mehr
Jahrh.).
Vgl. G. Heider, Die romanische Kirche zu S. (Wien [* 2] 1854).
Jahrh.).
Vgl. G. Heider, Die romanische Kirche zu S. (Wien [* 2] 1854).
Mischung von Chromgelb mit Berliner Blau. ^[= Name mehrerer tiefblauer Substanzen, welche auf verschiedene Weise, am häufigsten durch Fällung ...] [* 3]
Karl von, österreich. Feldzeugmeister, geb. zu Braunfels bei Wetzlar, [* 4] trat 1807 in ein österreich. Jägerregiment ein und ward 1809 bei Aspern [* 5] und 1813 bei Dresden [* 6] schwer verwundet. 1815 nahm er an dem kurzen Feldzug gegen Murat, 1821 an der Expedition nach Neapel [* 7] teil, 1830 wurde er Generaladjutant des Generals Frimont in Mailand, [* 8] 1832 Radetzkys, 1838 Generalmajor, 1848 Feldmarschallleutnant. Er erwarb sich in der gefahrvollen Zeit von 1848 um die Erhaltung der österreichischen Armee große Verdienste.
Als 1849 die provisorische Bundeszentralgewalt in Frankfurt [* 9] aufgehoben und durch Bevollmächtigte von Österreich [* 10] und Preußen [* 11] ersetzt ward, vertrat S. neben Kübeck den Kaiserstaat bis zur Auflösung der Kommission und der Wiedereinsetzung des Bundestags. Anfang 1851 nahm er seinen Abschied als Feldzeugmeister und starb in Graz. [* 12] Er schrieb die bekannten, anonym erschienenen »Erinnerungen eines österreichischen Veteranen aus dem italienischen Kriege in den Jahren 1848 und 1849« (Stuttg. 1852, 2 Bde.; 7. Aufl. 1853); »Biographie des Feldzeugmeisters J. ^[Julius] Freih. v. Haynau« (3. Aufl., Graz 1853) und »Der Krieg 1805 in Deutschland« [* 13] (Wien 1874).
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, [* 14] Kreis [* 15] Jerichow II, an der Linie Berlin-Lehrte der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche aus dem 13. Jahrh. und (1885) 1726 Einw.; Geburtsort des Fürsten von Bismarck, Besitzers der dort belegenen beiden Rittergüter. S. ist Sitz der Schönhauser Stiftung, welche durch Statut vom begründet und genehmigt wurde; sie verfügt über ein Kapital von 1,200,000 Mk., das dazu vom Fürsten Bismarck aus der bei Gelegenheit seines 70. Geburtstags gesammelten Summe überwiesen wurde. Sie verfolgt den Zweck, Kandidaten des höhern Schulamtes von deutscher Nationalität vor ihrer besoldeten Anstellung, ferner Witwen und Kinder von Lehrern des höhern Lehrfachs zu unterstützen. Die Verleihung der Unterstützungen erfolgt alljährlich am 1. Okt., Bewerbungen darum müssen bis zum 1. Juli des betreffenden Jahrs eingereicht werden.
Flecken in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, [* 16] Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, an der Zwickauer Mulde und an der Linie Chemnitz-Adorf der Sächsischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein neues Rathaus, eine Oberförsterei, Wollweberei und -Druckerei, Papier-, Tüll- und Schürzenfabrikation, Spitzenklöppelei und -Handel, sehr bedeutende Bürstenfabrikation (20 Fabriken mit ca. 1200 Arbeitern und einer Jahresproduktion im Wert von 3-4 Mill. Mk.) u. (1885) 5881 meist evang. Einwohner.
Dabei Schönheider Hammer, [* 17] Eisenhütte und Eisengießerei, [* 18] mit 719 Einw.
s. Ästhetik. ^[= (griech.), die philosophische Wissenschaft vom Schönen und als solche ein integrierender Teil ...]
Sammlung weiblicher Bildnisse, früher ein Sport von kunstliebenden Fürsten.
Die bekannteste S. befindet sich im Festsaalbau der Residenz zu München [* 19] (36 Porträte [* 20] von Stieler).
nennt Hogarth die Wellenlinie, weil sie als fortschreitende Einheit und als regelmäßig abwechselnde Mannigfaltigkeit verbindet.
s. Kosmetik. ^[= (griech.), die Kunst, die Schönheit des Körpers zu erhalten und zu befördern. Die zu diesem ...]
Hans Adam von, brandenburg. Feldmarschall, geb. auf Tamsel bei Küstrin, [* 21] trat, nachdem er fünf Jahre auf Reisen in West- und Südeuropa zugebracht, 1665 als Legationsrat, dann als Offizier in die Dienste [* 22] des Großen Kurfürsten von Brandenburg, [* 23] zeichnete sich im Kriege gegen Schweden [* 24] 1675-79 besonders bei der Eroberung von Stettin, [* 25] Rügen und Stralsund [* 26] sowie bei der Vertreibung der Schweden aus Preußen, von wo er sie bis vor Riga [* 27] verfolgte, so aus, daß er schon 1677 Generalmajor, 1684 Generalleutnant, Gouverneur von Berlin [* 28] und Oberst der Leibgarde wurde. Er befehligte die 8000 Mann Hilfstruppen, welche der Kurfürst dem Kaiser gegen die Türken zu Hilfe schickte, half 1686 Ofen erstürmen und führte 1688-89 als Feldmarschallleutnant die brandenburgischen Truppen gegen die Franzosen am Niederrhein. Im Lager [* 29] vor Bonn [* 30] im September 1689 infolge eines Streits mit General v. Barfus seines Kommandos enthoben, trat er 1691 als Feldmarschall in kursächsische Dienste (s. Johann 28), ward 1692 in Teplitz auf Befehl des Kaisers aufgehoben und auf den Spielberg gebracht, weil man ihn verräterischer Verhandlungen mit den Franzosen beschuldigte, und erst 1694 wieder freigegeben; starb in Dresden.
Vgl. K. W. v. Schöning, Des Generalfeldmarschalls H. A. v. S. Leben und Kriegsthaten (Berl. 1837).
Stadt im braunschweig.
Kreis Helmstädt, Knotenpunkt der Linien Sudenburg-S. der Preußischen und Jerxheim-Helmstädt der Braunschweigischen Staatsbahn, 144 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Saline mit Solbad, eine große chemische Fabrik, ein Weißfarbewerk, Dampfziegeleien, Vitriolsiederei, Maschinen- und Dampfkesselfabrikation, Braunkohlengruben und (1885) 6921 meist evang. Einwohner.
Der Ort wird schon 747 erwähnt.
(Pikromerit), Mineral aus der Ordnung der Sulfate, untergeordneter Bestandteil der Staßfurter Abraumsalze, besteht aus schwefelsaurem Kali mit schwefelsaurer Magnesia und 6 Molekülen Wasser.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, [* 31] Kreis Czarnikau, an der Linie Berlin-Schneidemühl der Preußischen Staatsbahn, 85 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, Zigarren- und Tuchfabrikation und (1885) 3971 meist evang. Einwohner.
Vgl. Spude, Geschichte der Stadt S. (Deutschkrone 1886).
Gustav, Maler, geb. 1852 zu Bietigheim (Württemberg), [* 32] arbeitete zuerst in der Werkstatt eines Mechanikers und besuchte dann das Polytechnikum in Stuttgart, [* 33] wo er, von der Neigung zur Kunst getrieben, seine Studien bei Professor Kurtz begann; 1870 setzte er dieselben bei Lier in München fort und bildete sich unter dessen Leitung zu einem Landschaftsmaler aus, der das Hauptgewicht auf die Stimmung legt. Seine Motive sucht er in wasserreichen Gegenden.
In der Wiedergabe der Reflexe des Sonnenlichts auf der spiegelglatten Meeresfläche weiß er eine große koloristische Virtuosität zu entfalten; dadurch sind besonders seine Partien aus dem Venezianischen und seine Küstenansichten vom Adriatischen und Ligurischen Meer ausgezeichnet. Mit dem Wasser bringt er Architektur und Staffage geschickt in Verbindung. Nach Venedig [* 34] und Genua [* 35] hat er Danzig, [* 36] Rügen, Lübeck, [* 37] Antwerpen, [* 38] Ostende, [* 39] Amsterdam [* 40] und andre holländische Städte, die Normandie und die Rheingegenden aufgesucht und denselben zahlreiche Bilder und Zeichnungen abgewonnen. Auch die Radiernadel führt er mit Geschick. 1880 wurde S. als Professor an die Kunstschule in Karlsruhe [* 41] berufen. ¶
Johann Lukas, Mediziner, geb. zu Bamberg, [* 43] studierte seit 1811 in Landshut, [* 44] Würzburg, [* 45] Jena [* 46] und Göttingen, [* 47] habilitierte sich 1819 als Privatdozent in Würzburg, ward hier 1820 außerordentlicher und 1824 ordentlicher Professor der Therapie und Klinik sowie dirigierender Arzt am Juliushospital. 1833 folgte er einem Ruf an die Universität Zürich [* 48] und ging 1839 als Professor der Pathologie und Therapie und Direktor der Klinik nach Berlin, wo er auch zum vortragenden Rat im Ministerium und zum Leibarzt des Königs ernannt ward. 1859 siedelte er nach Bamberg über und starb hier S. gründete in Würzburg die sogen. naturhistorische Schule, welche zuerst der naturphilosophischen Richtung in der Medizin sich entgegenstellte und die exakte Forschung wieder zu Ehren brachte.
Die Heilkunde, insbesondere die Lehre [* 49] von den Krankheiten, suchte S. der Naturgeschichte zu nähern und schuf ein in Klassen, Familien, Gruppen und Arten eingeteiltes System der Krankheiten. Einige seiner Zuhörer veröffentlichten aus seinen Vorlesungen: »Allgemeine und spezielle Pathologie und Therapie« (Würzb. 1832, 4 Bde.; 4. Aufl. 1839);
»Krankheitsfamilie der Typhen« (Zürich 1840) und »Klinische Vorträge in dem Chariteekrankenhaus zu Berlin« (Berl. 1842; 3. Aufl. 1843-44, 3 Hefte).
Er selbst hat diese Schriften nur teilweise anerkannt.
Vgl. Virchow, Gedächtnisrede auf S. (Berl. 1865);
Rothlauf, J. L. S. in seinem Leben und Wirken geschildert (Bamb. 1874).
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Rumburg, an der Böhmischen Nordbahn, mit Fachschule für Wirkerei, [* 50] bedeutender Fabrikation von Zwirn, Web- und Wirkwaren, Bleicherei und (1880) 5064 Einw.
s. Eucalyptus. ^[= Hérit. Gattung aus der Familie der Myrtaceen, hohe, meist harzreiche und schöne ...]
Aloys, Maler, geb. zu Wien, wurde 1846 Schüler der Akademie, nahm 1848 am italienischen Feldzug teil und schloß sich, nachdem sein Ölbild: Rückkehr der Tiroler Studenten aus dem Gefecht bei Ponte Tedesco (1849) Beifall gefunden hatte, Studien halber an die kaiserlichen Heere in Ungarn [* 51] an. Nach Wien zurückgekehrt, malte er: eine heimkehrende Honvedfamilie (1849), Sturm auf Lodrone (im Belvedere) u. a. 1850 und 1851 lebte er in Paris. [* 52] Reisen in den südlichen und östlichen Ländern Österreichs, in Italien [* 53] und im Orient lieferten ihm den Stoff zu einer großen Zahl von Bildern, die eine treffliche Durchführung im einzelnen und lebendige, charaktervolle Darstellung bei lebhaftem Kolorit zeigen. Die hervorragendsten sind dem italienischen Volksleben entnommen. Seine Hauptwerke sind: türkische Weinlese, türkisches Kaffeehaus, Sklavenmarkt, Gänsemarkt in Krakau, [* 54] Fischmarkt in Chioggia, Volkstheater in Chioggia, Heimkehr der Fischer, Hauptplatz in Taormina, Markt in Tunis. [* 55]
(griech.), Seiltänzer. ^[= Personen, welche auf einem gespannten Seil einherschreiten, tanzen und allerlei Künste ausführen, ...]
s. Sabadilla. ^[= Brandt ( A. Gray, Asagraea Lindl.), Gattung aus der Familie der Liliaceen, Zwiebelgewä ...]
(Schminkpflästerchen), s. Mouche. ^[= (franz., spr. muhsch, "Fliege"), Schmink-, kleines, länglich ...]
s. Eccremocarpus. ^[= Ruiz et Pav. (Hängefrucht), Gattung aus der Familie der Gesneraceen, schöne, kletternd ...]
1) Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Neunburg vorm Walde, an der Ascha, 656 m ü. M., hat Glasschleif- und Polierwerke, Flachsbau-, Getreide- und Sägemühlen und (1885) 1514 fast nur kath. Einwohner. - 2) (poln. Kowalewo) Flecken im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, [* 56] Kreis Briesen, an der Linie Thorn-Allenstein der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Reste einer Ordensburg, eine Zuckerfabrik und (1885) 1643 Einw.
Dorf im württemberg.
Jagstkreis, Oberamt Künzelsau, an der Jagst, mit evangelisch-theologischem Seminar, sehr schöner Kirche (in deren Kreuzgang Götz v. Berlichingen begraben liegt) und (1885) 270 Einw. S. war ehedem reichsfreie Cistercienserabtei (doch ohne Sitz und Stimme auf dem Reichstag), wurde 1802 säkularisiert und fiel als Entschädigung an Württemberg.
Beschreibung und Geschichte des Klosters von Bossert u. a. (Stuttg. 1884).
Franz von, Bühnendichter, geb. zu Wien, trat, für die militärische Laufbahn bestimmt, mit 17 Jahren als Kadett in die österreichische Marine, verließ aber nach vier Jahren den Dienst und ging, seiner Neigung folgend, zur Bühne. Zugleich begann er zu schreiben, anfänglich Feuilletons, Novellen für Zeitschriften, endlich Bühnenstücke; doch gelang es ihm erst 1879, mit dem Lustspiel »Das Mädchen aus der Fremde« seinen Namen in weitern Kreisen bekannt zu machen. S. ward infolgedessen als Theaterdichter am Wallner-Theater in Berlin angestellt, brachte zunächst (1880) seinen Schwank »Sodom und Gomorrha«, sodann die in Gemeinschaft mit v. Moser verfaßten Stücke: »Der Zugvogel« und »Krieg im Frieden« zur Aufführung, welche die Runde über die deutschen Bühnen machten. 1883 wurde er zum Oberregisseur am Wiener Stadttheater ernannt, doch fand seine Wirksamkeit daselbst durch den Brand des Theaters (1884) ein baldiges Ende. Er lebt seitdem teils in Berlin, teils auf seiner Besitzung in Brunn am Gebirge bei Wien. Neuere Stücke von ihm sind: »Unsre Frauen« (mit v. Moser, 1881),
»Der Schwabenstreich« (1883),
»Kleine Hände« (nach Labiche, 1883),
»Villa Blancmignon« (1885),
»Der Raub der Sabinerinnen« (1885),
»Goldfische« (1886) u. a. Mit seinem Bruder Paul v. S. (geb.
der als Journalist in Berlin lebt, gab er »Kleine Humoresken« (Leipz. 1882-84, 3 Bde.) u. a. heraus.
s. Ribes. ^[= L., Gattung aus der Familie der Saxifragaceen, wehrlose oder stachlige Sträucher mit wechselständi ...]
in der Forsttechnik ein junger Holzbestand, welcher dem Maul des Weideviehs noch nicht entwachsen ist und daher mit solchem nicht betrieben werden darf.
Die Gesetze fast aller Staaten bedrohen Weidekontraventionen in Schonungen mit besonders strengen Strafen. Es müssen aber die betreffenden Holzbestände durch Tafeln oder Strohwische ausdrücklich als Schonungen bezeichnet sein.
(Hegezeit), die gesetzlich festgestellte Frist, in welcher nutzbares Wild nicht abgeschossen werden darf. Die Bemessung der S. richtet sich nach dem Verlauf des Fortpflanzungsgeschäfts, ist aber in den einzelnen Staaten verschieden. Einige Staaten verbieten auch das Abschießen gewisser weiblicher Tiere gänzlich. Rehgeißen, Wildkälber, Gems-, Rehkitzen, Auer- und Birkhennen dürfen in Bayern [* 57] und einigen kleinen deutschen Staaten gar nicht geschossen werden.
Schonzeiten in Preußen: Elchwild Dezember bis August, männliches Rot- und Damwild März bis Juni, weibliches Rot- und Damwild, Wildkälber Februar bis 15. Okt., Rehböcke März, April, Ricken 15. Dez. bis 15. Okt., Rehkälber dürfen nie geschossen werden, Dachse Dezember bis September, Auer-, Birk-, Fasanenhähne Juni bis August, Enten [* 58] April bis Juni, Trappen, Schnepfen, wilde Schwäne, Sumpf-, Wasservögel, exkl. Gänse und Fischreiher, Mai, Juni, Feldhühner Dezember bis August, Hasen, Auer-, Birk-, Fasanenhennen, Haselwild, Wachteln Februar bis August. (Bei den ¶
Angaben sind die zuletzt genannten Monate stets inkl. zu verstehen.) Für die im deutschen Vogelschutzgesetz vom geschützten Vögel [* 60] erstreckt sich die S. auf den Zeitraum vom 1. März bis 15. Sept. (s. Vogelfang und Vogelschutz). Für Robben [* 61] ist durch Reichsgesetz vom eine S. eingeführt. Auch für Fische [* 62] sind Schonzeiten festgesetzt (vgl. Fischerei, [* 63] S. 302).
die mit der Mutter sich zusammenhaltenden Jungen der wilden Gänse und Enten.
(spr. skuhlkräft), Henry Rowe, amerikan. Ethnograph und Historiker, geb. zu Watervliet im Staat New York, studierte seit 1807 in New York Naturwissenschaften, bereiste 1817 und 1818 den Westen, wurde 1820 zum Geologen einer Erforschungsexpedition nach den Kupfergegenden des Obern Sees ernannt, machte dann Reisen im Mississippithal und ging 1823 als Indianeragent nach Sault Ste. Marie in Michigan. Hier heiratete er die Enkelin eines frühern Indianerhäuptlings, war 1828 bis 1832 Mitglied der Territorialgesetzgebung, setzte 1836 bei den Indianern eine Abtretung von Land an die Union im Umfang von 16 Mill. Acres durch und wurde 1839 zum Hauptagenten des nördlichen Departements ernannt. Im Auftrag der New Yorker Legislatur stellte er 1845 eine Statistik über die »sechs Nationen« im Staat New York auf und schrieb: »Information respecting the history, condition and prospects of the Indian tribes of the United States of America« (Philad. 1851-55, 5 Bde.). Er starb in Washington. [* 64] Von seinen zahlreichen übrigen Werken verdienen Erwähnung: »Personal memoirs of a residence of thirty years with the Indian tribes« (Philad. 1853) und »Narrative of an exploratory expedition to the sources of the Mississippi River 1832« (das. 1854).
s. Schoner. ^[= ein zweimastiges Seeschiff mit hohen Untermasten ohne Marsen und mit kurzen Stengen, mit Segeln, ...]
Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, Bezirk Rotterdam, [* 65] rechts am Lek, Sitz eines Kantonalgerichts, hat 4 Kirchen, einen Hafen, Bleiweißfabrikation, zahlreiche Gold- und Silberschmiede, Lachsfang und (1887) 4013 Einw.
die hinterste, untere Spitze eines Segels, welche sich beim Segeln am Wind am meisten leewärts befindet. Am S. greifen die Schooten (Geitaue) an, welche, aus Tauwerk, bei den Marssegeln auch aus Kette bestehend und im allgemeinen als Talje geschoren, die Verbindung des Segels mit dem Schiffskörper vermitteln und einen Teil des Druckes des Segels auf diesen übertragen.
1) Johanna, Romanschriftstellerin, geboren im Juli 1770 zu Danzig, Tochter des Senators Trosina, wurde früh an den Bankier S. verheiratet und unternahm mit demselben mehrere größere Reisen durch einen großen Teil Europas. Nach dem Tod ihres Gemahls wandte sie sich 1806 nach Weimar, [* 66] wo sich bald ein geselliger Kreis um sie bildete, in dem auch Goethe vielfach verkehrte. Von 1832 bis 1837 lebte sie in Bonn, dann in Jena, wo sie starb. Sie lieferte Reisebeschreibungen, Romane und Charakteristiken, die durch feine Beobachtung und anziehende Darstellung den Beifall der Lesewelt fanden. Ihre »Sämtlichen Schriften« erschienen in 24 Bänden (Leipz. u. Frankf. 1830-31),
ihr litterarischer Nachlaß unter dem Titel: »Jugendleben und Wanderbilder« (Braunschw. 1839, 2 Bde.; neu hrsg. von Cosack, Danz. 1884).
Vgl. Düntzer, Goethes erste Beziehungen zu Johanna S. (im 1. Bd. der »Abhandlungen zu Goethes Leben«, Leipz. 1885). -
Ihre Tochter Adele S., geb. 1796 zu Hamburg, [* 67] gest. in Bonn, erwies sich in »Haus-, Wald- u. Feldmärchen« (Leipz. 1844) und in den Romanen »Anna« (das. 1845),
»Eine dänische Geschichte« (Braunschw. 1848) als gewandte Erzählerin.
2) Arthur, berühmter deutscher Philosoph, Sohn der vorigen, geb. zu Danzig in reicher Handelsfamilie, bildete sich auf Reisen sowie in England und Frankreich für den Kaufmannsstand, entschied sich nach dem Tod seines Vaters für die Gelehrtenlaufbahn, ließ sich in Göttingen, 21 Jahre alt, als »Philosoph« immatrikulieren, studierte daselbst, in Berlin, wo Fichte [* 68] ihn abstieß, und in Jena, ging nach Vollendung seines Hauptwerks: »Die Welt als Wille und Vorstellung« (Leipz. 1819),
nach Italien, habilitierte sich dann an der Universität Berlin ohne Erfolg und zog sich, dadurch gegen die »Philosophieprofessoren« erbittert, seit 1831 nach Frankfurt a. M. ins Privatleben zurück, wo er ausschließlich seiner philosophischen Schriftstellerei lebte und am Lungenschlag starb. Seine Hauptschriften sind außer dem oben genannten Hauptwerk, das bei der 2. Auflage (1844; 6. Aufl. 1887, 2 Bde.) um einen zweiten »unentbehrlichen« Band [* 69] vermehrt erschien: seine Promotionsschrift »Über die vierfache Wurzel [* 70] des Satzes vom zureichenden Grund« (Rudolst. 1813; 4. Aufl., Leipz. 1875),
welche das Fundament seiner Logik, »Über den Willen in der Natur« (Frankf. 1836; 3. Aufl., Leipz. 1867),
welche seine Naturphilosophie enthält, und »Die beiden Grundprobleme der Ethik« (Frankf. 1841; 3. Aufl., Leipz. 1881),
zwei Abhandlungen, deren eine über das Mitleid als Fundament der Ethik, die andre über seine (deterministische) Ansicht von der Willensfreiheit handelt; ferner »Über das Sehen [* 71] und die Farben« (das. 1816, 3. Aufl. 1870); »Über den Willen in der Natur« (Frankf. 1836; 4. Aufl., Leipz. 1878). Die größte Verbreitung haben seine unter dem Titel: »Parerga und Paralipomena« (Berl. 1851; 6. Aufl. 1888, 2 Bde.) gesammelten kleinern geistreich-barocken Schriften gefunden, unter denen der Aufsatz gegen die »Philosophieprofessoren« durch seine maßlose Heftigkeit, jener »Über das Geistersehen« durch die darin sich offenbarende Neigung zur Mystik berühmt geworden ist. Als Sonderausgaben erschienen: »Aphorismen zur Lebensweisheit« (aus »Parerga und Paralipomena«, 1886, 2 Bdchn.) und »Über den Tod und sein Verhältnis zur Unzerstörbarkeit unsres Wesens an sich«;
»Erblichkeit der Eigenschaften« (aus seinem Hauptwerk, 1886).
Die »Sämtlichen Werke« des sich selbst mit Stolz so bezeichnenden »Oligographen« sind von Frauenstädt nach Schopenhauers Tod in 6 Bänden (Leipz. 1873-74, 2. Aufl. 1877 u. 1888) herausgegeben worden. Schopenhauers Philosophie knüpft an Kants (s. d.) Vernunftkritik an und zwar, wie die Fichtes (s. d.), an deren idealistisches, statt, wie die Herbarts (s. d.), an deren realistisches Element; dieselbe erklärt nämlich, wie Kant, die in Raum und Zeit gegebenen Dinge für bloße Erscheinungen, den Raum und die Zeit, wie dieser, für subjektive (reine, apriorische) Anschauungsformen, verwirft aber, wie Fichte, im Gegensatz zu Kant den (realistischen) Rückschluß von dem Vorhandensein der Erscheinung auf die Existenz eines hinter derselben vorhandenen und dieselbe verursachenden (übrigens seiner Qualität nach unbekannt bleibenden) Dinges an sich als Selbstwiderspruch, weil Kant den Schluß von der Wirkung auf die Ursache für eine dem urteilenden Subjekt als solchem anhaftende (subjektive) Urteilsform (ohne objektive Geltung) erklärt habe. Die vom ¶
vorstellenden Subjekt (dem Intellekt) auf Grund (subjektiver) räumlicher und zeitlicher Anschauungsform im Raum und in der Zeit angeschaute und auf Grund der (gleichfalls subjektiven) Kausalitätsform, welche zu jeder Erscheinung eine (reale) Ursache hinzuzudenken nötigt, (fälschlich) als real (objektiv) vorgestellte Welt ist daher (wie bei Fichte) in Wahrheit bloße »Welt als Vorstellung«, Erscheinung ohne derselben zu Grunde liegendes Ding an sich, Fiktion des Intellekts oder des (nach S.) mit diesem identischen Gehirns, leeres »Hirngespinst«.
Geht aber S. (wie Fichte) in dieser (idealistischen) Richtung weit über Kant hinaus, so geht er in der andern (realistischen) Richtung weit hinter denselben zurück, indem er (allerdings auf anderm Weg) nicht nur, wie dieser, die Existenz eines »Dinges an sich«, eines Realen, ausdrücklich anerkennt, sondern, was Kant für unmöglich erklärte, die Qualität desselben erkannt zu haben behauptet. Dasselbe wird, sowohl seiner Existenz als seiner Qualität nach, zwar nicht durch den Intellekt, das (nach Kant einzige) Erkenntnisorgan, aber doch und zwar »unmittelbar« als »Wille« erkannt und daher die (reale) »Welt als Wille« von der (imaginären) »Welt als Vorstellung« unterschieden.
Während die letztere als »Gehirnphänomen« im und für den Intellekt, also nur im »Bewußtsein« ist, existiert die erstere, das »Ding an sich«, ursprünglich ohne Intelligenz und ohne Bewußtsein, als zugleich »dummer« und »blinder« rastloser »Wille zu leben«. Dumm ist derselbe, weil (wie S. unabhängig von seinem philosophischen System aus der Erfahrung darzuthun unternimmt) diese Welt (im Gegensatz zu Leibniz' »bester unter den möglichen«: Optimismus) die »schlechteste unter den möglichen Welten« (Pessimismus) ist;
weil das Leben keinen Wert hat;
weil die Summe der durch dasselbe aufgedrungenen Schmerzen weit beträchtlicher ist als jene der durch dasselbe ermöglichten Genüsse;
blind ist derselbe, weil das Licht [* 73] der Intelligenz erst auf der höchsten und letzten Entwickelungsstufe des Willens im menschlichen Gehirn [* 74] als Bewußtseinsträger entzündet wird.
Mit dem Erwachen des Bewußtseins ist aber auch das Mittel gegeben, die »Dummheit« des Willens wieder gutzumachen. Indem der Intellekt zur Einsicht gelangt, daß der unerträgliche Zustand überwiegenden Leidens nur durch den unaufhörlichen Willen zu leben hervorgebracht wird, gewahrt er zugleich, daß eine Heilung desselben (nach buddhistischem Vorbild) durch Lebensflucht, d. h. durch die Verneinung des Willens zu leben, erreicht werden kann. Die Durchführung der letztern, das »Quietiv des Willens«, das mit dem Übergang ins buddhistische Nirwâna, in die schmerzlose Stille des Nichtseins, verglichen werden kann, ist jedoch, wie S. ausdrücklich betont, keineswegs mit dem Selbstmord gleichbedeutend.
Seinen (späten) Erfolg als Philosoph hat S. weniger seinem widerspruchsvollen, die ausschließenden Gegensätze eines extremen Idealismus und eines naiven Realismus unbefangen nebeneinander umfassenden System als seiner mit glänzender Eloquenz durchgeführten Verteidigung einer pessimistischen Weltansicht, seinem zur Schau getragenen Haß gegen die »Schulphilosophie« und seiner (besonders in den kleinern Schriften) von philosophischer Kunstsprache freien, geistreich-populären Darstellungsgabe zu verdanken, wodurch er (wie die von ihm sehr hoch gestellten englischen und französischen Popularphilosophen) vorzugsweise der Philosoph für die »Weltleute« geworden ist.
Als solcher hat S. zwar viele dilettantische Anhänger, aber nur wenige systematische Fortbildner gefunden, also im wissenschaftlichen Sinn keine Schule gemacht. Die Zahl der erstern ist Legion, unter den letztern stehen E. v. Hartmann (s. d. 12), der aber kein Pessimist sein will, Bahnsen, Lindner u. a. obenan. Um die Verbreitung, Erläuterung und Herausgabe seiner Werke hat sich vor allen Frauenstädt (»Briefe über die Schopenhauersche Philosophie«, Leipz. 1854; »Neue Briefe«, das. 1876, und »Schopenhauer-Lexikon«, das. 1871, 2 Bde.),
um seine Biographie haben sich außer Frauenstädt, der auch »Memorabilien« (bei Lindner, s. unten),
»Aus Schopenhauers handschriftlichem Nachlaß« (das. 1864) und »Lichtstrahlen« aus Schopenhauers Werken (6. Aufl., das. 1888) herausgab, E. O. Lindner (»S. Von ihm. Über ihn, Memorabilien etc.«, Berl. 1863) und vor allen Gwinner (»S. aus persönlichem Umgang«, Leipz. 1862; 2. Aufl. als »Schopenhauers Leben«, 1878) verdient gemacht. Neuerlich erschien der »Briefwechsel zwischen S. und J. A. ^[Johann August] Becker« (Leipz. 1883). In Frankreich ist S. durch Foucher de Careil (»Hegel et S.«, Par. 1862; deutsch, Wien 1888),
Ribot (»La philosophie de S.«, 1874) und neuestens durch die Übersetzungen seiner Hauptschriften von Kantakuzenos, Reinach u. a., in England durch H. Zimmern (»A. S., his life and his philosophy«, Lond. 1877) und seitdem durch die Übersetzung seines Hauptwerkes von Haldane und Kemp (das. 1883-86, 3 Bde.) eingeführt worden. Über seine Philosophie vergleiche außer der noch unübertroffenen Rezension Herbarts über die erste Auflage des Schopenhauerschen Hauptwerkes (im 12. Band seiner »Sämtlichen Werke«, S. 377 ff.): Haym, Arthur S. (Berl. 1864); Busch, Arthur S. (2. Aufl., Münch. 1878); R. v. Koeber, Die Philosophie A. Schopenhauers (Heidelb. 1888). Die umfangreiche S.-Litteratur stellten Laban (»Die S.-Litteratur«, Leipz. 1880) und Grisebach (»Edita und Inedita Schopenhaueriana«, das. 1888) zusammen.
s. Melocactus. ^[= Salm Dyck (Melonenkaktus), Gattung aus der Familie der Kakteen, kugelrunde ...]
Bezirksamtsstadt im bad. Kreis Lörrach, an der Wiese, Knotenpunkt der Linien Basel-Todtnau und Leopoldshöhe-Säckingen, 375 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine Realschule, ein Amtsgericht, eine Bezirksforstei, Baumwollspinnerei und -Weberei, Papier- und Thonwarenfabrikation, [* 75] eine mechanische Werkstätte, Bleichen, Holzhandel und (1885) 2733 meist evang. Einwohner.
Südwestlich davon Dorf Dossenbach, wo ein Gefecht zwischen württembergischen Truppen und einer Freischar unter Herwegh stattfand.
s. Hühnervögel. ^[= (Gallinae, hierzu Tafel "Hühnervögel", oder Scharrvögel, Rasores), Ordnung der ...] [* 76]
Johann Daniel, Geschichts- und Altertumsforscher, geb. zu Sulzburg i. Br., studierte zu Basel [* 77] und Straßburg, [* 78] erhielt hier 1720 einen Lehrstuhl der Geschichte und der Beredsamkeit sowie 1727 das Kanonikat zu St. Thomas, ward 1760 französischer Historiograph; starb Er schrieb unter anderm: »Alsatia illustrata« (Kolm. 1751-61, 2 Bde.) und »Historia Zaringo-Badensis« (Karlsr. 1763-66, 7 Bde.) und gab mit Lamey die »Alsatia diplomatica« (Mannh. 1772-75, 2 Bde.) heraus. Seine reiche Bibliothek sowie seine Sammlung von Altertümern vermachte er der Stadt Straßburg, wo sie beim Bombardement mit der Stadtbibliothek zu Grunde gingen.
um eine horizontale Achse rotierende Räder, welche mit einem Teil ihres Umfangs in Wasser tauchen und mit kleinen Gefäßen besetzt sind, die sich mit diesem Wasser füllen und es in eine Rinne ausgießen, sobald sie ihren höchsten Stand erreicht ¶
haben. Die Gefäße oder Eimer können beweglich sein, hängen dann z. B. an runden Nägeln und kippen, indem sie mittels eines an ihrer Seite angebrachten Bügels an den Rand der Rinne streifen. Sind die Gefäße fest, so müssen sie so gestellt sein, daß sie in der höchsten Stellung ihr Wasser freiwillig ausfließen lassen. Hierher gehört das uralte chinesische Schöpfrad, dessen Gefäße aus Bambusrohr bestehen. Anstatt die Radperipherie mit einzelnen Gefäßen zu besetzen, führt man auch den ganzen Radkranz als Hohlraum aus, der durch Scheidewände, die der Radachse parallel sind, in Zellen geteilt wird (Zellenräder). Diese Zellen erhalten auf der Peripherie oder seitlich die zum Schöpfen und Ausgießen erforderlichen Öffnungen. Hierher gehören auch das Trommelrad (das Tympanum der Alten) und das Schneckenrad. Die S. werden meist durch ein auf ihrer Achse sitzendes Wasserrad [* 81] betrieben, können aber auch durch Menschen-, Tierkräfte oder einen andern Motor mit Zahnrädern in Gang [* 82] gesetzt werden.
die Hervorrufung des Alls durch den göttlichen Willen aus Nichts, auf der hebräischen und babylonischen Kosmogonie beruhendes jüdisches und christliches Dogma, womit schon die Apologeten des 2. Jahrh. den meist zugleich Theogonien darstellenden Kosmogonien des Heidentums, insonderheit auch der griechischen Vorstellung von einer ewigen Materie, gegenübertraten. Während Gott unter letzterer Voraussetzung nur Weltbildner wäre, betont daher schon das sogen. apostolische Glaubensbekenntnis den »allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde«.
Später unterschied man, um die griechisch-philosophische und die christlich-religiöse Ansicht zu vermitteln, eine erste S. (die des Chaos) und eine zweite (die der sechs Tagewerke oder Zeiträume). Während man sich aber theologischerseits selbst neuerdings noch bemühte, die althebräische Schöpfungssage vor der neuern Naturkunde zu rechtfertigen, entschieden der gleiche Charakter jener mit der altassyrischen Sage, die Art und doppelte Gestalt der Überlieferung und der Widerspruch mit der Naturwissenschaft für die mythische Ansicht in mancherlei Formen, und mit wenigen Ausnahmen reduzieren heute auch die streng bibelgläubigen Dogmatiker den Kern der Schöpfungslehre auf den Satz, daß die zeitlich-räumliche Welt ihren Grund in einem bewußten und freien Willensakt Gottes habe.
Unter dem Einfluß der geologischen Erkenntnis, daß der Bau der Erdrinde auf eine allmähliche Entstehungsweise hindeutet, und daß die Erdoberfläche in mannigfachen, aufeinander folgenden Epochen von den heute lebenden völlig verschiedene Tier- und Pflanzengeschlechter getragen hat, begann das von einigen Kirchenlehrern aufgestellte Dogma von der plötzlichen Erschaffung des Weltalls mit allem, was sich darin regt und bewegt, der Idee einer allmählichen Entwickelung der lebendigen wie der leblosen Welt Platz zu machen.
Nachdem man lange den geschichteten Bau der Erdrinde und ihre Versteinerungen als Überreste der Sintflut (s. Diluvianismus) betrachtet hatte, sind seit dem ersten Erscheinen von Buffons »Epochen der Natur« (1749) Versuche aufgetaucht, den mosaischen Schöpfungsbericht und die Geologie [* 83] durch sogen. Konkordanz- oder Harmonisierungshypothesen zu vermitteln, indem man entweder den erstern nur auf die im Menschen gipfelnde letzte S. (in der sogen. Restitutionstheorie) bezog und alle frühern Schöpfungen in das Chaos verwies, oder die geologischen Perioden der Erdbildung als die bildlich zu verstehenden sechs Schöpfungstage der Bibel [* 84] ausdeutete. An solchen Versuchen, Theologie und Wissenschaft zu versöhnen, ist namentlich die englische Litteratur ungemein reich; allein nachdem Lyell nachgewiesen, daß die Veränderungen der Erde nicht in wohlgetrennten Perioden (s. Katastrophentheorie), sondern in ununterbrochener Folge, wie noch heute, vor sich gegangen sind, und seitdem durch Darwins Auftreten die Ansicht einer langsamen Entwickelung der höhern Lebensformen aus niedern bei den Naturforschern die Oberhand gewonnen hat, beschränken sich die Vermittelungsvorschläge der Theologen auf eine Rückkehr zum Standpunkt des heil. Augustin, welcher eine mittelbare S. (creatio indirecta) lehrte, wonach Pflanzen und Tiere, ja selbst der Mensch im Anbeginn der Dinge nur der Anlage nach erschaffen worden wären, um sich, wenn ihre Zeit gekommen sei, zu entwickeln. Vgl. Kosmogonie.
s. Darwinismus. ^[= (Darwinsche Theorie), dasjenige naturphilosophische System, welches Charles Darwin zur Erklärung ...]
s. Baumwachtel. ^[= (Ortyx Steph.), Vogelgattung aus der Ordnung der Scharrvögel, der Familie der Waldhühner ...]
1) (lat. Scioppius) Kaspar, ein durch Scharfsinn ausgezeichneter, aber durch seine maßlose Streitlust und Schmähsucht berüchtigter Philolog, geb. zu Neumark in der Pfalz, studierte zu Heidelberg, [* 85] Altdorf und Ingolstadt [* 86] und ging 1598 in Rom [* 87] zum Katholizismus über. Wegen eifriger Verteidigung desselben erhielt er den Titel eines Grafen von Clara Valle in Spanien [* 88] und eines Patriziers von Rom. Doch allmählich wandte er sich gegen alles, was von Bedeutung war, besonders gegen die Jesuiten; selbst Cicero, Varro und vollends die Lateiner der nachaugusteischen Ära meisterte er schonungslos.
Allgemein verhaßt, so daß er seine Werke zum Teil pseudonym veröffentlichen mußte, fand er nirgends bleibenden Aufenthalt und starb in Padua. [* 89] Er hat besonders Verdienste um die Reinigung des Latein. Hierher gehören: »Grammatica philosophica«, sein Hauptwerk (Mail. 1628 u. öfter; dazu das unter dem Pseudonym des Mariangelus de Fano Benedicti erschienene »Auctuarium«);
»Observationes linguae latinae« (Frankf. 1609);
die Ausgabe von Sanctius' »Minerva« (mit Anmerkungen, Padua 1663) u. a. Sonst nennen wir: »Verisimilium libri IV« (Nürnb. 1596);
»Suspectarum lectionum libri V« (das. 1597);
»De arte critica« (das. 1597);
»Scaliger hypobolimaeus« (gegen Scaliger, Mail. 1606);
»Paradoxa litteraria« (das. 1628);
»De scholarum et studiorum ratione« (Padua 1636).
2) Amalie Emma Sophie, geborne Weise, Schriftstellerin, geb. zu Burg auf der Insel Fehmarn, kam durch die zweite Verheiratung ihrer Mutter nach Hamburg, widmete sich hier mit Eifer dem Studium der Litteratur und gründete ein Erziehungsinstitut für Töchter. Ihre 1811 mit S., Doktor der Rechte in Hamburg, eingegangene Ehe wurde durch den Tod desselben bald wieder gelöst. Sie siedelte 1851 nach Amerika [* 90] über, wo sie in Schenectady starb. Außer zahlreichen Romanen und Jugendschriften veröffentlichte sie auch »Erinnerungen aus meinem Leben« (Altona [* 91] 1838, 2 Bde.).
früheres Flüssigkeitsmaß im südlichen Deutschland und in der Schweiz, [* 92] der halben Weinflasche entsprechend;
1868-84 = 0,5 Lit.
(Schöffen), s. Schöffengerichte. ^[= Die ältere germanische Gerichtsverfassung beruhte auf dem Zusammenwirken der Richter, als der ...]
(Scheppenstedt), alte Stadt im braunschweig.
Kreis Wolfenbüttel, [* 93] an der Altenau und der Linie Jerxheim-Braunschweig der Braunschweigischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, ein Kriegerdenkmal, 2 Zuckerfabriken, Spiritusbrennerei, Metallwarenfabrikation, Ziegelbrennerei, 6 Mühlen [* 94] und (1885) 3328 meist evang. Einwohner. ¶
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, [* 96] Kreis Kattowitz, [* 97] Knotenpunkt der Linien Tarnowitz-S., Kosel-Oswiecim und S.-Sosnowice der Preußischen Staatsbahn, hat Steinkohlengruben, eine große Zinkhütte (Wilhelminenhütte), Maschinenölfabrikation und (1885) 5200 meist kath. Einw.
s. v. w. Hammel, ^[= s. v. w. s. Schaf.] s. Schaf, [* 98] 383.
Jan van, niederländ. Maler, geb. zu Schoorl (Scorel) bei Alkmar, war Schüler des Willem Cornelisz zu Haarlem, [* 99] des Jacob Cornelisz zu Amsterdam und des Jan Mabuse zu Utrecht, [* 100] bildete sich dann in Nürnberg [* 101] unter dem Einfluß Dürers und in Italien, war 1522-23 in Rom und kehrte um 1525 nach den Niederlanden zurück, wo er in Alkmar, Gent, [* 102] Haarlem und zuletzt in Utrecht thätig war. Er starb daselbst als Kanonikus S. ist derjenige holländische Maler, welcher für die Nachahmung der Italiener bahnbrechend wirkte.
Seine Hauptwerke sind: ein Flügelaltar in der Kirche zu Ober-Villach in Kärnten (1520, noch unter dem Einfluß Dürers), Temperabilder aus dem Alten Testament (Kirche zu Warmenhuizen bei Alkmar), Kreuzigung (1530, Provinzialmuseum zu Bonn), reuige Magdalena und Bathseba im Bad [* 103] (Amsterdam) und David, Goliath tötend (Dresden, Galerie). Freier vom italienischen Einfluß sind seine Bildnisse (darunter das seiner Geliebten Agathe van Schonhoven im Palazzo Doria zu Rom).
s. Watten. ^[= (holländ. Wadden oder ), die seichten Stellen an der niederländischen und deutschen ...]
(Eschara), eine krustenartige Lage abgestorbenen Gewebes, bald trocken, bald feucht, entsteht an Oberflächen der Haut [* 104] und aller Schleimhäute. Der S. kann hervorgebracht werden durch absichtliches Ertöten von Geweben durch Ätzmittel, Glüheisen, bei Vergiftungen mit starken Säuren und Alkalien, oder er entsteht beim selbständigen Gewebstod (Nekrose), z. B. auf Typhusgeschwüren, bei Heilung von Eiterbeulen der Haut, bei jeder Art der diphtherischen Erkrankung. »Heilung unter dem S.« bezeichnet eine Art der offenen Wundbehandlung, bei welcher der Luft freier Zutritt gewährt wird. Auch die eingetrockneten Borken, welche bei Krankheiten der behaarten Kopfhaut, Ekzem oder Grind entstehen, werden zuweilen als S. bezeichnet.
s. Pennalismus. ^[= (neulat., Pennalwesen), Inbegriff der Neckereien und Unbilden, welchen neuangekommene Studenten, ...]
s. v. w. Turmalin; ^[= Mineral aus der Ordnung der Silikate (Turmalingruppe), kristallisiert rhomboedrisch, ...]
Burghard, Freiherr von, Politiker, geb. im Schloß Herringshausen bei Lippstadt, [* 105] trat 1845 in ein Ulanenregiment, aus dem er nach zwölf Jahren als Premierleutnant wieder ausschied, um sich ganz der Bewirtschaftung seines Gutes Alst bei Burgsteinfurt zu widmen, wurde 1863 auch Mitglied des Landes-Ökonomiekollegiums, gründete den Westfälischen Bauernverein und ward dieser Verdienste wegen 1885 Mitglied des Staatsrats. Auch widmete er sich mit großem Eifer der politischen Thätigkeit im ultramontanen Interesse, wofür er zum Geheimen Kämmerer des Papstes ernannt wurde. Seit 1870 Mitglied des Abgeordnetenhauses, seit 1875 des Reichstags, gehört er zu den dreistesten, schlagfertigsten und humoristischten Rednern der Zentrumspartei. Doch legte er 1885 sein Reichstagsmandat nieder, weil er mit der Haltung der Zentrumspartei in agrarischen Fragen nicht einverstanden war. Seine Reden aus den Jahren 1872-79 erschienen Osnabrück [* 106] 1879.
s. v. w. Turmalinfels. ^[= wenig verbreitetes Gestein, aus Quarz und schwarzem Turmalin (in Körnern oder ...]
1) Ludwig von, Kunstschriftsteller, geb. zu Kastl in Franken, studierte zu Erlangen, [* 107] ließ sich nach längerm Aufenthalt zu Dresden in Stuttgart nieder, wo er die Redaktion des »Kunstblattes« übernahm, und wurde 1826 Professor der Kunstgeschichte und Ästhetik an der Akademie und Universität zu München. 1833 wurde er nach Weimar berufen, wo er an der Reorganisation der Kunstschule mitwirkte und die Malereien im neuen Schloßflügel leitete. Vom Großherzog 1839 in den Adelstand erhoben, starb er Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: »Beschreibung der Münchener Glyptothek« (Münch. 1830);
die mit Anmerkungen versehene Übersetzung von Vasaris »Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister« (Stuttg. 1832-37, Bd. 1 u. 2; fortgesetzt von Förster, Bd. 3-6, 1843-49);
»Umriß einer Theorie der bildenden Künste« (das. 1835).
2) Karl, Maler, Neffe des vorigen, geb. zu Düsseldorf, [* 108] besuchte die Düsseldorfer Akademie, dann von 1824 bis 1827 zu Paris die Ateliers von Gros und Ingres und kam mit Cornelius nach München, wo er sich bei einem zweiten Aufenthalt unter Heinr. Heß weiterbildete. 1832 begab er sich nach Berlin, von wo er 1847 als Akademieprofessor nach München berufen wurde. Er starb Seine Geschichts- und Genrebilder tragen den Charakter einer gewissen Unsicherheit in der Wahl der Stoffe, der Auffassung und Behandlung; aber sie zeigen auch einen gesunden Realismus in Form und Farbe und wirkten dadurch einflußreich. Seine Hauptwerke sind: Pygmalion;
Maria Stuart und Riccio;
Papst Paul III., wie er sich das von Cranach gemalte Bildnis Luthers vorzeigen läßt;
Cromwell, vor der Schlacht bei Dunbar seinen Generalen die Bibel auslegend (Museum zu Königsberg); [* 109]
das Verhör der Wiedertäufer nach der Einnahme von Münster [* 110] vor dem Bischof;
die Sündflut (Neue Pinakothek, von Piloty vollendet).
Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, an der Rems und der Linie Kannstatt-Nördlingen der Württembergischen Staatsbahn, 258 m ü. M., hat eine schöne gotische Kirche, ein altes Schloß, ein Frauenstift, ein Amtsgericht, Fabrikation von Fingerhüten, Knöpfen, Eisenmöbeln, Nähmaschinen, [* 111] Zigarren etc. besuchte Märkte und (1885) 4496 meist evang. Einwohner. - S. ward 1514 von den aufrührerischen Bauern besetzt, 1538-44 durch Herzog Ulrich in eine Festung [* 112] umgewandelt und 1688 durch den Mut der Frauen unter Anführung der Frau Bürgermeister Walch (später an den Bürgermeister Künkelün verheiratet) gegen Mélac gerettet, welche That in epischen und dramatischen Dichtungen von Paul Heyse und Karl Meyer verherrlicht worden ist.
(Schlot, Esse), aufrechter Kanal [* 113] zur Abführung der Verbrennungsgase einer Feuerung und zur Erzeugung des nötigen Luftzugs, durch welchen dem Brennmaterial die erforderliche Luft zugeführt wird. Der S. wirkt zugfördernd, weil die in ihm enthaltene Säule erwärmter Luft leichter ist als eine gleich hohe Säule der freien, kältern Luft. Je höher der S. ist, um so energischer befördert er den Zug. Schornsteine mit rundem Querschnitt sind zweckmäßiger als eckige, weil sie dem spiralförmig aufsteigenden Rauch weniger Hindernisse entgegensetzen. Aus dem letztern Grund sind Schornsteine mit möglichst glatten Innenwänden vorzuziehen. Eiserne Schornsteinröhren erfüllen diesen Zweck, leiden aber (besonders bei Feuerungen mit sehr schwefelhaltigen Steinkohlen) durch die Bildung von Schwefeleisen und Eisenvitriol. Gemauerte Schornsteine sind dagegen von weit längerer Dauer und ¶