Nees ab Es., auf faulenden
Pflanzen- oder Tierkörpern im
Wasser wachsende Pilzgattung aus der
Familie der
Saprolegniaceen (s.
Pilze,
[* 2] S. 70), von den verwandten
Gattungen durch die
Bildung ihrer
Schwärmsporen verschieden, die einzeln
aus den Zoosporangien austreten oder in diesen ein Scheinparenchym leerer
Häute (Zellnetzsporangien) zurücklassen.
(griech.),
Pflanzen, welche an
Orten wachsen, wo in
Zersetzung begriffene organische
Substanzen vorkommen,
indem sie Fäulnisprodukte als
Nahrung aufnehmen, vorzugsweise chlorophylllose
Pflanzen, soweit sie nicht
Parasiten sind, vornehmlich
unter den
Pilzen (s. d., S. 67).
(»Fürstin«, wodurch ihr
Beruf, dem des
Abraham, des »Völkervaters«, entsprechend, bezeichnet
werden sollte), Tochter Therachs, Halbschwester und
GattinAbrahams, dem sie noch im 90. Jahr nach göttlicher Verheißung
den
Isaak gebar.
alter span.
Tanz orientalischen Ursprungs, der um 1588 in
Frankreich als Gesellschaftstanz eingeführt,
im
Ballett wegen seiner Lascivität aber vielfach bekämpft wurde. Die
Musik der S. ist in dreiteiligem
Takt und von ernsthaftem
Charakter, die bei aller Auszierung doch eine gewisse Grandezza im
Vortrag verlangt, und besteht meist
aus zwei Teilen von 8 oder 12
Takten. Sie beginnt auf dem vollen
Takt und liebt dieVerlängerung
[* 3] des zweiten
Taktteils durch Punktierung oder Verschmelzung mit dem dritten: ^[img] oder ^[img]. In der
Suite hat die S. ihren regelmäßigen
Platz nach der
Courante und
vor der abschließenden Gique. In der
Reitschule bezeichnet man mit
S. ein gewisses taktmäßiges
Ausschreiten des
Pferdes.
(Serachs), befestigter Platz an der äußersten Nordostgrenze der pers.
ProvinzMesched, am rechten
Ufer des
Heri Rud, besteht zum größten Teil aus Holzhütten und Filzzelten;
Die
Lage von S. ist von bedeutender strategischer
Wichtigkeit, daher planen die
Russen den
Bau einer
Bahn von Duschak über S. nach Sulfikar an der
Grenze
von
Afghanistan.
[* 6]
Die gleichnamige Hauptstadt, rechts am
Ebro, in welchen hier der
Gallego und Huerva münden, sowie am
Kaiserkanal gelegen, 184 m ü. M.,
mit
Barcelona,
[* 16]
Hijar,
Madrid
[* 17] und
Pamplona durch
Eisenbahnen verbunden, teilt sich in die eigentliche Stadt am rechten und eine
Vorstadt am linken
Ufer des
Ebro (beide durch eine
Steinbrücke mit sieben
Bogen
[* 18] verbunden) und besteht, mit Ausnahme der durch
die
Franzosen zerstörten und neu aufgebauten
Straßen, aus einem Gewirr von
Gassen von altertümlichem, ziemlich finsterm Ansehen.
Die Stadt ist von einer alten, mit
Türmen und acht
Thoren versehenenMauer umgeben und wird durch das an der
Westseite gelegene
Castillo de Aljaferia verteidigt, welches ehemals die
Residenz der maurischen und christlichen
Könige von
Aragonien, später Sitz und Gefängnis der
Inquisition war und seit
Philipp V., welcher es mit
Bastionen umgeben ließ, als
Citadelle
dient. Außerdem wird S. durch dieBatterien des ehemaligen
KlostersSanta Engracia beherrscht; auch die
Vorstadt ist durch
Redouten und
Fleschen befestigt.
Die hervorragendsten Gebäude der Stadt sind: die erzbischöfliche Metropolitankirche oder Catedral de la
Seo, ein majestätisches
gotisches Bauwerk (begonnen 1316, seit 1547 fünfschiffig);
die
Kirche Nuestra Señora del
Pilar oder Catedral de la Virgen,
ein prachtvoll ausgeschmücktes, aber in schwerfälligem
Stil (mit
Türmen und 5
Kuppeln) ausgeführtes
Gebäude aus dem 17. Jahrh., mit reichen Schnitzarbeiten und einem berühmten Gnadenbild,
einer Marienstatue, auf einer Jaspissäule stehend;
die Lonja oder der alte Börsenpalast, mit einer von 50 dorischen
Säulen
[* 19] getragenen
Halle;
[* 20]
die
Torre nueva, der höchsteTurm
[* 21] (vom Jahr 1504), in schiefer
Stellung. S. hat 21
Kirchen
und 12 Nonnenklöster (früher besaß es auch 38 Mönchsklöster).
S. hieß im Altertum Salduba und war eine Stadt des Stammes der Ilergeten. Augustus legte hier 27 v. Chr. eine Militärkolonie
an, welche er Caesarea Augusta (gewöhnlicher Caesaraugusta, woraus der heutige Name entstand) nannte und zur Bezirkshauptstadt
machte. 255 kommt der erste christliche Bischof von S. vor. 712 wurde die Stadt von den Mauren erobert; 1118 kam
sie durch Alfons I. wieder unter christliche Herrschaft. 1317 wurde das Bistum zum Erzbistum erhoben. Wie ganz Aragonien, nahm
auch S. im spanischen ErbfolgekriegPartei wider Philipp V. für König Karl III. von Österreich,
[* 24] mußte
sich aber 1707 jenem unterwerfen.
Das ebenso starke Belagerungsheer, von Moncey und Mortier geführt, erschien 19. Dez. vor derselben. Am begann
die Beschießung, und 26. Jan. drang der Feind durch drei Breschen ein: doch konnte er sich nur in den Wallöffnungen und einigen
eingeschlossenen Häusern behaupten. So hoch auch die Not in der Stadt stieg, verwarf Palafox dennoch jede Aufforderung
zur Kapitulation. Unterdessen dauerte der Häuserkrieg Tag undNacht fort, und erst 7. Febr. konnte der Feind seinen Angriff gegen
den Mittelpunkt der Stadt richten.
Der Kampf entbrannte hier unter und über der Erde. Zugleich raffte die Pest einen großen Teil der Verteidiger hinweg. Endlich
gelang es den Franzosen unter Lannes18. Febr., sich der eingeschlossenen Vorstadt auf dem linken Ufer des Ebro
zu bemächtigen, was den Fall der Stadt entschied. Die Unterhandlungen führten 20. Febr. zu einem für die Stadt ehrenvollen
Vertrag. Ramon Valdidares hat diese Verteidigung in einer Epopöe: »Iberiade« (2. Aufl. 1826), besungen.
Im Karlistenkrieg stand die Stadt auf seiten der Christinos, und alle Versuche, sie durch Handstreich zu
nehmen, wurden vereitelt.
Hauptstadt des mittelalterlichen ReichsKiptschak (s. d.), im 13. Jahrh. von Batu am linken Ufer der Achtuba (östlichster
Wolgaarm) gegründet und 1480 vom russischen Feldherrn Nosdrowatyi zerstört.
Kreisstadt im russ. GouvernementRjäsan, an der Ossetr (zur Oka), durch Zweigbahn mit der LinieMoskau-Rjäsan
verbunden, hat
einen alten Kreml (Festung),
[* 25] 9 Kirchen, bedeutenden Viehhandel und (1885) 5918 Einw. Bemerkenswert ist in der
Nähe der Verkündigungskirche der 25 m hohe und 65 m im Umfang messende Grabhügel, in dem 300 Arsamasser
begraben liegen, welche 1608 der von den Polen belagerten Stadt zu Hilfe geeilt waren.
(türk. Bosna-Seraj), Hauptstadt Bosniens und Station der Bosnabahn, an der Mündung der Miljaćka in die Bosna,
liegt (540 m ü. M.) malerisch in einer von den Bergen
[* 26] Grdolj und Trebevicz eingeschlossenen, gegen W.
offenen Mulde, ist teilweise befestigt und eine der schönsten und reichsten türkischen Städte. Der in der Ebene gelegene
christliche Stadtteil besteht aus einer dichten Häusermasse mit geraden Straßen, wogegen die mohammedanischen Bezirke an der
Berglehne mit ihren steilen, krummen Gassen und zwischen Gärten zerstreuten Häusergruppen ein treues
Bild orientalischer Bauart bieten. S. hat 4 katholische und 2 griechisch-oriental.
Kirchen, 2 kath. Klöster, 106 Moscheen (darunter sind die »Kaisermoschee« und die Begova Deschamia
die größten), 6 mohammedan. Klöster und 3 Synagogen. Nennenswerte Gebäude sind: die alte Feste (mit 12 Türmen auf vorspringendem
Felsen), der ehemalige Konak des Gouverneurs (jetzt Generalkommando), das Palais der Landesregierung (der größte
Bau in S.) mit bosnischem Museum, das Bahndirektionsgebäude, Militärkasino und zahlreiche Neubauten von Privatleuten.
S., früher die Zentralstation der türkischen Karawanen und eine sehr bedeutende Handelsstadt mit über 100,000 Seelen, hat
(1885) 26,268 Einw. (15,787 Mohammedaner, 4431 Griechisch-Orientalische, 3326 Katholiken
und 2618 Juden), lebhaften Handel und eine große Tabaksfabrik und erzeugt insbesondere wollene Tücher,
Leder, Eisen- und Kupfergeräte, Feuerwaffen, Messerschmiedarbeiten, Säbel (welche sehr geschätzt werden) etc. Das öffentliche
Leben konzentriert sich in der aus 40-50 bunt durcheinander laufenden Gassen und Gäßchen bestehenden Čarśia (Markt mit Werkstätten
und Gewölben), wo jedes Handwerk seine eigne Gasse besitzt. S. ist Sitz der Landesregierung, des Generalkommandos,
eines katholischen Erzbischofs, eines griechisch-orientalischen Metropoliten, des Reis ül Ulema sowie eines deutschen Berufskonsuls,
hat ein Obergymnasium, einen Aushilfslehrer-Bildungskurs, ein Militär-Knabenpensionat, 55 Volksschulen, mehrere Kasernen, ein
Militär- und ein Lagerspital, ein Theater, einen Stadtpark und einen Tramway. Mitten in der Hochebene von
S. liegt das Bad
[* 27] Ilidsche mit einem Säuerling und schon seit Römerzeiten bekannten schwefelwasserhaltigen Quellen (39-45°),
die den sie umgebenden Kalkstein (Triaskalk) in Gips
[* 28] verwandeln. - S. wurde 1263 von einem ungarischen General, Cotroman, als
Bosnavár (Verhbosna) gegründet.
Auf den Trümmern dieser und der Stadt Kotor hat man 1465 die jetzige erbaut und nach dem Palast (Seraj)
benannt, den sich der prachtliebende ChosrewBeg hier bauen ließ. Durch furchtbare Brände wurde es 1480, 1644, 1656 und 1687 fast
ganz vernichtet, 8. und äscherte der letzte Brand 1479 Häuser ein. Seitdem wurden nach dem neuen
Regulierungsplan durchweg massive Steinbauten ausgeführt. S. war von jeher der Hauptsitz des bosnischen Adels und seit 1850 auch
der Sitz der bosnischen Walis (Statthalter), welche früher in Travnik residierten. Am wurde es von den Österreichern
unter FeldzeugmeisterBaronPhilippovich eingenommen und zur Landeshauptstadt erhoben.
¶
MartinMeliton, auch Pablo de S. genannt, Violinspieler und Komponist, geb. zu Pamplona in der spanischen
ProvinzNavarra als Sohn eines höhern Militärs, erhielt seine Ausbildung am PariserKonservatorium durch Alard (Violine) und Reber
(Komposition) und errang daselbst 1857 den ersten Preis für Violinspiel. Nach Beendigung seiner Studien
unternahm er größere Konzertreisen durch Frankreich, England, den Orient und Amerika
[* 32] und erntete überall, namentlich aber
in Deutschland,
[* 33] wo er im Winter 1876/77 zum erstenmal auftrat, reichen Beifall. In seinem Spiel vereinigt sich eine vollendete
Technik mit einer gediegenen, überall den gründlichen Musiker bekundenden Geschmacksrichtung. Die letztere
zeigt sich auch in den Programmen seiner Konzerte, auf welchen neben dem brillanten Genre stets die klassischen Meister älterer
und neuerer Zeit vertreten sind. Als Komponist weniger hervorragend, hat er bis jetzt nur Werke im leichten Stil veröffentlicht.
in der ind. Litteratur der heilige Grenzstrom des großen
brahmanischen Priesterstaats gegen W., ein kleines Flüßchen zwischen Jamunâ (heute Dschamna) und Sutudrî (heute Satledsch),
an den Vorketten des Himalaja entspringend und im Sande der Wüste sich verlaufend, heute Kaghar. Im Rigweda wird mit dem NamenS. ein gewaltiger Strom bezeichnet, nachRoth wahrscheinlich der Indus. In der brahmanischen Götterlehre
ist S. die Gemahlin des Brahma, Göttin der Ordnung, der Poesie, Musik, Beredsamkeit und Sprache,
[* 34] überhaupt der klaren Erkenntnis.
Jährlich wird ihr ein Fest gefeiert, an dem sie die Schulkinder um guten Verstand für Erlernung von Künsten bitten und ihr
Früchte opfern. Abgebildet wird sie mit einem Buch oder Musikinstrument in der Hand.
[* 35]
Springs, besuchter Badeort im nordamerikan. StaatNew York, in einer nichts weniger als reizenden Gegend, mit
zahlreichen jod- und eisenhaltigen Quellen, unter welchen die 1792 entdeckten Congreß Springs die geschätztesten sind, großartigen
Gasthöfen und Badehäusern und (1880) 8421 Einw., welche zur Zeit
der Saison (Juli und August) bis auf 30,000 anwachsen. 10 km entfernt liegt der Badeort Ballston-Spa (s. d.).
In der Nähe wurden die Engländer unter Bourgoyne geschlagen und mußten sich 17. Okt. dem GeneralGates ergeben.
Der Hauptfluß ist die Wolga, die hier mehrere große Inseln und Sandbänke bildet und die Terischka aufnimmt; im W. fließen
der Choper, die Medwjediza und Ilowlja dem Don zu, welch letzterer sich jedoch nur der Grenze des Gouvernements
nähert. Das Klima
[* 36] ist ganz kontinental. Die Einwohner, an Zahl (1885) 2,222,000 (26 pro QKilom.), sind
Russen, Tataren, Mordwinen, Tschuwaschen und über 120,000 deutsche Kolonisten, die in mehr als 100 an der Wolga gelegenen Dörfern
wohnen.
Der Viehstand belief sich 1883 auf 535,749 StückRindvieh, 978,387
grobwollige und 450,532 feinwollige Schafe, 533,857 Pferde, 139,690 Schweine
[* 47] und 21,001 Ziegen. Die Industrie ist nur auf einigen
Gebieten rege entwickelt. Der Wert der in 1300 Fabriken betriebenen Produktion wird 1884 auf 30,829,000
Rubel angegeben. Hervorragend sind: Branntweinbrennerei (12½ Mill. Rub.), Getreidemüllerei (10 Mill.), Ölschlägerei (1,8
Mill.), Schnapsfabrikation (1½ Mill. Rub.). Erheblich sind außerdem Lederindustrie, Tuchweberei, Tabaksindustrie, Fabrikation
von Wachskerzen, Holzsägerei, Bierbrauerei,
[* 48] Baumwollweberei.
Bei der Stadt wird wichtige Fischerei und in der Umgegend starker Obstbau betrieben. S. ist Sitz eines griechischen Bischofs
und eines evangelischen Konsistoriums. Es wurde 1592 gegen die Einfälle nomadischer Stämme auf dem linken
Ufer der Wolga gegründet. Nach sechs Jahren aber hatten letztere die Stadt völlig zerstört, und die Einwohner zogen sich
auf das rechte Ufer zurück. Der Kosak Stenka Rasin beunruhigte oft S. und eroberte schließlich die Stadt (1671). Der erste
Schritt zur Erweiterung des Orts geschah 1700 durch Ansiedelung hierher gesandter ackerbautreibender Soldaten.
Am wurde die Stadt durch Pugatschew geplündert und 1781 von der Kaiserin¶
mehr
Katharina II. zum Sitz eines Statthalters erhoben. Im 19. Jahrh. wurde sie durch Schadenfeuer fünfmal fast ganz vernichtet.
ChristianFriedrichKonrad, Militärschriftsteller, geb. zu Kopenhagen,
[* 51] studierte erst Philologie, dann
Rechtswissenschaften, trat 1848 als Freiwilliger in ein schleswig-holsteinisches Jägerkorps und wurde bald Offizier. Nach
der Auflösung der schleswig-holsteinischen Landesarmee wurde er in das holstein-lauenburgische Bundeskontingent
versetzt und mit diesem 1852 der dänischen Armee einverleibt, welcher er (seit 1864 als Kapitän) bis 1872 angehörte.
NachBrookesTod (1868) ging die Herrschaft auf einen Neffen desselben über und soll nach dem Erlöschen der männlichen Deszendenz
an die britische Krone fallen. 1888 wurde S. unter englischen Schutz gestellt. Die Hauptstadt S. (auch Kutsching genannt) liegt,
wenige Stunden vom Meer entfernt, an dem bis zur Stadt für große Schiffe
[* 55] befahrbaren FlußS. und hat 12,000 Einw. Der sehr
lebhafte Handel ist fast ganz in den Händen der Chinesen. Missionäre haben daselbst Schulen gegründet und
Bildung verbreitet.
Vgl. Brooke, Ten years in S. (Lond. 1866, 2 Bde.).
ein von Ammianus Marcellinus (XIV, 4) erwähntes Volk im N. des Glücklichen Arabien, dessen Name fälschlicherweise
mit Sara in Verbindung gebracht wird und bereits im frühen Mittelalter von den christlichen Schriftstellern
auf die gesamten Araber, dann auch auf die Mohammedaner überhaupt übertragen wurde.
MatthiasKasimir (latinisiert Sarbievius), neuerer latein. Dichter, geb. 1595 auf
dem väterlichen Landgut Sarbiewo in Masovien, ward Lehrer am Jesuitenkollegium zu Wilna
[* 56] und ging 1623 nach Rom,
[* 57] wo ihn PapstUrban
VIII. zum Dichter krönte und mit Anfertigung von Hymnen für das verbesserte Brevier beauftragte. Nach
seiner Rückkehr wurde er Hofprediger des KönigsWladislaw IV. und starb in Warschau.
[* 58] Die beste Ausgabe seiner Oden,
Epoden, Dithyramben und
andern Dichtungen, die ihm den Namen des »polnischen Horaz« erwarben, erschien zu
Antwerpen
[* 59] 1632; eine Ausgabe mit deutscher Übersetzung von Friedemann in der »Bibliotheca poetarum
latinorum aetatis recentioris«, Bd. 2 (Leipz.
1840).
(spr. ssarssäh), Francisque, franz. Schriftsteller,
geb. zu Dourdan (Seine-et-Oise), besuchte die PariserNormalschule, war dann Gymnasiallehrer in Chaumont, Rodez und
Grenoble,
[* 62] bis er infolge von Reibungen mit der Schulbehörde seinen Abschied nahm und sich in Paris der Litteratur widmete. Er
schrieb zunächst für den »Figaro« und die »Revue européenne«, wirkte seit 1859 als Theaterkritiker an der
neugegründeten »Opinion nationale«, seit 1867 im »Temps« und hat sich in dieser Stellung vermöge seines unabhängigen Urteils,
seines warmen Interesses an der Sache, trotz eines gewissen Mangels an geläutertem Kunstgeschmack, zu einer anerkannten Autorität
emporgeschwungen.
Daneben war er ein Hauptmitarbeiter am »XIX. Siècle«, in welchem er vorwiegend die Unterrichts- und religiösen
Fragen als entschiedener Freidenker behandelte. Von seinen Büchern hatte den bedeutendsten Erfolg die »Histoire du siége de
Paris« (1.-30. Aufl. 1871, deutsch 1871),
ein Tagebuch aus der Belagerungszeit, das, lebhaft und anschaulich geschrieben, der
Außenwelt das erste genauere Bild des PariserLebens in jener tragischen Epoche bot. Außerdem nennen wir:
»Le
[* 63] nouveau seigneur du village« (Novelle, 1862);
»Le mot et la chose« (philosophische Plaudereien, 1862);
Goods., Pilzgattung aus der Ordnung der Schizomyceten, charakterisiert durch ungefähr kugelige Zellen, welche
infolge regelmäßig kreuzweise erfolgender Teilung zu je 4 in kubische, aus 4, 8, 16 etc. Zellen bestehenden Familien von der
Form kreuzweise geschnürter Pakete geordnet sind.
Schmeißfliege, s. Fliegen, ^[= # die Ortsbewegung von Tieren in der Luft. Das F. ist an eine besondere Organisation des Tierkörpers ...]
[* 65] S. 373.
nach der Sage, die uns Ktesias (bei Diodor, II) überliefert hat, der 30. und letzte König des assyrischen
Reichs, durch seine Üppigkeit, Schwelgerei und Weichlichkeit sprichwörtlich geworden. Fern von allen
Regierungsgeschäften, verkehrte er nur unter Weibern, kleidete sich wie diese und spann Wolle mit ihnen. Als der medische
Statthalter Arbakes 883 v. Chr. seine Hauptstadt Ninive angriff, verbrannte sich S. mit seinen Weibern und Schätzen auf einem
hohen Scheiterhaufen, der 15 Tage brannte. Die Sage, medisch-persischen Ursprungs wie die von
¶
mehr
Semiramis, stellte diesem Mannweib am Anfang der assyrischen Geschichte am Ende einen weibischen Mann gegenüber, dessen
Charakter sie, wie den derSemiramis in der GöttinIstar oder Derketo, in dem semitischen Gott vorfand, welcher sein Wesen mit
der ihm zur Seite gestellten Göttin tauscht, Frauenkleider trägt und von Priestern in Weibergewändern
verehrt wird. Der wirkliche letzte König von Assyrien hieß vermutlich Assarhaddon und verbrannte sich erst 606 bei der EroberungNinives, während S. eine Veränderung des NamensAssurpanibal (s. d.), des letzten mächtigen Königs von Assyrien, ist. Sardanapals
Tod behandelte LordByron in einem Drama.
gesalzene Anschovis (EngraulisencrasicholusL.), welche des bitter schmeckenden Kopfes
und der Eingeweide
[* 67] beraubt in den Handel kommen. Am bedeutendsten ist der Sardellenfang an der Küste der Bretagne. In Norddeutschland
konsumiert man meistens Brabanter Sardellen, welche an den Küsten von Holland und Belgien
[* 68] gefangen und besonders von Amsterdam
[* 69] aus in den Handel gebracht werden. Bisweilen kommen als Sardellen auch junge Pilcharde in den Handel, welche
an der gedrungenern Gestalt, etwa noch vorhandenen Kielschuppen und daran erkannt werden, daß die Bauchflossen unter der
Rückenflosse stehen. Man bevorzugt Fische mittlerer Größe und frischen Fang, da die Sardellen sich zwar 4-5 Jahre halten,
aber an Güte sehr verlieren. Man genießt die S. auf Brot
[* 70] oder Semmel, als Salat oder gebacken, benutzt
sie aber hauptsächlich zu Saucen, Farcen, Salaten, zur Bereitung der Sardellenbutter und zum Garnieren.
die berühmte Hauptstadt des alten Lydien, Residenz des Krösos sowie später der persischen und seleukidischen
Satrapen, lag, von einer Burg geschützt, in einer fruchtbaren Ebene am nördlichen Abhang des bis 1800 m
ansteigenden Tmolos und an beiden Ufern des goldführenden Paktolos, ward 500 v. Chr. durch die Ionier, dann 215 durch Antiochos
d. Gr. verwüstet, erholte sich zwar wieder, litt aber zur Zeit des Tiberius sehr durch Erdbeben
[* 71] und wurde endlich im 14. Jahrh.
von Timur zerstört. Xerxes residierte vor seinem griechischen, der jüngere Kyros vor dem Feldzug gegen
seinen Bruder in S. Reste beim heutigen Dorf Sart. Die nördlich vom Hermos am Gygäischen See gelegene Nekropole (mit zahllosen
größern und kleinern konischen Grabhügeln) wurde neuerdings von Spiegelthal untersucht.
[* 66] (ital. Sardegna, franz. Sardaigne), eine
zum KönigreichItalien
[* 74] gehörende Insel im MittelländischenMeer, unter 38° 54'-41° 18' nördl. Br. und 7° 8'-9°
50' östl. L. v. Gr., im Süden der InselCorsica,
[* 75] von der sie durch die 11 km breite Straße von Bonifacio getrennt ist, gelegen, 185 km
vom Kap Argentaro des italienischen Festlandes entfernt. Ihrer Gestalt nach wurde die Insel von den Alten mit einer Fußsohle
verglichen; sie bildet ein Rechteck von 278 km Länge (von Norden
[* 76] nach Süden) und einer Breite
[* 77] von 101-144
km, das an der Nord- und Südseite durch sich schräg gegenüberliegende Busen eingerissen und von 44 größern und kleinern
Gestadeinseln begleitet ist.
Das Innere von S. ist durchaus gebirgig, doch nehmen die höchsten Granitgebirge nur die östliche Hälfte
ein. Etwa in der Mitte zwischen Norden und Süden liegen, der Ostküste näher, der 1918 m hohe Brunca und der 1865 m hohe
MonteGennargentu (Janua argenti); im nördlichen Teil der ebenfalls granitische, 1319 m hohe Monte Limbara. Das Nordende von
S. zeigt eine zertrümmerte tertiäre Kalkformation, welche mit der von Corsica völlig identisch ist.
In der Mitte der Insel lehnt sich westlich ein bis zu 380 m hohes tertiäres Bergland an, aus welchem
sich der 1050 m hohe erloschene VulkanMonte Ferru erhebt, der bis an die Westküste vordringt; in seinem Krater
[* 79] liegt das Dorf
San Lussurgiu. Weiter nördlich, in dem zerrissenen Bergland an den Quellen des Temo, des Rio
[* 80] di Porto Torres und des Ozieri erheben
sich zahlreiche kleinere trachytische Vulkankegel. Der südwestliche gebirgige Teil, der ebenfalls über 1000 m
(Linas 1242 m) ansteigt, wird durch eine von NW. nach SO. ausgedehnte Tiefebene vom übrigen Gebirgsland getrennt; es ist
das durch seine Fruchtbarkeit berühmte Campidano, das von Cagliari bis Oristano reicht.
Eine andre kleine Tiefebene trennt im nordwestlichsten Teil die Gebirgsgruppe von La Nurra ab. Hier mündet
an der Nordküste der Rio di Porto Torres, einer der wenigen Flüsse der Insel, deren Wasser im Sommer nicht ganz versiegt. Die
bedeutendsten der zahlreichen Flüsse und Bäche sind: der Flumendosa (Saprus), der am Gennargentu entspringt und an der Ostküste
ins Meer fällt, der Coghinas an der Nordküste, der Tirso und Temo im Westen und der Samassi im Süden.
S. hat ein mildes Klima; die Mitteltemperatur des Jahrs beträgt in den Küstenlandschaften 17-18° C., die des Winters 11°
C., des Sommers 24° C., und bei der vom Meer und den zahlreichen Flüssen hinreichend feucht erhaltenen
Luft ist die Vegetation eine reiche und üppige. Es gedeihen alle Kulturgewächse der südlichen Mittelmeerländer, die Zwergpalme
ist heimisch und häufig, auch der Dattelpalme begegnet man nicht selten, und Agrumen finden sich, im großen gezogen, bei
Milis nördlich von Oristano in ganzen Wäldern.
Auch der Ölbaum gedeiht vortrefflich (1885 Ertrag 35,160 hlOlivenöl), ebenso der Weinstock, der den spanischen
ähnliche Weine liefert (1886: 767,900 hl). An Weizen wurden 1886: 782,000, an Gerste 1885: 288,216, an Hülsenfrüchten 1883:
54,028 hl geerntet. Doch steht die Bodenkultur auf niederer Stufe, Gestrüpp oder Unland, im günstigen FallWald (5980 qkm)
bedeckt die im Altertum angebaut gewesenen Striche. Dieser Rückgang der Bodenkultur und die Vernachlässigung
der Wasserläufe, welche zu Anfang des Sommers zu stagnieren beginnen, haben S. außerordentlich ungesund gemacht: es herrscht
die Malaria im Sommer nicht nur an den Küsten und in den Ebenen, sondern bis in die Gebirge und bringt den Fremden große
Gefahr, während die Eingebornen sich durch Bekleidung mit Schafpelzen auch im Sommer zu schützen wissen.
Ehedem war der größte Teil des Bodens der Insel lehnbares Besitztum und mit einer Unzahl von Steuern undLasten überbürdet,
unter denen der Wohlstand der bäuerlichen Bevölkerung erlag. Diese Lehen wurden seit den 30er Jahren von der
Regierung abgelöst. Die Tierwelt hat manches Eigentümliche. Der Muflon, Wildschweine und Hirsche
[* 81] sind in den Bergwäldern
nicht selten. Viehzucht beschäftigt einen Teil der Bewohner, namentlich die Zucht grobwolliger Schafe, deren man 1881: 844,851
zählte, und die man hauptsächlich zur Käsebereitung benutzt, daneben die Zucht von Rindvieh (279,438 Stück),
Ziegen (261,531) und Pferden (1876: 64,801). Thun- und Korallenfischerei an der Nord- und Südwestküste sind sehr ergiebig. Der
Bergbau,
[* 82] dessen ZentrumIglesias ist, liefert namentlich Bleierze (1881: 436,000 metr. Ztr.),
metallisches Blei (16,000 metr. Ztr.), Zinkerz (924,600 metr.
Ztr.), Eisenerz (126,400 metr. Ztr.), Silber, Mangan u. Braunkohlen. Sehr bedeutend (an 2 Mill. metr. Ztr.)
ist der Ertrag der Salzgärten an den Küsten.
Die Einwohnerzahl betrug 1881: 682,002 und hat gegen 1861, wo man 588,064 Seelen zählte, um 18,7 Proz. zugenommen (sie
wurde
Ende 1887 auf 723,833 Seelen berechnet). Dennoch kommen auf 1 qkm erst 29 Einw. (in ganz Italien 99). Die
Sarden sind ein Gemisch von verschiedenen Völkerschaften, nähern sich aber ihrem Wesen nach mehr den Spaniern, mit denen
sie ja auch lange politisch vereinigt waren, als den Italienern. Italienisch wird auch nur in den großen Städten gesprochen.
Die Volksdialekte weichen stark voneinander ab, einige derselben liegen dem Spanischen, namentlich aber
dem Lateinischen nahe. Der Sarde ist fast noch Naturmensch, von mittlerer Größe, regelmäßig gebautem, schlankem, aber kräftigem
Körper, ruhig und gemessen, oft melancholisch in seinem Wesen, wie sich dies namentlich in seiner Volkspoesie ausprägt. Gastfreiheit
wird heilig gehalten, aber auch die Blutrache ist noch nicht völlig verschwunden. Ein lederner Rock und
ein Ziegen- oder Schafpelz sind die wichtigsten Stücke der Nationaltracht.
Von großem Interesse sind merkwürdige, noch ungenügend erklärte Altertümer, die sogen. Nurhags (s. d.), 10-20 m hohe Steinkegel
mit mehreren Kammern übereinander. Es sind deren noch immer gegen 3000 vorhanden. Um die Volksbildung ist es noch schlecht
bestellt; 83 Proz. der Gesamtbevölkerung können weder lesen, noch schreiben.
Auch die Wissenschaften liegen trotz der zwei Universitäten (zu Cagliari und Sassari) ganz danieder. Industrie existiert bei
den geringen Bedürfnissen der Sarden kaum, nur die Tabaksindustrie ist etwa zu nennen.
Die ältesten Einwohner von S., die Sarden, waren vermutlich iberischen Stammes und wegen ihrer Bosheit und Trägheit berüchtigt
(daher Sardi venales, feile Sarden). Die ersten fremden Ansiedler waren die Etrusker, seit dem 6. und 5. Jahrh.
v. Chr. die Karthager, deren bedeutendste Niederlassungen Caralis (jetzt Cagliari) und Sulci auf einer Insel im Südwesten waren.
Die Griechen gründeten Neapolis an der West- und Olbia an der Nordostküste, konnten aber ihre Unabhängigkeit gegen die Karthager
nicht behaupten.
Von den empörten karthagischen Mietstruppen zu Hilfe gerufen, landeten 240 die Römer
[* 84] auf der Insel und
eroberten Olbia. GajusSulpicius schlug später eine vor S. stationierte karthagische Flotte und eroberte während des karthagischen
Söldnerkriegs den größten Teil der Insel (238). Die Insel bildete fortan, mit Corsica vereinigt, eine römische Provinz. Aber
erst um 120 gelang es den Römern, die Insel völlig zu unterwerfen. Im J. 40 ward die Insel von Menas, dem
Freigelassenen
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