gehören mit den
Teichen,
Sümpfen, Weihern, Pfuhlen etc. zu den sogen. stehenden Gewässern.
Man unterscheidet Seen mit Zufluß und Abfluß;
ferner Seen ohne Zufluß, aber mit Abfluß, so daß
sie den Ursprung eines
Flusses darstellen;
dann Seen mit Zuflüssen, aber ohne Abfluß;
endlich Seen, die weder den einen, noch den
andern besitzen.
Nach ihrer höhern oder tiefern
Lage kann man die Seen auch in Gebirgsseen und in Seen des ebenen
Landes einteilen.
Die erstern liegen oft in bedeutender
Höhe über der Meeresfläche. Der höchste S., der
Titicacasee (8300 qkm oder 151 QM.
groß), liegt z. B. 3824 m ü. M., während das
Kaspische Meer, seiner
Fläche nach der größte Landsee, ohne die
Inseln 439,418 qkm (7981 QM.) groß,
mit seinem Wasserspiegeln 25 m unter dem des
SchwarzenMeers und das
Tote Meer sogar 393 m unter dem
Spiegel
[* 2] des
Mittelmeers
[* 3] liegt.
Die Seen sind entweder Wasseransammlungen in beckenartigen Vertiefungen des
Bodens, dann nähern sie sich
der Kreisgestalt, oder sie sind Ausfüllungen des tiefer gelegenen Teils eines
Längen- oder Querthals, in welchem
Fall sie
in der
Regel schmäler und langgestreckt sind. Da Seen, die durch
Flüsse,
[* 4]
Quellen oder Schneeschmelze gespeist werden, mit
dem
Wasser in der
Regel auch viele feste
Bestandteile zugeführt erhalten, welche sich auf dem
Boden ablagern,
so muß sich ihr Wasserspiegel nach und nach erhöhen, und infolge hiervon muß bei nicht senkrecht abfallendem
Ufer ihre
Oberfläche größer werden; während aber zugleich proportional zum
Wachsen der Oberfläche die
Verdunstung zunimmt, wird
das Steigen geringer sein, als es im
Vergleich zu dem abgelagerten Bodensatz sein müßte.
Das durch die
Ablagerung auf dem
Boden bewirkte Steigen wird also in beständig abnehmendem
Maß vor sich gehen, bis es sich
mit der durch die
Verdunstung herbeigeführten Verminderung ausgleicht, worauf das
Niveau ein konstantes werden wird. Da sich
aber in vielen Seen fort und fort noch beträchtliche
Quantitäten fester
Bestandteile ablagern, so muß
eine beständige Abnahme des
Wassers stattfinden, welche endlich zu einer Umwandlung der Seen in
Sümpfe führen kann.
Hat ein S. Zu- und Abfluß, so wird in ihm eine Strömung wahrnehmbar sein, welche auf die
Ablagerung einen Einfluß ausübt,
insofern letztere an den ruhigenStellen in größerm, da aber, wo das
Wasser in
Bewegung begriffen ist,
in geringerm
Maße stattfinden muß. Erweitert sich allmählich die Abflußstelle eines Sees, während sein Zufluß derselbe
bleibt, so wird das
Niveau des
Wassers sinken, wenn auch nicht im
Verhältnis der Erweiterung des Abflusses, da mit dem Sinken
des Wasserspiegels auch dessen
Fläche kleiner und mithin durch die
Verdunstung dem
S. ein geringeres Wasserquantum
entzogen wird als vorher. Es gibt auch Seen, welche früher einen Abfluß gehabt, im
Lauf der Zeit aber solche Veränderungen
erlitten haben, daß kein Abfluß mehr stattfindet; ferner Seen, welche ohne
Zweifel einen unterirdischen Abfluß haben,
wie der
Lac deJoux im
Jura und der Cepitschsee am
Fuß des
MonteMaggiore in
Istrien,
[* 5] beide in höhlenreichem
Kalkstein befindlich.
Zu dieser
Kategorie von Seen gehören auch die intermittierenden Seen oder solche Wasserbecken, in welchen das
Wasser zuzeiten
in unterirdische
Höhlen und Abzugskanäle zurückweicht, zu andern
Zeiten, namentlich bei nassem, stürmischem
Wetter,
[* 6] aus jenen
Höhlen mit
Gewalt wieder hervorbricht und von neuem das Seebecken füllt, so z. B. der
Zirknitzer S.
Reliktenseen
heißen Wasserbecken, deren
Fauna auf eine ehemalige
Verbindung
mit benachbarten
Meeren hinweist.
Man kennt eine derartige Reliktenfauna von den südschwedischen und großen russischen Seen, von den kanadischen
Seen, vom
Nicaragua-,
Titicacasee und
Tanganjika, im ganzen von 84 Süßwasserseen. Der mediterrane
Muschelkrebs des
Genfer und
die Reliktenfauna des
Gardasees sprechen für das hohe
Alter dieser
Becken, das jedenfalls über die Diluvialzeit hinausreicht.
Nach
Credner (»Die
Reliktenseen«, Gotha
[* 7] 1883) ist indes die
Beschaffenheit der
Fauna eines Sees nicht maßgebend
für die Beurteilung desselben als
Reliktensee.
Die Anwesenheit mariner
Formen wird sehr oft auf aktive oder passive
Wanderung zurückzuführen sein, und vielleicht haben
besondere hydrographische Verhältnisse früherer
Zeiten solche
Wanderungen begünstigt. Die große
Mehrzahl der
Reliktenseen
enthält nur
Krustentiere,
Fische
[* 8] und
Säugetiere, und in Seen von unzweifelhaft binnenländischem Ursprung hat
man ebenfalls marine
Formen gefunden. Eine sichere
Entscheidung in dieser
Frage kann also nur die geologische Untersuchung geben.
(Meeralpen), ein Teil der Westalpen, der sich an der
Grenze von
Italien
[* 13] und
Frankreich zwischen der Poebene
und dem
Thal
[* 14] des Verdon hinzieht und im
Cima dei
Gelas (3188 m) seine höchste
Erhebung hat; weiteres s.
Alpen,
[* 15] S. 397. Der Hauptzug besteht aus
Gneis; zwischen diesem und dem
Verrucano finden sich vielfach
Gips,
[* 16]
Rauhkalk,
Dolomit und
Marmor. Im westlichen Teil tritt die ganze Mannigfaltigkeit der alpinen
Kreide- und Tertiärbildung auf.
Kataster nur 3749 qkm = 68,1 QM.). Das Departement wird von den Seealpen (s. oben) und deren Ausläufern bis zum Meer hin durchzogen.
Der Boden ist sehr gebirgig und waldig; der höchste Gipfel ist der Mont Tenibres (3032 m). Der bedeutendste Fluß des Landes
ist der Var mit seinen drei Hauptzuflüssen: Tinée, Vésubie und Estéron. Das Klima
[* 20] ist infolge der gegen
N. geschützten Lage sehr mild und geringem Wechsel unterworfen. Die mittlere Temperatur beträgt zu Nizza, Cannes und Mentone
16° C. Die Bevölkerung
[* 21] belief sich 1886 auf 238,057. Von der Gesamtfläche sind nur 47,040 Hektar Ackerland, 17,600 Weinland,
26,400 Wiesen, 90,825 Waldungen, 21,500 Baumpflanzungen, darunter 14,000 Hektar Olivenhaine (an der Küste
und in den Thälern); das übrige ist unproduktives Land. Hauptprodukte sind: Weizen, Wein (bis 250,000 hl Jahresertrag), dann
Obst (Orangen, Zitronen, Oliven, Kastanien) etc. Der Viehstand ist unbedeutend, doch zählte man 1882: 103,120 Schafe;
[* 22]
Der Vorsitzende muß die Fähigkeit zum Richteramt haben; er wird für die Dauer seines etwanigen Hauptamtes oder auf Lebenszeit
ernannt. Die vier Beisitzer werden für jeden einzelnen Fall vom Vorsitzenden berufen nach einer alljährlich
im voraus aufgestellten Liste der hierzu geeigneten Personen. Das Verfahren ist öffentlich und mündlich; es sollen die Ursachen
des Seeunfalls sowie alle mit demselben zusammenhängenden Thatumstände ermittelt werden. Insbesondere ist festzustellen,
ob Handlungen oder Unterlassungen des Schiffers oder des Steuermanns und (nach dem Reichsgesetz vom
auch des Maschinisten die Schuld tragen.
Die entzogene Befugnis kann dem Schiffer, Steuermann oder Maschinisten nach Ablauf
[* 35] eines Jahrs vom Reichsamt des Innern wieder
verliehen werden. Das S. ist übrigens zur Einleitung der Untersuchung nur dann verpflichtet, wenn bei dem Seeunfall Menschenleben
verloren gegangen sind, wenn ein Schiff
[* 36] gesunken oder aufgegeben ist, oder wenn der Reichskanzler die Untersuchung anordnet.
Außerdem ist dem Vorsitzenden des Seeamtes das Einschreiten überlassen.
1) Marie, Schauspielerin, geb. zu Riga
[* 37] aus einer Künstlerfamilie, betrat schon
als Kind die Bühne, besuchte das Musikkonservatorium zu Köln,
[* 38] um sich zur Opernsängerin auszubilden, wandte sich später
dem Schauspiel zu und wirkte zunächst als Soubrette auf den Bühnen zu Lübeck, Danzig und Kassel
[* 39] mit Erfolg, bis der Drang nach
der Gestaltung idealer Charaktere in ihr erwachte. Am Thaliatheater in Hamburg wurde sie bereits nach der
zweiten Rolle (Gretchen) engagiert, und nach einem glänzenden Gastspiel in Wien,
[* 40] worauf die Münchener Mustervorstellungen unter
Dingelstedt (1854) folgten, war ihr Ruf als tragische Schauspielerin gegründet, der durch das darauf folgende Engagement am
Burgtheater sowie durch zahlreiche Gastspiele zur höchsten Bedeutung anwuchs. In Hannover,
[* 41] wo sie später
engagiert war, vermählte sie sich 1859 mit dem SängerNiemann (s. d.) und folgte ihm 1866 nach Berlin. Bald darauf von ihm
geschieden, gab sie von neuem Gastspiele in Petersburg,
[* 42] Holland und 1871 in Amerika
[* 43] und lebte auch in den
folgenden Jahren auf Gastspielreisen, bis sie 1886 Mitglied des königlichen Schauspielhauses in Berlin wurde. Ihre Hauptrollen
in ihrer Glanzzeit waren: Gretchen, Klärchen, Ophelia etc.
in offener See genommenes Bad,
[* 52] besonders auch eine zu diesem Zweck eingerichtete Lokalität
an der Meeresküste und auf Inseln. Das Meerwasser gleicht wegen seines Gehalts an gelösten mineralischen Bestandteilen am
meisten einer leichten Sole, und es wären daher See- und Solbäder als ziemlich gleichbedeutend anzusehen. Doch kommt bei erstern
als höchst wirksames Moment noch die dichtere, reinere
¶
mehr
Luft bei gleichmäßigerer Temperatur und der gleich einer permanenten Douche wirkende Wellenschlag hinzu. Ein gewisser, wenn
auch geringer Gehalt sowohl des Seewassers als auch der Seeluft an Jod pflegt auch, obwohl ohne erwiesene Berechtigung, als
heilbringender Faktor aufgeführt zu werden. Das Seewasserbad wirkt, wie das Solbad, reizend auf die Haut,
[* 54] ableitend von innern Organen und die Hautperspiration erhöhend; es vermehrt den Appetit und steigert den Stoffwechsel.
Man benutzt das S. besonders gegen Krankheiten, die durch Störungen der normalen Blutbildung und Ernährung sowie durch geschwächte
Nerven- und Hautthätigkeit hervorgerufen sind. Dahin gehören namentlich Skrofulose, englische Krankheit, Knochenfraß, Blutarmut
und Bleichsucht, wenn sie nicht Folge organischer Fehler sind. Eine zweite Gruppe bilden die Krankheiten,
welche in Schwächung der willkürlichen oder unwillkürlichen Muskulatur verschiedener Organe, wie des Magens und Darmkanals
etc., beruhen; ferner dienen Seebäder gegen Nervenleiden mannigfacher Art, endlich auch als
Nachkur nach ein- und angreifenden Mineralwasserkuren sowie bei allgemeinen Schwächungszuständen der
mannigfachsten Art. Die Nordseebäder zeichnen sich aus durch salzreiches Wasser, lebhaften Wellenschlag, kühle, erregende
Luft und eine Temperatur von 16-17° R. und eignen sich für kräftigere, jedenfalls nicht lungenkranke Personen.
bis 3 m lang (die Weibchen
nur halb so lang), mit gestrecktem Leib, kurzem Hals, verhältnismäßig langem, spitzem Kopf, ziemlich
kleinem Maul, wenigen Schnurrborsten auf der Oberlippe, großem Auge,
[* 68] flossenartigen Vorderfüßen, sehr verbreiterten und
verlängerten Hinterfüßen, an welchen drei von den fünf ZehenNägel
[* 69] tragen, dunkelbraunem, am Vorderkörper weiß gesprenkeltem
Pelz, findet sich an der KüstePatagoniens und Westafrikas, der Falklandinseln, Neusüdschottlands, Südgeorgiens,
im Beringsmeer und an der St. Paulsinsel; er
lebt meist auf hoher See, macht weite Wanderungen und kommt nur zum Zweck der Fortpflanzung
an einsamen Stellen ans Land, wo er, ohne zu fressen, längere Zeit verweilt.
Jedes Männchen hat 8-15 Weibchen. Das Weibchen wirft ein Junges, selten zwei. Der S. ist am Land sehr
behend und hat ein ungemein zähes Leben. Man jagt ihn des vortrefflichen Pelzes und des wohlschmeckenden Fleisches halber.
Die St. Paulsinsel sollen jährlich mehr als 1 Million Seebären besuchen; durch rücksichtslose Verfolgung hat sich ihre
Zahl sehr erheblich vermindert, aber es werden im ganzen doch noch jährlich 150,000 Stück getötet.
Bei der Jagd schleicht sich eine Anzahl geübter Leute an die Küste, wo die jüngern Männchen lagern, und treibt die Herde
landeinwärts bis zum Schlachtplatz, wo die geeigneten durch einen Schlag auf die Nase
[* 70] getötet werden, während man den übrigen
die Flucht gestattet.
Weibchen werden nicht getötet. Die Mähnenrobbe(O. jubataDesm.), bis 2,7 m lang, hat ein beim alten
Männchen auf dem Rücken mähnenartig verlängertes Haar,
[* 71] ist auf der Oberseite des Kopfes hell-, an den Wangen dunkelbraun,
an der Schnauze schwarz, auf dem Rücken gelblichgrau, am Bauch
[* 72] braungelb, an den nackten Flossen schwarz. Das bedeutend
kleinere Weibchen weicht in der Färbung erheblich ab. Die Mähnenrobbe bewohnt die Südspitze Südamerikas und findet sich
südlich bis zum Grahamsland.
Sie macht weite Wanderungen, weilt der Fortpflanzung halber monatelang am Land, und das Weibchen wirft hier ein Junges. Man
jagt sie wenig eifrig, weil sie geringen Nutzen gewähren. Der Seelöwe(O. StelleriLess.), bis 5 m lang,
ist mit einem kurzen, harten, in der Färbung schwankenden Haarkleid und nur an den Extremitäten mit einer rauhkörnigen
Haut bedeckt, das viel kleinere Weibchen ist in der Regel hellbraun gefärbt. Er findet sich an der asiatischen und amerikanischen
Küste des GroßenOzeans nördlich von den Schildkröteninseln, bewohnt auch dicht bevölkerte Gegenden
und dringt in die Buchten und selbst in die Flüsse ein.
Einem Männchen folgen 3-4 Weibchen. Die Seelöwen erscheinen wild und bösartig, fliehen aber vor dem Menschen und kämpfen
nur in der Not, wobei sie dann eine sehr große Kraft
[* 73] entwickeln. Sie fressen Fische, Weich- und Krebstiere,
[* 74] Pinguine und Möwen. Man jagt sie des Speckes und des Felles halber, welches auf Leim verarbeitet wird. Die Eingebornen trocknen
auch das Fleisch für den Winter und verarbeiten die gegerbten Gedärme zu Kleidern. Die Seelöwen halten sich leicht in der
Gefangenschaft und lassen sich in hohem Grad zähmen.
(Mullus L.), Fischgattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Seebarben (Muloidei), Fische
mit länglichem, wenig zusammengedrücktem, mit großen Schuppen bedecktem Körper, gewölbtem Kopf, gewöhnlich schwachzahnigem
Gebiß, zwei Barteln, zwei voneinander entfernten Rückenflossen, großen, nicht oder fein gezähnelten Schuppen, finden sich
in allen tropischen Meeren, in Europa
[* 75] bis in die gemäßigten Breiten, leben sehr gesellig, oft in großen
Schwärmen, streifen wenig umher, kommen im Sommer an flache, sandige Küsten, um zu laichen, und suchen ihre Nahrung, kleine
Krebs- und Weichtiere und allerlei faulende Stoffe, durch Gründeln im Schlamm. Der Rotbart (Rotbarbe, M.barbatusL.), ohne Zähne
[* 76] im Oberkiefer, mit verhältnismäßig schmalen Schuppen, 30-45 cm lang, gleichmäßig karminrot, unterseits
silbern schillernd, an den Flossen gelb, lebt im Mittelmeer, auch an der
¶
mehr
französischen Westküste und bei Madeira.
[* 78] Die Streifenbarbe (Surmulet, M. SurmuletusL.), mit großen Schuppen, blaßrot, mit
drei goldenen Längsstreifen und roten Flossen, 30-45 cm lang, bewohnt das Mittelmeer und geht im Atlantischen Ozean bis zur
Ostsee. Beide Arten wurden von den Alten hoch geschätzt; man brachte sie lebend in die Speisezimmer, ergötzte
sich an ihrer Schönheit und dem prächtigen Farbenspiel beim Absterben und ließ sie dann für die Tafel zubereiten. Tiere
von 2 und 3 kg wurden mit 5000 und 8000 Sesterzien bezahlt. Man fängt sie auch jetzt noch viel bei Italien, siedet sie sofort
in Meerwasser ab und versendet sie in Mehlteig gehüllt. Die schönsten liefert die Gegend von Toulon.
[* 79]
(Meerbarsch, LabraxCuv.), Fischgattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Barsche (Percoidei),
Fische von gestreckter Gestalt, mit gesägtem Vor- und dornigem Hauptdeckel des Kiemenapparats, entfernter voneinander
stehenden Rückenflossen, ohne Hundszähne, mit kleinen oder mittelgroßen Schuppen. Der gemeine S. (L.LupusCuv.), 0,5-1 m lang und bis 10 kg schwer, silbergrau, auf dem Rücken bläulich, auf dem Bauch weißlich, mit blaßbraunen
Flossen, findet sich im Atlantischen Ozean, auch an den KüstenEnglands und im Mittelmeer, steigt auch weit in die Flüsse empor,
ist ungemein gefräßig und kräftig, nährt sich von Krebsen, Würmern und kleinen Fischen, laicht im Hochsommer
und wurde schon von den Alten wegen seines Fleisches geschätzt. Aristoteles nennt ihn Labrax, PliniusLupus wegen seiner Raubgier.
an Waren, im weitern Sinn jede Verschlechterung, welche die Ware von Seewasser
durch Naßwerden erleidet, im engern Sinn diejenige, aus welcher ein Anspruch an den Versicherer hervorgeht.
(Küstengebiet, Litoral), im staats- und völkerrechtlichen Sinn der zunächst der Küste gelegene Teil des
Meers, welcher zu dem angrenzenden Land gerechnet und als unter der Staatshoheit des letztern stehend angesehen
wird. Gewöhnlich nimmt man an, daß Kanonenschußweite, vom Ufer aus gerechnet, jenes Gebiet begrenze. Innerhalb des Seegebiets
steht dem betreffenden Seestaat die Hafen- und Schiffahrtspolizei, die Küstenbewachung und die Ausübung der Gerichtsbarkeit
zu. Friedensstörungen innerhalb des Seegebiets werden nicht geduldet, fremde Schiffe haben sich innerhalb desselben gehörig
auszuweisen, und die Küstenfrachtfahrt (s. d.) ist durch besondere gesetzliche Vorschriften geregelt.
bezeichnet sowohl den Zustand der Gefährdung, in welchem sich Schiff, Mannschaft, Passagiere und Ladung während
einer Seereise befinden, als auch ein denselben drohendes und schädigendes Ereignis auf See, wie Seesturm, Seeraub u. dgl.
Endlich wird auch der dadurch verursachte Schade S. genannt. Vgl. Seeversicherung.
ein preußisches Geld- und Handelsinstitut, 1772 zu Berlin als Aktiengesellschaft gegründet und auf 20 Jahre
mit dem Privilegium ausgestattet, daß nur ihre Schiffe zum Ankauf und Verkauf des Salzes in den preußischen
Häfen und Reeden zugelassen werden und ein Vorkaufsrecht auf das die Weichsel abwärts zu führende oder innerhalb des preußischen
Gebiets auf 10 Meilen zu beiden Seiten dieses Flusses vorgefundene Wachs haben sollten. Das Betriebskapital
betrug anfänglich 1,200,000 Thlr. in 2400 Aktien und wurde 1793, nachdem die Privilegien der Anstalt verlängert waren, auf
1,500,000 Thlr. erhöht.
Den Aktionären wurde indessen ein Anrecht auf die Verwaltung nicht gewährt, vielmehr war die Leitung des Instituts ausschließlich
in den Händen einer vom Ministerium abhängigen Direktion. Später wurde den Aktionären der Anspruch auf
Dividende entzogen und ihnen nur ein fester Zins von 5 Proz. gewährt. Endlich wurden die Aktien 1810 in Staatsschuldscheine
und so das Institut in ein reines Staatsinstitut umgewandelt. In der Zeit von 1795 bis 1806 hatte die S. dem Staat bedeutende
Vorschüsse geleistet, welche nach der Katastrophe von Jena
[* 91] nicht zurückgezahlt werden konnten.
¶
mehr
Erst nach 1815 ordneten sich ihre Verhältnisse wieder. Seit 1821 wurde ihr gestattet, ihren Gewinn dem Kapitalvermögen zuzuschlagen,
wodurch sie 1829 in den Stand gesetzt wurde, dem Staat seinen Einschuß zurückzuzahlen, so daß sie jetzt ganz mit eignem Vermögen
(über 35 Mill. Mk.) arbeitet. In frühern Jahren hat sie vielfach eigne Etablissements gegründet, dieselben
aber im Lauf der Zeit veräußert. Ihr Geschäftskreis beschränkt sich jetzt wesentlich auf das Bankgeschäft.
Schon 1845 wurde in Flugschriften die S. als eine Anomalie
[* 93] bezeichnet, da sie als Staatsinstitut in das bürgerliche Erwerbsleben
übergreife. Seit 1848 stehen ihrem Fortbestand konstitutionelle Bedenken entgegen: ihre Einnahmen und
Ausgaben stehen nicht auf dem Staatshaushalt, sie geht Schuldverbindlichkeiten ohne gesetzliche Grundlage ein. Ihre Aufhebung
wurde im Abgeordnetenhaus mehrfach in Anregung gebracht; für ihr Fortbestehen wird seitens der Regierung wesentlich der Grund
geltend gemacht, daß sie den Staatsbeamten Gelegenheit gebe, sich mit dem Bankgeschäft genau vertraut zu machen. Auch fällt
der Umstand schwer ins Gewicht, daß sie dem Staat jährlich 3-4 Mill. Mk. Einnahme zuführt. Die S. steht unter dem Finanzministerium;
sie wird von dem Präsidenten der S. geleitet.
Vgl. v. Rother, Die Verhältnisse des königlichen Seehandlungsinstituts (Leipz.
1845);
Julius, Die S. und das bürgerliche Gewerbsvorrecht (das. 1845).
(Aplysia Gm.), Schnecke aus der Gruppe der Hinterkiemer (Opisthobranchia) und der Familie der Seehasen (Aplysiidae),
ein ansehnliches, dunkelbraunes Tier, dessen hinteres Fühlerpaar in seiner Form an Hasenohren erinnert. Der Fuß verbreitert
sich in zwei umfangreiche flügelartige Lappen, die zum Schwimmen auf- und abbewegt werden. Die Schale ist
sehr dünn. Am bekanntesten ist die Art Aplysia depilansL. der europäischen Meere, von dem schon die Alten berichteten.
Er wurde bei den Römern zu Zaubertränken verwendet. Gereizt, gibt er aus den vielen Hautdrüsen eine schöne rote Flüssigkeit
ab, welche Fuchsin enthalten soll. Aus großen Exemplaren sind bis zu 2 g reiner, trockner Farbe gewonnen
worden.
2) (S. bei Magdeburg) Stadt daselbst, KreisWanzleben, hat ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, eine Zuckerfabrik,
Ziegel und Kalkbrennerei und (1885) 3171 meist evang. Einwohner.
(Phoca L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Robben und der Familie der Seehunde (Phocina),
Robben mit normalen Eckzähnen, ohne äußeres Ohr,
[* 96] mit verkürzten, den Körper nicht tragenden Gliedmaßen, von innen nach
außen an Größe abnehmenden Vorderzehen, Hinterzehen, von denen die innere und äußere am größten, die mittlern klein
sind, und behaarter Sohle und Schwimmhaut. Der gemeine S. (PhocavitulinaL., s. Tafel »Robben«) wird bis
1,9 m lang (die Weibchen sind größer als die Männchen), mit eirundem Kopf, kurzer Schnauze, kahler,
zwischen den Nasenlöchern
tief gefurchter Schnauzenspitze, mit steifen Borsten besetzter Oberlippe, großem Auge, kurzem, dickem Hals, sehr kurzem Vorderfuß,
breitem, wohl entwickeltem Hinterfuß und stummelhaftem Schwanz, ist gelblichgrau, oberseits bräunlich
bis schwarz gesackt. Er bewohnt alle atlantischen KüstenEuropas, die Ostseeküsten und die des WeißenMeers, Spitzbergens,
Grönlands, Nordamerikas, erreicht bisweilen selbst Südamerika,
[* 97] geht meilenweit in die Flüsse und macht wenigstens im Norden,
wo er sich am häufigsten findet, größere Wanderungen. Im allgemeinen entfernt er sich nur 30 Seemeilen
von der Küste. Er schwimmt und taucht vortrefflich, verweilt aber nicht länger als etwa 8 Minuten unter Wasser. Er schläft
im Wasser, rutscht aber gewöhnlich, um zu ruhen, sich zu sonnen oder zu schlafen, aufs Land, wo er sehr unbeholfen ist,
aber doch recht schnell vorwärts kommt.
Auch auf Eisschollen ruht er gern in der Sonne,
[* 98] und im Winter hält jeder einzelne S. ein oder mehrere Atemlöcher
in der Eisdecke offen. Seine Stimme ist ein heiseres Gebell. Seine Sinne sind gut und gleichmäßig entwickelt. Er nährt sich
von Fischen, Weichtieren und Krebsen. Das Weibchen wirft an öden, unbewohnten Stellen ein, selten zwei Junge,
welche von den Alten mit großer Zärtlichkeit behandelt, auch tapfer verteidigt werden. Man stellt den Seehunden eifrig
nach und benutzt das Fell, das Fleisch und Fett.
Für die Grönländer ist der S. die Basis ihrer Existenz; sie verwerten auch die Därme, Knochen
[* 99] und Sehnen zu Geräten,
Kleidungsstücken, Werkzeugen etc. Der grönländische S. (Sattelrobbe, P. groenlandicaNilss.), meist kleiner als der vorige,
mit länglicher, kahler Schnauze, flacher Stirn, schwankt in der Färbung nach Alter und Geschlecht sehr stark; das erwachsene
Männchen ist oberseits heller oder dunkler braungrau, unterseits heller, mit schwarzbraunem Gesicht
[* 100] und leierförmiger Rückenzeichnung.
Letztere fehlt dem Weibchen, welches stark in der Färbung abweicht und viel kleiner ist. Die Sattelrobbe
findet sich nur jenseit des 67.° nördl. Br. im Atlantischen Ozean und im Eismeer, geht aber auch durch die Beringsstraße in
den StillenOzean. Sie meidet das feste Land, lagert sich nur auf Eisschollen und ist daher zu großen
Wanderungen genötigt. Man jagt sie namentlich des Thrans halber.
Darstellungen von Meeren oder Teilen derselben samt den umgrenzenden Küsten, den darin liegenden Inseln, Klippen,
[* 102] Untiefen, Bänken, Strömungen, Leuchtfeuern mit ihren Sichtbarkeitsgrenzen, wichtigen Landmarken etc., nebst
Angabe der Zeit des Eintritts des hohen Wassers am Neu- und Vollmondstag an verschiedenen Punkten sowie an mehreren Stellen eingetragenen
Kompaßrosen mit Beifügung der Variation der Magnetnadel vom wahren Norden. Die auf den Schiffen geführten S. sind entweder
Plankarten (auf denen die Meridiane gerade Linien bilden und alle Breitengrade einander gleich sind) oder
Mercator-Karten (mit wachsenden Breiten). Ist die wahre Nord- und Südlinie des Kompasses parallel der Breitenskala gezogen und
die Variation nur in Graden angegeben, so heißen die S. rechtweisende; ist dagegen der magnetische Norden besonders bezeichnet,
und sind von ihm abhängig
¶
mehr
alle übrigen Kompaßstriche gezogen, so heißen sie mißweisende. S., auf denen der tägliche Weg des Schiffs aufgetragen
und dadurch die Stelle bestimmt wird, auf der es sich eben befindet, heißen Paßkarten. Nach dem Maßstab
[* 104] unterscheidet man
Generalkarten (1:800,000 oder kleiner), Navigations- oder Segelkarten (1:600,000 bis 1:350,000), Küstenkarten (1:200,000
bis 1:100,000), Hafen- und andre Spezialkarten in größerm Maßstab.
Vgl. »Admiralty catalogue of charts,
plans etc.« (Lond. 1883);
»Catalogue des cartes, plans, vues des côtes etc., qui composent l'hydrographie française«
(Par. 1883).
Drei seiner Genrebilder befinden sich im Städelschen Museum zu Frankfurt
[* 105] a. M. Er wurde 1753 Hofmaler in Darmstadt
[* 106] und starb daselbst 1768.
(Nausea), Unwohlsein, welches durch die schaukelnden Bewegungen bei einer Seefahrt hervorgebracht wird,
aber auch durch die Benutzung einer Schaukel oder eines Karussells entstehen kann. Übelkeit, Erbrechen mit Schwindel, weiterhin
auch Diarrhöe sind die Hauptsymptome des Übels, welches außerdem von Betäubung, Hinfälligkeit, Niedergeschlagenheit,
Ekel an allem und jedem, schließlich selbst am Leben, begleitet zu sein pflegt. Bei widrigem Wind und auf Segelschiffen ist
das Übel heftiger als bei günstigem Wind und auf Dampfschiffen.
Bei dem sogen. Stampfen des Schiffs, wobei dasselbe von den Wellen gehoben und gesenkt wird, befinden sich Seekranke am
übelsten: gewöhnlich erfolgt mit jedem Stampfen plötzliches Erbrechen. Die S. ergreift mit wenig Ausnahmen alle, welche
sich zuerst der See anvertrauen; häufige Seereisen verringern die Disposition für dieselbe, doch werden bisweilen alte Matrosen
nach längerm Aufenthalt auf dem Land von ihr wieder befallen. Frauen und junge, schwache Personen sind ihr am
meisten unterworfen.
ein gewissen Kreidemergeln sehr ähnliches Gestein, welches sich bis zu 9 m Mächtigkeit am Grund vieler Seen
unterhalb der
heute sich noch bildenden Schlamm- und Sandablagerungen findet.
Auch Torfmoore werden
häufig von solcher S. unterteuft.
Als Tiefseekreide wird namentlich von den Engländern der Absatz auf dem Grunde der Weltmeere
bezeichnet, der petrographisch den Mergeln beizuzählen ist.
im allgemeinen der auf dem Meer geführte Kampf zwischen feindlichen Staaten, im besondern aber unterscheidet
man den Küstenkrieg (s. d.), bei dem sich außer den Schiffen auch die Küstenbefestigungen am Kampf beteiligen,
und den Kampf auf hoher See nur zwischen Schiffen. Je nachdem man den S. offensiv oder defensiv führt, sucht man den Feind
auf hoher Seeoder an seinen Küsten auf oder erwartet ihn an der eignen Küste oder in den heimatlichen
Gewässern.
Auch der letztere Fall kann, trotz des defensiven Charakters, zur Schlacht auf offener See, zur eigentlichen Seeschlacht (s. d.),
führen. Die deutsche Flotte z. B. ist nicht bestimmt, S. in fremden Meeren zu führen, soll aber einer feindlichen Flotte eine
Schlacht auf hoher See liefern können. Außerdem aber wird man den Seehandel des Feindes durch Wegnahme
(s. Kaperei) von Handelsschiffen zu schädigen suchen. Dies ist Aufgabe der Kreuzer, und da jede der feindlichen KriegsflottenKreuzer zu diesem Zweck aussendet, so führt dies zu Kämpfen nur zwischen Kreuzern (Kreuzerkrieg).
wird im allgemeinen ebenso gehandhabt wie das Kriegsspiel (s. d.), nur treten hier an Stelle der Truppen
einzelne Schiffe, deren Geschwindigkeit, Manövrierfähigkeit, Armierung und Panzerstärke vorher bestimmt ist.
Der strategische
Teil des Seekriegsspiels wird auf Seekarten, der taktische Teil auf fein karrierten Papierbogen ungefähr
in dem Maßstab 1:1000 gespielt.
die Verehrung der als Beherrscher der stehenden Gewässer angenommenen Naturmächte durch Anrufungen, Weihgaben
und Opfer. Es ist hier zwischen Meer- und Landseenkultus zu unterscheiden, sofern in den Meergöttern meist nur die der
Schiffahrt freundlichen oder feindlichen Gewalten, die Personifikationen der Stürme, Ungewitter, Wellen, Strudel, Klippen etc.,
in Betracht kamen. Die Zersplitterung in zahlreiche Meergötter (Okeanos, Proteus, Glaukos, Tritonen, Nereiden, Sirenen etc.) machte
den Meereskultus bei den Griechen zu einem sehr zusammengesetzten Tempeldienst, wenn auch die oberste Gewalt in den Händen
des in allen Hafenstädten verehrten Poseidon
[* 112] (s. d.) blieb.
Als oberste Schützer in Seenöten wurden bei den klassischen Völkern die im Elmsfeuer auf den Masten sichtbar werdenden Dioskuren
[* 113] (s. d.) angerufen, an deren Stelle später verschiedene christliche Heilige, St. Elmo (Erasmo), St. Nikolas von Bari u. a.,
traten. Ägypter und Phöniker führten kleine Zwerggötter (Patäken, Kabiren, Kanoben) als Schutzgötter
auf den Fahrzeugen. Als Patronin der Schiffahrt galt auch die Isis,
[* 114] welche die Segel erfunden haben sollte, und ihr zu Ehren
wurde noch im mittelalterlichen Europa die Eröffnung der Schiffahrt durch feierliche Prozessionen mit einem Schiff begangen.
An ihre Stelle¶