Kompositionen aller
Formen für Soloklavier, unter denen namentlich die in knapper Fassung gehaltenen
Stimmungsbilder unter
dem
Titel: »Novelletten«, »Kreisleriana«,
»Kinderszenen« das überschwenglich reiche Seelenleben des Künstlers widerspiegeln.
Das
Gleiche gilt von seinen zahlreichen Liedern (»Liederkreis«, Op.
24;
»Myrten«, Op. 25; »Gedichte von
Rückert«, Op. 37; »Liederkreis«, Op.
39; »Frauenliebe und
Leben«, Op. 42; »Dichterliebe«, Op.
48, etc.), in welchen
Phantasie und
Gemüt mit unbeschränkter
Freiheit walten, so daß sie mit
Recht zu den kostbarsten
Schätzen
der deutschen
Vokalmusik gezählt werden.
Eine kritisch revidierte Gesamtausgabe seiner Werke veranstalteten neuerlich
Breitkopf und
Härtel in
Leipzig.
[* 2] Schumanns ästhetisch-kritische
Schriften erschienen unter demTitel: »Gesammelte
Schriften über
Musik und
Musiker« (Leipz. 1854, 4 Bde.; 3. Aufl.
1875, 2 Bde.; auch in
Reclams »Universalbibliothek«, 1888-89).
Biographien Schumanns schrieben J.
^[Joseph] v.
Wasielewski (3.
Aufl.,
Dresd. 1880),
Dörffel,Litterarisches
Verzeichnis der im
Druck erschienenen Tonwerke Schumanns (Beilage zum »Musikal. Wochenblatt«
1870).
Seine
Gattin Klara
Josephine, Tochter des Klavierlehrers
FriedrichWieck (s. d.), geb. zu
Leipzig, erhielt seit ihrem
fünften Jahr von ihrem
Vater Klavierunterricht und trat 1828 zum erstenmal in einem öffentlichen
Konzert auf. Durch
den regen musikalischen
Verkehr im
Haus des
Vaters entwickelten sich ihre
Talente rasch, namentlich aber hatte
Paganinis Auftreten
in
Leipzig 1829 den nachhaltigsten Einfluß auf das
Kind. Als
Klara elf Jahre alt war, unternahm der
Vater mit ihr die erste
Kunstreise nach
Weimar,
[* 3]
Kassel
[* 4] und
Frankfurt
[* 5] a. M. und, von dort zurückgekehrt, eine zweite nach
Paris.
[* 6]
Der Erfolg war durchschlagend und für ihre künftige Laufbahn maßgebend.
Ihre fortgesetzten technischen Übungen leitete
der
Vater; theoretischen
Unterricht genoß sie bei dem Musikdirektor Kupsch und bei H.
Dorn. Während der 30er Jahre unternahm
sie wiederum größere Kunstreisen, auf denen sie unter andern
Chopins Werke zuerst in
Deutschland
[* 7] in die
Öffentlichkeit einführte; dann beschloß
sie den ersten Teil ihrer Künstlerlaufbahn als Klara
Wieck, um sie an der Seite
Schumanns und nach dessen
Tod wieder allein fortzusetzen. 1863 ließ sie sich in
Baden-Baden
[* 8] nieder, nahm später ihren Aufenthalt
vorübergehend in
Berlin
[* 9] und folgte 1878 einemRuf an das Hochsche
Konservatorium in
Frankfurt a. M., an
welchem sie noch gegenwärtig mit glänzendem Erfolg als Lehrerin wirkt. Auch in der
Komposition versuchte sie sich mit
Glück;
gegen 20 ihrer Werke sind im
Druck erschienen (darunter
Lieder, ein Klavierkonzert, ein Klaviertrio, Präludien u.
Fugen).
2)
Max, preuß.
Ingenieuroffizier, geb. zu
Magdeburg,
[* 10] trat in die 4. Pionierabteilung ein und
stand als
Offizier lange Zeit in
Mainz
[* 11] und
Luxemburg.
[* 12] Er beschäftigte sich früh mit der Verwendung des
Eisens in der Befestigungskunst
und konstruierte einen gepanzerten
Geschützstand und eine Minimalschartenlafette, welche günstige
Resultate lieferten.
Später
erbaute er einen eisernenDrehturm für 2-15
cmGeschütze,
[* 13] der sich ebenfalls bewährte. 1872 nahm S. seinen
Abschied und trat mit
Grusons Panzerfabrik in
Buckau in
Verbindung. Schießversuche in Kummersdorf ergaben 1882 die große Widerstandsfähigkeit
einer Schumannschen
Panzerlafette,
[* 14] und 1885 u. 1886 siegte sein Panzerdrehturm in
Bukarest
[* 15] über die
Konstruktion von Mougin.
Er schrieb: »Bedeutung drehbarer Geschützstände
(Panzerlafetten) für eine durchgreifende
Reform der
permanenten
Befestigung« (2. Aufl., Potsd. 1885).
(Schumla, bulgar.
Schumen), Kreishauptstadt in
Bulgarien,
[* 16] in einer
Mulde des Avdschikbalkans u. an der
EisenbahnRustschuk-Warna gelegen, hat zahlreiche
Moscheen und
Minarets, mehrere christlicheKirchen, ein
Arsenal, mehrere
Kasernen und ein Militärhospital, Fabrikation von vorzüglichen Kupferschmiedewaren,
Pantoffeln, Kleidern, gestickten Leibchen,
Weberei
[* 17] und Seidenspinnerei und lebhaften
Handel. Die
Bevölkerung
[* 18] betrug (1887) 23,161
Seelen (viel Mohammedaner). S. ist ein
Punkt von strategischer Wichtigkeit, insofern sich hier die Hauptstraßen von den Donaufestungen über den
Balkan nach
Rumelien vereinigen u. von hier aus die östlichen
Pässe des
Balkans, die Donaupassagen bei
Rustschuk und
Silistria
und die Hafenplätze
Warna und
Baltschik beherrscht werden. Die Festungswerke, welche dem
Berliner
[* 19]
Vertrag zufolge eingehen sollen,
bestehen vorzüglich in detachierten
Forts, welche ein großes befestigtes
Lager
[* 20] begrenzen. Dreimal wurden die russischen
Heere
vor diesem
Bollwerk aufgehalten, unter
Romanzow 1774, unter Kaminski 1810, unter
Wittgenstein 1828, in welchem
Jahr
HusseinPascha S. verteidigte, wogegen es 1829 von Diebitsch umgangen wurde. - S. wurde 811 vom
KaiserNikephoros zerstört, 1087 vom
KaiserAlexios I. belagert, 1388 von den
Türken unter
AliPascha durch
Kapitulation genommen, 1649 und 1768 erweitert
und verstärkt, im letztern Jahr durch den
Großwesir Hassan
Pascha, dessen prachtvolles
Grabmal hier noch zu sehen ist. Im
Frühjahr 1854 war S. das
HauptquartierOmerPaschas und der Konzentrationspunkt der türkischen
Armee. Im
September 1878 wurde
es von den
Türken geräumt.
1) bei manchen
Wirbeltieren, besonders bei den niedern,
Verknöcherungen und Verhornungen der
Haut.
[* 22] An der
Bildung der S. ist nicht nur die
Oberhaut, sondern auch die
Lederhaut beteiligt. Entweder verknöchern nämlich
die
Papillen der letztern direkt, während die
Oberhaut eine zahnartige
Schicht abscheidet oder auch sich abreibt, so daß die
S. nackt hervortreten (Knochenschuppen), oder sie wandeln sich zu großen und breiten
Erhebungen um und werden
von der meist sehr stark verhorntem
Oberhaut überzogen (Hornschuppen). Bei den
Fischen unterscheidet man vier
Formen von
S.:
a) Plakoidschuppen, kleine Knochentäfelchen mit einer daraus hervorragenden
Spitze, bei den
Haien sehr verbreitet. b)
Ganoid-
oder Schmelzschuppen, größere, in derselben
Weise gebildete Knochenschilde oder eckige, wie
Dachziegel angeordnete Plättchen,
¶
bei den Ganoiden allgemein vorhanden. c) und d) S. der Knochenfische, scheibenförmige, meist mit der Basis in kleinen Hautfalten,
den sogen. Schuppentaschen, steckende, mehr oder minder biegsame Plättchen, deren frei hervorstehender
Rand entweder glatt (Cykloid- oder Rundschuppen) oder gezähnelt oder bestachelt (Ktenoid- oder Kammschuppen) ist. Bei den Amphibien
sind S. nur selten vorhanden, bei den Reptilien dagegen am ganzen Körper, bei den Vögeln an den Beinen
und bei einigen Säugetiergruppen am Schwanz (Nagetiere)
[* 25] oder auch am ganzen Körper (Schuppentier) ausgebildet, aber stets Hornschuppen,
welche häufig die Gestalt von Tafeln, Schilden etc. annehmen. Für die Systematik sind sie wegen der Beständigkeit
ihrer Anordnung sehr wertvoll, solange es sich um die Unterscheidung nahe verwandter Gruppen (Arten, Gattungen) handelt. Im großen
ist die Beschaffenheit der S. nur von Agassiz (1833) zu klassifikatorischen Zwecken verwendet worden, doch hat sein hierauf
begründetes System der Fische
[* 26] (s. d., S. 297) sich bald als unhaltbar erwiesen. Bei Insekten
[* 27] und andern
Gliederfüßlern sowie bei manchen Ringelwürmern sind S. die meist auf dünnem Stiel angebrachten breiten, platt gedrückten
Hautanhänge, die im wesentlichen aus Chitin (s. d.) bestehen. Besondere Verbreitung erlangen diese S. nur auf
den Schmetterlingsflügeln, die meist völlig mit ihnen bedeckt sind. - 2) In der Botanik verschiedenartige fischschuppenförmige
Bildungen, vorzüglich Blätter, wenn sie eine solche Form besitzen wie die Knospenschuppen und die Deckblätter
der Kätzchen; auch die die Samenknospen tragenden blattartigen Organe der Zapfen
[* 28] der Nadelhölzer.
[* 29]
(Rakunfelle), die Felle des Waschbären (Schupp), kommen aus Nordamerika
[* 30] und Kanada als
ein Hauptartikel in den Pelzwarenhandel und werden namentlich in Rußland von der Mittelklasse getragen, die geringern bei
uns zu Reisepelzen verarbeitet.
Man entfernt auch die Oberhaare, färbt die Felle braun und benutzt sie als Surrogat der Pelzseehunde.
(Psoriasis), Hautkrankheit, welche auf einer chronischen Entzündung der obersten Lederhautschichten
beruht (s. Tafel »Hautkrankheiten«,
[* 31] Fig. 4). Es treten dabei auf der Haut größere oder kleinere, verschiedenartig gestaltete
Flecke von roter oder rotbrauner Farbe auf, die unter dem Fingerdruck nicht vollständig verschwinden. Auf diesen roten Hautflecken,
welche ein wenig erhaben sind, wird eine krankhafte Oberhaut in reichlicher Menge produziert, die sich
fortwährend in größern Schuppen ablöst.
Die Erkrankung beginnt stets an nur wenig umfangreichen, runden Stellen. Diese sind gerötet, ragen schwach über die umgebende
Haut hervor; ihre Oberfläche ist anfänglich ganz glatt. Sehr bald jedoch bedecken sich diese Stellen mit trocknen,
weißen Schuppen, und es ist damit zur Ausbildung derjenigen Form gekommen, welche man Psoriasis guttata nennt. Aus dieser entstehen
teils durch das Umsichgreifen des Prozesses, teils durch die Rückbildung desselben an den zuerst befallenen Stellen die übrigen
Formen der S. Aus der P. guttata wird durch Vergrößerung der kranken Stellen die großfleckige P. nummularis.
Aus dieser entsteht, wenn in dem Zentrum der Flecke der Prozeß zurückgeht und infolgedessen die Schuppen dünner werden und
abfallen,
die P. scutellata und aus dieser wiederum, wenn im Zentrum der Flecke auch die Rötung verschwunden ist und die Haut
ein gesundes Ansehen zeigt, die (ringförmige) P. annulata. Die S. ist ein rein örtliches, in manchen
Familien erbliches Leiden.
[* 32] Männer werden von der S. etwa ebenso häufig befallen wie Frauen, dagegen nur selten kleine Kinder
und ganz alte Leute.
Die Lieblingsstellen der S. sind die Streckseiten der Extremitäten, vorzugsweise die Kniee und die Ellbogen. Häufig zeigt
die S. eine auffallend symmetrische Verteilung der Flecke an den beiden Körperhälften. Die S. ist ein sehr hartnäckiges
Übel, welches sich zwar zeitweilig beseitigen läßt, aber außerordentlich leicht Rückfälle macht. Behufs ihrer Bekämpfung
ist durchaus eine örtliche Behandlung angezeigt, und man hat nicht zu fürchten, daß sich die Krankheit, wie
man zu sagen pflegt, auf ein inneres Organ werfe.
Die grüne Seife, die Teer- und Schwefelpräparate stehen in großem Ruf gegen Schuppenflechten. Sehr empfohlen wird eine Auflösung
von gleichen Teilen Teer und grüner Seife in derselben Gewichtsmenge von Alkohol, welche Lösung nach vorausgeschickten warmen
Bädern zwei- bis dreimal täglich auf die kranken, von den Schuppen befreiten Hautstellen gestrichen wird.
Hebra läßt eine konzentrierte Lösung von Kalkschwefelleber mittels eines Flanelllappens so lange auf jede einzelne erkrankte
Hautstelle energisch einreiben, bis die Schuppen völlig entfernt sind und die Lederhaut ganz bloßliegt.
Dann wird der Kranke in ein warmes Bad
[* 33] gesetzt, in welchem er eine Stunde lang verbleibt, und nachher werden
die kranken Hautstellen mit einem Fett oder mit Teersalbe eingerieben. Mit der äußern Kur wird zweckmäßig eine innere Kur
verbunden, welche in der Darreichung von kleinen DosenArsenik besteht. Dieses Verfahren ist erfahrungsmäßig ganz unschädlich
und verspricht eine andauernde Heilung, welche bei bloß äußerer Behandlung der S. nicht erwartet werden
darf. Ganz verschieden von der geschilderten Krankheit ist die P. syphilitica, welche bei ähnlichem Aussehen gerade die Beugeseiten
der Arme, die Fußsohlen und Handteller befällt. Sie ist Teilerscheinung der allgemeinen Syphilis und weicht nur einer gegen
diese gerichteten Allgemeinbehandlung.
Familie der Stachelflosser, Fische mit zusammengedrücktem,
hohem Körper, äußerst fein bewimperten oder glatten Schuppen, ununterbrochener Seitenlinie, auf den unpaaren Flossen, die
oft verlängert, verzerrt, mit harten, langen Stacheln versehen sind, zuweilen mehr oder weniger dicht mit kleinen Schuppen
besetzt. Die Schnauze ist bisweilen rüsselartig verlängert, Borstenzähne herrschen vor, zuweilen treten
Hechel- und Samtzähne an ihre Stelle, auch ist die Gaumengegend mit Zähnen bewehrt.
Besonders ausgezeichnet sind die S. durch ihre Farbenpracht. Sie leben meist nahe der Küste, einige suchen das hohe Meer auf,
andre steigen in die Flüsse.
[* 34] IhreNahrung besteht aus niedern Seetieren, manche, wie der Spritzfisch und
der Schütze, fangen Insekten, indem sie gegen dieselben Wasser ausspritzen, so daß die Tiere herabfallen. Man hält manche
S., namentlich die zuletzt genannten, in Bassins, einige werden auch gegessen. Der Fahnenfisch (Chaetodon setiferBl.) ist 20 cm
lang und lebt im RotenMeer, im ganzen Indischen und im westlichen Stillen Weltmeer; der etwas kleinere Korallenfisch(C. fasciatusBl.) findet sich vom Roten¶
mehr
Meer bis China,
[* 36] während der nur 11 cm lange Klippfisch(C. vittatusBl.) sich von Ostafrika bis Tahiti
[* 37] verbreitet. Der Geißler(Hemiochus macrolepidotus C. V.)
ist 20 cm lang und auf den IndischenOzean beschränkt. Hier findet sich auch der gleich große Herzogsfisch (Holacanthus diacanthus
C. V.) und der Kaiserfisch
(H.imperatorBl.), während der Spritzfisch (Chelmo longirostrisCuv.), von 15-25 cmLänge, sich von Mauritius
bis Polynesien verbreitet und der Schütze(Toxotes jaculator C. V.),
von etwa 20 cmLänge, im IndischenOzean vorkommt und auf Java im Zimmer gehalten wird.
die mit messingenen Schuppen besetzten Sturmriemen an der Kopfbedeckung (mit Ausnahme
der Mütze) beim deutschen Heer. Die Schuppen sollen das Gesicht
[* 38] gegen Seitenhiebe schützen.
(Manis L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Zahnarmen (Bruta, Edentata) und der
Familie der Ameisenfresser (Entomophaga), Tiere mit gestrecktem Körper, welcher mit großen, plattenartigen, harten, festen,
sehr scharfrandigen Hornschuppen bedeckt ist, die wie die Schilder eines Tannenzapfens aufeinander liegen und nur an der Kehle,
der Unterseite des Leibes und der Innenseite der Beine fehlen. Der Körper endet in einen langen Schwanz,
die Beine sind kurz, fünfzehig und mit starken Grabkrallen bewehrt; der Kopf ist klein, die Schnauze kegelförmig zugespitzt
und statt der Schuppen mit einer hornartigen Haut bedeckt.
Die Mundspalte ist klein, die runde Zunge weit vorstreckbar; Zähne
[* 41] fehlen gänzlich, das äußere Ohr
[* 42] ist sehr klein. Die
mit der einen Spitze in der Haut befestigten Schuppen können seitlich hin- und hergeschoben und der Länge nach auf- und niedergelegt
werden und gewähren, wenn sich das Tier kugelt, hinlänglichen Schutz gegen feindliche Angriffe. Zwischen den Schuppen und an den
freien Stellen des Körpers stehen einzelne Haare.
[* 43] Die Schuppentiere finden sich in Mittelafrika und Südasien
in Steppen und Waldgegenden, sie sind langsame, friedliche Tiere, welche ungesellig in selbstgegrabenen Höhlen wohnen und nur
des Nachts ihrer Nahrung nachgehen; letztere besteht vorzüglich in Ameisen, in deren Haufen sie die klebrige Zunge hineinstrecken,
so daß die Ameisen daran hängen bleiben.
Sie gehen nur auf den Hinterfüßen, machen bisweilen ungeschickte Sprünge, vermögen aber Bäume zu erklettern.
IhreSinne sind sehr schwach entwickelt, die Stimme scheint ihnen ganz zu fehlen. Über ihre Fortpflanzung ist nichts Sicheres
bekannt. Die Eingebornen benutzen die Schuppen zum Ausschmücken von Geräten, als Zaubermittel und Talismane; den Chinesen
dienen sie als Heilmittel. Das Fleisch ist eßbar. Das langschwänzige S. (M. longicaudataShaw) wird 1,3
m lang, wovon 80 cm auf den Schwanz kommen, und ist am Widerrist 15 cm hoch.
Einer der bessern deutschen Prosaisten seiner Zeit, als erwecklicher Prediger wie als launiger Satiriker in der Weise Lukians
wirkend, hat S. ganz besonders zweckmäßigere Einrichtungen des deutschen Schulwesens und erweiterte Pflege der Muttersprache
gefordert. Unter seinen zahlreichen Schriften verdienen in dieser Hinsicht besondere Hervorhebung: »Der deutsche
Lehrmeister« und »Ambassadeur Züpphusius, aus dem
Parnaß wegen des Schulwesens abgefertigt an die Kurfürsten und Stände des heiligen römischen Reichs«.
Sonst sind die lesenswertesten: »Der Freund in der Not«, Rat eines Vaters an seinen Sohn bei dessen Eintritt in die Welt (1657;
Neudruck, Halle
[* 53] 1878);
(spr. schü-), Edouard, franz. Schriftsteller,
geb. 1843 zu Straßburg,
[* 55] studierte hier die Rechtswissenschaft, fühlte sich aber, namentlich durch A.
Grüns Einfluß, besonders zu germanistischen Studien hingezogen. Er bereiste daher Deutschland, hielt sich hauptsächlich in
Bonn,
[* 56] Berlin und München
[* 57] längere Zeit auf und knüpfte dauernde Verbindungen mit berühmten Deutschen, z. B. mit D. Fr. Strauß,
[* 58] Ad. Stahr, FannyLewald, RichardWagner u. a. Seit 1867 in Paris verweilend, suchte er die Kenntnis der deutschen
Litteratur daselbst zu verbreiten. Er veröffentlichte: »Les chants de la montagne. En plaine, etc.«
(Par. 1877);
das Aufsuchen von Minerallagerstätten und das Eröffnen derselben bis zur Überzeugung ihrer lohnenden
Benutzbarkeit (Bauwürdigkeit) mittels bergmännischer Arbeiten;
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln,
[* 60] Kreis
[* 61] Falkenberg, an der hier schiffbaren Neiße,
[* 62] 159 m ü. M., hat
eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Korbflechtschule und (1885) 719 Einw.
¶
AnnaMaria von, gelehrte Schwärmerin, geb. zu Köln,
[* 64] sprach und schrieb sieben Sprachen und hatte
selbst im Hebräischen und Chaldäischen ungewöhnliche Kenntnisse. Auch war sie in der Malerei, Holzschneiderei und Kupferstechkunst
erfahren und eine Virtuosin in der Musik. Erst 1666 lernte sie Labadie (s. d.) kennen, dem sie als treue
Anhängerin bis nach Altona
[* 65] folgte; sie starb, kurz nach Vollendung ihrer »Eukleria«, in
Wieuwerd. Ihr Leben beschrieben Schotel (Herzogenbusch 1853, 2 Tle.) und Tschackert (Gotha
[* 66] 1876).
(Schlichterwald), waldiger Höhenzug in Württemberg,
[* 67] zwischen Rems- und Filsthal östlich von Kannstatt,
[* 68] erreicht
im Kappelberg 468 m Höhe.
veröffentlichte. Im November 1845 trat er zur deutschkatholischen Gemeinde über, deren Sache er in der Schrift »Die
neue Kirche und die alte Politik« (2. Aufl., Leipz. 1846) verteidigte. Wegen seines
Werkes »Der Jesuitenkrieg gegen Österreich und Deutschland« (Leipz. 1845) von der österreichischen Regierung
mit neuer polizeilicher Verfolgung bedroht, wandte er sich im Februar 1846 nach Hamburg und schrieb hier unter anderm »Österreichische
Vor- und Rückschritte« (Hamb. 1847). Die Märzbewegung von 1848 führte ihn nach Wien zurück und begeisterte ihn zu der Schrift
»Österreich über alles, wenn es nur will«.
(Vulnera sclopetaria), Wunden, welche durch Geschosse
[* 93] oder Geschoßstücke hervorgebracht werden; zeigen
im Anfang unbedeutenden Schmerz, bluten wenig, und die Blutung stillt sich bald, wenn nicht gerade eine größere Schlagader
durch eine Kugel verletzt wurde. SchnelleKugeln machen ein kleines, enges Loch in der Haut, als ob es gestochen
wäre; matte Kugeln dagegen verursachen ausgebreitete Quetschung, Zerreißung und Blutunterlaufung. Meist verursacht das Projektil
außer der Schußwunde auch noch einen höhern oder geringern Grad von Erschütterung des verletzten Teils oder des ganzen
Körpers, besonders wenn die Kugel den Knochen
[* 94] traf, und infolgedessen verminderte Empfindlichkeit oder völlige
Stumpfheit des verletzten Teils, Ohnmacht, Zittern, kalten Schweiß, Erbrechen, Schwindel, kleinen Puls etc. Der Weg, welchen die
Kugel im Körper nimmt, entspricht durchaus nicht immer ihrem ursprünglichen Lauf; besonders geht sie oft bogenförmig unter
der Haut hin, sobald sie diese durchbohrt hat, und wird durch Aufschlagen auf Knochen abgelenkt (sie rikoschettiert).
Von Verletzungszuständen, welche bei S. sehr verschieden sein können, unterscheidet man gewöhnlich folgende Fälle:
1) Die Kugel dringt nicht durch die Haut ein, verletzt aber die darunterliegenden Teile, so daß die Muskeln
[* 95] und die übrigen
Teile in verschiedenem Grad zerquetscht und selbst die Knochen zermalmt sein können, ohne daß die Haut
sich verletzt zeigt. Diese Luftstreifschüsse (Prellschüsse) kommen vor, wenn die Kugel nicht Kraft
[* 96] genug hatte, einzudringen,
oder wenn sie die Körperoberfläche unter sehr schiefem Winkel
[* 97] traf.
2) Die Kugel dringt durch die Haut ein, bleibt aber weiterhin stecken, und der Schußkanal hat nur eine
Öffnung.
3) Die Kugel schlägt durch den getroffenen Teil hindurch, der Schußkanal hat zwei Öffnungen, wovon die, durch welche die
Kugel eindrang, eingedrückt und nur so groß oder selbst kleiner als die Kugel ist, während der Umfang der Austrittsöffnung
größer, aufgeworfen, unregelmäßig zerrissen und gequetscht ist.
4) Die Kugel reißt in der Haut nur eine Furche, quetscht und zertrümmert die benachbarten Teile.
5) Die Kugel hat ein Glied
[* 98] größtenteils oder völlig hinweggerissen. Außerdem unterscheidet man noch einfache und komplizierte
S., je nachdem bloß Weichteile von geringerer Bedeutung oder daneben auch große Gefäße, Nerven
[* 99] und Knochen
verletzt sind. Die S. sind übrigens meist durch das Vorhandensein fremder Körper in dem Schußkanal kompliziert. Diese können
sein: die Kugel selbst, Teile von Kleidungsstücken, Knochensplitter etc. MatteKugeln schlagen gewöhnlich eine größere Partie
der Kleidungsstücke in den Wundkanal als Kugeln, welche noch in kräftigem Lauf sind.
Die Prognose der Schußwunde richtet sich zunächst nach der Wichtigkeit des verletzten Organs, dann nach
dem Umfang der Zerstörung, welche das Projektil durch seine Masse und Geschwindigkeit hervorgebracht hat. Dabei muß man bedenken,
daß die Verletzten (im Krieg), obgleich sonst nach Alter und Konstitution sehr widerstandsfähig, sich meist unter den ungünstigsten
äußern Verhältnissen befinden. Wenn es sich nicht um sofortige Amputation des Gliedes oder um Stillung
einer bedeutenden Blutung handelt, so ist zunächst die Kugel, sofern sie im Grunde des Schußkanals nahe unter der Haut liegt,
durch eine künstlich gemachte Gegenöffnung zu entfernen, indem man die Haut auf der Kugel einschneidet.
Hinter
der Kugel findet man beinahe immer etwas von den eingeschlagenen Kleidungsstücken, das man sorgfältig
entfernen muß. In manchen Fällen, wo sich die Kugel nicht schonend genug entfernen läßt, und wo dieselbe keine besondern
Zufälle (etwa durch Druck auf einen Nerv etc.) bedingt, ist es geratener, die Extraktion einer spätern Zeit zu
überlassen. Bei Kugeln, welche im Knochen feststecken, kann unter Umständen die Trepanation (s. d.) notwendig werden, es kann
auch Einheilen derselben vorkommen, obwohl eine Eiterung der gewöhnlichste Ausgang ist, der in gleicher Weise beim Zurückbleiben
andrer Fremdkörper auch in den Weichteilen eintritt.
Kugeln, die im Körper stecken geblieben sind, senken sich späterhin häufig, bis sie endlich unter die
Haut zu liegen kommen, von wo sie durch eine künstliche Öffnung leicht entfernt werden. Früher stellte man als allgemeines
Verfahren die künstliche Erweiterung der S. hin, gegenwärtig jedoch nimmt man eine solche nur in einzelnen ganz bestimmten
Fällen vor. Die übrige Behandlung der S. unterscheidet sich nicht von derjenigen der gequetschten
Wunden überhaupt.
Sehr häufig treten im weitern Verlauf der S. Nachblutungen von oft sehr bedenklicher Art auf. Die Behandlung der S., die
mit Brüchen (Schußfrakturen), Splitterung und Zermalmung des Knochens kompliziert sind, ist verschieden nach der Art der Verletzung.
Welche Fälle von Schußverletzungen die Amputation erheischen, ist immer sehr schwierig zu bestimmen.
Es kommt hierbei nicht bloß auf die Wichtigkeit der Verletzung an und für sich, sondern auch auf viele äußere Verhältnisse
an. Im Krieg muß mancher amputiert werden, dem man im Frieden sehr wohl sein verwundetes Glied erhalten könnte.
Wenn die Beschaffenheit der Wunde die Amputation erfordert, so wird dieselbe in den ersten 12-24 Stunden
vorgenommen, ehe noch die sekundären Zufälle sich eingestellt haben. Je frühzeitiger man zur Amputation schreitet, um so
günstiger wird der Erfolg derselben sein. Sind aber bereits sekundäre Zufällevor derOperation eingetreten, so muß diese
bis in die Periode der Eiterung verschoben werden, bis der Kranke in einen ruhigen und relativ guten Zustand
versetzt ist. Selbst dann, wenn die Amputation durch die Natur der Wunde nicht sogleich indiziert ist, kann doch die Operation
noch später notwendig werden, und zwar wegen Brand desGliedes, wegen Wundstarrkrampfes, dessen Ursache
in der Wunde liegt und auf keine andre Weise entfernt werden kann, wegen erschöpfender Eiterung und wegen einer nicht zu stillenden
Blutung.
Die Resultate der Behandlung der S. im Krieg, namentlich der schweren Fälle, sind im ganzen sehr schlechte, oft geradezu traurige.
Es summieren sich hier eine ganze Anzahl schädlicher Momente: die schlechte Ernährung, ein wenn auch
jugendlicher, so doch durch vorhergegangene Strapazen geschwächter Körper, die ungenügenden Transportmittel, mannigfache
psychisch schädliche Einwirkungen, die mangelhafte Pflege, vor allem aber die ungünstigen lokalen Verhältnisse, die es
bedingen, daß oft eine außerordentlich große Zahl von Schwerverwundeten auf engem Raum zusammengepfercht werden muß,
wodurch erfahrungsgemäß Epidemien der schlimmsten Wundkrankheiten, Pyämie, Hospitalbrand etc., entstehen. Die moderne Kriegschirurgie
arbeitet auf das eifrigste daran, diesen Schäden entgegenzutreten: man ist bemüht, durch Verbesserungen der Transportmittel,
Krankenwagen und Sanitätseisenbahnzüge die Zusammenhäufung zu verhindern und durch ein verbessertes Evakuationssystem
eine bessere
¶
mehr
Krankenzerstreuung, namentlich nach rückwärts, nach dem Heimatland, herbeizuführen. Anderseits ist zu hoffen, daß die
Einführung des antiseptischen Verfahrens (s. Wunde) in die Kriegschirurgie eine ähnliche Besserung im Verlauf der S. herbeiführen
wird, wie sie dieselbe bei den Verletzungen des zivilen Lebens in so glänzender Weise gezeigt hat.
Vgl. Stromeyer, Maximen
der Kriegsheilkunde (2. Aufl., Hannov. 1862);
1) (Große S., ungar. Csallóköz) Donauinsel in Ungarn, wird vom Hauptarm der Donau und einem 1 km unterhalb
Preßburg
[* 101] links abgehenden Nebenarm derselben (Neuhäusler Donau) gebildet und endigt bei Komorn. Sie ist 83 km
lang und 15-30 km breit, erzeugt Getreide,
[* 102] Obst und Gartenfrüchte, gehört zum größern Teil zum Preßburger, im übrigen
zum Komorner und RaaberKomitat und enthält an 200 Orte mit ungar. Einwohnern. - 2) (Kleine S., Szigetköz) Insel daselbst, zwischen
dem Hauptarm der Donau und der sogen. WieselburgerDonau, gehört zu den KomitatenWieselburg und Raab
[* 103] und
erstreckt sich 45 km weit von Rajka bis unterhalb Raab, enthält ebenfalls viele Ortschaften und ist reich an Getreide und
Obst.
Otto, Ingenieur und Afrikareisender, geb. zu Husum,
[* 104] wurde infolge seiner Fertigkeit im topographischen
Aufnehmen, die er bei Eisenbahntracierungen in den Euphrat-Tigris-Ländern und im nördlichen Syrien bewiesen
hatte, von der AfrikanischenGesellschaft in Deutschland 1877 nach Angola geschickt, um die durch E. MohrsTod unterbrochenen Arbeiten
fortzuführen. Von Angola wandte sich S. nordostwärts, wurde aber von den Bangala beraubt und zur Umkehr gezwungen. Er ging
dann ostwärts nach Kimbundo und drang von da in nördlicher Richtung drei Breitengrade bis zum Dorf des
Luba-Häuptlings Mai vor, der ihm aber die Weiterreise verbot. S. kehrte nun auf einem andern, nördlichern Weg wieder zu
den portugiesischen Besitzungen und von da 1879 nach Deutschland zurück. Im Jahr 1881 war S. bei der
Landesaufnahme von Japan beschäftigt, kehrte aber 1888 nach Europa
[* 105] zurück und starb im Dezember d. J. in Konstantinopel.
[* 106] Seine
Aufzeichnungen und Berichte wurden gesammelt herausgegeben von Lindenberg (Berl. 1881).
Fiebersymptom, welches ausgezeichnet ist durch heftiges Frostgefühl des
Kranken, obwohl das Thermometer
[* 107] eine Erhöhung der Eigenwärme auf 39° und mehr nachweist, verbunden mit heftigen Schüttelbewegungen.
(tschech. Sušice), Stadt im südwestlichen Böhmen, an der Wotawa und der Staatsbahnlinie Horazdiowitz-Klattau,
Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat fünf Kirchen, ein Rathaus, Kapuzinerkloster, Fabrikation
von Zündhölzchen (für den Export) und Schuhwaren, Bierbrauerei,
[* 109] künstliche Fischzucht, Holzhandel und
(1880) 6047 Einw. In der Nähe mehrere Glashütten, Brettsägen und der Badeort Wodolenka. In S. wurde ehemals bedeutende Goldwäscherei
betrieben.