verwendet, oder als Getreidesense mit dem Korb versehen, welcher zum Zusammenraffen des geschnittenen Getreides
dient. LetztereGattung von Sensen führt auch den Namen Rechensense oder Korbsense. Die S. ist das Attribut des Todes (daher
Sensenmann) und des Saturn.
(poln. Kosziniere) hieß der aus mit Sensen bewaffeneten ^[richtig: bewaffneten]
Bauern bestehende Landsturm in den polnischen Revolutionen von 1794, 1831, 1848 etc. Vgl. Kriegssense.
(neulat.), in der Psychologie die Annahme, daß unsre gesamten Vorstellungen ursprünglich auf sinnlicher
Wahrnehmung, also auf den Affektionen der Sinne, beruhen. Hauptvertreter desselben sind Hobbes (s. d.) und Condillac (s. d.),
in neuester Zeit A. Comte (s. d.). Während diese Ansicht die Möglichkeit nicht ausschließt, daß aus den Sinnesempfindungen
sich höhere, über die Sinneswelt hinausgehende Vorstellungen entwickeln können, stellt der weiter fortgeschrittene S. die
Behauptung auf, daß sich alle wahre Erkenntnis lediglich auf das beschränke, was Gegenstand der sinnlichen
Wahrnehmung sei oder werden könne, und erklärt demnach alles für Täuschung, was über das empiristische Erkennen hinausgeht.
In ethischer Beziehung versteht man unter S. die im Altertum namentlich von der Epikureischen Schule, in der neuern Zeit von
Hobbes und den Encyklopädisten vertretene Ansicht, wonach es für das Gute und Böse keinen andern Maßstab
[* 76] als die sinnliche
Lust und Unlust geben soll.
Constructio ad sensum oder ad synesim, in der Grammatik eine Wortfügung, bei
welcher die Redeteile ohne Rücksicht auf die grammatische Form bloß dem Sinne nach miteinander verbunden
sind. So z. B.: »Kaum hatte ihn die Menge erblickt, so stürzten sie (statt stürzte sie) auf ihn zu«.
(lat.), die Nachfolger des Petrus Lombardus (s. d.). ^[= berühmter Scholastiker, auch Magister sententiarum genannt, geboren bei Novara in der Lombardei, ...]
oeconomia (lat.), getrennte Wirtschaft, selbständiger Haushalt, dessen Einrichtung durch den Haussohn nach
deutschem Recht ein Beendigungsgrund der väterlichen Gewalt ist.
Nach dem Entwurf eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs
(§ 1557) soll die elterliche Gewalt mit der Volljährigkeit des Kindes enden.
(lat.), Absonderung, Trennung; namentlich ist der Ausdruck S. für Ehescheidung und die Bezeichnung »separierte
Ehegatten« für geschiedene Eheleute gebräuchlich (s. Ehe, S. 340). - Im Konkurs versteht man unter S. die gesonderte (separate)
Befriedigung gewisser Personen (Separatisten) und zwar sowohl der Separatisten ex jure dominii (Vindikanten),
d. h. derjenigen, welche an gewissen zu der Konkursmasse gezogenen Gegenständen Eigentumsrechte geltend machen, als auch
der sogen. Separatisten ex jure crediti, welche, wie z. B. die Pfandgläubiger, bevorzugte Forderungen zur abgesonderten Befriedigung
anmelden. Die deutsche Konkursordnung hat für das erstere Verfahren die Bezeichnung »Aussonderung«, für
das letztere den Ausdruck »Absonderung« eingeführt. Separationsrecht ist die Befugnis der Nachlaßgläubiger und Vermächtnisnehmer,
die Absonderung des Nachlasses von dem eignen Vermögen des Erben zu verlangen zum Zweck ihrer abgesonderten Befriedigung aus
den Nachlaßgegenständen. - S. in landwirtschaftlicher Beziehung, s. Flurregelung, S. 406.
(neulat.), der Absonderungsgeist in Glaubenssachen;
daher Separatisten, diejenigen, die sich von der
herrschenden Kirchengemeinschaft abtrennen, um in Konventikeln und Privatgottesdiensten die Erbauung zu suchen, welche sie in
dem öffentlichen Gottesdienst nicht finden;
(hebr.), eine dem biblischen (Obadja 1, 20) Wort Sepharad (Name einer bis jetzt nicht ermittelten Gegend, in
welcher israelitische Verbannte lebten) entlehnte Bezeichnung für die spanisch-portugiesischen Juden im Gegensatz zu den Aschkenasim,
den deutsch-französischen Juden.
Die S. war besonders im vorigen Jahrhundert, namentlich zu landschaftlichen Darstellungen, beliebt und wurde
mit Vorliebe von Dilettanten betrieben, durch das Aufblühen der Aquarellmalerei aber verdrängt.
(Tintenfisch, Tintenschnecke, Sepia L.), zu den Tintenschnecken
[* 80] (s. d.) und zwar zu den zehnarmigen Zweikiemern
gehörige Tiere mit ovalem Körper, langen, schmalen, hinten getrennten Flossen, langen, ganz zurückziehbaren Fangarmen und
kalkiger, poröser innerer Schale (Schulpe). Die Eier,
[* 81] von der Gestalt der Weinbeeren,
werden an allerlei Gegenstände abgelegt
(See-, Meertrauben). Die gemeine S. (gemeiner Tinten-, Kuttel- oder Blackfisch, S. officinalisL.), bis zu 45 cm groß,
findet sich in allen europäischen Meeren, am häufigsten an den holländischen und adriatischen Küsten. Am lebenden Tier ist
besonders schön der Farbenwechsel zu beobachten, welcher der S. gleich allen andern Tintenschnecken eigen ist und von der
Zusammenziehung oder Ausdehnung
[* 82] eigner Farbstoffzellen (Chromatophoren, s. d.) herrührt (s. Tafel »Mollusken
[* 83] und Tunikaten«).
Die Schulpe (weißes Fischbein, Blackfischbein, Os Sepiae) ist 12-25 cm lang, 4-8 cm breit, länglich oval
und auf beiden Seiten gewölbt, flacher auf der festern Ober- als auf der zelligen oder porösen Unterseite, weiß, spröde,
leicht zerbrechlich, schmeckt salzig, enthält 85 Proz. kohlensauren Kalk, 4 Proz. organische Substanz, außerdem Wasser u.
Salze. Man gebraucht sie als absorbierendes Mittel und fein gepulvert oder auch gebrannt zu Zahnpulvern, in der Technik zu Gießformen
für Goldarbeiter, als Poliermittel.
Das schlechte, zähe Fleisch der S. wird in Italien viel gegessen. Aus dem braunen, im sogen. Tintenbeutel (s.
Tintenschnecken) befindlichen Saft, mit welchem die S. das Wasser verdunkelt, um eine Beute zu erhaschen
oder einem Feind zu entgehen, bereitet man die unter dem Namen S. bekannte braune Malerfarbe. Der eingetrocknete Saft ist glänzend
dunkelbraun, unlöslich in Wasser und Weingeist, aber löslich in ätzenden Alkalien. Zur Benutzung als Wasserfarbe trocknet
man den frischen Saft so schnell wie möglich, reibt ihn mit Ätzkalilauge an, kocht ihn ½ Stunde, filtriert
und neutralisiert das Filtrat. Den Niederschlag wäscht man aus, trocknet ihn und verreibt ihn mit Gummi arabikum. Die beste
Sorte kommt aus Rom.
Wegen persönlicher Beziehungen wurde S. im Dezember 1867 plötzlich in Ruhestand versetzt (vgl. seine Schrift »Denkschrift in
Sache meiner Quieszierung«, Münch. 1868). 1868 in das deutsche Zollparlament, 1869 wieder in die bayrische
Kammer gewählt, war er hier in den kritischen Zeiten von 1870 und 1871 einer der einflußreichsten Vertreter der deutsch-nationalen
Sache und übernahm 1872 im Auftrag des DeutschenReichs eine neue Reise nach Palästina. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben:
»Das Leben Jesu Christi« (Regensb. 1842-46, 5 Bde.; 2. Aufl.
1853-1862, 6 Bde.);
gegenwärtig der neunte Monat, im altrömischen Kalender der siebente (daher der Name, von septem, sieben),
hat 30 Tage, erhielt von Karl d. Gr. den NamenHerbstmonat, weil in ihm der Herbst seinen Anfang nimmt. Die
Sonne
[* 96] tritt im S. in das Sternbild derWage.
[* 97] Auf den 22. oder 23. S. fällt das Herbstäquinoktium (Herbstanfang). Die mittlere
Veränderlichkeit der Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst großen
Zeitraum für den Monat vorgekommenen Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur, ist im S. geringer als im August
und auch geringer als im Oktober; sie beträgt im nordöstlichen Europa
[* 98] 1,1, in den baltischen Ländern 0,9, in Deutschland
[* 99] 1,1,
in Westeuropa 1,1, in England 0,9, in Italien 1,0° C.
(Septennium, lat.), Zeitraum von sieben Jahren. So ward die durch Gesetz vom von der franz. Nationalversammlung
festgesetzte siebenjährige Dauer von MacMahonsPräsidentschaft der französischen Republik S. genannt und die Dauer der Präsidentschaft
in der Verfassung von 1875 überhaupt auf 7 Jahre festgesetzt. Auch die Bewilligung der Kosten für eine
Friedensstärke des deutschen Heers von 402,000 Mann auf 7 Jahre (bis welche 1874 durch ein Kompromiß der Nationalliberalen
mit der Regierung erfolgte, nennt man S.; dasselbe wurde 1880 und 1887 erneuert und durch das letztere die Friedensstärke
bis 1894 auf 468,000 Mann festgesetzt.
bei den alten Griechen ein zur Erinnerung an die Tötung des DrachenPython durch Apollon
[* 104] in Delphi alle neun
Jahre gefeiertes Fest. An demselben wurde der ganze Hergang, die Ermordung des Drachen, die Flucht, Buße
und Rückkehr des Gottes, dargestellt, wobei diesen ein auserlesener Knabe, dessen beide Eltern noch am Leben waren, vertrat.
(Sephthämie, Ichorrhämie, Faulfieber, Jauchevergiftung), keine selbständige Krankheit, sondern ein Komplex
von schweren fieberhaften, typhoiden Allgemeinerscheinungen, welcher durch reichliche Aufnahme von Bakterien und Fäulnisprodukten
(giftigen Ptomaïnen) ins Blut hervorgebracht wird. Die S. ist also der unglückliche,
¶