mehr
Ausbreitung der Rußtaupilze günstig. Die vom Honigtau (s. d.) klebrigen Stellen, an welchen die Sporen leicht haften, werden besonders gern vom Rußtau überzogen.
Ausbreitung der Rußtaupilze günstig. Die vom Honigtau (s. d.) klebrigen Stellen, an welchen die Sporen leicht haften, werden besonders gern vom Rußtau überzogen.
Pilzgattung, s. Agaricus ^[= Fr. (Blätterschwamm), Pilzgattung aus der Ordnung der Hymenomyceten und der Reihe der Hutpilze, ...] III.
1) Friedrich Wilhelm, Violinspieler und Komponist, geb. zu Wörlitz bei Dessau, [* 2] studierte in Halle [* 3] die Rechte, ging aber später zur Musik über und bildete sich 1763-64 in Potsdam [* 4] unter Leitung von Franz Benda sowie später in Italien [* 5] im Verkehr mit Tartini und Pugnani im Violinspiel aus. Nachdem er 1766 nach Dessau zurückgekehrt war, fand er hier, von 1775 an als herzoglicher Musikdirektor, einen ausgedehnten Wirkungskreis bis zu seinem Tod Von seinen zahlreichen Kompositionen aller Gattungen haben zu seinen Lebzeiten namentlich die für die Bühne Beifall gefunden; einen mehr als bloß historischen Wert dürfen seine neuerdings durch Ferd. David wieder an die Öffentlichkeit gebrachten Violinsonaten beanspruchen.
Vgl. Hosäus, Fr. Wilh.
Rust (Dessau 1881).
2) Johann Nepomuk, Mediziner, geb. zu Jauernig in Österreichisch-Schlesien, studierte seit 1792 zu Wien [* 6] erst die Rechte, dann Medizin, ward 1803 Professor der Chirurgie in Krakau, [* 7] 1810 Primärwundarzt am allgemeinen Krankenhaus [* 8] in Wien, 1815 Generaldivisionschirurgus der preußischen Armee und Professor an der medizinisch-chirurgischen Militärakademie in Berlin [* 9] und begleitete noch in demselben Jahr das 4. Armeekorps nach Frankreich. 1818 ward er Professor an der Universität, 1822 Generalstabsarzt der Armee, 1829 auch Präsident des von ihm ins Leben gerufenen Kuratoriums für die Krankenhausangelegenheiten, in welchen Stellen er sich um die Chirurgie und um das ganze neuere Medizinalwesen die namhaftesten Verdienste erwarb. Rust starb auf seinem Landgut Kleutsch in Schlesien. [* 10] Er schrieb: »Helkologie« (Wien 1811, 2 Bde.; neu bearb., Berl. 1837-42);
»Arthrokakologie« (Wien 1817);
»Die ägyptische Augenentzündung« (Berl. 1820);
»Aufsätze und Abhandlungen« (Leipz. 1834-40, 3 Bde.).
Auch gab er das »Magazin für die gesamte Heilkunde etc.« (seit 1816) und das »Theoretisch-praktische Handbuch der Chirurgie in alphabetischer Ordnung« (Berl. 1830-36, 18 Bde.) heraus.
3) Wilhelm, Organist und Musikschriftsteller, geb. zu Dessau, Enkel von Rust 1),
erhielt seine Ausbildung durch Friedr. Schneider und wirkte von 1849 bis 1878 in Berlin, wo er sich namentlich als Dirigent des von ihm ins Leben gerufenen »Berliner [* 11] Bach-Vereins« auszeichnete. Im letztern Jahr folgte er einem Ruf nach Leipzig, [* 12] wo er zunächst als Organist der Thomaskirche und Lehrer am Konservatorium, 1880 aber als Kantor der Thomasschule, seit 1885 mit dem Titel eines Professors, angestellt wurde. Diese Ernennung, mit welcher er in die Reihe der berühmten Männer eintrat, die vor und nach Sebastian Bach das Thomaskantorat bekleidet haben, verdankt er wesentlich seinen Verdiensten um die Herausgabe der Werke Seb. Bachs durch die Bach-Gesellschaft, der er seit 1853 als Mitredakteur angehört.
Haupthandelsplatz von Badachschan (s. d.). ^[= Gebirgslandschaft in Zentralasien, südöstlich von Bochara, zwischen 36-38° nördl. Br. und ...]
Pascha, türk. Staatsmann, geboren in der Türkei, [* 13] aber Katholik italienischer Nationalität, trat zuerst als Dolmetsch des Marineministers in den türkischen Staatsdienst, ward dann Generalsekretär des Auswärtigen Ministeriums, 1856 Geschäftsträger in Turin, [* 14] 1860 Gesandtschaftsrat in Paris, [* 15] 1862 Gesandter in Italien, 1870 in Petersburg, [* 16] 1873 Gouverneur des Libanon und 1885 Botschafter in London. [* 17]
(Ruszter), s. Ungarweine ^[= die in Ungarn und seinen ehemaligen Nebenländern erzeugten Weine, zeigen eine außerordentliche ...] und Ruszt.
[* 18] (Ulme, Ulmus L., hierzu Tafel »Rüster«),
Gattung aus der Familie der Ulmaceen, meist ziemlich hohe Bäume oder Sträucher mit abwechselnden, aber deutlich in zwei Reihen stehenden, stets ungleichseitigen, fiedernervigen, einfach oder doppelt gesägten, kurzgestielten, meist sehr rauhen Blättern, vor den letztern erscheinenden, in Büscheln stehenden, zwitterigen Blüten und ringsum geflügelten, nußartigen, einjährigen, einsamigen Früchten. Die Feldrüster (U. campestris L., s. Tafel), ein bis 30 m hoher Baum mit ziemlich geradschaftigem Stamm, stark aufgerissener und gefurchter Rinde, breit elliptisch eiförmigen, in eine schlanke Spitze ausgezogenen, am Grund schief herzförmigen, doppelt sägeförmigen, beiderseits, namentlich auf der Oberseite, rauhen Blättern, sehr kurzgestielten Blüten in dichten Knäueln und am Rand kahlen Flügelfrüchten.
Das Holz [* 19] ist blaß fleischrot mit braunem oder braunrotem Kern und ziemlich breitem, gelbweißem Splint; es ist grob, aber ziemlich glänzend, hart, spaltet schwer, aber glatt und ist sowohl an der Luft als unter Wasser dauerhaft. Die Feldrüster gedeiht am besten auf frischem Auenboden, steigt bei uns im Gebirge bis 800 m und verbreitet sich von Sizilien [* 20] bis 66° nördl. Br., auch in Nordasien. Sie wölbt ihre Krone erst im Alter von 50-60 Jahren ab, erreicht eine Höhe von mehr als 30 m und ein Alter von mehreren hundert Jahren.
Sie besitzt in allen Teilen ein ungemein starkes Ausschlagvermögen, leidet von Krankheiten und Feinden wenig und wird erst im hohen Alter gipfeldürr. An manchen Rüstern bemerkt man an den Zweigen stark hervortretende Korkflügel, und derartige Rüstern hat man als besondere Art, Korkrüster (U. suberosa Ehrh.), aufgefaßt, während andre Botaniker die Artverschiedenheit in Abrede stellen. Die Rüster neigt überhaupt zur Varietätenbildung, und man kultiviert zahlreiche Formen desselben.
Ebenso stark variiert die Waldrüster (U. scabra Mill.), in Mitteleuropa und Schweden, [* 21] mit glatterm Stamm, größern, rundlichen, zugespitzten, am Grund breit geöhrten, auf der Oberfläche oft steifhaarigen, unterseits zuerst weichhaarigen, in der Regel kürzer gestielten Blättern mit scharfen, übergebogenen Doppelzähnen und sehr reichlichem Samenansatz. Von Formen dieser Art sind in neuester Zeit die meisten Anpflanzungen gemacht worden. Die Flatterrüster (Bastrüster, U. laevis Pall., U. effusa Willd., s. Tafel), 10-30 m hoher Baum, mit oberflächlich rissigem Stamm, sehr ungleichseitigen, länglichen und zugespitzten, oberseits glatten und unbehaarten, unterseits kurzhaarigen Blättern, langgestielten Blüten und ungleich langgestielten Früchten mit bewimpertem Rand, wächst in Europa [* 22] bis zum Ural und im nördlichen Orient und ist als Waldbaum besonders heimisch in den Rhein-, Donau- und Elbniederungen, vorzüglich im Flachland.
Die Ulmen gehören zu den schönsten Zierbäumen und sind von malerischer Wirkung, unter günstigen Verhältnissen sind sie auch sehr raschwüchsig. Sie waren schon im Altertum, besonders bei den Römern, sehr beliebt; man benutzte sie namentlich, um den Weinstock daran emporranken zu lassen. Das Holz wird von Wagnern, Drechslern, Maschinen- und Mühlenbauern und von Instrumentenmachern sehr geschätzt und das Korkrüsterholz ziemlich allgemein weit vorgezogen; besonders wertvoll ist die Ulmenmaser (zu Gewehrschäften, Ulmer Pfeifenköpfen). An Brennwert steht es dem Buchenholz wenig nach und wird der Eiche gleichgestellt; Rüsterbast ist feiner und gefügiger als Lindenbast. Das Laub ist gutes Schaf- und Rindviehfutter. Die früher ¶
1. Blühender Zweig der Feldrüster (Ulmus campestris).
3. Durchschnitt derselben.
4. Vorjähriger Trieb mit Fruchtbüscheln.
5. Vergrößerte Frucht im Durchschnitt.
6. Trieb mit Laubknospen.
7. Blühende Triebspitze der Flatterrüster (U. laevis).
8. Einzelne Blüte.
9. Stempel.
10. Vorjähriger Trieb mit Fruchtbüscheln.
11. Trieb mit Blüten- und Laubknospen. ¶
offizinelle innere Ulmenrinde wurde als adstringierendes Mittel benutzt. Die Rüstern verdienen Anbau und Pflege in den Wäldern, der aber nur lohnend ist, wo frische Standorte und guter Boden zur Verfügung stehen. Sie machen größere Ansprüche als selbst die Eichen. In reinen Beständen läßt sich die Rüster nicht erziehen; als Mischholz im Hochwald, als Oberholz im Mittelwald ist sie dagegen wohl geeignet, den Waldertrag zu heben. Sie schlägt lebhaft vom Stock aus, treibt auch Wurzelbrut und ist deshalb auch im Niederwald wohl verwendbar.
Zur Aussaat sammelt man den Rüstersamen Anfang Juni, wo er die Reife erlangt hat, und säet ihn sofort auf tief umgegrabenes, glatt geharktes Land im Saatkamp aus (pro Ar etwa 1,5 kg). Der Same wird nicht mit Erde bedeckt, sondern nur schwach übersiebt und stark angegossen. Freisaaten im Wald empfehlen sich nicht. Will man die in Laubholzverjüngungsschläge oder Mittelwaldschläge einbringen, so verpflanzt man sie im 3.-5. Jahr aus dem Saatkamp; sie verträgt das Verpflanzen bis zur Heisterstärke leicht.
Auch durch Absenker (Ableger) läßt sie sich leicht verjüngen, ein Verfahren, welches besonders in Holland angewendet wird. Man biegt die einjährigen Stockausschläge (im Herbst) vorsichtig nieder, legt sie in Rinnen von etwa 0,25 m Tiefe, füllt die Rinnen unten mit Komposterde, oben mit dem ausgehobenen Boden zu und tritt sie fest an. Die Zweigspitzen läßt man 1,3 m hoch frei hervorstehen und richtet sie möglichst gerade in die Höhe. Schon im darauf folgenden Herbst können die Absenker, welche sich bis dahin gut bewurzelt haben, vom Mutterstamm getrennt und verpflanzt werden. Gewöhnlich werden sie hierbei gestummelt (über dem Wurzelknoten schräg abgeschnitten), damit sie einen geraden und schlanken Stamm treiben.
s. Blattläuse. ^[= (Pflanzenläuse, Aphidina Burm.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Halbflügler, kleine Tiere ...]
s. Borkenkäfer. ^[= (Bostrichidae Erichs.), Käferfamilie aus der Gruppe der Kryptopentameren, den Rüsselkäfern ...]
Heinrich von, Maler, geb. zu Werl in Westfalen, [* 26] bezog 1828 die Akademie zu Düsseldorf, [* 27] siedelte 1836 nach Frankfurt [* 28] a. M. über und unternahm von dort aus Studienreisen nach Wien und Ungarn, [* 29] später nach Dresden, [* 30] Berlin, Frankreich und England. 1845 wurde er Professor an der Kunstschule in Stuttgart [* 31] und Inspektor der württembergischen Staatsgalerie. 1887 gab er seine Lehrthätigkeit auf. hat Historien- und Genrebilder, Landschaften und Porträte [* 32] gemalt und darin eine anerkennenswerte Geschicklichkeit in der Anordnung und Ausführung, fleißiges Studium und lebendigen Sinn für Charakteristik bewährt. Von seinen zahlreichen Gemälden sind das Gebet beim Gewitter und die Überschwemmung (Berliner Nationalgalerie), Herzog Alba [* 33] im Schloß zu Rudolstadt [* 34] (Galerie zu Stuttgart), Überführung der Leiche Kaiser Ottos III. nach Deutschland [* 35] und Friedrich II. und sein Hof [* 36] in Palermo [* 37] hervorzuheben. hat sich auch als Dichter bekannt gemacht. Einem Band [* 38] lyrischer Gedichte (Frankf. a. M. 1845) folgten die historischen Dramen: »Filippo Lippi« (das. 1852),
»Attila« (das. 1853),
»Konrad Widerhold« (das. 1856),
»Kaiser Ludwig der Bayer« (das. 1860) und »Eberhard im Bart« (das. 1863) sowie die zum Teil humoristischen »Reime und Träume im Dunkelarrest« (Stuttg. 1876).
(bäurisches Werk, Bossenwerk, Bossage, Opus rusticum), Mauerwerk aus Quadern mit bearbeiteten Lager- und Stoßfugen, deren Stirnflächen (sichtbare Flächen) nicht oder nur roh bearbeitet sind, wurde zuerst von den Römern zu Bauteilen, welche einen derben, kräftigen Eindruck machen sollen, wie zu Sockeln und Unterbauten überhaupt verwandt. Erst in der spätrömischen und Renaissancezeit versah man die Außenflächen der Quader mit einem Kantenschlag a (s. Figur), während man den mittlern Teil nur spitzte oder körnelte; ja, man ging allmählich zu einer förmlichen Profilierung (b) des Randes der einzelnen Quader über und verwandte dieselben nicht nur zur Bekleidung ganzer Geschosse, [* 39] sondern auch von Pilastern und Säulen. [* 40] Zu Anfang der Renaissanceperiode hat besonders Brunellesco diese Mauerverkleidung an mehreren Palästen zu Florenz [* 41] in der Absicht angewandt, denselben den kastellartigen Charakter des Mittelalters zu wahren. Später ist man sogar zur Herstellung künstlicher, sogen. Bossenquadern oder Buckelsteine durch Bewurf übergegangen, wobei man um die Quaderkanten die verschiedensten Profile zog.
figulines (spr. rüstik figülihn), franz. Bezeichnung für Palissyschüsseln (s. d.).
(lat.), bäurisches Wesen, Plumpheit.
Sammlung alter, merkwürdiger Waffen [* 42] und Kriegsgeräte, besonders in Schlössern und in fürstlichen Residenzen;
auch s. v. w. Zeughaus.
Rüstmeister, ehemals Waffenverwalter einer Truppe, eines Fähnleins.
1) Wilhelm, Militärschriftsteller, geb. zu Brandenburg, [* 43] ward 1840 Leutnant im preußischen Ingenieurkorps. 1848 in Posen [* 44] wegen der Broschüre »Der deutsche Militärstaat vor und während der Revolution« (2. Aufl., Zürich [* 45] 1851) vor ein Kriegsgericht gestellt, entfloh er (Juni 1850), trat in eidgenössische Dienste [* 46] und ward dort 1856 Major im Generalstab, lebte meist in Riesbach bei Zürich und ging 1860 als Generalstabschef zu Garibaldi nach Sizilien.
Nach dem Krieg nach Zürich zurückgekehrt, ward er 1870 Oberst, lebte jedoch ausschließlich litterarischen Arbeiten und starb durch eigne Hand [* 47] Der fruchtbarste Militärschriftsteller des 19. Jahrh., schrieb er: »Geschichte des griechischen Kriegswesens« (mit Köchly, Aarau [* 48] 1852; Suppl. 1854-55);
»Der Krieg von 1805 in Deutschland und Italien« (Frauenf. 1853; 2. Aufl., Zürich 1859);
»Heerwesen und Kriegführung Julius Cäsars« (Gotha [* 49] 1855; 2. Aufl., Nordh. 1862);
»Der Angriff auf die Krim [* 50] und der Kampf um Sebastopol« [* 51] (Frauenf. 1854);
»Der Krieg gegen Rußland« (Krimfeldzug, Zürich 1855-56, 2 Bde.);
»Der Krieg und seine Mittel« (Leipz. 1856);
»Die Feldherrenkunst des 19. Jahrhunderts« (Zürich 1857, 3. Aufl. 1877);
»Geschichte der Infanterie« (Gotha 1857-1858, 2 Bde.; 3. Ausg., Leipz. 1884);
»Allgemeine ¶
Taktik« (Zürich 1858, 2. Aufl. 1868);
»Militärische Biographien: David, Xenophon, Montluc« (das. 1858);
»Militärisches Handwörterbuch« (das. 1859; Nachtrag 1868);
»Geschichte des ungarischen Insurrektionskriegs 1848-49« (das. 1860-61, 2 Bde.);
»Der italienische Krieg von 1848-49« (das. 1862);
»Annalen des Königreichs Italien 1861-63« (das. 1864, 4 Tle.);
»Der italienische Krieg von 1859« (das. 1859, 3. Aufl. 1860);
»Der italienische Krieg von 1860« (das. 1861);
»Erinnerungen aus dem italienischen Feldzug 1860« (Leipz. 1861, 2 Bde.);
»Die Lehre [* 53] vom neuern Festungskrieg« (das. 1860, 2 Bde.);
»Die Lehre vom Gefecht« (Zürich 1864);
»Die Lehre vom kleinen Krieg« (das. 1864);
»Der deutsch-dänische Krieg 1864« (das. 1864);
»Die ersten Feldzüge Bonapartes in Italien und Deutschland 1796 und 1797« (das. 1867);
»Geschichte Julius Cäsars von Kaiser Napoleon III., kommentiert« (Stuttg. 1866-67);
»Der Krieg von 1866 in Deutschland und Italien« (2. Aufl., Zür. 1867);
»Die Grenzen [* 54] der Staaten, militärisch-politische Untersuchung« (das. 1868);
»Der Krieg um die Rheingrenze 1870« (das. 1870-71);
»Strategie und Taktik der neuesten Zeit« (das. 1872-75, 3 Bde.);
»Kriegspolitik und Kriegsgebrauch« (das. 1876);
»Der Krieg in der Türkei 1875 und 1876« (das. 1877);
»Der orientalische Krieg in seiner neuesten Phase« (das. 1877);
»Der Cäsarismus« (das. 1878).
Die Werke der letzten Jahre, die den Ereignissen unmittelbar folgten, sind nicht frei von Irrtümern und von Gehässigkeiten namentlich gegen Deutschland, sonst zeigt Rüstow überall eine seltene Schärfe des Urteils und die Gabe klarer Darstellung.
2) Alexander, Bruder des vorigen, geb. war 1866 Abteilungskommandeur im 3. preuß. Feldartillerieregiment, kämpfte bei Gitschin und Königgrätz, [* 55] starb schwerverwundet in Horzitz. Er schrieb: »Der Küstenkrieg« (Berl. 1849).
3) Cäsar, jüngster Bruder der vorigen, geb. Infanterieoffizier, Gewehrtechniker, längere Zeit Lehrer an der Divisions-, später Kriegsschule zu Erfurt, [* 56] 1862 im Generalstab, fiel als Major im 15. Infanterieregiment bei Dermbach. Er schrieb: »Leitfaden durch die Waffenlehre« (2. Aufl., Erfurt 1855),
»Das Minié-Gewehr« (Berl. 1855);
»Die neuern gezogenen Infanteriegewehre« (2. Aufl., Darmst. 1862) und »Die Kriegshandfeuerwaffen« (Berl. 1857-64, 2 Bde.).
alte Landschaft im Großherzogtum Oldenburg, [* 57] westlich vom Jadebusen, zum Teil durch große Überschwemmung 1511 verschlungen, kam 1575 nach dem Aussterben der Häuptlinge von Rüstringen und Jever (s. d.) an Oldenburg.
(bulgar. Russe), Kreishauptstadt in Bulgarien, [* 58] an der Mündung des Lom in die Donau, Giurgewo gegenüber, zum Teil auf dem Lößplateau in schöner Umgebung hoch gelegen, an der Eisenbahn Rustschuk-Warna, hat 29 Moscheen, 2 bulgarische, eine griechische, eine kath. Kirche, 4 bulgarische, eine katholische, eine jüdische und eine Missionsschule, 2 Buchhandlungen und eine bulgarische Zeitung. Unter den Industriezweigen sind Tischlerei, Gold- und Silberschmuckfabrikation, Schuhmacherei und Schneiderei von Belang; berühmt sind die dortigen schwarzen Thongefäße. Rustschuk betreibt lebhaften Handel, der in den letzten Jahren dadurch sehr emporblühte, daß Galatz als Freihafen aufgehoben wurde, und zählt (1887) 27,198 Einw. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls.
Die Befestigungen sind jetzt dem Verfall überlassen. ist als Übergangspunkt über die Donau von strategischer Wichtigkeit und war schon in den Römerzeiten, wo es Prista hieß, befestigt. In den russisch-türkischen Kriegen von 1773 bis 1790 fielen hier mehrere Gefechte vor, ebenso 1809-10, in welch letzterm Jahre Rustschuk durch Kapitulation 27. Sept. in die Hände der Russen fiel. Am mußten letztere die Stadt räumen, wobei sie die Werke derselben schleiften. Am wurden daselbst die Präliminarien des Friedens von Bukarest [* 59] abgeschlossen.
Die zwischen Rustschuk und Giurgewo in der Donau liegenden Inseln Radowan, Tscharoi und Mokan waren, von den Russen mit Batterien und Schanzen versehen, im russisch-türkischen Krieg von 1853 und 1854 mehreremal Kriegsschauplatz. 1877 war ein Hauptstützpunkt der türkischen Armee im östlichen Bulgarien und wurde im Februar 1878 nach vorausgegangener Beschießung von derselben geräumt. Hier Militäraufstand, der von den Regierungstruppen niedergeschlagen wurde.
[* 60] (hierzu Tafel »Rüstungen und Waffen«),
eine Bekleidung zum Schutz gegen Verwundungen und hierin gleichbedeutend mit Panzer. Schon die Krieger der ältesten Kulturvölker schützten einzelne Körperteile, namentlich den Kopf und die Brust, durch Helm und Küraß. Assyrische und chaldäische Soldaten trugen (710 v. Chr.) einen hemdartigen Panzer, dessen Metallschuppen auf Büffelhaut genäht waren, bei den Leichtbewaffneten bis zur Hüfte, bei den Schwerbewaffneten, auch Hals und Oberarm bedeckend, bis zu den Füßen reichend.
Beinschienen bedeckten die Vorderseite des Beins bis zum Knie. Die Reiter trugen ein Maschenpanzerhemd mit Hinterschiene und kurzer Rüsthose, wie die deutschen Ritter des Mittelalters. In Ägypten [* 61] kommen neben Brustschienen Panzerhemden aus Bronzeschuppen von 20 bis 25 cm Größe schon um 1000 v. Chr. vor. Ebenso waren solche Schuppenpanzer bei den Parthern, Persern und Sarmaten gebräuchlich. Die Griechen trugen um diese Zeit schon bronzene Brust- und Rückenpanzer, je aus Einem Stück geschmiedet oder aus dachziegelförmigen Schiebeplatten bestehend, und Beinschienen (Knemiden) an beiden Beinen, gleich den Etruskern.
Bei den Römern trugen die Veliten (leichtbewaffnete Infanterie) gleich den Samnitern und den wie sie gerüsteten Gladiatoren [* 62] am linken, die Schwerbewaffneten (hastati) am rechten, dem beim Kampf vorgesetzten Bein die Beinschienen (ocreae). Der Schuppenpanzer (lorica, s. d. Art. mit Abbild.) bestand aus Schuppen von Metall, Knochen [* 63] oder Horn, nach Form der Fisch- (rund) oder Schlangenschuppen (rautenförmig) oder der Vogelfedern, die auf Leder oder Leinwand mit Lederriemen oder Draht [* 64] befestigt waren, und bedeckte außer Brust und Rücken auch Bauch, [* 65] Hüften und die Schultern.
Die Kataphrakten, schwerbewaffnete Reiter, waren ganz, bis zu den Füßen und Händen, auch ihr Pferd [* 66] ganz mit einem Schuppenpanzer bekleidet. Ein aus biegsamen breiten Stahlbändern zusammengesetzter, Taille und Schultern bedeckender Panzer, den Körperbewegungen sich anschmiegend, wurde zur Kaiserzeit von den Legionssoldaten, Reitern wie Fußvolk, getragen. Daneben gab es für die Heerführer, Konsuln, Imperatoren etc., Prunkrüstungen, welche, aus Eisenblech gehämmert und zusammengeschmiedet, dem Körper angepaßt und mit Reliefs, Vergoldung und sonstigen Zieraten versehen waren (s. Tafel, [* 52] Fig. 7). Zur Zeit der Republik trugen die Hastati Kettenpanzer, auf Leder genähte Ketten, die aus kleinen Metallringen zusammengesetzt waren. Die deutschen und fränkischen Ritter trugen im 8. Jahrh. eine aus gepolsterter Leinwand oder Leder gefertigte, mit aufgenähten eisernen Ringen, ¶
1. Ritterdegen des P. P. Rubens 1630 (beim Grafen van der Stegen in Löwen). [* 68] - 2. Morion. Ital. Arbeit. 16. Jahrh. (Schloß Pierrefonds). - 3. Schwertgriff. 16. Jahrh. (Paris, Samml. Spitzer). - 4. Sturmhaube Philipps II. von Spanien. [* 69] Ital. Arbeit des 16 Jahrh. (Armeria zu Madrid). [* 70] - 5. Schwert des Cesare Borgia (im Besitz des Herzogs von Sermoneta). - 6. Damaszierter, halb vergoldeter Helm. 16. Jahrh. (Paris). - 7. Röm. Brustpanzer. Nach einer Statue des Germanicus im Lateranmuseum zu Rom. [* 71] - 8. Rundschild. 16. Jahrh. (Zeughaus zu Berlin). - 9. Brustplatte mit Achselstücken von einer Knabenrüstung Philipps III. von Spanien. Florent. Arbeit. Ende des 16 Jahrh. (Armeria zu Madrid). - 10. Sturmhaube. 16 Jahrh. (Paris, Sammlung Stein). - 11. Oriental. Rundschild (Sammlung zu Zarskoje Selo, Rußland). - 12. Rüstung. Ital. Arbeit des 16. Jahrh. (Paris, Spitzer). - 13. Getriebener Schild. [* 72] Zeit Heinrichs II. von Frankreich (Paris). - 14, 15. Handbarten (Streitbeile) des 16. Jahrh. (Dresden, Historisches Museum). ¶
Ketten, Metallplatten oder dicken, vernieteten Nagelköpfen häufig gitterförmig besetzte ärmellose Panzerjacke (Brünne, Brunnika oder Haubert genannt), die bis zur Hüfte reichte und mehrere Jahrhunderte lang noch von unbemittelten Edelleuten und Schildknappen getragen wurde, während vom Ende des 10. Jahrh. an der Ritter ein derartiges bis zum Knie reichendes Panzerhemd trug, dessen Ärmel anfänglich am Ellbogen aufhörten; später waren Rüstärmel und Rüsthosen mit demselben fest verbunden; ebenso saß eine Art Nacken und Kopf bedeckender Kapuze, Kamail, auch Helmbrünne genannt, daran.
Ein aus mehreren Lagen gepolsterten und gesteppten Zeugs gefertigtes Wams, rautenförmig mit Lederstreifen, von aufgesetzten Ringen oder breitköpfigen Nägeln zusammengehalten (gegittertes Panzerhemd), benäht, war im Norden [* 74] gebräuchlich. Die langen Panzerhemden hießen großer Haubert, zum Unterschied von der Panzerjacke, dem kleinen Haubert. Die Schuppenpanzer dieser Zeit wurden Jazerans oder Korazuns genannt. Aber schon vor dem 11. Jahrh. war in Mitteleuropa und im Norden das Maschenpanzerhemd, der Ringelpanzer, der geringelte Haubert mit Ringelkapuze oder ganze Brünne bekannt (s. Tafel »Kostüme [* 75] I«, [* 76] Fig. 11 u. 12). Da die Ringe geschmiedet und genietet waren (es sind Reste solchen Panzers gefunden, deren Ringe nur 5 mm Durchmesser haben!), so gehörten die Ringelpanzer jener Zeit zu den kostbaren Rüstungen wohlhabender Ritter, und erst nach Erfindung des Drahtziehens (1306 durch Rudolf von Nürnberg) [* 77] wurden sie allgemeiner und so dicht gefertigt, daß die Miserikordia und der Panzerbrecher (s. Dolch) [* 78] nicht hindurchdringen konnten.
Sie wurden in Frankreich über einem gesteppten Leder- oder Zeugwams, dem Gambesson (daher in Deutschland »Gambeis«),
getragen. Über dem 25-30 Pfd. schweren Ringelpanzer trug der Ritter einen aus leichtem Stoff gefertigten und mit dem Wappen [* 79] oder andern Merkzeichen gestickten Waffenrock. Auf dem Kopf trug der Ritter zunächst eine gepolsterte Zeugmütze, die Wattenkappe, Harnaschkappe oder Gugelhaube (Kugelhaube), deren dem heutigen Baschlik ähnliche Enden um den Hals geschlungen wurden. Die Gugelhaube war in der Regel das Geschenk einer Dame, von dieser in den ihrem Geschmack entsprechenden Farben geziert, daher es später bei den Rittern Gebrauch wurde, diese »Farben der Dame« frei zu tragen und auf den Schild zu übertragen. So ging aus der Gugelhaube die in der Wappenkunde so bedeutungsvolle Helmdecke (lambrequin) hervor. Sie steht in gewisser Beziehung zu der Zindelbinde, die ursprünglich zur Befestigung des »Kleinods« (cimier, daher »Ziemierde«) auf dem Helm diente, später aber als Liebespfand nur um das Kleinod oder den Helm geschlungen mit flatternden Enden getragen wurde. Über der Wattenkappe wurde dann häufig die Ringelkapuze (Maschenkappe), unter
Fig. 2. Deutscher Harnisch aus der Zeit Maximilians I.
a Helm
b Visier
c Kinnstück
d Kehlstück
e Nackenschirm an demselben
h Rückenstück
i Vorder- und Hinterschurz
l Federstifte zum Festhalten der Achselstücke
m Ränder der Achselstücke
n Armzeug, Ober- und Unterarmschienen
o Ellbogenstücke (Ellbogenkacheln)
p Rüsthandschuhe mit Stulpen
q Rüsthaken zum Einlegen der Lanze
r Schenkelstücke (Dielinge oder Diechlinge
t Beinschienen (Beinröhren)
u Schienenschuhe (Bärenfüße)
v Panzerhemd (Ringelpanzer)] ¶
oder über dieser die kleine Kesselhaube, die Hirnkappe, getragen, hierüber kam dann für den Kampf noch der Topfhelm (s. Helm, mit Abbildung). In Italien war bis zum 16. Jahrh. die Brigantine, eine Schuppenpanzerjacke, so genannt, weil sie auch zum Schutz gegen den Dolch der Banditen diente, gebräuchlich. Gegen Ende des 13. Jahrh. wurden Arme und Beine durch Platten von Stahl, auch die Brust mit einer solchen Rüstung bedeckt, woraus sich im Lauf des 14. Jahrh. die Plattenrüstung entwickelte, so daß um 1360-1370 die ganze Blechhülle des geharnischten Ritters vollendet war.
Eine vollständige Plattenrüstung (s. die Textfiguren 1 u. 2, S. 101, mit Erklärung der einzelnen Teile) bestand in ihrer höchsten, am Anfang des 16. Jahrh. erreichten Entwickelung aus folgenden Teilen: Den Hals schützte die mit dem Helm verbundene, aus mehreren übereinander greifenden Querschienen bestehende Halsberge. Mit der Halsberge hingen die Achselstücke zusammen; an welche sich vorn und hinten gerundete Platten anschlossen, die Vorder- und Hinterflüge. Da der rechte Vorderflug zum Einsetzen der Lanze etwas kürzer war, schützte man die Achselhöhle durch eine mit einem spitzen Stachel versehene Platte, die Schwebscheibe.
Die Armschienen bestanden aus dem Ober- und Unterarmzeug und den sie verbindenden, beweglichen Ellbogenkacheln oder Mäuseln. Die Hände wurden durch eiserne Handschuhe, die Henzen, mit mehr oder minder gegliederten Fingern geschützt, die oft sehr künstlich zu bewegen waren, wie die noch vorhandene »eiserne Hand« des Götz von Berlichingen beweist. Brust- und Rückenstück des Harnisches waren meist aus je einem Stück geschmiedet und durch Riemen miteinander verbunden.
Eine besondere Art aus Schienen zusammengesetztes Bruststück des Harnisches nannte man wegen seiner Gestalt Krebs. [* 81] Vom Harnisch fiel zu beiden Seiten über die Oberschenkel ein aus Querschienen bestehender, beweglicher Schurz herab, den man Leib- und Hinterreifen nannte. Die Bedeckung der Beine zerfiel wie die der Arme in drei Hauptteile: die Oberschenkeldecke (Beintaschen oder Diechlinge), die Kniekachel (genouillière) oder -Kapsel und die Beinröhren oder Beinschienen für die Unterschenkel.
Daran waren die Eisenschuhe befestigt, die etwa seit 1490 vorn stumpf waren (Bärenfüße). Mit Ausnahme des Harnisches, der immer schwerer zum Widerstand gegen die Feuerwaffen aus Eisen [* 82] geschmiedet wurde, fertigte man im Lauf des 16. Jahrh. alle Teile der Rüstung aus beweglichen Schienen. Bis gegen die Mitte des 16. Jahrh. wurde die Rüstung ganz aus poliertem Stahl, sogen. lichten Eisen, gefertigt. Die erste Hälfte dieses Jahrhunderts war zugleich die höchste Blüte der Plattner- oder Harnischmacherkunst. Die Plattner versahen Helme und [* 83] Harnische mit den kunstvollsten figürlichen und ornamentalen Darstellungen in getriebener Arbeit und dekorierten das lichte Eisen durch Gravieren, Niellieren, Tauschieren, Vergolden, Ätzen und Bohren des Metalls. Für solche Prachtrüstungen (s. Tafel, [* 80] Fig. 9 u. 12) zeichneten die Plattner entweder selbst die Entwürfe, oder sie ließen sie sich von Malern anfertigen. Nürnberg, Augsburg, [* 84] München [* 85] und Innsbruck [* 86] waren in Deutschland die Hauptstätten der Plattnerkunst. - Die Rüstung der Pferde, [* 87] der Roßpanzer, war wie die des Ritters ursprünglich aus Leder, dann aus Kettengeflecht, bis das Streitroß gegen Ende des 15. Jahrh. ebenfalls mit einer vollständigen Plattenrüstung in die Schlacht ging.
Sie bestand aus sechs Hauptteilen, dem Kopf-, Hals-, Bruststück, den beiden Seitenstücken und dem Hinterstück. Die Beine blieben unbewehrt. In Deutschland wurde die Rüstung der Pferde erst durch Maximilian I. eingeführt. Zu Turnieren trug der Ritter häufig über der Rüstung einen Waffenrock aus Samt oder Seide [* 88] in den Farben seiner Dame, der durch einen schmalen Gürtel [* 89] zusammengehalten wurde, während ein breiter, reichverzierter Gurt, der Rittergürtel, links das Schwert, rechts den Dolch trug.
Die Halsberge legte der Ritter zuerst an, weil an ihr der Harnisch mit Riemen befestigt wurde. Im übrigen begann das Anlegen der an den Füßen, wozu der Ritter der Hilfe des Knappen bedurfte. Der Helm machte den Schluß. Er war mit einem Falz [* 90] versehen, und dieser verband ihn direkt mit der Halsberge oder dem Ringkragen, so daß der Kopf seitlich bewegt werden konnte. Ferner hatte er Kinnstück und Nackenschirm, ersteres wurde mit einem Haken an der Halsberge befestigt und hielt so den Helm.
Kinnstück, Mundstück und Visierstück wurden gemeinschaftlich durch eine Schraube am Helm gehalten und unter sich durch Haken befestigt. Die Unterlassung dieses Einhakens bei einem Turnier kostete Heinrich II., König von Frankreich, das Leben. Eine vollständige Rüstung wog bis 47 kg. Doch sei erwähnt, daß die größten Rüstungen jener Zeit für kräftig gebaute Männer unsrer Zeit erheblich zu klein sind. Durch die Rüstung war der Reiter schwer und unbehilflich, die Pferde wegen der zu tragenden Last zum Chok unfähig und stürzten leicht im Kampf. Nach der Einführung der Feuerwaffen kamen die Rüstungen nach und nach außer Gebrauch, da sie gegen die Kugeln der Hakenbüchsen keine Sicherheit mehr gewährten.
königl. Freistadt im ungar. Komitat Ödenburg, [* 91] am Westufer des Neusiedler Sees, hat 3 Kirchen, ein Spital, (1881) 1403 meist deutsche Einwohner und vorzüglichen Weinbau (vgl. Ungarweine).
L. (Raute), Gattung aus der Familie der Rutaceen, perennierende Kräuter oder Halbsträucher mit wechselständigen, einfachen oder dreizähligen, oder ein- oder mehrfach fiederschnittigen, drüsig punktierten und stark riechenden Blättern, gelblichen oder grünlichen Blüten in end- oder achselständigen, großen Blütenständen und etwas fleischiger, kaum an der Spitze aufspringender, vier- oder fünflappiger Kapsel. Etwa 40 Arten in den Mittelmeerländern, West- und Zentralasien. [* 92] Ruta graveolens L. (Gartenraute, Weinraute) ist ein an steinigen Stellen in Südeuropa und Nordafrika wild wachsender, in den mitteleuropäischen Gärten häufig kultivierter, vielfach verwilderter, bis 90 cm hoher Halbstrauch mit Blüten in öfters einseitig entwickelten, gedrängten Trugdolden und gestielten, zwei- bis dreifach fiederteiligen Blättern.
Das stark balsamisch riechende und scharf bitterlich schmeckende Kraut enthält außer bitterm Extraktivstoff flüchtiges Öl (0,25 Proz., in den Früchten 1 Proz.) von so großer Schärfe, daß es, frisch auf die Haut [* 93] gelegt, rotlaufartige Entzündung auf derselben erzeugt. Es war schon bei den Alten ein hochgeschätztes Gewürz (Peganum) und Arzneimittel und galt namentlich als Gegenmittel bei Vergiftungen mit Schierling. Auch später stand die Raute noch in hohem Ruf als ansteckungswidriges Heilmittel und war z. B. ein Bestandteil des bekannten Pest- oder Vierräuberessigs. Den Namen Ruta (griech. ryte) leitet man von ryomai, retten, ab. Die Blätter, welche Verdauung und Appetit befördern, in größern Dosen aber erhitzend wirken, waren früher offizinell; sie werden jetzt meist nur noch als Hausmittel, häufiger als Küchengewürz benutzt. Katzen [* 94] und Ratten verabscheuen das Kraut. Ruta montana L. ¶
(Bergraute), auf trocknen, steinigen Hügeln in den Mittelmeerländern, mit vielfach zerschnittenen Blättern mit feinen, linealischen Abschnitten und gedrängtem, unbehaartem Blütenstand, [* 96] hat einen stärkern Geruch als die Gartenraute, ist reizend und scharf und kann äußerlich heftige Entzündungen verursachen.
(Rautengewächse), dikotyle, etwa 700 Arten umfassende, der warmen und gemäßigten Zone angehörige Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Terebinthinen, aromatische Holzpflanzen, seltener Kräuter, mit drüsig punktierten Blättern und regelmäßigen, meist vier- oder fünfzähligen Blüten, die einen doppelten Staubblattkreis, einen wohl entwickelten Blütendiskus und ein aus 2-5 Fruchtblättern gebildetes oberständiges Ovar mit epitropen Samenknospen besitzen.
Neuerdings werden zu den Rutaceen außer den Ruteen auch die Diosmeen und Aurantieen (s. d.) gezogen.
Vgl. Engler, Rutaceae, in Martius' »Flora brasiliensis«, Heft 65.
Längenmaß zum Ausmessen der Seiten größerer Räume. Die Dezimal- oder geometrische Rute wird in 10 Teile oder geometrische Fuß à 10 Zoll, die Duodezimal- oder gewöhnliche Rute, von gleicher Länge, aber in 12 Fuß à 12 Zoll eingeteilt. In manchen Staaten, z. B. Mecklenburg, [* 97] hatte die Rute 16 Fuß. Vor Einführung des metrischen Systems war in Deutschland fast überall die rheinländische Rute (= 3,77 m) als Normalmaß für öffentliche Arbeiten angenommen. Die Schacht- oder Schichtrute zum Ausmessen des Inhalts des ausgegrabenen Erdreichs ist 1 Rute lang und breit und 1 Fuß hoch; die Steinrute zum Ausmessen der Bruchsteine ist 1 Rute lang und breit und 3-4 Fuß hoch.
(Penis), das männliche Begattungsglied, welches den Samen [* 98] entweder in einer äußern Rinne oder in seinem Innern birgt und in die weiblichen Geschlechtswerkzeuge einführt. Bei den Tieren ist sie in sehr verschiedener Form und Größe entwickelt, mitunter doppelt vorhanden, zuweilen mit Stacheln versehen, oft hornig, vielfach aber im Ruhezustand weich, dagegen während der Verwendung durch Blutzufluß geschwollen und härter. Letzteres ist der Fall bei den Wirbeltieren, wo die eine Ausstülpung der Kloakenwand darstellt.
Sie fehlt hier den Fischen, ist bei den Amphibien nur durch eine Warze angedeutet, auch bei den Vögeln mit Ausnahme der Strauße und Schwimmvögel [* 99] kaum vorhanden, dagegen bei manchen Reptilien, noch mehr aber bei den Säugetieren gut entwickelt. Unter letztern dient sie nur bei den Schnabeltieren einfach zur Fortleitung des Samens, ist dagegen bei allen übrigen zu einem langen Rohr umgestaltet, welches in seinem Innern die Harnröhre, mit ihr also auch den Ausführungsgang der Hoden, enthält und für die Einführung in die weibliche Scheide durch besondere Vorrichtungen gesteift werden kann. Es finden sich nämlich in ihr zwei eigne Schwellkörper (corpora cavernosa penis) und zwei meist verschmolzene Harnröhrenschwellkörper (corpora cavernosa urethrae), d. h. schwammige Gebilde, welche sich durch starken Blutandrang ausdehnen und prall füllen können.
Besondere Muskeln [* 100] befestigen die Rute und vermögen sie in die Höhe zu heben. Bei den meisten Säugetieren liegt sie im Ruhezustand unter der Haut und mündet am Nabel aus, bei andern hingegen hängt sie frei zwischen den Schenkeln herab (Fledermäuse, Affen, [* 101] Mensch). Die Haut setzt sich bis nahe zur Spitze der Rute fort und bildet dort um das häufig verdickte Ende derselben, die Eichel (glans penis), eine doppelte, zurückschlagbare Bedeckung (Vorhaut, praeputium). Beim Menschen (s. Tafel »Eingeweide [* 102] des Menschen II«, [* 95] Fig. 3) ist sie im schlaffen Zustand 9-11, im aufgerichteten (erigierten) meist 21 cm lang und 27, resp. 45 mm dick, doch wechseln diese Dimensionen.
Die Harnröhre verläuft in ihr, von ihrem einheitlichen Schwellkörper (sein Hinterende ist die sogen. Harnröhrenzwiebel, bulbus urethrae) umgeben, auf der in der Ruhelage hintern Seite. Die Vorhaut umgibt die Eichel entweder vollständig oder unvollständig; zwischen ihren beiden Blättern wird aus den sogen. Vorhautdrüsen (glandulae Tysonianae), die besonders bei Nagetieren stark entwickelt sind, der stark riechende Vorhauttalg (smegma praeputii) abgesondert. Bei der Steifung (Erektion) der Rute, welche der Ergießung des Samens vorhergeht, streift sich unter normalen Umständen die Vorhaut von der Eichel zurück.
in der Jägersprache der Schwanz des Hundes und der vierfüßigen Raubtiere. [* 103]
(spr. rühtböff), ein Trouvère des 13. Jahrh., geboren um 1230, lebte unter der Regierung Ludwigs IX. zu Paris, führte ein wildes, unstetes Dasein und dichtete eine Menge leichter, lustiger Lieder und Fabliaux, in denen er sich oft gemein und platt, doch nie unwahr zeigte. Später mischte er sich in theologische und politische Streitigkeiten und geißelte in scharfen, energischen Satiren die Sittenlosigkeit und Anmaßung der Geistlichen und Fürsten. Seine vollsten und wärmsten Töne aber schlug er an in den Liedern, in welchen er zum Kreuzzug und sizilischen Krieg aufforderte; durch sie machte er sich viele hochgestellte Herren zu Freunden und brachte die Kühnheit seiner Satiren in Vergessenheit. Als er den Tod herannahen sah, kehrte er zur Kirche zurück und dichtete viele geistliche, salbungsvolle Lieder, die zu seinen frühern im geraden Gegensatz stehen. Seine Gedichte gab Kressner heraus (Wolfenb. 1885). Vgl. »Romania« (Juli 1874).
Christian, Reisender, geb. 1851 zu Bremen, [* 104] studierte in Jena [* 105] Medizin und Naturwissenschaften bei Häckel, mit dem er auch eine Reise nach Dalmatien machte. 1877 ging er nach Südafrika, [* 106] bereiste das Kapland bis über den Oranjefluß, Natal und Transvaal und begab sich dann über Mauritius nach Madagaskar. [* 107] Hier besuchte er noch 1877 verschiedene Punkte der Nordwestküste und reiste dann quer durch die Insel nach Antananarivo, bestieg auch das Ankaratragebirge, das höchste der Insel, und kehrte dann zur Nordwestküste zurück. Im Mai 1878 trat er eine neue Reise durch den noch ganz unbekannten südwestlichen Teil der Insel an und gedachte über Murundava zur Ostküste zu gelangen, fand aber unterwegs bei Beravi seinen Tod.
s. Wünschelrute. ^[= s. v. w. Zauberrute, nach dem altdeutschen Wort wünschen, welches s. v. w. zaubern bedeutet, ...]
s. Phallus. ^[= L. (Gichtschwamm, Eichelschwamm), Pilzgattung aus der Unterordnung der Gastromyceten, mit einem ...]
Moabiterin, begleitete nach dem Tod ihres Gatten ihre Schwiegermutter nach Bethlehem, heiratete hier Boas und wurde dadurch die Stammmutter Davids.
Das gleichnamige Buch des Alten Testaments, worin dies erzählt wird, ein idyllisches Familiengemälde, wird gewöhnlich als Anhang zum Buch der Richter (s. Richter, S. 810) betrachtet, ist aber wahrscheinlich später entstanden.
Kommentare zu demselben lieferten Bertheau (2. Aufl., Leipz. 1883), Mezger (Tübing. 1856, mit latein. Text), Wright (Lond. 1864) und Keil (2. Aufl., Leipz. 1874).
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, [* 108] Kreis [* 109] Lippstadt, [* 110] an der Möhne, 383 m ü. M., hat 2 kath. Kirchen, ein Schullehrerseminar, ein Amtsgericht, Papierfabrikation, [* 111] Sandsteinbrüche, Bierbrauerei, [* 112] Branntweinbrennerei und (1885) 1723 Einw. ¶