rechter Nebenfluß der
Bode, entspringt bei
Günthersberge im Unterharz, fließt zuerst in nordöstlicher, zuletzt
in nordwestlicher
Richtung und mündet unterhalb Hedersleben im preußischen Regierungsbezirk
Magdeburg.
[* 2] Bis zu ihrem
Austritt
aus dem
Harz bei Meisdorf bildet sie das 22 km lange Selkethal, das, von schön bewaldeten
Bergen
[* 3] und pittoresken Felsenmassen
eingeschlossen, in immer neuem
Wechsel die anmutigsten Landschaftsbilder darbietet. Hauptpunkte sind: die
Burgen
[* 4]
Falkenstein
und
Anhalt,
[* 5] das Jagdschloß Meiseberg, das
HüttenwerkMägdesprung und
Alexisbad. Zwischen den letztgenannten
Orten durchzieht
das
Thal
[* 6] ein Teil der
EisenbahnGernrode-Harzgerode.
Grafschaft im südöstlichen
Schottland, 674 qkm (12,2 QM.) groß mit (1881) 25,565 Einw., ist gebirgig und reich an malerischen Naturschönheiten (höchster
Gipfel:
EttrickPen, 672 m hoch). Der Hauptfluß ist der
Tweed, der hier den
Ettrick und Yarrow aufnimmt. Das
Klima
[* 7] ist rauh,
der
Boden nicht besonders fruchtbar. Ehemals fast ganz mit
Wald bedeckt, bildete die
Grafschaft gleichsam nur einen großen
Wildpark der
Könige von
Schottland. Mit den Wäldern ist auch das
Wild verschwunden; dafür weiden jetzt
zahlreiche
Herden von
Kühen,
Schafen und kleinen schottischen
Pferden auf den schönen
Triften. Die
Schafe
[* 8] der
Selkirk- und Cheviotrasse
sind berühmt wegen ihrer feinen und langen
Wolle; diese bildet nebst
Hämmeln und
Lämmern den Hauptausfuhrartikel
der
Grafschaft. Der
Ackerbau beschränkt sich auf etwas
Hafer
[* 9] und
Kartoffeln. Vom
Areal waren 1886: 9,0 Proz. Ackerland, 5,7 Proz.
Weide,
[* 10] 1,9 Proz.
Wald;
der Viehstand belief sich auf 2607
Rinder,
[* 11] 155,936
Schafe.
Die Wollindustrie ist von Bedeutung. Hauptstadt
ist
Selkirk.
[* 1] (lat., griech. Diphros),
Sessel,
Stuhl, kommt bei den Alten in verschiedener Form vor, teils mit Lehnen, teils
ohne solche. Die der letztern Art ruhten entweder auf vier senkrechten
Füßen, oder hatten sägebockartig gestellte
Füße
und konnten zusammengeklappt werden, da der Sitz aus Riemengeflecht bestand. Die im gewöhnlichen
Leben gebrauchten Lehnsessel
glichen im wesentlichen unsern heutigen
Stühlen und hatten häufig eine mehr oder weniger zurückgebogene Rücklehne (s.
Abbildung).
Gepolstert waren diese
Stühle nicht; man legte, um weich zu sitzen, auf den Sitz ein
Kissen und über die Lehne eine
Decke.
[* 28] Neben hölzernen
gab es auch solche von
Metall und vonElfenbein. S. curulis hieß im alten
Rom
[* 29] der mit
Elfenbein,
später auch mit
Gold
[* 30] ausgelegte Ehrenstuhl, der, aus
Etrurien zum
Gebrauch der römischen
Könige eingeführt, nachher als Auszeichnung
für die
Konsuln, Prätoren und die (nach ihm benannten) kurulischen
Ädilen diente. Vgl.
Thron.
[* 31]
Deputierter die politische Laufbahn und schloß sich an Cavour an. Bereits 1862 im MinisteriumRattazzi war er Finanzminister
(3. März bis 8. Sept.), zum zweitenmal bis unter Lamarmora; damals führte er die Vermögens- und die Mahlsteuer
ein, von denen die letztere ihm viel Verdruß bereitete und viele Angriffe zuzog. Im Dezember 1869 übernahm
er zum drittenmal im MinisteriumLanza das Finanzministerium und bemühte sich mit Erfolg, das Defizit aus dem Staatshaushalt
zu beseitigen; auch zeigte er sich in den übrigen politischen Fragen als einen tüchtigen, begabten und parlamentarisch geschulten
Staatsmann. Die Nichtberatung einiger neuer von ihm beantragter Steuervorlagen durch die Kammer bewog
ihn, mit dem ganzen Ministerium im Juli 1873 seine Entlassung zu nehmen, worauf er an die Spitze derOpposition trat. Nach dem
Sturz der Consorteria, der er als einer ihrer begabtesten Führer einst selbst angehört hatte, bemühte er sich 1876 eifrig,
aber ohne Erfolg, um eine Rekonstruktion der gemäßigten Partei. Er reorganisierte die Accademia dei
Lincei, deren Präsident er wurde, und gründete den Italienischen Alpenklub. Er starb in Biella.
(engl., sselling-stehks, Verkaufsrennen), Rennen, bei denen der Sieger zu einem bestimmten Preis abgegeben
werden muß und zwar entweder an einen der konkurrierenden Mitreiter im Rennen in der Reihenfolge, wie diese einkommen, oder an
einen ausgedehntern Kreis von Konkurrenten.
Stadt im nordamerikan. StaatAlabama, am Alabamafluß, liegt inmitten reicher Plantagen und
hat (1880) 7529 Einw. Am wurde S. von den Unionstruppen
unter GeneralWilson eingenommen und teilweise eingeäschert.
1) wegen seiner alkalisch-muriatischen Quellen (»Selterser Wasser«) berühmtes Dorf, s. Niederselters. Unweit
das Dorf Oberselters, mit 567 Einw. und ganz ähnlichen Quellen, die von einer Privatgesellschaft gefaßt worden sind und
zum Versand verwendet werden. -
3) Dorf in der hess. ProvinzOberhessen, KreisBüdingen, unweit der Nidder, hat einen Mineralbrunnen (erdig-alkalisch-muriatischer
Sauerbrunnen), der vorzüglich gegen Katarrh, Blasenleiden etc. gebraucht und jährlich in über 1 Mill.
Krügen versandt wird, und (1885) 319 Einw.
Stadt in Böhmen,
[* 57] Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine gotische Dechanteikirche,
Steinbrüche, eine Dampfmühle, Spiritusbrennerei und (1880) 2539 Einw.
Pietro, Marchese, ital. Kunsthistoriker, geb. zu Padua,
[* 58] bildete sich zum Maler
und Architekten aus, machte dann Reisen in Italien
[* 59] und im Ausland und trat nach seiner Heimkehr mit kunstgeschichtlichen und
kunstkritischen Werken hervor, von denen zu nennen sind: »La cappellina degli Scrovegni in Padova ed i freschi di Giotto in
essa contenuti« (Pad. 1836);
»Sull' educazione del pittore storico odierno italiano«
(das.
¶
mehr
1842); »Sulla architettura e sulla scoltura in Venezia« (Vened. 1847, sein Hauptwerk). 1850-58
war er Direktor der Akademie der Künste in Venedig, zog sich darauf nach Padua zurück und starb in Piacenza. Er schrieb
noch: »Storia estetico-critica delle arti del disegno« (Vened.
1852-56, 2 Bde.);
S., früher eine wichtige Römerstation (Saletio), besaß seit dem 10. Jahrh. eine berühmte
Abtei und erhielt von Rudolf vonHabsburgStadtrecht. Es gehörte 1409-1789 zur Pfalz.
s. v. w. Telegraph;
[* 66] insbesondere Name der optischen Telegraphen
[* 67] zum Verkehr der Schiffe
[* 68] mit dem Lande, dergleichen
zuerst 1862 an der französischen Küste errichtet, 1864 dem allgemeinen öffentlichen Verkehr übergeben und mit dem Telegraphennetz
verbunden wurden. Diese Einrichtungen haben weite Verbreitung gefunden, wurden 1873 auch in Deutschland eingeführt und zugleich
als meteorologische Stationen und für die Sturmwarnungen benutzt. Ein »Signalbuch«, herausgegeben vom Bundeskanzleramt
(2. Aufl., Berl. 1884),
gibt Anleitung zur Benutzung der internationalen Zeichensprache. Häufig hat man
auch die Leuchttürme als Semaphoren benutzt.
die Lehre von der Bedeutung der Wörter, welche die notwendige Ergänzung zur Phonologie oder Lautlehre (s. d.) bildet, aber
in systematischer Weise bis jetzt noch wenig behandelt ist.
Vgl. Heerdegen, Untersuchungen zur lateinischen
S. (Erlang. 1875-1881, 3 Hefte).
Marcella (eigentlich Paxede Marzelline Kochanski), Sängerin (Koloratursopran), geb. zu
Wiesnevcyk in Galizien, wurde, da sie frühzeitig auffallende musikalische Begabung zeigte, von dem Klavierlehrer Wilh. Stengel
[* 69] in Lemberg
[* 70] (der sieben Jahre später ihr Gatte wurde) im Klavierspiel ausgebildet, ging nach vier Jahren
nach Wien, um sich unter Epstein noch zu vervollkommnen, wurde hier auf ihre vortreffliche Stimme aufmerksam gemacht und nahm
bald darauf Gesangunterricht bei Lamperti in Mailand.
[* 71] 1877 debütierte sie in den »Puritanern« auf der italienischen Bühne
zu Athen,
[* 72] nahm 1879 in Dresden ihr erstes Engagement, gastierte darauf in Mailand und London
[* 73] und wurde 1880 in
London engagiert, von wo aus sie seitdem mit immer wachsendem Erfolg Konzertreisen nach
dem Kontinent unternimmt. Frau S. ist
auch eine vorzügliche Violinspielerin.
in der griech. Mythologie Tochter des Kadmos und der Harmonia in Theben, Geliebte des Zeus.
[* 74] Aus Eifersucht überredete
Hera
[* 75] in Gestalt ihrer Amme Beroe die S., den Zeus zu bitten, daß er in derselben Gestalt wie zur Hera zu ihr kommen möge. Zeus,
der ihr feierlich die Gewährung einer Bitte zugesagt hatte, erschien hierauf unter Blitz und Donner, und
so ward S. verzehrt. Sterbend gebar sie ein Kind, den Dionysos,
[* 76] welchen Zeus in seine Hüfte einnähte und bis zur Reife dort
groß zog. S. bedeutet in diesem Mythus vermutlich die durch Frühlingsgewitter befruchtete Erde. Durch ihren
Sohn ward sie später aus der Unterwelt als Thyone auf den Olymp versetzt.
(Ssemjonow), Peter von, russ. Geograph und Reisender, geb. 1827 als Sohn eines
Gutsbesitzers, studierte in Petersburg und Berlin
[* 80] und kehrte nach dreijährigem Aufenthalt in Deutschland, der Schweiz,
[* 81] Italien
und Frankreich nach Petersburg zurück, wo er 1856 Bd. 1 von Ritters »Asien« in russischer Sprache
[* 82] herausgab;
die übrigen Bände bearbeitete er bis 1880 im Verein mit Grigoriew und Khanikow. S. bereiste 1856-57 das Gebiet des Balchaschsees
und des Issi-kul, den Alatau und Thianschan. Zur Erforschung des letztern machte er das Santaschplateau
östlich vom Issi-kul zum Ausgangspunkt als erster Europäer, der diesen Punkt erreicht und untersucht hat. S. drang durch diese
Gebirgspartien einerseits bis zum Thal des Naryn, des
¶
Semesterreiben, nämlich eines Salamanders, üblich bei studentischen Kommersen, wobei die »alten Herren«
nach dem akademischen Alter sich erheben und semesterweise einen »Salamander reiben« (s. d.).
(Semigallia, auch Semigola), der östliche Teil des ehemaligen Herzogtums Kurland,
[* 85] das nach dem Untergang der
Selbständigkeit des livländischen Ordensstaats 1561-1795 unter der Lehnsoberhoheit Polens stand und den östlichen Teil
des gegenwärtigen GouvernementsKurland einnimmt. S. umfaßt die Kreise
[* 86] Mitau
[* 87] und Selburg, südlich von der Düna, und hat in
den Städten vorzugsweise deutsche, auf dem Land aber neben dem deutschen Adel ausschließlich lettische Bevölkerung.
[* 88] Von 1217 bis 1246 bestand
ein Bistum S., das dann mit dem Erzbistum Riga
[* 89] verschmolzen wurde.
(lat.), halb, fast (in Zusammensetzungen). ^[= (Komposition), in der Grammatik: die Vereinigung zweier oder mehrerer verschieden- oder gleichartige ...]
(lat.), die größte der aus der Mensuralnotenschrift (s. d.) erhalten gebliebenen Notengattungen, unsre
ganze Taktnote, im 13. Jahrh. noch die kleinste (!), hatte den Wert von ½ oder ⅓ Brevis, je nach der
vorgezeichneten Mensur.
Der Ras Daschan hat nach Abbadie 4685, der Abba Jared 4483 m, sie reichen also noch über die bei 4287 m
liegende Schneegrenze hinaus. Der höchste Wohnort des dünn bevölkerten Landes ist Barna (3595 m). Gerste
[* 91] wird noch in 4061 m
Höhe gebaut. Alle Reisenden heben die unvergleichliche Großartigkeit der Landschaft hervor, die nach RüppellsAusspruch »den Charakter der Hochalpen Europas vergegenwärtigt, und der nur die malerisch gelegenen Sennhütten fehlen«.
(Ssemik, russ.), der siebente Donnerstag nach Ostern, wird in Rußland als Volksfesttag mit Tanz und allerlei Unterhaltungen
gefeiert, Überrest eines altheidnischen Frühlingsfestes.
wurde früher und noch jetzt
in manchen Sprachen dazu gebraucht, um in längern Sätzen den Vordersatz vom Nachsatz zu scheiden, wird
aber jetzt fast wie
der Punkt zur Trennung selbständiger Sätze angewendet.
Stadt im nördlichen Böhmen, an der Iser und der Pardubitz-ReichenbergerBahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft
und eines Bezirksgerichts, mit Schloß, großer Baumwollspinnerei und Wollwarendruckerei, Bierbrauerei
[* 92] und (1880) 2688 Einw.;
Geburtsort des tschechischen Parteiführers Rieger.
Bildungs- und Vorbereitungsanstalt für Lehrer und Geistliche, namentlich für Volksschullehrer. Schon im Altertum wurde das Wort
bildlich zur Bezeichnung von Bildungsanstalten aller Art gebraucht. Im Mittelalter wurden besonders die
Domschulen so genannt, welche vorwiegend den Zweck hatten, künftige Geistliche heranzubilden. Daher bekam das Wort allmählich
den Sinn: »Vorbereitungsanstalt für Geistliche«; seit der Kirchenversammlung von Trient
[* 93] (1545 bis 1563), welche allen Bischöfen
die Einrichtung solcher Anstalten zur Pflicht machte, wurde es in diesem Sinn amtliche Bezeichnung.
Langsam haben sich dann diese heilsamen Anstalten, zumal auch durch die warme Empfehlung des Domherrn F. E. v. Rochow (s. d.)
und der sogen. Philanthropien (Basedow u. a.), verbreitet und aus geringen Anfängen zu erfreulicher Blüte
[* 100] entwickelt. Erneute Aufmerksamkeit wurde dem Seminarwesen vor allem seit 1807 unter dem Eindruck der Niederlagen von 1806 und
im GeistPestalozzis von der preußischen Regierung gewidmet. Doch ist systematische Fürsorge für die Heranbildung tüchtiger
Lehrer erst in den letzten Jahrzehnten allgemein als unerläßliche Pflicht des Staats anerkannt worden.
Von den reichlich 200 staatlichen Seminaren im DeutschenReich, deren 115 auf Preußen entfallen, ist mehr als ein Drittel sogar
erst seit 1872 entstanden; namentlich reicht von den Lehrerinnenseminaren, deren Preußen 8 öffentliche, 25 private mit staatlicher
Berechtigung zählt, kaum eins über die Mitte des Jahrhunderts zurück. Von Deutschland aus haben die Seminare
sich über die ganze gebildete Welt verbreitet. Auch in Frankreich, wo selbständige Ansätze in den geistlichen Orden
[* 101] vorhanden
waren und die Revolution der Lehrerbildung
¶
mehr
anfangs warme Teilnahme widmete, ist doch die bevorzugte Pflege der Écoles normales, wie dort die Seminare heißen, erst in
diesem Jahrhundert unter Einfluß des deutschen Vorganges allmählich erwacht.
Die Einrichtung der Seminare ist eine sehr verschiedene. Von geringerer grundsätzlicher Bedeutung, als man im Streite der
Parteien bisweilen angenommen hat, ist der Unterschied der Externatseinrichtung, bei der die Zöglinge
in Privathäusern wohnen und nur den Unterricht in der Anstalt empfangen, und der Internatseinrichtung, bei der ihnen das
S. auch Wohnung und Kost gewährt. Wichtiger ist der Unterschied in der Bildungszeit, welche z. B. in Preußen drei Jahre, denen
freilich meistens zwei Jahre in der Präparandenschule vorangehen, im KönigreichSachsen
[* 103] sechs Jahre beträgt.
Auch hinsichtlich des Lehrplans herrscht große Mannigfaltigkeit. Im KönigreichSachsen ist z. B. an allen SeminarenUnterricht
in der lateinischen Sprache pflichtmäßig eingeführt, während in Preußen die Teilnahme amUnterricht in einer fremden Sprache
in die Wahl des einzelnen Zöglings gestellt ist. Die vielfach vorkommende Verbindung des Lehramtes mit
kirchlichen Diensten, besonders dem Organistenamt, bedingt in den meisten deutschen Seminaren eine weitgehende Pflege der Musik,
zumal des Orgelspiels, die jedoch auch im allgemeinen nationalen Interesse hoch erwünscht ist.
für Sachsen (Königreich):
Gesetz vom und Ausführungsverordnung vom Alle diese Urkunden in »Deutsche
[* 107] Schulgesetzsammlung«,
begründet von Keller, fortgesetzt von Schillmann (Berl., seit 1872, wöchentlich).
An den Universitäten oder in naher Verbindung mit diesen gibt es gegenwärtig zahlreiche praktische Institute, die als historische,
statistische, exegetische, katechetische, homiletische, liturgische, philologische, archäologische, pädagogische Seminare
bezeichnet und als anregende Ergänzung der einseitig dozierenden Vorträge der Professoren besonders gepflegt
werden. Von allgemeinerer Bedeutung sind unter diesen namentlich die pädagogischen Seminare, bestimmt zur praktischen Anweisung
der angehenden Lehrer an höhern Lehranstalten und daher meist mit Übungsschulen verbunden oder an selbständige Schulen angelehnt.
Ihr Urbild haben diese Anstalten ebenfalls in dem Seminarium praeceptorum Franckes (s. oben), das der gegenwärtige
Direktor der Franckeschen Stiftungen, Frick, 1881 glücklich erneuert hat. Besonders empfohlen wurden sie als Universitätsanstalten
mit Übungsschulen von Herbart und seiner Schule; doch verdient aus praktischen Rücksichten die Verbindung mit einer höhern
Lehranstalt und womöglich zugleich mit einem S. für Volksschullehrer den Vorzug.
Vgl. Frick, Das Seminarium praeceptorum
(Halle 1883);
Derselbe, Lehrproben und Lehrgänge (das., seit 1884).
Über das S. für orientalische Sprachen in Berlin s. Bd. IX, S. 1026.
Stadt in der ital. ProvinzReggio di Calabria, KreisPalmi, liefert das beste Öl in Kalabrien, hat Seidenindustrie
und (1881) 3048 Einw. S. ist aus dem 1075 zerstörten
Taurianum entstanden und litt 1783 sehr durch Erdbeben.
[* 112]
Indianerstamm in Nordamerika,
[* 113] zu den Krik (s. d.), deren südliche Abteilung sie bilden,
gehörig, hatten ihre Wohnsitze erst in Georgia, siedelten 1750 zum Teil nachFlorida über und erkannten die Oberherrschaft
der Vereinigten Staaten
[* 114] (1823) nur widerwillig an. In dem sogen. Seminolenkrieg widerstanden sie, durch
nachfolgende Haufen verstärkt und durch Sümpfe gedeckt, obwohl kaum 4000 Köpfe und nur 1600 Krieger zählend, ein volles Jahrzehnt
(1832-42) hindurch den Angriffen einer nordamerikanischen Armee. Nachdem die S. endlich der Übermacht erlegen, wurden sie
größtenteils in das Indianerterritorium verpflanzt, wo sie, noch 3000 Köpfe stark, zwischen dem Nord-
und Südfork des Canadian River wohnen und schon ziemlich zivilisiert sind. Einige hundert sind in Florida zurückgeblieben,
wo sie ein umherschweifendes Leben führen.
Die S. bildet im Verein mit den physikalischen Untersuchungen, der
¶
mehr
Auskultation
[* 117] und Perkussion, den Inhalt der ärztlichen Diagnostik, sie ist die Grundlage für die Vorhersage (Prognose) u.
das Heilverfahren (Therapie).
russ. Gebiet in Russisch-Zentralasien, an der Grenze gegen die Mongolei, wird vom Irtisch durchflossen
und im Süden vom Balchaschsee begrenzt; im O. reicht der Altai hinein. S. ist teils Hügel-, teils Steppenland
u. 474,469 qkm (8617 QM.) groß mit (1885)
574,132 Einw. (meist Kirgisen), wovon 92 Proz. Mohammedaner, 8 Proz. orthodoxe Russen. Im Sommer herrscht große Hitze, im Winter
fällt das Thermometer
[* 118] bis -40° C. Die gleichnamige Hauptstadt am rechten Ufer des Irtisch, mit (1881) 17,817 Einw., hat mehrere
höhere Schulen, 7 Moscheen, 2 Kirchen, einen großen Bazar und ist ein wichtiger Stapelplatz für den Handel mit Zentralasien.
[* 119] Jährlich werden 2 Messen abgehalten.
Name einiger Kirchenlehrer in Südfrankreich, wie des Cassianus (s. d.), Faustus,
Vincentius (s. d.), Gennadios (s. d.), welche seit 425 zwischen Augustinus und Pelagius (s. Pelagianer) auf
die Weise zu vermitteln suchten, daß sie eine durch die Sünde des ersten Menschen geschwächte, aber nicht aufgehobene menschliche
Freiheit als mitwirkend annahmen neben der göttlichen Gnade. Dieses System, Semipelagianismus genannt, auf den Synoden zu Arelate
und Lugdunum (475) gebilligt, dagegen auf denen zu Arausio und Valencia
[* 120] (529) verworfen, bildet thatsächlich
die Grundlage der römisch-katholischen Heilslehre.
Als Königin erbaute sie Babylon, wo großartige Bauwerke (hängende Gärten der S.) ihr Andenken erhielten, ließ
Gebirge durchbrechen, um Straßen anzulegen, und in den EbenenBerge und Felsen aufrichten. Der Wollust ergeben, ließ sie die,
welche ihre Liebe genossen hatten, heimlich umbringen. Sie unternahm Feldzüge nach Persien,
[* 121] dann nach Ägypten,
[* 122] Libyen, Äthiopien
und endlich mit 3 Mill. Fußgängern, ½ Mill. Reitern und 100,000 Streitwagen
[* 123] nach Indien, ward aber vom
König Stabrobates geschlagen und entkam nur mit einem Drittel ihres Heers. Da Ninyas ihr nach dem Leben stellte, verschwand
sie in Gestalt einer Taube oder tötete sich selbst im 42. Jahr ihrer Herrschaft und ward fortan als Gottheit verehrt. Dieses
ist S., welche in der Geschichte nicht existiert, in der That gewesen, und zwar die Göttin des Kriegs und
zugleich der Liebeslust, welche bei den Assyrern sonst Istar hieß, und der die Taube geheiligt war.
Mit diesem biblischen Namen (s. Sem) werden in neuern Werken über Völkerkunde diejenigen Völker des Altertums
und der Neuzeit bezeichnet, bei welchen die nahe untereinander verwandten semitischen Sprachen heimisch sind. Dieser wichtige
Sprachstamm
[* 132] läßt sich in eine nord- und südsemitische Abteilung zerlegen. Zu der fast erloschenen nördlichen Abteilung
gehören die erst kürzlich durch die Entdeckung und Entzifferung der Keilinschriften ans Licht
[* 133] gezogenen
Schwesterdialekte von Assyrien und Babylonien, das Hebräische nebst dem Samaritanischen und Moabitischen und das Phönikische
nebst dem Punischen der Karthager, ebenfalls sehr nahe untereinander verwandte Sprachen, endlich das Aramäische, ursprünglich
die Sprache der semitischen Bergvölker, die sich als Handelssprache früh beinahe über ganz Vorderasien
verbreitete und etwa vom 8. Jahrh. v. Chr. ab nach und nach alle vorgenannten Sprachen verdrängte.
Zuerst in Assyrien in den Keilinschriften beigefügten Übersetzungen auftretend, findet sich das Aramäische als Chaldäisch
bei den Hebräern in der Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft und als Schriftsprache bis ins 10. Jahrh.
n. Chr. herab, als Syrisch (zuerst auf den Inschriften von Palmyra) bei den christlichen Syrern und als Mandäisch bei der Sekte
der Mandäer. Von allen nordsemitischen Sprachen sind heutzutage nur noch einige verderbte syrische Volksdialekte der Nestorianer
und Jakobiten und das Neuhebräische übrig, eine modernisierte Form des Hebräischen, die von den Juden
teilweise als Schriftsprache gebraucht wird.
Das Terrain der nordsemitischen Sprachen wird jetzt größtenteils durch das Arabische eingenommen, die wichtigste Sprache der
südlichen Abteilung, in seiner jetzigen Form Vulgärarabisch genannt, das in die vier nahe untereinander verwandten Mundarten
von Arabien, Syrien, Ägypten und der Berberei zerfällt, wozu man noch die auf der InselMalta herrschende
Mischsprache rechnen kann, außerdem das ausgestorbene Mozarabisch der spanischen Araber. Nach Süden hin macht das Arabische
noch immer Fortschritte und ist mit dem Islam weit bis nach Zentralafrika vorgedrungen. Auch die andre Hauptgruppe der südsemitischen
Sprachenwar inArabien heimisch, jedoch im Süden der Halbinsel, wo die zum Teil sehr alten himjaritischen
(sabäischen) Inschriften gefunden worden sind; von dem Himjaritischen scheint das jetzige Ekhili in Südarabien abzustammen.
Schon früh
¶