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^[Abb. Merino der Infantado- oder Negretti-Rasse. ^/^^]
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^[Abb.
Merino der Elektoral-Rasse. Höchste Wollfeinheit. ^/^^]
Zum Artikel »Schafe«]
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während Europa, Afrika und Amerika je nur eine einzige Art beherbergen. Sämtliche Schafe sind echte Höhentiere; sie gehen
bis über die Schneegrenze zu Höhen von 6000 m empor, von denen sie nur herabsteigen, wenn der Schnee die Nahrung bedeckt. Dauernd
in der Ebene leben nur zahme Schafe. Fast alle wilden Schafe lassen sich unschwer zähmen und pflanzen sich
ohne Umstände in der Gefangenschaft fort. Die zahmen Schafe sind das gerade Gegenteil von ihren frei lebenden Gattungsverwandten:
die Gewandtheit, der Mut der wilden haben einer völligen Unselbständigkeit und Feigheit Platz gemacht.
Alle Schafe sind lecker, wenn sie reiche Auswahl von Nahrung haben, aber auch genügsam, wenn sich nur weniges
ihnen bietet. Ihre Vermehrung ist eine ziemlich bedeutende. Der asiatische Argali (O. Argali Pall.) ist 1,8 m lang, 1,1 m hoch,
mit 11 cm langem Schwanz, sehr kräftig gebaut, mit mächtigen, dreiseitigen, breiten, wulstigen Hörnern, welche von der Seite
gesehen fast einen vollen Kreis beschreiben, kleinen Ohren, hohen, schlanken Beinen, schmalen, kurzen Hufen
und sehr gleichmäßigem, fahlgrauem Haarkleid, welches im Gesicht, auf den Schenkeln, an den Rändern des Spiegels und am Hinterbauch
dunkler, auf dem Spiegel und an der untern Hälfte der Beine grauweiß ist.
Der Argali bewohnt die Gebirgszüge zwischen Altai und Allatau, dem Bezirk von Akmollinsk und dem Südostrand
der mongolischen Hochebene, und lebt einzeln oder in kleinen Trupps. Das Weibchen wirft sieben Monate nach der Paarung ein
oder zwei Lämmer. Der Argali läuft, klettert und springt vortrefflich, schließt sich, wo er nicht verfolgt wird, oft den
weidenden Herden an, ist aber an andern Orten auch sehr vorsichtig, nur wie andre Wildschafe ungemein neugierig.
Sein Fleisch ist schmackhaft.
Der amerikanische Argali (amerikanisches Bergschaf, Bighorn, O. montana Cuv.) ist 1,8 m lang, 1 m hoch, mit 12 cm langem Schwanz,
gewaltigem Gehörn beim Männchen und viel schwächerm, ziegenähnlichem beim Weibchen, ist gedrungen,
muskelkräftig, in der Kopfbildung dem Steinbock ähnlich, schmutzig graubraun, am Bauch, an den Beinen, am Spiegel und am Kinn
weiß, am Kopf hell aschgrau, bewohnt das Felsengebirge und die westlich gelegenen Länder zwischen 40 und 68° nördl. Br.,
lebt in Herden in den unzugänglichsten Gegenden und ist, wo er noch nicht verfolgt wurde, wenig scheu.
Das Fleisch ist nicht sehr schmackhaft, das Fell benutzen die Indianer zu ihren Lederhemden. Vielleicht stammt dies Tier von
dem asiatischen Argali ab, der über die Eisfelder der Beringsstraße eingewandert ist. Der europäische Mufflon (O. Musimon
Schreb.), 1,15 m lang, 70 cm hoch, mit 10 cm langem Schwanz, glatt anliegendem Haar, kurzer Mähne an der Brust,
starken, langen, an der Wurzel sehr dicken und fast zusammenstoßenden, auf dem Querschnitt dreieckigen, etwa 65 cm langen,
querwulstigen Hörnern, welche dem Weibchen in der Regel fehlen.
Das Haar ist fuchsigrot, am Kopf mehr grau, auf der Unterseite weißlich. Er lebt auf den hohen Bergketten
Sardiniens und Corsicas in Rudeln von 50-100 Stück, ist sehr lebhaft und gewandt und klettert vortrefflich. Das Weibchen wirft 21 Wochen
nach der Begattung 1-2 Junge, welche im dritten Jahr völlig ausgewachsen sind. Das Tier wird sehr fett, das Fleisch ist schmackhaft,
auch Fell und Gehörn werden verwertet, und hoch geschätzt sind die im Magen vorkommenden Bezoare.
Jung gefangene Mufflons werden sehr zahm, alte Böcke aber sind stets bösartig. Der Mufflon erzeugt mit
Hausschafen Blendlinge,
welche unter sich und mit andren Hausschafen fruchtbar sind. Diese Blendlinge, Umber, waren schon den Alten bekannt. Im
kaiserlichen Tiergarten bei Wien leben halbwilde Mufflons. Der asiatische Mufflon (O. Vignei Blyth.) lebt hauptsächlich in Kleintibet
und in Persien. Sein Körperbau ist schlanker und leichter, rehartig. Der Kopf ist gelblichbraun, mit Weiß meliert; die Augengegend,
Schnauzenspitze, Kinn, Ohren und ein Fleck am Vorderhals sind bräunlichweiß, die Schultern dagegen, Schenkel,
Beine und Hinterrücken gelblichbraun mit Schwarz, Brust, Vorder- und Unterbauch, Innenseite der Schenkel und Füße weiß mit
brauner Beimischung, die Hörner sind scharf dreikantig zusammengedrückt und stark zurückgebogen.
Das Mähnenschaf (O. Tragelaphus Desm.), 1,65 m lang, 95 cm bis 1 m hoch, mit 25 cm langem Schwanz, ist sehr gedrungen
gebaut, mit nach hinten und außen, mit den Spitzen etwas nach unten und innen gebogenen, wulstigen, auf dem Querschnitt dreieckigen
Hörnern, im Nacken und auf dem Widerrist stehendem, aufrechtem, mähnigem Haarkamm und einer an der Kehle beginnenden, auf die
Vorderläufe sich fortsetzenden und bis fast auf den Boden reichenden Mähne. Der Pelz ist fahl rotbraun,
ein Teil der Kehlmähne braunschwarz, der Mittelbauch dunkelbraun, Maul, Hinterschenkel und Hinterläufe isabellgelb, das
Mähnenhaar hell fahlbraun. Das Mähnenschaf lebt einzeln auf den höchsten Felsengraten der nordafrikanischen Gebirge. Sein
Fleisch ist wohlschmeckend, aus den Fellen machen die Araber Fußdecken, auch wird die Haut gegerbt. In der
Gefangenschaft zeigt es sich sehr beweglich, aber dumm, halsstarrig und jähzornig. 160 Tage nach der Paarung wirft das S.
ein oder zwei Lämmer.
Das Hausschaf.
Das zahme S. (Hausschaf, O. Aries L.) ist seit undenklichen Zeiten als Haustier gezüchtet. Nach Rütimeyer finden sich in den
Küchenabfällen der Schweizer Pfahlbauten Überreste von Schafen; unzweifelhafte Skelettteile derselben
treten erst in den jüngsten Gebilden, in den Knochenbreccien und einigen Geröllablagerungen auf. Soweit die Geschichte zurückreicht,
ist das S. in der Alten Welt Haustier gewesen; während aber die Pfahlbauschafe von den heutigen wesentlich abweichen, stimmen
die Abbildungen auf ägyptischen Denkmälern mit unsern Rassen überein.
Auf den ältesten ägyptischen Denkmälern freilich fehlt das S., und man darf hieraus schließen, daß es später als andre
Wiederkäuer in den Hausstand des Menschen übergegangen sei. Nach Amerika und Australien ist es erst nach der Entdeckung durch
Europäer eingeführt worden. Heute ist es über die ganze Erde verbreitet, vom Äquator bis in die Schnee-
und Eisregionen des hohen Nordens. Nach Geschlecht, Alter und Nutzung hat man ihm verschiedene Bezeichnungen beigelegt.
Das männliche Tier heißt Bock (Widder, Stähr) und, wenn es verschnitten worden, Hammel (Schöps, Kappe), das weibliche Mutterschaf
(Zuchtschaf). Das junge Tier im ersten Lebensjahr heißt Lamm (Bocklamm und Zibbenlamm). Im zweiten Lebensjahr
werden sie Jährlinge, im dritten Jahr bis zur Zuchtverwendung Zeitböcke oder Zeitschafe genannt; die kastrierten männlichen
Tiere gehen von der genannten Zeit ab unter dem Namen Zeithammel. Die abzuschaffenden alten Schafe heißen Merz- oder Brackschafe.
Ausbruch und Wechsel der Zähne geben die Anhaltspunkte zur Erkennung des Alters. Nachfolgende Tabelle zeigt
den Zustand des Gebisses in den verschiedenen Altersperioden.
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In derselben bedeuten die kleinern Ziffern die Milchzähne, die größern Ziffern die Ersatz- und die von vornherein als bleibend
auftretenden Zähne. Gute Ernährung läßt den Wechsel etwas früher, schlechte dagegen später eintreten. Die Entwickelung der
Schafe geht sehr schnell vor sich, oft genug sind sie vor dem Ablauf des ersten Jahrs geschlechtsreif; ausgewachsen
sind Tiere der frühreifen Rassen mit 2-2½, andre mit 3½ Jahren. Die Dauer der Trächtigkeit beträgt 145-158, im Mittel 147 Tage
oder 21 Wochen. Bei guter Haltung bleiben die Schafe bis zum zehnten Jahr fruchtbar. Merinos und englische Schafe bringen in der
Regel nur ein Junges, die gewöhnlichen Landschafe mancher Gegenden meist Zwillinge, selbst Fünflinge. Die
Lebensdauer kann 10-15 Jahre betragen. Böcke sind im allgemeinen 1/3-½mal, Hämmel 1/5-¼mal schwerer als Mutterschafe. Letztere
erreichen je nach der Rasse ein Gewicht von 14-100 kg.
Man hat die Rassen des Hausschafes in solche, welche kein Wollhaar, sondern nur das kurze, straffe Stichelhaar
tragen, und in solche, deren Kleid ein wolliges ist (Grannenhaar tragende, Flaumhaar tragende, mischwollige), dann in gehörnte
und ungehörnte, in kurz- und in langschwänzige oder in schmal- und in breitschwänzige, in Marsch-, Höhen-, Berg- und Heideschafe,
endlich nach den geographischen Heimatsbezirken eingeteilt. Fitzinger unterscheidet von dem zahmen S. 6 außereuropäische
und 4 europäische Rassen; bei der nachfolgenden Darstellung ist dessen Einteilung zu Grunde gelegt.
I. Außereuropäische Schafe:
1) Das Fettsteißschaf (O. steatopyga) hat eine oft 15-20 kg schwere Fettablagerung um den sehr kurzen, aus 3-4 Wirbeln bestehenden
Schwanz. Die Wolle ist grob und filzig, die Farbe in der Regel weiß, aber auch schwarz und braun. Das S.
wirft regelmäßig 2-5 Junge. Das Fell der Lämmer wird zu wertvollem Pelzwerk verarbeitet. Es findet sich in ganz Mittelasien
bis China, eine Varietät ist das
ungehörnte chinesische oder Ongtischaf.
2) Das Stummelschwanzschaf (O. brachycerca) ist ebenfalls mit großer Fettmasse um den behaarten
Schwanz versehen. Der Körper trägt markhaltige Haare, nicht eigentliche Wollhaare. Die Farbe ist weiß, nur der Kopf und der
angrenzende Teil des Halses sind schwarz. Das südliche Asien und Nordafrika sind seine Heimat; man hält es zur Gewinnung von
Milch, Fleisch und Fett.
3) Das breitschwänzige oder Fettschwanzschaf (Dumba, O. platyura) hat einen reichlich mittellangen Schwanz,
der mit Wolle bewachsen u. entweder ganz oder größtenteils, mit Ausnahme der Spitze, eine Ablagerung bedeutender Fettmassen
zeigt. Die Wolle ist ziemlich grob u. lang und besitzt ein kürzeres Unterhaar (Flaumhaar). Diese
Schafe sind verbreitet über Kleinasien, Persien, Nordafrika, das Kap der Guten Hoffnung, Südfrankreich,
Makedonien, Südrußland und Süditalien. Die Nutzung besteht in Fleisch, Fett, Milch, Wolle und Pelzen (Lämmerfelle, Baranken,
Astrachan, Krimmer).
4) Das langschwänzige S. (O. dolichura) hat gleichfalls auf dem Schwanz eine enorme Fettablagerung. Kopf, Ohren und Beine sind
mit kurzen, glatten, straff anliegenden Haaren besetzt; die Wolle auf dem Rumpf und Schwanz ist mittellang
und ziemlich dicht, die Farbe des Vlieses schmutzigweiß. Seine Heimat ist Syrien (um Aleppo und Damaskus), doch wird es auch in
Oberägypten und Abessinien angetroffen.
5) Das hochbeinige S. (Guineaschaf oder Morvan, O. longipes), von ziegenähnlichem Aussehen, mit kurzen, steifen,
markhaltigen Haaren, kommt in verschiedenen Teilen Afrikas vor.
6) Das Dinka- oder Mähnenschaf (O. africana) lebt in dem südlichsten Teil von Nubien, hat plumpen Körper und kurze Beine,
dürren Schwanz u. mähnenartigen Besatz der Schultern, Brust u. Halsgegend bei sonst kurzhaarigem Körper.
II. Europäische Schafe:
1) Das kurzschwänzige S. (O. brachyura) kommt in kleinen gehörnten
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^[Abb.: Zustand des Gebisses in verschiedenen Altersperioden]
und großen ungehörnten Rassen vor. Zu den erstern gehören die in Island, Skandinavien, auf den Färöern vorkommenden nordischen
Schafe, vor allen aber die in der Lüneburger und Bremer Heide sowie im Süden Oldenburgs und Ostfrieslands heimischen Heidschnucken
(s. Tafel), die genügsamsten, aber kleinsten aller Schafrassen. Ihre Höhe beträgt etwa 0,55 m. Kopf,
Beine und der größte Teil des Schwanzes haben kurzes, straffes Haar, der übrige Körper einen langen, zottigen Pelz.
Die Farbe ist schwarz, braun oder grau. Trotz des geringen Wertes der Wolle sind die harten, ausdauernden Tiere für die Bewohner
jener Moor- und Sandflächen von großem Nutzen. Zu den ungehörnten kurzschwänzigen Schafen gehören
das Vagasschaf der Elbinger Niederung, das holländische Marschschaf (Texel- und flandrisches S.), das friesische, Eiderstedter
und Dithmarscher S. Diese Schafe tragen eine schlichte, sanfte Wolle von etwa 20-22 cm Länge bei einmaliger Schur und liefern
ein Schurgewicht von 2½-3 kg;
sie sind nicht frühreif, erreichen aber eine Größe von über 75 cm, sind
sehr mastfähig und werden zum Teil auch gemolken.
2) Das Zackelschaf (O. strepsiceros) hat einen bewollten, dürren, bis über das Sprunggelenk reichenden Schwanz; das Vlies
besteht überwiegend aus recht grobem Grannenhaar, das mit einem nicht viel feinern Wollhaar durchsetzt ist; ersteres erreicht
eine Länge von 0,24 m, letzteres von 0,12 m.
Beide Geschlechter sind gehörnt, die Hörner drehen sich in schraubenartigen Windungen um ihre eigne Längsachse. Die männlichen
Tiere überragen die weiblichen bedeutend an Größe. Außer der Wolle (1,8-3 kg pro Jahr und Stück) liefern sie Milch und Fleisch.
Sie sind über Ungarn, Siebenbürgen, Moldau und Südrußland verbreitet.
3) Das Hängeohrschaf (O. catotis), in Oberitalien, Steiermark und Kärnten, hat lange, herabhängende Ohren. Der Hauptrepräsentant
ist das Bergamasker S. in Bergamo, Como und der Lombardei, ein ramsköpfiges, langhalsiges, 0,80 m hohes, 60-70 kg schweres Tier.
Gesicht, Ohren und Beine bis über Knie und Ferse tragen glatt anliegende, straffe, kurze Haare, der übrige
Körper Mischwolle aus grobem, bis 22 cm langem Grannenhaar und etwas feinerm, bis 12 cm langem Wollhaar. Die Farbe ist weiß
gelblich, das Schurgewicht beträgt 3-4 kg. Die Fruchtbarkeit ist groß, die Milch wird zu Käse verarbeitet. Die andern Hängeohrschafe
(das Paduaner, steirische und Seeländer) sind kleiner und stammen vielleicht von dem Bergamasker ab.
4) Das Landschaf (O. Aries), im mittlern und westlichen Europa, scheidet sich nach dem Charakter des Vlieses in zwei Gruppen:
a) in Landschafe mit Mischwolle aus markhaltigen Grannenhaaren und markfreien, eigentlichen Wollhaaren; b) in Landschafe mit
markfreien, in der Haut büschelförmig verteilten Wollhaaren. - Die Landschafe mit Mischwolle unterscheidet
man in langwollige (Wolllänge 16-32 cm) und kurzwollige (8-16 cm). Zu den erstern gehören das Tzurkânschaf und das Tzigaiaschaf,
beide in Siebenbürgen, das italienische oder sardinische S., das französische Bergschaf, in den Pyrenäen, Cevennen und Ardennen,
und das Schweizer Bergschaf mit den Schlägen Wallisschaf, Frutigenschaf und schwarzes Schweizer S. Alle
diese Tiere sind genügsam, nutzen die schwer zugänglichen Bergabhänge aus und besitzen einen kräftigen, muskulösen Körperbau
mit wenig Anlage zur Fettbildung.
Außerdem sind hierher einige englische Schafe zu rechnen, die aber weiterhin im Zusammenhang geschildert werden sollen. Zu
den kurzwolligen Landschafen der
Ebene gehören das bayrische Zaupelschaf, das pommersche oder polnische,
das hannöversche und das französische Landschaf. Die Schafe sind aber durch Einführung von Merinos wie auch englischen Fleischschafen
und durch Kreuzung mit diesen immer mehr verdrängt und finden sich nur noch in sehr vereinzelten Landstrichen rein.
Die zweite, zu O. Aries gehörige Gruppe bilden die Landschafe mit eigentlicher Wolle. Von diesen unterscheidet
man Schafe mit schlichtem oder höchstens etwas gewelltem und solche mit gekräuseltem Wollhaar. Repräsentant der erstern
ist (abgesehen von englischen) das deutsche schlichtwollige S., welches als Rhönschaf, rheinisches, hessisches oder lippesches
S. in der Gegend nördlich vom Hauptkamm des deutschen Mittelgebirges verbreitet ist. Die niemals gekräuselte
Wolle ist bündelweise, mehr oder weniger dicht in der Haut angeordnet, erreicht im Jahreswuchs eine Länge von 16 cm und eignet
sich zur Fabrikation walkbarer Stoffe, namentlich aber zur Herstellung glatter, nicht feiner Zeuge. Schurgewicht bei guter
Wäsche 1-2,50 kg. Stirn, Gesicht, Ohren und Unterbeine tragen kurzes, glatt anliegendes Haar. Die Farbe ist
weiß, nur Kopf und Ohren sind meist schwarz. Beide Geschlechter sind ungehörnt; der Schwanz ist lang, der Körper kräftig,
65-70 cm hoch; das Gewicht ausgewachsener Tiere beträgt 45 bis 50 kg.
Das Prototyp des Schafes mit gekräuselter Wolle ist das edle, kurzwollige spanische Landschaf, das Merino
(Ovejas merinos oder transhumantes, wandernde Schafe, s. Tafel), ein Tier von gedrungenem Körperbau und Mittelgröße; die
Böcke tragen meist große, dem Kopf anliegende, spiralig gewundene Hörner, die Muttertiere sind gehörnt oder ungehörnt.
Die Überführung des Merino nach den verschiedensten Ländern und Weltteilen ist ein Akt von kulturhistorischer
Bedeutung geworden.
Nach Neitzschütz sind die ersten Merinos schon 1723, nach Lasteyrie 1743 nach Schweden eingeführt worden; nach Sachsen kam
der erste Transport Schafe aus Spanien 1765, nach Österreich 1775, nach Frankreich (abgesehen von frühern, bedeutungslosen Importen) 1776. Von
hier aus verbreiteten sie sich über andre Länder, die weiterhin auch direkt Originaltiere bezogen haben.
Die eingeführten Tiere sind entweder rein in sich fortgezüchtet oder mit einheimischen Landschafen gekreuzt worden. Zucht-,
klimatische und Ernährungsverhältnisse haben verschiedene Zuchtrichtungen geschaffen. Man kann nach dem Charakter der Wolle
drei Schläge der Merinos unterscheiden:
1) Das Elektoral- (früher Escorial-) S. (s. Tafel) mit sehr feiner Wolle, nicht sehr reichlichem, leichtflüssigem
Fettschweiß, leichtem, dünnknochigem Körper, langem Hals und flacher Brust;
Schurgewicht 0,7-1,2 kg, Körpergewicht der Mutterschafe
etwa 25-30 kg.
2) Das Negretti- (früher Infantado-) S. mit weniger feiner Wolle (s. Tafel), reichlichem, mitunter schwerflüssigem Fettschweiß,
kurzem, breitem Kopf, gedrungenem Hals und im ganzen kräftigerm Körper; Hals und Hinterteil zeigen zahlreiche
Hautfalten; Kopf und Beine sind gut bewachsen, die Hörner der Böcke stark. Schurgewicht bei den Mutterschafen 1-2,5 kg, Körpergewicht
derselben 30-40 kg.
3) Das Kammwollschaf und zwar a) das französische oder Rambouilletschaf mit noch weniger feiner, aber ziemlich (über 6 cm)
langer Wolle und von bedeutender Körpergröße; Kopf und Beine sind ebenfalls gut bewachsen. Schurgewicht der Mutterschafe
über 2 kg, Körpergewicht derselben 40-56 kg.
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b) Das deutsche (mecklenburgische, Boldebuker) Kammwollmerino mit gleichfalls langer Wolle, aber, obschon von dem französischen
abstammend, infolge mangelhafterer Ernährung kleinerm Körper. Von geringerer Bedeutung ist das hier noch zu nennende Mauchampschaf
mit langer (10 cm), seidenglänzender Wolle. Dieser Schlag von hornlosen, mastfähigen Schafen verdankt dem Umstand seine Entstehung,
daß 1828 in der Merinoherde von Graux in Mauchamp zufällig ein Bocklamm mit langer, seidenartiger Wolle
fiel, das dann weiter zur Zucht benutzt wurde.
Außer diesen Gruppen werden die englischen Schafe besonders im Zusammenhang genannt, weil wegen der vielen Kreuzungen ihre
Einreihung in die obigen Gruppen nicht wohl durchführbar ist. Man bringt sie am passendsten in zwei Abteilungen,
in langwollige (Niederungs-, Marschschafe) und in kurzwollige (Downs, Höhenschafe). Unter den langwolligen muß in erster
Linie das Leicesterschaf (s. Tafel) genannt werden, welches von dem berühmten Züchter Robert Bakewell seit 1755 zu Dishley
in der Grafschaft Leicester aus der heimischen, der friesischen ähnlichen Rasse gezüchtet wurde.
Zuchtziel war ihm: größtmögliche Frühreife des Tiers bei größtmöglicher Produktion von Fleisch und Fett sowie leichte Mastfähigkeit.
Dies ist in dem Leicesterschaf erreicht. Dasselbe hat einen leichten, nackten, ungehörnten Kopf mit leicht gewölbter Profillinie
und kleinen, seitlich abstehenden Ohren, einen kurzen Hals, eine lange Stirn und Kruppe, einen hoch angesetzten,
bei neugebornen Lämmern sehr langen Schwanz, hohe, weiß behaarte Beine. Die Körperhöhe beträgt 75 cm, das Gewicht der Mutterschafe
60-70 kg. Dabei trägt es eine kräftige, weiße, wenig fettschweißige, über 20 cm lange Kammwolle; das Schurgewicht beträgt 6 kg
und darüber. Es ist aber empfindlich, wählerisch im Futter und wenig fruchtbar.
Außerdem gehören zu derselben Abteilung das Cotswoldschaf mit kürzerer Wolle, aber größerm, starkknochigem, noch mehr
mastfähigem Körper: das Lincolnschaf mit weicher, seidenglänzender, über 20 cm langer Kammwolle, 3,5-6 kg Schurgewicht,
hervortretender Stirn und nacktem Kopf, aber von nicht so guter Frühreife und Mastfähigkeit;
das Romney-Marsch- oder Kentschaf
mit langem, schmalem, weißem Kopf, langen, spitzen, aufrecht stehenden Ohren und ziemlich hohen, dünnen Beinen;
endlich das
Devonshire- und das Tenswaterschaf.
Zu den kurzwolligen englischen Schafen, deren Wolle indessen immer noch bedeutend länger ist als die der langwolligsten Kammwollmerinos,
gehören die Southdowns, Schafe von großer Frühreife und Mastfähigkeit. Der Rumpf hat ausgesprochene
Parallelogrammform, Brust, Rücken und Kruppe sind breit und fleischig, dabei der knöcherne Brustkasten, wie man bei Betrachtung
des lebenden Tiers kaum glauben sollte, und ebenso die Lunge auffallend klein, das Brustbein kurz.
Der Kopf ist klein, kurz, schwarzbraun, ungehörnt, bis zu den Augen bewachsen, mit Vertiefungen über den
Augen und kleinen, schwach herabhängenden Ohren versehen; die Beine sind fein, kurz und ebenfalls schwärzlich, das ganze Knochengerüst
fein. Die Wolle ist weiß, mäßig fein, 8-10 cm lang, ziemlich gekräuselt und als Kammwolle zu verwenden; das Schurgewicht
beträgt 1,50-2 kg. Ursprünglich von John Ellman in der Grafschaft Sussex seit 1770 gezüchtet, haben sie
sich bald über ganz England und den Kontinent verbreitet. Weit weniger verbreitet sind die Shropshires, die Oxfordshiredowns,
die Hampshiredowns,
die Suffolks und die Cheviotschafe.
Schafzucht.
Die Zucht der Schafe ist besonders bei extensivem Wirtschaftsbetrieb in Gegenden mit großem Grundbesitz am Platz. Wo ausgedehnte
Weideflächen ausgenutzt werden müssen, sind die Schafe ein unentbehrlicher Faktor in der Wirtschaft. Aber
auch bei intensivem Betrieb, wo das wesentlichste Gewicht auf die Haltung des Rindviehs gelegt wird, sind die Schafe wertvoll
durch Ausnutzung von sterilen, nicht zu Ackerland brauchbaren Höhenweiden, von Stoppelfeldern und Brachschlägen. Wo die
Weide fehlt, wirft höchstens die Haltung von Fleischschafen eine Rente ab. Nach diesen wirtschaftlichen
und den Absatzverhältnissen richtet es sich, ob die Schafzucht als Wollschäferei, als Fleischschäferei, als Stamm- oder
Zuchtschäferei am zweckmäßigsten betrieben wird.
Bei der Wollschäferei macht man wieder einen Unterschied, ob man hochfeine, zur Streichgarnfabrikation geeignete Wolle, Tuchwolle,
oder mittelfeine, zur Kammgarnfabrikation taugliche Wolle, Kammwolle, oder endlich Wolle für mehrseitigen
Gebrauch, à deux mains, gewinnen will. Bei der Produktion von Tuchwolle wird auf möglichste Reichwolligkeit der Tiere gesehen,
während der Körper, das spätere Schlachtergebnis, mehr in den Hintergrund tritt; bei der Produktion von Kammwolle dagegen
wird gleichzeitig bedeutendes Gewicht auf großen Körper und gute Mastfähigkeit der Tiere, also auf die
Erzielung reichlicher Mengen von Fleisch und Fett, gelegt.
Für die feine Tuchwolle sind geeignet die Elektorals, Elektoral-Negrettis und Negrettis, für gröbere Tuchwollen die verschiedenen
Rassen von Landschafen, für Kammwolle die Rambouillets und deutschen Kammwollmerinos sowie einige englische Schafe, namentlich
die Southdowns, zur Fleischschafzucht die verschiedenen englischen Rassen, besonders die Leicesters, Cotswolds,
Southdowns, Oxfordshires und Hampshiredowns oder Kreuzungen dieser mit Merinos oder Landschafen.
Wer Stammschäferei betreibt, will außer Wolle und Fleisch auch noch einen erklecklichen Gewinn aus dem Verkauf von Zuchttieren
erzielen. Nächst der Rasse kommt es bei der Auswahl der Zuchttiere auf die Qualität der Individuen an.
Bei Wollschafen ist natürlich das größte Gewicht auf die Beschaffenheit des Vlieses zu legen. Der zur Zucht benutzte Bock soll
einen kräftigen, kurzen, breiten Kopf, behaarte, nicht rötlich durchscheinende Ohren, einen kurzen, muskulösen Hals, breiten,
gerundeten Widerrist und Rücken, ein breites, nicht abfallendes Kreuz, eine breite, tiefe Brust, gute Rippenwölbung,
nicht zu hohe, kräftige, weit auseinander und gerade gestellte Beine besitzen.
Legt man außer dem Quantum der Wolle weniger auf die Feinheit derselben als auf gutes Schlachtergebnis Gewicht, so darf den
Zuchttieren die erforderliche Größe nicht fehlen. Bei Fleischschafen fällt dieser Punkt (großer, parallelogrammförmiger
Körper mit kleinem Kopf und kurzen Beinen, welche die Eigenschaft der Frühreife und guten Mastfähigkeit
dokumentieren) in erster Linie ins Gewicht. Mit 2-2½ Jahren werden die Schafe zur Zucht verwendet. Die Dauer der Trächtigkeit
beträgt etwa 5 Monate; Merinos tragen 150, Southdowns nur 144 Tage. Trotzdem läßt man nur einmal im Jahr
(Winter, Frühjahr oder Sommer) lammen; nur in Stammschäfereien, wo der Verkauf von Zuchttieren hohe Einnahmen bringt, hält
man wohl zuweilen an einer zweimaligen Lammung fest. Während der Trächtigkeit muß man
mehr
den Schafen gutes Futter in genügender, aber nicht zu reichlicher Menge geben. Während der Saugzeit sind die Mütter vorsichtig
und gleichmäßig zu füttern, weil sonst die Lämmer Durchfall bekommen und verkümmern oder auch eingehen. Bei Sommerlammung
bringt man Mütter und Lämmer baldmöglichst bei gutem Wetter auf eine nahe Weide. Im Alter von 2-3 Wochen
fangen die Lämmer selbständig an zu fressen; man bringt sie dann bald, mit 4 Wochen, in besondere, von den Müttern getrennte
Stallabteilungen und läßt sie nur von Zeit zu Zeit, 3-, 2-, 1mal täglich, zum Saugen zu den Müttern.
Bei Sommerlammung bleiben sie den Tag über mit letztern auf der Weide zusammen. Sind sie im Stall allein,
so gibt man ihnen Hafer, etwa 0,05 kg pro Tag und Stück, und feinstes Wiesenheu. Im Alter von 3-4 Monaten entfernt man sie gänzlich
von den Müttern. Noch während der Saugzeit muß man sich darüber klar werden, welche von den männlichen
Lämmern zur Zucht sich eignen. Die nicht zuchttauglichen Bocklämmer werden im Alter von 1-2 Monaten kastriert (verhammelt),
weil durch Entfernung der Hoden die Wolle feiner und das Fleisch wohlschmeckender wird.
Zugleich wird den Bock- und Mutterlämmern der Schwanz gestutzt zur Unterscheidung von den Hämmeln, welche denselben behalten.
Nach dem Absetzen gibt man den Lämmern gute Weide oder, wenn sie im Stall gehalten werden, feines Heu, anfangs 250 bis 400 g,
allmählich mehr, daneben Hafer ad libitum. Auch weiterhin bei dem Aufwachsen, besonders bis zum Alter von 18-20 Monaten, muß
man die Lämmer kräftig füttern, damit sie nicht verkümmern. Zugabe von Hafer neben der Weide oder zur
Zeit der Fütterung im Stall neben dem besten Heu und etwas Sommerstroh, Rüben oder Kartoffeln ist immer geboten. Bei Weidegang
ist die Einwirkung starker Nässe vorsichtig zu vermeiden. Emil Wolff stellt die Fütterungsnormen für wachsende Schafe pro
Tag und 1000 kg Lebendgewicht in Kilogrammen wie folgt:
Alter in Monaten
Durchschnittlich. Gewicht
Organ. Substanz im ganzen
Verdauliche Stoffe:
Nährstoffverhältnis
Eiweiss
Kohlehydrate
Fett
.
5-6
28.0
28.0
3.2
15.6
0.8
1:5.5
6-8
33.5
25.0
2.7
13.3
0.6
1:5.5
8-11
37.5
23.0
2.1
11.4
0.5
1:6.0
11-15
41.0
22.5
1.7
10.9
0.4
1:7.0
15-20
42.5
22.0
1.4
10.4
0.3
1:8.0
Zur Vermeidung geschlechtlicher Aufregung und zur Verhütung vorzeitiger Befruchtung trennt man die Geschlechter im Alter von 6 Monaten,
wenn es nicht schon beim Absetzen geschehen ist.
Die weitere Ernährung erwachsener Schafe findet in der Regel im Sommer und zwar je nach dem Klima vom April
oder Mai bis Oktober oder November auf der Weide, im Winter im Stall, nur ausnahmsweise auch im Sommer im Stall statt. Man benutzt
am besten trockne, kurzgrasige, mit Festuca, Poa, Medicago, Aira, Trifolium u. a. bestandene natürliche oder auch mit Esparsette,
Luzerne, Weißklee, Raigras bestellte künstliche Weiden, Brach- und Stoppelfelder. Auch läßt man üppig
gewachsene Saatfelder mit denselben rasch überhüten.
Morgens treibt man sie nicht hungrig und nicht vor der Entfernung des Taues oder Reifs aus, da sie sonst leicht aufblähen. Auf 1 Hektar
Weide können, je nach der Güte derselben, bei einer Weidedauer von 7 Monaten 5-25 Schafe ernährt werden.
Böcke und Mutterschafe werden natürlich getrennt gehütet; beide Kategorien
erhalten neben den Lämmern die bessern, Hämmel
und Geltschafe die schlechten Weiden. Nasse Weiden sind zu vermeiden, weil die Schafe auf ihnen leicht die Brut für die Leberegel,
für Magen- und Lungenwürmerseuche aufnehmen.
Die hauptsächlichsten Futtermittel, welche den Schafen im Winter im Stall gegeben werden, sind Heu und Stroh,
daneben Rüben (4-5 kg) und Ölkuchen (0,25 kg pro Tag und Stück), außerdem auch Rübenpreßlinge und Branntweinschlempe. Körner
gibt man in der Regel nur den Böcken während der Sprungzeit und säugenden Mutterschafen.
Die Nährstoffmengen, welche ein S. zur Erhaltung des mittlern Ernährungszustandes und zur Produktion
reichlicher Wollmengen bedarf, stellen sich pro Tag folgendermaßen.
1) Leichte Merinos, Elektoraltypus (Mutterschafe 30-40 kg Lebendgewicht):
Trockensubstanz
Rohprotein
Stickstofffreie Nährstoffe
Nährstoffverhältnis
Mutterschafe
1.0
0.085
0.435
1:5.1
Zuchtböcke
1.25
0.120
0.600
1:5.0
Hämmel
0.965
0.069
0.425
1:6.5
2) Schwere Merinos, Negretti- und Rambouillettypus (Mutterschafe 45-60 kg Lebendgewicht):
Mutterschafe
1,135
0.11
0.58
1:5.3
Zuchtböcke
1,465
0.15
0.80
1:5.3
Hämmel
1,100
0.07
0.44
1:6.3
3) Fleischschafe (Mutterschafe 50-60 kg Lebgew.):
Mutterschafe
1.25
0.13
0.67
1:5.0
Zuchtböcke
1,675
0.175
0.89
1:5.0
Bei Beachtung der in den einzelnen Futterarten vorhandenen Nährstoffmengen läßt sich die Tagesration
aus den verschiedenen Futterstoffen leicht berechnen. Gewöhnlich reichen drei Futterzeiten aus; daneben sorgt man für ausreichende
Tränke und, falls Futter und Wasser in einer Gegend nicht genug Kochsalz enthalten, für Salzlecken. Wird auch im Sommer im Stall
gefüttert, was dann geschieht, wenn keine passenden Weiden, wohl aber passende Futtervorräte und gute
Absatzverhältnisse vorhanden sind, so gibt man das Winterfutter und, solange Grünfutter vorhanden ist, dieses.
Zur Mästung stellt man Hämmel im Alter von 1½-3 Jahren, ausgemerzte Mutterschafe und von Fleischschafen auch schon Lämmer
auf. Die besten Mastfuttermittel sind die verschiedenen Heuarten neben Körnerschrot und Körnerabfällen.
Rüben und Schlempe werden höchstens in kleinen Quantitäten gegeben. Gut ist es, die Schafe vor der Mästung zu scheren; 10-12
Wochen reichen zur Mästung hin, die Tagesration stellt sich bei der Mästung pro Stück in Kilogrammen auf:
Trockensubstanz
Rohprotein
Stickstofffreie Nährstoffe
Nährstoffverhältnis
Leichte Wollschafe
1.5
0.15
0.65
1:4.3
Schwere Wollschafe
1,725
0.20
0.845
1:4.2
Fleischschafe
1.85
0.25
0.90
1:3.6
Die tägliche Zunahme bei der Mästung beträgt pro Stück 0,08-0,13 kg. Das Schlachtgewicht verhält sich zu dem Lebendgewicht
je nach dem Grade der Ausmästung und der Rasse wie 60 (49 Proz. Fleisch, 5 Proz. Talg, 6 Proz. Haut) bis 77 (62
Proz. Fleisch, 10 Proz. Talg, 5 Proz. Haut) zu 100. Die Schur findet in der Regel einmal im Jahr und zwar im Mai statt.
mehr
Die Zucht der Schafe hat heute in Deutschland nicht mehr die eminente Bedeutung wie im Anfang dieses Jahrhunderts. Seit der Einführung
der Merinos hatten sich Sachsen und Schlesien und dann auch andre Teile Deutschlands der Elektoral-, Österreich-Ungarn der Negretti-,
Frankreich der Kammwollschafzüchtung zugewandt. Die Preise für Elektoralschafe und deren feine Wollen erreichten
eine bedeutende Höhe. Aber als mit dem Jahr 1840 die Zucht des Merinoschafes sich in den überseeischen Ländern (Südamerika,
Südafrika, Australien) entwickelte, und als ferner von 1864 bis 1867 in den Vereinigten Staaten Nordamerikas die Schutzzollgesetzgebung
eingeführt wurde, da erfuhr die Rentabilität der Schafzucht in Deutschland eine starke Einbuße; die
überseeischen Wollen, welche bis dahin zum Teil nach Nordamerika importiert waren, gelangen seit jener Zeit in großen Mengen
auf den europäischen Markt. Deshalb bevorzugen gegenwärtig die meisten deutschen Züchter große, mastfähige Schafe mit reichlicher,
wenn auch weniger feiner Wolle. Allgemein ist man übergegangen zur Haltung von deutschen und französischen
Merinokammwollschafen und von englischen Fleischschafen. Nur einzelne züchten noch hochfeine Elektorals und finden dabei
ihre Preise.
Die wichtigsten Krankheiten der Schafe sind: der Milzbrand, die Pockenseuche, die Raude, die Klauenseuche, die parasitären Krankheiten
oder Wurmseuchen (Leberegelseuche, Bandwurmseuche, Lungenwurmseuche, Magenwurmseuche, Drehkrankheit und Bremsenlarvenkrankheit),
die bösartige Gelbsucht (Lupinose), die infektiöse Lungenentzündung (weiße Lungen), der seuchenartige
Abortus, die Bleichsucht, die Knochenweiche und die Lämmerlähme.
Vgl. Fitzinger, Über die Rassen des zahmen Schafs (Wien 1859-60, 4 Tle.);
Mentzel, Handbuch der rationellen Schafzucht (2. Aufl., Berl. 1861);
Körte, Das deutsche Merinoschaf (Bresl. 1862);
Derselbe, Wörterbuch der Schafzucht (das. 1863);
v. Schmidt, Schafzucht und
Wollkunde (3. Aufl., Stuttg. 1869);
v. Neitzschütz, Studien zur Entwickelungsgeschichte des Schafs (Danz.
1869-1875, 3 Tle.);
May, Das S. (Bresl. 1868, 2 Bde.);
Bohm, Die Schafzucht (2. Aufl., Berl. 1883);
H. v. Nathusius, Vorträge über Schafzucht (das. 1880);
v. Mitschke-Collande,
Der praktische Merinozüchter (das. 1883);
Körte, Das Fleischschaf (Bresl. 1885);
Witt, Die englischen
Fleischschafrassen (Leipz. 1885).
ein Berg in den Alpen des Salzkammerguts, zwischen dem St. Wolfgang-, dem Mond- und dem Attersee gelegen, 1780 m
hoch, berühmter Aussichtspunkt (der »österreichische Rigi«),
mit Gasthaus auf der Spitze, umfangreichen Höhlen und fünf kleinen
Seen.
1) Johann Wilhelm, Litterarhistoriker, geb. zu Seehausen bei Bremen, studierte seit 1827 Philologie
in Leipzig, wurde 1831 Lehrer an der Hauptschule zu Bremen, erhielt 1867 den Professortitel und starb daselbst.
Unter seinen Werken sind zu nennen: »Grundriß der Geschichte der deutschen Litteratur« (12. Aufl., Brem. 1877);
das »Handbuch
der Geschichte der deutschen Litteratur« (das. 1842-44, 2. Aufl.
1855);
»Auswahl deutscher Gedichte des 18. und 19. Jahrhunderts« (3. Aufl., Brem. 1878).
Auch als Dichter trat er
hervor mit dem Liedercyklus »Liebe und Leben« (2. Aufl., Brem. 1859).
2) Arnold, Historiker, Bruder des vorigen, geb. zu Seehausen, studierte 1838-42 in Leipzig, war erst Lehrer am Blochmannschen
Institut in Dresden, dann seit 1850 Professor an der Fürstenschule in Grimma, wurde 1858 als Professor der Geschichte
an die Universität Greifswald und 1865 nach Bonn berufen. Er starb S. schrieb: »Demosthenes und seine Zeit« (Leipz. 1856 bis
1858, 3 Bde.; 2. Aufl. 1885-87);
»Abriß der Quellenkunde der griechischen Geschichte bis auf Polybios« (das. 1867, 3. Aufl.
1882);
»Abriß der Quellenkunde der römischen Geschichte« (das.
1881; 2. Aufl. von Nissen, 1885);
»Die Hansa und die norddeutsche Marine« (Bonn 1869);
»Geschichte des Siebenjährigen Kriegs«
(Berl. 1867-74, 2 Bde.);
die dem Gutsherrn oder einer gewissen Klasse von Gemeindegliedern zustehende Befugnis, eine
Schafherde auf den in der Gemeindegemarkung liegenden Feldgrundstücken weiden zu lassen.
Verschieden
davon ist das Schäfereirecht, d. h. die mitunter dem Gutsherrn oder gewissen Gemeindemitgliedern
ausschließlich zustehende Befugnis, Schafe halten zu dürfen.
Beides ist jetzt meistens durch Ablösung beseitigt.
(Hirtendrama), die dramat. Ausführung eines idyllischen Stoffes, dessen handelnde
Personen Schäfer sind. Dergleichen Schäferspiele dichteten zuerst die Italiener, und zwar war es nach den unvollkommenen Versuchen
früherer Dichter (z. B. Boccaccios in seinem »Admeto«) Tasso, der dem S. in seinem »Aminta« (1572) Kunstgehalt und dramatische
Vollendung gab. Ihm folgte mit großer Selbständigkeit Guarini in seinem »Pastor fido« (1590). Später
widmete sich Metastasio mit Vorliebe dem S. In Spanien wurde das Pastorale zu Ende des 15. Jahrh. von Juan de la Enzina und bald
darauf von Lope de Rueda bearbeitet, aber von dem nationalen Drama verdrängt und durch Schäferromanzen ersetzt. In Frankreich
war es ebenfalls eine Zeitlang Mode, nahm jedoch die Empfindungsziererei der modernen Gesellschaftswelt
in sich auf (vgl. Weinberg, Das französische S. in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, Frankf. 1884). In Deutschland sind
nur Gellerts »Sylvia« und Goethes »Laune des Verliebten« von Belang.
Philipp, Theolog, der Richtung nach ein Schüler Neanders und Tholucks, geb. zu Chur,
studierte in Tübingen, Halle und Berlin, bereiste Frankreich, die Schweiz und Italien, habilitierte sich 1842 an der Berliner Universität,
siedelte 1844 nach Amerika über, wurde zunächst Professor an dem deutsch-reformierten Seminar zu Mercersburg (Pennsylvanien),
dann Professor der Kirchengeschichte in Andover, in welcher Eigenschaft er später zu Hartford und seit 1871 in
New York wirkte. Seine wichtigsten, zugleich in deutscher Sprache erschienenen Werke sind: »Amerika. Die politischen, sozialen
und
mehr
kirchlich-religiösen Zustände der Vereinigten Staaten« (2. Aufl., Berl. 1858);
»Geschichte der apostolischen Kirche« (2. Aufl.,
Leipz. 1854);
»Geschichte der alten Kirche bis zu Ende des 6. Jahrhunderts« (das. 1867);
»Der Bürgerkrieg und das christliche
Leben in Nordamerika« (3. Aufl., Berl. 1866).
Außerdem erwähnen wir noch: »Bibliotheca symbolica« (1875, 3 Bde.);
»The Vatican council« (1875);
die weitverbreiteten »Hymns of Immanuel: christ in song« (1869 u. öfter) und »Through
Bible-lands: Egypt, the desert and Palestine« (1878);
»Dictionary of the Bible« (Philad. 1880);
»The epistle to the Galatians« (New York 1881);
»History of the Christian church« (das. 1882-88, Bd.
1-6);
»A companion to the Greek Testament and the English version« (das. 1883, 2. Aufl. 1885);
»The catholic
epistles and revelation« (das. 1883);
»A religious encyclopaedia« (das. 1882-84, 3 Bde.);
»Historical account of the work of the American comittees of revision of the authorised
English version of the Bible« (das. 1885);
»The oldest church manual called the teaching of the twelwe
apostles« (das. 1885);
»Christ and christianity« (das. 1885);
»A select library of the Nicene and Post-Nicene fathers« (Buffalo 1886 f.);
»Saint Augustin, Melanchthon, Neander« (New York 1886);
»A. Neander« (Gotha 1886);
mit Jackson »Encyclopaedia of living divines
and Christian workers of all denominations« (New York 1887).
bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Jakob Christian Schäffer, geb. zu Querfurt, gest. als
Superintendent in Regensburg (Botaniker, Entomolog und Ornitholog).
für Gerberzwecke liefern namentlich Deutschland, Buenos Ayres, das Kap, die Türkei und vor allem Australien.
Die verschiedenen Schafrassen liefern sehr ungleiche Felle;
je feiner die Wolle, um so geringer ist der
Wert der Felle.
Die Stärke der letztern nimmt einige Tage nach dem Scheren bedeutend zu.
Man verarbeitet S. wie auch Lammfelle
(s. d.) zu Handschuhen, Pantoffeln, Futterleder an Kleidern, Hüten etc. Außerdem dienen S. aus Sardinien, Spanien, Siebenbürgen,
Deutschland, der Moldau und Türkei zu geringerm Pelzfutter.
(Schöpfen), im eigentlichen Sinn s. v. w. Hervorbringen aus nichts, daher das wissenschaftliche und künstlerische
Hervorbringen, weil es ein zwar nicht dem Stoff, aber doch der Form nach neues Produkt erzeugt, im weitern Sinn des Wortes gleichfalls
S. genannt wird.
1) Heinrich, Männergesangskomponist, geb. zu Kassel, war in Magdeburg, Braunschweig und Hamburg als
Tenorsänger am Theater thätig, zog sich 1838 von der Bühne zurück und widmete sich der Komposition; er starb in
Hamburg. Von seinen Männerchören haben einige außerordentliche Verbreitung gefunden.
2) Julius, Komponist und Musikschriftsteller, geb. zu Krevese bei Osterburg (Altmark), studierte
zunächst Theologie in Halle, wo er mit Rob. Franz in persönliche und künstlerische Verbindung trat, infolgedessen er sich der
Musik widmete. Im J. 1855 als großherzoglicher Musikdirektor in Schwerin angestellt, rief er hier den Schloßkirchenchor ins
Leben; seit 1860 wirkt er als Universitäts-Musikdirektor in Breslau und wurde 1878 zum Professor ernannt. Als Komponist hat
sich S. durch eine Anzahl gediegener Vokalwerke die Hochachtung der Kenner erworben; mit noch größerm
Erfolg aber ist er
als Schriftsteller thätig gewesen, namentlich in seiner Verteidigung der Rob. Franzschen Grundsätze, die
Bearbeitung Bachscher und Händelscher Vokalwerke betreffend.
3) August, Maler, geb. zu Wien, bildete sich von 1852 bis 1856 an der Wiener Kunstakademie unter Steinfeld zum Landschaftsmaler
aus und machte dann Studienreisen nach der Nordsee, Ungarn, Oberitalien und verschiedenen Gebirgsländern. Er hat eine große
Zahl von Bildern aus den Österreichischen und Bayrischen Alpen und vom deutschen Meeresstrand gemalt,
ist aber vorzugsweise Maler des Waldes. Seine Hauptwerke sind: Waldbild aus den Karpathen, ungarischer Eichenwald, Weiher bei
Salzburg (kaiserl. Galerie zu Wien), Morgen im Hochgebirge, St. Wolfgangsee, Mondaufgang bei Novemberdämmerung, Heimkehr vom
Prater, Küstenpartie von Helgoland. Er ist Mitglied der Wiener Akademie.
altadliges Geschlecht in Schlesien und Böhmen, seit 1592 freiherrlich, seit 1708 reichsgräflich, teilt
sich in die böhmische und in die schlesische Linie. Jene ist in Böhmen und Mähren begütert und hat gegenwärtig den österreichischen
Kämmerer Johann Franz de Paula, Graf von S., geb. zum Chef; diese besitzt in Schlesien die freie
Standesherrschaft Kynast nebst dem Badeort Warmbrunn und dem Dorf Hermsdorf sowie die Herrschaft Greifenstein im Kreis Löwenberg
des Regierungsbezirks Liegnitz und wird gegenwärtig durch den Erblandhofmeister und Erbhofrichter Reichsgrafen Ludwig Gotthard
von S., geb. erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses, vertreten.
Unter den frühern Sprößlingen des Hauses sind hervorzuheben: Johann Ulrich, Graf von S., geb. 1595 auf Kynast, trat 1619, obgleich
Protestant, in kaiserliche Dienste und ward bald General und Vertrauter Wallensteins, in dessen Fall er 1634 verwickelt wurde.
Zu Ohlau gefangen, ward er in Regensburg enthauptet. Seine Kinder verloren die Stammherrschaft
Trachenberg und wurden im katholischen Glauben erzogen. Philipp Gotthard, Graf von S., ward 1748 Fürstbischof von Breslau, zog
sich aber durch sein Benehmen nach der Einnahme Breslaus seitens der Österreicher im Siebenjährigen Krieg 1757 Friedrichs d. Gr.
Ungnade zu und starb 1795 in der Verbannung.
[* ] der nördlichste Kanton der Schweiz, liegt, in drei Gebiete zerstückelt, am rechten
Rheinufer, größtenteils von Baden umgeben und im Süden durch den Rhein von den Kantonen Zürich
und Thurgau
getrennt, und umfaßt ein Areal von 294 qkm
(5,3 QM.). Das Land gehört zum Thal des Rheins und wird in der Parzelle Stein von der Bibern, im Hauptstück
von verschiedenen Bächen durchflossen, die teils von dem Plateau des Reyat, teils von der jurassischen Gruppe des Randen (914
m) herunterkommen und zum Teil direkt in den Rhein münden, während die Bäche des Klettgaues, eines fruchtbaren, weiten Thalgrundes,
sich zunächst mit der das Land streifenden Wutach vereinigen und mit dieser erst bei Waldshut den Hauptfluß
erreichen. Weltberühmt ist der prächtige Sturz, den der Rhein bei Laufen bildet, der 24 m hohe Rheinfall, auf welchen die bei
Schaffhausen
selbst beginnenden Stromschnellen (Lächen) vorbereiten. Das Klima ist mild in den Thalgründen, mit über 9° C. Jahreswärme,
kühler auf dem Reyat, rauh auf den Höhen des Randen. Die Volkszahl des Kantons betrug 1880: 38,348. Es ist ein durchaus tüchtiger
alemannischer Schlag, arbeitsam,
mehr
rechtlich, gemeinnützig, kirchlich-religiös. Der Klettgauer ist intelligenter und betriebsamer, aber auch unruhiger und
beweglicher als der Randen- und Reyatbewohner. Die herrschende Konfession ist die protestantische. Die Katholiken zählen 4154 Seelen,
vorwiegend in den Gemeinden S. und Ramsen; sie sind dem Bistum Basel
zugeteilt. S. ist ein Bauernland par excellence und
erzeugt Getreide über den Bedarf. Außerdem baut man viel Kartoffeln und Hanf, auch viel Obst (mehr Kern- als Steinobst); treffliche
Weine gedeihen um Schaffhausen
und im Klettgau (Unter-Hallau).
Der Wald dagegen liefert kaum die nötige Menge Bau-, Brenn- und Werkholz; aber unverkennbar befindet sich die Waldkultur, gefördert
durch ein neues Forstgesetz, im Aufschwung. Im östlichen Kantonteil wird Schwabenvieh gehalten, im westlichen
eine Mittelrasse von Schweizer- und Schwabenvieh. Ziegen sind in Menge vorhanden, und sorgfältige Schweinezucht hat einen geschätzten
Schlag (Klettgauer Rasse) erzeugt. Schleitheim versendet Gips; anderwärts bricht man Kalk- und Sandsteine (die Lithographiesteine
haben sich nicht bewährt), trefflichen Thon (»Lohner Erde«) auf dem Reyat.
Das Bohnerz liegt unbenutzt. Nach Kochsalz wurde wiederholt gebohrt, aber immer ohne Erfolg. Über die Fabrikthätigkeit des
Kantons s. unten (Hauptstadt). Die Volksschule zerfällt auch hier in eine obligatorische, primäre und in eine fakultative,
sekundäre; ein Lehrerseminar besitzt der Kanton nicht, aber eine Kantonsschule (in der Hauptstadt), aus
einer humanistischen und realistischen Abteilung bestehend. Die öffentlichen Bibliotheken zählen über 51,000 Bände (die
Stadtbibliothek allein 27,000). Eine Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder besteht in Friedeck (bei Buch).
Der Kanton hat sich eine neue Verfassung gegeben und ist damit von der Repräsentativdemokratie zu dem rein demokratischen
Wesen der Referendumskantone übergegangen. Demgemäß wählt sich das Volk eine Legislativbehörde, den Großen Rat, je auf 500 Seelen
ein Mitglied und zwar auf vier Jahre; die Gesetze unterliegen, sofern 1000 Bürger es verlangen, der Volksabstimmung. Ebenso
können sowohl Legislative als Exekutive abberufen werden, und das Volk entscheidet auch über größere
außergewöhnliche Ausgaben.
Einer Minimalzahl von 1000 Bürgern ist das Recht der Gesetzesinitiative eingeräumt. Die oberste Exekutivbehörde ist der
Regierungsrat, dessen fünf Mitglieder auf je vier Jahre durch das Volk gewählt werden. Ein Obergericht von fünf Mitgliedern
wird ebenfalls auf je vier Jahre, aber durch den Großen Rat ernannt. In jedem der sechs Bezirke besteht
ein Bezirksgericht, in den Gemeinden je ein Gemeinderat und Friedensrichter. Im übrigen garantiert die Verfassung die in den
Schweizer Kantonen üblichen Grundrechte. Die Staatsrechnung für 1887 ergibt bei der Kantonskasse an Einnahmen, namentlich Steuern,
544,171 Frank, an Ausgaben 588,264 fr., demnach ein Defizit von 44,092 Fr. Bei dieser Kasse betrug zu Ende 1887 das
reine Staatsvermögen 1,307,888 Fr.; dazu kommen noch zwölf Spezialfonds, der Kirchen- und Schulfonds allein mit 7,963,197
Fr. Vermögen, so daß das gesamte Staatsgut auf netto 11,444,891 Fr. ansteigt.
Die Stadt Schaffhausen.
Die Hauptstadt S., Knotenpunkt der Nordostbahnlinie Winterthur-S. und der Badischen Staatsbahnlinie Waldshut-Konstanz,
in
tiefem Thalgrund am Rhein gelegen und mit dem zürcherischen Ort Feuerthalen durch eine Brücke verbunden, ist ein sehenswerter
Ort von mittelalterlicher Bauart, mit Erkern, bemalten Frontseiten und steinernen Stufengiebeln. Die gotische Hauptkirche St.
Johann und das Münster stammen aus dem 12. Jahrh. Auf dem freien Platz Herrenacker, dem
ehemaligen Schauplatz der Ritterspiele adliger Herren, steht das Imthurneum (1864 gestiftet von einem in London wohnenden Bürger
Imthurn zur Förderung ästhetischer und wissenschaftlicher Bildung).
Von hohem Rebhügel schaut der Munot, ein mittelalterliches Bollwerk mit angeblich bombenfesten Kasematten (vgl. Harder, Historische
Beschreibung des Munots, 4. Aufl. 1874). Im Museum werden Altertümer, besonders die interessanten Funde
aus dem »Keßlerloch« bei Thäyingen, aufbewahrt. Auf der Promenade steht das Denkmal des Geschichtschreibers
Joh. v. Müller.
Besondern Reiz erteilt der Gegend der weißschäumende Strom und dessen naher Fall; auf Züricher Seite liegt Schloß Laufen (s. d.
2). Die Stadt zählt (1888) 12,360 Einw. Die Eisenbahnen und die ausgiebige Nutzbarmachung der Rheinwasserkräfte
haben die Stadt S., zusammen mit ihrer Nachbargemeinde Neuhausen, zu einem Industrieplatz erhoben.
Schon längst arbeitete am Rheinfall ein Eisenwerk (jetzt nicht mehr als Hochofen, sondern Gußwaren, Stabeisen etc. aus dem Roheisen
von Rondez fabrizierend); dazu gesellten sich eine Waggon- und Waffenfabrik, zu den ältern städtischen
Gewerben (Getreide- und Ölmühlen, Bierbrauereien, Brennereien, Seifen- und Kerzenfabriken, Thonwaren, treffliche Gußstahl- und
Feilenfabrik) eine Reihe neuerer Anstalten: Spinnereien für Wolle (Kammgarn) und Baumwolle, eine große Werkstatt für landwirtschaftliche Maschinen,
eine Champagnerfabrik u. a. Kommerzielle Anstalten sind: die Bank in S., mit 1½ Mill. Fr. eingezahltem Kapital, die Schaffhauser
Handelsbank (1 Mill. Fr.) und die Kantonalbank (½ Mill. Fr.). - S., ein alter Schifferflecken, wurde im 11. Jahrh.
Eigentum des dort von den Herren von Nellenburg gestifteten Klosters Allerheiligen und mit diesem unter den Staufern reichsunmittelbar.
Nachdem sich die Bürgerschaft allmählich von der Herrschaft des Abtes emanzipiert hatte, wurde die Stadt
von Ludwig dem Bayern 1330 an Österreich verpfändet, erlangte jedoch 1415 infolge der Ächtung Herzog Friedrichs ihre Reichsunmittelbarkeit
wieder. Bedrängt vom österreichischen Adel, schloß S. 1454 ein 25jähriges Bündnis mit den Eidgenossen, das in
ein ewiges verwandelt wurde. Nach längerm Schwanken und heftigen Tumulten trat es 1529 zur Reformation
über und erwarb teils durch Abtretung der Besitzungen von seiten des Klosters und andrer Stiftungen, teils durch Kauf ein kleines
Gebiet auf dem rechten Rheinufer. 1799 zwangen die Österreicher die Franzosen durch mehrere Gefechte bei S. zum Rückzug, wobei
die letztern die berühmte, 364 Fuß lange hölzerne Rheinbrücke verbrannten. Die Mediationsakte gab
dem Kanton S. eine Repräsentativverfassung, welche 1814 in aristokratischem, 1830-31 aber durch einen Aufruhr der Landschaft
in demokratischem Sinn modifiziert wurde. 1835 wurde durch eine Verfassungsrevision das Wahlvorrecht der Stadt beinahe ganz
beseitigt und 1852 Vertretung nach der Kopfzahl eingeführt. Durch das neue, 14. Mai
1876 angenommene Grundgesetz, welches Veto und Initiative auf das Verlangen von 1000 Bürgern sowie die Wahl der Regierung durch
das Volk festsetzte, hat sich S. den rein demokratischen Kantonen der Schweiz angereiht. In eidgenössischen Abstimmungen stand
es fast ohne Ausnahme auf bundesfreundlicher Seite.
Vgl. Imthurn, Der Kanton S., historisch, geographisch,
statistisch (St. Gallen 1840);
»Beiträge zur vaterländischen Geschichte« (Schaffhaus.
1863-84, Heft 1-5);
»Der Unoth, Zeitschrift für Geschichte und Altertum des Standes S.« (hrsg. von J. ^[Johannes] Meyer, das.
1864-68, 7 Hefte);
Harder, Beiträge zur Schaffhauser Geschichte (das. 1867-68, 2 Tle.);
Rüeger, Chronik der Stadt und Landschaft
S. (das. 1880-1884, 2 Bde.);
Wanner, Forschungen zur ältesten Geschichte des Klettgaues (Frauenf. 1887).
Albert Eberhard Friedrich, deutscher Nationalökonom und Staatsmann, geb. zu Nürtingen in Württemberg,
war ursprünglich für die theologische Laufbahn bestimmt, studierte 1848 in Tübingen, trat in die Redaktion des »Schwäbischen
Merkur« ein, in welchem er die großdeutsche Richtung vertrat, und wurde 1861 Professor der Volkswirtschaft
in Tübingen. Von 1862 bis 1865 gehörte er dem württembergischen Landtag, 1868 dem deutschen Zollparlament an. In demselben
Jahr wurde er ordentlicher Professor in Wien und Februar 1871 bei Bildung des Ministeriums Hohenwart zum Handelsminister ernannt.
Nach dem schon im Oktober 1871 wieder erfolgten Fall dieses Ministeriums zog er sich nach Stuttgart zurück,
wo er seine schriftstellerischen Arbeiten wieder aufnahm. Von seinen durch Gedankenreichtum und Scharfsinn sich auszeichnenden
Werken erwähnen wir: »Die Nationalökonomie oder allgemeine Wirtschaftslehre« (Leipz. 1861; 3. Aufl.
u. d. T.: »Das gesellschaftliche System der menschlichen Wirtschaft«, Tübing. 1873, 2 Bde.);
»Die nationalökonomische
Theorie der ausschließenden Absatzverhältnisse« (das. 1867);
»Kapitalismus und Sozialismus« (das. 1870, 2. Aufl. 1878);
»Die
Quintessenz des Sozialismus« (Gotha 1874; 8. Aufl. 1885);
»Bau und Leben des sozialen Körpers« (Tübing. 1875-78, 4 Bde.);
»Encyklopädie
der Staatslehre« (das. 1878);
»Grundsätze der Steuerpolitik« (das. 1880);
»Die Aussichtslosigkeit der Sozialdemokratie« (das.
1885, 3. Aufl. 1887);
ein in München früher alle sieben Jahre in der Faschingszeit stattfindender feierlicher Auszug der
Böttcher (Schäffler) angeblich zum Andenken an die Seuche von 1517, wo die Angehörigen der Böttcherzunft zur allgemeinen
Ermutigung einen öffentlichen Aufzug mit Musik veranstalteten, wahrscheinlich aber gleich den Schwerttänzen
der Messerschmiede aus den zur Osterzeit stattfindenden Umzügen und Tänzen der alten Germanen entstanden.
Der Tanz fand beim Umzug vor den fürstlichen und sonst zu ehrenden Häusern um ein Faß statt, auf welchem die Meister den Takt
schlugen, während einer der Vortänzer auf dasselbe stieg und auf demselben tanzend ein oder mehrere
gefüllte Weingläser in der Rundung eines Reifens schwang, ohne dieselben zu vergießen, und sie dann auf das Wohl der zu
ehrenden Personen leerte. Den Schluß bildete eine durch grüne Blumenreifen verbundene Gruppe, die sogen. Krone. Vgl. Zunftgebräuche.
Eine ähnliche Zeremonie war auch in Frankfurt a. M. üblich. Die analogen Schwerttänze hatten früher
eine weite Verbreitung.
in Oberdeutschland der Administrator der
ökonomischen Angelegenheiten
eines landesherrlichen Amtes, daher Schaffnerei, das Amt, die Wohnung eines solchen;
auch Aufseher über Post- und Eisenbahnwagen;
in Niederdeutschland bei Bauernhochzeiten etc. derjenige, welcher alles beim Fest anzuordnen hat, daher
Schaffnertanz, der dem S. gebührende Vortanz beim Fest.
1) Martin, Maler, urkundlich zwischen 1508 u. 1535 in Ulm thätig, gestorben wahrscheinlich 1541 daselbst,
war vielleicht Schüler Zeitbloms, hängt jedoch auch mit der Augsburger Schule zusammen, so wie die italienische Renaissance
nicht ohne Einfluß auf ihn blieb. S. besaß einen hervorragenden Schönheitssinn und modellierte mit
großer Kraft; seine Farbe ist von sanfter Harmonie. Seine Hauptbilder sind die Flügel des Hauptaltars im Ulmer Münster mit Heiligengestalten
und den Vorfahren Christi (1521) und die Orgelthüren mit Szenen aus dem Leben der Maria (1524, Münchener Pinakothek). Er hat
auch tüchtige Bildnisse gemalt.
2) Max, Chemiker, geb. 1830 zu Meisenheim (Rheinpreußen), studierte auf der polytechnischen Schule in Karlsruhe und später
das Berg- und Hüttenwesen in Freiberg. 1854 richtete S. das Zentrallaboratorium der Gesellschaft Vieille Montagne zu Moresnet
bei Aachen ein und übernahm die Leitung desselben. 1856 wurde er Direktor der Sächsisch-Thüringischen Kupfergesellschaft
in Eisenach und führte die Extraktion kupferhaltiger Schwefelkiesabbrände durch Rösten mit Kochsalz ein. 1859 ging S. als
Direktor des Österreichischen Vereins für chemische und metallurgische Produktion nach Aussig, bildete hier ein Verfahren der
Kupferextraktion mittels Eisenchlorürs aus und kombinierte dasselbe mit der Aufarbeitung der Sodarückstände.
Die chemische Fabrik in Aussig wuchs unter Schaffners Leitung zu einem der größten Werke der Welt heran,
eine zweite chemische Fabrik richtete S. in Kralup bei Prag und eine Ammoniaksodafabrik zu Ebensee im Salzkammergut ein. In Aussig
gründete S. mit andern eine große Glashütte, welche die dort vorkommenden Phonolithe verarbeitet, auch stellte er daselbst
säurefeste Thonapparate für Kondensation etc. her, welche sich eines Weltrufs erfreuen. Ferner ist S.
Mitbegründer des großen Etablissements für feuerfeste Produkte von Vygen u. Komp. in Duisburg sowie der Bohrgesellschaft
Neustaßfurt, welche eins der bedeutendsten Werke der Kalisalzindustrie besitzt. Sehr große Verdienste erwarb sich S. um
die Aufarbeitung der lästigen Sodarückstände, auch gab er ein Verfahren zur Gewinnung von Thallium aus
Flugstaub und von Blei aus Kiesabbränden an.
Karl Emil von, Geolog, geb. zu Ingolstadt, studierte Medizin und mineralogische Chemie und beschäftigte
sich daneben mit Vorliebe mit der Verfertigung mathematischer und physikalischer Instrumente. Noch als
Student veröffentlichte er unter dem Namen Pellisow einige akustische Abhandlungen und die Ergebnisse seiner Forschungen über
Stahl und Eisen. Seit 1833 studierte er in Sheffield noch die Stahlfabrikation und das Puddlingsverfahren des Eisens und lehrte
die englischen Hüttenleute die Verarbeitung des englischen Steinkohleneisens zu gutem Zement- und Gußstahl,
welches Verfahren er sodann auch in Bayern einführte. Behufs der Einführung des neuen Puddlingsprozesses bereiste er Frankreich
und die Pyrenäische Halbinsel, wurde dann in München Professor
mehr
der Geognosie, Bergbau- und Hüttenkunde und 1849 Oberbibliothekar an der Universität, auch vielfach in Kommissionen für naturwissenschaftliche
und technisch-industrielle Zwecke beschäftigt. Namhafte Verdienste erwarb sich S. noch durch Einrichtung des geognostischen
Kabinetts an der königlichen Akademie zu München, durch die Erfindung eines aräometrischen Hebers, eines Aräometers, eines
Photometers und eines Phonometers. Er schrieb: »Geognostische Untersuchungen des südlichen Alpengebirges«
(Münch. 1849);
»Bericht über die Musikinstrumente« (Gewerbeausstellung zu München 1854);
»Der echte Gregorianische Choral in
seiner Entwickelung« (das. 1869; fortgesetzt und erweitert in der Schrift »Ein Spaziergang durch die liturgische Musikgeschichte
der katholischen Kirche«, das. 1887);
deutsches volkstümliches Kartenspiel, das seinen Namen dem Gebrauch verdankt, beim Ankreiden der gewonnenen
Partien die Striche zu dem Bild eines Schafkopfes zusammenzusetzen, wozu meist acht gehören. Es gibt eine ziemlich große Zahl
verschiedener Spielweisen, deren gemeinsames Merkmal bildet, daß in ihnen die Zahl der Augen auf den
gemachten Stichen den Gewinn entscheidet (61 Augen einfach, 91 doppelt) und bestimmte Karten Eines Charakters, die Wenzel, alles
überstechen, auch die Karten der Trumpffarbe, welche in etlichen Spielarten immer Schellen ist, in andern bestimmt wird.
Als solche Wenzel gelten hier die vier Unter, dort die vier Ober, in einer Spielweise beide zusammen, in
einer vierten außer den Untern Eichel- und Grünober, in einer fünften kommt noch die schellene (bei Solo auch rote, grüne
oder eichelne) Sieben, die »Spitze«, hinzu, welche, der Manille des L'hombre entsprechend, zweithöchster Trumpf ist. Die Wertfolge
der Unter nach der Farbe ist die gewöhnliche: Grün, Rot, Schellen folgen auf Eichel. Die Zahl der Mitspielenden
ist auch verschieden: vier, drei, sechs oder acht; in der einen Art wird nur ein, in der andern werden zwei Kartenspiele benutzt.
Der wendische S. ist eine Verschmelzung von Solo mit dem gewöhnlichen S. zu vier Personen und sechs Wenzeln. Für
den Eichelober ist der Ausdruck »der Alte«, für den Ober in Grün »die Baste« in Gebrauch.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Kreis Merseburg, am Ursprung der Laucha, hat eine Zuckerfabrik, eine
Maschinenfabrik mit Eisengießerei, Spiritusbrennerei und (1885) 2661 meist evang.
Einw.
ein die Fürsten von Persien, Afghanistan und die ehemaligen Herrscher vom mosleminischen
Indien auszeichnender Titel, der aber nicht verhindert, daß in der offiziellen Schriftsprache ihnen auch die Titel: Sultan und
Padischah erteilt werden.
(Thos, Goldwolf, Canis [Sacalius] aureus Briss.), Raubtier aus der Familie der Hunde (Canida)
und der Gattung Hund (Canis L.), 65-70 cm lang, mit 30 cm langem Schwanz und 45-50 cm hoch, im Habitus den Füchsen sich nähernd,
niedrig, in der Schädelbildung den Wölfen entsprechend, aber mit etwas längerer, spitzer Schnauze, mit rauhem Pelz, spitzen,
kurzen Ohren und buschigem Schwanz, ist schmutzig graugelb, auf dem Rücken dunkler, bisweilen auch schwarz
gewellt oder dunkler gestreift, an den Seiten, Schenkeln und Läufen fahlrot, an der Kehle und am Bauch weißlichgelb; der Schwanz
ist dunkel, an der Spitze schwarz.
Der S. bewohnt West- und Nordwestasien, Nordafrika, Morea, die Türkei und einige Gegenden Dalmatiens. Auch
in seiner Lebensweise steht der S. zwischen Wolf und Fuchs; er begibt sich gegen Abend auf seine Jagdzüge, zieht durch lautes
Heulen andre seiner Art herbei und streift mit diesen umher. Durch sein dreistes, zudringliches Wesen, seine Räubereien und
das beständige nächtliche Heulen wird er sehr lästig, so daß der Nutzen, den er durch Wegräumen
des Aases und Vertilgung von Mäusen stiftet, wenig in Betracht kommt. Er plündert die Hühnerhöfe mit der größten Mordgier,
auch Obstgärten und Weinberge, raubt selbst Lämmer und Ziegen und folgt größern Raubtieren und Reisezügen, um zu stehlen
und zu plündern. In manchen Gegenden werden die Schakale förmlich zur Landplage.
Das Weibchen wirft in einem verborgenen Lager 5-8 Junge und zieht nach zwei Monaten mit ihnen aus. Jung eingefangene Schakale
werden sehr zahm, pflanzen sich auch fort und paaren sich mit Haushunden. Wie letztere, wird der S. von der Wutkrankheit befallen.
An den Schädeln einzelner Schakale findet sich eine Knochenwucherung, das Schakalhorn, Narrik-Kombu der
Singhalesen, welches von diesen als Talisman getragen wird und dem Besitzer Erfüllung aller Wünsche verbürgt. In Nordindien
und Nepal vertritt den gemeinen S. der Landjak (C. pallipes), wohl nur eine Spielart des vorigen, in Inner- und Südafrika der
sehr niedrige Schabrackenschakal (C. mesomelas Schreb.), mit seitlich scharf begrenzter schwarzer Färbung
der Oberseite.
zu Made, Schüler von S. van Hoogstraten und G. Dou, war zuerst in Dordrecht und nach mehrjährigem Aufenthalt seit 1691 im Haag
thätig, wo er starb. Er malte zumeist Bildnisse und Genrebilder mit nächtlichen Lichteffekten, besonders bei
Kerzenlicht, in äußerst glatter koloristischer Behandlung. Bilder von ihm finden sich zahlreich in England,
dann in Wien (ein lesender Alter), Berlin (angelnder Knabe), Dresden (die Kokette, junger Mann und weibliche Büste, Eiermädchen),
Amsterdam, München (büßende Magdalena, kluge und thörichte Jungfrauen), Paris, im Haag etc. Er hat auch einige Blätter radiert.
ein schon im Altertum gebräuchliches, halbkugelförmiges oder ganz flaches Gefäß mit und ohne Füße, ohne
Henkel oder mit einem oder zwei Henkeln. Es diente zum Schöpfen und Trinken und bei Opferhandlungen zu Libationen (Weinspenden).
Die flachste Form hieß bei den Griechen Patera. Die Schalen waren im Altertum aus Metall, Glas oder Thon.
Je tiefer die S. wird, desto mehr nähert sie sich der Form des Napfes, und je flacher sie wird, desto mehr wird sie zum Teller.
Im modernen Tafelgerät spielen Fruchtschalen aus Glas, Kristall, Bronze oder Edelmetall eine Hauptrolle.
das Abziehen der jungen, noch spiegeligen Rinde schwacher Stämme durch die Schneidezähne des Wildes. Am schädlichsten
wird in dieser Beziehung das Elch-, dann das Rotwild, welches mit den nur im Unterkiefer befindlichen Schneidezähnen die Rinde
von unten nach oben abstreift, um sie zu äsen. Im Winter, wenn Schnee liegt, schält auch der Hase mit seinen
Nagezähnen die Rinde junger Stämme verschiedener Laubhölzer und besonders der Obstbäume, soweit er reichen kann. Man schützt
sich dagegen durch Umbinden der Stämmchen mit Stroh oder Strauchwerk und bestreicht die geschälten Stellen, um das Eingehen
zu verhüten, mit dickem Steinkohlenteer, den man mit Kies bewirft.
Vgl. Reuß, Die Schälbeschädigung
durch Hochwild (Berl. 1888). -
In der Landwirtschaft heißt S. das sehr flache Umpflügen von Stoppeln, um durch schnellere Abtrocknung des bewegten Bodens
Unkräuter leichter zu vertilgen und die Gare des Bodens zu befördern.
(Schalent), Sabbatgericht der Juden, im nördlichen Deutschland meist die schon Freitags zu Feuer gebrachte Bohnensuppe
mit dem Mehlkloß, in Süddeutschland puddingartige Mehlspeise.
ursprünglich s. v. w. Knecht oder Diener, im Althochdeutschen besonders in Zusammensetzungen,
wie Seniscalc (ältester Diener) und Mariscalc (Aufseher über die Pferde), vorkommend, die noch jetzt in den Formen Seneschall
und Marschall im Gebrauch sind;
dann im Mittelhochdeutschen ein Mensch von knechtischer und boshafter Gesinnung, in welchem Sinn
das Wort auch noch Luther gebraucht.
Später erhielt es allmählich die noch jetzt übliche
Bedeutung eines
Menschen, der ohne schlimmere Absicht in launiger Verstellung listigen Scherz übt.
Stadt im Herzogtum Sachsen-Meiningen, Kreis Sonneberg, an der Itz, 403 m ü. M., hat eine gotische Kirche, ein
Amtsgericht, Spielwarenfabrikation und (1885) 1758 evang. Einwohner.
[* ] städtische Landgemeinde im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Gelsenkirchen, Knotenpunkt der Linie
Essen-Herne und der Emscherthalbahn der Preußischen Staatsbahn, hat eine neue evangelische und eine neue kath.
Kirche, ein Realgymnasium, bedeutenden Steinkohlenbergbau, große Blech- und Drahtwalzwerke, Eisengießerei, Blechwaren- und
Herdfabrikation und (1885) 11,857 meist kath. Einwohner.
(Zahnausschlag oder Friesel der Säuglinge, Strophulus), bei kleinen Kindern häufig vorkommender Hautausschlag,
besteht in knötchenförmigen Erhebungen der Haut, welche meist gerötet, zuweilen aber auch von normaler
Farbe oder selbst blässer als ihre Umgebung sind. Die hirsekorngroßen, meist in Gruppen bei einander stehenden Knötchen entstehen
in vielen Fällen infolge äußerer Reize durch Ungeziefer, grobe Wäsche, Unreinlichkeit etc.; häufiger bleibt die Ursache
der S. unbekannt. Zuweilen veranlassen die S. einiges Jucken und etwas Unruhe, besonders in der Bettwärme.
Diese sehr leichte Krankheit dauert gewöhnlich nur einige Tage, doch kann sie sich durch neue Ausbrüche in die Länge ziehen.
Man beobachtet den kranken Kindern gegenüber ein vorsichtigeres Verhalten, vermeidet örtliche Hautreizungen, wendet lauwarme
Bäder an, hält sorgfältigere Diät und sorgt für offenen Stuhl.
[* ] jede Empfindung, welche uns durch das Gehörorgan von außen her vermittelt wird.
Fortpflanzung des Schalles.
Der S. entsteht durch eine schwingende Bewegung (Oszillation, Vibration) elastischer Körper, welche sich auf die umgebende Luft
überträgt und in dieser bis zu unserm Ohr fortgepflanzt wird. Die Mitteilung einer schwingenden Bewegung
von Teilchen zu Teilchen, wobei jedes in der Fortpflanzungsrichtung später folgende Teilchen seine Oszillation etwas später
beginnt als das vorhergehende, heißt eine Wellenbewegung. Wird eine Stimmgabel angeschlagen, so nimmt sie, indem sich ihre
Zinken nach innen biegen, die
[* ]
(Fig. 1) punktiert angedeutete Gestalt a' b' an, kehrt wieder in die Gleichgewichtslage
a b zurück, überschreitet dieselbe, biegt nun ihre Zinken nach auswärts (a'' b''), kehrt wieder zurück u. s. f.; jede Zinke
schwingt so zwischen zwei äußersten Lagen (a' und a'') nach denselben Gesetzen wie ein Pendel hin und her.
Die schwingende Zinke veranlaßt die ihr zunächst liegenden Luftteilchen, diese Bewegung nachzuahmen;
diese wirken ebenso auf die nächstfolgenden, und nach und nach wird eine ganze Reihe von Luftteilchen von der schwingenden
Bewegung ergriffen. In
[* ]
Fig. 2 mögen die Punkte 1-12 die Ruhelagen von zwölf gleich weit abstehenden Luftschichten andeuten.
Wir betrachten dieselben in dem Augenblick, in welchem die Stimmgabelzinke a, nachdem sie zuerst von der
Gleichgewichtslage nach einwärts, dann nach auswärts und wieder zurück in die Gleichgewichtslage sich bewegt hat, gerade
im Begriff ist, wieder nach
[* ]
^[Abb.: Fig. 1. Schwingungen einer Stimmgabel.
Fig. 2. Entstehung einer Schallwelle.]
mehr
einwärts zu schwingen. Die Stimmgabel hat alsdann eine ganze Schwingung vollendet, um nun eine zweite zu beginnen. Hat sich
während der Dauer dieser Schwingung die Bewegung bis zu der Luftschicht 12 fortgepflanzt, so ist diese gerade im Begriff, ihre
erste Schwingung anzutreten, d. h. sie ist um eine ganze Schwingung hinter der Bewegung der Stimmgabel zurück.
Die Luftschicht 1 ist alsdann, weil ihr Abstand von der Stimmgabel nur 1/12 ist, auch nur um 1/12 Schwingung gegen die Stimmgabel
zurückgeblieben; sie hat demnach 11/12 einer ganzen Schwingung vollendet, ist in ihre Ruhelage noch nicht zurückgekehrt,
sondern befindet sich noch rechts von derselben.
Ebenso haben die Luftschichten 2, 3, 4... resp. nur 10/12, 9/12, 8/12... ihrer Schwingung ausgeführt und befinden sich sonach
im betrachteten Augenblick in den Stellungen, welche in der Zeichnung angegeben sind; die Luftschicht 6 z. B. hat erst 6/12
oder ½ Schwingung ausgeführt, nämlich von ihrer Ruhelage nach einwärts und wieder in die Ruhelage
zurück, und passiert also gegenwärtig ihre Ruhelage. Überblicken wir jetzt sämtliche gleichzeitige Stellungen der Luftschichten,
so ergibt sich, daß die Schichten zu beiden Seiten von 6, nämlich zwischen 3 und 9, näher zusammengerückt sind, als es
im Ruhezustand der Fall war, die Schichten von a bis 3 und von 9-12 aber weiter voneinander abstehen.
Zwischen 3 und 9 ist demnach die Luft verdichtet, und in 6 findet das Maximum der Verdichtung statt; von a bis 3 und von 9-12
ist die Luft verdünnt, und zwar befinden sich die Schichten bei a und bei 12 im Zustand der größten
Verdünnung. Schwingt nun die Stimmgabel z. B. um 1/12 Schwingung weiter, so setzt auch jede Luftschicht ihre Bewegung um 1/12
Schwingung fort; die Luftschicht 7 z. B. erreicht jetzt ihre Ruhelage, und die Schichten 6 und 8 nehmen in Bezug auf sie dieselben
Stellungen ein, welche 5 und 7 vorhin in Bezug auf 6 innehatten; die größte Verdichtung rückt daher
von 6 nach 7 und ebenso die stärkste Verdünnung von a nach 1 und von 12 nach 13 u. s. f.
Während also jedes Luftteilchen, ohne sich weit von seiner Gleichgewichtslage zu entfernen, in engen Grenzen hin- und herschwingt,
pflanzen sich Verdichtungen und Verdünnungen durch die Reihe der Luftteilchen fort, wie Wellenberge und
Wellenthäler über eine Wasserfläche hineilen, ohne die bloß auf- und abschwankenden Wasserteilchen mit sich fortzuführen.
Eine Verdichtung und die darauf folgende Verdünnung bilden Zusammen eine ganze Welle; der Abstand (a bis 12) von einer Verdünnung
bis zur nächsten oder von einer Verdichtung bis zur nächsten heißt die Wellenlänge. Die Wellenlänge
ist demnach diejenige Strecke, auf welche sich die schwingende Bewegung während der Dauer einer ganzen Schwingung fortpflanzt.
Bezeichnet man die Wellenlänge mit λ, die Fortpflanzungsgeschwindigkeit mit v und die Schwingungsdauer mit t, so ist hiernach
λ = vt. Jede ganze Schwingung des vibrierenden Körpers erzeugt eine ganze Welle; ist daher n seine Schwingungszahl,
d. h. macht er n Schwingungen in einer Sekunde, so erzeugt er auch n Wellen, welche zusammen eine Strecke einnehmen gleich derjenigen
(v), auf welche sich die Bewegung während einer Sekunde fortpflanzt, d. h. es ist n λ = v.
Von einem schwingenden Punkt aus pflanzt sich der S. durch Luft von gleichmäßiger Beschaffenheit in konzentrischen Kugelschalen
fort, welche sich abwechselnd im Zustand der Verdichtung und der Verdünnung befinden; jeder Radius einer solchen kugelförmigen
Welle heißt ein Schallstrahl.
Die Reihe von Luftteilchen, deren
Bewegung wir vorhin betrachteten, bildet einen solchen Schallstrahl;
ihre Schwingungen erfolgen in der Längsrichtung des Strahls selbst und werden daher longitudinale oder Längsschwingungen
genannt. Da die innerhalb einer Kugelwelle bewegte Luftmasse im quadratischen Verhältnis ihres Radius wächst und sich demnach
die von der Schallquelle ausgehende Bewegungsenergie auf immer größere Luftmassen verteilt, so muß die Stärke des
Schalles mit wachsender Entfernung abnehmen, und zwar steht sie im umgekehrten Verhältnis des Quadrats der Entfernung. Wird
die allseitige Ausbreitung der Schallstrahlen verhindert, indem man z. B. den S. in einer cylindrischen Röhre sich fortpflanzen
läßt, so findet eine solche Schwächung nicht statt. Darauf beruht die Anwendung der Kommunikationsrohre (Sprachrohre) in
Gasthöfen, Fabriken, auf Dampfbooten etc.
Die Schallstrahlen werden nach denselben Gesetzen zurückgeworfen und gebrochen (letzteres beim Übergang in Luft von andrer
Dichte oder aus Luft in Wasser) wie die Lichtstrahlen. Von einer ebenen Fläche werden die Schallstrahlen so reflektiert, als
kämen sie von einem Punkt, welcher auf der vom Erregungspunkt auf die Fläche gefällten Senkrechten ebenso
weit hinter der Fläche liegt als der Erregungspunkt vor ihr (Echo). Stehen sich zwei Hohlspiegel (Schallspiegel) gegenüber,
und bringt man in den Brennpunkt des einen eine Taschenuhr, so hört ein Beobachter, der sein Ohr in den Brennpunkt des andern
Spiegels bringt, selbst in beträchtlicher Entfernung deutlich das Ticken der Uhr; die von letzterer ausgehenden
Schallstrahlen werden nämlich von dem ersten Spiegel in paralleler Richtung auf den zweiten geworfen und von diesem in seinem
Brennpunkt gesammelt. Auf die Reflexion des Schalles gründen sich auch das Hörrohr und das Sprachrohr.
Zur Fortpflanzung des Schalles ist die Luft oder ein andres materielles Mittel unbedingt erforderlich; im
leeren Raum pflanzt sich der S. nicht fort. Ein unter die entleerte Glocke der Luftpumpe gebrachtes Schlagwerk wird nicht gehört.
In verdünnter Luft, z. B. auf hohen Bergen, ist die Intensität des Schalles viel geringer als in Luft von gewöhnlicher Dichte.
Der S. pflanzt sich von unten nach oben, aus dichtern in dünnere Luftschichten, leichter und mit größerer
Stärke fort als von oben nach unten.
Daß Geräusche bei Nacht weiter und deutlicher gehört werden als bei Tag, erklärt sich daraus, daß die Schallstrahlen bei
Tag in den durch die Sonne ungleich erwärmten und daher ungleich dichten Luftschichten durch zahlreiche
Reflexionen geschwächt werden. Auch in flüssigen und festen Körpern pflanzt sich der S. fort. Ein Taucher hört, was am Ufer
gesprochen wird, und die leisesten Schläge an das Ende eines langen Balkens sind einem ans andre Ende gelegten Ohr vernehmbar.
Zur Ermittelung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles wurden an zwei Stationen, deren Entfernung
genau gemessen war, bei Nacht Kanonen in vorher verabredeten Zeitpunkten abgefeuert und an jeder Station die Zeit beobachtet,
welche zwischen dem gesehenen Lichtblitz und dem gehörten Knall verstrich. Dividiert man die gemessene Entfernung durch die
Anzahl der Sekunden, welche der S. brauchte, um sie zurückzulegen, so ergibt sich der Weg, den er in
einer Sekunde durchläuft. Das Bureau des longitudes fand 1822 nach dieser Methode 331,05 m, Moll und van Beek (1823) 332,26
m, neuere Versuche von Regnault ergaben 330,7 m bei 0°. Die Geschwindigkeit des Schalles wächst mit der
mehr
Temperatur, ist aber vom Luftdruck unabhängig. Bei 16° beträgt sie 340 m. In Flüssigkeiten und festen Körpern pflanzt sich
der S. mit ungleich größerer Geschwindigkeit fort. Nach Colladon und Sturm beträgt die Schallgeschwindigkeit im Wasser 1435 m.
Ton und Tonleiter.
Die Schallempfindungen sind sehr mannigfaltiger Art, und dem entsprechend ist unsre Sprache sehr reich
an Bezeichnungen, um die Qualität derselben auszudrücken. Man unterscheidet den Knall, das Geräusch, den Klang oder Ton. Ein
Klang entsteht durch eine regelmäßige periodische (schwingende) Bewegung des tönenden Körpers, während Geräusche durch
unregelmäßige nichtperiodische Bewegungen erzeugt werden. Man kann z. B. einen Klang hervorbringen durch Luftstöße, welche
nach gleichen Zeitabschnitten sich in derselben Weise wiederholen; dies geschieht vermittelst der Sirene, deren einfachste,
von Seebeck angegebene Form in einer kreisrunden Papp- oder Metallscheibe besteht, in welche mehrere konzentrische Reihen von
unter sich gleich weit abstehenden Löchern eingeschlagen sind.
Bläst man durch einen Federkiel gegen die innerste Lochreihe, während die Scheibe mittels einer Schwungmaschine
in rasche gleichmäßige Rotation versetzt wird, so wird dem aus dem Federkiel ausströmenden Luftstrom der Weg geöffnet,
sobald ein Loch vor seine Mündung tritt, dagegen versperrt, sobald ein undurchbohrter Teil der Scheibe dort ankommt. Die so
in gleichen Zwischenräumen aufeinander folgenden Luftstöße bringen in unserm Ohr die Empfindung eines
Klanges von bestimmter Ton Höhe hervor.
Wird nun bei gleicher Drehungsgeschwindigkeit eine der äußern Lochreihen angeblasen, welche mehr Löcher enthält und deshalb
in der gleichen Zeit eine größere Anzahl von Luftstößen gibt, so beurteilen wir den jetzt gehörten Klang als höher gegen
den vorigen und erkennen daraus, daß ein Ton um so höher ist, je größer die in gleicher Zeit erfolgende
Anzahl seiner Bewegungsperioden oder je größer seine Schwingungszahl ist. Eine vollkommnere Sirene, welche durch den Luftstrom
selbst in Umdrehung versetzt wird, hat Cagnard-Latour ^[richtig: Cagniard-Latour] konstruiert.
[* ]
Fig. 3 zeigt dieselbe in der noch mehr vervollkommten Gestalt, welche Dove ihr gegeben hat. Eine horizontale,
von vier Löcherreihen durchbohrte Metallscheibe d e dreht sich sehr leicht um eine vertikale Achse r q. Die Scheibe befindet
sich über einem cylindrischen Windkasten C, dessen Deckel von entsprechenden Löchern durchbohrt ist. Die Löcher des Deckels
sowohl als diejenigen der Scheibe sind mit entgegengesetzter Neigung schräg gebohrt, so daß der aus einem
Loch des Deckels schief austretende Luftstrom ungefähr rechtwinkelig gegen die Wände der Löcher der Scheibe stößt und dieselbe
dadurch in Umdrehung versetzt.
Jeder Lochreihe entspricht unter dem Deckel noch ein drehbarer Metallring mit ebensoviel Löchern wie die zugehörige Reihe;
diese Ringe können jeder für sich mittels federnder Stifte m n o p entweder so gestellt werden, daß ihre undurchbohrten Teile
die Löcher des Windkastendeckels schließen, oder so, daß die Löcher eines Ringes mit den Löchern der zugehörigen Reihe
des Deckels korrespondieren. Durch
Drücken auf einen oder mehrere Stifte kann man daher nach Belieben
eine oder mehrere Lochreihen anblasen.
Der Windkasten wird mittels des Rohrs t auf einen Blasetisch aufgesetzt. Die Achse der rotierenden Scheibe trägt oben eine Schraube
ohne Ende s, welche in die Zahnräder eines Zählwerks eingreift, an dessen (in der
[* ]
Figur nicht sichtbaren) Zifferblättern
die Anzahl der in beobachteter Zeit stattgehabten Umdrehungen abgelesen und danach die Schwingungszahl
für eine Sekunde bestimmt werden kann. Durch einen Druck auf den Knopf a kann das Zählwerk in Thätigkeit gesetzt, durch einen
Druck auf b wieder ausgeschaltet werden.
Die erste Lochreihe enthält 8, die zweite 10, die dritte 12, die vierte 16 Löcher. Wird die erste und
dann die vierte Lochreihe angeblasen, so erhält man zwei Klänge, welche in der Musik als Grundton (Prime) und Oktave bezeichnet
werden. Die Oktave macht also in derselben Zeit doppelt so viele Schwingungen als der Grundton. Werden beide Töne gleichzeitig
angeschlagen, so verschmelzen sie ungestört zu einer angenehmen Gehörempfindung: sie bilden eine Konsonanz.
Eine Konsonanz ist um so vollkommener, je einfacher das Verhältnis der Schwingungszahlen der beiden zusammenklingenden Töne
sich ausdrücken läßt. Oktave und Grundton bilden die vollkommenste Konsonanz, denn ihr Schwingungsverhältnis ist das denkbar
einfachste, nämlich 2:1. Die nächst vollkommene Konsonanz wird erhalten durch die erste und dritte Lochreihe;
der höhere Ton hat jetzt zum Grundton das Schwingungsverhältnis 12:8 oder 3:2 und heißt die Quinte des Grundtons.
Die erste
und zweite Lochreihe geben das schon etwas rauher klingende Schwingungsverhältnis 10:8 oder 5:4. Der höhere Ton wird die
große Terz des Grundtons genannt. Man bezeichnet den Grundton mit dem Buchstaben C, seine große Terz mit
E, die Quinte mit G, die Oktave mit c. Den angenehmen Zusammenklang dreier oder mehrerer Töne nennt man einen Akkord. Grundton,
große Terz und Quinte (CEG) bilden zusammen den C dur-Akkord. Indem man die Lochreihen der Sirene noch in andrer
Weise kombiniert, ergeben sich noch andre Konsonanzen.
Die vierte und dritte Lochreihe geben das Schwingungsverhältnis 16:12 oder 4:3, dasjenige der Quarte; wir bezeichnen die
Quarte von C mit F. Die dritte und zweite Reihe liefern das Verhältnis 12:10 oder 6:5. Wir nennen hier den höhern Ton die kleine
Terz des tiefern und bezeichnen ihn in Beziehung auf den Grundton C mit Es. Überblicken
wir vorläufig diese Reihe von Klängen, so erhalten wir, wenn die kleine Terz weggelassen wird, folgende Zusammenstellung,
wo unter der Bezeichnung des Klanges sein Schwingungsverhältnis zum Grundton angegeben ist:
C
E
F
G
c
1
5/4
4/3
3/2
2
Um den Zwecken der Musik zu genügen, muß jeder Klang wieder der Grundton eines C dur-Akkords sein, d. h. man muß von jedem
Ton aus wieder in Terzen und Quinten aufsteigen können. Nun müßte die Quinte von G 3/2mal soviel Schwingungen machen als G,
also 3/2·3/2=9/4. Der so gefundene Klang ist höher als die Oktave c; wir nehmen daher, um inner-
halb der Oktave zu bleiben, die nächst niedere Oktave des Tons 9/4, deren Schwingungszahl 9/8 ist; den entsprechenden Klang
bezeichnet man mit D und nennt ihn die Sekunde von C. Die große Terz von G hat die Schwingungszahl 3/2 · 5/4 = 15/8; sie heißt
die Septime des Grundtons und wird mit H bezeichnet. Der Quinte des Tons F entspricht die Schwingungszahl
4/3 · 3/2 = 2; die Oktave von C ist also zugleich die Quinte von F. Die große Terz von F besitzt das Schwingungsverhältnis
4/3 · 5/4 = 5/3, wird mit A bezeichnet u. Sexte genannt. So erhalten wir die diatonische Tonleiter, welche
innerhalb einer Oktave aus folgenden Tönen mit den daruntergesetzten zugehörigen Schwingungsverhältnissen besteht:
C
D
E
F
G
A
H
c
1
9/8
5/4
4/3
3/2
5/3
15/8
2
Dividiert man die Schwingungszahl jedes dieser Töne durch die des vorhergehenden, so erhält man das Intervall
der beiden Töne, d. h. die Zahl, welche angibt, wievielmal größer die Schwingungszahl des Tons ist als die des nächst niedrigern.
In der folgenden Reihe sind diese Quotienten in der zweiten Zeile zwischen die Bezeichnungen der Töne gesetzt:
C
D
E
F
G
A
H
c
9/8
10/9
16/15
9/8
10/9
9/8
16/15
Man sieht, daß die Intervalle in der diatonischen Tonleiter keineswegs gleich sind. Die Intervalle zwischen Terz und Quarte und
zwischen Septime und Oktave (16/15) sind bedeutend kleiner als die übrigen. Man sagt daher, das Intervall von E zu F und von
H zu c betrage einen halben Ton, während man die übrigen Intervalle als solche ganzer Töne rechnet. Um
ein Fortschreiten nach gleichmäßigern Intervallen möglich zu machen, müssen daher zwischen den ganzen Tönen noch halbe
Töne eingeschaltet werden, und die ganze aus zwölf Tönen bestehende Tonreihe einer Oktave (die chromatische Tonleiter) lautet
alsdann:
C Cis D Dis E F Fis G Gis A B H c.
Da jedoch auch die ganzen Töne keine gleichen Intervalle besitzen, sondern von C zu D, von F zu G, von A zu H um einen großen
ganzen Ton (9/8), von D zu E und von G zu A um einen kleinen ganzen Ton (10/9) fortgeschritten wird, so
sind auch in der chromatischen Tonleiter die Intervalle nicht einander gleich, ein Übelstand, der es unmöglich macht, von
einem beliebigen Ton als Grundton in gleichen Intervallen aufzusteigen. Schreitet man z. B. vom Grundton in großen Terzen fort,
so hat die Terz die Schwingungszahl 5/4, die Terz der Terz 5/4 · 5/4 = 25/16, die Terz dieses Tons endlich
5/4 · 5/4 · 5/4 = 125/64. Dieser letztere Ton sollte nun die Oktave des Grundtons sein, deren Schwingungszahl jedoch 2 oder
128/64 ist.
Beim Fortschreiten nach reinen Terzen gelangt man daher zu einer unreinen Oktave, ebenso beim Fortschreiten
nach reinen Quinten. Da aber die Oktave die vollkommenste Konsonanz bildet, deren Unreinheit am unangenehmsten empfunden wird,
so opfert man lieber die Reinheit der übrigen Töne, indem man sie, wie die Musiker sagen, etwas ober- oder unterhalb ihrer
von der diatonischen Tonleiter geforderten Höhe »schweben« läßt, und hält die Reinheit
der Oktaven mit Strenge aufrecht.
Eine solche Ausgleichung heißt Temperatur. Die gleichschwebende Temperatur, welche die einfachste und verbreitetste ist und
namentlich allen musikalischen Instrumenten mit fester Stimmung (z. B. dem Piano) zu Grunde liegt, macht alle Intervalle einander
gleich; da alsdann das Intervall x eines Halbtons, zwölfmal wiederholt, die Schwingungszahl
2 der Oktave
geben muß, so hat man x12 = 2 oder x = 12 ^[Wurzelzeichen]2 = 1,05946. Man erhält so die
gleichschwebende Tonleiter mit folgenden Schwingungsverhältnissen:
C
1.00000
E
1.25992
A
1.68179
Cis
1.05946
F
1.33484
B
1.78180
D
1.12246
Fis
1.41421
H
1.88775
Dis
1.18921
G
1.49831
c
2.00000
Gis
1.58740
Bisher wurden bloß die Schwingungsverhältnisse der Töne innerhalb einer Oktave, nicht aber ihre absoluten Schwingungszahlen
in einer Sekunde in Betracht gezogen. Kennt man aber für einen dieser Töne die absolute Schwingungszahl, so kennt man sie
für alle, weil ja die Schwingungsverhältnisse bekannt sind. Als Grundlage für die Stimmung der musikalischen
Instrumente wird in der Regel der sogen. Kammerton (das eingestrichene a) gewählt, welcher durch eine Normalstimmgabel angegeben
wird.
Zur Bestimmung absoluter Schwingungszahlen dient die Sirene. Gesetzt, man wollte die Schwingungszahl des Stimmgabel-a ermitteln,
so gibt man der Sirene eine solche Umdrehungsgeschwindigkeit, daß eine ihrer Löcherreihen denselben
Ton gibt wie die Stimmgabel; aus der am Zählwerk abgelesenen Anzahl der Umdrehungen pro Sekunde und der Anzahl der Löcher ergibt
sich alsdann die Anzahl der Schwingungen des Stimmgabel-a zu 440 in einer Sekunde. Daraus ergeben sich dann für die in der
folgenden kleinen Tabelle näher bezeichneten Grundtöne der in der Musik benutzten Oktaven die beigefügten
absoluten Schwingungszahlen:
Subkontra-C
c-3
16.5
Kontra-C
c-2
33
Großes C
c-1
66
Kleines C
c0
132
Eingestrichenes C
c1
264
Zweigestrichenes C
c2
528
Dreigestrichenes C
c3
1056
Das reine a von 440 Schwingungen liegt der von Scheibler vorgeschlagenen deutschen Stimmung zu Grunde. Die
in Frankreich seit 1859 eingeführte französische Stimmung setzt für das temperierte a die Schwingungszahl 435 fest. Das
Subkontra-C von 16½ Schwingungen bildet die untere Grenze der Wahrnehmbarkeit für das menschliche Ohr; als obere Grenze kann
etwa c7 (16,896 Schwingungen) angenommen werden. Das menschliche Gehör umfaßt sonach 10 Oktaven. Wenn
die Schwingungszahl eines Tons bekannt ist, läßt sich auch sehr leicht seine Wellenlänge angeben.
Alle Töne, hohe und tiefe, pflanzen sich nämlich in der Luft mit der nämlichen Geschwindigkeit von 340 m in einer Sekunde fort.
Da jede ganze Schwingung auch eine ganze Welle erzeugt, so müssen auf die Strecke 340 m so viele Wellen
gehen, als in einer Sekunde Schwingungen stattfinden. Die Länge einer Welle findet man daher, indem man die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
des Schalles durch die Schwingungszahl dividiert. Für den Ton a z. B. ergibt sich die Wellenlänge = 340/440 = 0,772
m = 772 mm.
Tönende Körper.
Eine schwingende Stimmgabel, frei in die Luft gehalten, gibt nur einen sehr schwachen, kaum hörbaren Ton. Der Ton wird aber
kräftig gehört, wenn man die Stimmgabel vor die Mündung einer Röhre von geeigneter Länge, z. B. über ein cylindrisches
Glasgefäß, hält, in welchem man durch Eingießen von Wasser die Luftsäule so lange verkürzt, bis
ein kräftiges Mitklingen (Resonanz) derselben eintritt. Für die a-Stimmgabel z. B. findet man, daß zu diesem
mehr
Behuf die Luftsäule 193 mm lang sein muß, d. h. gleich dem vierten Teil der Wellenlänge 772 mm. So ergibt sich überhaupt,
daß die Länge der Luftsäule, welche durch einen schwingenden Körper zum Mitklingen erregt wird, gleich einem Viertel der
Länge der Schallwelle sein muß, die von dem schwingenden Körper ausgeht. Die eintretende Luftwelle wird
nämlich am geschlossenen Ende der Röhre zurückgeworfen; durch das Zusammenwirken (Interferenz) der zurückgeworfenen mit
den neu einfallenden Wellen wird in der Röhre ein eigentümlicher Schwingungszustand hervorgerufen, dessen einzelne Phasen
durch
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Fig. 4, in welcher die Verdichtungen durch Wellenberge, die Verdünnungen durch Wellenthäler versinnlicht sind, erläutert
werden sollen; die schwach gezogene Wellenlinie stellt die einfallende, die punktierte die zurückgeworfene
u. die stark gezogene die aus dem Zusammenwirken beider entstandene Welle vor.
[* ]
Fig. 4A bezieht sich auf den Augenblick, in welchem die zweite einfallende Welle, von a ausgehend, bis zum Boden e der Röhre
vorgedrungen und die erste reflektierte Welle von e bis a zurückgekehrt ist. In diesem Augenblick fallen
die Verdichtungen der einfallenden mit den Verdünnungen der zurückgeworfenen Welle und umgekehrt zusammen und heben sich
gegenseitig vollkommen auf, alle Luftteilchen befinden sich in ihrer Gleichgewichtslage und besitzen ihre größte Geschwindigkeit;
nach einer Viertelschwingungsdauer
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(Fig. 4B) ist die Verdichtung der einfallenden Welle von d nach e, die
Verdünnung der zurückgeworfenen von d nach c gerückt, und eine neue zurückgeworfene Verdichtung bei e ist ihr gefolgt;
es fallen also jetzt die Verdichtungen mit Verdichtungen, die Verdünnungen mit Verdünnungen zusammen und verstärken sich
gegenseitig;
wir haben jetzt, während jedes Luftteilchen seine äußerste Lage erreicht hat und momentan
in Ruhe ist, bei e starke Verdichtung, bei c starke Verdünnung, in b und d dagegen weder Verdichtung noch Verdünnung;
nach
einer weitern Viertelschwingung heben sich Verdichtungen und Verdünnungen wieder auf
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(Fig. 4 C), und die Luftteilchen gehen
durch ihre Gleichgewichtslagen mit ihrer größten Geschwindigkeit;
nach dem letzten Viertel der Schwingungsdauer
endlich
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(Fig. 4D) findet bei e die stärkste Verdünnung und bei c die stärkste Verdichtung statt, während die Punkte b und
d weder Verdichtung noch Verdünnung zeigen.
In den Punkten b und d findet also während der ganzen Bewegung niemals Verdichtung
und Verdünnung, wohl aber die lebhafteste Hin- und Herbewegung der Luftschichten statt; die bei c und
d gelegenen Luftschichten dagegen bleiben selbst fortwährend in Ruhe, werden aber, indem die benachbarten Luftschichten entweder
gleichzeitig gegen sie hin oder von ihnen weg schwingen, abwechselnd verdichtet und verdünnt. Solche Wellen, in welchen alle
schwingenden Teilchen gleichzeitig durch
ihre Gleichgewichtslage hindurchgehen und gleichzeitig ihre
weiteste Entfernung von derselben erreichen, heißen stehende Wellen im Gegensatz zu den in freier Luft fortschreitenden Wellen
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(Fig. 2). Eine in stehende Wellenbewegung versetzte Luftmasse wird dadurch zu einem selbsttönenden Körper.
Die Punkte e, c, a..., in welchen die stärkste Verdünnung und Verdichtung, aber keine Bewegung stattfindet,
heißen Knoten; sie sind 0, ½, 2/2, 3/2, 4/2 u. s. f. Wellenlängen vom Boden der Röhre entfernt. Die Punkte d, b..., in welchen
niemals Verdichtung oder Verdünnung, aber die lebhafteste Hin- und Herbewegung stattfindet, heißen Bäuche; ihre Entfernung
vom Boden der Röhre beträgt ¼, ¾, 5/4, 7/4... Wellenlängen. Da das offene Ende der Röhre mit der
äußern Luft in Verbindung steht, so kann hier weder Verdichtung noch Verdünnung statthaben; es muß sich daselbst notwendig
ein Bauch bilden.
Soll daher die in einer Röhre enthaltene Luft durch einen schwingenden Körper zum Mitklingen gebracht, d. h. in stehende Wellenbewegung
versetzt werden, so muß ihre Länge ¼ oder ¾ oder 5/4 u. s. f. von der Wellenlänge des erregenden Tons betragen. Eine
und dieselbe Röhre wird ansprechen auf diejenigen Töne, deren Viertelwelle einmal oder dreimal oder fünfmal u. s. f. in
ihrer Länge enthalten ist, deren Schwingungszahlen sich demnach verhalten wie die ungeraden Zahlen 1,
3, 5, 7...; der tiefste derselben heißt der Grundton der Röhre, die folgenden die Obertöne.
Auch in einer beiderseits offenen Röhre kann die Luft in stehende Wellenbewegung versetzt werden; hier müssen an beiden Enden
Bäuche entstehen; die Länge der Röhre beträgt daher ½ oder 2/2 oder 3/2 u. s. f. von der Wellenlänge
des anregenden Tons, und die Schwingungszahlen der Tonreihe, deren sie fähig ist, verhalten sich wie 1, 2, 3, 4, 5... Der
Grundton einer offenen Röhre ist die Oktave des Grundtons einer gleich langen geschlossenen; damit eine offene Röhre denselben
Grundton gebe wie eine geschlossene, muß sie demnach doppelt so lang sein als diese.
Statt durch einen schwingenden Körper kann die stehende Wellenbewegung in einer Röhre durch Anblasen hervorgerufen werden;
eine hierzu eingerichtete Röhre heißt eine Pfeife.
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Fig. 5 stellt den Durchschnitt einer offenen hölzernen Orgelpfeife dar;
die in den Fuß eingeblasene Luft strömt aus dem Behälter K durch den Schlitz c d gegen die scharfkantige
Lippe (labium) a b des Mundes ab cd. Der flache Luftstrom besitzt vermöge seiner Geschwindigkeit eine gewisse Steifigkeit und
ist daher befähigt, gleich einer Stimmgabelzinke (in die Mundöffnung der Pfeife hinein und heraus) zu schwingen. Während
aber die aus starrem Material verfertigte Stimmgabel ihre eigne unabänderliche Schwingungsperiode besitzt,
regelt der nachgiebige Luftstrom seine Schwin-
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^[Abb.: Fig. 4. Stehende Wellen in einer Röhre.