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der als Serir bezeichneten Wüstenform zahllose kleine, gleichmäßige und abgerundete Steinchen auf. Eine besondere Eigentümlichkeit dieser Wüsten sind die charakteristischen Inselberge, die »Zeugen« der Araber, Überbleibsel einer ursprünglich weit ausgedehnten Terrasse. Die Hochgebirge der S. stellen die Erscheinungen der Hamada in gesteigertem Maßstab [* 2] dar. Stellenweise im Winter drei Monate mit Schnee [* 3] bedeckt, sind ihre Schluchten zuweilen durch Regengüsse von brausenden Sturzbächen erfüllt, und in den Thälern ist reiche Vegetation.
Ein andrer Haupttypus der S. ist die Sand und Dünenwüste, die »Aregregion«. Doch gilt die Bezeichnung »Areg« oder »Erg« eigentlich nur für die Sanddünen des Zentrums, während man sie im W. als »Igidi«, im O. als »Remel« oder »Remla« bezeichnet. Hier sieht man nichts als ein einziges unabsehbares, fahles Sandmeer, aus dem die gewaltigen Dünen wie versteinerte Wellen [* 4] hervorragen. In der Libyschen Wüste, dem großartigsten Sandgebiet der S., erscheinen die Dünen meist zu förmlichen Gebirgsketten angeordnet.
Zwischen denselben erstrecken sich Thäler von verschiedener Breite, [* 5] die in der westlichen S., wo in geringer Tiefe angesammelte Feuchtigkeit die Existenz einer bleibenden Vegetation ermöglicht, zuweilen sehr gute Weidegründe bieten. Solange man an die ehemalige Existenz eines Binnenmeers glaubte, dachte man sich die Dünen als Ablagerungen des Wassers; indes sind dieselben vielmehr entstanden durch eine noch gegenwärtig fortwirkende chemische Zersetzung der Gesteine [* 6] durch Licht, [* 7] Hitze, Kälte, Elektrizität [* 8] etc. Bei der Gestaltung der Dünen wirkt der Wind in hervorragender Weise mit; ihre Richtung geht meist von SO. nach NW., so wie im allgemeinen die Sandstrecken der S. von O. nach W. sich ausdehnen und nirgends von N. nach Süden streichen.
Manche Dünen erreichen eine Höhe von 100 m und darüber. Während ein Fortschreiten der Dünen von Süden nach N. nicht wahrzunehmen ist, rücken dieselben langsam von O. nach W. vor und begraben zuweilen Oasen und Ortschaften, wie z. B. in der Sebcha von Inçalah ein Teil der Palmengärten bereits vom Sand begraben ist und die Orte El Menzeha im SW. von Wargla (Algerien) [* 9] sowie Es Schud westlich von Ghadames infolge des vordringenden Sandes verlassen werden mußten. Wo immer in der S. Wasser den Boden tränkt, und sei es auch Brackwasser, da entsteht eine Oase.
Man unterscheidet verschiedene Arten Oasen, je nachdem sie eine natürliche oder künstliche Bewässerung haben. Die natürlich bewässerten teilen sich wieder in solche mit oberirdisch fließendem und solche mit unterirdisch fließendem Wasser. Zu den erstern gehören z. B. die Oase des Wadi Draa (Südmarokko), die dem Draafluß ihr Dasein verdankt, und die Oasen des obern Tafilet, welche der Sis durchfließt; zu den letztern die des eigentlichen Tafilet südlich von Ertib, die meisten von der Oasengruppe des nördlichen Tuat und viele kleinere südlich vom Atlas. [* 10]
Die künstlich bewässerten sind entweder solche, wo sich nicht fließendes Wasser schon in der Tiefe von nur 1/3-2/3 m unter dem Erdboden findet, z. B. die Oase Kauar und ein Teil von Fezzan; dann solche, wo aus einer Tiefe von 4-10 m das Wasser heraufgefördert werden muß, wie in den Oasen von Suf; endlich solche, wo das Wasser aus der Ferne durch künstliche Leitung herzugeführt wird, z. B. Tidikelt. Oasen mit oberirdisch rieselndem Wasser gibt es nur an den Ausgängen großer Gebirge, namentlich am Südfuß des Atlas.
Das Wort Oase ist den Bewohnern der S. unbekannt; sie gebrauchen dafür das arabische Ain (»Quelle«, [* 11] berberisch »Tit«, im Tibbu »Galle«); ein tiefer Brunnen [* 12] heißt Bir. In der ganzen S. gibt es kein einziges Flußbett mit beständig über der Erde fließendem Wasser. Der Name für Flußbett ist »Ued« oder »Wadi«, für Fluß »Irharhar«. Auffallend ist der Reichtum der S. an Seebecken, ja an Seen selbst und zwar nicht bloß in Depressionen, sondern auch auf höhern Teilen der Wüste, z. B. in Fezzan.
Die unterirdischen Zuflüsse müssen hier sehr massenhaft sein, um bei der unausgesetzten Verdunstung den See mit Wasser gefüllt zu halten. Der Boden ausgetrockneter Seen wird zur Sebcha, d. h. Sumpf und Schlamm bedecken sich mit einer harten, weißlichgrauen Kruste von salzhaltiger Erde, bei manchen auch, wie bei dem Seeboden von Bilma, von reinem Salz. [* 13] Diese Oberfläche der Sebcha zerklüftet in regelmäßigen, meist sechseckigen Polygonen oder wirft sich, wo der Boden sehr salzhaltig ist (z. B. bei der Sebcha von Tamentit), in unregelmäßigen, oft senkrecht emporstehenden Schollen übereinander. Bis hoch in den Norden [* 14] der S. auf den Hochebenen des Atlas kommt Sebchabildung (dort meist »Schott« genannt) vor. Nach Chavanne verteilt sich die Oberfläche der S. auf 3,6 Mill. qkm Hamada und Serir, Felsen und Berge 2 Mill., Steppen und Weiden 1,5 Mill., Sanddünen 850,000 und Oasen und Kulturland 200,000 qkm.
[Klima.]
Was die klimatischen Verhältnisse betrifft, so ist die S. das Gebiet der ungehemmt herrschenden Passatströmung, wo aus der dampfleeren Atmosphäre fast niemals Niederschläge fallen. Daß aber die Wasserlosigkeit der Oberfläche nicht aus dem geologischen Bau Nordafrikas, sondern aus den Bewegungen der Atmosphäre zu erklären sei, geht am deutlichsten aus den Verhältnissen der Südgrenze der Wüste gegen den Sudân hervor, wo die tropischen Sommerregen gerade so weit reichen, als der Passatwind in dieser Jahreszeit von äquatorialen Luftströmungen unterbrochen wird, ohne daß die Gestaltung und Mischung des Erdbodens sich ändern.
Caillié traf Nordostwind im Meridian von Timbuktu unablässig wehend, Panet ebenso auf seiner Reise von Senegambien nach Marokko im westlichen Teil der S. Lenz dagegen hatte auf der Strecke zwischen Taudeni und Timbuktu Nordwest- und Südwinde, niemals aber Nordostwind. Ob die heißen Winde, [* 15] Samum oder Harmattan, in Ägypten [* 16] Chamsin genannt, als Scirocco über das Mittelmeer bis nach Sizilien [* 17] und Süditalien [* 18] dringen, ist nach neuerer Forschung fraglich und wird von vielen ganz verneint.
Jedenfalls ist die Ansicht, daß der Föhn (s. d.) ihr nördlichster Ausläufer sei, entschieden zu verwerfen. Aus welcher Himmelsrichtung aber auch in der S. der Wind wehen möge, keine Feuchtigkeit kann er herbeiführen, wenn er aus der Wüste selbst kommt. Dazu ist der Dampfgehalt der Atmosphäre ihrer Oberfläche zu geringfügig, und nirgends auf der Erde hat man die Luft trockner gefunden als hier und zwar dauernd und allgemein. Im Gefolge der trocknen Winde treten elektrische Erscheinungen auf; Gewitter sind zwar in der eigentlichen S. äußerst selten, desto häufiger aber wetterleuchtet der Himmel [* 19] an den südlichen Rändern der Wüste. Bei vollkommener Windstille, die indessen nur an sehr wenigen Tagen stattfindet, hat die Luft eine ungemeine Transparenz, so daß man entfernte Gegenstände viel deutlicher als in andern Ländern wahrnehmen kann. Luftspiegelungen sind häufig und zwar sowohl in der Ebene als den gebirgigen Teilen der S. So normal die barometrischen Schwankungen in der S. sind, so bedeutend variiert der Stand des Thermometers. Fallen [* 20] ¶
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oder Steigen desselben um 20° im Lauf eines Tags ist zu jeder Jahreszeit das Gewöhnliche. So kann im Winter das Thermometer [* 22] in Fezzan auf -3° C. fallen und noch an demselben Tag nachmittags auf +20° im Schatten [* 23] steigen. Die stärkste in der S. vorkommende Kälte dürfte -3° bis -4° C. sein; dagegen steigt z. B. in Kauar während der heißen Jahreszeit das Thermometer nachmittags im Schatten auf mehr als +50° C. Lenz hatte in der Dünenregion mittags 45°, sonst durchschnittlich 28-30° C. im Schatten. Die Durchschnittstemperatur der ganzen S. läßt sich noch nicht ermitteln. Trotz der in einzelnen Gebieten herrschenden großen Hitze ist doch im allgemeinen das Klima [* 24] ein gesundes. Die fast absolute Trockenheit der Luft übt keinen nachteiligen Einfluß auf die Gesundheit des Menschen aus, sie scheint vielmehr wohlthuend auf die Lungen zu wirken und sich sogar bei vorgeschrittener Tuberkulose als besonders heilsam zu erweisen.
[Naturerzeugnisse.]
Die Meinung, daß die S. außerhalb ihrer Oasen des organischen Lebens fast ganz entbehre, hat zwar insofern guten Grund, als die Wüste wegen ihrer Wasserlosigkeit unbewohnbar ist und nur wenigen Tieren genügendes Futter bietet; aber man muß die Vorstellung zurückweisen, als ob es hier unermeßliche Räume gäbe, wo auch nicht ein Grashalm gedeihen könne. Allerdings zeigen die steinige Hamada und die Sanddünen des Areg oft weite Strecken, denen jeder Pflanzenwuchs fern bleibt; aber überall, wo Wadis einschneiden (und das ist so ziemlich durch die ganze S. der Fall), treten auch Gewächse auf, die freilich den armen Charakter der Wüstenflora zeigen.
Vor allem ist aber die S. ausgezeichnet dadurch, daß sie (nach Grisebach) die Heimat der Dattelpalme ist, deren dicht geschlossene Wälder, Inseln im Ozean vergleichbar, allerdings durch die Kultur der Nomaden angepflanzt werden. Nur innerhalb des großen Wüstengebiets (Arabien und das Land bis zum Indus eingeschlossen) reift die Dattel. Neben ihr besitzt die Wüste auch eine Zwergpalme (Hyphaene Argun); von Bäumen werden sonst noch eingedrungene Mimosen und die vom Gestade des Mittelmeers [* 25] eingewanderte, dem salzhaltigen Boden folgende Tamarix gallica bemerkt.
Auf dem salzfreien Boden der Wüste sind es zuerst die blattlosen Sträucher der Spartium-Form (Retama, Calligonum, Epheda), welche hier in einer gewissen Mannigfaltigkeit des Wuchses und Blütenbaues auftreten. Durch die Trockenheit ihres Gewebes und die beschränkte Verdunstung der Oberfläche sind sie dem dürren Erdreich, in dem sie wurzeln, ganz entsprechend. Auf natriumhaltigem Boden zeigen sich die Halophyten. Einige unter diesen sind blattlose echte Sukkulenten (Halocnemum. Arthocnemum), wobei es bemerkenswert erscheint, daß nur solche Saftpflanzen, bei denen der Salzgehalt zu der Zurückhaltung des Wassers im Gewebe [* 26] mitwirkt, das Klima der Wüste ertragen.
Saftige Blätter an holzigen Achsenorganen gehören zu den häufigsten Erzeugnissen des Salzbodens der S., und die Salsoleen und Zygophylleen zeigen sich öfters. Die Reihe dieser Formen wird endlich durch verholzende Staticeen (Limoniastrum) und durch strauchartige Tamarisken geschlossen. Die Gräser [* 27] der S. stimmen zum Teil mit jenen der asiatischen Steppen überein, und einige wachsen, wie dort, in großen, wenn auch vereinzelten Rasen (Pennisetum). Die starken Halme einer Stipacee (Aristida pungens) erreichen sogar eine Höhe von 2 m und sind als Kamelfutter eins der wichtigsten Wüstengräser.
Die Austrocknungsfähigkeit, die schon bei den Gräsern, die selten befeuchtet werden, einen hohen Grad erreicht, hat bei zwei andern Erzeugnissen der S. allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen: es sind dies die sogen. Jerichorose (Anastatica hierochontica) und die eßbare Mannaflechte (Parmelia esculenta), welche, durch Stürme vom Boden losgerissen, als Mannaregen in kleinen erbsenähnlichen Stückchen niederfällt. Unter den Schutzmitteln der Pflanzen gegen das trockne Wüstenklima ist die häufige Bildung der Dornen und starke Bekleidung mit Haaren hervorzuheben.
Dornig sind die meisten laubtragenden Sträucher (Zizyphus Alhagi) sowie auch einige Stauden (Cynareen). Die ungemein kurze Zeitdauer der vegetativen Prozesse, welche durch die Seltenheit der Niederschläge bedingt ist, gibt sich auch bei den Zwiebelgewächsen zu erkennen; sie sind in der S. selten und zeichnen sich auch durch die Kleinheit der unterirdischen Organe aus, deren Umfang von der Zeit abhängt, in welcher die Blätter thätig sind. Die Zwiebeln der für die S. charakteristischen Gattung Erythrostictus erreichen nur die Größe einer Kirsche.
Einige Pflanzenformen der S. scheinen nur auf bestimmte Landschaften derselben beschränkt zu sein. Es sind dies zum Teil eingewanderte Gewächse aus dem Atlas und andern Grenzbezirken, wie die Oleanderform (Nerium, Rhus) und die Pistazien (Pistacia atlantica) der algerischen S. So wächst auch der Oschurstrauch des Sudân (Calotropis), allmählich an Häufigkeit abnehmend, längs der Karawanenstraße durch Fezzan bis Tripolis. Die einzigen annähernd vollständigen Pflanzenverzeichnisse aus der S. besitzt man von Ägypten und Algerien; aber nur die algerischen geben einen richtigen Maßstab für die Bestandteile der Flora, da der Nil zu viel Fremdartiges herbeiführt. Cosson schätzt die Zahl der in der algerischen S. einheimischen Gewächse auf 500 Arten.
In zoologischer Beziehung ist die S. nach Wallace ein strittiges Land, da dieselbe von N. wie von Süden her bevölkert wurde. Ihr nördlicher Teil gehört nämlich der Mittelmeerfauna an, während der südliche den Charakter der ostafrikanischen Fauna trägt. Die Grenzlinie zwischen den beiden zoologischen Provinzen verläuft etwa mit dem Wendekreis. Die Antilopenarten, welche die Savannen der südafrikanischen Hochflächen bevölkern, kommen hier nur in wenigen Arten und in kleinen Trupps vor, während im O. von Wiederkäuern die Giraffen am häufigsten sind.
Größere Raubtiere, [* 28] namentlich Löwen, [* 29] sind nicht Bewohner des Innern der S., wo sie weder die zu ihrer Existenz nötige Fleischnahrung noch zureichend Wasser finden. Doch findet man den mähnenlosen Löwen häufig in Aïr. Von wilden Säugetieren gibt es außer den genannten Wiederkäuern nur wilde Esel, Hasen und Feneks (Wüstenfüchse), von Vögeln Strauße und in der Nähe der östlichen Oasen Krähen; von Amphibien in den dürren Strecken Vipern, an den flachern Stellen zunächst der Küste sehr viel Austern.
In den Sümpfen des Ahaggargebirges fand v. Bary Krokodile, [* 30] als letzte Überbleibsel aus den Zeiten einer größern Wasserverbreitung; von Insekten [* 31] Heuschrecken, [* 32] die den Nomaden überall zur Speise dienen, endlich zahllose lästige Fliegen. [* 33] Von Mollusken [* 34] erscheinen in manchen Strecken, am meisten im O. bei Siwah, unermeßliche Anhäufungen einer weißen, zur Gattung Helix gehörenden Landschnecke. Von gezähmten Tieren ist das Kamel das häufigste und zwar ausschließlich das einbucklige. Außerdem besitzt die Bevölkerung [* 35] Rinder, [* 36] vortreffliche Pferde [* 37] und Ziegen, die Tuareg treffliche Schafe [* 38] mit Fettschwänzen. An Mineralprodukten ist ¶
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die S. sehr arm, indem mit Ausnahme des überall verbreiteten Salzes nur noch Salpeter (im Gebiet der Uled Amer), Natron an zahlreichen Stellen (außer in Fezzan z. B. in den beiden Natronseen bei Birki zwischen Mursuk und Bilma im westlichen Tibbuland, dann in Quellen zu Tekro im östlichen Tibbuland sowie in einem Natronsee zu Arbat, acht Tagereisen südlich von Audschila), endlich Antimonerze (angeblich in der Oase Tuat) und Eisenerze (stellenweise im Tuareggebiet) vorkommen.
Kochsalz ist ein Hauptgegenstand des Handels und wird an vielen Stellen der Küste in Lagunen, hauptsächlich aber im Innern des Landes aus den beckenförmigen Vertiefungen der Oberfläche gewonnen. Auch beständig trockne Stellen, an denen eine fortwährende und bedeutende Salzgewinnung [* 40] stattfindet, sind sehr zahlreich in der S. Endlich kommt noch Alaun [* 41] häufig, besonders im Gebiet der Tuareg, vor und wird seit der urältesten Zeit viel nach den Atlasländern und Ägypten in den Handel gebracht.
[Geographische Einteilung.]
Topographisch und nach der Gliederung ihrer Oberfläche zerfällt die S. in verschiedene Teile. Das Küstengebiet längs des Atlantischen Ozeans, vom untern Senegal bis zur Grenze von Marokko, ist ein wenig durch Plateauhöhen unterbrochenes Flachland von 1500 km Länge und 180-220 km Breite. Das Hochland von Taganet und El Hodh nordöstlich von der Mündung des Senegal, von 110-165,000 qkm (2-3000 QM.) Flächeninhalt, scheint (nach der sehr niedrigen Temperatur der Nächte) eine mittlere Höhe von 500-600 m zu haben. Es erheben sich hier zahlreiche isolierte sowie kettenartig verlaufende Felsberge von Sandstein und dunklem Kieselschiefer. An dieses Hochland schließt sich im N. die Einsenkung von Adrar an, eine vielleicht bis 300 m abfallende, mit Sandhügeln und Kieseln bedeckte, hin und wieder auch fruchtbare und in den Thalvertiefungen mit Bäumen bestandene Fläche.
Zwischen derselben und der Grenze von Marokko dehnt sich von 22-25° nördl. Br. ein Wüstengürtel mit spärlichen Oasen und dem Salzsee Gilta oder Elgilte aus, während weiter nach N. der Boden wieder ansteigt und auf einer Sandstein-, Schiefer- und Kalkunterlage infolge periodischer Regen eine dürftige Vegetation auftritt. Südlich vom Wadi Draa in der Richtung gegen Timbuktu tritt nach Lenz eine Zone von Sanddünen auf, die unter dem Namen Igidi bekannt ist und aus einer Anzahl untereinander paralleler Hügelketten aus schönem weingelben Sand besteht.
Zwischen den einzelnen Ketten sind mehr oder weniger breite Streifen von Felsboden, und unter dem Sand findet sich nicht selten eine Schicht blaugrauen Thons und zwischen dieser und dem Sand Ansammlungen von Wasser, so daß die Igidiregion ziemlich viel Wasser hat. Der Platz der Dünen wechselt, so daß oft Areg an Stelle von Hamada zu finden ist und umgekehrt; doch ist dieser Wechsel nur innerhalb einer größern Dünenregion bekannt. Nach Überschreitung der Dünenregion Igidi durchschritt Lenz bald felsiges Plateau, bald mit Halfa und Kamelfutter bewachsene sandige Ebenen, bald Durchbrüche von Granit, auch kleine Wälder von stachligen Mimosen, eine ganze Reihe ausgetrockneter Flußbetten, bei welchen sich oft in geringer Tiefe Wasser fand.
Herden von Gazellen und Antilopen waren nicht selten, und auffallend war die Menge kleiner Singvögel, wo sich Vegetation zeigte. Der tiefste Punkt in diesem 200-400 m hoch gelegenen Teil der westlichen S. war das Wad Teli, das aber immerhin noch in einer Höhe von 148 m gelegen ist, so daß also von einer Depression [* 42] in diesem Teil der S. keine Rede sein kann. Bekannt ist die Einsenkung von Tafilet und Tuat, welche am Südfuß der Hochlande von Marokko und Algerien sich von Tafilet im NW. bis Insalah im SO. in einer Längenausdehnung von 750 km und einer Breite von etwa 220 km erstreckt, mit zahlreichen Wasserrinnen. Am meisten erforscht ist das Tiefbecken von Wargla, welches sich als ziemlich kreisrunde Fläche von nahe 330,000 qkm (6000 QM.) von 29-35° nördl. Br. erstreckt und, größtenteils zu Algerien gehörend, als algerische S. bezeichnet wird, im O. aber in das Gebiet von Tunis und Tripolis reicht.
Südlich von dieser Tiefebene erhebt sich der Boden zu dem mannigfaltig gestalteten Gebirgsland der Hogar (Ahagar) und Asgar. Nach NW. vermitteln die Dünen von El Golea die Verbindung mit den Terrassenländern des südlichen Algerien. Hier erhebt sich zuletzt das Plateau von Tademait, das mit seinem Süd- und Westrand, dem Dschebel Tidikelt (gegen 600 m hoch), steil gegen die Landschaften Tidikelt, Tuat und Gurâra abfällt und dem Wadi Akaraba zahlreiche Wasseradern zusendet, während gegen NO. das Wadi Mia und dessen zahlreiche Nebenthäler die Hochebene durchfurchen, sich nach dem Becken von Wargla hinabsenkend.
Niedrigere Höhen bilden den Übergang zum Plateau von Muidir und mit diesem das Quellgebiet des Wadi Akaraba. Weiter nach SO. erhebt sich zwischen 22 und 25° nördl. Br. das Plateau von Ahagar, von welchem nach N. das Wadi Ighargar ausgeht. Die Höhe dieses Plateaus mag 1300 m betragen, während seine höchsten (wahrscheinlich vulkanischen) Berggipfel über 2000 m ansteigen. Vom Ostrand des Wadi Ighargar erstreckt sich gegen SO. bis über Ghat hinaus das Plateau von Tasili, welches an seinem Südrand, dem Hochland der Asgar, bis über 1300 m ansteigt.
Zwischen diesem Plateau und dem Parallelkreis von Ghadames endlich breitet sich eine weite steinige, hier und da sandige Fläche von 300-500 m Erhebung aus. Das Gestein ist vorwiegend Sandstein, nach Süden zu Granit. Südlich vom Plateau von Ahagar liegt das Gebirgsland Aïr oder Asben unter 17-19¼° nördl. Br. Die Berggruppe von Timge (1300-2000 m), das Eghellal- und Baghsengebirge (1300-1600 m) bilden hier drei mächtige, isolierte Gebirgsstöcke, um welche sich kleinere Gebirgsstöcke und einzelne, oft seltsam geformte Berge (z. B. der Dogem, gegen 1600 m) gruppieren.
Tief einschneidende, oft vegetationsreiche oder mit Mimosen dicht bewaldete Thäler lassen hier vergessen, daß man sich in der S. befindet. Von dem Ostrand des Beckens von Wargla und vom Hochland Ahagar nach O. bis an die Libysche Wüste und nach N. bis an die beiden Syrten des Mittelmeers erstrecken sich, eine Fläche von 991,000-1,100,000 qkm (18-20,000 QM.) einnehmend, die Plateaulande von Fezzan als felsige oder mit Gerölle, selten mit Sand bedeckte, fast vegetationslose Hamada, größtenteils zu Tripolitanien gehörig.
Der 500-600 m ansteigende Plateaurand erreicht vor Lebda die Meeresküste, welche er bis gegen das Vorgebirge Mesrata begleitet. Er führt von W. nach O. die Namen Dschebel Nefusa, D. Ghurian, D. Tarhona und D. Mesallata. Seine höchsten Punkte sind die isolierten Berge Tekut (852 m), Bibel, [* 43] Toësche (674 m) und Ras Tekira. Um die Anfänge der quellenreichen und fruchtbaren Wadis Sosedschin und Semsem hat die Hamada eine bedeutende, nach NO. gerichtete Einsenkung. Zwischen ¶
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27 und 29° nördl. Br. aber erstreckt sich östlich davon ein über 800 km langer, öfters unterbrochener Gebirgszug, dessen bekanntester Teil die aus gelbem Sandstein bestehenden Sudahberge (658 m) zwischen Sokna und El Gaaf sind. Weiterhin, wo die Straße von Audschila nach Mursuk über ihn hinführt, heißt er Harutsch el issued und Harutsch el assuat (»schwarzer Berg«, der Mons [* 45] ater des Plinius, über 1000 m) und biegt sich im Dschebel Moraidsche nach NO., gegen die Oase von Audschila sich verflachend. Im W. geht die Hamada bei Ghadames allmählich in die Tiefebene von Wargla über.
Nach O. schließt sie sich bei Tibesti an das Hochland der Tibu Reschade an, wo im Tusidde (Tarso) sich der höchste uns bekannte Berg der S. erhebt (von Nachtigal auf 2500 m geschätzt). Nach O. und N. senkt sich dasselbe zur Libyschen Wüste ab, welche eigentliche Sandwüste ist und sich von der Nordgrenze von Dar Fur [* 46] unter 16° nördl. Br. gegen N. bis an die Große Syrte, das Plateau von Barka und die Nilmündungen über 1500 km weit erstreckt, während ihre Breite vom Nilthal bis an den Dschebel Moraidsche 800-1000 km beträgt. Die Oase Siwah, welche eine Depression von 28 m bildet, die Oasen Bacharieh, Farafrah, Dachel und Chargeh schließen endlich die S. gegen NO. hin ab.
[Bevölkerung.]
Die Bevölkerung der S. scheint früher eine viel zahlreichere gewesen zu sein. Daß das Land in weit größerer Ausdehnung [* 47] bewohnbar war, schließt man aus dem Vorhandensein zahlreicher alter Flußläufe, die auf ehemalige reichere Bewässerung und damit verbundene größere Fruchtbarkeit hindeuten, aus dem Vorkommen von Krokodilen in Seebecken der S., von Elefanten und Rhinozerossen, welche man in den Felsen von Fezzan, Algerien und Marokko ausgehauen findet, aus den versteinerten Stämmen in vielen Teilen der Wüste.
Man meint daraus den Schluß ziehen zu können, daß ehemals die zentralen Gebirge und Plateaus dicht bewaldet waren oder eine reiche Vegetation trugen. Mit der Abnahme des Wassers trat eine Veränderung des Klimas ein, die Felsmassen zersetzten sich, und die Sandbildung begann. Die jetzige Bevölkerung gehört fast durchweg dem Berberstamm an. Die Araber, in keineswegs großer Anzahl eingewandert, haben ihre Sprache [* 48] zu der herrschenden in der S. gemacht, sind aber durch Vermischung mit den Berbern als selbständige Völkerfamilie meist untergegangen und haben sich nur hier und da, namentlich an den Zentren des Karawanenverkehrs, unvermischt erhalten.
Die Berbervölker im W. vom Meer an bis Tuat u. Timbuktu im O. bezeichnet man als Mauren; Blutmischung mit Negern ist bei ihnen sehr häufig. Auf sie folgen, den mittlern Teil einnehmend, die Tuareg, deren Zahl von Barth auf 150-200,000 geschätzt wird. Ihre Ostgrenze verläuft ungefähr mit der großen Karawanenstraße von Tripolis nach Kuka; an sie schließen sich, den östlichen Teil einnehmend, die Tibbu (Teda und Daza) an, deren Völkerstellung zwischen Negern und Berbern schwankt, aber nach Nachtigal mehr letztern zuneigt.
Außer diesen drei Hauptabteilungen der Saharabevölkerung kommen Juden vor und zwar ausschließlich in den Oasen, wo sie gewöhnlich Handel treiben und meist Goldschmiede sind, dann echte Neger, größtenteils aus ihrer Heimat verkaufte Sklaven oder Kaufleute. Alle Bewohner der S., besonders im W. und im Zentrum, beschäftigen sich vorzugsweise mit Viehzucht und [* 49] Handel, da, mit Ausnahme einiger Oasen, der Boden keinen Ackerbau zuläßt. Sie sind deshalb auch fast ausschließlich Nomaden.
[Handel.]
In neuester Zeit tauchten mannigfache Projekte auf, das ungeheure, so schwer zugängliche Gebiet, das zum allergrößten Teil nutzlos daliegt, den Menschen dienstbar zu machen und namentlich mehr dem Handel zu eröffnen, als dies das Karawanenwesen vermag. Von dem aus physikalischen Gründen unausführbaren Plan, die S. in ein Binnenmeer zu verwandeln, ist bereits gesprochen worden (vgl. Roudaire). Nicht unmöglich, aber sehr schwierig wäre es, die S. mittels Eisenbahnen zu durchschneiden.
Duponchel empfahl eine solche von Algerien aus, während Rohlfs eine von Tripolis nach Kuka vorschlägt. Hitze, Wassermangel, die Sanddünen und die Feindseligkeit der Bewohner sind indessen die schwer zu besiegenden Hindernisse, welche der Ausführung dieser kühnen Pläne sich zunächst entgegenstellen. Jedenfalls werden wir noch für längere Zeit mit dem bisherigen Transportwesen in der S. und den alten Karawanenstraßen zu rechnen haben. Lenz sprach sich ganz und gar gegen eine Saharabahn aus und führt den geringen bestehenden Verkehr in derselben für seine Ansicht ins Feld.
Der Handel folgt seit den urältesten Zeiten bestimmten Straßen, welche das Land in verschiedenen Richtungen durchziehen. Der Hauptzweck des Binnenhandels besteht in dem Austausch von Vieh und Salz an die Bewohner der Nigerländer gegen Goldstaub, Sklaven, Elfenbein und Getreide. [* 50] Erstere drei Handelsgegenstände führen die Saharabewohner dann mit andern eingehandelten Produkten des innern Afrika, [* 51] z. B. Kardamomen, und einigen eignen Produkten, wie Straußfedern, Alaun und Gummi, nach den Küstenländern im W. und N. Auch Pferde werden häufig von ihnen nach dem Senegal und den Nigerländern verhandelt.
Aus den Küstenländern versorgen sie sich jetzt häufig mit Waffen, [* 52] Pulver und Kleidungsstoffen. Die östliche Region, jene der Tibbu, erscheint für den Verkehr viel weniger belangreich als die mittlern und westlichen Gegenden. Im äußersten Osten ist sie ohnehin durch die Libysche Wüste völlig verschlossen, und abgesehen von der an ihrem Nordrand hinführenden Straße über die Oasen Audschila und Siwah hat sie keinerlei direkte Verbindung mit dem Nilland.
Mit dem Westen steht sie in Verbindung durch die Straße, welche von Wadai über Borku und Tibesti nach Fezzan führt, um hier der großen Zentralstraße der S. sich anzuschließen. Letztere beginnt am Mittelländischen Meer bei Tripolis, geht über Mursuk in Fezzan und das salzreiche, den Handel belebende Bilma in Kauar nach Kuka am Tsadsee. Ihr an Wichtigkeit zunächst steht die zweite Zentralstraße; sie trennt sich bei Mursuk von der vorigen, geht in westlicher Richtung aus Ghat (Rhat), dann in südlicher Richtung auf Agades in Aïr, nachdem sie aus NW. den Anschluß der Karawane aus Tuat im SO. von Marokko erhalten.
Von Agades laufen wieder Straßen nach Süden aus: nach Gagho am Niger, nach Wurno und Sokoto im Fulbereich Gando und über Damergu und Katsena nach Kano im Herzen des Sudân. Von Algerien, wo die Franzosen dem Karawanenhandel alle möglichen Erleichterungen gewähren, führt die Hauptstraße nach Timbuktu über Gardaja im Lande der Mzabiten und El Golea nach Tuat, von da nach SW. über Mabruk an den Niger. Die westliche S. hat ihre Karawanenverbindungen zwischen dem Senegal und Südmarokko über Adrar. Noch immer erhält die S. und der an sie grenzende Teil des Sudân den größten Teil seiner europäischen Waren von N., vom Mittelmeer her; doch hat in der letzten Zeit ein Teil des Warenzugs angefangen, sich nach dem Senegal und ¶
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Niger zu wenden. Der Saharahandel ist schwächer geworden, seitdem er keine Sklaven mehr nach N. hin ausführen kann und nur Marokko noch schwarze Menschen bezieht. Der Handel über den Atlantischen Ozean und weiterhin auf dem Senegal und Niger ist mit den Wüstenwegen von N. her in Wettbewerb getreten: Schiff [* 54] und Kanal, [* 55] Matrose und Nomade beginnen sich Konkurrenz zu machen, und Senegambien auf der einen, Algerien auf der andern Seite suchen mehr und mehr den Saharahandel an sich zu ziehen.
[Geschichtliches.]
Die Kenntnis der Griechen von der S., welche sie »die Wüste« (Eremos) nannten, war eine sehr mangelhafte. In den ältesten Zeiten leugnete man ganz, daß es Land im Innern von Libyen gebe, und erst Herodot erfuhr von Etearchos, dem Priester des Ammontempels, daß fünf nasamonische Jünglinge die Wüste durchzogen hätten; es wäre dies die erste geschichtlich erwähnte Karawane, die in den Sudân vordrang. Die Karthager unterhielten höchst wahrscheinlich mit den Äthiopiern einen lebhaften Handelsverkehr, an dem auch die Garamanten als Vermittler beteiligt waren.
Als die Römer [* 56] sich die Nordküste Afrikas unterworfen hatten, strebten sie danach, ihre Herrschaft soweit wie möglich in das Innere dieses Erdteils zu tragen, und zahlreiche noch vorhandene Baureste bekunden ihr Vordringen in die Nordsahara. Nach der Peutingerschen Tafel hatten die Römer eine Karawanenstraße, die weit nach Süden, bis etwa zum heutigen Agades, reichte. Im J. 19 v. Chr. zog L. Cornelius Balbus nach Fezzan, am Ende des 1. Jahrh. Septimius Flaccus und Julius Maternus bis in die Regionen des Sudân, desgleichen Gajus Suetonius Paullinus im J. 37 n. Chr. ebendahin, und im 4. Jahrh. erreichte der Feldherr Salomon gleichfalls den Sudân.
Die Araber waren es, die, nachdem sie den Nordrand Afrikas besetzt hatten, den Islam verbreitend, durch die ganze Wüste vordrangen; sie machten in derselben den Glauben des Propheten zum herrschenden und trugen ihre Sprache bis zum Sudân und Senegal hin. Durch ihre großen Reisenden, wie Leo Africanus und Ibn Batuta, wurde uns das Innere der S. zuerst näher bekannt, während die Erforschung durch Europäer erst im vorigen Jahrhundert beginnt und eine genauere Kenntnis gar erst in unserm Jahrhundert und in der allerneuesten Zeit erzielt wurde. Im W. waren es die Franzosen Panet (1850) und Vincent (1860), welche uns mit jenem maurischen Teil bekannt machten; 1828 gelangte René Caillié von Timbuktu nach Marokko. Die Landschaften im Süden Marokkos (Tuat) erforschte Rohlfs, die südlich von Algerien gelegenen Teile Duveyrier und neuerdings (1875) Largeau, die westliche S. Lenz (1879-80). Für den mittlern Teil war die große Expedition unter Richardson, Barth und Overweg epochemachend; die Tibbuländer eröffnete Nachtigal und die Libysche Wüste Rohlfs.
Vgl. Duveyrier, Exploration du S. (Par. 1864, preisgekrönt);
Chavanne, Die S. (Wien [* 57] 1878);
Soleillet, Exploration du S. (Par. 1876);
Choisy, Le S. [* 58] (das. 1881);
Largeau, Le S. algérien (2. Aufl., das. 1882);
Nachtigal, S. und Sudân (Berl. 1879 bis 1889), 3 Bde.);
Lenz, Timbuktu etc. (Leipz. 1884, 2 Bde.);
Zittel, Die S., ihre physische und geologische Beschaffenheit (Kassel [* 59] 1884, Hauptwerk).