nasse, ja vollständig unter
Wasser getauchte S. kann durch ein starkes
Zündhütchen und
ca. 300 g trockne S. oder durch
Nitroglycerin,
resp.
Dynamit zur
Explosion gebracht werden. Dagegen ist die nasse S. absolut unentzündlich und unexplodierbar durch Berührung
mit
Flamme
[* 2] oder glühenden
Körpern. Auf glühende
Platten geworfen, zersetzt sie sich langsam. Schießbaumwollmagazine
mit nasser
S., in
Brand gesteckt, brennen langsam unter ruhiger
Zersetzung der
S. ab. Diese
Eigenschaften haben dem Abelschen
Präparat die große Bedeutung und den Vorrang vor dem
Dynamit in den letzten
Jahren verschafft, namentlich hat es für das
Torpedowesen dadurch eine große Wichtigkeit erlangt und alle andern
Sprengstoffe verdrängt.
Auch in
Sprenggeschossen hat man S. angewandt, während sie als
Ersatz des
Schießpulvers, namentlich ihrer großen Brisanz
halber, sich nicht eignet. Sprenggranaten füllt man mit gekörnter nasser
S. und setzt nur wenig trockne
S. in kubischer Form
hinzu, um die
Explosion einzuleiten. In dieser Form lassen sich die
Granaten
[* 3] ohne
Gefahr aus
Mörsern verschießen. 21
cmGranaten, mit 26 kg S. geladen, werfen, nachdem sie 4 m tief in Sandboden eingedrungen, Trichter aus von 2,4
m Tiefe und 4,8 m oberm
Durchmesser, im ganzen von einem körperlichen
Inhalt von 15
cbm. Sie durchschlagen
Gewölbe
[* 4] von 1 m
Stärke
[* 5] mit 3 m hoher Erdbeschüttung.
Man benutzt die S. auch zum
Filtrieren
[* 6] von
Säuren und
Alkalien, von übermangansaurem
Kali, als Isolierungsmaterial bei elektrischen
Versuchen und mit Kaliumpermanganat getränkt als Verbandmaterial für sehr übelriechende
Wunden. Nachdem Braconnot 1832,
später auch
Pelouze und
Dumas explosive
Substanzen aus
Stärkemehl,
Holzfaser,
Papier etc. erhalten hatten,
stellte
Schönbein 1845 und
Böttger 1846 die S. dar, an welche sich alsbald weitgehende Erwartungen hinsichtlich der Verwendbarkeit
für Kriegszwecke knüpften.
Aber obwohl die
Darstellung der S. wesentlich verbessert wurde, erhielt man doch kein haltbares
Präparat. Erst
Lenk erzielte
bessere
Resultate, in Hirtenberg bei
Wien
[* 7] wurde 1853 eine Schießwollfabrik angelegt, aber nach zwei
Explosionen
von
Magazinen wurden 1865 die österreichischen
Versuche wieder aufgegeben.
Praktische Verwertbarkeit erlangte die S. erst durch
den englischen Chemiker
Abel, und 1874 wurde das englische
Verfahren auf
Anlaß der deutschen
Regierung durch
Hertz, welcher in
Oberschlesien eine
Fabrik errichtete, in
Deutschland
[* 8] eingeführt.
[* 10] allgemein das Forttreiben von
Geschossen mit
Hilfe einer bewegenden
Kraft,
[* 11] namentlich der Explosivkraft des
Schießpulvers. Von dem scharfen unterscheidet man den
Salut- und Manöverschuß (blinden
Schuß), bei welchem
kein
Geschoß
[* 12] angewendet wird. Die
Bahn des
Geschosses (s.
Flugbahn) ist von so vielen Verhältnissen abhängig, daß man nicht
von Treffgewißheit, sondern nur von einer
Wahrscheinlichkeit des
Treffens sprechen kann. Die Umstände, welche die Trefffähigkeit
beeinflussen, sind etwa:
1) Veränderungen der
Seele und Visiereinrichtungen, welche beim S. eintreten und nicht konstant bleiben,
z. B. das
Verbleien der
Züge, namentlich bei Bronzeröhren und kleinen
Ladungen;
5) mangelhafte
Stabilität der Lafettierung, des
Geschützstandes sowie die Art und Beweglichkeit des
Ziels. Diese Einflüsse
vermindern die Treffwahrscheinlichkeit, sobald sie fortdauernd wechseln; bleiben sie konstant, so können sie in Rechnung
gezogen und die daraus hervorgehenden Fehler bis zu einem gewissen
Grad beseitigt werden. Das richtige
Schätzen der
Entfernung des
Geschützes vom
Ziel fördert zwar die Treffwahrscheinlichkeit; da aber die ablenkenden Einflüsse
hierbei außer Rechnung bleiben, so ist die als richtig erschossene
Entfernung der wirklichen keineswegs immer gleich, woraus
der bedingte
Wert derDistanzmesser für das S. hervorgeht.
Da es, namentlich im Feldkrieg, oft schwer erkennbar ist, ob das
Ziel wirklich direkt getroffen wurde,
so legt man an der Höhenrichtung so lange zu, bis ein
Schuß durch das
Ziel verdeckt wird, also hinter dasselbe fällt. Trifft
bei verringerter
Elevation der nächste
Schuß vor das
Ziel, so ist man mit der mittlern
Elevation in der
Regel eingeschossen
(Gabelschießen). Hierbei muß jedoch der
Faktor für die
Wahrscheinlichkeit des
Treffens mit in Rechnung
gezogen werden, da ein gewisser Prozentsatz der Schüsse naturgemäß das
Ziel auch dann nicht trifft, wenn man richtig eingeschossen
ist.
Hierüber geben die Trefffähigkeitstabellen Auskunft, die aus Versuchsergebnissen zusammengestellt sind, welche unter möglichst
normalen Verhältnissen in Bezug auf
Geschütz,
Munition, Bedienung,
Witterung etc. erzielt wurden. Für
die
Praxis der
Artillerie sind Schießregeln aufgestellt, die in einfachster Form angeben, wie man einen möglichst sichern
Anhalt
[* 13] für die Beurteilung der
Lage des Treffpunktes zum
Ziel gewinnt, und wie man aus den
Beobachtungen folgern kann, ob man
richtig schießt, oder durch welche Änderungen man hierzu gelangt.
Dieselben sind, je nach der Schußart, ob Flach- oder Wurf- (Steil-) feuer, ersteres aus
Kanonen mit großer
Anfangsgeschwindigkeit,
letzteres aus kurzen
Kanonen und
Mörsern, verschieden,
da man bei jenem den
Punkt treffen muß, nach welchem das
Geschütz gerichtet
worden, während bei diesem der durch die
Brustwehr
[* 14] gedeckte Treffpunkt nicht sichtbar ist. Die Angaben,
welche Höhenrichtung und Seitenverschiebung bei jedem
Geschütz und für jede
Entfernung zu nehmen sind, werden aus den Schußtafeln
entnommen; sie reichen bis zu den größten gewöhnlichen
Entfernungen, z. B. beim leichten deutschen
Feldgeschütz bis auf 6800 m,
beim schweren auf 7000 m, bei der 12
cm Bronzekanone C/73 auf 5700 m, bei der 15
cm Ringkanone auf 8500 m.
Diese Schußweiten beziehen sich auf die horizontale
Ebene und haben nichts zu thun mit einer
Entfernung, die unter andern
Umständen noch erreicht werden könnte. Da die
¶
mehr
Wahrscheinlichkeit des Treffens in umgekehrtem Verhältnis zu der Schußweite steht, so stellen sich praktisch der Zielgröße
entsprechende Maximalschußweiten heraus. Beim indirekten S. befindet sich das Ziel hinter einer Deckung, wie die auf dem Wallgang
der Festungen oder in Belagerungsbatterien aufgestellten Geschütze.
[* 16] Da das Ziel nicht sichtbar ist, so muß die
Höhenrichtung, anstatt mit dem Aufsatz (s. Visier), mit dem Quadranten (s. d.) nach Graden genommen werden.
Beim direkten S. dagegen ist das Ziel beim Richten des Geschützes über den Aufsatz sichtbar. Für das S. mit Handfeuerwaffen
[* 17] sind im allgemeinen die vorentwickelten Grundsätze zutreffend; jedoch ist die Treffwahrscheinlichkeit hier vorwiegend von
dem guten Abkommen, d. h. davon abhängig, daß der Schütze richtig zielt, fest im Anschlag liegt, den
Atem anhält, ruhig abdrückt und fest durchs Feuer sieht. Bei den Handfeuerwaffen ist ihrer beliebigen Elevationsfähigkeit
wegen eine Totalschußweite erreichbar; sie beträgt beim deutschen Infanteriegewehr M/71 bei etwa 35° bis 3000 m, die Visiereinrichtung
geht jedoch nur bis 1600 m (s. Visier).
eine Hütte, aus welcher man Füchse oder Wölfe erlegt. Man gräbt an einem von Wegen
entfernten freien und ruhigen Ort eine etwa 2½ m im Quadrat große und tiefe Grube, schalt solche mit Holz
[* 18] aus und errichtet
darüber ein Dach,
[* 19] welchem man durch Plaggen und Moos das Ansehen eines natürlichen Hügels gibt. Nach der Mittagsseite
hin bringt man ein Schießloch, an der Mitternachtsseite eine Treppe
[* 20] nebst Thür an. In einer Entfernung von 25-30 Schritt vom
Schießloch wird der Kadaver eines gefallenen Stückes Vieh so hingelegt, daß der Bauch
[* 21] der Hütte zugekehrt ist, weil die Füchse
gern in das Luder hineinkriechen und dann nicht gegen den Schuß durch den Rücken desselben gedeckt sind.
Sobald der Balg des Raubzeugs gut geworden ist, besucht man die Hütte bei hellem Mondschein und erlegt aus derselben die das
Luder aufsuchenden Raubtiere.
[* 22] Auf Bäumen angelegte Schießhütten sind unbequemer, auch hat darin der Jäger mehr von der Kälte
zu leiden. Zur Erlegung von Raubvögeln errichtet man die S. (Krähenhütte) auf einem hoch gelegenen Punkt
im freien Feld, setzt an den Seiten auf etwa 30 SchrittEntfernung einige mit Ästen versehene trockne Bäume (Fallbäume) und
bringt vor derHütte auf einem etwa 1 m hohen Ständer, welcher oben mit einem Teller versehen ist, einen
Uhu an, den man mit Lang- und Kurzfessel an diesen ankettet.
Sobald vorüberziehende Krähen und Raubvögel
[* 23] den Uhu gewahren, stoßen sie auf denselben oder hacken auf den Fallbäumen ein,
von denen sie durch die in den Wänden der Hütte angebrachten Schießlöcher herabgeschossen werden. Um auch im Flug die auf
den Uhu stoßenden Vögel
[* 24] erlegen zu können, bringt man auf der nach diesem gerichteten Seite ein größeres Schießloch an.
Der Besuch der Krähenhütte ist besonders in der Zeit lohnend, in welcher im Frühjahr und Herbst die Raubvögel ziehen.
Die Verkohlung geschieht jetzt meist in eingemauerten oder (wie in Spandau)
[* 31] in die Ummauerung auf Rollen
[* 32] einzuführenden Cylindern
aus Eisenblech unter Luftabschluß und Ableitung der gasförmigen Produkte zur Feuerung (destillierte Kohle).
Die Kohle erhält, je nach dem gesteigerten Grade der Verkohlung und der dabei angewendeten Temperatur, eine vom Rötlichen
durch Rotbraun bis zum tiefen Schwarz gehende Farbe und eine derselben entsprechende Entzündlichkeit, welche abnimmt, je schwärzer
die Kohle ist.
Bei 270° C. erhält man Rotkohle, die Farbe wird dunkler bis zu 340°, von da an schwarz (Schwarzkohle);
bis 432° ist sie noch als Pulverkohle verwendbar. Der Gewinn an Kohle nimmt ab mit der Verkohlungstemperatur und sinkt bei
280-1500° von 36 auf 15 Proz. Diese Thatsache ist zur qualitativen Bezeichnung der Kohle benutzt worden; es ist hiernach 25proz.
Kohle solche, welche dem Gewicht nach 25 Proz. des zur Verkohlung verwendeten lufttrocknen (10 Proz.
Feuchtigkeit) Holzes beträgt. In Deutschland wird zu Gewehrpulver 27,5-, zu Geschützpulver 25proz.
Kohle verwendet. Da der Verkohlungsgrad auf die Offensivität des Schießpulvers ohne Einfluß ist, so wird in Spandau zur
genauern Temperaturmessung ein Pyrometer
[* 33] von Bronze
[* 34] verwendet. Der in Esquardes und Wetteren bei Gent
[* 35] im
Betrieb befindliche Apparat von Violett, in welchem die Verkohlung durch in den Verkohlungscylinder geleiteten überhitzten
Wasserdampf geschieht, liefert einen größern Ertrag an Rot-, nicht aber an Schwarzkohle als die Cylinderverkohlung.
Dem Jagdpulver gibt man unter Verwendung von Rotkohle in der Regel mehr Salpeter, ebenso in neuerer Zeit zur Erhöhung der Sprengkraft
dem Sprengpulver. Die einzelnen Bestandteile des Pulvers müssen zunächst, um eine höchst innige Mischung
zu ermöglichen, sehr fein pulverisiert werden. Dies geschah früher meist mit dem Mengen und Dichten zugleich in Stampfmühlen
(1435 in Nürnberg)
[* 37] oder unter Hämmern (wie noch jetzt in der Schweiz), ähnlich den Frischhämmern der Eisenwerke, später
(schon 1540, in Schweden
[* 38] 1684) in Walz- (Koller-) Mühlen
[* 39] (s. unten, Läuferwerk); jetzt wendet man meist
Trommeln an. Die Salpeterkleintrommel in Spandau besteht aus Eisenblech, hat 1 m Durchmesser und ist an der innern Mantelfläche
mit sechs Holzleisten versehen. Der Salpeter wird mit einem gleichen
¶
mehr
Gewicht Bronzekugeln von 13 mmDurchmesser bis 3 Stunden lang gekleint. Die Kleintrommel für Schwefel und Kohle aus Eichenholz
von 2,3 m Durchmesser ist an der innern Mantelfläche mit Sohlleder und 24 Holzleisten bekleidet. Das Kleinen geschieht mit
etwa dem doppelten Gewicht von Bronzekugeln. In einer ganz ähnlichen Trommel geschieht unter Zusatz von
Pockholzkugeln das Mengen der Pulvermaterialien. Zur Anfertigung des grobkörnigen u. prismatischen Pulvers ist eine Erhöhung des
spezifischen Gewichts des Schießpulvers und, um diese durch Pressen zu erreichen, eine Brechung der
[* 41] Elastizität der Materialien,
namentlich der Kohle, erforderlich.
Man bringt deshalb den gemengten Satz noch in ein Läuferwerk (Kollermühle), dessen mühlsteinartige
Läufer aus Hartgußeisen von etwa 5300 kg durch eine horizontale Achse verbunden sind, die von einer senkrechten Welle in wagerechter
Ebene gedreht wird, wobei die Läufer auf dem Boden einer flachen Schale aus Hartgußeisen rollen, auf welchem der mit 8 Proz.
Wasser angefeuchtete Pulversatz ausgebreitet ist. Ein Pflug
[* 42] von Bronze schiebt den auseinander gedrückten
Satz wieder vor die Läufer.
Die Bearbeitung dauert unter mehrmaligem Anfeuchten 1½-2½ Stunden. Die von den Läufern genommenen kleinern und größern
Kuchenstücke kommen in das Quetschwerk, das aus je zwei Paar übereinander liegenden, geregelten, sich gegeneinander drehenden
Bronzewalzen besteht. Zum Pressen des Pulvers dienen hydraulische Pressen oder Walzen, welche durch Hebelwerke
unter einem ganz bestimmten Druck aneinander gepreßt werden. In der hydraulischen Presse
[* 43] werden 40 auf den Preßtisch zwischen
Segeltuch u. Kupferplatten aufeinander gelegte, 20 mm dicke Pulverschichten mit einem Druck von 120-130 kg auf das QZentimeter
gepreßt.
Die Walzenpressen bestehen aus einem System von Trieb- und Druckwalzen, zwischen welche der Pulversatz durch
eine Umlaufbahn (Tuch ohne Ende) geführt wird. Der Hebeldruck beträgt in Spandau 30,000 kg. Die aus der Presse hervorgegangenen
Pulverkuchen kommen, gröblich zerstoßen, in die Körnmaschine, deren zur Zeit zwei Arten im Gebrauch sind. Die ältere, von
Lefebvre
[* 25]
(Fig. 1), besteht aus einem in kupfernen Stangen oder Tauen an der Zimmerdecke beweglich aufgehängten
Holzrahmen D, der an seinem Umfang 8-12 Siebe B trägt, deren jedes mehrere Böden von verschiedener, den zu gewinnenden Körnergrößen
entsprechender Maschenweite hat.
Der obere, aus starkem Messingblech mit großen Löchern, hat zwei Öffnungen mit einer bis nahe zum untern
Siebboden reichenden Schaufel, auf welcher durch die Zentrifugalkraft
[* 44] die zu großen Körner wieder nach oben gelangen, wo sie
durch eine mit ihnen rotierende Holzscheibe mit Bleieinguß weiter zerrieben werden. Auf das obere Sieb führt ein Aufschütttrichter
A mit Schlauch und von jedem Siebboden ein Schlauch C nach unten in Kasten. Die Welle mit Exzenter versetzt
den Rahmen mit 74 Umdrehungen in der Minute in rüttelnde Bewegung. Neuerdings ist zum Körnen der härter gepreßten Pulverkuchen
für grobkörniges Pulver, wozu die Lefebvresche Maschine
[* 45] nicht hinreicht, eine Walzenkörnmaschine eingeführt. Sie besteht
aus mehreren sich gegeneinander drehenden bronzenen Walzenpaaren, deren Man-
tel längs und quer gereifelt ist. Zwischen ihnen werden die Körner nach und nach immer kleiner gebrochen und fallen dann
auf Siebe mit Rüttelbewegung. Das gekörnte S. trocknet man bis zu einem gewissen Feuchtigkeitsgrad, poliert es dann zur
Vermehrung seiner Dauerhaftigkeit in einer hölzernen Trommel mit 3000-3600 Umdrehungen und trocknet es,
auf Rahmen ausgebreitet, mittels erwärmter Luft von 72° vollständig. Sodann wird es im Staubhaus durch eine Welle mit Staubflügeln,
an welchen man die etwa halb mit Pulver gefüllten Staubsäcke befestigt, ausgestaubt. Hierauf folgt das Sortieren nach Körnergrößen.
In Spandau verwendet man hierzu ein geneigtes Cylindersieb mit Achsendrehung, dessen Mantel am Füllende
mit dem engen, am andern mit dem weiten Siebe bekleidet ist. Die so gewonnenen Pulversorten werden dann in den einzelnen Tagesablieferungen
sowie eine Anzahl Tagesablieferungen unter sich vermengt, um ein möglichst gleichmäßiges Fabrikat zu erhalten.
Je feinkörniger und weniger dicht das S. ist, um so schneller brennt es ab, um so größer ist der momentan
erzeugte Gasdruck, welcher bei großen Ladungen eine solche Höhe erreichen kann, daß die Waffe gefährdet wird. Man hat daher
schon früh feineres Pulver für Gewehre und gröberes für Geschütze angewandt. Da nun in gezogenen Geschützen das Geschoß
in seiner Bewegung einen gewissen Widerstand findet, so durfte man bei dem gewöhnlichen S. nur geringe
Ladungsverhältnisse anwenden und erzielte dem entsprechend geringe Geschoßgeschwindigkeiten.
Als dann die Artillerievor der Aufgabe stand, den Panzer zu besiegen, mußte man auf ein langsamer verbrennendes S. bedacht
sein, welches mehr drückend als stoßend wirkte und dem Geschoß, solange es noch im Geschütz weilte,
eine steigende Geschwindigkeit erteilte und somit auch eine Vergrößerung der Ladung gestattete, indem sich der Gasdruck nicht
auf den hintern Teil des Rohrs konzentrierte, sondern sich auf das ganze Rohr verteilte. Es war also ein weniger »offensives«
S. aus andern Bestandteilen oder das bisherige S. durch andre Anfertigung weniger offensiv herzustellen.
Man betrat den von den Amerikanern bereits eingeschlagenen Weg, welche bei Ausbruch des Sezessionskriegs den gemengten Pulversatz
für Ladungen zu Kartuschen
[* 47] und Patronen preßten, günstige Resultate aber erst erzielten, als sie diese Pulverkörper längs
und quer durchbohrten. Der amerikanische Kapitän Rodman wurde durch seine Untersuchungen zu der Vermutung
geführt, daß der Gasdruck grobkörnigen Pulvers in Geschützen geringer sei als der des feinkörnigen, woraus hervorgehen
würde, daß man mit ersterm bei gleichem Gasdruck eine größere Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse erzielen könne, oder
daß bei gleicher Leistung ersteres das Rohr weniger anstrenge als letzteres. Die Richtigkeit dieser Ansicht
bewies Rodman 1860 durch seinen Gasdruckapparat, bei welchem ein Kolben D
[* 46]
(Fig. 2) ein Messer
[* 48] C gegen die durch die Schraube
A gehaltene Kupferplatte B preßt und in letzterer um so tiefere Kerben erzeugt, je stärker der Gasdruck im Rohr ist.
Rodmans Versuche führten zur Darstellung des ersten grobkörnigen Geschützpulvers, des
sogen. Mammutpulvers,
dessen unregelmäßige Körner 15,6-26 mmDurchmesser haben. Die großen Zwischenräume und die ungleichmäßige Lagerung dieses
Pulvers in den Ladungen führten dann zum prismatischen Pulver.
[* 46]
Fig. 3 zeigt ein solches Korn, welches nach dem Vorgang Rußlands
als »prismatischesPulver C/68« für die deutschen 15-26 cm Ringkanonen eingeführt ist. Das aus Geschützpulver
gepreßte Korn mißt über Eck 40, der Kanal
[* 49] 4,5 mm, ist 24,8 mmhoch und wiegt 40,5 g bei einem spezifischen Gewicht von 1,66.
Bei der Vergrößerung der Kaliber mußte aber ein noch langsamer verbrennendes Pulver zur Verwendung kommen, und man führte
daher für die 28 cm und größern Kanonen ein Korn von 1,75 spez. Gew. und den äußern Abmessungen
des vorigen, aber mit nur einem Kanal von 15 mm Weite als »prismatischesPulver C/75« ein. Es wird mittels Pressen hergestellt,
deren Konstruktion von Wischnigratzki angegeben wurde.
Ein von den vereinigten rheinisch-westfälischen Pulverfabriken und der AktiengesellschaftRottweil-Hamburg 1882 hergestelltes
braunes S. gibt als prismatisches Pulver bei schweren Geschützen sehr günstige Resultate. Es verbrennt langsamer und erzeugt
also geringern Gasdruck als das schwarze Pulver, so daß durch Vergrößerung der Ladung wesentlich größere Anfangsgeschwindigkeit
und Stoßkraft der Geschosse erzielt wurde. Das Pulver ist auch haltbarer, weniger gefährlich und verbrennt unter
geringerer Rauchentwickelung.
Das deutsche prismatische Pulver C/82 ist identisch mit dem braunen S. der FabrikRottweil-Hamburg, besteht aus 78 Salpeter, 19 brauner
Kohle und 3 Schwefel und hat das spez. Gew. 1,86-1,87.
Das deutsche Sprengladungspulver hat Körner von 6-10 mmGröße und gewährt große Sicherheit gegen die Entzündung der Geschoßladung
im Geschützrohr. In England benutzt man seit 1860 für die Armstrong-Geschütze ein Pulver von der Korngröße
von Haselnüssen; später wurde das Kieselpulver (pebble powder, kieselsteinähnlich) von 1,8 spez. Gew.
und neben diesem 1867 für größere Kaliber das Cylinderpulver (Pellet-Pulver) eingeführt, dessen Körner 18 mm dick und 12 mm
hoch sind, 6,43 g wiegen und 1,65-1,7
spez. Gew. haben.
Mit den Fortschritten der Kalibergröße hat man auch eine entsprechende Vergrößerung des Pulverkorns eintreten lassen.
Die Gewehre von kleinem Kaliber (8 mm etc.) fordern ein S., welches wenig Rückstand hinterläßt, möglichst wenig Rauch gibt
und aus kleinstem Raum eine große Kraft entwickelt. Man benutzte ein grobkörniges, sehr festes Pulver
oder verdichtete die ganze Ladung über einen Dorn, mischte auch die Ladung aus verschieden schnell verbrennendem S. (Progressivladung).
Andre benutzten ein Pikratpulver (Bruyère) oder Mischungen von Schießbaumwolle, S., Salpeter etc.; doch scheint bis jetzt (1888)
die Frage noch nicht zu einem befriedigenden Abschluß gelangt zu sein.
Die Untersuchung des Schießpulvers bezieht sich auf 1) seine chemische Zusammensetzung, 2) seine Beschaffenheit und 3) seine
ballistische Wirkung. Bei der Anfertigung tritt eine, wenn auch unbedeutende, Veränderung des Mischungsverhältnisses durch
Ver-
stauben etc. ein. Eine quantitative Analyse preußischen Schießpulvers ergab 74,49 Salpeter, 9,72 Schwefel, 15,79 Kohle (statt
74, 10, 16). Die zu prüfende Dichtigkeit des Schießpulvers bezieht sich auf die Ermittelung des kubischen und spezifischen
Gewichts. Das erstere, in Litergemäßen ermittelt, beträgt für das deutsche grobkörnige Pulver 975 g, für das
Gewehrpulver M/71: 915 g pro Liter. Zur Ermittelung des spezifischen Gewichts dient ein Dichtigkeitsmesser, ein ellipsoidales,
an beiden Enden mit kurzen Röhrstücken, auf welche je ein Verschlußstück mit Hahn
[* 51] und Dichtungsring aufgeschraubt ist,
versehenes Glasbassin. Es wird luftleer gepumpt, mit Quecksilber gefüllt und gewogen, wieder entleert, mit dem abgewogenen
Untersuchungspulver und Quecksilber in gleicher Weise gefüllt, und es läßt sich nun aus der Gewichtsdifferenz
das verdrängte VolumenQuecksilber und spezifische Gewicht des Pulvers berechnen.
Zur Bestimmung des spezifischen Gewichts prismatischen Pulvers hat Bode inBerlin
[* 52] eine Wage
[* 53] konstruiert
[* 50]
(Fig. 4). Das auf dem
Metallring stehende Glasgefäß ist mit chemisch reinem Quecksilber gefüllt. Die drei Arme der über dasselbe
gehängten Wagschale haben nahe ihrem Vereinigungspunkt je eine abwärts gerichtete Stahlspitze, außerdem im Mittelpunkt
zwischen diesen Spitzen eine vierte, welche durch eine Schraube 2 mm höher gestellt wird als jene. Die drei Spitzen werden auf
das auf dem Quecksilber schwimmende Pulverkorn gesetzt und dieses durch Auflegen von Gewichten auf die Wagschale
so weit eingetaucht, daß die mittlere Spitze die Oberfläche des Quecksilbers berührt. Das Gewicht der verdrängten Quecksilbermasse
ist dann gleich dem Gewicht des Pulverkorns plus dem der Wagschale mit Gewichten, woraus sich das spezifische Gewicht in bekannter
Weise berechnen läßt. - Zur Prüfung der Kraftäußerung oder ballistischen Wirkung des Schießpulvers
bedient man sich jetzt allgemein des Chronoskops (s. d.) von Le
[* 54] Boulangé und zwar mit der Waffenart, für welche
das Pulver bestimmt ist.
Die vielerlei bisher im Gebrauch befindlichen Vorrichtungen zum Probieren des Schießpulvers, als: der Probiermörser, die
gezahnte Pulverprobe, die ballistischen Pendel
[* 55] etc., stehen in ihren Leistungen auf dem überholten Standpunkt
der glatten Waffen
[* 56] und der frühern Pulverfabrikation, weshalb ihre Resultate für die gezogenen Waffen so gut wie wertlos sind.
Über die Vorgänge bei der Verbrennung des Schießpulvers sind wertvolle Versuche von Noble und Abel geliefert worden.
Sie haben in stählernen Hohlkörpern von nahezu cylindrischer Form bis zu 1 kg S. verbrannt. An Zersetzungsprodukten
entstehen bei der Verbrennung im abgeschlossenen Raum 57 Proz. feste und 43 Proz. gasförmige Körper (nach Bunsen und Schischkow
68, resp. 32 Proz.). Das Volumen der Gasmenge von 1 g S., auf 0° Wärme
[* 57] und 760 mm Barometerstand reduziert,
beträgt nach den
ältern Versuchen 330,9, nach Bunsen 193,1, nach Noble und Abel 280 ccm. Die bei der Verbrennung entstehende
Wärme fanden Noble und Abel zu 2200° C. (Bunsen zu 3340° C.). Die größte Gasspannung bei der Verbrennung des Schießpulvers
findet dann statt, wenn dasselbe den Raum, in welchem es zur Explosion gebracht wird, vollständig ausfüllt
und dieser dabei keine Vergrößerung erfährt. Noble und Abel fanden den Maximalgasdruck zu 6400 Atmosphären, zu dessen Messung
sie sich des von Noble konstruierten Gasdruckmessers (crusher gauge,
[* 50]
Fig. 5) bedienten, welcher nach englischen Versuchen zuverlässigere
Resultate liefern soll als der Rodmansche.
Die Größe des Druckes wird aus der Stauchung eines Metallcylinders B, welcher am Geschoßboden und im
Ladungsraum aus Kupfer,
[* 58] nach der Mündung zu aus Blei
[* 59] besteht und zwischen einem Stempel A und einen Amboß C ruht, ermittelt.
Bunsen ermittelte den Gasdruck des Jagdpulvers zu 4373 Atmosphären, Rumford berechnete ihn (1797) auf 54,000
Atmosphären. Nach Violett entzündet sich S. bei rascher Temperaturerhöhung bei 270-320° C., nach Horsley bei 315°, nach
Laygue und Champion Geschützpulver bei 295° C.
Um die mancherlei Übelstände des schwarzen Schießpulvers zu beseitigen, sind in neuerer Zeit unzählige Zusammensetzungen
von Pulver für verschiedene Gebrauchszwecke empfohlen worden. Aus allem geht hervor, daß das bisherige
S. der jetzigen verbesserten Fabrikation durch keine der vorgeschlagenen und versuchten Mischungen ersetzbar ist, wenn es
sich um das Schießen aus Feuerwaffen handelt; als Sprengpulver ist es dagegen meist vorteilhaft durch die zahlreichen Nitroverbindungen
verdrängt worden.
kerei benutzt. In neuester Zeit soll es verbessert worden sein und nun auch gleichmäßiger wirken. Das Uchatiussche Pulver
besteht aus Kartoffelstärke, die mit 8 Teilen rauchender Salpetersäure und 16 Teilen Schwefelsäure übergossen, in Wasser
gewaschen und dann getrocknet wurde. Auch das Pikratpulver von Designolle, dessen Hauptbestandteil pikrinsaures Kali neben
etwa 10 Proz. Kalisalpeter ist, hat sich trotz vieler Versuche nicht zum Schießen geeignet herstellen lassen;
dagegen wurde es zur Ladung der Torpedos
[* 64] in Frankreich eingeführt. - Über die Erfindung des Schießpulvers ist nichts Sicheres
bekannt.
die in Mauern, Brustwehren oder andern Deckungen angebrachten Öffnungen, durch welche man mit Geschützen
(Geschützscharten) oder Gewehren (Gewehrscharten) feuert. Die Höhe der hintern Schartenöffnung über dem Geschützstand,
die Kniehöhe, richtet sich nach der Feuerhöhe des Geschützes und für Gewehrscharten nach der Anschlagshöhe des
Infanteristen (1,25 m). Bei Mauerscharten sind die Seitenflächen (Scharten backen) gebrochen (Schartenbruch), um bei möglichst
großem Gesichtsfeld an Deckung wenig zu verlieren. Die S. in Schiffswänden heißen Stückpforten oder Pforten. In Panzerwänden
wendet man, um die Panzerwand möglichst wenig zu Schwächen und an Deckung nichts zu verlieren, durch Herstellung von
Geschützen, deren Drehpunkt in der Geschützmündung liegt (s. Geschütz und Lafette), Minimalscharten an, die nur wenig größer
sind als der Kopf des Geschützes.
Sie werden auf besondern Artillerieschießplätzen abgehalten, die mit Einrichtungen versehen
sind, durch welche den Übungen
ein der Wirklichkeit nahekommender Charakter gegeben werden kann, z. B. Teilen von Festungswerken, permanenten Batterien etc.,
welche teils als Ziele, teils zu Geschützaufstellungen dienen. Der Feind wird bei den S. durch Scheiben,
Geschütze etc., sein Feuer eventuell durch Kanonen- und Gewehrschläge markiert. Bewegungen des Feindes werden durch auf Schienen
laufende Scheiben dargestellt. Bei den S. der Küsten- und Schiffsartillerie werden die Scheiben auf Flößen entweder verankert,
oder durch einen Dampfer geschleppt. BeimSchießen mit Torpedos werden Scheiben unter Wasser, welche über
Wasser durch Fähnchen bezeichnet sind, vorbeigeschleppt.
[* 72] im allgemeinen jedes gefäßartig geformte Transportmittel zu Wasser, mit vorwaltender Längenausdehnung, welches
mit Vorrichtungen zur eignen Bewegung versehen ist; im engern Sinn ein großes Bark- oder voll getakeltes
S. zum Unterschied von den kleinern, die als Fahrzeuge bezeichnet werden. Zu den letztern gehören Briggs, Schoner, Galjassen,
Kutter, Boote etc. Nach der Art der Fortbewegung unterscheidet man Ruder-, Segel- und Dampfschiffe, nach dem Zweck ihrer Verwendung
Kriegs- undHandelsschiffe, endlich nach den Gewässern, welche sie befahren, Fluß-, Küsten- und Seeschiffe.
Jede der genannten Arten hat eine Menge Unterabteilungen, auch sind fast alle denkbaren Kombinationen ausgeführt worden, so
daß die Mannigfaltigkeit der Schiffe
[* 73] eine sehr bedeutende ist. Ruderschiffe gehören vornehmlich der Vergangenheit an (s.
Galeere); nur Boote sind noch auf die Ruder als Bewegungsmittel angewiesen, häufig aber auch mit Takelage
versehen, d. h. zum Segeln eingerichtet (s. Boot). Von Segelschiffen unterscheidet man inDeutschland nach Betakelung, Bauart
und Größe als wichtigste Schiffstypen: Fregatt- oder Vollschiff, Bark, Schonerbark, Dreimastschoner, Brigg, Vollschoner, Gaffelschoner,
Galjaß, Galjot, Kuff, Ewer, Jacht, Schute, Kutter etc., außerdem Klipper, große, scharf gebaute Schiffe mit
großer Takelage, die reichlich mit Mannschaft versehen und überhaupt gut ausgerüstet sind und schnelle Reisen über die
Ozeane machen.
Viele Schiffe sind sowohl zum Segeln als auch zum Dampfen eingerichtet. Im allgemeinen nennt man solche immer Dampfschiffe;
eine Ausnahme bilden einige große Schiffe, bei denen das Segelvermögen weit überwiegt, die aber eine
kleine Hilfsmaschine haben, um ihnen bei ihren Reisen durch die Kalmen zu helfen. Dampfschiffe (s. d.) haben, um nicht ganz
hilflos zu sein, wenn die Maschine versagt, sofern sie zu den Seeschiffen gehören, stets auch Takelage, meist
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