Schlangen,
[* 2] 30-40, zuweilen noch mehr Kaliber lange Geschütze [* 3] im Gegensatz zu den Kartaunen;
vgl. Feldschlange [* 4] und Geschütz, S. 222.
[* 2] 30-40, zuweilen noch mehr Kaliber lange Geschütze [* 3] im Gegensatz zu den Kartaunen;
vgl. Feldschlange [* 4] und Geschütz, S. 222.
(Karlsthaler Bad), [* 5] Badeort im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, [* 6] Untertaunuskreis, in einem schönen, waldreichen Thal [* 7] des Taunus, 310 m ü. M., hat (1885) 403 Einw. Die Heilquellen von S. bestehen in neun wasserreichen, indifferenten Thermen (Wildbädern) von 28-32,5° C., deren Hauptbestandteile kohlensaures und salzsaures Natron sind; sie werden in Bädern gegen Krämpfe, Lähmungen, Hysterie, Neuralgie, Hautkrankheiten, [* 8] Rheumatismen, Gicht und schleichende, entzündliche Vorgänge in den Unterleibsorganen sowie gegen Gebrechen des Alters angewendet. Zur Trinkkur dienen die sogen. Schlangenquelle und die Marienquelle. Den Namen hat S. von der dort vorkommenden Äskulapnatter (Coluber flavescens).
Vgl. die Schriften von Riehl (Wiesbad. 1851), Bertrand (Heidelb. 1878), Baumann (Schlangenbad 1884), Großmann (Wiesb. 1888).
(Schlangenanbetung, Schlangenkultus, Ophiolatrie), die Verehrung der Schlangen, eine über alle Weltteile mit Ausnahme des schlangenlosen Australien [* 9] verbreitete Kultusform, bei welcher man in gewissen einheimischen Schlangenarten entweder die Verkörperung der Gottheit überhaupt oder besonderer Erd-, Feuer-, Wasser- und Heilgötter oder des Genius loci, des Volksstammvaters und namentlich des bösen Prinzips vermutete. Am häufigsten scheint der Schlangenkultus einerseits aus der Verehrung der Unterweltsgottheiten und anderseits aus dem ehemals weitverbreiteten Feuerdienst hervorgegangen zu sein, indem man die züngelnde, zischende, beißende Flamme [* 10] als Schlange [* 11] personifizierte, daher die Darstellung der indischen, ägyptischen, persischen und griechischen Feuergottheiten als Schlange oder mit Schlangenfüßen.
Sofern diese Götter häufig bei einem Umsturz des alten Religionssystems zum bösen Prinzip erklärt wurden, ging dieselbe Auffassung meist auf dieses über, daher die Darstellung des indischen aus dem Himmel [* 12] gestürzten Feuergottes Ahi, des persischen Ahriman, der griechischen Titanen, des altnordischen Loki, des christlichen Lucifer etc. als »alte« Schlange, und deshalb treten auch so viele alte Heroen und selbst christliche Heilige als Drachentöter auf. In manchen Kirchen wurde die Drachenfigur, z. B. der Grauouilli (s. d.) in Metz, [* 13] bis zur neuern Zeit aufbewahrt und das Fest seiner Tötung mit kirchlichen Aufzügen gefeiert.
Indessen wurde aber auch anderseits die Schlange vielfach als wohlthätiger Dämon verehrt, als Genius der Heilquellen und Personifikation des Äskulap (eines Sohns des Feuergottes bei Ägyptern, Phönikern und Griechen). Doch mischten sich auch andre durch die abweichende Gestalt und Bewegungsweise sowie durch die geheimnisvolle Wirkung des Gifts angeregte Vorstellungskreise ein, und somit liegt hier eine so vielfache Symbolisierung von Naturkräften und religiösen Vorstellungen vor, daß die mehrfach versuchte Zurückführung auf Eine dem gesamten S. zu Grunde liegende Idee notwendig scheitern mußte.
Besonders berühmt durch ihren S. waren die Ophiten (s. d.), welche davon ihren Namen erhielten. Zur Zeit der Entdeckung Amerikas wurde der S. bei den Indianern des Nordens, bei den Mexikanern und in Peru [* 14] allverbreitet gefunden; heute blüht er insbesondere noch in manchen Ländern Afrikas und namentlich in einzelnen Distrikten Ostindiens, wo besondere Schlangenfesttage mit großartigen Tempelfütterungen unzähliger Brillenschlangen abgehalten werden. Sogenannte Schlangenzauberer und Giftdoktoren tragen in allen diesen Ländern viel zur Erhaltung des abergläubischen Nimbus der Schlange bei. Die Lösung des sich hierin darbietenden Rätsel- und Sagenknäuels haben (oft in sehr einseitiger Richtung!) versucht: Fergusson, Tree and serpent worship;
mythology and art in India (Lond. 1868, Hauptquellenwerk);
Mähly, Die Schlange im Mythus und Kultus der klassischen Völker (Leipz. 1867);
Schwartz, Die altgriechischen Schlangengottheiten (Berl. 1858).
die von den Giftdrüsen gewisser Schlangen abgesonderte, farblose oder schwach gelbliche, geruch- und geschmacklose, etwas schleimige Flüssigkeit, welche, in den Blutstrom eines andern Tiers gebracht, alsbald heftige Vergiftungserscheinungen hervorbringt, während sie im Magen [* 15] sich völlig unschädlich erweist. Über die chemische Beschaffenheit des Schlangengifts ist wenig bekannt, doch scheint seine Wirkung auf Gegenwart von fermentartigen Substanzen zu beruhen.
An der gebissenen Stelle zeigen sich sehr bald Anschwellung, dunkelbläuliche Rötung und heftige Schmerzen, dann treten Schwindel, Atemnot, Krämpfe, Betäubung ein, und oft erfolgt der Tod in kurzer Zeit. Die Behandlung hat vor allem den Übergang des Gifts aus der Wunde ins Blut zu verhindern. Umschnüren des Gliedes oberhalb der Wunde, festes Aufbinden eines platten und glatten Gegenstandes auf die Wunde, Aussaugen derselben (wobei der Aussaugende auch nicht die kleinste Wunde an den Lippen oder im Mund haben darf), Ausbrennen, Ätzen mit Ätzkali, Ammoniak, Karbolsäure ist am geratensten. Auch wird wiederholtes Einspritzen einer filtrierten 1proz. Lösung von übermangansaurem Kali unter die Haut [* 16] in der nächsten Umgebung der Wunde empfohlen. Besonders aber haben sich sehr starke Alkoholgaben bewährt (vgl. Kreuzotter). [* 17]
s. Scorzonera. ^[= L. (Haferwurz, Schwarzwurz), Gattung aus der Familie der Kompositen, milchende, ausdauernde ...]
s. Letternholz ^[= (Buchstabenholz), aus Südamerika (Surinam und Guayana) stammendes rotbraunes ...] und Strychnos.
s. Schoschonen. ^[= (Shoshonies), nordamerikan. Indianervolk, aus zwei Abteilungen bestehend, nämlich den Wihinasht ...]
(griech. Ophidonisi), rumän. Insel im Schwarzen Meer, 44 km nordöstlich von der Sulinamündung, mit hohen Ufern und einem Leuchtturm, nur 1 qkm groß;
die alte Insel Leuke, welche einen Tempel [* 18] des Achilleus trug und für den Ort galt, wohin Thetis ihres Sohns Leichnam brachte (daher auch Achillea genannt).
Am vereinigten sich hier die Franzosen mit der englisch-türkischen Flotte zu dem Feldzug gegen die Krim. [* 19]
s. Columbretes. ^[= eine zur spanischen Provinz Castellon gehörende Inselgruppe im Mittelmeer, ...]
s. Kauri. ^[= (Otterköpfchen, Cypraea moneta L.), eine 1-2,5 cm große, gelblichweiße ...] [* 20]
s. Calla ^[= L. (Drachenwurz), Gattung aus der Familie der Araceen, schöne Sumpfpflanzen ...] und Arum.
s. Schlangendienst. ^[= (Schlangenanbetung, Ophiolatrie), die Verehrung der Schlangen, eine über alle ...]
s. Lycopodium. ^[= L. (Bärlapp), Gattung der Lykopodiaceen, perennierende, immergrüne, moosähnliche oder halbstrauch ...]
s. Schlange. ^[= ein spiralig gewundenes Metall-, seltener Glasrohr, welches zum Erhitzen von ...]
ein aus drei zusammengewundenen Schlangenleibern bestehendes altgriech. Bronzedenkmal auf dem Atmeidanplatz zu Konstantinopel, [* 21] ursprünglich der Untersatz eines goldenen Dreifußes, welchen die griechischen Staaten nach dem Sieg bei Platää (479 v. Chr.) als Weihgeschenk in Delphi stifteten.
Auf den Windungen liest man die Namen der beteiligten Staaten.
s. Ophiuride. ^[= (griech.), eine ebene Kurve dritten Grades, welche ihr Erfinder Ulhorn ...]
s. Caduceus. ^[= (lat., griech. Kerykeion), der Hermesstab, d. h. der bekannte, vorn mit zwei verschlungenen ...] [* 22]
s. Brillenschlange. ^[= (Schildviper, Naja Laur.), Reptiliengattung aus der Ordnung der Schlangen, der Unterordnung ...]
s. Asteroideen. ^[= (Asteroidea, Seesterne), Klasse der Echinodermen, Tiere mit plattem, eine meist fünfeckige ...]
Sternbild, s. Ophiuchus. ^[= (lat. Serpentarius, Anguifer), großes Sternbild zwischen 16° nördl. und ...]
s. Aristolochia. ^[= Tourn. (Osterluzei), Gattung aus der Familie der Aristolochiaceen, kraut- und strauchartige, ...] ¶
(Semnopithecus Cuv.), Affengattung aus der Familie der Schmalnasen (Catarrhini) und der Unterfamilie der Hundsaffen, schlanke, leicht gebaute Affen [* 24] mit langen Gliedmaßen und langem Schwanz, kleinem Kopf, nacktem Gesicht [* 25] und verkürzter Schnauze. Der Vorderdaumen ist kurz, die übrigen Finger sind verlängert, die reichliche feine Behaarung verlängert sich oft am Kopf. Sie besitzen Gesäßschwielen, aber keine Backentaschen. Der Magen erinnert durch seine Einschnürungen an den der Beuteltiere. [* 26]
Die Schlankaffen bewohnen Südasien, Ceylon [* 27] und die indischen Inseln, leben gesellig in Wäldern in der Nähe der Flüsse [* 28] und der Dörfer und nähren sich von Pflanzenteilen aller Art. Der Hulman (Huneman, Mandi, Marbur, S. Entellus Wagn., s. Tafel »Affen II«), [* 29]
60 cm lang, mit 97 cm langem Schwanz, gelblichweiß, an den nackten Stellen dunkelviolett, im Gesicht, an Händen und Füßen, soweit sie behaart sind, schwarz, über den Augen mit einem steifen, schwarzen Haarkamm, ist überall gemein in Niederindien, wird abgöttisch verehrt, geschützt und gepflegt, und seiner Unverschämtheit werden keine Schranken gesetzt. Er ist in der Jugend ein kluges, anziehendes Tier, wird aber im Alter stumpf, einsiedlerisch und tierischer. Der Budeng (S. maurus Desm.) ist mit dem Schwanz 1,5 m lang, ganz schwarz, mit eigentümlicher Haarmütze, bewohnt in Scharen die Wälder Javas, wird hier und da im halbwilden Zustand von den Eingebornen gehegt, aber auch des Felles wegen gejagt. In der Gefangenschaft zeigt sich der Budeng äußerst gutmütig, ernst und ruhig.
s. Wasserjungfern. ^[= (Seejungfern, Libellen, Himmelspferde Schillebolde, Libellulina Burm., hierzu Tafel "Wasserjung ...] [* 30]
soldatische Bezeichnung für den 31. eines Monats, insofern es für diesen Tag keine Löhnung gibt.
(ältere Formen Slûderaffe, Slûraffe, Schlauraffe, mit schludern, nachlässig arbeiten, zusammenhängend), gedankenloser Müßiggänger, ist ein seit dem 15. Jahrh., besonders in den Fastnachtspielen, häufig nachweisbares Schimpfwort. Im Anschluß hieran bezeichnet Schlaraffenland ein fingiertes Land lächerlicher Vollkommenheit, in welchem dem Menschen ohne jede geistige oder körperliche Anstrengung alle materiellen Güter und Genüsse zu teil werden.
Das »Märchen vom Schlaraffenland«, welches seine Analoga unter fast allen Nationen hat, ist nichts andres als eine Parodie auf die Vorstellung von den paradiesischen Zuständen der Urzeit. Den Beweis, daß die Volksphantasie in der That hier anknüpfte, liefern die Griechen. Dichter der altattischen Komödie (5. Jahrh. v. Chr.) geben eine ins Komische übertriebene Beschreibung von dem goldenen Zeitalter unter der Herrschaft des Kronos, die sich vielfach mit Zügen unsers Märchens berührt.
Auch hier fließen Bäche von Milch, Honig und Wein, Suppenströme führen gleich die Löffel mit sich, die Fische [* 31] kommen ins Haus und braten sich selbst, gebratene Vögel [* 32] und Backwerk fliegen den Leuten in den Mund, auf den Bäumen wachsen Bratwürste etc.; sogar das »Tischchen, deck dich« fehlt nicht. Ähnliches erzählte man dann von dem Leben der Frommen nach dem Tod (vgl. Lukianos' Beschreibung der Insel der Seligen in den »Verae historiae«. II, 11 ff.) oder von fernen Ländern, besonders von Indien. Im Mittelalter war das Märchen bei den romanischen Völkern bereits vollständig entwickelt und einem eigens dazu erfundenen fabelhaften Land zugewiesen, das lat. Cucania, ital. Cuccagna, franz. Coquaigne oder Cocagne etc. hieß, ein Name, der wahrscheinlich zum lat. coquere (kochen) zu stellen ist.
Besungen wurde dieses Land seit dem 13. Jahrh. in französischen, italienischen, englischen und niederländischen Gedichten, auch in einer spanischen Romanze, welche das Märchen nach einer Isla de Jauja (»Goldinsel«) verlegt. Über die mit dem Land Cuccagna in engem Zusammenhang stehende neapolitanische Fastnachtsbelustigung gleiches Namens s. Cocagna. Von Frankreich her scheint sich das Märchen in Deutschland [* 33] eingebürgert zu haben, wo sich die ersten Spuren desselben kurz vor dem 16. Jahrh. finden, und während es seine Entstehung und bisherige Erhaltung nur der Freude am Komisch-Wunderbaren verdankte, gesellte sich hier die moralisierende Tendenz dazu, der Jugend zur Warnung und Ermahnung zu dienen.
Allbekannt ist der Schwank vom »Schlauraffenland« von Hans Sachs, weniger ein andrer Schwank von ihm: »Der Sturm des vollen Bergs«, dessen Handlung ebenfalls im Schlauraffenland spielt. Für die große Beliebtheit des Gegenstandes sprechen zahlreiche Gedichte auf fliegenden Blättern des 16. und 17. Jahrh. und Anspielungen bei verschiedenen Schriftstellern. Außer dem Namen Schlauraffenland kam seit Thomas Morus für die Faulenzerwelt der Name Utopia (s. d.) in Gebrauch. Eine humoristisch-allegorische »Tabula Utopiae oder Schlauraffenland« veröffentlichte gegen Ende des 17. Jahrh. der österreichische General Schrebelin, die zu ihrer Zeit als eine ausgezeichnete Satire gegolten haben soll; vermutlich ist es dieselbe, welche als komischer Anhang in den Homann-Hübnerschen Atlas [* 34] aufgenommen worden ist.
Vgl. Paul u. Braune, Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache [* 35] und Litteratur, Bd. 5 (Halle [* 36] 1878).
bei gewissen Haustieren, namentlich beim Pferd, [* 37] s. v. w. Vorhaut.
in der Schweiz, [* 38] s. v. w. Klamm (s. d.). ^[= # (die), in den Bayrischen u. Österreichischen Alpen Bezeichnung für Bergspalte, Felsenschlucht, ...]
(Utriculus), einsamige, dünnhäutige, quer aufspringende Frucht, z. B. die von Amarantus.
(Slawe), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, [* 39] Kreis [* 40] Freistadt, am See S., mit evangelischer und kath. Kirche und (1885) 803 Einw.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Köslin, [* 41] an der Wipper, Knotenpunkt der Linien Stargard [* 42] i. Pomm.-Zoppot und Zollbrück-Rügenwalde der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein Progymnasium, ein Amtsgericht, ein Warendepot der Reichsbank, Eisengießerei, [* 43] Bierbrauerei, [* 44] eine große Mahlmühle und (1885) mit der Garnison (eine Eskadron Husaren Nr. 5) 5503 meist evang. Einwohner.
Ottokar Maria, Freiherr von, Orientalist, geboren zu Wien, [* 45] wirkte erst als Dragoman bei der österreichischen Gesandtschaft in Konstantinopel, ward dann Legationsrat und Direktor der orientalischen Akademie in Wien und bekleidete 1871-74 den Posten eines Generalkonsuls und politischen Agenten in Bukarest. [* 46] Er lebt in Wien. S. hat sich besonders durch Herausgabe und Übersetzung persischer und türkischer Schriftsteller Verdienst erworben. Die hervorragendsten dieser Leistungen sind: »Der Fruchtgarten des Sadi« (Wien 1852);
»Ibn Jermîns Bruchstücke« (a. d. Pers., das. 1852; 2. Aufl. 1879);
»Der Frühlingsgarten von Mewlana Abd ur Râhman Dschami« (das. 1855) und »Das Buch vom Fechter von Firdewsi« (türk. u. deutsch, in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Leipz. 1863);
»Jussuf und Suleicha« von Firdusi (deutsch, Wien 1889).
Sonst schrieb er: »Die osmanischen Geschichtschreiber der neuern Zeit« (Wien 1856);
»Fuad Paschas Vater und dessen Tristia« (Leipz. 1863);
»Feth Ali Schah und seine Thronrivalen« ¶
(Wien 1864); »Die Kämpfe zwischen Persien [* 48] und Rußland in Transkaukasien seit 1804-13« (das. 1864); »Die Revolution in Konstantinopel in den Jahren 1807 und 1808« (das. 1882). Besondere Beachtung verdienen noch die in türkischer Sprache von ihm verfaßte »Darstellung des europäischen Völkerrechts« (Wien 1847, 2 Bde.) und »Manuel terminologique français-ottoman« (das. 1870).
bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für D. F. L. v. Schlechtendal (s. d.).
erzleere Gesteinsklüfte;
Dietrich Franz Leonhard von, Botaniker, geb. zu Xanten, kam mit seinen Eltern 1798 nach Berlin, [* 49] studierte daselbst, ward 1819 Kustos des königlichen Herbariums, 1828 Professor der Botanik und 1833 Direktor des botanischen Gartens zu Halle, wo er starb. Er schrieb: »Animadversiones botanicae in Ranunculaceas« (Berl. 1819-20);
»Adumbrationes plantarum« (das. 1825-32, enthält Filices capenses);
»Flora Berolinensis« (das. 1823-24);
»Hortus Hallensis« (Halle 1841);
»Flora von Deutschland« (mit Langethal u. Schenk, Jena [* 50] 1841-64, mit 2400 Tafeln; 5. Aufl. von Hallier, Gera [* 51] 1880-87).
Auch bearbeitete er die Eläagneen für De Candolles »Prodromus«. Außerdem war er Herausgeber der »Linnäa« (Halle, seit 1826) und mit H. v. Mohl der »Botanischen Zeitung« (Berl. u. Leipz., seit 1843).
bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Herm. Schlegel, geb. 1804 zu Altenburg, [* 52] gest. 1884 als Konservator des zoologischen Museums in Leiden [* 53] (Zoolog).
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, [* 54] Kreis Neurode, in einem tiefen Thal des Neuroder Gebirges, hat eine kath. Kirche, ein Krankenhaus, [* 55] Steinkohlenbergbau, Glasfabrikation, [* 56] Sandsteinbrüche und Steinhauerei, Weberei, [* 57] eine Lumpensortieranstalt, Bierbrauerei und (1885) 3593 meist kath. Einwohner.
1) Johann Elias, Dichter, geb. zu Meißen, [* 58] besuchte die Klosterschule Pforta, studierte sodann in Leipzig [* 59] die Rechte, wurde hier mit Gottsched bekannt und schrieb die Tragödie »Hermann« sowie ein episches Gedicht: »Heinrich der Löwe«. 1743 ging er als Privatsekretär des sächsischen Gesandten nach Kopenhagen, [* 60] wurde später Professor an der neugegründeten Ritterakademie zu Sorö und starb daselbst. Seine Lustspiele: »Der Triumph der guten Frauen« und »Stumme Schönheit« erwarben ihm das Lob Mendelssohns und Lessings;
in allen seinen dramatischen Versuchen war ein noch unentwickelter Keim zu wirklich dramatischer Gestaltung vorhanden.
Höher noch als seine Dichtungen stand seine Einsicht in das Wesen des Dramas; er war der erste, welcher auf Shakespeare wieder im Sinn aufrichtiger Verehrung hinzudeuten wagte. Seine Werke erschienen in 5 Bänden (Leipz. 1761-1770), seine »Ästhetischen und dramaturgischen Schriften« in neuer Ausgabe von Antoniewicz (Heilbr. 1887).
Vgl. Wolff, Joh. Elias S. (Kiel [* 61] 1889).
2) Johann Adolf, Dichter und Kanzelredner, Bruder des vorigen, geb. zu Meißen, studierte in Leipzig, wurde 1751 Diakonus und Lehrer zu Pforta, 1754 Pastor und Professor zu Zerbst [* 62] und 1759 Pastor, 1775 auch Konsistorialrat und Superintendent in Hannover, [* 63] wo er starb. Er war ein mehr thätiger als glücklicher Mitarbeiter an den »Bremischen Beiträgen«. Von seinen Gedichten erhielten sich nur einige geistliche Lieder. Er veröffentlichte auch eine Erläuterung von Batteux' »Einschränkung der schönen Künste auf Einen Grundsatz« (3. Aufl., Leipz. 1770, 2 Bde.).
3) Johann Heinrich, dän. Geschichtschreiber, Bruder der vorigen, geb. 1724 zu Meißen, studierte in Leipzig die Rechte und Geschichte, ward Sekretär [* 64] in der Kanzlei zu Kopenhagen, dann königlicher Historiograph und Professor der Geschichte daselbst und starb hier Er schrieb unter anderm eine »Geschichte der Könige von Dänemark [* 65] aus dem oldenburgischen Stamm« (Kopenh. u. Leipz. 1777, 2 Bde.), übersetzte mehrere Stücke von Thomson und andern englischen Dramatikern und gab die Werke seines Bruders Johann Elias S. heraus.
4) Johan Friderich Wilhelm, dän. Jurist, Sohn des vorigen, geb. zu Kopenhagen, studierte daselbst und wurde 1789 Adjunkt der juristischen Fakultät, 1800 ordentlicher Professor der Rechte, 1812 Konferenzrat. Er starb auf seinem Landsitz Söllerödgaard bei Kopenhagen. Von seinen zahlreichen Schriften, meist in dänischer Sprache, sind hervorzuheben: »Naturrecht« (Kopenh. 1798, 2 Bde.; 2. Aufl. 1805);
»Staatsrecht des Königreichs Dänemark und der Herzogtümer Schleswig, [* 66] Holstein und Lauenburg« [* 67] (deutsch von F. H. W. Sarauw, Schlesw. 1829);
»Codex juris Islandorum antiquissimus, qui nominatur Grágás« (Kopenh. 1829, 2 Bde.).
5) August Wilhelm von, ausgezeichneter Kritiker, Sprachforscher und Dichter, Sohn von S. 2), geb. zu Hannover, woselbst er das Gymnasium besuchte, begann 1786 in Göttingen [* 68] das Studium der Theologie, wandte sich jedoch bald ausschließlich der Philologie und schriftstellerischen Thätigkeit zu. Als Mitglied des Heyneschen philologischen Seminars schrieb er 1787 eine lateinische Abhandlung über Homerische Geographie, im nächsten Jahr ein Register zu Heynes Ausgabe des Vergil; auch beteiligte er sich seit 1789 als Mitarbeiter an den »Göttinger gelehrten Anzeigen«.
Wesentlichen Einfluß auf ihn in ästhetischer Richtung gewannen Bürger, der ihm befreundet ward und in einem Sonett Schlegels Dichterberuf proklamierte, und Bouterwek, der ihm Vorliebe für romanische Poesie einflößte. Seit 1787 veröffentlichte S. im »Göttinger Musenalmanach« und in der »Akademie der schönen Redekünste« (beide damals von Bürger redigiert) einzelne Dichtungen. Nach beendigten akademischen Studien bekleidete er drei Jahre lang eine Hofmeisterstelle im Haus des Bankiers Muilman zu Amsterdam [* 69] und ließ sich, nachdem er im Herbst 1795 nach Deutschland zurückgekehrt war, im folgenden Frühjahr in Jena nieder.
Hier war er, zum Teil in Gemeinschaft mit seiner geistreichen (später von ihm geschiedenen) Frau, einer Tochter des Professors Michaelis in Göttingen (s. Schelling 2), als Dichter besonders für Schillers »Horen« [* 70] und »Musenalmanach«, als Kritiker für die jenaische »Allgemeine Litteraturzeitung« eifrig thätig; auch begann er damals durch Verdeutschung von Dichtungen Shakespeares, Calderons, Dantes, Guarinis, Cervantes', Camoens' u. a. seine eigenste Begabung und rasch erreichte Meisterschaft in der Kunst der poetischen Übertragung zu erweisen. Vom Herzog Karl August 1798 zum außerordentlichen Professor an der Universität Jena ernannt, gab er mit seinem Bruder Friedrich gemeinsam die Zeitschrift »Athenäum« heraus, blieb bis 1801 in Jena, ging dann nach Berlin und hielt dort Vorlesungen über schöne Litteratur und Kunst, die große Teilnahme fanden. Von 1804 an lebte er meist außerhalb Deutschlands [* 71] ¶
auf dem der Frau v. Staël gehörigen Landgut Coppet am Genfer See sowie als deren Reisebegleiter nach Italien, [* 73] Frankreich, Schweden [* 74] und England. In Wien hielt er 1808 mit höchstem Beifall aufgenommene Vorlesungen über dramatische Kunst und Litteratur. Während der Feldzüge 1813 und 1814 stand er als Sekretär in Diensten des damaligen Kronprinzen von Schweden, dessen Proklamationen er zum größten Teil verfaßte. Nach dem Krieg lebte S., der sich seit 1815 auf Grund eines seinem Urahnen von Ferdinand III. erteilten Adelsdiploms von S. nannte, wieder mit der Frau v. Staël in Coppet, bis er 1818 einem Ruf als Professor der Litteratur an die Universität zu Bonn [* 75] folgte.
Hier betrieb er mit Vorliebe orientalische, namentlich indische, Studien, die ihn zu wiederholten Malen nach Frankreich und 1823 nach England führten und ihn zur Gründung einer Druckerei mit Sanskrittypen in Bonn veranlaßten. Während eines längern Besuchs in Berlin 1827 hielt er Vorlesungen über die Theorie und Geschichte der bildenden Künste. Eine zweite Ehe, die er mit der Tochter des Kirchenrats Paulus 1819 geschlossen, wurde noch rascher als die erste wieder getrennt. Er starb in Bonn. Schlegels eignes poetisches Schaffen erscheint gegenüber seiner sonstigen vielseitigen Produktivität unbedeutend. Bei aller formellen Virtuosität hat er es kaum zu einer wahrhaft lebensvollen dichterischen Schöpfung gebracht; seiner Lyrik fehlt die Herzenswärme, und so gelangen ihm eigentlich nur Epigramme oder Sonette, in denen die geistreiche Pointe und die durchgebildete Form die Hauptsache sind. Sein dramatischer Versuch »Jon« (Hamb. 1803) gehört der reflektierten Philologenpoesie an. Unübertrefflich und unvergänglich dagegen ist, was S. als poetischer Übersetzer geschaffen.
Daß die deutsche Nation Shakespeare wie einen Dichter des eignen Volkes ansehen kann, verdankt sie Schlegels Übertragung der Shakespeareschen Dramen, welche jedoch nur 16 Stücke umfaßt (Berl. 1797-1810, 10 Bde.; vgl. Bernays, Zur Entstehungsgeschichte des Schlegelschen Shakespeare, Leipz. 1872). Mit gleicher Meisterschaft übertrug S. fünf Dramen Calderons (»Spanisches Theater«, [* 76] Berl. 1803-1809, 2 Bde.) und andre romanische Dichtungen (»Blumensträuße italienischer, spanischer und portugiesischer Poesie«, das. 1803). Als Ästhetiker eröffnete S. mit seinem Bruder den Reigen der deutschen Romantik (s. Deutsche Litteratur, [* 77] S. 751 f.). Er war mit feinfühliger Urteilskraft für Dinge der Kunst begabt, ging aber freilich teilweise von falschen Prinzipien aus. Die mit seinem Bruder gemeinsam herausgegebenen kritischen Schriften und Aufsätze (»Charakteristiken und Kritiken«, Königsb. 1801) und die von ihm allein verfaßten (gesammelt als »Kritische Schriften«, Berl. 1828, 2 Bde.) enthalten vieles von dauerndem Wert, freilich auch viel gehässige Polemik.
Letztere verfeindete ihn nicht nur mit zahlreichen und einflußreichen jüngern Schriftstellern, z. B. mit Kotzebue (der ihn mit Garlieb Merkel im »Freimütigen« bekämpfte und dafür von S. in »Ehrenpforte und Triumphbogen für den Theaterpräsidenten v. Kotzebue bei seiner gehofften Rückkehr ins Vaterland« und im »Paradiesgärtlein für Garlieb Merkel« witzig gegeißelt wurde),
sondern auch mit Wieland und Schiller und endlich mit Goethe. Dagegen entfaltet S. in den »Vorlesungen über dramatische Kunst und Litteratur« (Heidelb. 1805-11, 3 Bde.) und »Über Theorie und Geschichte der bildenden Künste« (Berl. 1827) die ganze Feinheit und den großen Überblick seines kunsthistorischen und ästhetischen Urteils. Unter seinen philologischen Arbeiten verdienen die »Observations sur la langue et la littérature provençale« (Par. 1818),
die Zeitschrift »Indische Bibliothek« (Bonn 1823-30, 3 Bde.),
die Ausgaben des »Bhagavad-Gitâ« (das. 1823) und des »Râmâyana« (das. 1829-1846) Auszeichnung, durch welch letztere Werke eine wissenschaftliche Behandlung der indischen Litteratur in Deutschland zuerst eingeführt wurde. Eine treffliche Gesamtausgabe seiner deutschen Schriften hat Böcking veranstaltet (Leipz. 1846-47, 12 Bde.), der sich die von demselben redigierten »Œuvres écrites en français« (das. 1846, 3 Bde.) und die »Opuscula quae latine scripta reliquit« (das. 1848) anschließen. Eine Auswahl der »Gedichte« Schlegels erschien zu Leipzig 1854.
6) Friedrich von, Bruder des vorigen, geb. zu Hannover, war ursprünglich zum Kaufmann bestimmt, begann als solcher seine Lehrzeit in Leipzig, entschied sich aber dann für das Studium der Philologie, dem er in Göttingen und Leipzig oblag, und widmete sich gleich seinem Bruder Wilhelm ausschließlich der Litteratur. In Berlin lernte er Moses Mendelssohns Tochter Dorothea Veit kennen, die sich um seinetwillen von ihrem Gatten scheiden ließ. Nach seiner Verheiratung mit derselben habilitierte er sich in Jena als Privatdozent, ging 1802 nach Dresden [* 78] und begab sich von hier zum Studium der Kunstsammlungen nach Paris. [* 79]
Von dort aus begründete er die Zeitschrift »Europa« [* 80] und ließ sich dann in Köln [* 81] nieder, wo er und seine Gattin zur katholischen Kirche übertraten. 1808 ward er in österreichischen Diensten als Sekretär und litterarischer Hilfsarbeiter bei der Hof- und Staatskanzlei mit dem Titel eines Hofrats angestellt. Die schwungvollen Proklamationen, welche 1809 die Erhebung Österreichs verkündeten, stammten aus seiner Feder; im Hauptquartier des Erzherzogs Karl redigierte er eine »Armeezeitung«.
Nach dem verhängnisvollen Friedensschluß im Herbst 1809 versank er mit dem gesamten Metternich-Gentzschen Kreis in resignierten Pessimismus, schloß sich demnächst immer inniger und gegen Andersdenkende unduldsamer an die Kirche an, wie aus den vielbesuchten historischen und litterarhistorischen Vorlesungen hervorgeht, die er in den Wintern 1810 und 1812 zu Wien hielt. 1814 ward S. zum Ritter des päpstlichen Christusordens erhoben; 1815-18 war er als Legationsrat bei der österreichischen Bundestagsgesandtschaft in Frankfurt [* 82] thätig, widmete sich dann in Wien wieder ausschließlich litterarischen Arbeiten und gab unter anderm die Zeitschrift »Concordia« heraus, deren Tendenz auf die Zurückführung aller Konfessionen [* 83] in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche gerichtet war.
Dabei gab er sich der »Philosophie des Lebens« in der wachsenden Lust an der Gourmandise hin. 1827 hielt er wieder in Wien Vorlesungen »zur Philosophie der Geschichte«, kam im Herbst 1828 nach Dresden, wo er Vorlesungen »über Philosophie der Sprache und des Wortes« zu halten begann und starb. S. zeigte in seiner ganzen litterarischen Erscheinung mannigfache Verwandtschaft mit seinem jüngern Bruder August Wilhelm, mit dem er während der ersten Hälfte seines Lebens getreulich zusammenwirkte. In seinen produktiven Anläufen war er aber noch unglücklicher als jener. Seine »Gedichte« (Berl. 1809) enthielten nur wenige wirklich aus der Seele klingende Töne und unendliche Formspielereien. Der halb lüsterne, halb kalt reflektierte Roman »Lucinde« (1. Teil, Berl. 1799; unvollendet) erwies trotz einiger interessanter Momente ¶
Schlegels poetische Impotenz. Dieselbe trat noch greller in der Tragödie »Alarkos« (Berl. 1802) hervor, die Schiller ein »seltsames Amalgam vom Antiken und Neuest Modernen« nannte, und von der Schillers Freund Körner ganz richtig urteilte, sie zeige »das peinliche Streben, bei gänzlichem Mangel an Phantasie aus allgemeinen Begriffen ein Kunstwerk hervorzubringen«. Weit bedeutender erschien S. als Forscher und Kritiker. Den Jugendarbeiten: »Von den Schulen der griechischen Poesie« und »Geschichte der Poesie der Griechen und Römer« [* 85] (Berl. 1798) folgten die Abhandlungen über Goethe und überhaupt die Aufsätze im »Athenäum«, mit denen S. die Theorie einer neuen »romantischen« Poesie zu begründen suchte, »die allein unendlich ist, wie sie allein frei ist und das als erstes Gesetz anerkennt, daß die Willkür des Dichters kein Gesetz über sich leide«.
In den mit seinem Bruder herausgegebenen »Charakteristiken und Kritiken«, in den spätern Aufsätzen seiner »Europa« ward diese Anschauung verfochten. Bald aber suchte er einen Halt für seine unruhige Phantastik und eine Stärkung seiner Welt- und Kunstanschauung in der unbedingten Unterordnung unter die Kirche. So mußte er bereits in seiner »Geschichte der alten und neuen Litteratur« (Wien 1815) gar vieles von dem zurücknehmen, was er einst enthusiastisch verkündet hatte, und statt Goethe wurden ihm Dante und Calderon die ersten und größten »romantischen« Dichter. In seinen »Vorlesungen über die neuere Geschichte« (Wien 1811) und in seiner »Philosophie der Geschichte« (das. 1829) traten die katholisierenden Tendenzen natürlich noch stärker hervor.
Sein bestes, wenigstens anregendstes Buch blieb das »Über Sprache und Weisheit der Inder« (Heidelb. 1808),
welches den historischen Wissenschaften und der vergleichenden Sprachforschung mächtige und fruchtbare Anregungen gab. Schlegels »Sämtliche Werke« (Wien 1822-25, 10 Bde.) erschienen noch bei Lebzeiten des Autors; ihnen schlossen sich die »Philosophischen Vorlesungen aus den Jahren 1804-1806« (hrsg. von Windischmann, Bonn 1836, 2 Bde.) an. Eine neue, von Feuchtersleben veranstaltete Ausgabe der »Sämtlichen Werke« (Wien 1846, 15 Bde.) erfuhr mannigfache Vermehrungen. Seine »Prosaischen Jugendschriften« gab Minor heraus (Wien 1882, 2 Bde.).
Vgl. Haym, Die romantische Schule (Berl. 1869);
»Aus Schleiermachers Leben« (hrsg. von Dilthey, das. 1858-64, 4 Bde.).
Seine geistreiche, aber exzentrische Gattin Dorothea, geb. zu Berlin als Tochter Moses Mendelssohns (s. oben), war in erster Ehe mit dem Kaufmann Simon Veit vermählt. Die Bekanntschaft mit S. führte zur Lösung dieser Ehe (aus welcher der bekannte Maler Philipp Veit stammt);
Dorothea folgte S. nach Paris, wo sie zum Christentum übertrat, später nach Wien, Frankfurt und Dresden und starb in Frankfurt a. M. Ihre von S. unter seinem Namen herausgegebenen Schriften sind: »Florentin«, ein unvollendeter Roman (Leipz. 1801);
»Sammlung romantischer Dichtungen des Mittelalters« (Bd. 1, das. 1804);
eine Bearbeitung von »Lothar und Maller« (Frankf. 1805) und die Übersetzung der »Corinne« der Frau v. Staël (Berl. 1808).
Vgl. Raich, Dorothea v. S. und deren Söhne Johannes und Philipp Veit, Briefwechsel (Mainz [* 86] 1881).
(Schleglerbund), ein unter Eberhard II., dem Greiner, am Tag Martini (11. Nov., daher auch Martinsvögel genannt) 1366 von schwäbischen Rittern gestifteter Bund, dessen Mitglieder als Abzeichen silberne Keulen (Schlegel) führten, und deren Häupter Schlegelkönige hießen.
Die S. wurden 1395 von den vereinigten Nachbarfürsten bei Heimsheim überwältigt und drei Könige gefangen genommen.
s. Walnußbaum. ^[= (Juglans L.), Gattung aus der Familie der Juglandeen, Bäume, deren Mark in den Zweigen fächerig ...]
(Schlehendorn), s. v. w. Haferschlehe, ^[= s. Pflaumenbaum.] s. Pflaumenbaum.
schmale Meeresbucht an der Ostküste von Schleswig-Holstein, [* 87] schneidet in südwestlicher Richtung 41 km weit in das Land ein und erweitert sich jenseit Missunde seeartig zu der sogen. Großen Breite, [* 88] die westlich bis zur Stadt Schleswig reicht.
Sie kann nur von kleinen Seeschiffen befahren werden, da an der Mündung bei Schleimünde, die 1416 von den Holsteinern verschüttet wurde, nur ein 2,2 m tiefer Kanal [* 89] aus der See in dieselbe führt.
1) Eduard, Maler, geb. zu Harbach bei Landshut, [* 90] kam 1823 nach München, [* 91] wo er die Kunstakademie besuchen wollte, aber bald zurückgewiesen ward, weil er als talentlos befunden wurde. Nun begann er ohne Anleitung Landschaften zu malen, wobei ihm Etzdorf, Morgenstern [* 92] und Rottmann Vorbilder waren. Dann bildete er sich nach den niederländischen Meistern, welche einen entscheidenden Einfluß auf die Ausbildung seines malerischen Stils gewannen, der nach einer poetischen Wiedergabe der Stimmung strebte.
Reisen durch Deutschland, Frankreich, Italien und Holland erweiterten seinen Gesichtskreis. In seinen ersten Bildern behandelte er noch Motive aus den bayrischen Bergen. [* 93] Später entnahm er sie ausschließlich der Ebene und stellte sich die Aufgabe, den Gesamteindruck der Naturszenerie zu geben, das unendlich wechselnde Spiel des von atmosphärischen Vorgängen über die Landschaft ausgegossenen Lichts darzustellen und das landschaftliche Motiv bloß noch als Träger [* 94] von Licht [* 95] und Farbenmassen zu behandeln.
Dabei genügten ihm die einfachsten Vorwürfe. Leider ging die Breite seines Vortrags zuletzt in oberflächliche Manier über, und er vollendete nicht selten ein Bild in einem Tag. S. war Professor und Mitglied der Akademien zu München, Wien und Stockholm. [* 96] Er starb in München. Eine Anzahl seiner Landschaften, die meist einen elegischen oder melancholischen Charakter haben, besitzt die Neue Pinakothek in München. Auf die Richtung der neuern Münchener Landschaftsmaler hat er einen bestimmenden Einfluß geübt. Seine Hauptwerke sind: Mondnacht in der Normandie (1858), Isaraue bei München (1860), Nebelmorgen am Starnberger See (1860) und Herrenchiemsee (1871).
2) Martin, Schriftsteller, geb. zu München, studierte daselbst Philologie, widmete sich aber bald ganz der publizistischen Thätigkeit und gründete 1848 den »Münchener Punsch«, ein humoristisches Blatt, [* 97] das er bis 1871 herausgab und 1875 von neuem ins Leben rief. Als Politiker gehörte er zu den entschiedensten Vorkämpfern des bayrischen Partikularismus, stimmte aber beim Ausbruch des Kriegs 1870 für den Anschluß Bayerns an Preußen. [* 98] Er starb in München. Unter seinen »Lustspielen und Volksstücken« (Münch. 1862, 2 Bde.; 2. Aufl. 1874; neue Sammlung, das. 1874) gehören das altertümliche Charakterbild »Bürger und Junker«, »Der Bürgermeister von Füssen«, »Die Haushälterin« und »Ansässig« (worin das ehemalige Zunftwesen ergötzlich dargestellt wird) zu den besten. Außerdem veröffentlichte er: »Renaissance. ¶
Ausgewählte Dichtungen von Jakob Balde« (mit Joh. Schrott übertragen, Münch. 1870) und die humoristischen Reisestudien »Italische Apriltage: Erinnerungen aus einer konfessionslosen Romfahrt« (das. 1880).
s. v. w. Blindschleiche. ^[= (Anguis L.), Reptiliengattung aus der Ordnung der Eidechsen und der Familie der Wühlechsen ...]
August, berühmter Sprachforscher, geb. zu Meiningen, [* 100] studierte in Leipzig, Tübingen [* 101] und Bonn zuerst Theologie, dann die orientalischen und altklassischen Sprachen, habilitierte sich 1846 in Bonn als Privatdozent für vergleichende Sprachforschung und kam 1850 infolge seiner bereits berühmt gewordenen Kenntnis der slawischen Sprachen als Professor nach Prag, [* 102] von wo aus er 1852 eine sehr ergebnisreiche Reise nach Litauen zur Erforschung der altertümlichen und für die Aufhellung der übrigen indogermanischen Sprachen besonders wichtigen litauischen Sprache unternahm.
Vielfache Anfeindungen von seiten tschechischer Agitatoren bewogen ihn 1857, seine Stelle in Prag niederzulegen, worauf er als Honorarprofessor nach Jena ging. Hier starb er Seine wichtigsten Werke sind: »Zur vergleichenden Sprachengeschichte« (Bonn 1848);
»Die Sprachen Europas in systematischer Übersicht« (das. 1850);
»Formenlehre der kirchenslawischen Sprache« (das. 1852);
»Handbuch der litauischen Sprache« (Prag 1856-57, 2 Tle.);
»Die deutsche Sprache« (Stuttg. 1860, 5. Aufl. 1888);
»Kompendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen« (Weim. 1861, 4. Aufl. 1876);
»Die Darwinsche Theorie und die Sprachwissenschaft« (das. 1863, 3. Aufl. 1873),
worin S. Darwins Stammbaum der Arten einen Stammbaum der Sprachen zur Seite stellte;
»Litauische Märchen, Sprichwörter, Rätsel und Lieder« (das. 1857);
»Indogermanische Chrestomathie« (mit Ebel, Leskien und Joh. Schmidt, das. 1869).
Zahlreiche wertvolle Aufsätze veröffentlichte er in Zeitschriften, namentlich in den von ihm mit A. Kuhn (s. d. 2) begründeten »Beiträgen zur vergleichenden Sprachforschung etc.« Die Sprachwissenschaft verdankt Schleichers Schriften eine nachhaltige und tiefgreifende Förderung. In zahlreichen Einzeluntersuchungen, die sich durch strenge und besonnene Methode auszeichnen, löste er eine Reihe der schwierigsten Probleme der Etymologie und vergleichenden Grammatik; dem Anfänger in der vergleichenden Sprachforschung lieferte er vortrefflich geordnete Lehrbücher; auf größere Kreise [* 103] wirkte er durch seine gediegenen populären Schriften. Dagegen haben seine allgemeinen Ansichten über das Wesen der Sprache, das er mit dem Leben der Pflanze verglich, und über die Aufgabe der Sprachwissenschaft, die er als eine Naturwissenschaft betrachtete, zwar einige Anhänger, aber keinen bleibenden Beifall gefunden.
Vgl. Lefmann, August S. (Leipz. 1870).
s. Schmuggelhandel. ^[= (Paschhandel, Pascherei, Einschwärzung), die verbotswidrige Einführung von ...]
(Viverridae), Familie der Raubtiere [* 104] (s. d., ^[= (Carnivora, hierzu Tafel "Raubtiere I-III"), Ordnung der Säugetiere, meist groß ...] S. 596).
s. Sicherheitsdienst. ^[= Einrichtungen zur Sicherung lagernder oder marschierender, also nicht gefechtsfähiger Truppen ...]
s. v. w. Femelbetrieb. ^[= (Plenterbetrieb), eine der forstlichen Waldbewirtschaftungsarten. Der Femelwald ist ein Baum- ...]
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Aachen, [* 105] an der Oleff, Knotenpunkt der Linien Kall-Hellenthal und Aachen-Jülich der Preußischen Staatsbahn, 357 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Bergrevier, 2 Oberförstereien, ein Dampfsägewerk, Holzdrechslerei und (1885) 501 meist kath. Einwohner. S. war ehemals Hauptort einer eignen Grafschaft.
1) Matthias Jakob, Botaniker, geb. zu Hamburg, [* 106] studierte in Heidelberg [* 107] die Rechte, praktizierte als Advokat zu Hamburg, studierte aber seit 1833 in Göttingen und Berlin noch Naturwissenschaft, besonders Physiologie u. Botanik. 1839 erhielt er die Professur der Botanik in Jena, und 1863 ging er als Professor der Botanik und Anthropologie nach Dorpat. [* 108] Seit 1866 lebte er im Ruhestand, anfangs in Dresden, dann in Wiesbaden. Er starb in Frankfurt a. M. Sein Hauptwerk sind die »Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik« (Leipz. 1842-43, 2 Bde.; 4. Aufl. 1861). Dies Werk, wie Schleidens ganze Thätigkeit, zeichnet sich nicht nur durch eine Fülle neuer Beobachtungen, sondern vielmehr noch durch das Bemühen aus, der Botanik auf Grundlage der Kant-Friesschen Philosophie eine wissenschaftliche Grundlage zu geben. Er stellte die ganze Botanik als induktive Wissenschaft sofort auf eine viel höhere Stufe, erweiterte den Gesichtskreis und setzte der Forschung ein großartiges Ziel. Er betonte überall die Entwickelungsgeschichte [* 109] als die Grundlage jeder morphologischen Einsicht und machte zum erstenmal den Versuch, die Hauptabteilungen des Pflanzenreichs morphologisch und entwickelungsgeschichtlich zu charakterisieren.
Die »Methodologische Einleitung« seiner »Grundzüge« hat einen bedeutenden Einfluß geübt und besitzt dauernden Wert für alle Naturforscher, während seine Theorien, um welche lebhaft gestritten wurde, längst widerlegt sind. Sonst schrieb er: »Über Ernährung der Pflanzen und Saftbewegung in denselben« (Leipz. 1846);
»Handbuch der medizinisch-pharmazeutischen Botanik« (das. 1852-57, 2 Bde.);
»Die Pflanze u. ihr Leben« (das. 1848, 6. Aufl. 1864);
»Studien« (das. 1855, 2. Aufl. 1857),
eine Sammlung populärer Vorträge;
»Zur Theorie des Erkennens durch den Gesichtssinn« (das. 1861);
»Die Landenge von Sues« (das. 1858);
»Über den Materialismus der neuern deutschen Naturwissenschaft« (das. 1863);
»Das Meer« (Berl. 1865, 3. Aufl. 1884-88);
»Das Alter des Menschengeschlechts« (Leipz. 1863);
»Die Umwandlung der Weltordnung am Ende des Mittelalters« (Dresd. 1866);
»Für Baum und Wald. Eine Schutzschrift« (Leipz. 1870);
»Die Rose, Geschichte und Symbolik etc.« (das. 1873);
»Das Salz« [* 110] (das. 1875);
eine Biographie Linnés (in Westermanns »Monatsheften«, Bd. 30, Braunschw. 1871);
»Die Bedeutung der Juden für Erhaltung und Wiederbelebung der Wissenschaften im Mittelalter« (Leipz. 1877);
»Die Romantik des Martyriums bei den Juden im Mittelalter« (das. 1878).
Auch bearbeitete er die Pflanzen- und Tierphysiologie sowie die Theorie der Pflanzenkultur für die »Encyklopädie der theoretischen Naturwissenschaften« (Braunschw. 1850),
gab mit Nägeli die »Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik« (Zürich [* 111] 1844-46) und mit Schmid die »Geognostische Beschreibung des Saalthals bei Jena« (Leipz. 1846) heraus. Auch als Lyriker bethätigte er sich und gab zwei Sammlungen »Gedichte« (Leipz. 1858 u. 1873) unter dem Pseudonym Ernst heraus.
2) Rudolf, Jurist, Vetter des vorigen, geb. zu Ascheberg bei Plön, studierte die Rechte, bekleidete dann an der Generalzollkammer zu Kopenhagen mehrere wichtige Posten, ward zum Justizrat ernannt und bei der Zollgrenzregulierung Holsteins beschäftigt. Nach der Erhebung der Herzogtümer 1848 stellte er sich der dortigen provisorischen Regierung zur Verfügung. Diese sandte ihn als Mitglied des Vorparlaments nach Frankfurt, dann als ihren Agenten nach Berlin. Nach der Okkupation der Herzogtümer durch die Österreicher 1850 wandte er sich nach Bremen, [* 112] wo er 1853 die Stelle eines Ministerresidenten in Washington [* 113] erhielt. Seit 1863 vertrat er daselbst die drei Hansestädte. Im Januar 1865 ging er ¶