(spr. ssökóng),Albéric, franz. Dichter, geb. zu
Angoulême, war 1848-50 Unterpräfekt von
Castellane im
DepartementNiederalpen, schloß sich dann dem Kaiserreich
an, das ihn vielfach protegierte (worüber in den Tuilerienpapieren Erbauliches zu lesen) und ihm den
Posten eines Regierungskommissars
am Odéontheater übertrug. Als Dichter ist S. mit
Romanen und
Dramen hervorgetreten, die sich weit über die Mittelmäßigkeit
erheben. Die erstern haben meist einen phantastischen
Anstrich, so: »Lettres cochinchinoises sur les hommes
et les choses du jour« (1841);
(franz., spr. -ahsch'), s.
Salpetersäuresalze, ^[= (Nitrate), Verbindungen der Salpetersäure mit Basen, finden sich zum Teil weitverbreitet in ...] S. 228.
meist dargestellt
als sitzende Matrone, in der Linken mit der Lanze bewaffnet, während ihr Haupt in der Rechten ruht, oder den Arm (als Zeichen
der Ruhe und Sicherheit) über das Haupt schlagend.
(spr. ssödähn),MichelJean, franz. Bühnendichter, geb. zu Paris, wurde durch
die Not getrieben, sich als Maurer zu verdingen, erregte aber die Aufmerksamkeit seines Brotherrn, eines Baumeisters, der ihn
unter seine Schüler aufnahm und ihm die Erziehung seines Enkels (des späterhin berühmten Malers David) übertrug. Nach einigen
kleinern dichterischen Versuchen (am besten ist »Épître à mon habit«),
die er in zwei Sammlungen (1752 und 1760) herausgab, wandte er sich der Oper zu, in welcher damals, im Gegensatz zu den strengen
Regeln der klassischen Oper des 17. Jahrh., die italienische Musik, das dramatische Singspiel, zur Geltung kam. Er starb S.
gilt für den Begründer der komischen Oper. Von seinen Texten, zu denen Philidor, Monsigny und Grétry die Musik schrieben, sind
am bekanntesten: »Le diable à quatre«, »Le roi et le fermier«, »Rose et Colas«, »Aucassin et Nicolette«, »RichardCœur de Lion«,
»Aline, reine de Golconde«, »GuillaumeTell«.
Größern Wert haben seine beiden Lustspiele, welche sich auf dem Repertoire des Théâtre-Français erhalten
haben, und die ihm einen Sitz in der Akademie eintrugen (1786): »Le philosophie sans le savoir« (1765) und
»La gageure imprévue« (1768). In ihnen tritt S. in bewußten Gegensatz zu dem raffinierten Geschmack seiner Zeit und weiß
durch liebenswürdige Natürlichkeit und schlichte Einfachheit in Form und Inhalt die Herzen der Zuschauer
sich zu gewinnen. Seine »Œuvres choisies« sind öfter herausgegeben (z. B. von Auger, mit Einleitung, Par. 1813, 3 Bde., u.
1888). Vgl. Gisi, Sedaine (Berl. 1883).
Nachdem durch die geschickten Bewegungen der deutschen Heere und durch glückliche Gefechte,
namentlich die Schlacht bei Beaumont(30. Aug.), die französische Armee unter Mac Mahon auf ihrem vergeblichen Marsch zum Entsatz von
Metz
[* 37] auf das rechte Maasufer bei S. zurückgedrängt worden war, befahl das große deutsche Hauptquartier am Abend des der
dritten Armee, noch in der Nacht einige Heeresteile unterhalb S. auf das rechte Maasufer vorzuschieben
und den Franzosen den Weg nach Mézières zu verlegen, während gleichzeitig die Maasarmee von Osten her angreifen und durch
Umfassung ihrer Stellung im Norden
[* 38] ihnen auch ein Ausweichen über die belgische Grenze verwehren sollte. Die Schlacht begannen
die Bayern,
[* 39] indem die Infanterie ihres ersten Korps1. Sept. 4 Uhr
[* 40] früh auf der Eisenbahnbrücke und einer Pontonbrücke
die Maas überschritt und Bazeilles angriff, um welches sich nun ein erbitterter Kampf mit der französischen Marineinfanterie
entspann. Nicht viel später trat der Kronprinz von Sachsen
[* 41] mit dem 12. Korps bei La Moncelle und Daigny
gegen das 1. französische Korps ins Gefecht und setzte sich mit den Bayern in Bazeilles in Verbindung. Hier, bei La Moncelle,
wurde Mac Mahon um 6 Uhr durch einen Granatsplitter verwundet. Er verließ das Schlachtfeld und bestimmte Ducrot zu seinem Nachfolger
im Oberbefehl, der ihn 7 Uhr übernahm und sofort den Rückzug auf Mézières anordnete; um diesen zu erleichtern,
sollten die DivisionenLacretelle auf La Moncelle und Vassoigne bei Bazeilles einen kräftigen Vorstoß machen. Obwohl inzwischen
Wimpffen als älterer General den Oberbefehl übernahm und den Rückzug einstellte, so fand der Vorstoß doch statt und hatte
anfangs Erfolg. Indes durch neue Truppen verstärkt, behaupteten die Sachsen und Bayern La Moncelle, eroberten
auch den westlichen Höhenzug und setzten sich nach siebenstündigem blutigen Kampf gegen 11 Uhr auch in den Besitz von ganz
Bazeilles, während der rechte Flügel der Sachsen die Franzosen auf das westliche Givonneufer zurücktrieb und die preußische
Garde das obere Givonnethal nahm und den Franzosen den Weg nach Osten vollständig verlegte. Hierauf beschloß
der Kronprinz von Sachsen, sich nach Nordwesten zu schieben, das Gehölz von Garenne zu besetzen und im Norden von S. der dritten
Armee die Hand
[* 42] zu reichen.
Inzwischen hatte auch der Kampf im Südwesten und Westen begonnen. Während das 2. bayrische Korps teils
auf das rechte Maasufer vorging, um das 1. bei Bazeilles zu unterstützen, teils die wichtige und starke Stellung zwischen
Frénois und
¶
mehr
Wadelincourt gegen einen etwanigen Durchbruchsversuch von S. über Torcy besetzte, erhielten das 11. und 5. Korps den Befehl,
bei Donchéry die Maas zu überschreiten und, den weit nach Norden vorspringenden Bogen
[* 44] derselben bei Iges umgehend, auf St.-Menges
u. Fleigneux vorzurücken, um den Feind von Westen her anzugreifen und eine Vereinigung mit der Maasarmee
im Norden von S. zu suchen. Der Marsch der beiden Korps wurde durch die Enge des Terrains etwas verzögert, und durch das Ineinanderschieben
der Truppen wurden einige Teile des 11. Korps mehrere Stunden aufgehalten.
St.-Menges wurde von der Avantgarde des 11. Korps mit leichter Mühe genommen; auch Floing wurde unter dem
Schutz der weit vorgedrungenen Artillerie zum Teil erobert und behauptet. Ein Angriff französischer Reiterei unter GeneralGallifet
auf das 87. Regiment wurde zurückgewiesen, welches darauf die Höhen zwischen Fleigneux und Illy bis an die Givonne hin besetzte. 24 preußische
Batterien bildeten um Mittag im Norden der Franzosen eine mächtige Feuerlinie von Floing bis an den Ardennenwald,
während auf den Höhen jenseit der Givonne die Gardeartillerie in Thätigkeit war; ihr Kreuzfeuer richtete sich gegen die
Stellungen der Franzosen auf dem Plateau von Illy und im Garennegehölz.
Die Franzosen machten nun einen Gegenangriff auf Floing, und um dieses Dorf entspann sich ein heftiger,
verlustreicher Kampf (in dem der Kommandeur des 11. Korps, General v. Gersdorff, fiel), der aber mit der völligen Vertreibung
der Franzosen aus Floing endete. Um 2 Uhr verloren die Franzosen auch den Calvaire d'Illy, wobei bereits scharenweise Gefangene
gemacht wurden, und nachdem ein
kühner Angriff der französischen Kavalleriedivision Marguerite zurückgeworfen
war, wurde von der 22. und 10. Division die Höhe zwischen Floing und Cazal erstürmt.
Der französische Oberbefehlshaber Wimpffen hatte jetzt die Überzeugung gewonnen, daß er seine Stellung um S. nicht behaupten
könne, und den Entschluß gefaßt, durch die, wie er meinte, erschöpften Bayern bei Bazeilles und La
Moncelle mit allen verfügbaren Truppen des 1., 5. und 12. Korps nach Carignan durchzubrechen. Er entriß auch den BayernBalan,
wurde aber durch das vernichtende Feuer der deutschen Artillerie zum Rückzug gezwungen; ebenso wurden andre verzweifelte Durchbruchsversuche
der Franzosen zurückgewiesen.
Auch das Gehölz von Garenne war indessen genommen worden, überall waren die Franzosen eng umzingelt
und in die Festung
[* 45] oder unter die Wälle derselben zurückgedrängt, bis zu welchen die deutschen Truppen bereits vorgingen,
und um 4 Uhr befahl der König Wilhelm, der während der Schlacht auf der Höhe südlich von Frénois gehalten, eine allgemeine
Beschießung von S., um die unvermeidliche Kapitulation zu beschleunigen. Die einfallenden Granaten
[* 46] riefen
nach 20 Minuten schon an verschiedenen Punkten Feuersbrünste hervor. Da kam die Nachricht, daß die Franzosen ihr Feuer einstellten
und an zwei Thoren die weiße Fahne aufgezogen sei. Der König ordnete das Aufhören der Beschießung an und sandte den Oberstleutnant
v. Bronsart als Parlamentär mit der Aufforderung zur Übergabe der Armee und Festung nach S. ab. Bronsart ward, als er in S. nach
dem Oberbefehlshaber fragte, zu seiner Überraschung vor den Kaiserge-
Dieselbe wurde abgelehnt, und da inzwischen der von deutscher Seite gestellte Termin für den Wiederbeginn des Kampfes, 9 Uhr,
verstrichen war, Wimpffen angekündigt, daß die deutsche Artillerie ihr Feuer wieder eröffnen werde, wenn bis 10 Uhr die
Kapitulation nicht gesichert sei. Jetzt entschloß sich Wimpffen dazu und unterzeichnete um 11 Uhr auf SchloßBellevue bei Frénois
die Kapitulation, welche die ganze französische Armee (39 Generale, 230 Stabsoffiziere, 2600 Subalternoffiziere, 83,000 Mann)
für kriegsgefangen erklärte; alles Zubehör der Armee, Waffen, Geschütze
[* 49] (419), Adler
[* 50] und Fahnen, Pferde,
[* 51] Kriegskassen etc.
sowie die Festung S. sollten sofort übergeben werden. 21,000 Franzosen waren schon vorher gefangen genommen worden, 17,000
gefallen, 3000 über die belgische Grenze entkommen.
Auf deutscher Seite betrug der Gesamtverlust an Toten: 190 Offiziere und 2832 Mann, Verwundete 282 Offiziere und 5627 Mann;
Erst nachdem die Kapitulation unterzeichnet war, fand im SchloßBellevue die Zusammenkunft der beiden Monarchen statt. Dieselbe dauerte nur eine Viertelstunde; gleich nach derselben
begab sich der gefangene Kaiser, von selbst erbetener preußischer Eskorte bis an die Grenze geleitet, über Belgien nach dem
ihm bestimmten Aufenthaltsort Wilhelmshöhe. Die kaiserliche Armee war jetzt vom offenen Feld völlig verdrängt,
und der Zusammensturz des Napoleonischen Kaiserthrons war die unmittelbare Folge der Katastrophe von S., deren Schmach das beleidigte
leidenschaftliche Nationalgefühl ganz auf das Kaisertum warf.
Die Friedenshoffnungen aber, welche man inDeutschland an den Tag von S. knüpfte, sollten sich ebendeshalb nicht erfüllen,
weil das französische Volk bei S. nur das verachtete Kaisertum, nicht sich selbst besiegt glaubte.
Vgl.
den Bericht des großen Generalstabs: »Der deutsch-französische Krieg 1870-71«, Tl. 1, S. 1139-1294; Helmuth, Sedan (Berl. 1874);
von französischer Seite: Wimpffen, S. (Par. 1871);
(spr. sseddschli), Stadt in Staffordshire (England), dicht bei Wolverhampton, mit ergiebigen Kohlen- und Eisensteingruben,
Fabrikation von Eisenwaren und (1881) 14,784 Einw.
»Married or single« (1857) u. a.
Auch Jugend- und Volksschriften sowie Reiseschilderungen (sie bereiste 1840 England, Deutschland und Italien)
[* 56] hat sie veröffentlicht.
S. war inWort und That stets die Freundin der Armen und Bedrückten und verfolgte als Schriftstellerin eine entschieden religiös-
christliche Tendenz.
IhreDarstellung ist durch Reinheit des Stils ausgezeichnet, aber nicht frei von weiblicher
Breite
[* 57] und Wortfülle. Von ihren Schriften nennen wir noch: »Means and ends« (1838), ein Buch, das als Handbuch der Selbsterziehung
für junge Damen vorzüglich geschätzt ward. Sie starb
Vgl. Dewey, Life and letters of Cath. S. (New York
1871).
thätig und ward 1832 Sekretär
[* 59] am Collège de France sowie (an seines VatersStelle) an der Schule für lebende orientalische
Sprachen, welche Stellungen er über 30 Jahre bekleidete. Er starb S. gab seines Vaters Übersetzung von Abd ul Hassan
Alis »Abhandlung von den astronomischen Instrumenten« (Par. 1834 ff., 2 Bde.
nebst einem Supplement von ihm selbst als Bd. 3) heraus und schrieb zahlreiche
Werke, wovon wir anführen: »Lettres sur quelques points de l'astronomie orientale« (1834 u. 1859);
»Manuel de chronologie
universelle« (1835, 6. Aufl. 1865);
»Recherches nouvelles pour servir à l'histoire des sciences mathématiques chez les Orientaux«
(1837);
»Mémoire sur les systèmes géographiques des Grecs et des Arabes« (1842);
»Matériaux pour servir à l'histoire comparée
des sciences mathématiques chez les Grecs et les Orientaux« (1845-49, 2 Bde.);
(lat., Ablagerung), in der GeologieAblagerung (Niederschlag), welche aus dem Wasser teils bloß mechanisch,
d. h. nach dem Gesetz der Schwere, teils aus aufgelöstem Zustand durch Verdunstung des Lösungsmittels erfolgt ist und sich
zunächst der Gestalt der Bodenoberfläche anschmiegt;
in der Chemie Bodensatz, welcher sich bei ruhigem
Stehen einer Flüssigkeit ohne Zusatz eines Fällungsmittels bildet.
(Kapitelmünzen), Münzen
[* 61] der geistlichen Staaten, welche seit dem 16. Jahrh. bei
Erledigung des päpstlichen Stuhls, der Erzbistümer und Bistümer geprägt wurden.
Vgl. Zepernick, Die Kapitels- und Sedisvakanzmünzen
und -Medaillen (Halle
[* 62] 1822, Nachträge 1825 u. 1834).
vonCholtiz,Leopold, Graf, geb. in Österreichisch-Schlesien, trat in den geistlichen Stand,
wurde Dompropst zu Breslau,
[* 63] 1836 Administrator des Bistums und dann Fürstbischof, als welcher er sich allgemeine Liebe erwarb.
Als er sich weigerte, in der Frage der gemischten Ehen von der bisherigen Praxis abzuweichen, ward er von der streng papistischen
Partei verfolgt, zerfiel mit der römischen Kurie, resignierte deshalb 1840 auf das Bistum, wurde mit einem
Gehalt aus FriedrichWilhelms IV. Privatschatulle WirklicherGeheimer Rat und Mitglied des Staatsrats, trat 1863 zur evangelischen
Kirche über und starb als der letzte seines Stammes in Berlin, wo er ein Seminar für protestantische Theologie Studierende
(das Paulinum) gestiftet hatte. Seine Selbstbiographie erschien in Berlin 1872.
(arab.), kleiner Teppich, auf welchem die sunnitischen Mohammedaner ihr Gebet zu verrichten pflegen, ist auf
der Kopfseite mit irgend einer eingewebten Arabeske gekennzeichnet.
Cölius, christlicher latein. Dichter des 5. Jahrh., verfaßte
ein Gedicht über die WunderChristi in 5 Büchern (»Carmen
paschale«) nach den Evangelien in leichter, Vergil nachahmender Darstellung,
nebst einer prosaischen Übertragung (»Opus paschale«) in geschraubter, schwülstiger Sprache,
[* 64] eine gekünstelte Vergleichung
des Alten und NeuenTestaments in 55 Distichen (»Collatio Veteris et NoviTestament«) und einen alphabetischen Hymnus auf
Christus in 23 vierzeiligen iambischen Strophen und häufigen Schlußreimen. Ausgabe von Huemer (im »Corpus scriptorum ecclesiasticorum«,
Bd. 10, Wien 1885).
Vgl. Huemer, De Sedulii poetae vita et scriptis (Wien 1878);
Leimbach, Über den christlichen Dichter C.
S. (Gosl. 1879).
L. (Mauerpfeffer, Fetthenne), Gattung aus der Familie der Krassulaceen, kahle oder drüsig behaarte,
fleischige, aufrechte oder niederliegende, meist ausdauernde Kräuter und Halbsträucher mit gegen-, wechsel- oder wirtelständigen,
fleischig-saftigen Blättern, in Dichasien mit Wickelenden oder in Wickeln von doldenartiger, doldentraubiger oder rispiger
Anordnung stehenden Blüten und mehrsamigen Balgkapseln. Etwa 120 Arten in den gemäßigtern bis kältern Klimaten der nördlichen
(besonders östlichen) Erdhälfte. S. acreL. (Steinpfeffer, gemeiner Mauerpfeffer), mit unten kriechendem
Stengel,
[* 65] rundlich-ovalen, angedrückten Blättern und gelben Blüten, wächst an sonnigen Stellen durch ganz Europa,
[* 66] ausdauernd.
Das frisch scharf pfefferartig schmeckende, die Haut
[* 67] rötende Kraut wurde früher gegen Hautkrankheiten
[* 68] etc. angewendet. Auch
von S. albumL. (Taubenweizen, weiße Tripmadam), mit walzenförmigen Blättern und weißen Blüten, an
sonnigen Stellen auf Mauern, Dächern und Felsen durch ganz Europa, ausdauernd, war früher das frische Kraut offizinell. Die
zarten Blätter benutzt man als Salat und in Suppen, weshalb es auch in Gärten kultiviert wird. Dasselbe geschieht mit S. AnacampserosL. (große Gartentripmadam), mit purpurroten oder weißen Blüten, in der Schweiz,
[* 69] Südfrankreich und Oberitalien
[* 70] auf Felsen u. Mauern, ausdauernd.
s. v. w. Meer (die S.), daher offene S., Seebrise und Seewind;
auch s. v. w. Wellen,
[* 72] daher hohe S., Kreuzsee und
ruhige S.;
in dieser Bedeutung braucht man auch die Bezeichnung Seegang;
dann (der S.) Landsee, mehr oder weniger große,
mit Wasser angefüllte, ringsum von Land umgebene Bodenvertiefung, welche größere Wassermengen, sei
es durch Zuflüsse oder unmittelbar durch die atmosphärischen Niederschläge, empfängt und durch Abflüsse oder Verdunstung
wieder abgibt.
Die Seen
¶
mehr
gehören mit den Teichen, Sümpfen, Weihern, Pfuhlen etc. zu den sogen. stehenden Gewässern.
Man unterscheidet Seen mit Zufluß und Abfluß;
ferner Seen ohne Zufluß, aber mit Abfluß, so daß sie den Ursprung eines
Flusses darstellen;
dann Seen mit Zuflüssen, aber ohne Abfluß;
endlich Seen, die weder den einen, noch den
andern besitzen.
Nach ihrer höhern oder tiefern Lage kann man die Seen auch in Gebirgsseen und in Seen des ebenen Landes einteilen.
Die erstern liegen oft in bedeutender Höhe über der Meeresfläche. Der höchste S., der Titicacasee (8300 qkm oder 151 QM.
groß), liegt z. B. 3824 m ü. M., während das
Kaspische Meer, seiner Fläche nach der größte Landsee, ohne die Inseln 439,418 qkm (7981 QM.) groß,
mit seinem Wasserspiegeln 25 m unter dem des SchwarzenMeers und das Tote Meer sogar 393 m unter dem Spiegel
[* 74] des Mittelmeers
[* 75] liegt.
Die Seen sind entweder Wasseransammlungen in beckenartigen Vertiefungen des Bodens, dann nähern sie sich
der Kreisgestalt, oder sie sind Ausfüllungen des tiefer gelegenen Teils eines Längen- oder Querthals, in welchem Fall sie
in der Regel schmäler und langgestreckt sind. Da Seen, die durch Flüsse,
[* 76] Quellen oder Schneeschmelze gespeist werden, mit
dem Wasser in der Regel auch viele feste Bestandteile zugeführt erhalten, welche sich auf dem Boden ablagern,
so muß sich ihr Wasserspiegel nach und nach erhöhen, und infolge hiervon muß bei nicht senkrecht abfallendem Ufer ihre
Oberfläche größer werden; während aber zugleich proportional zum Wachsen der Oberfläche die Verdunstung zunimmt, wird
das Steigen geringer sein, als es im Vergleich zu dem abgelagerten Bodensatz sein müßte.
Das durch die Ablagerung auf dem Boden bewirkte Steigen wird also in beständig abnehmendem Maß vor sich gehen, bis es sich
mit der durch die Verdunstung herbeigeführten Verminderung ausgleicht, worauf das Niveau ein konstantes werden wird. Da sich
aber in vielen Seen fort und fort noch beträchtliche Quantitäten fester Bestandteile ablagern, so muß
eine beständige Abnahme des Wassers stattfinden, welche endlich zu einer Umwandlung der Seen in Sümpfe führen kann.
Hat ein S. Zu- und Abfluß, so wird in ihm eine Strömung wahrnehmbar sein, welche auf die Ablagerung einen Einfluß ausübt,
insofern letztere an den ruhigen Stellen in größerm, da aber, wo das Wasser in Bewegung begriffen ist,
in geringerm Maße stattfinden muß. Erweitert sich allmählich die Abflußstelle eines Sees, während sein Zufluß derselbe
bleibt, so wird das Niveau des Wassers sinken, wenn auch nicht im Verhältnis der Erweiterung des Abflusses, da mit dem Sinken
des Wasserspiegels auch dessen Fläche kleiner und mithin durch die Verdunstung dem S. ein geringeres Wasserquantum
entzogen wird als vorher. Es gibt auch Seen, welche früher einen Abfluß gehabt, im Lauf der Zeit aber solche Veränderungen
erlitten haben, daß kein Abfluß mehr stattfindet; ferner Seen, welche ohne Zweifel einen unterirdischen Abfluß haben,
wie der Lac deJoux im Jura und der Cepitschsee am Fuß des MonteMaggiore in Istrien,
[* 77] beide in höhlenreichem Kalkstein befindlich.
Zu dieser Kategorie von Seen gehören auch die intermittierenden Seen oder solche Wasserbecken, in welchen das Wasser zuzeiten
in unterirdische Höhlen und Abzugskanäle zurückweicht, zu andern Zeiten, namentlich bei nassem, stürmischem
Wetter,
[* 78] aus jenen Höhlen mit Gewalt wieder hervorbricht und von neuem das Seebecken füllt, so z. B. der Zirknitzer S. Reliktenseen
heißen Wasserbecken, deren Fauna auf eine ehemalige Verbindung
mit benachbarten Meeren hinweist.
Man kennt eine derartige Reliktenfauna von den südschwedischen und großen russischen Seen, von den kanadischen
Seen, vom Nicaragua-, Titicacasee und Tanganjika, im ganzen von 84 Süßwasserseen. Der mediterrane Muschelkrebs des Genfer und
die Reliktenfauna des Gardasees sprechen für das hohe Alter dieser Becken, das jedenfalls über die Diluvialzeit hinausreicht.
Nach Credner (»Die Reliktenseen«, Gotha
[* 79] 1883) ist indes die Beschaffenheit der Fauna eines Sees nicht maßgebend
für die Beurteilung desselben als Reliktensee.
Die Anwesenheit mariner Formen wird sehr oft auf aktive oder passive Wanderung zurückzuführen sein, und vielleicht haben
besondere hydrographische Verhältnisse früherer Zeiten solche Wanderungen begünstigt. Die große Mehrzahl der Reliktenseen
enthält nur Krustentiere, Fische
[* 80] und Säugetiere, und in Seen von unzweifelhaft binnenländischem Ursprung hat
man ebenfalls marine Formen gefunden. Eine sichere Entscheidung in dieser Frage kann also nur die geologische Untersuchung geben.
(Meeralpen), ein Teil der Westalpen, der sich an der Grenze von Italien und Frankreich zwischen der Poebene
und dem Thal
[* 84] des Verdon hinzieht und im Cima dei Gelas (3188 m) seine höchste Erhebung hat; weiteres s.
Alpen,
[* 85] S. 397. Der Hauptzug besteht aus Gneis; zwischen diesem und dem Verrucano finden sich vielfach Gips,
[* 86] Rauhkalk, Dolomit und
Marmor. Im westlichen Teil tritt die ganze Mannigfaltigkeit der alpinen Kreide- und Tertiärbildung auf.