offizinelle innere Ulmenrinde wurde als adstringierendes Mittel benutzt. Die Rüstern verdienen Anbau und Pflege in den Wäldern,
der aber nur lohnend ist, wo frische Standorte und guter Boden zur Verfügung stehen. Sie machen größere Ansprüche als selbst
die Eichen. In reinen Beständen läßt sich die Rüster nicht erziehen; als Mischholz im Hochwald, als Oberholz
im Mittelwald ist sie dagegen wohl geeignet, den Waldertrag zu heben. Sie schlägt lebhaft vom Stock aus, treibt auch Wurzelbrut
und ist deshalb auch im Niederwald wohl verwendbar.
Zur Aussaat sammelt man den Rüstersamen Anfang Juni, wo er die Reife erlangt hat, und säet ihn sofort
auf tief umgegrabenes, glatt geharktes Land im Saatkamp aus (pro Ar etwa 1,5 kg). Der Same wird nicht mit Erde bedeckt, sondern
nur schwach übersiebt und stark angegossen. Freisaaten im Wald empfehlen sich nicht. Will man die in Laubholzverjüngungsschläge
oder Mittelwaldschläge einbringen, so verpflanzt man sie im 3.-5. Jahr aus dem Saatkamp; sie verträgt
das Verpflanzen bis zur Heisterstärke leicht.
Auch durch Absenker (Ableger) läßt sie sich leicht verjüngen, ein Verfahren, welches besonders in Holland angewendet wird.
Man biegt die einjährigen Stockausschläge (im Herbst) vorsichtig nieder, legt sie in Rinnen von etwa 0,25 m Tiefe, füllt
die Rinnen unten mit Komposterde, oben mit dem ausgehobenen Boden zu und tritt sie fest an. Die Zweigspitzen
läßt man 1,3 m hoch frei hervorstehen und richtet sie möglichst gerade in die Höhe. Schon im darauf folgenden Herbst können
die Absenker, welche sich bis dahin gut bewurzelt haben, vom Mutterstamm getrennt und verpflanzt werden.
Gewöhnlich werden sie hierbei gestummelt (über dem Wurzelknoten schräg abgeschnitten), damit sie einen geraden und schlanken
Stamm treiben.
(bäurisches Werk, Bossenwerk, Bossage, Opus rusticum), Mauerwerk aus Quadern mit bearbeiteten Lager- und Stoßfugen,
deren Stirnflächen (sichtbare Flächen) nicht oder nur roh bearbeitet sind, wurde zuerst von den Römern zu Bauteilen, welche
einen derben, kräftigen Eindruck machen sollen, wie zu Sockeln und Unterbauten überhaupt verwandt. Erst
in der spätrömischen und Renaissancezeit versah man die Außenflächen der Quader mit einem Kantenschlag a (s. Figur), während
man den mittlern Teil nur spitzte oder körnelte; ja, man ging allmählich zu einer förmlichen Profilierung (b) des Randes
der einzelnen Quader über und verwandte dieselben nicht nur zur Bekleidung ganzer Geschosse,
[* 20] sondern auch
von Pilastern und Säulen.
[* 21] Zu Anfang der Renaissanceperiode hat besonders Brunellesco diese Mauerverkleidung an mehreren Palästen
zu Florenz
[* 22] in der Absicht angewandt, denselben den kastellartigen Charakter des Mittelalters zu wahren. Später ist man sogar
zur Herstellung künstlicher, sogen. Bossenquadern oder Buckelsteine durch Bewurf übergegangen, wobei man um
die Quaderkanten die verschiedensten Profile zog.
Nach dem Krieg nach Zürich
zurückgekehrt, ward er 1870 Oberst, lebte jedoch ausschließlich litterarischen Arbeiten und starb durch
eigne Hand
[* 29] Der fruchtbarste Militärschriftsteller des 19. Jahrh., schrieb er: »Geschichte des
griechischen Kriegswesens« (mit Köchly, Aarau
[* 30] 1852; Suppl. 1854-55);
Die Werke der letzten Jahre, die den Ereignissen unmittelbar
folgten, sind nicht frei von Irrtümern und von Gehässigkeiten namentlich gegen Deutschland, sonst zeigt
Rüstow überall eine seltene Schärfe des Urteils und die Gabe klarer Darstellung.
2) Alexander, Bruder des vorigen, geb. war 1866 Abteilungskommandeur im 3. preuß.
Feldartillerieregiment, kämpfte bei Gitschin und Königgrätz,
[* 39] starb schwerverwundet in Horzitz.
Er schrieb: »Der Küstenkrieg« (Berl. 1849).
alte Landschaft im Großherzogtum Oldenburg,
[* 41] westlich vom Jadebusen, zum Teil durch große Überschwemmung 1511 verschlungen,
kam 1575 nach dem Aussterben der Häuptlinge von Rüstringen und Jever (s. d.) an Oldenburg.
(bulgar. Russe), Kreishauptstadt in Bulgarien,
[* 42] an der Mündung des Lom in die Donau, Giurgewo gegenüber, zum
Teil auf dem Lößplateau in schöner Umgebung hoch gelegen, an der Eisenbahn Rustschuk-Warna, hat 29 Moscheen, 2 bulgarische, eine
griechische, eine kath. Kirche, 4 bulgarische, eine katholische, eine jüdische und eine Missionsschule, 2 Buchhandlungen
und eine bulgarische Zeitung. Unter den Industriezweigen sind Tischlerei, Gold- und Silberschmuckfabrikation, Schuhmacherei
und Schneiderei von Belang; berühmt sind die dortigen schwarzen Thongefäße. Rustschuk betreibt lebhaften Handel, der in den letzten
Jahren dadurch sehr emporblühte, daß Galatz als Freihafen aufgehoben wurde, und zählt (1887) 27,198 Einw. ist
Sitz eines deutschen Berufskonsuls.
Die Befestigungen sind jetzt dem Verfall überlassen. ist als Übergangspunkt über die Donau von strategischer Wichtigkeit
und war schon in den Römerzeiten,
wo es Prista hieß, befestigt. In den russisch-türkischen Kriegen von 1773 bis 1790 fielen
hier mehrere Gefechte vor, ebenso 1809-10, in welch letzterm Jahre Rustschuk durch Kapitulation27. Sept. in die Hände
der Russen fiel. Am mußten letztere die Stadt räumen, wobei sie die Werke derselben schleiften. Am wurden
daselbst die Präliminarien des Friedens von Bukarest
[* 43] abgeschlossen.
Die zwischen Rustschuk und Giurgewo in der Donau liegenden Inseln Radowan, Tscharoi und Mokan waren, von den Russen
mit Batterien und Schanzen versehen, im russisch-türkischen Krieg von 1853 und 1854 mehreremal Kriegsschauplatz. 1877 war ein
Hauptstützpunkt der türkischen Armee im östlichen Bulgarien und wurde im Februar 1878 nach vorausgegangener Beschießung
von derselben geräumt. Hier Militäraufstand, der von den Regierungstruppen niedergeschlagen
wurde.
eine Bekleidung zum Schutz gegen Verwundungen und hierin gleichbedeutend
mit Panzer. Schon die Krieger der ältesten Kulturvölker schützten einzelne Körperteile, namentlich den Kopf und die Brust,
durch Helm undKüraß. Assyrische und chaldäische Soldaten trugen (710 v. Chr.) einen hemdartigen Panzer,
dessen Metallschuppen auf Büffelhaut genäht waren, bei den Leichtbewaffneten bis zur Hüfte, bei den Schwerbewaffneten,
auch Hals und Oberarm bedeckend, bis zu den Füßen reichend.
Beinschienen bedeckten die Vorderseite des Beins bis zum Knie. Die Reiter trugen ein Maschenpanzerhemd mit Hinterschiene und
kurzer Rüsthose, wie die deutschen Ritter des Mittelalters. In Ägypten
[* 45] kommen neben Brustschienen Panzerhemden
aus Bronzeschuppen von 20 bis 25 cmGröße schon um 1000 v. Chr. vor. Ebenso waren solche Schuppenpanzer bei den Parthern, Persern
und Sarmaten gebräuchlich. Die Griechen trugen um diese Zeit schon bronzene Brust- und Rückenpanzer, je aus Einem Stück
geschmiedet oder aus dachziegelförmigen Schiebeplatten bestehend, und Beinschienen (Knemiden) an beiden
Beinen, gleich den Etruskern.
Die Kataphrakten, schwerbewaffnete Reiter, waren ganz, bis zu den Füßen und Händen, auch ihr Pferd
[* 50] ganz
mit einem Schuppenpanzer bekleidet. Ein aus biegsamen breiten Stahlbändern zusammengesetzter, Taille und Schultern bedeckender
Panzer, den Körperbewegungen sich anschmiegend, wurde zur Kaiserzeit von den Legionssoldaten, Reitern wie Fußvolk, getragen.
Daneben gab es für die Heerführer, Konsuln, Imperatoren etc., Prunkrüstungen, welche, aus Eisenblech gehämmert
und zusammengeschmiedet, dem Körper angepaßt und mit Reliefs, Vergoldung und sonstigen Zieraten versehen waren (s. Tafel,
[* 35]
Fig. 7). Zur Zeit der Republik trugen die HastatiKettenpanzer, auf Leder genähte Ketten, die aus kleinen Metallringen zusammengesetzt
waren. Die deutschen und fränkischen Ritter trugen im 8. Jahrh. eine aus gepolsterter Leinwand oder Leder
gefertigte, mit aufgenähten eisernen Ringen,
¶
Ketten, Metallplatten oder dicken, vernieteten Nagelköpfen häufig gitterförmig besetzte ärmellose Panzerjacke (Brünne,
Brunnika oder Haubert genannt), die bis zur Hüfte reichte und mehrere Jahrhunderte lang noch von unbemittelten Edelleuten und
Schildknappen getragen wurde, während vom Ende des 10. Jahrh. an der Ritter ein derartiges bis zum Knie reichendes Panzerhemd
trug, dessen Ärmel anfänglich am Ellbogen aufhörten; später waren Rüstärmel und Rüsthosen mit demselben
fest verbunden; ebenso saß eine Art Nacken und Kopf bedeckender Kapuze, Kamail, auch Helmbrünne genannt, daran.
getragen.
Über dem 25-30 Pfd. schweren Ringelpanzer trug der Ritter einen aus leichtem Stoff gefertigten und mit
dem Wappen
[* 64] oder andern Merkzeichen gestickten Waffenrock. Auf dem Kopf trug der Ritter zunächst eine gepolsterte Zeugmütze,
die Wattenkappe, Harnaschkappe oder Gugelhaube (Kugelhaube), deren dem heutigen Baschlik ähnliche Enden um den Hals geschlungen
wurden. Die Gugelhaube war in der Regel das Geschenk einer Dame, von dieser in den ihrem Geschmack entsprechenden
Farben geziert, daher es später bei den RitternGebrauch wurde, diese »Farben der Dame« frei zu tragen und auf den Schild zu übertragen.
So ging aus der Gugelhaube die in der Wappenkunde so bedeutungsvolle Helmdecke (lambrequin) hervor. Sie steht in gewisser
Beziehung zu der Zindelbinde, die ursprünglich zur Befestigung des »Kleinods« (cimier, daher »Ziemierde«)
auf dem Helm diente, später aber als Liebespfand nur um das Kleinod oder den Helm geschlungen mit flatternden Enden getragen
wurde. Über der Wattenkappe wurde dann häufig die Ringelkapuze (Maschenkappe), unter
oder über dieser die kleine Kesselhaube, die Hirnkappe, getragen, hierüber kam dann für den Kampf noch der Topfhelm (s. Helm,
mit Abbildung). In Italien war bis zum 16. Jahrh. die Brigantine, eine Schuppenpanzerjacke, so genannt, weil sie auch zum Schutz
gegen den Dolch der Banditen diente, gebräuchlich. Gegen Ende des 13. Jahrh. wurden Arme und Beine durch
Platten von Stahl, auch die Brust mit einer solchen Rüstung bedeckt, woraus sich im Lauf des 14. Jahrh. die Plattenrüstung entwickelte,
so daß um 1360-1370 die ganze Blechhülle des geharnischten Ritters vollendet war.
Eine vollständige Plattenrüstung (s. die Textfiguren 1 u. 2, S.
101, mit Erklärung der einzelnen Teile) bestand in ihrer höchsten, am Anfang des 16. Jahrh. erreichten
Entwickelung aus folgenden Teilen: Den Hals schützte die mit dem Helm verbundene, aus mehreren übereinander greifenden Querschienen
bestehende Halsberge. Mit der Halsberge hingen die Achselstücke zusammen; an welche sich vorn und hinten gerundete Platten
anschlossen, die Vorder- und Hinterflüge. Da der rechte Vorderflug zum Einsetzen der Lanze etwas kürzer war, schützte man
die Achselhöhle durch eine mit einem spitzen Stachel versehene Platte, die Schwebscheibe.
Die Armschienen bestanden aus dem Ober- und Unterarmzeug und den sie verbindenden, beweglichen Ellbogenkacheln oder Mäuseln.
Die Hände wurden durch eiserne Handschuhe, die Henzen, mit mehr oder minder gegliederten Fingern geschützt,
die oft sehr künstlich zu bewegen waren, wie die noch vorhandene »eiserne Hand« des Götz von Berlichingen beweist. Brust-
und Rückenstück des Harnisches waren meist aus je einem Stück geschmiedet und durch Riemen miteinander verbunden.
Eine besondere Art aus Schienen zusammengesetztes Bruststück des Harnisches nannte man wegen seiner Gestalt
Krebs.
[* 66] Vom Harnisch fiel zu beiden Seiten über die Oberschenkel ein aus Querschienen bestehender, beweglicher Schurz herab,
den man Leib- und Hinterreifen nannte. Die Bedeckung der Beine zerfiel wie die der Arme in drei Hauptteile: die Oberschenkeldecke
(Beintaschen oder Diechlinge), die Kniekachel (genouillière) oder -Kapsel und die Beinröhren oder Beinschienen
für die Unterschenkel.
Daran waren die Eisenschuhe befestigt, die etwa seit 1490 vorn stumpf waren (Bärenfüße). Mit Ausnahme des Harnisches, der
immer schwerer zum Widerstand gegen die Feuerwaffen aus Eisen
[* 67] geschmiedet wurde, fertigte man im Lauf des 16. Jahrh. alle
Teile der Rüstung aus beweglichen Schienen. Bis gegen die Mitte des 16. Jahrh. wurde die Rüstung ganz aus poliertem
Stahl, sogen. lichten Eisen, gefertigt. Die erste Hälfte dieses Jahrhunderts war zugleich die höchste Blüte der Plattner- oder
Harnischmacherkunst. Die Plattner versahen Helme und
[* 68] Harnische mit den kunstvollsten figürlichen und ornamentalen
Darstellungen in getriebener Arbeit und dekorierten das lichte Eisen durch Gravieren, Niellieren, Tauschieren, Vergolden, Ätzen
und Bohren des Metalls. Für solche Prachtrüstungen (s. Tafel,
[* 65]
Fig. 9 u.
12) zeichneten die Plattner entweder selbst die Entwürfe, oder sie ließen sie sich von Malern anfertigen. Nürnberg, Augsburg,
[* 69] München
[* 70] und Innsbruck
[* 71] waren in Deutschland die Hauptstätten der Plattnerkunst. - Die Rüstung der Pferde,
[* 72] der
Roßpanzer, war wie die des Ritters ursprünglich aus Leder, dann aus Kettengeflecht, bis das Streitroß gegen Ende des 15. Jahrh.
ebenfalls mit einer vollständigen Plattenrüstung in die Schlacht ging.
Sie bestand aus sechs Hauptteilen, dem Kopf-, Hals-, Bruststück, den beiden Seitenstücken und dem Hinterstück.
Die Beine blieben unbewehrt.
In Deutschland wurde die Rüstung der Pferde erst durch Maximilian I. eingeführt. Zu Turnieren trug der
Ritter häufig über der Rüstung einen Waffenrock aus Samt oder Seide
[* 73] in den Farben seiner Dame, der durch einen schmalen Gürtel
[* 74] zusammengehalten
wurde, während ein breiter, reichverzierter Gurt, der Rittergürtel, links das Schwert, rechts den Dolch
trug.
Kinnstück, Mundstück und Visierstück wurden gemeinschaftlich durch eine Schraube am Helm gehalten und
unter sich durch Haken befestigt. Die Unterlassung dieses Einhakens bei einem Turnier kostete Heinrich II., König von Frankreich, das
Leben. Eine vollständige Rüstung wog bis 47 kg. Doch sei erwähnt, daß die größten
Rüstungen jener Zeit für kräftig gebaute Männer unsrer Zeit erheblich zu klein sind. Durch die Rüstung war
der Reiter schwer und unbehilflich, die Pferde wegen der zu tragenden Last zum Chok unfähig und stürzten leicht im Kampf. Nach
der Einführung der Feuerwaffen kamen die Rüstungen nach und nach außer Gebrauch, da sie gegen die Kugeln
der Hakenbüchsen keine Sicherheit mehr gewährten.
L. (Raute), Gattung aus der Familie der Rutaceen, perennierende Kräuter oder Halbsträucher mit wechselständigen,
einfachen oder dreizähligen, oder ein- oder mehrfach fiederschnittigen, drüsig punktierten und stark
riechenden Blättern, gelblichen oder grünlichen Blüten in end- oder achselständigen, großen Blütenständen und etwas
fleischiger, kaum an der Spitze aufspringender, vier- oder fünflappiger Kapsel. Etwa 40 Arten in den Mittelmeerländern, West-
und Zentralasien.
[* 77] Ruta graveolensL. (Gartenraute, Weinraute) ist ein an steinigen Stellen in Südeuropa
und Nordafrika wild wachsender, in den mitteleuropäischen Gärten häufig kultivierter, vielfach verwilderter, bis 90 cm hoher
Halbstrauch mit Blüten in öfters einseitig entwickelten, gedrängten Trugdolden und gestielten, zwei- bis dreifach fiederteiligen
Blättern.
Das stark balsamisch riechende und scharf bitterlich schmeckende Kraut enthält außer bitterm Extraktivstoff
flüchtiges Öl (0,25 Proz., in den Früchten 1 Proz.) von so großer Schärfe, daß es, frisch auf die Haut
[* 78] gelegt, rotlaufartige
Entzündung auf derselben erzeugt. Es war schon bei den Alten ein hochgeschätztes Gewürz (Peganum) und Arzneimittel und galt
namentlich als Gegenmittel bei Vergiftungen mit Schierling. Auch später stand die Raute noch in hohem Ruf
als ansteckungswidriges Heilmittel und war z. B. ein Bestandteil des bekannten Pest- oder Vierräuberessigs. Den Namen Ruta (griech.
ryte) leitet man von ryomai, retten, ab. Die Blätter, welche Verdauung und Appetit befördern, in größern Dosen aber erhitzend
wirken, waren früher offizinell; sie werden jetzt meist nur noch als Hausmittel, häufiger als Küchengewürz
benutzt. Katzen
[* 79] und Ratten verabscheuen das Kraut. Ruta montanaL.¶
mehr
(Bergraute), auf trocknen, steinigen Hügeln in den Mittelmeerländern, mit vielfach zerschnittenen Blättern mit feinen,
linealischen Abschnitten und gedrängtem, unbehaartem Blütenstand,
[* 81] hat einen stärkern Geruch als die Gartenraute, ist reizend
und scharf und kann äußerlich heftige Entzündungen verursachen.
(Rautengewächse), dikotyle, etwa 700 Arten umfassende, der warmen und gemäßigten Zone angehörige
Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Terebinthinen, aromatische Holzpflanzen, seltener Kräuter, mit drüsig punktierten Blättern
und regelmäßigen, meist vier- oder fünfzähligen Blüten, die einen doppelten Staubblattkreis, einen wohl entwickelten
Blütendiskus und ein aus 2-5 Fruchtblättern gebildetes oberständiges Ovar mit epitropen Samenknospen besitzen.
Neuerdings
werden zu den Rutaceen außer den Ruteen auch die Diosmeen und Aurantieen (s. d.) gezogen.
Längenmaß zum Ausmessen der Seiten größerer Räume. Die Dezimal- oder geometrische Rute wird in 10 Teile oder
geometrische Fuß à 10 Zoll, die Duodezimal- oder gewöhnliche Rute, von gleicher Länge, aber in 12 Fuß à 12 Zoll
eingeteilt. In manchen Staaten, z. B. Mecklenburg,
[* 82] hatte die Rute 16 Fuß. Vor Einführung des metrischen Systemswar inDeutschland
fast überall die rheinländische Rute (= 3,77 m) als Normalmaß für öffentliche Arbeiten angenommen. Die Schacht- oder Schichtrute
zum Ausmessen des Inhalts des ausgegrabenen Erdreichs ist 1 Rute lang und breit und 1 Fuß hoch; die Steinrute
zum Ausmessen der Bruchsteine ist 1 Rute lang und breit und 3-4 Fuß hoch.
(Penis), das männliche Begattungsglied, welches den Samen
[* 83] entweder in einer äußern Rinne oder in seinem Innern
birgt und in die weiblichen Geschlechtswerkzeuge einführt. Bei den Tieren ist sie in sehr verschiedener
Form und Größe entwickelt, mitunter doppelt vorhanden, zuweilen mit Stacheln versehen, oft hornig, vielfach aber im Ruhezustand
weich, dagegen während der Verwendung durch Blutzufluß geschwollen und härter. Letzteres ist der Fall bei den Wirbeltieren,
wo die eine Ausstülpung der Kloakenwand darstellt.
Sie fehlt hier den Fischen, ist bei den Amphibien nur durch eine Warze angedeutet, auch bei den Vögeln mit
Ausnahme der Strauße und Schwimmvögel
[* 84] kaum vorhanden, dagegen bei manchen Reptilien, noch mehr aber bei den Säugetieren gut
entwickelt. Unter letztern dient sie nur bei den Schnabeltieren einfach zur Fortleitung des Samens, ist dagegen
bei allen übrigen zu einem langen Rohr umgestaltet, welches in seinem Innern die Harnröhre, mit ihr also auch den Ausführungsgang
der Hoden, enthält und für die Einführung in die weibliche Scheide durch besondere Vorrichtungen gesteift werden kann. Es
finden sich nämlich in ihr zwei eigne Schwellkörper (corpora cavernosa penis) und zwei meist verschmolzene
Harnröhrenschwellkörper (corpora cavernosa urethrae), d. h. schwammige Gebilde, welche sich
durch starken Blutandrang ausdehnen und prall füllen können.
Besondere Muskeln
[* 85] befestigen die Rute und vermögen sie in die Höhe zu heben. Bei den meisten Säugetieren liegt sie im Ruhezustand
unter der Haut und mündet am Nabel aus, bei andern hingegen hängt sie frei zwischen den Schenkeln herab
(Fledermäuse, Affen,
[* 86] Mensch). Die Haut setzt sich bis nahe zur Spitze der Rute fort und bildet dort um das häufig verdickte Ende
derselben, die Eichel (glans penis), eine doppelte, zurückschlagbare Bedeckung (Vorhaut, praeputium). BeimMenschen (s. Tafel
»Eingeweide
[* 87] des
Menschen II«,
[* 80]
Fig. 3) ist sie im schlaffen Zustand 9-11, im aufgerichteten
(erigierten) meist 21 cm lang und 27, resp. 45 mm dick, doch wechseln diese Dimensionen.
Die Harnröhre verläuft in ihr, von ihrem einheitlichen Schwellkörper (sein Hinterende ist die sogen. Harnröhrenzwiebel,
bulbus urethrae) umgeben, auf der in der Ruhelage hintern Seite. Die Vorhaut umgibt die Eichel entweder
vollständig oder unvollständig; zwischen ihren beiden Blättern wird aus den sogen. Vorhautdrüsen
(glandulae Tysonianae), die besonders bei Nagetieren stark entwickelt sind, der stark riechende Vorhauttalg (smegma praeputii)
abgesondert. Bei der Steifung (Erektion) der Rute, welche der Ergießung des Samens vorhergeht, streift sich unter normalen
Umständen die Vorhaut von der Eichel zurück.
(spr. rühtböff), ein Trouvère des 13. Jahrh., geboren um 1230, lebte unter der RegierungLudwigs IX. zu Paris,
führte ein wildes, unstetes Dasein und dichtete eine Menge leichter, lustiger Lieder und Fabliaux, in
denen er sich oft gemein und platt, doch nie unwahr zeigte. Später mischte er sich in theologische und politische Streitigkeiten
und geißelte in scharfen, energischen Satiren die Sittenlosigkeit und Anmaßung der Geistlichen und Fürsten. Seine vollsten
und wärmsten Töne aber schlug er an in den Liedern, in welchen er zum Kreuzzug und sizilischen Krieg aufforderte;
durch sie machte er sich viele hochgestellte Herren zu Freunden und brachte die Kühnheit seiner Satiren in Vergessenheit. Als er
den Tod herannahen sah, kehrte er zur Kirche zurück und dichtete viele geistliche, salbungsvolle Lieder, die zu seinen frühern
im geraden Gegensatz stehen. Seine Gedichte gab Kressner heraus (Wolfenb. 1885). Vgl. »Romania« (Juli 1874).
Christian, Reisender, geb. 1851 zu Bremen,
[* 89] studierte in Jena
[* 90] Medizin und Naturwissenschaften bei Häckel, mit
dem er auch eine Reise nach Dalmatien machte. 1877 ging er nach Südafrika,
[* 91] bereiste das Kapland bis über den Oranjefluß, Natal
und Transvaal und begab sich dann über Mauritius nach Madagaskar.
[* 92] Hier besuchte er noch 1877 verschiedene
Punkte der Nordwestküste und reiste dann quer durch die Insel nach Antananarivo, bestieg auch das Ankaratragebirge, das höchste
der Insel, und kehrte dann zur Nordwestküste zurück. Im Mai 1878 trat er eine neue Reise durch den noch
ganz unbekannten südwestlichen Teil der Insel an und gedachte über Murundava zur Ostküste zu gelangen, fand aber unterwegs
bei Beravi seinen Tod.
Moabiterin, begleitete nach dem Tod ihres Gatten ihre Schwiegermutter nach Bethlehem, heiratete hier Boas und wurde
dadurch die Stammmutter Davids.
Das gleichnamige Buch des Alten Testaments, worin dies erzählt wird, ein
idyllisches Familiengemälde, wird gewöhnlich als Anhang zum Buch der Richter (s. Richter, S. 810) betrachtet, ist aber wahrscheinlich
später entstanden.