verzahnten
StücksG in die
Zahnstange H des
Backens B mittels des
KniehebelsE, der sich gegen R stützt. Die
Feder L ermöglicht
eine kleine Nachgiebigkeit des
StücksG, um den
Druck in dem
Maul größer oder kleiner zu machen. Bei einer Aufwärtsbewegung
des Handgriffs drückt der
Stiftk auf den
Hebel
[* 2] J und hebt G von H ab. Bei diesem S. erfolgt das Öffnen
und Schließen des
Backens A sehr schnell, weil die Drehung einer
Schraube nicht erforderlich ist. In manchen
Fällen (zum
Gebrauch
für Stempelschneider, Siegelstecher,
Graveure u. dgl.) erhält der
S. eine Drehbarkeit um eine horizontale und
vertikale
Achse, z. B. durch ein
Kugelgelenk (Universalschraubstock).
DanielGottliebMoritz,
Mediziner, geb. zu
Leipzig,
[* 15] ließ sich als
Arzt daselbst
nieder und leitete von 1843 bis 1859 die von
Carus gegründete orthopädische Heilanstalt. Er starb S. hat sich
besonders durch seine Thätigkeit für
Reform der physischen
Erziehung einen
Namen erworben. Er schrieb: »Das
Buch der
Gesundheit«
(Leipz. 1839, 2. Aufl. 1861);
»Kinesiatrik oder die gymnastische Heilmethode« (das.
1852);
»Die planmäßige Schärfung der
Sinnesorgane« (das. 1859);
(Schrecken), die heftige
Erschütterung oder unangenehme
Empfindung, die aus der plötzlichen
Wahrnehmung einer
unerwarteten
Sache hervorgeht und bei reizbaren
Menschen nicht selten durch übermäßig starke und allzu plötzliche Erregung
der
Nerven
[* 16]
Lähmungen, ja sogar den
Tod herbeiführen kann. Es gibt zweifelloseBeobachtungen von Rückenmarkslähmung
(Myelitis), welche durch S. bedingt sind, ohne daß bisher eine wissenschaftliche
Erklärung des Zusammenhanges möglich ist.
Auch durch eine freudige
Wahrnehmung kann eine solche
Empfindung hervorgebracht werden (freudiger S.). Der S. hat, wie alle
lebhaften Gemütsaffekte, etwas
Ansteckendes und heißt dann, wenn er sich über größere Menschenmassen verbreitet,
panischer Schrecken. Vgl.
Kataplexie.
(Mogigraphie, Cheirospasmus), Krampf der beim Halten der Feder beteiligten und die schreibende Hand
[* 28] bewegenden
Muskeln,
[* 29] welcher reflektorisch durch das Ermüdungsgefühl der betreffenden Muskeln hervorgerufen wird.
Am häufigsten äußert er sich in den Beugemuskeln durch krampfhaftes Andrücken des die Feder haltenden Daumens gegen den
Zeige- und Mittelfinger, welches die Federhaltung stört und endlich so stark wird, daß sich die ganze Hand beim Schreiben
klauenartig zusammenballt.
Seltener wird die Feder plötzlich nach der Hohlhand hineingeschnellt. Sind die Streckmuskeln der Finger
der Sitz des Schreibkrampfes, so öffnen sich bei dem Versuch zu schreiben plötzlich die Finger, oder nur der Zeigefinger
streckt sich aus, und dem Schreibenden entfällt die Feder. Selten werden die Vorderarmmuskeln zusammengezogen, wobei mitten
im Schreiben die Hand plötzlich über das Papier hinweggeschnellt wird. Endlich ist der S. eine Folge des
Zitterns und beginnender Lähmung der Vorderarmmuskeln, wo dann die krampfartige Anstrengung beim Federhalten Rückwirkung gegen
den muskelschwachen Zustand des Arms ist. In allen Fällen ist der S. äußerst lästig und oft sehr schmerzhaft.
Die Ursachen können sehr verschieden sein; die häufigste ist wohl eine falsche Methode des Schreibunterrichts,
der Federhaltung und Körperstützung beim Schreiben, auch wohl der Gebrauch zu harter Federn, zu dünner Federhalter, rauhen
Papiers. Diese Ursachen sind zu beseitigen. Der Schreibende gewöhne sich an eine flüchtige Handschrift, welche die Hauptthätigkeit
in den aufsteigenden Haarstrich des Buchstabens legt, somit die Streckmuskeln der Finger mehr als ihre Beugemuskeln
beschäftigt.
Nur bei halb gelähmten und zitternden Armen ist eine andre Methode nötig. Ein solcher Kranker klemme die Federfest in die
Falte zwischen den Mittelhandknochen des Daumens und Zeigefingers, gegen letztern sie andrückend, und schreibe mehr aus dem
Handgelenk mittels der Muskeln des Ober- und Vorderarms. Der Gebrauch sehr dicker, rauh gearbeiteter Federhalter,
sogar das Einschließen des Federkiels in
einen Kork
[* 30] oder in ein dickeres Rohr sind Erleichterungsmittel für die Federhaltung.
Maas' Atremograph ist der Hohlhand genau nachgebildet und macht jede willkürliche wie auch unwillkürliche, beim Schreiben
unnötige Bewegung der Finger unmöglich. Jedenfalls muß durch angemessene Beschränkung der Schreibarbeit
dem Ausbruch des Schreibkrampfes vorgebeugt werden. In den hartnäckigsten Fällen ist elektrische Behandlung oder Massage notwendig.
Vgl. Nußbaum, Einfache und erfolgreiche Behandlung des Schreibkrampfs (Münch. 1882).
[* 20] die Kunst, Gedanken mittels durch Übereinkunft festgestellter Zeichen (Buchstaben) sichtbaren und dauernden
Ausdruck zu geben, ist in den Ländern mit europäischer Kultur seit Anfang des 16. Jahrh. so allgemein
geworden, daß sie nicht mehr als Kunst im höhern Sinn des Wortes, sondern nur noch als eine Fertigkeit an gesehen wird. Von
dem gewöhnlichen Schreiben, wobei es auf leichte Schreib- und Lesbarkeit der Schriftformen hauptsächlich ankommt,
unterscheidet sich die eigentliche Schönschreibkunst oder Kalligraphie, welche neben Deutlichkeit vorzugsweise ästhetischen
Effekt hervorzubringen strebt.
Sie verlangt einen höhern Grad von Fertigkeit, ein richtiges Verständnis für schöne Formen und eine dem jeweiligen Zweck
entsprechende harmonische Anordnung des Stoffs. Zur Schönschreibkunst gehört deshalb auch die Ausführung solcher Buchstaben,
deren Formen, über die Grenze des Notwendigen hinausgehend, in ihren eignen Zügen ornamentartig ausgeschmückt
oder von geschwungenen Linien und andern Verzierungen umgeben sind. Derartige Schriften, welche nur gezeichnet werden können,
sind Zierschriften, ihre DarstellungSchriftmalerei.
Mit kleinen Malereien, d. h. wirklichen Gemälden, in Verbindung gebrachte Buchstaben sowie die Malereien zum Schmuck der Bücher
überhaupt, wie sie im Mittelalter (besonders im 12. Jahrh.) üblich waren, heißen Miniaturen. Der erste
Anfang der S. ist ebenso in Dunkel gehüllt wie der Ursprung der Sprache.
[* 31] Die ältesten Schriftdenkmäler reichen bis einige
Jahrtausende v. Chr. und zeigen die S. schon in hoher Vollendung. Man schrieb anfangs auf Stein, Holz,
[* 32] Metall,
Leder, dann auf Papyrus, mit Wachs überzogene Holztäfelchen, auf weichen Thon, später auf Pergament; seit Anfang des 14. Jahrh.
schreibt man meist auf Papier.
Die Schriftzeichen wurden, je nach dem Material, mit Hammer
[* 33] und Meißel
[* 34] eingehauen, mit hartem Griffel eingeritzt, mit Formen
eingeprägt oder mit dem Pinsel, zugeschnittenem Schreibrohr und Federkielen farbig aufgetragen. An die
Stelle der Federkiele sind mit dem zweiten Viertel unsers Jahrhunderts die Stahlschreibfedern getreten. Neben der gewöhnlichen
Schreibschrift unterscheidet man noch die Stenographie (s. d.), die sich sehr kurzer, und die Geheimschreibkunst (Kryptographie),
die sich besonders verabredeter (geheimer) Zeichen (s. Chifferschrift) bedient, während die eigentliche Schreib- oder
Kurrentschrift (»laufende Schrift«) die bekannten 24-26 Buchstaben des Alphabets (s. Schrift) in Anwendung bringt, und zwar teils
als Großbuchstaben (zur Hervorhebung von Wörtern und Satzanfängen), teils als Kleinbuchstaben, eine verkürzte Form der
Großbuchstaben. Die Schreibschrift strebt vorzugsweise Geläufigkeit an, verbindet daher die Buchstaben eines Wortes miteinander
und zerfällt der Form nach, entsprechend den zwei Hauptklassen der Druckschrift: Antiqua und Fraktur (s.
Schriftarten), in die runde lateinische (Antiqua-) und die spitze sogen. deutsche Schrift.
¶
mehr
Besondere Arten der erstern sind die spezifisch italienische Schrift, bei welcher die Haarstriche dick und die Grundstriche
dünn sind, und die Rundschrift
[* 36] mit ihren meist runden und außergewöhnlich starken Zügen. Die Grundlage der deutschen Schreib-
wie Druckschrift ist die sogen. Kanzleischrift, eine größere, eckige und stark verschnörkelte deutsche Schrift, welche
sich im Mittelalter aus den lateinischen Buchstaben entwickelte, jetzt aber nur noch als Zierschrift hier und da in Anwendung
kommt.
Die Fertigkeit im Schreiben wird erreicht durch praktische, vom Leichten zum Schwierigen fortschreitende Übung unter gleichzeitiger
theoretischer Belehrung über die Schreibwerkzeuge und die Buchstabenformen. Je mehr eine zweckentsprechende Theorie die
Übungen unterstützt, desto schneller und nachhaltiger ist der Erfolg. Den einfachen, klaren Zügen der Antiquaschrift haben
anscheinend schon in der altrömischen Kunstepoche bestimmte Vorschriften für die Proportionen ihrer Formen zu Grunde gelegen.
Ende des 15. Jahrh. fingen die ItalienerFelix Felicianus und Lukas Paciuolus wieder an, die Formen der Antiqua-Großbuchstaben
durch Anlegen von Kreisen und Linien auf geometrische Verhältnisse zu stützen
[* 35]
(Fig. 1). Während dieser Fortschritt in Italien
das Verständnis für die klassischen Formen der altrömischen (lateinischen) Buchstaben wieder herbeiführte und dadurch auch
die Entwickelung einer reinern Form der Schreibschrift begünstigte, waren in Deutschland
[* 37] die zu Anfang des 16. Jahrh. von
AlbrechtDürer (»Unterweisung der Messung«, Nürnb.
1525) versuchte Nachahmung jener Richtung und seine zu wenig systematische Anwendung einheitlicher geometrischer Formen (kleine
Quadrate,
[* 35]
Fig. 2) auf die gotische Schriftform (Fraktur, damals Textur genannt) nur vorübergehend von Erfolg. In Frankreich
waren zu gleicher Zeit die ähnlichen Bestrebungen GeoffroyTorys von dauernderer Wirkung.
England blieb unbeeinflußt, doch wurde hier wie in Frankreich zu Ende des 16. Jahrh. für den Buchdruck schon vielfach die
Antiqua anstatt der Fraktur angewandt. Die zu jener Zeit, gleichwie in Deutschland, so auch in Frankreich und England übliche
spitze Schreibschrift wurde von der runden lateinischen Form der Schreibschrift Italiens
[* 38] in Frankreich
gegen Ende des 16. Jahrh., in England um die Mitte des 17. Jahrh. verdrängt. In Frankreich wurde die landesübliche »escriture
françoise« oder »escriture ronde« (eine der jetzigen Rundschrift ähnliche, in den m-Strichen aber scharfeckige Schrift) rundlicher
gestaltet und für den gewöhnlichen Gebrauch ein Mittelding zwischen dieser und der italienischen (lateinischen)
Schrift, die als Schreibschrift zu steife »escriture italienne bastarde à la française« (jetzt »écriture batârde« genannt),
gebildet. In England entstand an Stelle der altenglischen spitzen Schrift eine von allen überflüssigen italienischen Anhängseln
befreite, reine, vollendet schöne lateinische Schriftform, welche bald auch in Frankreich als die heute noch
so benannte »englische« Schrift allen andern vorgezogen wurde.
Schweden,
[* 39] Norwegen und Dänemark
[* 40] befinden sich noch zum Teil im Übergangsstadium von der spitzen zur runden (lateinischen)
Schrift, jedoch ist die Umwandlung nahezu vollzogen. Auf Deutschland
blieben jene Fortschritte fast ohne Einfluß, weil den
in Schnörkelwesen verfallenen deutschen Schreibmeistern das Verständnis dafür mangelte. Für die Schulen
sind zwar gute Versuche gemacht, aber nicht mit der erforderlichen Energie allgemein durchgeführt worden, so daß die deutschen
Elementarschulen nach fast zahllosen Regelzusammenstellungen die Buchstabenformen lehren.
Der Schreibunterricht wie die Schrift selbst haben deshalb in Deutschland den Zusammenhang mit dem allgemeinen Entwickelungsgang
der Schrift verloren. Diese Isolierung wird unterstützt von denjenigen, welche in falschem Patriotismus
die spitzen Schriftzüge und die sogen. Frakturform der Druckschrift für etwas eigentümlich
Deutsches ausgeben, während beides nur Überbleibsel sind. Eine Ausnahme von der Regel macht nur die Schule der sogen. Germanisten,
welche, von den Anregungen der BrüderGrimm u. a. ausgehend, sich der lateinischen Schrift bedienen.
Die Methodik der S. entbehrt von den ersten deutschen Schreibmethoden des 15. und 16. Jahrh.
an bis zu den Alphabetsammelwerken unsers Jahrhunderts einer den Zweck und das Wesen der Buchstabenformen gehörig berücksichtigenden,
umfassenden und einheitlich umgestaltenden Behandlung. In neuester Zeit hat F. Soennecken die in Deutschland
nur von wenigen benutzt gewesene Rundschrift durch entsprechend konstruierte, breit abgeschnittene Stahlfedern methodisch zu
gestalten gesucht.
Dieselbe war inItalien schon seit dem 15. Jahrh. gebräuchlich und dort im 16. Jahrh.
allgemein angewendet, am meisten ist sie aber in Frankreich verbreitet, wo sie Ende des 15. Jahrh. als écriture financière
aufkam, später écriture ronde und in der nach rechts geneigten Form écriture bâtarde genannt wurde. S. auch Schrift.
[* 43] Vorrichtung, welche mittels Typen, die nacheinander gegen ein entsprechend bewegtes Blatt
[* 44] Papier gedrückt
werden, eine Schrift erzeugt. Nach dem Vorgang des Engländers Mill (1714), des DänenMalling-Hansen (Schreibkugel) u. a. konstruierte
Sholes eine S., welche in der Remingtonschen Gewehrfabrik ausgeführt wurde. Bei derselben arbeitet man mit den Händen auf
einer Klaviatur,
[* 45] und die angeschlagenen Tasten setzen Hämmer in Bewegung, die an ihrem Ende die Typen tragen.
Diese drücken ein fortrollendes abfärbendes Band
[* 46] gegen das ebenfalls sich fortbewegende Papier und erzeugen dadurch
die Schrift. Durch ein Pedal wird die Bildung der Zeilen reguliert. Der Apparat liefert in einer Minute 30-40 (angeblich 70-80)
Wörter, und durch Übereinanderschichten von weißem und abfärbendem Papier kann man 5 (angeblich 30) Kopien gleichzeitig
herstellen. Ähnlich sind die Maschine
[* 47] von Hammond, der Typenschreiber und der Kalligraph. Bei der Hallschen
S. fährt man mit einem Stift in 72 kleine Öffnungen, aus denen die verschiedenen Buchstaben und Zahlzeichen hervorsehen, und
bewirkt dadurch deren Abdruck. Die
¶
mehr
Bostonschreibmaschine erinnert an einen Zeigertelegraphen, die Zeichen stehen auf einem halbkreisförmigen Bügel, und man
stellt einen drehbaren Hebel über das abzudruckende Zeichen. Die Maschinen dieser Art sind weniger leistungsfähig, aber klein,
leicht und billig. Bei der S. Westphalia von Brackelsberg in Hagen
[* 49] bewirkt man den Abdruck, indem man mit einem
hin- und herbeweglichen Stab
[* 50] in die Zacken einer Tastatur oder eines Typenstabes eingreift. Diese Maschine soll sich wesentlich
nur für bestimmte Zwecke eignen, sie gestattet, die Alphabete leicht auszuwechseln und einzelne Buchstaben oder Wörter mit andrer
Farbe zu drucken. - Die S. gewährt gegenüber der Handschrift mehrere wesentliche Vorteile: Schnelligkeit,
Schönheit und Sauberkeit der Schrift und Benutzbarkeit bei Schreibkrampf und andern Leiden,
[* 51] welche das Schreiben verhindern;
Dagegen wird von denen, die sich der S. bedienen, über mancherlei Übelstände geklagt,
die aber zum Teil nicht allgemein empfunden werden. Namentlich soll die S. nicht an Orten zu brauchen
sein, wo mehrere Personen ruhig arbeiten müssen, auch erweist sie sich wenig vorteilhaft für Tabellen und Rechenarbeiten;
endlich sind wenigstens die leistungsfähigsten Maschinen unverhältnismäßig teuer.
(v. lat. scrinium), ursprünglich Lade, Kasten, dann auch s. v. w. Schrank.
[* 52] Das charakteristische des Schreins
bestand darin, daß er geschlossen werden konnte, weshalb man die mittelalterlichen Schnitzaltäre, deren
Flügel zugleich als Thüren zum Schutz der mittlern Darstellung diente, Altarschreine nannte.
Die Särge der Heiligen und ihrer
Reliquienbehälter hießen Heiligen- oder Reliquienschreine.
Danach nannte man die Särge im allgemeinen Totenschreine.
(Clamatores), Unterordnung der Sperlingsvögel
[* 53] (s. d.). ^[= (Passeres, hierzu Tafeln "Sperlingsvögel I u. II"), die artenreichste Ordnung der ...]
Seit 1850 Gesandter am Bundestag zu Frankfurt,
[* 55] ward er 1859 an StellePfordtens zum Ministerpräsidenten und auswärtigen Minister
ernannt. S. verfolgte die Triasidee und suchte auch die übrigen Mittelstaaten zu einer gemeinsamen »reindeutschen«
Politik zu vereinigen. Aber der immer schärfer sich zuspitzende Gegensatz zwischen Österreich
[* 56] und Preußen
[* 57] trieb S. ganz und gar auf die Seite des erstern und zu einer hartnäckigen Opposition gegen den französischen Handelsvertrag.
Joseph, Dramaturg und Dichter, geb. zu Wien, studierte daselbst, privatisierte hierauf in Jena
[* 70] und ward 1802 an KotzebuesStelle als kaiserlicher Hoftheatersekretär nach Wien berufen, legte aber nach
zwei Jahren diese Stelle nieder und gründete ein Kunst- und Industriekontor. Nachdem er 1814 in sein früheres Amt als Hoftheatersekretär
zurückgetreten, erwarb er sich große Verdienste um die Hebung
[* 71] des Burgtheaters, besonders durch seine treffliche Bearbeitung
spanischer Dramen. Nach Calderon gab er »Das Leben ein Traum« (Wien 1817, 4. Aufl. 1827) und »Don Gutierre,
der Arzt seiner Ehre« (das. 1818),
(hierzu Beilage: »Schrifttafeln der wichtigsten Sprachen etc.«). Den Zweck der S., Mitteilungen in die Ferne
zu machen oder ihnen eine lange Dauer zu sichern, erreichen unzivilisierte Völker durch symbolische Geräte,
z. B. durch Kerbhölzer für Schuldverschreibungen, durch die Tättowierung, die ebenfalls zur Beurkundung von Schulden, dann
zur Volljährigkeitserklärung, zur Verewigung tapferer Thaten und zu noch andern Zwecken dient, u. dgl. Auch in Europa
[* 75] haben
sich manche Überreste solcher Gebräuche erhalten. Die Inkas in Peru
[* 76] hatten eine ganz
¶
mehr
ausgebildete Knotenschrift (s. Quipu),
[* 78] durch die sie ihre Mandate allen Beamten in ihrem Reich mitteilten. Bei den verschiedensten
Stämmen ist man aber auch auf bildliche Darstellungen historischer Ereignisse gestoßen, und diese Bilderschrift, anfangs
Ideenmalerei, pflegt sich je länger, je mehr an die Sprache anzuschließen. So hatten die Azteken in Mexiko
[* 79] eine ganze, leider durch die spanischen Eroberer vernichtete Litteratur, die in einer reinen Bilderschrift abgefaßt war,
und fingen sogar, als die Missionäre sie zur Niederschrift des Vaterunsers veranlaßten, an, die Laute der Sprache in einer
Art von Rebusschrift zu bezeichnen, indem sie z. B. für das lateinische Pater noster folgende Symbole
gebrauchten: ein Fähnchen, aztekisch pan, dann ein Stein = tete, eine Kaktusfeige = nosch, wieder ein Stein = tete.
Auch die Chinesen bedienten sich zuerst einer von den Ureinwohnern ihres Landes überkommenen Knoten-, dann einer von oben nach
unten laufenden Bilderschrift, worin z. B. die Sonne
[* 80] durch eine Zeichnung der Sonne, ein Berg durch drei
Spitzen, »fest, sicher« durch einen kleinen Kreis auf hohem Untersatz ausgedrückt wurde. Durch Verkürzung der Bilder, Verbindung
derselben mit Strichen und völlige Zusammensetzung entstand aus dieser schon im 3. Jahrtausend v. Chr. üblichen S. nach und
nach eine völlige Wortschrift, in der jedes Wort sein besonderes Zeichen hatte.
Nach und nach verloren die Zeichen ihre Bildlichkeit, indem man sie der Bequemlichkeit halber immer mehr abkürzte; zugleich
kam die Rebusschrift auf, indem man das Zeichen für ein bestimmtes Wort auf ein andres gleichlautendes übertrug, dann aber
ein sogen. Klassenzeichen beifügte, um seinen Begriff näher zu bestimmen. So gibt es ein Zeichen für
pe, »weiß«; mit demselben Zeichen kann aber auch pe, »eine
Cypressenart«, ausgedrückt werden, wenn man das Klassenzeichen für »Baum« beifügt. Da die chinesische Sprache aus einer
nicht großen Anzahl einsilbiger Wörter besteht, welche oft die verschiedensten Bedeutungen in sich vereinigen, so hilft hier
die S. der Undeutlichkeit des mündlichen Ausdrucks ab; ja, sie kann den 500 Mill. Einwohnern Chinas als
Reichssprache dienen, obschon sehr viele derselben kein Chinesisch verstehen.
Freilich ist sie sehr schwer zu lernen, da sie an 100,000 Zeichen zählt, wovon indessen jetzt nur 8-10,000 nicht ganz selten
und nur 2-3000 in gewöhnlichem Gebrauch sind. Schon in ihrer ältesten Periode ist auch die Hieroglyphenschrift
der Ägypter eine Kombination von Haupt- undKlassen- oder Determinativzeichen; nur haben die Zeichen, wenigstens auf den Monumenten,
ihrer dekorativen Bestimmung wegen den bildlichen Charakter niemals abgestreift, während allerdings die schon früh aus den
Hieroglyphen entstandene abgekürzte hieratische Schriftart, noch mehr die spätere Kursivschrift, Demotisch
genannt, gar nichts Bildliches mehr haben.
Außer der Schaffung von Determinativzeichen, wodurch z. B. das Bild für nefel, »Laute«, auch Fohlen, Jüngling, Jungfrau, Rekrut,
Feuer bedeuten kann, je nachdem das Determinativzeichen eines Pferdes, Mannes, einer Frau, eines Kriegers oder einer Flamme
[* 81] daneben
steht, haben die Ägypter aber auch den weitern Schritt zur Silben- und von da zur reinen Lautschrift gemacht,
indem sie eine Reihe von Bildern nur noch eine Silbe oder Konsonantengruppe des betreffenden Wortes oder nur seinen Anfangsbuchstaben
ausdrücken ließen. So wurde das Bild des Adlers (ahom) gebraucht, um den Buchstaben a, das des Löwen
[* 82] (labo),
um den Buchstaben l auszudrücken.
Doch blieb daneben, namentlich in der Denkmälerschrift, wohl
aus künstlerischen Gründen stets die alte Schriftart im Brauch,
und erst die Phöniker machten den weitern Schritt zur reinen Lautschrift, indem sie eine Reihe von wahrscheinlich 22 solcher
Buchstabenzeichen auswählten und damit alle Wörter ihrer Sprache ausdrückten. Wahrscheinlich sind sie
auch die Erfinder der Namen für diese Zeichen gewesen, die sich in übereinstimmender Weise bei den Griechen und Hebräern
finden (z. B. griechisch alpha, hebräisch aleph) und von der Form derselben hergenommen
scheinen. Da diese Zeichen, wie sie in alten phönikischen Inschriften vorliegen, eine große Ähnlichkeit
[* 83] mit
gleichbedeutenden Zeichen der hieratischen S. der Ägypter haben, so nimmt man jetzt nach E. de Rougé in Übereinstimmung
mit der von dem Geschichtschreiber Tacitus mitgeteilten Tradition des Altertums ziemlich allgemein an, daß die phönikische
S. aus Ägypten stamme, und zwar ist nach de Rougé diese Entlehnung etwa in das 9. Jahrh. v. Chr. zu setzen.
Wuttke leitet dagegen die phönikischen aus der Keilschrift der Assyrer und Babylonier ab, welche jedoch nach ihm aus ägyptischen
Anregungen entstanden ist; ähnlich Deecke in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 31 (Leipz.
1877), dessen Zusammenstellungen jedoch von dem englischen Assyriologen Sayce widerlegt worden sind. Die
meisten Forscher sehen aus guten Gründen in der Keilschrift (s. d.) eine ErfindungMesopotamiens; jedenfalls hat sie sich selbständig
aus einer bloßen Bilder- und Rebusschrift zu einer syllabischen und zuletzt bei den alten Persern zu einer wenn auch noch
nicht ganz vollständigen Lautschrift entwickelt (s. die Schrifttafel).
Die chinesische S. ist ebenfalls wenigstens zu einer Silbenschrift entwickelt worden von den Japanern,
deren Alphabet, Katakana genannt, aus einer unbeträchtlichen Anzahl von Silbenzeichen besteht, die aus Bruchstücken chinesischer
Zeichen entstanden sind. Was nun das phönikische Alphabet, die Mutter fast aller Alphabete der neuern Kulturvölker (s. die
Tafel »Entwickelung unsrer
[* 84] Schrift«),
betrifft, so ist dies ebenfalls eine Silbenschrift, aber mit der
Besonderheit, daß nur die Konsonanten einer Silbe bezeichnet, die Vokale dem Leser zur Ergänzung überlassen werden, ganz natürlich
in einer semitischen Sprache, welche die Konsonanten als die eigentlichen Träger
[* 85] der Bedeutung eines Wortes behandelt und durch
die Vokale nur gewisse Schattierungen dieser Grundbedeutung ausdrückt. Das phönikische Alphabet wurde
daher auch von den übrigen semitischen Völkern mit geringen Veränderungen übernommen und namentlich zu verschiedenen
Zeiten das aramäisch-syrische, hebräische, arabische und himjaritische (südarabische) Alphabet daraus gebildet; das arabische
wurde dann mit unwesentlichen Veränderungen auch dazu gebraucht, um Persisch, Afghanisch, Hindustani, die jetzt in Ostindien
[* 86] verbreitetste Sprache, und Türkisch damit zu schreiben.
Aus dem spätern syrischen Alphabet ist das der uigurischen Türken, aus diesem das Alphabet der Mandschu, aus diesem endlich
das mongolische Alphabet entstanden, so daß hiermit das phönikische Alphabet bis in den äußersten Nordosten Asiens gedrungen
ist. Von dem himjaritischen Alphabet stammen das äthiopische, libysche und andre semitische Alphabete
Nordafrikas ab; aus einer alten Form des aramäisch-syrischen entstand schon früh die Zend- und Pehlewischrift in Iran, und
wahrscheinlich stammt auch das alte Sanskritalphabet, in seiner gangbarsten Form Devanagari (s. d. und die Tafel) genannt,
von ihm ab. Die älteste Sanskritschrift wurde dann ihrerseits
¶
Bei allen Umwandlungen hat die phönikische
S. in ihrer Wanderung nach Osten, durch Asien,
[* 89] immer die Eigentümlichkeit beibehalten, vorzugsweise die Konsonanten zu bezeichnen
und die Vokale nur durch Beifügung von Strichen, Punkten oder sonstigen untergeordneten Zeichen auszudrücken; dagegen wurde
sie in ihrem Vordringen nach Westen, durch Europa, alsbald zur reinen Lautschrift entwickelt, in welcher
die Vokale ebensogut besondere Zeichen haben wie die Konsonanten.
Daß das griechische Alphabet aus Phönikien stammt, berichten uns nicht nur die Griechen selbst, sondern es sprechen dafür
auch die echt phönikischen Namen der griechischen Buchstaben (z. B. Alpha = hebräisch und phönikisch Aleph; Gamma = Gimel, »Kamel«)
und die Form der ältesten griechischen Schriftzeichen. Gleich bei der ersten Herübernahme der phönikischen
S. wurden aber vier phönikische Zeichen für im Griechischen nicht vorkommende Laute in die Vokalzeichen Α, Ε, Ι, Ο verwandelt
und gleichzeitig ein wahrscheinlich in Anlehnung an das sechste Zeichen (s. die Tafel) entstandenes
Vokalzeichen Υ beigefügt. So entstand ein Alphabet von 23 Zeichen, das mit Υ endigte.
Der phönikische Ursprung des ältesten griechischen Alphabets zeigt sich ferner noch darin deutlich, daß es in der ältesten
Zeit wie die semitischen Alphabete von rechts nach links geschrieben wurde, woraus sich nach einer Übergangsperiode, in der
man abwechselnd links- und rechtsläufig schrieb (s. Bustrophedon), die spätere Sitte, rechtsläufig zu
schreiben, entwickelte. Schon früh wurden jedoch an dem ältesten griechischen Alphabet, das man aus den auf den InselnKreta,
Melos und Thera gefundenen Inschriften kennt, in den meisten griechischen Staaten gewisse Veränderungen vorgenommen, um sie
dem Genius der griechischen Sprache noch mehr anzupassen.
Von den zahlreichen phönikischen Zischlauten war schon von Anfang an einer zur Bezeichnung des griechischen Doppellauts Ζ
= ds verwendet worden. Einen zweiten ließ man später ganz fallen, und ein dritter, das griechische Ξ, wurde zur Bezeichnung
des Doppellauts ks verwendet. Außerdem beseitigte man das Zeichen für w (Digamma) und das sogen. Koppa
(das 6. und 17. Zeichen der Tafel) und erfand für die zwei im Phönikischen nicht vorhandenen Lautef und ch das Φ und Χ
und für den Doppellaut ps das Zeichen Ψ und hängte diese drei neuen Zeichen an das Ende des alten Alphabets an. Auch regte
sich das Bedürfnis nach einer Bezeichnung der gedehnten Vokale, und so wurde aus dem alten Hauchzeichen das Zeichen für langes
e, Η, aus dem Zeichen für kurzes o durch Anhängung zweier Haken das Zeichen für langes o, Ω, gewonnen, das nun den Schlußstein
des ganzen Alphabets bildete.
Zum Abschluß gelangten diese Änderungen durch den unter dem Archon Eukleides (403 v. Chr.) gefaßten Beschluß
der Athener, das auf die angegebene Weise entstandene sogen. ionische Alphabet von 24 Zeichen von Staats wegen einzuführen,
ein Beispiel, dem bald alle andern Griechen nachfolgten, während früher, wie die Inschriften zeigen, eine große Ungleichheit
geherrscht hatte. Zu einer Zeit, als ein Teil der erwähnten Neuerungen, aber noch nicht alle, durchgeführt
waren, und zwar offenbar schon sehr früh,
erhielten die Latiner, Etrusker und andre VölkerItaliens ihre Alphabete von den in
Unteritalien angesiedelten Griechen.
Das älteste Alphabet der Latiner und speziell der Römer
[* 90] bestand in seiner gewöhnlichsten Form aus 20 Zeichen,
die wie in dem ältesten griechischen Alphabet mit A begannen und mit V endigten. Dabei hatte H seine Bedeutung als Hauchlaut
behauptet, auch die zwei k-Laute, K und Q, waren erhalten geblieben; aber F, das phönikische Vau und altgriechische Digamma,
hatte sich nur in der Bedeutung eines f behauptet, das Θ, das Ξ und das eine s waren ganz verschwunden,
und das griechische Γ hatte sich nur in der Geltung eines k behauptet, während Π und Ρ ihre Form verändert hatten.
Sehr früh kam hierzu das Χ = x. Ferner wurde das Z verdrängt, und seine Stelle nahm das aus C umgebildete
G ein; aber um das Jahr 100 v. Chr. wurden aus dem griechischen Alphabet Υ als y und Z aufs neue eingeführt und an den Schluß
des Alphabets gesetzt, das nun aus 23 Buchstaben bestand. Mit dem Christentum und der römischen Zivilisation fand das lateinische
Alphabet seit dem Beginn des Mittelalters und schon früher bei der großen Mehrzahl der europäischen Völker
Eingang. Wo sich frühere Schriftarten vorfanden, verdrängte es dieselben; diese frühern Schriftarten, nämlich die alten
Alphabete der Germanen (Runen),
[* 91] Gallier, der Walliser in England u. a., sind übrigens, wie die neuern Forschungen gelehrt haben,
samt und sonders Ableitungen aus dem griechischen Alphabet. In späterer, schon christlicher Zeit aus dem
griechischen Alphabet zurechtgemachte Schriften sind die gotische, die von dem bekannten Verfasser der gotischen Bibelübersetzung,
Ulfilas, herrührt (4. Jahrh.), die armenische und georgische, die koptische in Ägypten und die cyrillische in den slawischen
Ländern.
Letztere, von dem Slawenapostel Cyrillus (9. Jahrh.) herrührend, ist die Mutter der russischen S., die
auch bei den meisten südslawischen Völkern im Gebrauch ist. Die lateinische S. erfuhr im Mittelalter nach Zeit und Ort viele
Wandlungen und wurde durch die Trennung des U und V, dann, namentlich in Deutschland und England, durch die
Bildung des doppelten V = W um zwei neue Buchstaben vermehrt, zu denen sich im Deutschen noch die Zeichen für die Umlaute ä,
ö, ü gesellten, kehrte aber später in den meisten Ländern wieder zu einer der römischen S. genäherten Form zurück,
wobei außer dem V, U, W auch das erst aus dem 16. Jahrh. stammende J
sich behauptete.
Nur in Deutschland, teilweise auch in Dänemark und Schweden, blieb man (abgesehen von dem I, i) bei der zur Zeit der Einführung
des Buchdrucks üblichen sogen. gotischen oder Frakturschrift stehen. Die so entstandene Ungleichheit
wird sich nur beseitigen lassen, wenn man auch in Deutschland wieder zu der Antiqua zurückkehrt (vgl.
Schreibkunst). Die Entstehung der Antiqua und ihre allmähliche Umwandlung in die jetzige deutsche S. zeigt die Tafel, Seite
IV: »Entwickelung unsrer Schrift« (vgl. auch Paläographie).