zwischen stickstofffreien und stickstoffhaltigen
Bestandteilen aufweist als der
Rohstoff. Wird sie im Übermaß gefüttert,
so erzeugt sie Rindermauke, sogen.
Gelbsucht bei
Schafen,
Ruhren und immer
Schwächung des
Darmkanals.
Kälber können sie am wenigsten
vertragen. Dennoch kann sie sehr gut ökonomisch verwendet werden, wenn man sie frisch verbraucht, Säuerung undZersetzung
vermeidet und durch Zugabe von vielem Trockenfutter die
Wirkung der zu großen Verdünnung mäßigt. Besonders brauchbar ist
sie bei
Milch- und Mastvieh. S. enthält im
Durchschnitt:
Nach andern
Analysen enthält Kartoffelschlempe, wenn auf 100
Lit. Maischraum 75 kg
Kartoffeln und 3,75 kg
Gerste
[* 2] kommen und 140L.
gewonnen werden, bei einem Stärkemehlgehalt der
Kartoffeln von
Die nach dem Hollefreundschen
Verfahren (s.
Spiritus)
[* 3] erhaltene S. ist ärmer an
Nährstoffen überhaupt wie auch an stickstofffreien
im besondern, da letztere durch die energischere
Gärung vollständiger zerstört werden. Melassenschlempe enthält
die gegen die Mitte des 14. Jahrh. in
Frankreich und bald nachher auch in andern
Ländern zur
Mode gewordene
Verlängerung
[* 5] der Damenkleider, die bald bis zu Ellenlänge heranwuchs und unter der prachtliebenden
Isabella von
Bayern,
[* 6] Gemahlin
Karls VI., und am burgundischen
Hof
[* 7] sich dermaßen steigerte, daß die Überfülle des
Stoffes der
Prunkkleider von
Dienern oder Dienerinnen nachgetragen werden mußte (s. Tafel
»Kostüme
[* 8] II«,
[* 1]
Fig. 2, 4 u. 9). Gegen das Ende
des 15. Jahrh. wurde sie sehr gemäßigt, in der ersten Hälfte des 16. Jahrh.
als
Folge der reif- und glockenförmigen
Röcke bei den verschiedenen Völkern allmählich verdrängt und erschien nur ausnahmsweise
und bei besondern festlichen Gelegenheiten von übergroßer
Länge.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. kam sie
wieder in vollem
Umfang in die
Mode, erschien auch wohl als eine
über den
Reifrock lang herabhängende Stoffmasse (s. Tafel
»Kostüme III«,
[* 9] Fig. 8), erhielt sich dann in dieser
Weise bis zum
Verschwinden der
Reifröcke und
kam in unserm
Jahrhundert, wenn auch in gemäßigter
Weise, wieder an den Kleidern selber in
die
Mode. Königinnen und Fürstinnen tragen bei festlichen Gelegenheiten besonders lange
Schleppen von
kostbaren
Stoffen, welche an den
Roben befestigt und von
Pagen getragen werden (Kourschleppen). - In der Jägersprache heißt
S. die durch das Langschleifen von
Eingeweiden oder
Kadavern auf der
Erde hergestellte
Bahn, mittels welcher
Raubtiere,
[* 10] besonders
Wölfe und
Füchse, nach einem
Fangplatz oder nach der
Schießhütte (s. d.) gelockt werden.
ein
Netz, welches mit dem untern
Rand seiner Öffnung hart über den
Boden hingeht, um die unmittelbar am
Boden lebenden
Tiere zu fangen. Das größte bei der Hochseefischerei angewandte S. ist das Baumschleppnetz oder
Trawl. Im engern
Sinn heißt S. (Dredge) ein
Netz mit scharfem eisernen
Rahmen, an welchem der
Beutel
[* 11] befestigt ist, zum Absuchen
des Meeresgrunds, wobei
man es mittels eines
Taues vom Fahrzeug aus über den
Boden fortzieht. Das S., welches die Austernfischer
brauchen, hat einen Netzbeutel, der
oben aus grobem
Garn, unten, der Haltbarkeit wegen, aus eisernen
Ringen von 6-7
cmDurchmesser
besteht. Ein ähnliches S., mit rechteckigem, scharfem Metallrahmen und engmaschigerm
Beutel, an den
Enden mit Troddeln aus
Hanf (an welche sich viele
Tiere anklammern), dient zu wissenschaftlichen
Zwecken, um die auf dem Meeresgrund lebenden
Tiere
zu fangen.
mächtiger Bergstock in den Südtiroler
Dolomitalpen, 15 km östlich von
Bozen,
[* 13] südwestlich über der
SeißerAlpe, im Petz, der höchsten
Erhebung seines hufeisenförmigen
Massivs, mit großartiger Aussicht, 2561 m hoch.
Die Nordwestspitze
heißt
Junger S. (2386 m), die Nordspitze
Burgstall (2310 m).
Der Boden der Thalsenkung ist längs der Oder fruchtbar, an der Malapane und Elster sumpfig, zwischen Oder und Elster sandig
und teilweise auch sumpfig. Nördlich von diesem Längenthal zieht durch die Provinz ein Teil des Uralisch-Karpathischen
Landrückens, der Märkisch-Schlesische Landrücken (s. d.), welcher im Oberschlesischen Jura bis zu 360 m ansteigt. Im Süden
jener Thalsenkung tritt zunächst östlich von der Oder das Plateau von Tarnowitz
[* 40] mit dem Oberschlesischen Steinkohlengebirge,
einem Ausläufer der Karpathen, hervor; der höchste Punkt daselbst ist der Annaberg
[* 41] (430 m) unweit der Oder.
Auf der linken Seite der Oder steigt das Land langsam an bis zur Gebirgsmauer der Sudeten, welche die Grenzen
[* 42] der Provinz in
Oberschlesien nur mit dem Fuß der Bischofskuppe (886 m) erreicht, dagegen durch Mittelschlesien sich von Reichenstein bis
Jauer erstreckt. Vor dieser Gebirgsmauer erheben sich vereinzelt in der Ebene der Zobten (718 m), die Geiersberge
(679 m), die StriegauerBerge u. a. Die Gebirge der Provinz werden durch den Paß
[* 43] von Liebau am Bober in zwei Teile geschieden.
Der Klodnitzkanal ist der einzige schiffbare Kanal
[* 45] Schlesiens, und abgesehen von zahlreichen Teichen
ist auch unter
den Landseen allein der Schlawasee von einiger Bedeutung. Das Klima
[* 46] ist am mildesten bei Grünberg,
[* 47] rauher in
den Gebirgen und in Oberschlesien. Die jährliche Durchschnittswärme beträgt zu Ratibor 8,0, Oppeln 8,76,
Neiße 8,41, Landeck 6,75, KircheWang im Riesengebirge 4,8, Eichberg bei Hirschberg
[* 48] 7,0, Görlitz und Breslau 8,0° C. Die jährliche
Regenmenge beträgt in der Ebene 50-60, im Gebirge bis 116 cm.
Von der Bodenfläche der Provinz entfallen 55,8 Proz. auf Ackerland, Gärten und Weinberge, 8,5 Proz. auf Wiesen, 2,2 Proz. auf
Weiden und 28,9 Proz. auf Waldungen. Der Boden ist längs des Gebirges sehr fruchtbar, ganz besonders aber
in der Landschaft zwischen Liegnitz und Ratibor, woselbst 70-80 Proz. der Gesamtfläche dem Ackerland angehören. Am wenigsten
fruchtbar sind die eigentlichen Gebirgskreise, sodann der auf der rechten Oderseite gelegene Teil des Regierungsbezirks Oppeln,
die Kreise
[* 52] an der Bartsch im N. und, mit Ausnahme eines Teils des KreisesGörlitz, die westlichen Kreise
der Provinz; in allen diesen Teilen sind die Ackerländereien auch nur von geringem Umfang, die Waldungen hingegen bedeutend.
die Hebung
[* 60] der Pferdezucht
[* 61] bestehen Landgestüte zu Leubus und Kosel.
[* 62] Die Rindviehzucht blüht in der fruchtbaren Landschaft zwischen
Liegnitz und Ratibor; sie ist aber auch in den Gebirgskreisen bedeutend, weniger in den sandigen Gegenden auf der rechten Oderseite
und an der SchwarzenElster. Für die Zucht von edlen Schafen bildet S. seit Anfang dieses Jahrhunderts mit
seinen großen Gütern den Ausgangspunkt für die andern preußischen Provinzen (Eckersdorf, Rogau, Kuchelna); deshalb sind
auch die meisten Schafe veredelte.
Sehr beträchtlich ist die Ausbeute des Mineralreichs. S. enthält die größte Steinkohlenablagerung des europäischen Festlandes,
nämlich auf der rechten Oderseite in Oberschlesien, woselbst die Steinkohlenformation mit reichhaltigen Flözen, teilweise
zu Tage tretend, teilweise von Buntsandstein, Muschelkalk oder Diluvialschichten bedeckt, einen Raum von wenigstens 1375 qkm
(25 QM.) einnimmt. Das Hauptgebiet des zu Tage tretenden Teils liegt zwischen Zabrze und Myslowitz
[* 65] und entsendet nach SW. einen
Flügel über Nikolai hinaus bis Belk.
Die Tuchfabrikation ist in Görlitz, Sagan, Grünberg und Goldberg von Bedeutung; auch werden Wollwaren mehrfach
gefertigt. Handschuhe liefert Haynau, Teppichknüpferei wird in Neustadt,
[* 77] im Hirschberger Thal (hier neuerdings auch Spitzenklöppelei),
in Sprottau
[* 78] und Schmiedeberg betrieben. Die Hüttenindustrie sowie die Verarbeitung der Metalle haben ihren Hauptsitz in den
Steinkohlengebieten. Die Zinkproduktion ist fast ausschließlich im Oberschlesischen Steinkohlengebirge mit
zahlreichen Werken vertreten, dagegen ist die Eisenindustrie viel weiter verbreitet.
derjenige Teil Schlesiens, welcher
im BreslauerFrieden von 1742 Österreich
[* 102] verblieben ist, grenzt im N. und W. an Preußisch-S., im Süden an Mähren und Ungarn
[* 103] und
im O. an Galizien und besteht aus zwei durch den nördlichsten Teil der mährischen Bezirkshauptmannschaft Mistek getrennten
Territorien, welche früher den Troppauer und TeschenerKreisMährens ausmachten, seit 1849 aber ein eignes
Kronland (Herzogtum S.) bilden. Dasselbe umfaßt ein Areal von 5147 qkm (93,49 QM.), wird im SO.
durch die Karpathen (Bieskiden mit Lissahora 1320 m), im NW. durch das ReichensteinerGebirge und Gesenke (Löwenkuppe 1035 m,
Altvater 1487 m) von den Nachbarländern geschieden und im W. von der Oder und deren Zuflüssen Oppa mit
der Mohra, Ostrawitza und Olsa, im O. von der Weichsel und ihren kleinen Zuflüssen bewässert.
sie nimmt in rascher Progression zu (1857-69 jährlich um 1,22 Proz.,
1869-80 um 0,79 Proz.) und ist, mit 110 Einw.
auf 1 qkm, sehr dicht angehäuft (S. ist nächst Niederösterreich das am dichtesten bevölkerte Land Österreichs).
Die Einwohner
sind ungefähr zu gleichen Teilen Deutsche
[* 104] (49 Proz.) und Slawen (Polen 28 Proz. im östlichen, Tschechen 23 Proz. im westlichen
Teil) und bekennen sich, bis auf 79,028 Protestanten (lutherischer Konfession, meist im östlichen Teil)
und 8580 Juden, zur katholischen Kirche, die hier (abgesehen von dem zur Erzdiözese von Olmütz gehörigen Troppauer Archipresbyteriat)
unter Leitung eines vom Fürstbischof von Breslau ernannten und vom Kaiser von Österreich bestätigten Generalvikars zu Teschen
steht.
Der Ackerbau steht auf guter Entwickelungsstufe, der Boden wird sehr sorgfältig bebaut (namentlich von
dem deutschen Schlesier, weniger von dem Polen), bietet aber infolge des rauhen Klimas geringern Ertrag. Hauptfrüchte sind:
Hafer
[* 105] (1 Mill. hl), sodann Roggen und Gerste, ferner Kartoffeln (2,3 Mill. hl), welche in vielen Gegenden das vorwiegende Nahrungsmittel
[* 106] bilden und als Rohstoff für die Industrie dienen, Zuckerrüben (630,000 metr. Ztr.), Klee, womit 15 Proz. der Anbaufläche bestellt
werden (1 Mill. metr. Ztr. Ertrag), Hülsenfrüchte, Kraut, Raps, Flachs, Heu (1,7 Mill. metr. Ztr.) und etwas
Obst. Die Viehzucht
[* 107] steht auf befriedigender Stufe; Pferde (1880: 25,378 Stück) und Rindvieh (191,390 Stück)
gehören der preußisch-schlesischen, bez. norddeutschen Rasse an; doch ist unter dem Rindvieh auch der böhmisch-mährische
Landschlag vertreten. An Käse und Butter werden jährlich über 52,000 metr. Ztr. erzeugt. Der Bergbau liefert vor allem
¶
mehr
ausgezeichnete Steinkohlen (1887: im Ostrau-KarwinerBecken 26,5 Mill. metr. Ztr. Produktion), außerdem Braunkohlen, Eisenerz
(45,700 metr. Ztr.) und Schwefelkies; der Hüttenbetrieb ergab 1887: 426,000 metr. Ztr.
Frisch- und 17,847 Ztr. Gußroheisen. Die Zahl derBerg- u. Hüttenarbeiter belief sich auf 17,238, der Gesamtwert der Bergbau-
und Hüttenproduktion auf 9,2 Mill. Gulden. Von hoher Bedeutung ist die schlesische Industrie, welche sich
sowohl durch ihren Umfang als auch durch ihre Vielseitigkeit auszeichnet und als Hauptkategorien die Metall- und Maschinenindustrie,
dann die Textilindustrie umfaßt.
Nachdem die alten Bewohner Schlesiens, Lygier, Quaden u. a., in der Völkerwanderung nach Südwesten gewandert, erhielt S.,
dessen Name wohl von dem Flüßchen Sleza, der heutigen Lohe, einem Nebenfluß der Oder, abzuleiten ist, eine gemischte Bevölkerung,
indem sich neben den im Gebirge zurückgebliebenen Germanen im 6. Jahrh. auch slawische Stämme niederließen. Um 900 kam der
auf dem rechten Ufer der Oder gelegene Teil von S. an Polen, das Land zwischen Oder und Bober 973 an Böhmen,
aber 999 gleichfalls an Polen, während das Gebiet westlich des Bober zur deutschen Lausitz und zu der MarkMeißen
[* 115] gehörte.
Sie sind die Stifter der schlesischen Piastendynastie, und zwar wurde von Boleslaw I. (s. Boleslaw 8) das Herzogtum Breslau (Niederschlesien),
von MieczyslawRatibor (Oberschlesien) und von KonradGlogau begründet. Als Konrad 1178 ohne Leibeserben starb,
fiel sein Land an die LinieBreslau. Es fanden später in beiden Herzogtümern viele Teilungen statt. Dadurch wurde aber die
friedliche Germanisierung des ganzen Landes durch zahlreiche deutsche Einwanderer, Mönche, Bürger und Bauern, nicht gestört.
Unter den Herzögen Niederschlesiens sind hervorzuheben: Heinrich I., der Bärtige (gest. 1238), Gemahl
der heil. Hedwig, der nach siegreichem Krieg 1233 die vormundschaftliche Regierung in Polen und die Herrschaft Krakau
[* 117] erlangte
und deutsche Ansiedelungen eifrig förderte, und sein Sohn Heinrich II., der Fromme (s. Heinrich 48), der in der Mongolenschlacht
bei Liegnitz 1241 fiel.
König Johann vonBöhmen wurde 1327 von sämtlichen Herzögen
Oberschlesiens und von Breslau, 1329 von den meisten Herzögen Niederschlesiens als Oberherr anerkannt und wußte den König
Kasimir d. Gr. von Polen 1335 zum Verzicht auf die Oberhoheit über S. zu bestimmen. Aus der Schutzherrschaft
entwickelte sich bald die Lehnshoheit Böhmens. KaiserKarl IV. erwarb durch seine Gemahlin Anna das Erbfolgerecht in den beiden
Fürstentümern Jauer und Schweidnitz, welche die böhmische Lehnshoheit noch nicht anerkannt hatten, und brachte so ganz S.
unter die KroneBöhmen und zum DeutschenReich.
Aber König Ferdinand I., an den 1526 Böhmen übergegangen war, erklärte 1546 diese Abmachung für nichtig. Der Verbreitung
der Reformation setzten die schlesischen Herzöge kein Hindernis entgegen, wohl aber die deutschen Kaiser aus dem HausHabsburg,
welche die an sie heimgefallenen Gebietsteile durch einen Oberlandeshauptmann regieren ließen. Besonders
suchte Ferdinand II. die Schlesier zum alten Glauben zurückzuführen, und das widerstrebende, überwiegend protestantische
Land hatte während des Dreißigjährigen Kriegs unsägliche Leiden
[* 119] zu erdulden.
1) Siegmund, Lustspieldichter, geb. zu Waag-Neustadl in Ungarn, studierte zu Wien und begann hier
frühzeitig schriftstellerisch zu wirken. Er schrieb anfänglich Possen und Schwänke, teils allein, teils mit andern, und
sah sie mit Erfolg über die Vorstadtbühnen gehen, wendete sich aber plötzlich (1863) mit den Stücken:
»In den Rauchwolken« und »Mit
der Feder« dem feinern einaktigen Lustspiel zu, das ihm rasch ungewöhnlichen Ruf eintrug. Von seinen weitern Stücken sind hervorzuheben:
»Gustel von Blasewitz«, »Wenn man nicht tanzt«, »Ein
Opfer der Wissenschaft«, »Die Schraube des Glücks« u. a., die sämtlich wegen ihrer zartsinnigen Eigenart mit
Erfolg über die deutschen Bühnen gingen, ferner die mehraktigen Schauspiele:
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