mehr
bedeutenden Zuwachs, und eine weite Strecke unterhalb des Vereinigungspunktes lassen sich noch beide Farben deutlich wahrnehmen.
bedeutenden Zuwachs, und eine weite Strecke unterhalb des Vereinigungspunktes lassen sich noch beide Farben deutlich wahrnehmen.
Lucius Älius, der allmächtige Günstling des röm. Kaisers Tiberius, welcher als Befehlshaber der Prätorianer (praefectus praetorio), teils auf das unbeschränkte Vertrauen des Kaisers, teils auf die Prätorianer gestützt, die er 23 n. Chr. in einem ständigen Lager [* 2] in der Stadt vereinigte, eine Zeitlang fast ausschließlich die Geschicke Roms lenkte. Er ließ, um sich den Weg zum Thron [* 3] zu bahnen, 23 den Sohn des Kaisers, Drusus, durch dessen von ihm verführte Gemahlin Livia vergiften und räumte auch des Germanicus Gemahlin Agrippina wie dessen Söhne Nero und Drusus aus dem Weg. Um sich seines Einflusses auf den Kaiser desto mehr zu versichern, hatte er ihn 26 bewogen, sich auf die Insel Capreä (Capri) [* 4] zurückzuziehen; gleichwohl erhielt derselbe von einer durch S. angezettelten Verschwörung Kenntnis und ließ ihn daher 31 nebst seiner ganzen Familie und einer großen Anzahl andrer, welche der Mitschuld bezichtigt wurden, hinrichten.
der poln. Reichstag, s. Polen, ^[= (hierzu Karte "Polen und Westrußland"), ehemaliges europäisches Reich, dessen Umfang ...] S. 172.
(spr. ssēchuhr), Victor, franz. Dramatiker, geb. 1816 zu Paris, [* 5] mulattischer Abkunft, wandte sich nach einzelnen lyrischen Versuchen der Bühne zu, welche er seit 1844 mit einer Anzahl von Stücken großen Stils in Versen und Prosa versorgte. Ihr Charakter ist ein hochromantischer und verlangt szenischen Aufwand. Hervorzuheben sind: »La chute de Séjan« (1849),
»Richard III« (1852),
»L'argent du diable« (1854),
»Les noces vénitiennes« (1855),
»Le [* 6] fils de la nuit«, ein Kassenstück der Boulevardbühnen (1857),
»Les grands vassaux« (1859),
»Les mystères du Temple« (1861),
»Les fils de Charles-Quint« (1864),
(lat.), Absonderung, Trennung.
(lat.), in der Geometrie eine gerade Linie, welche eine krumme Linie in zwei oder mehr Punkten schneidet;
in der Trigonometrie [* 7] (s. d.) der reciproke Wert des Kosinus.
Sekantenkoeffizienten, s. Eulersche Zahlen.
(Siclus, hebr. Schekel), althebr. Gewicht, besonders für edle Metalle, auch als eine Art von Rechnungsmünze dienend, aber seinem Wert nach schwer zu bestimmen, als Münze erst von dem jüdischen Fürsten Simon seit 143 v. Chr. ausgeprägt, im Gewicht von etwa 13,7 g. Das Gepräge der S. ist: Becher [* 8] und Lilienzweig, die Umschrift in althebräischer Schrift bedeutet: »S. Israels, Jahr 1 (oder 2 bis 5)« und »Jerusalem [* 9] die heilige« (s. Tafel »Münzen [* 10] des Altertums«, [* 1] Fig. 10). Auch halbe S. prägte Simon.
Die spätern Makkabäer prägten nur Kupfer, [* 11] der mächtige Rebell Simon (Bar-Kochba), unter Hadrian, prägte wieder große und kleine Silbermünzen ohne Wertbezeichnung mit mannigfachen Typen: Tempel, [* 12] Zweigbündel (Lulab) und Frucht (Ethrog), Traube, Gefäß, [* 13] Palmzweig etc. Alle angeblich jüdischen Münzen mit Quadratschrift sind moderne Machwerke.
Vgl. Cavedoni, Biblische Numismatik (Hannover [* 14] 1855), die Untersuchungen von de Saulcy, Madden (»Coins of the Jews«, Lond. 1881),
Merzbacher u. a., die übrigens in den chronologischen Bestimmungen vielfach voneinander abweichen.
(ital., von secco, »trocken«),
langweilige Unterhaltung;
Belästigung, Plackerei;
sekkieren, auftrocknen;
langweilen;
beschwerlich fallen.
(franz., amtliche Schreibweise Second-Lieutenant), s. Leutnant. ^[= (franz. lieutenant, v. ital. locotenente, "Stellvertreter", abgeleitet), im Mittelalter ...]
geheime, streng vertrauliche Mitteilung, geheimes Gemach;
in der Botanik und Physiologie s. v. w. Absonderung (s. d. und Drüsen).
[* 15] (mittellat.), Geheimschreiber, dann überhaupt Schreiber oder Schriftführer;
auch s. v. w. Schreibschrank oder Schreibtisch.
Sekretariat, das Amt eines Sekretärs.
[* 15] Vogel, s. v. w. Stelzengeier. ^[= (Kranichgeier, Gypogeranus serpentarius Ill.), Vogel aus der Ordnung der Raubvögel ...]
(lat.), ein geheimer, abgesonderter Ort;
in den Kirchen Ort, wo die Bischöfe sich mit den Geistlichen über Dienstverrichtungen besprachen, die Kostbarkeiten der Kirche lagen etc.
(lat.), in der Botanik und Physiologie s. v. w. Absonderung (s. d.);
in der Geologie [* 16] Bezeichnung für Mineralanhäufungen, die sich durch Infiltration in schon vorhandenen Spalten oder Blasenräumen bilden (s. Mandelstein).
s. Harzschläuche. ^[= mit harzigem Inhalt erfüllte Pflanzenzellen, die von den Harzgängen verschieden sind. Erstere ...]
(im 16. Jahrh. Sek, vom span. vino seco), Trockenbeerwein, aus Trauben bereitet, welche man nach der Reife so lange hängen läßt, bis Sonne [* 17] und Luft den Wassergehalt der Beeren etwa auf die Hälfte vermindert haben.
Man rechnet dahin den Jeres, Peralta, Malagawein und den Kanariensekt, Weine, die sich durch hohen Zucker- u. Alkoholgehalt auszeichnen. In Norddeutschland jetzt auch s. v. w. Champagner.
(lat.), s. v. w. Partei, ursprünglich von den philosophischen Schulen gebraucht, im gegenwärtigen Sprachgebrauch vorzugsweise eine religiöse Partei, welche sich wegen abweichender Meinungen von der herrschenden Kirche trennt. Die Anhänger einer S. heißen Sektierer; daher Sektiererei, das Bestreben, Trennung in Sachen der Religion hervorzurufen. Die meisten und interessantesten Sekten weist die russische Kirche (s. d.) auf. In Deutschland [* 18] ist vor allem Württemberg [* 19] das Land der Sekten. Über die Sekten Englands und Nordamerikas s. die betr. Artikel: Baptisten, Darbysten, Heilsarmee, Independenten, Irvingianer, Methodisten, Mormonen, Quäker, Rapp, Schwenkfeld, Shakers, Swedenborg, Unitarier etc.
Vgl. Palmer, Die Gemeinschaften und Sekten Württembergs (Stuttg. 1877);
Blunt, Dictionary of sects, heresies etc. (neue Ausg., Lond. 1886);
Dresbach, Die protestantischen Sekten der Gegenwart (Barm. 1887).
(lat.), Abteilung, Unterabteilung für einen bestimmten Zweck bei Behörden, Versammlungen, daher Sektionschef in Österreich [* 20] der Direktor einer Ministerialabteilung;
auch bei Sammlungen, Karten etc.;
militärisch besonders Abteilung eines Zugs, z. B. im deutschen Heer 4-6 Rotten stark, Marschformation der Fußtruppen.
(lat. Leichenöffnung), die kunstgerechte anatomische Untersuchung eines Verstorbenen, sei es zur Feststellung der unmittelbaren Todesursache für Zwecke der Justiz (gerichtliche S.) oder aus wissenschaftlichen Motiven zur sichern Feststellung des Gesamtleidens eines Kranken. Die S. ist in den meisten Hospitälern obligatorisch, und es sind zu diesem Zweck eigne Ärzte, Prosektoren, angestellt; auch in der Privatpraxis wird bereits vielfach sowohl im Interesse der Hinterbliebenen als auch der behandelnden Ärzte die S. ausgeführt. Die öffentliche Gesundheitspflege arbeitet zur Zeit daran, die Untersuchung des Kadavers in allen Fällen obligatorisch zu machen. Da die meisten wichtigen Erkrankungen ihren Sitz in den innern Organen haben, so handelt ¶
es sich, ohne daß deswegen die Untersuchung der äußern Teile vernachlässigt würde, in der Mehrzahl der Fälle um die kunstgemäße Eröffnung der drei Haupthöhlen des menschlichen Körpers, des Kopfes, der Brust und des Unterleibs. Am Kopf werden die denselben bedeckenden weichen Teile durch einen Kreuzschnitt gespalten, worauf der entblößte Hirnschädel rundum abgesägt und das obere Stück (Kalotte) abgehoben wird. Auf der Brust werden Fleisch und Haut [* 22] bis auf die Knochen [* 23] durchschnitten, letztere bloßgelegt und die Rippenknorpel von den Rippen getrennt, worauf sich das dadurch gelöste Brustbein abheben läßt. Der Unterleib wird mittels eines Kreuzschnittes, der aber den Nabel nicht treffen darf, oder durch einen um die vordere Hälfte des Unterleibs herumlaufenden Schnitt geöffnet. Über die gerichtliche S. s. Totenschau.
Vgl. Virchow, Die Sektionstechnik (2. Aufl., Berl. 1877).
s. Sector. ^[= (lat.), Ausschnitt (s. d.), oft speziell Kreisausschnitt.]
die Anhänger der von G. J. ^[George Jacob] Holyoake (s. d.) verfochtenen ethischen Anschauungen.
Sie sind Freidenker (Agnostiker), aber keine Atheisten, verwerfen die Lehren [* 24] der Theologen und erstreben die sittliche Entwickelung der Menschheit auf Grund der Erfahrungen des irdischen Lebens.
Sie besitzen in zahlreichen Städten Großbritanniens ihre Versammlungslokale und verfechten ihre Ansichten in mehreren Zeitschriften, wie Bradlaughs (s. d.) »National Reformer«, Saladins (J. ^[richtig: William] Stewart Roß') »The Agnostic Journal« u. a.
(lat.),
die »zweite« Klasse einer (höhern) Schule (deren Schüler Sekundaner heißen);
im Handelswesen Bezeichnung einer geringern Warensorte, z. B.
Sekundawolle.
(Sekundquartsextakkord), Umkehrung des Septimenakkords mit in den Baß gelegter Septime (ghdf:fghd). Vgl. Septimenakkord.
(lat.), s. Zweikampf. ^[= (Duell, lat. duellum, von duo, zwei), der zwischen zwei Personen nach herkömmlichen Regeln ...]
(lat.), einem Ersten nachstehend oder ihm beigefügt, in zweiter Reihe, die zweite Stelle einnehmend, untergeordnet, im Gegensatz zu primär (s. d.). - In der Geologie heißen sekundäre Bildungen alle Mineralien [* 25] und Gesteine, welche aus den Zerstörungsprodukten schon vorhanden gewesener Mineralkörper entstanden sind. In diesem Sinn sind alle petrefaktenführende Sedimentärformationen sekundäre Bildungen. Innerhalb derselben unterscheidet man dem Alter nach sekundäre Formationen (mesozoische, mesolithische) und rechnet zu diesen Trias, Jura und Kreide, [* 26] indem man sie den ältern (primären, paläozoischen) und den jüngern (känozoischen, neolithischen, tertiären und quartären) entgegenstellt. Über sekundäre Lagerstätten s. Seifengebirge und Sand. - In der Medizin sind solche krankhafte Prozesse s., welche erst durch einen andern vorausgegangenen bedingt sind, insbesondere dann, wenn die neue Krankheit einen andern Sitz als die erste im Körper aufschlägt, wie z. B. die Syphilis im Hals als nicht ansteckende s. heißt im Gegensatz zu der impfbaren an den Genitalien.
s. Nebenbahnen. ^[= (Vizinalbahnen, Lokalbahnen, Zweigbahnen), Eisenbahnlinien, welche mit einfachern ...]
Batterie, s. Galvanische Batterie, ^[= Säule oder Kette. Legt man auf eine isolierte Kupferplatte (Fig. 1) eine mit verdünnter Schwefels ...] [* 27] S. 873.
Generatoren, s. Transformatoren. ^[= (sekundäre Generatoren, Sekundärinduktoren), Induktionsrollen zur Umwandlung hochgespannter ...]
s. Transformatoren. ^[= (sekundäre Generatoren), Induktionsrollen zur Umwandlung hochgespannter ...]
s. Solawechsel. ^[= ein nur in einem einzigen Exemplar ausgestellter Wechsel, im Gegensatz zu einem Wechsel, von ...]
(lat.), der 60. Teil einer Minute (eigentlich der »zweite«, d. h. Unterteil der Minute, daher ital. minuto secondo),
bei Winkel- oder Bogeneinteilung durch '', bei Zeiteinteilung durch s bezeichnet: 15'' = 15 Bogensekunden, 15s = 15 Zeitsekunden. - In der Musik ist S. die »zweite« Stufe in diatonischer Folge.
Dieselbe kann sein: groß, klein oder übermäßig: (vgl. Intervall).
ein Pendel, [* 28] dessen Schwingungsdauer genau eine Sekunde beträgt.
(lat.), bei den Katholiken Feier des 50jährigen Messelesens eines Priesters, im Gegensatz zur Primiz, der ersten Messe eines jungen Priesters.
(lat.), Vermögenskomplex, welcher zur Ausstattung der zweiten Linie einer Familie des hohen Adels bestimmt ist, zum Ersatz dafür, daß das eigentliche Hausvermögen (Fideikommiß, Stammgut) der ersten Linie (Primogenitur) vorbehalten bleibt;
auch Bezeichnung für ein Fürstentum, welches von dem nachgebornen Prinzen eines fürstlichen Hauses und seiner Deszendenz regiert wird. So war z. B. Toscana bis 1859 eine S. des Hauses Habsburg-Lothringen.
(lat.), Sicherheit, Sorglosigkeit;
Sekuritätsprotest, der wegen Unsicherheit des Acceptanten erhobene Protest (s. Wechsel).
(hebr.), ein Musikzeichen in den Psalmen, welches noch nicht mit Sicherheit erklärt ist.
s. Haifische. ^[= (Selachoidei), Unterordnung der Knorpelfische aus der Ordnung der Quermäuler, Fische mit langgestre ...]
(Selachii, Quermäuler, Plagiostomen, Plagiostomi), Ordnung der Knorpelfische, charakterisiert durch ein knorpeliges Skelett, [* 29] den auf der Unterseite des Kopfes angebrachten Mund in Form einer weiten Querspalte, durch sackförmige Kiemen und noch viele minder hervortretende anatomische Merkmale. Ihre Haut ist mit kleinen Knochenkörnern (Plakoidschuppen) bedeckt, rauh (Chagrin); vielfach sind außerdem noch größere Knochenschilde mit Stacheln vorhanden.
Die Brust- und Bauchflossen sind groß. Erstere hängen entweder frei herab (Haie), oder sind horizontal ausgebreitet und geben, indem sie vorn bis zur Schnauze, hinten bis zu den Bauchflossen reichen, dem Körper die Gestalt einer breiten Scheibe (Rochen). Die Bauchflossen befinden sich stets in der Nähe des Afters und sind beim Männchen mit eigentümlichen knorpeligen Anhängen, welche bei der Begattung als Hilfswerkzeuge dienen, versehen. Von unpaaren Flossen sind eine oder zwei Rückenflossen vorhanden, die Afterflosse kann fehlen; die Schwanzflosse ist äußerlich stark heterocerk (s. Flossen).
Das Skelett ist knorpelig. Von Rippen existieren nur Rudimente. Die Zähne [* 30] sind bei einigen Formen noch den Knochenkörnern der Haut sehr ähnlich und bedecken alsdann einfach die ganze Mundhöhle [* 31] bis zum Anfang der Speiseröhre. Überhaupt stecken sie immer nur in der Haut, nie in den Kiefern selbst; meist sind sie entweder dolchförmig oder sägeförmig mit gezähneltem Rand (Haie) oder pflasterförmig (Rochen). Die Kiemen sind an die Wände von meist 5 (selten 6 oder 7) Paar hintereinander befindlichen Kiemensäcken, von denen jeder mit einer besondern äußern Öffnung versehen ist, angewachsen. Besondere Kiemendeckel fehlen; vor den echten Kiemen liegt gewöhnlich noch ein Paar sogen. Spritzkiemen, deren äußere Öffnungen Spritzlöcher heißen. Eine Schwimmblase fehlt gänzlich oder ist höchstens als eine unbedeutende Ausstülpung des Schlundes vorhanden. Der Darmkanal ist sehr kurz; der ¶
Dünndarm enthält die sogen. Spiralklappe, d. h. eine wie eine Wendeltreppe im Innern verlaufende Hautfalte, welche den Durchgang der Nahrungsstoffe verlangsamt und zugleich die resorbierende Oberfläche der Darmhaut vergrößert. Das Gehirn, [* 33] von dem knorpeligen Schädel beschützt, ist verhältnismäßig groß. Die Augen sind durch bewegliche Lider verschließbar; die Nase [* 34] wird durch zwei große Öffnungen, über welche sich Hautklappen legen, dargestellt; ein äußeres Ohr [* 35] fehlt.
Die Befruchtung der [* 36] Eier [* 37] geschieht im Innern des Körpers. Die Eier werden entweder abgelegt und dann oft mittels Schnüren an Seepflanzen befestigt (Seemäuse, s. Tafel »Fische [* 38] II«, [* 39] Fig. 21), oder innerhalb des zu einem Uterus erweiterten Eileiters entwickelt. Im letztern Fall findet eine Ernährung des Eies seitens des mütterlichen Körpers, zum Teil durch eine Art von Placenta, statt. Die Embryonen haben eine Zeitlang äußere Kiemen in Gestalt verzweigter Fäden, welche aus den Kiemenspalten hervorragen.
Die S. sind fast alle Bewohner der Meere und ernähren sich sämtlich von Fischen, Muscheln [* 40] oder Krebsen. Im allgemeinen liegen sie tags ruhig auf dem Sand ausgestreckt und werden erst bei Dunkelheit lebhaft. Bei einigen Gattungen (Zitterrochen) [* 41] sind elektrische Organe vorhanden (s. Zitterfische). Die S. gehören zu den ältesten Fischen; eine große Anzahl Familien ist völlig ausgestorben. Schon im obern Silur treten sie auf (Hybodonten, nur fossil, bis zur Kreidezeit), lassen sich dann in der Gruppe der Cestracionten (die schmalen Kiefer sind dicht mit Mahlzähnen besetzt; Gattungen Orodus und Cochliodus, s. Tafel »Steinkohlenformation I«; [* 42] Ptychodus, s. Tafel »Kreideformation«) [* 43] vom Kohlengebirge bis zur Gegenwart verfolgen (lebend noch die Gattung Cestracion in den ostindischen Meeren) und beginnen mit Formen, welche den echten Haien zugehören, im Zechstein, um sich in der Kreide (Otodus, s. Tafel »Kreideformation«) und in der Tertiärzeit (Carcharodon, Notidanus, Myliobatis, s. Tafel »Tertiärformation [* 44] I«) zu großer Verbreitung zu entwickeln.
Erhalten sind von den meisten dieser Fossilien nur Zähne u. Rückenstacheln (Ichthyodorulithen),
doch ist namentlich bei letztern die Klassifizierung sehr unsicher (z. B. bei Tristychius, s. Tafel »Steinkohlenformation I«). [* 42] Man teilt die S. in die zwei großen Gruppen der Haifische (Selachoidei oder Squalidae) und Rochen (Batoidei oder Rajae) ein. Die erstern sind mehr oder weniger langgestreckt, schwimmen meist vortrefflich und sind gefürchtete Raubfische. Zu ihnen gehören die Meerengel (Squatinidae), welche durch ihre großen Brustflossen und platte Gestalt den Übergang zu den Rochen (s. d.) bilden. Diese sind scheibenförmig verbreitert, halten sich mehr auf dem Grunde des Meers auf und nähren sich meist von kleinern Tieren, wie Krebsen, Schnecken [* 45] etc.
Vgl. Müller und Henle, Systematische Beschreibung der Plagiostomen (Berl. 1841).
Haifische (s. d. ^[= Unterordnung der Knorpelfische aus der Ordnung der Quermäuler, Fische mit langgestre ...] und Selachier).
(franz. Céladon), Name des Helden in Honoré d'Urfés Schäfergedicht »Astrée« (1610);
daher Bezeichnung eines sentimentalen und schmachtenden Liebhabers.
Seladongrün, ein zartes, ins Blasse und Unbestimmte spielendes Grün.
s. Grünerde. ^[= meist zerreibliche Mineralien von seladongrüner, in das Schwärzlichgrüne oder in das Berggrüne ...]
das älteste uns bekannte chinesische Porzellan, von brauner, steinzeugartiger, sehr harter Masse und mit einem fast undurchsichtigen, rötlichgrauen oder meergrünen Email überzogen.
Die Verzierung besteht meist nur in einem Netz künstlich erzeugter Sprünge. Vgl. Craquelé.
dikotyle, etwa 140 Arten umfassende, besonders im Kapland einheimische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Labiatifloren unter den Sympetalen, kleine Sträucher, wenige Kräuter mit wechselständigen, einfachen Blättern und vollständigen, zygomorphen, meist endständige Ähren bildenden Blüten, welche eine lippenförmige Blumenkrone, meist vier Staubgefäße [* 46] mit einfächerigen Antheren und einen zweifächerigen Fruchtknoten mit einer Samenknospe in jedem Fach besitzen.
Spring., kryptogamische Gattung in der Klasse der Lykopodiaceen [* 47] unter den Gefäßkryptogamen, meist kleine, moosähnliche, perennierende Pflanzen, die rasenförmig auf der Erde und an Felsen in Gebirgsgegenden wachsen, in über 200 Arten, besonders in den feuchten Waldgebieten der Tropen, verbreitet. Ihre dünnen, zerbrechlichen, meist gabelig verzweigten Stengel [* 48] tragen kleine, einfache, sitzende Blätter. Die Wurzeln entstehen entweder in normaler Weise oder auf eigentümlichen sogen. Wurzelträgern, welche blattlose Zweige darstellen, in der Erde wachsen und dann erst echte Wurzeln hervortreten lassen.
Die fruktifizierenden. Sprosse bilden prismatisch-vierseitige Ähren mit gekielten Tragblättern, welche in ihren Achseln oder auf der Basis zweierlei Sporangien: größere, dreiköpfige Makro- und kleinere, eiförmige Mikrosporangien, tragen. Bei der Reife öffnen sich die Sporangien durch einen Riß. In ihrer Entwickelung ist S. durch das Auftreten eines Endosperms innerhalb der ausgekeimten Makrospore sowie durch die Embryobildung ausgezeichnet und nähert sich hierin den Phanerogamen.
Nur zwei Arten finden sich in Deutschland wild; mehrere südeuropäische und amerikanische Arten, wie S. Kraussiana Kze., S. apus Spring., S. erythropus Spring., S. Martensii Spring., S. lepidophylla Spring. u. a., zieht man überall in Gewächshäusern, wo sie wegen ihrer zierlichen Gestalt und ihres rasenförmigen Wuchses zur Bildung grüner Plätze, zur Bekleidung von Felspartien und zu Einfassungen benutzt werden; auch sind sie in der Zimmerkultur zur Verzierung von Blumentischen, Aquarien und in Ampeln beliebt.
Vgl. Braun, Über die Gattung S. (Berliner [* 49] Akademieberichte 1865);
Pfeffer, Die Entwickelung des Keims der Gattung S., in Hansteins »Botanischen Abhandlungen«, Bd. 1 (Bonn [* 50] 1872).
(Selaginelleae), kryptogamische Familie aus der Klasse der Lykopodiaceen unter den Gefäßkryptogamen, mit zweierlei Sporen, welche in Makro- und Mikrosporangien enthalten sind, charakterisiert durch die Stellung dieser Sporangien einzeln und frei in den Achseln der Blätter. Die eigentlichen S. haben cylindrisch fadenförmige, dichotom verzweigte Stengel, welche mit kleinen, schuppenförmigen, einfachen Blättern besetzt sind; die in ihrer Achsel Sporangien tragenden Blätter sind meist in eine endständige Ähre geordnet. Einzige Gattung Selaginella Spring. Die zunächst mit ihnen verwandte Familie der Isoeteen, welche nur aus der Gattung Isoëtes [* 51] L. besteht, unterscheidet sich durch einen kurzen, knollenförmigen, unverzweigten Stengel, der an seiner obern Seite lange, linealische, am Grund scheidenförmige Blätter trägt, in deren Scheide ein Makro- oder ein Mikrosporangium sich befindet.
Grußverbeugung;
auch s. v. w. Blumensprache (s. d.).
Selam-aleïkum (»Friede mit Euch«),
die gewöhnliche Grußformel der Araber, die umgekehrt mit »Aleïkum-selam« erwidert wird. ¶
der von den Männern bewohnte Teil des türk. Hauses, der auch Fremden zugänglich ist;
der öffentliche Empfang der Würdenträger von seiten des Sultans, welcher am Beirâmfest im Garten [* 53] des alten Serails stattzufinden pflegt.
Malaienstaat unter brit. Protektorat, an der Straße von Malakka, 12,950 qkm (235 QM.) groß, mit 50,000 Einw. (darunter viele Chinesen), wird vom gleichnamigen schiffbaren Fluß bewässert und ist reich an Zinnlagern, die von großen europäischen Gesellschaften ausgebeutet werden.
Dieselben betreiben auch auf den ihnen überlassenen Ländereien tropische Kulturen (Tapioka, Reis, Zuckerrohr) in großartigem Maßstab. [* 54]
Hauptort und Sitz des englischen Residenten in Kwala Lampur.
Stadt, s. Saloniki. ^[= (Salonich, Thessalonike, türk. slaw. Solun), türk. Wilajet, aus Teilen des alten ...] [* 55]
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Rehau, am Flusse S. (Nebenfluß der Eger) [* 56] und an der Linie Hof-Eger der Bayrischen Staatsbahn, 534 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, ein Rentamt, Nebenzollamt, Forstamt, zwei Porzellanfabriken, mehrere Porzellanmalereien, ansehnliche Granit- und Syenithauerei und Dampfsteinschleiferei, eine Maschinen- und eine Papierfabrik, mehrere Dampfschneidemühlen, eine Stahlplattenschleiferei, eine Dampfmahlmühle, Bierbrauerei, [* 57] Weberei [* 58] und (1885) 4712 meist evang. Einwohner.
In der Nähe die Häusellohe mit Torfmullfabrikation.
Elisa, Pseudonym, s. Ahlefeld. ^[= Charlotte von, geborne v. Seebach, Schriftstellerin (zum Teil unter dem Namen Elisa ), ...]
Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Naila, auf dem Frankenwald, an der Selbitz und an der Linie Hof-Steben der Bayrischen Staatsbahn, hat 2 alte Schlösser, Woll- und Baumwollweberei, Britanniawarenfabrikation und (1885) 1813 evang. Einwohner. - Der gleichnamige Fluß entspringt auf dem Frankenwald südwestlich von Helmbrechts, fließt von Süden nach N., zuletzt durch das romantische Höllenthal, und mündet bei Blankenberg links in die Saale;
30 km lang.
(spr. sséllborn), Sir Roundell Palmer, Lord, brit. Staatsmann, geb. studierte in Oxford, [* 59] wurde 1837 Barrister und trat 1847 für Plymouth [* 60] ins Unterhaus. Er schloß sich der gemäßigt liberalen Partei an und that sich namentlich in technisch-juristischen Fragen hervor. 1861 war er unter Palmerston Solicitor general, 1863-1866 Attorney general, trat aber mit den Whigs zurück. 1868 lehnte er den ihm von Gladstone angebotenen Posten des Lord-Kanzlers ab, weil er mit dessen irischer Politik nicht übereinstimmte. 1871 vertrat er die britische Regierung vor dem Genfer Schiedsgericht. Nach dem Durchgehen der irischen Kirchenreform nahm er 1872 das Amt des Lord-Kanzlers an und wurde als Lord S. ins Oberhaus berufen. Im Anfang 1874 trat er mit Gladstone zurück, war aber 1880-86 wiederum Lord-Kanzler.
s. Onanie. ^[= (Manustupration, Masturbation), eine Form der unnatürlichen Befriedigung ...]
von Landgütern, s. Landwirtschaftliche Unternehmungsformen. ^[= Landwirtschaftlicher Unternehmer im weitern Sinn ist eine Person, auf deren Rechnung und Gefahr ...]
das Bewußtsein, insofern es sich unmittelbar und allein auf das Ich (s. d.) bezieht, oder das Wissen von den wechselnden innern Zuständen und Ereignissen als von seinen eignen.
Rein oder transcendental heißt dieses S., insoweit es sich auf die ursprünglichen, empirisch, insoweit es sich auf die erfahrungsmäßigen Bestimmungen des Ichs bezieht.
die ohne Wärmezufuhr von außen erfolgende Entzündung eines Körpers. Gewisse leicht oxydierbare Körper entzünden sich, wenn sie sich im Zustand sehr feiner Verteilung befinden (s. Pyrophore), sobald sie mit Luft in Berührung kommen; ebenso Phosphorwasserstoffgas, Arsendimethyl und einige andre Körper. Eine einzelne Phosphorstange oxydiert sich wohl an der Luft, entzündet sich aber nicht, weil die bei der Oxydation entwickelte Wärme [* 61] hinreichend leicht an die Umgebung übertragen wird und eine Erhöhung der Temperatur nicht stattfindet.
Liegen dagegen viele Phosphorstücke gehäuft, so daß die bei der langsamen Verbrennung sich entwickelnde Wärme zusammengehalten wird, so steigt die Temperatur, und plötzlich tritt S. ein. Ähnliches erfolgt auch in vielen andern Fällen; so entzünden sich Kohlen, welche reichlich fein verteilten Schwefelkies enthalten, infolge der bei der Verwitterung des Kieses erzeugten Wärme, wenn sie in großen Haufen an der Luft liegen. Auch Gespinstfasern, [* 62] die mit Öl getränkt sind und auf Haufen liegen (Putzlappen, Wachstuch), feuchtes Heu, Stroh etc. unterliegen einem langsamen Oxydations-, resp. Zersetzungsprozeß; die Temperatur steigt sehr bedeutend, und es bedarf dann nur eines Luftzugs, um die S. herbeizuführen.
s. Autokratie. ^[= (griech., "Selbst- oder Alleinherrschaft"), Staatsform, bei welcher die unumschränkte, ...]
aller Reußen, Titel, den Iwan III. Wasiljewitsch, Großfürst von Moskowien, bei seiner Verheiratung mit Sophie, der Nichte des letzten byzantinischen Kaisers, zugleich mit dem byzantinischen Doppeladler im Wappen [* 63] um 1470 annahm, und den seitdem die Zaren von Rußland führen.
Vgl. Russisches Reich, S. 76 und 84.
(Selbstzugriff), eigenmächtiges Handeln zum Zweck der Geltendmachung eines wirklichen oder vermeintlichen Rechts. Wie nämlich der Hauptzweck des Staats in dem Rechtsschutz besteht, so charakterisiert sich auch das Wesen des Rechtsstaats dadurch, daß er die Staatsbürger verpflichtet, zur Geltendmachung ihrer Rechte und zur Beseitigung von Störungen in denselben den Schutz des Staats, die richterliche Gewalt des letztern, anzurufen. Darum schließt der Begriff eines wohlgeordneten Staatswesens die S. prinzipiell aus.
Gleichwohl kann dieselbe als ganz entbehrlich nie erscheinen, namentlich dann nicht, wenn in einem gegebenen Fall die Staatshilfe sich als unerreichbar darstellt. Dies gilt in erster Linie von der defensiven S., d. h. dem eigenmächtigen Schutz gegen einen widerrechtlichen Angriff (s. Notwehr). Aber auch Fälle aggressiver S. kommen vor, und zwar gehört dahin die eigenmächtige Pfändung (s. d.); auch die Retention oder das Zurückbehaltungsrecht (s. d.) kann hierher gezogen werden.
Der Regel nach ist aber die S. schon im römischen Recht verboten. Ein Gesetz des Kaisers Marc Aurel (Decretum divi Marci) bestimmte in dieser Beziehung, daß derjenige, welcher ein Forderungsrecht eigenmächtig realisiere, dieses Recht zur Strafe verlieren solle. Die spätere Gesetzgebung dehnte dies auch auf das gewaltsame Geltendmachen eines Eigentumsrechts aus. Bei den germanischen Völkerschaften dagegen gelang die Beseitigung der S., welche namentlich in dem sogen. Fehderecht des Mittelalters ihren Ausdruck fand, erst nach und nach. Der Entwurf eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs (§ 186 ff.) will S. dann gestattet wissen, wenn obrigkeitliche Hilfe nicht rechtzeitig zu erlangen ist und der Berechtigte ohne sofortiges Eingreifen Gefahr läuft, daß die Verwirklichung des Anspruchs vereitelt oder wesentlich erschwert werde. Im Fall der Wegnahme beweglicher Sachen muß unverzüglich die ¶
Anordnung des dinglichen Arrestes bei Gericht beantragt werden und im Fall der Festnahme des Verpflichteten unverzüglich dessen Vorführung vor das Amtsgericht, in dessen Bezirk die Festnahme erfolgte, stattfinden. Unerlaubte S. ist im deutschen Strafgesetzbuch mit Strafe bedroht, wenn dabei der Thatbestand eines bestimmten Verbrechens, z. B. einer Erpressung oder einer Nötigung, vorliegt. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die S. in einen Widerstand gegen die Staatsgewalt oder, von mehreren verübt, in einen Landfriedensbruch oder Aufruhr übergeht.
Von der Masse des Volkes unternommen, führt die S. zur Revolution. Zur Beseitigung und zur Sühne eines Unrechts, welches von dem einen Staate dem andern gegenüber begangen ward, sind die Staaten, wofern die Ausgleichung der Differenz auf friedlichem Weg nicht gelingt, auf die S., d. h. auf die Entscheidung durch Waffengewalt, angewiesen. Übrigens ist auch von S. im Gegensatz zur Staatshilfe noch in einem andern Sinn die Rede, indem man darunter die Förderung wirtschaftlicher Interessen durch eigne Kraft [* 65] und durch gemeinsames Wirken der Interessenten versteht, ein Prinzip, auf welchem das Institut der modernen wirtschaftlichen Genossenschaften beruht.
s. Verkaufsselbsthilfe. ^[= das Recht des Verkäufers, bei Verzug des Käufers im Empfang der Ware ...]
s. Egoismus. ^[= ("Ichsucht", Selbstsucht), diejenige Gesinnungsart, welche nicht nur ...]
(Suicidium), die mit bewußter Absicht vollbrachte gewaltsame Zerstörung des eignen Lebens. Die Beweggründe zum S. sind meist unsittlicher Art. Sehr viele Selbstmorde sind insofern schon lange vorbereitet, als das ganze Vorleben mit ihnen einen Abschluß findet. Insbesondere sind es geschlechtliche Unsittlichkeit und Trunksucht, welche oft auf ein gewaltsames Lebensende hinsteuern. Doch spielen neben Leidenschaften und Lastern auch Kummer und Sorge über unverschuldetes Mißgeschick eine nicht geringe Rolle.
Dazu kommt der Einfluß von körperlichen und Geisteskrankheiten, welche übermächtig auf den Menschen einwirken und ihn zur Selbsttötung führen. Da aber eine Feststellung der Zurechnungsfähigkeit des Selbstmörders regelmäßig nicht möglich ist, so erscheint auch eine Ahndung des Selbstmordes durch unehrliches Begräbnis und eine Bestrafung des Versuchs eines solchen als unstatthaft. Doch gilt letzterer Grundsatz in England und Nordamerika [* 66] nicht, und in Ungarn [* 67] wird auch die Beihilfe zum S. bestraft.
Eine scharfe statistische Gruppierung vorgekommener Fälle nach den Beweggründen zum S. ist geradezu unmöglich. Die hierüber vorliegenden Zahlen sind nur als mehr oder weniger fehlerhafte Näherungswerte zu betrachten. Aber auch eine statistische Erfassung der Gesamtheit aller Selbstmorde ist mit Schwierigkeiten verknüpft, weil natürlicher Tod, Ermordung und Verunglückung vom S. nicht immer zu unterscheiden sind. Immerhin aber bilden die wirklich verzeichneten Fälle des akuten Selbstmordes, da gerade bei diesen die Fehlerzahl verhältnismäßig klein ist, ein hinreichendes Material für wissenschaftliche Untersuchungen. So konnte denn mit genügender Zuverlässigkeit festgestellt werden, daß im allgemeinen in Zeiten zunehmenden Wohlstandes die Neigung zum S. sich mindert, während eine Verschlechterung, insbesondere eine plötzliche und unerwartete Zerrüttung der Vermögensverhältnisse, eine Steigerung derselben hervorruft. Demgemäß weisen auch die Jahre 1870-73 eine kleinere, dagegen die Folgezeit bis 1879 und 1883 eine größere Zahl von Selbstmorden auf. Es wurden gezählt in 20 Ländern, welche den größern Teil von Europa [* 68] ausmachen (nicht eingerechnet sind die Pyrenäische und die Balkanhalbinsel, [* 69] Ungarn und Holland):
im Jahr | im ganzen | auf 1 Mill. Einw. |
---|---|---|
1874 | 20,306 Fälle | 80 Fälle |
1875 | 20,208 Fälle | 80 Fälle |
1876 | 21,638 Fälle | 85 Fälle |
1877 | 23,654 Fälle | 92 Fälle |
1878 | 24,910 Fälle | 97 Fälle |
Insbesondere kamen in folgenden Ländern Fälle vor a) im ganzen, b) auf eine Million Einwohner:
Jahr | England u. Wales | Deutschland | Frankreich | Belgien | Österreich | Italien | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
a | b | a | b | a | b | a | b | a | b | a | b | |
1871 | 1495 | 66 | 4903 | 135 | 4490 | 123 | 367 | 72 | 2040 | 99 | 836 | 31 |
1873 | 1518 | 65 | 5241 | 142 | 5525 | 152 | 377 | 72 | 2463 | 119 | 975 | 36 |
1875 | 1601 | 67 | 5420 | 143 | 5472 | 150 | 336 | 62 | 2741 | 129 | 922 | 33 |
1877 | 1699 | 69 | 7261 | 187 | 5922 | 160 | 470 | 87 | 3598 | 168 | 1139 | 41 |
1879 | 2035 | 80 | 7790 | 197 | 6496 | 175 | 553 | 100 | 3469 | 159 | 1225 | 43 |
1881 | 1955 | 75 | 8136 | 201 | 6741 | 180 | 550 | 98 | 3504 | 158 | 1343 | 47 |
1883 | 1962 | 73 | 9133 | 222 | 7267 | 190 | 599 | 105 | 3595 | 160 | 1456 | 51 |
Vgl. Frau v. Staël, Sur le suicide (Stockh. 1812);
Stäudlin, Geschichte der Vorstellungen und Lehren vom S. (Götting. 1824);
Schopenhauer, Über den S., in dessen »Parerga und Paralipomena«; Emminghaus, Die Behandlung des Selbstmordes in der Lebensversicherung (Leipz. 1875);
Öttingen, Über akuten und chronischen S. (Dorp. 1881) Richter, Die Zunahme des Selbstmordes in Sachsen [* 70] (Leipz. 1882);
Masaryk, Der S. als soziale Massenerscheinung der Zivilisation (Wien [* 71] 1881);
Schriften von Morselli (Mail. 1880), Legoyt (Par. 1881), Carrieri (Neap. 1883), Ferri (2. Aufl., Turin [* 72] 1884), Garrisson (Par. 1885), Westcott (Lond. 1885).
s. Schmiervorrichtungen. ^[= (Schmierapparate) haben den Zweck, Schmiermittel an den Ort ihrer Wirksamkeit, d. h. zwischen ...] [* 73]
s. Autonomie. ^[= (griech., Selbstgesetzgebung), die Befugnis eines Gemeinwesens, unbeschadet des ...]
(Selbstzahler), der Bürge, welcher dem Gläubiger gegenüber auf die Einrede der Vorausklage gegen den Hauptschuldner verzichtet (s. Bürgschaft).
ein Schießgewehr, welches man in der Weise einrichtet und auslegt, daß es sich bei Berührung des Schlosses selbst entladet und den Berührenden verwundet oder tötet, wird zum Fangen von Raubtieren und gegen Diebe benutzt, letzteres aber nur mit obrigkeitlicher Erlaubnis und unter Anbringung von Warnungstafeln.
s. Egoismus. ^[= ("Ichsucht", Selbstliebe), diejenige Gesinnungsart, welche nicht nur ...]
angeblich durch Annäherung einer Flamme [* 74] an die ausgeatmete Luft erfolgende Entzündung und Verbrennung des menschlichen Körpers, namentlich von Säufern. Am häufigsten will man derartige S. in Frankreich, seltener in Italien, [* 75] Dänemark, [* 76] England, Nordamerika, Rußland, am seltensten in Deutschland beobachtet haben. Der Verbrennungsprozeß soll schnell und ohne Vorboten ausgebrochen sein und den Körper teils ohne, teils mit bläulicher, lebhaft bewegter Flamme und unter Entwickelung eines äußerst widerwärtigen Geruchs in wenigen Stunden eingeäschert haben.
Die Räume, in denen die S. stattgefunden, sollen mit dickem, stinkendem Qualm erfüllt, die Wände mit schwarzem Ruß oder mit einer klebrigen, höchst übel riechenden Substanz überzogen gewesen sein. Als Rückstände der Verbrennung will man nur einen formlosen Haufen Asche oder Kohle, einzelne Stücke des Kopfes, namentlich der Schädeldecke und des Gehirns, und einzelne Teile der Extremitäten gefunden haben. Es wird angegeben, daß meist Feuer, glühende Kohle, ¶
ein Licht [* 78] etc. in der Nähe der Selbstverbrannten vorfanden und nur in einigen Fällen keine derartige äußere Ursache der S. zu erkennen gewesen sei. Eine derartige S. ist bei dem großen Wassergehalt des Körpers unmöglich. Als durch das tragische Ende der Gräfin Görlitz [* 79] zu Darmstadt [* 80] 1847 die Augen der Sachverständigen von neuem auf den rätselhaften Prozeß der S. gerichtet wurden, sprach sich die Mehrzahl der Experten, unter ihnen Liebig und Bischoff, gegen die Wirklichkeit eines solchen Prozesses aus.
Vgl. Liebig, Zur Verurteilung der S. des menschlichen Körpers (2. Aufl., Heidelb. 1850);
Graff, Über die Todesart der Gräfin Görlitz, nebst Gegenbeweis von Bischoff (beide in Henkes »Zeitschrift für die Staatsarzneikunde« 1850);
Gorup-Besanez in Schmidts »Jahrbüchern« 1850, Bd. 68.
s. Verlag. ^[= ältere Bezeichnung für Kapital; im Bergrecht die zum Betrieb eines Bergwerks zu gebende und ...]
Man spricht von S., wenn jemand das Risiko, welches beim Abschluß einer Versicherung der Versicherer übernehmen würde, selbst tragen zu wollen erklärt und deshalb unversichert bleibt; auch wendet man wohl den Ausdruck da, wo die Versicherung des vollen Wertes der betreffenden Vermögensobjekte unterlassen werden muß, in Hinblick auf diesen von der Versicherung ausgeschlossenen Teil an. Solche teilweise Versicherungen können durch den Versicherten absichtlich, um an Prämien zu sparen, oder auch zufällig herbeigeführt sein, indem er die Versicherungssumme zu niedrig ansetzte.
Sie können aber auch durch den Versicherer oder durch Gesetz als Bedingung gestellt sein, um den Versicherten, der nun einen Teil des Risikos zu tragen hat, zur möglichsten Vorsicht zu veranlassen. Da aber die Versicherung auf einem zweiseitigen Vertrag beruht, zu dessen wesentlichen Voraussetzungen die Übernahme des Risikos durch einen andern gehört, so kann S. nicht die Bezeichnung einer wirklichen Versicherung sein. Das Wort hat Sinn und Bedeutung nur in Bezug auf die Buchung und Reservezurückstellung solcher Vermögensverwaltungen, welche eine so große Anzahl von gleichartigen, zur Versicherung geeigneten Vermögensobjekten haben, daß die nach Erfahrung und Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Schäden ihre volle Deckung in den eventuell für die Versicherung zu zahlenden Prämien finden würden, welche deshalb unversichert bleiben, im Interesse klarer Geschäftsübersicht und vorsichtiger Bereithaltung hinreichender Spezialreserven aber Buchungen nach Art einer Versicherung einrichten und dem betreffenden Konto von andern Konten Prämien überweisen, bei eintretenden Schäden dagegen die Versicherungssummen demselben debitieren lassen. Vgl. Versicherung.
s. Verstümmelung. ^[= (Mutilatio), diejenige Körperverletzung, infolge deren ein Glied verloren geht oder der Verletzte ...]
(Selbstregierung, engl. Selfgovernment, spr. ssélfgowwern-), Bezeichnung für die Staatsregierung, soweit sie den Staatsbürgern selbst übertragen und nicht von den unmittelbaren Organen der Regierungsgewalt ausgeübt wird. Das System der S. hat namentlich in England und Nordamerika seine Ausbildung erhalten, und zwar hat es in der englischen Monarchie einen aristokratischen Charakter, während es in der nordamerikanischen Union mehr dazu dient, die Masse des Volkes an der Staatsverwaltung teilnehmen zu lassen. In diesem Sinn bezeichnen die Engländer neben der Jury und dem Institut der Friedensrichter auch ihr Parlament und ebenso die Nordamerikaner den Kongreß als Ausflüsse der S. Der Schwerpunkt [* 81] derselben liegt jedoch in der innern Verwaltung oder in der sogen. Verwaltung im engern Sinn im Gegensatz zur Gesetzgebung und zur Justiz, und in dieser Beziehung ist man auch auf dem Kontinent bemüht gewesen, das englische Vorbild nachzuahmen.
Die S. überträgt nämlich die Staatsregierung teilweise den Gemeinden und deren organischen Verbindungen (in England Kirchspiele, Armenverbände, Grafschaften). So wird in Preußen [* 82] nach der Kreisverfassung (s. d.) und nach der Provinzialverfassung (s. d.) die Verwaltung unter staatlicher Autorität durch die Gemeinden und durch die Kommunalverbände (Amtsbezirke, Kreise, [* 83] Provinzen) und deren Organe ausgeübt. Die staatlichen Funktionen sind hier und ebenso nach dem Vorgang Preußens [* 84] auch in andern deutschen Staaten den Gemeindebehörden übertragen; aus freier Wahl hervorgegangene Kommunalkollegien treten an die Stelle büreaukratisch organisierter Staatsbehörden oder doch neben dieselben, Ehrenämter bestehen neben besoldeten Berufsämtern, indem die Kosten der Verwaltung durch Kommunalabgaben aufgebracht werden und die freie Entwickelung des Bürgertums aus sich selbst heraus im Gegensatz zur obrigkeitlichen Bevormundung und zur Regierung »von oben herab« angestrebt wird. Falsch aber wäre es, diese S. als eine Trennung vom Staat und von der Staatsgewalt aufzufassen. Die S. erfolgt vielmehr stets unter staatlicher Autorität; der Staat regiert durch die Kommunalbehörden, indem das Wesen der S. nach Gneists Ausspruch gerade in einer Verbindung von Staat und bürgerlicher Gesellschaft zu suchen ist.
Vgl. Gneist, Das englische Verwaltungsrecht der Gegenwart (3. Aufl., Berl. 1883-84, 2 Bde.). -
S. von Landgütern, s. Landwirtschaftliche Unternehmungsformen.
s. Selbstschuldner. ^[= der Bürge, welcher dem Gläubiger gegenüber auf die Einrede der Vorausklage ...]
chem. Zersetzungen, bei denen eine bestimmte äußere Ursache nicht erkennbar ist, die vielmehr beim Aufbewahren eines Körpers ohne irgend welches Zuthun, selbst bei unveränderter Temperatur und bei Ausschluß der Luft und des Lichts erfolgen.
Derartige Vorgänge sind bis jetzt vielfach nicht mit Sicherheit zu erklären, meist aber wohl auf Licht- und Wärmewirkungen, Gegenwart von Fermenten, Erschütterungen etc. zurückzuführen.
Oft veranlaßt die Gegenwart minimaler Beimischungen eines fremden Körpers die S.
s. Selbsthilfe. ^[= eigenmächtiges Handeln zum Zweck der Geltendmachung eines wirklichen oder ...]
s. Pyrophore. ^[= (griech., Luftzünder), Körper, welche an der Luft so begierig Sauerstoff aufnehmen, ...]
Stadt in Yorkshire (England), am schiffbaren Ouse, unterhalb York, hat eine prächtige Abteikirche aus der Zeit Wilhelms I., Fabrikation von Zwirn, Segeltuch, Leder- und Eisenwaren und (1881) 6046 Einw.
(Geselchtes), in Süddeutschland s. v. w. geräucherte Fleischwaren.
Clément (spr. ssell klemang), geschmolzenes Gemenge von salpetersaurem Silberoxyd mit salpetersaurem Natron oder salpetersaurer Magnesia, wird in der Photographie benutzt.
d'or (Goldsalz), Natriumgoldchlorid oder unterschwefligsaures Goldoxydnatron der Photographen;
s. Goldoxydul.
(Seldschukkiden), aus der Bucharei gebürtiger türk. Stamm, welchen Seldschuk, der Sohn Jakaks, um 1000 unter seine Fahne gesammelt und zum Islam bekehrt hatte. Seldschuks (gest. 1030) Sohn Arslan und seine Enkel Dschaghirbey und Toghrilbey stürzten das Ghasnawidenreich und eroberten Turan und Iran; Toghrilbey wurde 1060 vom Kalifen Alkaim zu Hilfe gerufen, nach Vertreibung desselben zum Emir al Omra und König ¶