Plättchen, Zähne
[* 3] und Haken sich erheben. Größe, Zahl und Form derselben variieren ungemein und werden für die Systematik
verwertet. Das Herz liegt, wie bei allen Mollusken,
[* 4] auf der Rückenseite, ist bei einigen niedern S., ähnlich dem der Muscheln,
[* 5] doppelt und vom Darm
[* 6] durchbohrt, gewöhnlich jedoch einfach, d. h. mit zwei oder einem
Vorhof und nur einer Kammer versehen. Die von ihm ausgehende Aorta führt in ihren zwei großen Zweigen, einem vordern und einem
hintern, das Blut durch den Körper.
Eigentliche Kapillaren fehlen gewöhnlich, und alsdann münden die Arterien in große Bluträume, zwischen denen die Eingeweide
[* 7] liegen. Von diesen aus gelangt das Blut in die Respirationsorgane und darauf in das Herz zurück. Zur Aufschwellung
des Körpers beim Ausstrecken aus der Schale befindet sich bei einzelnen Arten in dem Fuß ein eignes Kanalnetz, welches Wasser
von außen aufnimmt und sich beim Zurückziehen des Körpers in die Schale wieder entleert. Wenige S. atmen durch
die gesamte Körperhaut, bei weitem die meisten durch Kiemen, viele durch Lungen, nur wenige durch Kiemen und Lungen zugleich.
Die Kiemen sind meist blattförmige oder verzweigte und gefiederte Hautanhänge, welche seltener frei auf dem Rücken, in der
Regel zwischen Mantel undFuß liegen und von der Mantelduplikatur umschlossen werden. Bei den Luftatmern
(s. Lungenschnecken) ist die Lunge
[* 8] entweder ein umgewandeltes StückNiere oder ein Teil der Mantelhöhle mit einem reichen Netzwerk
[* 9] von Gefäßen. Beiderlei Atmungsorgane stehen durch eine Öffnung oder auch durch eine mehr oder minder lange Atemröhre (Sipho)
mit dem Wasser oder der Luft in Verbindung.
Die Niere ist nur bei ganz wenigen Formen noch doppelt, wie bei den Muscheln, und unterhält dann auch noch
dieselben engen Beziehungen zu den Geschlechtsorganen, indem sie deren Produkte (Eier,
[* 10] Samen)
[* 11] aufnimmt und nach außen befördert;
gewöhnlich hingegen ist sie unpaar und besitzt eine innere Mündung in den Herzbeutel. Die Geschlechtsorgane sind meist
sehr kompliziert gebaut, zumal bei den Zwitterschnecken, welche außerordentlich zahlreich vertreten sind.
Man unterscheidet alsdann eine Zwitterdrüse, in der Eier und Samenfäden gebildet werden, eigne Eiweißdrüsen, Samenbehälter,
vielfach Penis mit Anhangsorganen etc. Zur Brunstzeit schwellen alle diese Teile so an, daß sie
die übrigen Organe des Tiers in den Hintergrund drängen. Die Eier sind meist klein und werden fast immer
abgelegt. Die in ihnen sich entwickelnden Embryonen drehen sich mittels ihres Flimmerkleides in dem flüssigen Eiweiß umher
und schlüpfen entweder schon nahezu in der Gestalt der Erwachsenen aus (Lungenschnecken), oder kommen als Larven hervor, die
noch eine bedeutende Metamorphose durchzumachen haben. Sie besitzen dann zwei große, an Stelle des noch
rudimentären Fußes als Bewegungsorgane dienende Wimpersegel und eine kleine, flache Schale mit erst beginnenden Windungen,
die häufig abgeworfen und durch eine neue ersetzt wird. Seltener sind in spätern Stadien die Larven wurmförmig und mit
Wimperkränzen versehen (Pteropoden).
Die S. leben meist im Wasser und zwar vorzugsweise im Meer; Landbewohner sind nur einige Gruppen der Lungenschnecken.
Ein sehr großer Teil der S. nährt sich von tierischen Stoffen; die übrigen sind vorwiegend oder ausschließlich Pflanzenfresser.
Versteinerte S. treten schon in den ältesten Schichten auf; so findet man bereits im SilurPteropoden (Tentaculites),
Heteropoden (Bellerophon)
[* 12] etc. Am spätesten erscheinen die Lungenschnecken und erreichen, obwohl
einige Arten schon in den frühern
Perioden auftauchen, erst in der Tertiärzeit größere Entwickelung. Man kennt über 22,000 Arten S., von denen etwa 7000 ausgestorben
sind. Man teilt die S. in mehrere meist sehr umfangreiche Klassen, über deren Abgrenzung und gegenseitige
Beziehungen jedoch bei den Zoologen keine Übereinstimmung herrscht.
1) Die niederste Gruppe, die der Solenoconchae oder Röhrenschnecken (auch Scaphopoda oder Kahnfüßer), steht zwischen den
Muscheln und den eigentlichen S. und wird daher auch vielfach nicht zu den letztern gerechnet, sondern als eine ihnen gleichwertige
Gruppe hingestellt. Sie wird durch nur wenige Gattungen (Dentalium etc.) vertreten, welche im Schlamm versenkt
leben. Ihr Gehäuse bildet eine etwas gekrümmte, zugespitzte offene Röhre, in welcher das Tier, durch einen Muskel dem Schalenrand
angeheftet, steckt.
Der Mantel ist sackförmig, der Fuß dreilappig. Ein besonderer Kopf fehlt, dagegen findet sich im Mantelraum ein eiförmiger
Aufsatz, an dessen Spitze die von acht blattähnlichen Lippenanhängen umstellte Mundöffnung liegt. Der Mund hat zwei Kieferrudimente
und eine Zunge mit fünf ReihenZähnen. Ein Herz fehlt, die Atmung erfolgt durch den Mantel und wohl auch durch die Tentakeln;
Augen fehlen. Die Tiere sind getrennten Geschlechts und lassen Eier und Samenfäden durch eine hintere Mantelöffnung
nach außen gelangen. Die Jungen schwärmen als Larven mit Wimperbüschel und Wimperkragen im Meer umher, erhalten dann eine
fast zweiklappige Schale, Segel und Fuß; später wird das Gehäuse röhrenförmig.
2) Eigentliche S. (GastropodaCuv., PlatypedaLeuck.), mit meist deutlich gesondertem Kopf, zwei, seltener vier Fühlern
und zwei Augen, die vielfach auf besondern Stielen angebracht sind. Im allgemeinen ist der Fuß eine zum Kriechen dienende,
flache Scheibe, die sich zuweilen noch in flügelartige seitliche Fortsätze verbreitert. Besonders wichtig für die Klassifikation
dieser Gruppe sind die Atmungswerkzeuge. Zunächst unterscheidet man nach ihnen die sogen. Hinterkiemer (Opisthobranchier)
und Vorderkiemer (Prosobranchier), bei denen Kieme und Vorhof hinter, resp. vor derHerzkammer liegen, und
die Lungenschnecken (Pulmonaten), welche zum größten Teil wenigstens durch Lungen atmen.
Doch läßt sich diese Einteilung nicht scharf durchführen. Ferner hat man die Ordnungen der Kiemenlosen (Abranchier), welche
durch die ganze Haut
[* 13] atmen und keine besondern Respirationsorgane besitzen, der Nacktkiemer (Gymnobranchier),
deren Kiemen offen zu Tage treten, der Seitenkiemer (Pleurobranchier), mit Kiemen an der Seite des Körpers unter dem Mantelrand,
der Kreiskiemer (Cyklobranchier) und Kammkiemer (Ktenobranchier), deren Kiemen blatt-, resp. kammförmig sind. In zweiter
Reihe wird die Kiefer- und Zungenbewaffnung in der Systematik verwertet.
Namentlich die Zunge (Radula) bietet mit ihren Tausenden von vielgestaltigen Chitinzähnchen und -Stacheln,
welche gleich einer Reibe wirken, die besten Kennzeichen dar. In der Decke
[* 14] der Atemhöhle findet sich sehr allgemein eine Drüse,
welche bisweilen sehr große Mengen schleimigen Sekrets (bei den Purpurschnecken den Purpursaft) absondert; außerdem finden
sich bei manchen Arten noch andre Drüsen. Bei einigen Gattungen liefern die Speicheldrüsen einen äußerst
sauren Saft (vgl. Faßschnecke). Die S. sind teils Zwitter, teils getrennten Geschlechts; die erstern (Opisthobranchier und
fast alle Pulmonaten) zeichnen sich durch die enge Verbindung der beiderlei
¶
mehr
Zeugungsdrüsen (zu einer Zwitterdrüse) und ihrer Leitungsapparate und durch mannigfache accessorische Drüsen und Anhänge
aus (s. auch Lungenschnecken). Die äußern Geschlechtsteile liegen meist rechtsseitig in der Nähe des Kopfes in einer gemeinsamen
Geschlechtskloake. Die Begattung der hermaphroditischen S. führt häufig nur zur Befruchtung
[* 16] des einen Individuums, so daß
das eine Tier nur als Männchen, das andre nur als Weibchen fungiert. In dieser Weise bildet sich zuweilen
bei der Begattung sogar eine Kette von mehreren Individuen, in der jedes Glied
[* 17] gegen das frühere als Männchen, gegen das spätere
als Weibchen fungiert.
Bei den getrennt-geschlechtlichen S. sind die Geschlechtsorgane allgemein einfacher gestaltet. Bei wenigen
S. durchlaufen die Eier im Uterus die Embryonalentwickelung, meist werden sie nach der Begattung abgelegt und zwar einzeln oder
als Laich, in gallertartigen Klumpen oder Schnüren oder in hornigen Kapseln,
[* 18] welche zu unregelmäßigen Massen vereinigt werden
oder sehr regelmäßig aneinander liegen und in einer Eiweißmasse eine gewisse Zahl von Dottern enthalten.
Die Kiemenschnecken durchlaufen bei der Entwickelung eine Metamorphose und verlassen das Ei
[* 19] als Larve mit Wimpersegel, während
die Lungenschnecken sich ziemlich direkt, jedoch mit mehrfachen Überresten von Larvenorganen, entwickeln. Bei weitem die
meisten S. leben im Meer, die Wasserpulmonaten und einige Prosobranchier im Süßwasser; Landbewohner sind die
Landpulmonaten und Cyklostomiden. Fast alle kriechen mittels der Fußfläche, einige (Strombus) springen, andre schwimmen
vortrefflich; wenige, wie die Wurmschnecken (Vermetus), sind mit ihren Schalen festgewachsen, einzelne leben parasitisch.
Viele S. sind gefräßige Raubtiere,
[* 20] andre leben von toten Tieren; fast alle Lungenschnecken und viele Kiemenschnecken sind
vorwiegend Pflanzenfresser. Man teilt die eigentlichen S., wie erwähnt, in a) Hinterkiemer (Opisthobranchia,
hermaphroditische, meist nackte Kiemenschnecken), hierher: Elysia (Samtschnecke, s. Tafel »Schnecken«),
Ancula (Griffelschnecke),
Aeolis (Fadenschnecke, s. d.), Aplysia (Seehase, s. d.) etc.; b) Vorderkiemer (Prosobranchia, beschalte, getrenntgeschlechtliche
Kiemenschnecken),
3) Die Flossenfüßer oder Ruderschnecken(PteropodaCuv.) sind durchweg kleine Tiere mit nicht immer deutlich abgesetztem Kopf
und haben unterhalb des Mundes zwei große seitliche Flossen, welche als Teile des Fußes aufzufassen sind und durch
flügelartige Schläge die meist lebhafte Bewegung des Tiers im Meer bewirken. Der Körper bleibt entweder nackt, oder sondert
ein horniges, gallertig-knorpeliges oder kalkiges, fast immer symmetrisches Gehäuse ab. Die Mundöffnung ist zuweilen mit
mehreren armförmigen oder mit Saugnäpfen besetzten
Fortsätzen umstellt.
Die Atmung erfolgt durch die gesamte Haut, durch äußere blattartige Kiemenanhänge oder durch innere
Kiemen. Augen fehlen gewöhnlich oder bleiben sehr rudimentär, entsprechend der nächtlichen Lebensweise. AllePteropoden sind
Zwitter; sie legen ihre Eier in langen, frei im Meer schwimmenden Schnüren ab. Die rotierenden Embryonen erhalten Segellappen
und Schale und werden als schwärmende Larven frei. Während der Rückbildung der Segel treten die Flossen
hervor.
Sie erscheinen oft auf hoher See in allen Meeren, zum Teil massenhaft, wie die arktischen Limacina arcticaCuv. und ClioborealisBrug., von denen hauptsächlich die Wale
[* 23] sich nähren. Man kennt nur etwa 250 Arten, von denen mehr als 130 fossil vorkommen.
Als versteinerte Pteropoden werden auch wohl die Tentakuliten (s. Tafel »Silurische Formation«)
[* 24] angesehen.
Man teilt sie in Thecosomata Blainv.,
mit Schale, verkümmertem Kopf, rudimentären Tentakeln und mit dem Fuß verwachsenen Flossen (hierher Hyalaea, s. Tafel »Schnecken«),
und Gymnosomata Blainv.,
ohne Schale, mit deutlich gesondertem, Tentakeln tragendem Kopf, nicht mit dem Fuß verwachsenen Flossen,
oft mit äußern Kiemen.
4) Die Kielfüßer(HeteropodaLam.) besitzen einen glashellen, gallertigen Körper, einen rüsselartig hervortretenden Kopf,
große Augen, Fühler, sehr deutliche Gehörbläschen und eine kräftige, ausstülpbare Zunge. Vom Fuße sind Vorder- und Mittelteil
zu einer häufig mit einem Saugnapf versehenen Flosse umgestaltet, während das Hinterende mehr wie eine
Verlängerung
[* 25] des Rumpfes erscheint. Sie sind entweder nackt oder besitzen eine oft äußerst zierliche und zerbrechliche Schale.
Die Weibchen legen die Eier in langen Schnüren ab, welche jedoch bald zerfallen. Die Larven sehen jungen S. sehr ähnlich und
besitzen wie diese Wimpersegel und Schale. Beides geht später mehr oder weniger zu Grunde. Die Heteropoden
leben sämtlich im Meer, nähren sich von andern Tieren, schwimmen durch Bewegungen der nach oben gekehrten Flosse, welche gleich
einer Schiffsschraube wirkt, und finden sich meist in Scharen beisammen. Fossil ist unter andern die GattungBellerophon (s.
Tafel »Silurische Formation«).
»Vergleichende Darstellung des lutherischen und reformierten Lehrbegriffs« (hrsg. von Güder, Stuttg.
1855, 2 Bde.);
»Vorlesungen über neutestamentliche Zeitgeschichte« (hrsg.
von Löhlein, Frankf. 1862) und »Über die Lehrbegriffe der kleinern protestantischen Kirchenparteien«
(hrsg. von Hundeshagen, das. 1863).
¶
nicht mit den Spiralen (s. d.) zu verwechseln, sind die zuerst von dem griechischen
GeometerPerseus
[* 33] (wahrscheinlich um 400 v. Chr.) untersuchten ebenen Schnitte der ringförmigen Fläche, welche von einem Kreis
[* 34] beschrieben wird, der sich um eine in seiner Ebene liegende, aber nicht durch seinen Mittelpunkt gehende Achse dreht.
[* 35] atmosphärischer Niederschlag, welcher sich nach denselben Gesetzen bildet wie der Regen (s. d.). Wenn die Verdichtung
der Wasserdämpfe bei einer unter dem Gefrierpunkt liegenden Temperatur vor sich geht, so nimmt der Niederschlag die Gestalt
festen Eises an und bildet gewöhnlich Körper (s. Figur), welche sich zu mannigfachen Formen, oft äußerst
zierlichen Sternen, gruppieren, in denen die Form des Sechsecks vorherrscht und nur Winkel
[* 36] von 60° oder 120° vorkommen.
Diese Figuren heißen Schneekristalle. Nähert sich die Temperatur der Luft dem Gefrierpunkt, so fallen besonders aus Nadeln
[* 37] bestehende
Gebilde, während bei stärkerer Kälte Eisblättchen auftreten; bei einer Temperatur von -20° gehört
Schneefall zu den Seltenheiten, da bei großer Kälte die Luft nur wenig Wasserdampf enthalten kann. Meist sind die Schneekristalle,
deren FormenScoresby genauer untersucht und in Gruppen geteilt hat, flächenartige Sterne, die senkrecht zu ihrer Ebene nur sehr
dünn sind.
Körperhaftere Gebilde entstehen durch Verbindung mehrerer Schneesternchen nach den Gesetzen der Zwillingsbildung oder dadurch,
daß zwei parallele Blättchen durch eine auf ihrer Ebene senkrechte Säule verbunden werden, doch kommt diese letztere Form
am seltensten vor. Bei windstillem Wetter
[* 38] ohne Nebel sind die Formen am reinsten; Nebel erzeugt rauhe, wenig ausgebildete
Kristalle,
[* 39] und Wind wirbelt die Sternchen ineinander und zerbricht sie. Bei milderer Temperatur frieren zahlreiche Sterne zu
oft sehr großen Flocken zusammen.
Die Wasserhöhe, welche aus einer gewissen Höhe des gefallenen
Schnees durch Auftauen entsteht, ist sehr verschieden, da
der S., welcher bei strenger Kälte fällt, feinkörnig und ausnehmend locker ist. Im allgemeinen verhalten
sich die Dichtigkeiten von S. und Wasser wie 1:10. Bei längerm Liegen sinkt der S. zusammen, die Sonne
[* 40] schmelzt kleine Quantitäten,
und wenn auch das Wasser wieder gefriert, so verbindet es doch die Kristalle, macht den S. dichter und erzeugt oft eine feste
Kruste und im Innern der Schneemassen sich beständig vergrößernde Eiskörner.
Diese Erscheinung ist analog der Bildung des Firns der Gletscher (s. d.). In trockner Luft verdampft der S. schnell, wegen seiner
weißen Farbe taut er sehr langsam, und wenn er mit Wasser durchtränkt ist, so absorbiert das unter dem Einfluß der Sonne
verdunstende Wasser so viel Wärme,
[* 41] daß sich der S. lange erhalten kann. Dunkle Körper (Kohle, schwarze
Erde etc.), welche sich in der Sonne stark erwärmen, befördern, wenn sie auf den S. gestreut werden, das Tauen desselben ungemein,
ebenso das Bestreuen mit Salz,
[* 42] indem sich eine schwer gefrierende Salzlösung bildet.
Die Farbe des frisch gefallenen Schnees ist blendend weiß, etwas ins Bläuliche spielend. Daher reflektiert
er viel Licht,
[* 43] erhellt die dunkeln Nächte, wirkt aber auch wegen des stark reflektierten Tages- oder Sonnenlichts blendend
auf die Augen und erzeugt dadurch namentlich in den nördlichen Gegenden die Schneeblindheit. Auf Hochgebirgen (Alpen,
[* 44] Pyrenäen)
sowie im hohen Norden
[* 45] zeigt der S. oft auf seiner Oberfläche und auch mehrere Zoll nach innen eine rote
Farbe, welche von mikroskopisch kleinen, karmin- bis blutroten Organismen herrührt. Der roten Farbe wegen heißt diese ErscheinungBlutschnee (s. d.).
In den kalten Zonen fällt der größte Teil des Niederschlags in Gestalt von S., ebenso auf höhern Gebirgen.
Je mehr man sich der kalten Zone nähert, und je höher man emporsteigt, desto größer wird der Anteil des Schnees an der
gesamten Niederschlagsmenge. Die Region des Schnees beginnt in Europa
[* 46] etwa im mittlern Italien;
[* 47] in Asien
[* 48] und besonders in Amerika
[* 49] erstreckt sie sich aber viel weiter nach Süden. Im allgemeinen kann man den Anfang derjenigen Region,
in der es in der Ebene überhaupt schneit, in die Isotherme von 15° C. setzen, die etwa durch Florenz
[* 50] geht.
Von hier an nimmt die Schneemenge mit der Breite
[* 51] zu bis etwa zur Isotherme von 5°, die ungefähr durch Drontheim
geht, worauf sie wieder abnimmt, da im hohen Norden die Luft zu kalt ist, um viel Wasserdämpfe enthalten zu können. Auf den
Gebirgen ist die Höhe, in welcher S. fällt, um so beträchtlicher, je mehr man sich dem Äquator nähert. Der größte Teil
des im Winter gefallenen Schnees taut im Sommer weg; doch bleibt von bestimmten Höhen ab aufwärts ein
Teil des Schnees das ganze Jahr
über liegen, ohne zu schmelzen. Die Schneedecke der Gebirge steigt im Winter gegen die Niederungen herab und zieht sich im
Sommer wieder gegen die Gipfel der Gebirge zurück. Jene Höhengrenze, bis zu welcher sich der S. der Gebirge im Sommer zurückzieht,
bezeichnet man als Schneegrenze oder Schneelinie, auch die Grenze des ewigen (besser fortdauernden) Schnees
genannt. Sie ist von zwei klimatischen Faktoren abhängig: von der Sommerwärme und von der Mächtigkeit der winterlichen Schneemengen.
Die Schneelinie fällt deshalb keineswegs mit der Jahresisotherme von 0° zusammen, sondern liegt bald über, bald unter
dieser Jahresisotherme, je nach dem Verhältnis der Sommerwärme zu der Menge des im Winter gefallenen Schnees.
Die mittlere Jahrestemperatur an der Schneelinie sinkt um so tiefer unter den Gefrierpunkt des Wassers, je kontinentaler das
Klima
[* 53] (s. d.) und je geringer die Schneemenge des Winters ist. Deshalb ist auch die jahreszeitliche Wanderung der untersten
Schneegrenze in jenen Gegenden am größten, wo der Unterschied zwischen Sommerhitze und Winterkälte
am größten ist, also im kontinentalen Klima; sie ist im Küstenklima kleiner und sehr klein unter dem Äquator, wo namentlich
in den Höhen der Schneegrenze fast kein Wärmewechsel der Jahreszeiten
[* 54] mehr besteht. Nachstehende Zahlenangaben geben eine
Übersicht der Höhengrenze der Linie des »ewigen Schnees« unter verschiedenen
Breitengraden und verschiedenen klimatischen Verhältnissen:
1) höchster Gipfel der niederösterreich. Alpen, 2075 m hoch, von der Raxalpe durch das
wildromantische, von der Schwarza durchflossene Höllenthal getrennt, nordöstlich gegen das Buchberger Thal
[* 58] schroff abfallend,
wegen seiner ausgezeichneten Fernsicht namentlich von Wienern stark besucht, mit Alpengasthaus. Von seinen Abhängen nimmt
die Wiener Hochquellenleitung ihren Ausgangspunkt (Kaiserbrunnen im Höllenthal).
In der Nähe der große Filzteich, welcher 1783 seine Dämme durchbrach und mehrere Ortschaften und Bergwerke
bedeutend beschädigte, ferner der 16 km lange, teilweise in Felsen gesprengte Flößgraben, der tiefe Fürstenstollen und
der Marx-Semler-Stollen, welche die meisten Gruben der Umgegend lösen. Die Stadt verdankt ihre Existenz dem Bergbau; wurde
die Zeche St. Georg erschürft, und bereits 1481 erhielt S. Stadtgerechtigkeit.
Vgl. Lehmann, Chronik von
S. (Schneeb. 1837-40, 3 Bde.).
(Schneedruck), die Beschädigungen, welche an Bäumen durch die Schwere sehr großer
Schneemassen verursacht werden. Durch S. werden die Bäume am Schaft, im Wipfel, an den Ästen oder Zweigen einzeln oder in Horsten
und größern Massen gebrochen (Schaftbruch, Wipfelbruch, Astbruch, Zweigbruch, Einzelbruch, Nesterbruch, Massenbruch); der
Schneedruck bewirkt kein Zerbrechen, sondern ein Niederbiegen und Umlegen von schwächern Stämmen. Am gefährlichsten ist
der S. bei den wintergrünen Nadelhölzern, namentlich bei Kiefer und Fichte.
[* 63] Gebirgslagen zwischen 400 und 700 m,
Ost- und Nordosthänge sind demselben am meisten ausgesetzt. Naß fallender Schnee mit darauf folgendem Frost, abermaligem starken
Schneefall und hinzutretendem Wind¶
mehr
bewirken in Nadelholzrevieren oft bedeutende Waldverwüstungen. In Gemeinschaft mit S. und Schneedruck und ähnlich in den
Wirkungen treten häufig Reif- (Duft-) und Eisanhang auf. Duftbruch kommt hauptsächlich in der Höhenzone von 600-1000 m ü. M.
und besonders in Örtlichkeiten vor, die dem Zuströmen sehr kalter Nebelmassen ausgesetzt sind (nördliche Vorterrasse der
Schneeeifel, Nordrand des Brockengebirges im Harz, Nordwestabdachung des Erzgebirges etc.). Der Schaden
verursachende Duftabhang bildet sich meist bei hohem Luftdruck, beim Herumgehen des Windes aus Süden oder W. nach N. oder O.
und sinkender Luftwärme.
Eisbruch ist in verheerender Gestalt im letzten Vierteljahrhundert zweimal in Deutschland
[* 65] beobachtet worden (1858 in der Pfalz, 1875 am
Nordharz, im Erzgebirge, Thüringer Wald, auf der Platte von Paderborn
[* 66] und am Nordabhang der Schneeeifel) und tritt ein, wenn
bei fortdauerndem Regen die Temperatur (bei meist niedrigem Barometerstand) unter den Gefrierpunkt sinkt und das Regenwasser
an den Kronen
[* 67] der Bäume festfriert. Eisbruch kommt unter Umständen in allen Höhenlagen vor.
Die Wirkung der genannten Schnee-, Duft- u. Eisbeschädigungen läßt sich durch folgende Maßregeln abstumpfen:
1) Begründung der Fichtenbestände durch weitständige Pflanzungen allseitig gleich entwickelter kräftiger Einzelpflanzen;
2) frühe, sehr vorsichtig zu führende und oft zu wiederholende, im Frühjahr vorzunehmende Durchforstungen;
4) Vermeiden des Anbaues der Kiefer in den Gebirgswaldungen, welche in der Schneebruchregion liegen, weil diese Holzart in
den Bergwäldern fast immer dieser Kalamität erliegt.
Vgl. Schubert, Schneewehen und Schneeschutzanlagen (Wiesb. 1887).
40 cm lang, 64 cm breit, im Winter weiß, mit schwarzen äußern Schwanzfedern und braunschwarzen
Streifen auf den sechs großen Schwungfedern, im Sommer braun, schwarz und weiß gezeichnet und dann mit
gerötetem Brauenkamm, bewohnt den Norden der Alten und der Neuen Welt, in Europa südlich und westlich bis Ostpreußen,
[* 85] streicht
im Winter etwas südwärts, aber nicht weiter als bis Ostpreußen, und überwintert noch massenhaft unter 67°
nördl. Br. Es findet sich in den Hochebenen und auf den Tundren an manchen Stellen sehr häufig, ist hochbegabt, dreist und
mutig, läuft ungemein schnell, fliegt leicht und schön, sucht im WinterSchutz im Schnee, nährt sich von allerlei Pflanzenstoffen,
im Winter nur von Birken- und Weidenknospen und frißt fast nur nachts. Es lebt paarweise, und das Weibchen
legt in einer flachen Vertiefung unter Gebüsch 9-15 und mehr gelbbraune, dunkelbraun gefleckte Eier, welche es mit größter
Hingebung ausbrütet.
Zum Winter vereinigen sich die Schneehühner in großen Scharen. Der Moorhahn erzeugt mit dem Birkhuhn einen Blendling, das Moorbirkhuhn
(L. lagopoides), welches deutlich seine Abstammung erkennen läßt und sich zu den Schneehühnern hält.
Das S. wird in großer Menge geschossen und gefangen und als schmackhaftes Wildbret von Skandinavien aus bis England und Deutschland
verschickt. Das Alpenschneehuhn (L. mutusLeach), 35 cm lang, 60 cm breit, ändert in der Färbung nach Ort und
Zeit so stark ab, daß man die Artzusammengehörigkeit aller Varietäten bestreiten konnte. Im Winter ist es mit Ausnahme der
schwarzen, hell gesäumten Steuerfedern ganz weiß.
Über den Augen steht eine rote, warzige, am obern Rand ausgezackte Haut. Es bewohnt die Alpen, Pyrenäen, die schottischen Hochgebirge,
die höhern Berggipfel Skandinaviens, Island,
[* 86] die Hochgebirge Nordasiens, den höchsten NordenAmerikas und
Grönland und findet sich überall in nicht mit Gebüsch bewachsenen Gegenden. Es ist ruhiger, weniger begabt als das
vorige, läuft und fliegt aber ebenso vortrefflich, schwimmt auch gut, ist wenig scheu u. nährt
sich wie das vorige. Die
¶