Preßt man die gerösteten und gröblich gemahlenen
Bohnen in einer erwärmten
Presse,
[* 6] so erhält man das
Kakaofett und als Rückstand den entölten Kakao, welcher noch etwa 20-30 Proz.
Fett enthält, aber doch leichter verdaulich
als S. ist und als feines
Pulver in den
Handel kommt. In neuerer Zeit hat sich leicht lösliches Kakaopulver eingebürgert,
welches nach einer holländischen
Methode durch
Digerieren von entöltem Kakao mit
Soda- oder Pottaschenlösung
erhalten wird und ohne
Kochen durch einfaches Anrühren mit heißem
Wasser ein sofort genießbares
Getränk liefert. Die von
den gerösteten
Bohnen getrennten
Hülsen, welche, mit
Wasser gekocht, ein genießbares
Getränk liefern, bilden den
Kakaothee,
dienen aber auch als feines
Pulver sehr allgemein als Zusatz zu billiger S. Über die
Beschaffenheit einer
solchen belehrt man sich am besten bei der Benutzung.
Gute S. darf kein kleisteriges
Getränk und keinen starken Bodensatz
geben; billige
Sorten bestehen nie aus reinem Kakao und
Zucker.
Den
Gebrauch der S. fanden die
Spanier 1519 bei den Mexikanern vor. Die Kakaobohnen waren allgemein als
Münze im
Gebrauch und dienten allein zur Vermittelung des kleinen
Handels. 1000
Bohnen hatten etwa den Wert von 2,75 Mk.
Noch
heute dienen sie statt der Kupfermünze in der
ProvinzCostarica. Die alten Mexikaner bereiteten die
Bohnen in der noch heute
üblichen
Weise zur Benutzung als
Getränk vor und bewahrten die
Kakaomasse für den
Bedarf auf.
Zucker wurde
nicht benutzt, selten
Honig und
Gewürze; nur das niedere
Volk setzte sehr viel Maismehl hinzu und würzte das
Getränk reichlich
mit mexikanischem
Pfeffer.
Die
Spanier befreundeten sich zunächst gar nicht mit dem
Getränk, welches erst nach dem allgemeiner gewordenen
Gebrauch des
Zuckers schnell weite Verbreitung fand. Im J. 1520 schickten die
Spanier fertige S. nach dem Heimatsland,
wo nun bald
Fabriken entstanden, welche die Zubereitung der
Bohnen vervollkommten und namentlich auch in der Mischung der
Gewürze
große Fortschritte machten. Hier wie in
Mexiko
[* 7] wurde die S. sehr beliebt, und noch heute verbrauchen
die beiden
Länder die größte
Menge.
(lat.), im allgemeinen jeder, der sich mit
Lehren
[* 33] und Lernen beschäftigt, also überhaupt ein Mann der
Schule (insbesondere ein Schulpedant); speziell die
Philosophen des
Mittelalters, deren Untersuchungen,
Scholastik, Scholastizismus
genannt, sich auf die kirchliche
Theologie beschränkten und zwar nicht auf deren
Inhalt, denn dieser galt
als jeder
Prüfung unzugänglich, sondern lediglich darauf, ihn (nach Anleitung der aus dem
Altertum überlieferten
Philosophie)
zu systematisieren, zu begreifen und zu beweisen.
Die Scholastik verschwand im 15. Jahrh., doch hat sich die Eigentümlichkeit
ihrer Lehrart selbst aus protestantischen Universitäten bis ins 17. Jahrh. hinein erhalten und besteht noch jetzt in manchen
jesuitischen Schulen fort.
Vgl. Rousselot,
Études sur la philosophie dans le moyen-âge (Par. 1840-42, 3 Bde.);
Hauréau, Histoire de la philosophie scolastique (das. 1872-81, 2 Bde.);
Kaulich, Geschichte der scholastischen Philosophie (Prag
[* 36] 1863, Bd. 1);
In der Nationalversammlung 1871 bis 1876 gehörte er zur äußersten Linken, ebenso wie im Senat, dessen
lebenslängliches Mitglied er seit 1876 ist. Von seinen Schriften erwähnen wir noch: »Colonies étrangères et Haïti,
[* 40] résultats
de l'émancipation anglaise« (Par. 1843, 2 Bde.);
»Des colonies françaises. Abolition immédiate de l'esclavage« (1842);
»Histoire de l'esclavage pendant les deux dernières
années« (1847, 2 Bde.);
»Histoire des crimes du Deux Décembre« (1. u. 2. Aufl. 1852);
»La famille, la
propriété et le christianisme« (1873);
(griech.), kurze Randbemerkungen bald sprachlichen, bald sachlichen Inhalts zu einem großen Teil der alten
griechischen und römischen Schriftsteller, welche von alten Grammatikern (Scholiasten) herrühren und
meist das Verständnis des Textes erleichtern, bisweilen aber auch denselben kritisch berichtigen sollen.
Die Verfasser der
noch vorhandenen S. sind meist unbekannt, die Form derselben läßt aber auf eine Abfassung in den spätern christlichen
Jahrhunderten und in der byzantinischen Zeit schließen.
Jetzt versteht man unter S. überhaupt Anmerkungen
zur Erklärung eines Schriftstellers.
Aurélien, franz. Journalist und Schriftsteller, geb. zu
Bordeaux,
[* 42] Sohn eines Notars, begann schon mit 17 Jahren in der Pariser Tagespresse seine litterarische Thätigkeit und hat sich
seitdem auf einen der vornehmsten Plätze unter den Meistern der Boulevardlitteratur emporgeschwungen.
In allen Sätteln gleich gerecht, dabei seiner persönlichen Ausfälle und litterarischen Händelsucht wegen gefürchtet, schrieb
er in unzählige Blätter, namentlich in den alten »Figaro«, den »Nain jaune« und »Voltaire« (beide von ihm selbst gegründet),
Chroniken, die er neben mancherlei selbständigen Arbeiten in einer ansehnlichen Reihe von Bänden gesammelt herausgab. Einen
Band
[* 44] Gedichte veröffentlichte er unter dem Titel: »Denise« (1857 u. öfter). Für die Bühne schrieb er (zum Teil mit andern):
»Jaloux du passé« (1861);
Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »Histoire abrégée de la littérature grecque« (Par. 1813, 2 Bde.; 2. Aufl.
1824; deutsch, Berl. 1828-31, 3 Bde.);
»Histoire de la littérature romaine« (Par. 1815, 4 Bde.);
Nach seinem Tod erschienen noch: »Goethe in den Hauptzügen seines Lebens und Wirkens« (Berl. 1882) und »Gesammelte
Aufsätze zur klassischen Litteratur« (das. 1884). Vgl. Friedr. Schöll, Adolf S. (Berl. 1883).
(Flachfische, Plattfische, PleuronectoideiFlem.), Fischfamilie aus der Ordnung der
Weichflosser, Knochenfische
mit stark zusammengedrücktem, sehr hohem Körper, dessen nach oben gekehrte Seite gefärbt ist, während
die andre, dem Boden zugekehrte farblos, nur zuweilen gefleckt ist; beide Augen stehen bald auf der rechten, bald auf der linken,
stets aber auf der gefärbten Seite, auf welcher auch die Brustflossen stärker entwickelt oder überhaupt nur vorhanden
sind; Rücken- und Bauchflossen sind sehr lang, ohne Teilungen, die Schwanzflosse ist normal gebildet,
aber, wie der Körper, auf beiden Seiten verschieden gefärbt, im Maul stehen meist starke oder bürstenförmige Zähne.
[* 57]
Die S. leben meist gesellig an seichten, sandigen Stellen des Meers, schwimmen, die Augenseite nach oben gerichtet, und liegen
meist flach auf dem Grund, auf Beute lauernd. Sie sind sehr gefräßige Raubfische und nähren sich von
Fischen, Krebstieren, Würmern und Muscheln;
[* 58] ihr Färbung ist dem Boden angepaßt und wechselt mit diesem sehr oft und schnell;
sie sind daher auch schwer zu finden, wenn sie sich beim Niederlassen mit aufgewirbeltem Kies und Sand
bestreuen. Wohl alle wandern zu verschiedenen Zeiten des Jahrs aus tiefern Meeresteilen in flachere und erscheinen in den einzelnen
Buchten etc. sehr regelmäßig, ohne daß man weiß, ob und wie weit das Fortpflanzungsgeschäft
mit diesen Wanderungen zusammenhängt.
Einige kommen auch in den Flußmündungen vor und steigen weiter die Flüsse
[* 59] hinauf. Sie haben ihre größte
Verbreitung in der gemäßigten Zone, und nach Norden
[* 60] nimmt die Artenzahl schnell ab. Sie laichen auf sandigem Grund oder zwischen
Meerpflanzen im Frühjahr, und die Jungen bemerkt man Ausgangs des Sommers. Die Bedeutung der S. für den Haushalt ist ungemein
groß, im Norden werden die größern Stücke gesalzen, getrocknet, auch geräuchert, aber auch in England,
Frankreich, Holland, Deutschland werden sehr große Quantitäten zum Teil frisch verbraucht, zum Teil geräuchert.
Die GattungScholle (PleuronectesGthr., PlatessaCuv.) umfaßt Fische
[* 61] mit verschoben viereckigem oder eirundem Körper, nicht ganz
bis zur Schwanzflosse reichender breiter Rücken- und Afterflosse, von denen die erstere über dem Auge
[* 62] beginnt, kleinen oder fehlenden Schuppen, besonders auf der Blindseite entwickelten Kiefern, einreihig geordneten schneidenden
Zähnen und Pflasterzähnen auf den Schlundknochen und mit meist auf der rechten Seite stehenden Augen.
Der Goldbutt (Platteisen, gemeine Scholle, P.PlatessaL.), bis 60 cm lang und 7 kg schwer, meist braun, grau
gemarmelt, gelb gefleckt, auf der Blindseite gelblich- oder gräulichweiß, findet sich von den Küsten von Frankreich bis
Irland und in der Ostsee. Der Flunder (Teerbutt, P. FlesusL.), ebendaselbst und in allen größern FlüssenDeutschlands
[* 63] (bis
Magdeburg,
[* 64] Mainz, in der Mosel), Hollands, Nordwestfrankreichs und Englands, bis über 30 cm lang, bis 3 kg
schwer, mit bisweilen auf der linken Seite stehenden Augen, graubraun mit dunklern Flecken, auf der Blindseite weißlich, fein
schwarz punktiert, hat, wie der vorige, schmackhaftes Fleisch und wird in großen Mengen geräuchert.
Die Heilbutten (HippoglossusCuv.) haben einen gestrecktern, schmälern Leib, weites Maul, auf beiden Seiten
annähernd gleich entwickelte Kiefern und Zähne, eine nicht die ganze Oberseite einnehmende, über dem Auge beginnende Rücken-
und eine verhältnismäßig kleinere Afterflosse, kleine Schuppen und auf der rechten Seite stehende Augen. Der Heilbutt (Riesenscholle,
Pferdezunge, H. vulgarisFlem.), bis 2 m lang und 200 kg schwer, braun, auf der
¶
mehr
Blindseite weiß, lebt besonders im hohen Norden, auch an den englischen und dänischen Küsten, selten in der Ostsee, zieht
im Frühjahr aus der Tiefe in die flachern Buchten und ist für die Nordländer ein sehr wichtiger Nährfisch. Die Butten (RhombusGthr.) haben den breitesten Körper, einen weiten Mund, Bürstenzähne in schmaler Binde, eine über der
Schnauze beginnende Rückenflosse, sehr große Afterflosse, kleine oder gar keine Schuppen und auf der linken Seite stehende
Augen.
bis 1,25 m lang und 35 kg schwer, auf der Augenseite
höckerig, braun gemarmelt und heller gefleckt, auf der Blindseite weiß, lebt in der Nord- und Ostsee,
im Mittelmeer, auch in der Unterweser und Geeste und war schon bei den Römern sehr geschätzt. Der Glattbutt(R. laevisCuv.), 40 cm
lang, bis 4 kg schwer, mit glatter Augenseite, braun, dunkelbraun gemarmelt, perlenartig hell gefleckt, hat dieselbe
Verbreitung wie der vorige. Die Zungenschollen (Soole, SoleaGthr.) haben einen länglichen Körper, abgerundete, schnabelartige
Schnauze, auf der rechten Seite stehende Augen, eine enge, nach links gedrehte Mundspalte, nur an der blinden Seite stehende
Hechelzähne, eine an der Schnauze beginnende und bis zum Schwanz verlaufende Rückenflosse, zuweilen auf einer oder
beiden Seiten fehlende Brustflossen und sehr große Afterflosse.
Die Zunge (Seezunge, S. vulgaris Quensel), bis 60 cm lang und bis 4 kg schwer, auf der Augenseite schwarz, auf der Blindseite
bräunlich, findet sich an allen westeuropäischen Küsten bis zum Eismeer, dringt auch in die Flüsse ein, findet sich in der
Ostsee bis Kiel
[* 67] und ist ihres zarten Fleisches halber sehr geschätzt. S., Butten und Zungen besitzen große
Lebenszähigkeit, halten sich auch in der Gefangenschaft vortrefflich, verlangen nicht einmal Seewasser, gedeihen in Teichen
sehr gut, pflanzen sich hier auch fort und sind (namentlich junge Tiere) für Aquarien sehr empfehlenswert.
Johannes Henricus, das Haupt der kritischen Theologie in Holland, geb. zu Vleuter, nahm 1831 an dem
Feldzug gegen Belgien teil, studierte 1832-36 in Utrecht,
[* 69] wurde 1838 reformierter Pfarrer in Meerkerk, 1840 Professor
am Athenäum in Franeker und 1843 an der UniversitätLeiden,
[* 70] wo er, seit 1881 emeritiert, starb. Der erste Teil seiner
Wirksamkeit war der Dogmatik und der Religionsphilosophie gewidmet. Die bezüglichen Schriften sind: »Leer
[* 71] der hervormde
kerk in hare grondbeginselen« (Leid. 1848-50, 4. Ausg. 1861-62; deutscher Auszug von Nippold in der »Zeitschrift für historische
Theologie« 1865) und die auch deutsch erschienenen Werke: »Geschichte
der Religion und Philosophie« (Leid. 1853, 3. Aufl. 1863; deutsch von Redepenning, Elberf.
1868) und »Der freie Wille« (Leid. 1859; deutsch von Manchot, Berl. 1874). Der Grundgedanke ist die
schlechthinnige Abhängigkeit des Menschen von Gott, der ihn determiniert, so daß der Mensch die eigne Kraft
[* 72] als eine ihm innewohnende
Gottesmacht, das eigne Denken und Wirken als inneres Offenbaren, Rufen und ZiehenGottes betrachten und darin seine persönliche
Würde finden darf.
Die zweite Hälfte seiner Wirksamkeit war der neutestamentlichen
Kritik gewidmet, in welcher Beziehung
er in Holland eine ähnliche Stellung einnimmt wie einst der TübingerBaur in Deutschland. Unter seinen vielen hierher gehörigen
Werken nennen wir: »Historisch-kritische inleiding tot de schriften des Nieuwen Testaments« (Leiden 1855, 2. Aufl. 1856);
»Geschiedenis
der christelijke godgeleerdheid gedurende het tijdperk des Nieuwen Testaments« (das. 1856, 2. Aufl. 1857);
»Het evangelie naar Johannes« (das. 1864; deutsch von Lang, Berl. 1867);
»De oudste getuigenissen aangaande de schriften des
Nieuwen Testaments« (1866; deutsch von Manchot,Brem. 1867);
»Het oudste evangelie« (Leid. 1868; deutsch von Redepenning, Elberf.
1869);
»Het Paulinisch evangelie« (Leid. 1870; deutsch von Redepenning, Elberf. 1881);
»Die vornehmen Wirte« (1883) sowie eine Anzahl
kleinerer und größerer Vokal- und Instrumentalwerke. Ferner veröffentlichte er nach den hinterlassenen
ManuskriptenDehns eine »Lehre
[* 88] vom Kontrapunkt« (Berl. 1859, 2. Aufl. 1882).
GeorgFriedrich, bedeutender Philolog und Altertumsforscher, geb. zu Stralsund,
[* 89] gebildet in Anklam,
[* 90] studierte 1809-12 zu Greifswald
[* 91] und Jena,
[* 92] ward 1813 Konrektor in Anklam, 1814 am Gymnasium zu Greifswald, habilitierte sich 1820 an der
dortigen Universität, wurde 1823 außerordentlicher und, nachdem er 1826 sein Schulamt niedergelegt hatte, 1827 ordentlicher
Professor der alten Litteratur und Beredsamkeit, 1844 auch erster Bibliothekar, 1852 GeheimerRegierungsrat; starb S.
hat sich besonders um die griechischen Staats- und Gerichtsaltertümer verdient gemacht. Hierher gehören: »De comitiis Atheniensium«
(Greifsw. 1819);
»Der attische Prozeß« (mit Meier, Halle 1824; neue Ausg. von Lipsius, Berl. 1883-87, 2 Bde.);
»Antiquitates juris publici Graecorum« (Greifsw.
1838) und »GriechischeAltertümer« (Berl. 1855-59, 2 Bde.; 3. Aufl. 1871 bis
1873).
Im Zusammenhang damit standen eine Übersetzung (Stuttg. 1830) und eine Ausgabe (Greifswald 1831) der Reden
des Isäos sowie eine Ausgabe von Plutarchs »Agis et Cleomenes« (das. 1839). Seinen Forschungen über das Religionswesen der
Alten entsprangen die Übersetzung von Äschylos' »Gefesseltem Prometheus« (Greifsw. 1843) und »Eumeniden« (das. 1845) sowie
die Ausgaben von Ciceros »De natura deorum« (Berl. 1850, 4. Aufl. 1876),
von Hesiods »Theogonie« (das. 1868)
und dessen sämtlichen Werken (das. 1869). Von seinen eingehenden grammatischen Arbeiten nennen wir »Die Lehre von den Redeteilen
nach den Alten« (Berl. 1862). Eine Auswahl seiner akademischen Abhandlungen ist in den »Opuscula
academica« (Berl. 1856-71, 4 Bde.)
enthalten.
1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz,
[* 96] Kreis
[* 97] Landeshut, an der Zieder, nahe der
böhmischen Grenze, 532 m ü. M., hat eine neue evangelische und eine kath.
Kirche, ein Amtsgericht, Leinweberei, 2 Dampfroll- und Appreturanstalten, Fabrikation von Würstchen und (1885) 2141 meist
kath. Einwohner. - 2) Stadt im württemberg.
Nach kurzem Besuch seines Vaterlandes stellte ihn die britische Regierung 1840 an die Spitze einer Kommission,
welche die Grenzen
[* 102] des britischen Guayana aufnehmen sollte. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Expedition, die ebenfalls
vier Jahre in Anspruch nahm, beschrieb sein BruderRichard (geb. 1811 zu Freiburg,
seit 1865 Direktor des botanischen Gartens in Adelaide),
[* 103] der ihn als Botaniker begleitet hatte, in dem Werk »Reisen in Britisch-Guiana 1840-44« (Leipz. 1847-48, 3 Bde.).
¶
mehr
S. veröffentlichte ferner: »History of Barbadoes« (Lond.
1847) und »The discovery of the empire of Guiana by Sir W. Raleigh« (das. 1848). Bei seiner Rückkehr 1845 in den Ritterstand
erhoben, wurde S. 1848 zum britischen Konsul und Geschäftsträger bei der Dominikanischen Republik ernannt, schloß hier im
Mai 1850 einen für England vorteilhaften Handelsvertrag ab und vermittelte den Frieden mit dem KaiserSoulouque. 1857 ging
er als englischer Konsul nach Bangkok,
[* 105] kehrte aber im April 1864 krank nach Europa
[* 106] zurück und starb in Schöneberg
bei Berlin.
(Somlyó-Vásárhely), Dorf im ungar. KomitatVeszprim, Station der Ungarischen Westbahn, am
Berg Somló, wo ein berühmter Weißwein wächst, mit (1881) 1791 Einw.
Beim Thronwechsel 1840 war die ProvinzPreußen die erste, welche die preußische Verfassungsfrage von neuem in Anregung brachte,
und S. unterstützte dieselbe durch seine Denkschrift »Woher und wohin?« S. ward auch unter Beibehaltung
seines Postens als Oberpräsident zum Staatsminister ernannt und wiederholt nach Berlin berufen; doch stimmten seine freisinnigen,
streng philosophischen Ansichten so wenig mit denen des KönigsFriedrichWilhelm IV. überein, daß er 1842 aus dem Staatsdienst
ausschied, wobei ihn der König zum Burggrafen von Marienburg
[* 111] ernannte, dessen Schloß er zu restaurieren
begonnen hatte. S. lebte seitdem auf seinem GutArnau bei Königsberg, wo er starb.
Über seine Memoiren und Briefe, welche sein Sohn unter dem Titel: »Aus den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg,
Th. v. S.« (Halle
u. Berl. 1875-81, 5 Bde.)
herausgab, entspann sich ein lebhafter litterarischer Streit, da verschiedene Behauptungen Schöns über seinen Anteil an der
Steinschen Reform und seine Urteile über seine Zeitgenossen als unrichtig und übertrieben angefochten wurden.
ChristophOtto, Freiherr von, Dichter, geb. zu Amtitz in der Niederlausitz, wurde als sächsischer
Leutnant wegen seines epischen Gedichts »Hermann« (Leipz. 1751, 4. Aufl. 1805) von Gottsched in Leipzig 1752 zum Dichter
gekrönt und Klopstock und dessen Freunden entgegengestellt. Aber schon das Epos »Heinrich der Vogler« (Berl. 1757) sowie mehrere
Oden, Trauerspiele etc., noch mehr die gegen Klopstock gerichtete anonyme Schmähschrift »Die ganze Ästhetik in einer Nuß« (das.
1745) erwiesen die völlige Bedeutungslosigkeit dieses Vertreters eines überwundenen Schulgeschmacks. Er starb vergessen in
Amtitz.
1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, an der Katzbach, hat eine neue evangelische und eine kath.
Kirche, ein Amtsgericht, eine große Mahlmühle mit Lohfabrik und (1885) 1528 Einw. -
2) Bezirksamtsstadt im bad. KreisLörrach, an der Wiese, 542 m ü. M., hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht,
eine Bezirksforstei, Baumwollspinnerei und -Weberei und (1885) 1299 Einw. -
5) Fabrikdorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Schluckenau, an der EisenbahnRumburg-Nixdorf, mit Fabrikation von Band-,
Knopf- und Posamentierwaren und (1880) 3134 Einw. -
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Eger,
[* 114] nahe der sächsischen Grenze, mit einer Musikfachschule
und (1880) 2967 Einw., welche sich hauptsächlich mit Verfertigung
musikalischer Instrumente beschäftigen.
Nahe dabei die Baumwollspinnerei und -Weberei Leibitschgrund.
(Schembert, v. mittelhochd. scheme, Maske, Larve), Maske mit Bart, daher das sogen. Schönbartlaufen,
eine der Metzger- und Messererzunft von Nürnberg 1349 von Karl IV. nach dem damaligen großen Aufruhr der NürnbergerZünfte
für »ewige Zeiten« gestattete Fastnachtslustbarkeit, welche in einem glänzenden Maskenumzug bestand, aber schon 1539 vom
Rat untersagt und aufgehoben wurde.
Diese Umzüge oder Schönbartspiele wurden jedesmal in den dazu bestimmten
Schönbartbüchern beschrieben und abgebildet.