über liegen, ohne zu schmelzen. Die Schneedecke der
Gebirge steigt im
Winter gegen die
Niederungen herab und zieht sich im
Sommer wieder gegen die Gipfel der
Gebirge zurück. Jene Höhengrenze, bis zu welcher sich der S. der
Gebirge im
Sommer zurückzieht,
bezeichnet man als
Schneegrenze oder
Schneelinie, auch dieGrenze des ewigen (besser fortdauernden) Schnees
genannt. Sie ist von zwei klimatischen
Faktoren abhängig: von der Sommerwärme und von der
Mächtigkeit der winterlichen Schneemengen.
Die
Schneelinie fällt deshalb keineswegs mit der Jahresisotherme von 0° zusammen, sondern liegt bald über, bald unter
dieser Jahresisotherme, je nach dem
Verhältnis der Sommerwärme zu der
Menge des im
Winter gefallenen Schnees.
Die mittlere Jahrestemperatur an der
Schneelinie sinkt um so tiefer unter den
Gefrierpunkt des
Wassers, je kontinentaler das
Klima
[* 2] (s. d.) und je geringer die Schneemenge des
Winters ist. Deshalb ist auch die jahreszeitliche
Wanderung der untersten
Schneegrenze in jenen Gegenden am größten, wo der Unterschied zwischen Sommerhitze und Winterkälte
am größten ist, also im kontinentalen
Klima; sie ist im Küstenklima kleiner und sehr klein unter dem
Äquator, wo namentlich
in den
Höhen der
Schneegrenze fast kein Wärmewechsel der
Jahreszeiten
[* 3] mehr besteht. Nachstehende Zahlenangaben geben eine
Übersicht der Höhengrenze der
Linie des »ewigen Schnees« unter verschiedenen
Breitengraden und verschiedenen klimatischen Verhältnissen:
1) höchster Gipfel der niederösterreich.
Alpen,
[* 9] 2075 m hoch, von der
Raxalpe durch das
wildromantische, von der
Schwarza durchflossene
Höllenthal getrennt, nordöstlich gegen das Buchberger
Thal
[* 10] schroff abfallend,
wegen seiner ausgezeichneten Fernsicht namentlich von
Wienern stark besucht, mit Alpengasthaus. Von seinen Abhängen nimmt
die
Wiener Hochquellenleitung ihren Ausgangspunkt (Kaiserbrunnen im
Höllenthal).
In der
Nähe der große
Filzteich, welcher 1783 seineDämme durchbrach und mehrere Ortschaften und
Bergwerke
bedeutend beschädigte, ferner der 16 km lange, teilweise in
Felsen gesprengte Flößgraben, der tiefe Fürstenstollen und
der
Marx-Semler-Stollen, welche die meisten
Gruben der Umgegend lösen. Die Stadt verdankt ihre
Existenz dem
Bergbau; wurde
die
Zeche St.
Georg erschürft, und bereits 1481 erhielt S. Stadtgerechtigkeit.
Vgl.
Lehmann,
Chronik von
S. (Schneeb. 1837-40, 3 Bde.).
(Schneedruck), die
Beschädigungen, welche an
Bäumen durch die
Schwere sehr großer
Schneemassen verursacht werden. Durch S. werden die
Bäume am
Schaft, im Wipfel, an den
Ästen oder
Zweigen einzeln oder in
Horsten
und größern
Massen gebrochen (Schaftbruch, Wipfelbruch, Astbruch, Zweigbruch, Einzelbruch, Nesterbruch, Massenbruch); der
Schneedruck bewirkt kein Zerbrechen, sondern ein Niederbiegen und Umlegen von schwächern
Stämmen. Am gefährlichsten ist
der S. bei den wintergrünen
Nadelhölzern, namentlich bei
Kiefer und
Fichte.
[* 15] Gebirgslagen zwischen 400 und 700 m,
Ost- und Nordosthänge sind demselben am meisten ausgesetzt.
Naß fallender
Schnee mit darauf folgendem
Frost, abermaligem starken
Schneefall und hinzutretendem
Wind¶
mehr
bewirken in Nadelholzrevieren oft bedeutende Waldverwüstungen. In Gemeinschaft mit S. und Schneedruck und ähnlich in den
Wirkungen treten häufig Reif- (Duft-) und Eisanhang auf. Duftbruch kommt hauptsächlich in der Höhenzone von 600-1000 m ü. M.
und besonders in Örtlichkeiten vor, die dem Zuströmen sehr kalter Nebelmassen ausgesetzt sind (nördliche Vorterrasse der
Schneeeifel, Nordrand des Brockengebirges im Harz, Nordwestabdachung des Erzgebirges etc.). Der Schaden
verursachende Duftabhang bildet sich meist bei hohem Luftdruck, beim Herumgehen des Windes aus Süden oder W. nach N. oder O.
und sinkender Luftwärme.
Eisbruch ist in verheerender Gestalt im letzten Vierteljahrhundert zweimal in Deutschland
[* 17] beobachtet worden (1858 in der Pfalz, 1875 am
Nordharz, im Erzgebirge, Thüringer Wald, auf der Platte von Paderborn
[* 18] und am Nordabhang der Schneeeifel) und tritt ein, wenn
bei fortdauerndem Regen die Temperatur (bei meist niedrigem Barometerstand) unter den Gefrierpunkt sinkt und das Regenwasser
an den Kronen
[* 19] der Bäume festfriert. Eisbruch kommt unter Umständen in allen Höhenlagen vor.
Die Wirkung der genannten Schnee-, Duft- u. Eisbeschädigungen läßt sich durch folgende Maßregeln abstumpfen:
1) Begründung der Fichtenbestände durch weitständige Pflanzungen allseitig gleich entwickelter kräftiger Einzelpflanzen;
2) frühe, sehr vorsichtig zu führende und oft zu wiederholende, im Frühjahr vorzunehmende Durchforstungen;
4) Vermeiden des Anbaues der Kiefer in den Gebirgswaldungen, welche in der Schneebruchregion liegen, weil diese Holzart in
den Bergwäldern fast immer dieser Kalamität erliegt.
Vgl. Schubert, Schneewehen und Schneeschutzanlagen (Wiesb. 1887).
40 cm lang, 64 cm breit, im Winter weiß, mit schwarzen äußern Schwanzfedern und braunschwarzen
Streifen auf den sechs großen Schwungfedern, im Sommer braun, schwarz und weiß gezeichnet und dann mit
gerötetem Brauenkamm, bewohnt den Norden
[* 38] der Alten und der Neuen Welt, in Europa
[* 39] südlich und westlich bis Ostpreußen,
[* 40] streicht
im Winter etwas südwärts, aber nicht weiter als bis Ostpreußen, und überwintert noch massenhaft unter 67°
nördl. Br. Es findet sich in den Hochebenen und auf den Tundren an manchen Stellen sehr häufig, ist hochbegabt, dreist und
mutig, läuft ungemein schnell, fliegt leicht und schön, sucht im WinterSchutz im Schnee, nährt sich von allerlei Pflanzenstoffen,
im Winter nur von Birken- und Weidenknospen und frißt fast nur nachts. Es lebt paarweise, und das Weibchen
legt in einer flachen Vertiefung unter Gebüsch 9-15 und mehr gelbbraune, dunkelbraun gefleckte Eier,
[* 41] welche es mit größter
Hingebung ausbrütet.
Zum Winter vereinigen sich die Schneehühner in großen Scharen. Der Moorhahn erzeugt mit dem Birkhuhn einen Blendling, das Moorbirkhuhn
(L. lagopoides), welches deutlich seine Abstammung erkennen läßt und sich zu den Schneehühnern hält.
Das S. wird in großer Menge geschossen und gefangen und als schmackhaftes Wildbret von Skandinavien aus bis England und Deutschland
verschickt. Das Alpenschneehuhn (L. mutusLeach), 35 cm lang, 60 cm breit, ändert in der Färbung nach Ort und
Zeit so stark ab, daß man die Artzusammengehörigkeit aller Varietäten bestreiten konnte. Im Winter ist es mit Ausnahme der
schwarzen, hell gesäumten Steuerfedern ganz weiß.
Über den Augen steht eine rote, warzige, am obern Rand ausgezackte Haut.
[* 42] Es bewohnt die Alpen, Pyrenäen, die schottischen Hochgebirge,
die höhern Berggipfel Skandinaviens, Island,
[* 43] die Hochgebirge Nordasiens, den höchsten NordenAmerikas und
Grönland und findet sich überall in nicht mit Gebüsch bewachsenen Gegenden. Es ist ruhiger, weniger begabt als das
vorige, läuft und fliegt aber ebenso vortrefflich, schwimmt auch gut, ist wenig scheu u. nährt
sich wie das vorige. Die
¶
mehr
Geschlechter leben nur während der Brutzeit beisammen; der Hahn
[* 45] beteiligt sich weder am Brüten noch an der Führung der Jungen.
Das Weibchen nistet unter einemStrauch und legt 9-16 rotgelbe, dunkel gefleckte Eier, welche es in etwa 3 Wochen ausbrütet.
Zum Winter vereinigen auch sie sich zu großen Scharen, streifen weit umher und treten in Amerika
[* 46] weite
Wanderungen an. Sie werden von den nordischen Völkerschaften jährlich zu Hunderttausenden erbeutet.
Seit 1824 diente die Kapelle als eine Gastherberge für die Reisenden, welche die Koppe bestiegen; nachdem
aber 1850 neben ihr ein besonderes Gasthaus aufgeführt worden, ist sie dem Kultus zurückgegeben. Das neue Gasthaus und die
Kapelle (beide auf preußischem Gebiet) wurden wiederholt ein Raub der Flammen, aber immer wieder aufgebaut, und ersterm zur
Seite wurde ein zweites Gasthaus auf böhmischem Boden errichtet; in jenem befindet sich während des Sommers
eine Postanstalt, in diesem eine Telegraphenstation.
Südlich, gegen Böhmen
[* 47] hin, fällt der Blick von der S. aus in einen schroff hinablaufenden, 600 m tiefen Thalgrund, den Aupagrund.
Die Aussicht von der S. ist groß und mannigfaltig, da der Gesichtskreis, welcher sich hier dem Beschauer
öffnet, über 300 km im Durchmesser beträgt. Man übersieht einen großen Teil von Niederschlesien, den östlichen Teil
der Oberlausitz und bedeutende Teile von Böhmen sowie die Gebirge der GrafschaftGlatz.
[* 48]
[* 49] hölzerne, schlittschuhähnliche Vorrichtungen von 1,50-2 m Länge, deren man sich in Norwegen und andern
nördlichen Ländern namentlich bei der Jagd bedient, um, ohne einzusinken, schneller über den oben mit einer Kruste überzogenen
Schnee hinwegzukommen, wobei man sich zur Unterstützung eines unten mit einer Scheibe versehenen Stockes
bedient.
auf Schneedecken oft massenhaft erscheinende Insektenlarven, welche zu den verschiedensten Deutungen
Veranlassung gegeben und besonders auch durch den Aberglauben ausgebeutet worden sind. Es sind hauptsächlich die mit dunklem,
samtartigem Filz überzogenen sechsbeinigen Larven des gemeinen Weichkäfers (Warzenkäfers, TelephorusfuscusL.)
aus der Familie der Weichkäfer (Malacoderma), welche unter Steinen, Lauboder an Baumwurzeln überwintern, durch Regengüsse,
warme Tage, Arbeiten im Wald oder andre Störungen hervorgelockt, durch einen Sturm fortgeführt wurden und auf dem Schnee besonders
in die Augen fallen.
Die Larven vertilgen viele andre Insektenlarven und verpuppen sich im April oder Mai. Der Käfer
[* 50] ist 1,3 cm lang, schwarz, fein
grau seidenartig behaart, am Hinterleib, Vorderkopf, an der Fühlerbasis und dem Thorax, mit Ausnahme eines schwarzen Flecks
am Vorderrand des letztern, hell mennigrot. Man findet ihn im Frühjahr besonders an blühenden Sträuchern,
wo er Insekten
[* 51] erbeutet; doch frißt er auch an jungen Eichentrieben, die dadurch getötet werden.
dem Kopfholzbetrieb ähnliche forstliche Betriebsart, bei welcher die Stämme ganz oder bis zu
größerer Höhe unverstümmelt bleiben und die Nutzung sich nur auf die Wegnahme der Äste erstreckt.
1) Johann Gottlob, Philolog, geb. zu Kollmen bei Wurzen
[* 59] (daher Saxo), vorgebildet in Schulpforta,
studierte in Leipzig
[* 60] und Göttingen,
[* 61] ging 1774 nach Straßburg, um Brunck bei der Herausgabe griechischer
Dichter zu unterstützen, wurde 1776 Professor der Beredsamkeit in Frankfurt
[* 62] a. O., siedelte 1811 bei der Verlegung der Universität
mit nach Breslau
[* 63] über, ward dort 1816 auch Oberbibliothekar und starb Einem besondern Interesse für die naturgeschichtlichen
Verhältnisse bei den Alten entsprangen nicht bloß: »Ichthyologiae veterum specimina« (Frankf. 1782),
»Litterarische Beiträge
zur Naturgeschichte aus den alten Schriftstellern« (das. 1786),
»Analecta ad historiam rei metallicae veterum« (das.
1788),
»Eclogae physicae ex scriptoribus praecipue graecis excerptae« (Jena 1801, 2 Bde.) u. a.,
es war auch von Einfluß auf die Auswahl der von ihm herausgegebenen Schriftsteller. Wir nennen von seinen
Ausgaben die von Oppian (Straßb. 1776 u. Leipz.
1813);
»Animalium historia« (Leipz. 1811, 4 Bde.)
und »Oeconomica« (das. 1815);
Äsop (Bresl. 1812);
Epikurs »Physica et Meteorologica« (Leipz. 1813);
Theophrast (das. 1818-21, 5 Bde.).
Von Lateinern edierte er nur »Scriptores rei rusticae« (Leipz. 1794 bis 1797, 4 Bde.)
und Vitruv (das. 1807-1808, 3 Bde.).
Sein »Großes kritisches griechisch-deutsches Wörterbuch« (Züllich. 1797-98, 2 Bde.; 3. Aufl.,
Leipz. 1819-24) diente dem Werk Passows zur Grundlage.
Trotz seines Eifers für die Revolution und die Herrschaft des Konvents erweckte er jedoch als Deutscher
den Verdacht des verräterischen Einverständnisses mit den Österreichern und ward im Dezember 1793 auf Befehl der Konventskommissare
Saint-Just und Lebas verhaftet und zu Paris guillotiniert. Außer mehreren Schriften theologischen Inhalts hinterließ
er »Gedichte« (Frankf. 1790 u.
öfter) und »Predigten« (das. u. Leipz.
1790).
Vgl. Heitz, Notes sur la vie et les écrits d'Euloge S. (Straßb. 1862);
Von 1810 bis 1813 war er als Musikdirektor bei der Secondaschen Schauspielergesellschaft thätig, die abwechselnd in Dresden
[* 77] und in Leipzig spielte, und nahm sodann die Organistenstelle an der Thomaskirche in Leipzig an. Für die von Schicht gegründete
Singakademie schrieb er damals unter anderm eine Messe a cappella und für die neugegründete LeipzigerLiedertafel zahlreiche Gesellschaftslieder. 1817 wurde er Musikdirektor am Leipziger Stadttheater, vertauschte diesen Posten
aber vier Jahre später mit dem eines Organisten und herzoglichen Kapellmeisters in Dessau,
[* 78] wo er nach einer erfolgreichen Thätigkeit
als Dirigent, Komponist und namentlich als Lehrer starb.
Hinsichtlich seines
Stils ist S. als einer der talentvollsten Epigonen der Haydn-MozartschenRichtung zu bezeichnen. Bei seinen
Zeitgenossen stand er als Musiker in so hohem Ansehen, daß kaum ein größeres Musikfest veranstaltet wurde, bei welchem S.
nicht entweder als Dirigent oder als Komponist beteiligt war. Als die vorzüglichsten seiner Werke sind
hervorzuheben die Oratorien: »Das Weltgericht« (1820),
»Die Sündflut«, »Das verlorne Paradies«, »Pharao«, »Christus das Kind«,
»Christus der Mittler« und »Absalom«. Außerdem schrieb er mehrere große Messen, 7 Opern (darunter »Claudine von Villa-Bella«
von Goethe), kleinere Vokalkompositionen aller Art, Ouvertüren, Streichquartette etc. Auch machte er sich um die Bearbeitung
des evangelischen Chorals verdient. Unter seinen pädagogischen Arbeiten sind zu nennen: das »Elementarbuch der Tonsetzkunst«,
die »Vorschule der Musik«, das »Handbuch des Organisten« (Halberst. 1829-33, 4 Tle.) etc. Von 1831 bis 1846 leitete er in Dessau
auch eine Musikschule, aus der bedeutende Musiker hervorgingen.
4) Karl, Philolog, geb. zu Wiehe in Thüringen, vorgebildet zu Roßleben, studierte seit 1803 in LeipzigTheologie,
dann Philologie, ward 1811 Lehrer an der Nikolaischule daselbst, 1816 außerordentlicher und 1818 ordentlicher Professor der
klassischen Litteratur zu Breslau und starb dort Seine Schriften beziehen sich vornehmlich
auf Platon und Cäsar. Zu ersterm veröffentlichte er von der »Republik« eine große Ausgabe (Leipz. 1830-33, 3 Bde.),
»Additamenta« (Leipz. 1854) und eine Übersetzung
(Bresl. 1839, 2. Aufl. 1850),
den 2. Band
[* 79] der Didotschen Gesamtausgabe (Par. 1846-56, 2. Aufl. 1862)
und vom »Timäos« eine Übersetzung (Bresl. 1847) sowie »Procli
Commentarius in Platonis Timaeum« (das. 1847); zu letzterm ist hervorzuheben seine Ausgabe des »Bellum gallicum« (Halle 1840-55, 2 Bde.).
Sonst nennen wir seine Ausgabe von Äsop (Leipz. 1810),
Plautus' »Rudens« (Bresl. 1824) und »Vorlesungen
über griech. Grammatik« (1. Bd., Bresl.
1837).
5) Johann, Orgelspieler und Komponist, Bruder von S. 3), geb. zu Altgersdorf bei Zittau, bezog 1810 die Universität
in Leipzig, wo er 1811 Organist an der Universitätskirche wurde, kam 1812 als Organist nach Görlitz
[* 80] und ward 1825 Hoforganist
an der evangelischen Hofkirche zu Dresden, wo er zugleich die Direktion der Dreißigschen Singakademie
übernahm; starb Er war einer der ausgezeichnetsten Orgelvirtuosen der Neuzeit und hat viele Schüler gebildet.
Im Druck erschienen von ihm Phantasien und Fugen, Präludien, Chor- und Weihgesänge etc. -
desselben und erhielt 1868 das Großkreuz der Ehrenlegion. Seine politische Laufbahn endete mit dem Sturz des Kaiserreichs, Er
starb Im J. 1879 wurde sein Denkmal im Creusot enthüllt.
Unter dem NamenBoth gab er das »Bühnenrepertoire des Auslandes« heraus; auch redigierte er seit 1833 den »Soldatenfreund«,
ein Unterhaltungsblatt für Unteroffiziere und Gemeine. Seit 1845 mit der Regie der königlichen Oper in
Berlin betraut, erregte er durch seine der revolutionären Bewegung von 1848 feindliche Haltung so viel Unzufriedenheit, daß
er seine Stellung am Theater
[* 86] aufgab und sich nach Potsdam
[* 87] zurückzog. FriedrichWilhelm IV. ernannte ihn zu seinem Vorleser und
verlieh ihm den Rang eines Hofrats; seitdem war S. stets, auch auf Reisen, in der Begleitung des Königs.
Großes Aufsehen erregten die nach seinem Tod erschienenen Denkwürdigkeiten »Aus meinem Leben« (Berl. 1879-80, 3 Bde.),
deren eitle Breitspurigkeit und servile Beschränktheit, die es als Hauptkennzeichen des preußischen
Patriotismus betrachtet, vor dem russischen Zaren tief im Staub zu liegen, das Interesse an vielem Thatsächlichen und Neuen nicht
völlig aufheben konnte. Von größerm Wert ist das später veröffentlichte Werk »Aus
dem LebenKaiserWilhelms 1849-73« (Berl. 1888, 3 Bde.).
»Das Volksschulwesen im preußischen Staat« (mit v. Bremen,
[* 94] Berl. 1886-1887, 3 Bde.).
9) Lina, geborne Weller, Schriftstellerin, geb. zu Weimar,
[* 95] trieb schon frühzeitig ernste Litteraturstudien und
kam 1852 infolge ihrer Vermählung mit dem Opernsänger Karl S. (gest. 1882 in Köln) nach Rotterdam,
[* 96] wo
sie durch Vorlesungen für die Kenntnis der deutschen Litteratur sehr erfolgreich wirkte. Aufmerksam gemacht auf die indische Litteratur,
erlernte sie die malaiische Schriftsprache und veröffentlichte nach dem Holländischen: »Aus dem indischen Leben«; »OstindischeDamen und Herren«; »Erinnerungen aus der Laufbahn eines indischen Offiziers« u. a. Durch das Mittelhochdeutsche
wurde sie auch auf die Schätze des Mittelniederländischen hingeführt und lieferte eine metrische Übersetzung des Gedichts
»Beatrijs« aus dem 14. Jahrh., welcher die
Kritik die höchste Anerkennung zollte.
Weiter veröffentlichte sie eine deutsche Bearbeitung von Jonckbloets »Geschichte der niederländischen Litteratur«
(unter dem Namen Wilh. Berg, Leipz. 1870-72, 2 Bde.)
sowie das von Nicolai komponierte Oratorium »Bonifacius«. 1872 wurde sie zum Ehrenmitglied der Maatschappij van nederlandsche
letterkunde in Leiden
[* 97] ernannt, und 1873 erhielt sie von der Regierung wegen besonderer Verdienste um die niederländische Litteratur
die eigens geschlagene große goldene Verdienstmedaille. Neuerdings erschienen: »Frauengestalten
der griechischen Sage und Dichtung« (Leipz. 1879) und eine neue »Geschichte
der niederländischen Litteratur« (das. 1887) auf Grund der von Ferd. v. Hellwald hinterlassenen Vorarbeiten. Die Verfasserin
lebt seit letzter Zeit in Köln.
(Orthotomus Bennettii Horsf.), Sperlingsvogel
[* 98] aus der Familie der Maluriden, 17 cm lang,
auf dem Scheitel rostrot, auf dem Mantel gelblichgrün, auf der Unterseite weiß, mit olivenbraunen Schwingen und Steuerfedern,
von denen sich die beiden mittelsten beim Männchen verlängern, lebt in Ostindien,
[* 99] auf Ceylon,
[* 100] Java, in Birma etc. in Wäldern,
Gärten, Rohrdickichten, nährt sich von Kerbtieren und baut sein Nest aus fest ineinander verwobenen Fasern
und Haaren zwischen zwei Blättern, welche er mit einem Faden
[* 101] zusammenheftet, indem er mit dem Schnabel die nötigen Löcher
sticht. Der Eingang zum Nest befindet sich in der Nähe der Blattstiele.
Mit v. Leutsch bearbeitete
er den 1. Band des »Corpus paroemiographorum graecorum« (Götting. 1839). Auch redigierte er seit 1846 den von ihm begründeten
»Philologus«.
eine Art Walzwerk
[* 106] aus kreisförmigen Scheiben, welche wie Kreisscheren wirken und eingeschobene Platten,
Bleche oder Flachschienen fingerartig in schmale Streifen schneiden, z. B. behufs der Drahtfabrikation, der Anfertigung von
Stäben zum Nagelschmieden etc.
[* 103] hohe, cylindrische, sich nach oben etwas verjüngende Henkelkrüge aus weißlichgrauem Steinzeug, welche
im 16. und 17. Jahrh. meist in Siegburg
[* 107] angefertigt wurden u. wegen der eleganten Form und der reichen Reliefverzierung
von den Sammlern sehr gesucht werden (s. Abbildungen).
Die von Münch herausgegebenen »Hinterlassenen Werke«
(Stuttg.
1834-42, 16 Bde.) enthalten teilweise neue Auflagen, seine Biographie, Briefwechsel etc. Schnellers Stiefsohn war der österreichische
Staatsmann Graf von Prokesch-Osten (s. d.).
(Schmiede, ElateridaeLeach), Käferfamilie aus der Gruppe der Pentameren, meist unscheinbare, langgestreckte,
mehr oder weniger niedergedrückte Käfer mit gesenktem Kopf, elf- bis zwölfgliederigen, gesägten oder gewedelten Fühlern,
einfachen Beinen mit linearen Schienen, fünfgliederigen Tarsen, an der Vorderbrust meist mit einem Kinnfortsatz
am Vorderrand und einem dornigen Vorsprung an der Basis, der in eine Aushöhlung der Mittelbrust frei eingreift, schnellen
sich, wenn sie auf dem Rücken liegen, mit Hilfe des Bruststachels kräftig in die Höhe und wenden sich während des Sprunges,
so daß sie auf die Beine niederfallen.
Die Larven (Drahtwürmer) sind linear, fast cylindrisch oder niedergedrückt, hornig, glatt und glänzend, haben sechs kurze,
dreigliederige Beine und am letzten Hinterleibssegment oft zwei gezähnelte Vorsprünge. Von den ca. 3000 über die ganze Erde
verbreiteten Arten strahlen amerikanische Pyrophorusarten an zwei Stellen des Thorax ein helles, phosphoreszierendes
Licht
[* 116] aus. Käfer und Larven nähren sich meist von vegetabilischen Substanzen; die Larven leben besonders in abgestorbenem Holz,
[* 117] manche aber auch in der Erde, wo sie die Wurzeln von Kulturpflanzen¶