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einen großen Viehhof etc. und (1885) mit Boxhagen 5618 meist evang. Einwohner.
einen großen Viehhof etc. und (1885) mit Boxhagen 5618 meist evang. Einwohner.
1) Karl von, Kunsthistoriker, geb. zu Reinhardsgrimma bei Dresden, [* 2] widmete sich in Göttingen [* 3] dem Studium der Kunst. In Dresden, wo er sich eng an L. Tieck anschloß, trat er zur katholischen Kirche über. 1804 besuchte er Rom und [* 4] Neapel, [* 5] von wo er 1806 nach Deutschland [* 6] zurückkehrte. 1816 ging er wieder nach Italien [* 7] und machte in Florenz [* 8] die Studien zu seinem bedeutendsten Werk, den »Italienischen Forschungen« (Berl. 1826-31, 3 Bde.). Eine dritte Reise nach Italien 1828 benutzte er zur Bereicherung des königlichen Museums in Berlin; [* 9] vgl. seine »Drei Reisen nach Italien« (Leipz. 1832). Nachdem er seit 1829 bei der Ordnung der Kunstgegenstände des Berliner [* 10] Museums mitgewirkt, lebte er seit 1831 meist in Dresden. Er starb daselbst. Von seinen kunsthistorischen Schriften sind noch zu erwähnen eine »Geschichte der königlichen Kupferstichsammlung zu Kopenhagen« [* 11] (mit Thiele, Leipz. 1835); »Hans Holbein [* 12] der jüngere in seinem Verhältnis zum deutschen Formschnittwesen« (das. 1836) und die Schrift »Zur Geschichte und Theorie der Formschneidekunst« (das. 1837). Auch gab er Königs »Geist der Kochkunst« (Stuttg. 1832) heraus. Ferner veröffentlichte er einen Roman in Memoirenform unter dem Titel »Deutsche [* 13] Denkwürdigkeiten, aus alten Papieren« (Berl. 1832, 4 Bde.); zwei Bände »Novellen« (Münch. 1833 u. 1835); das satirisch-humoristische Gedicht »Kynalopekomachia, der Hunde-Fuchsenstreit« (Lüb. 1835) und »Schule der Höflichkeit« (Suttg. ^[richtig: Stuttg.] 1834-1835, 2 Bde.).
Vgl. Schulz, Karl F. v. Rumohr, sein Leben und seine Schriften (Leipz. 1844).
2) Theodor Wilhelm, dän. Romanschriftsteller, geb. zu Kopenhagen, studierte Jurisprudenz, nahm eine Zeitlang an der Redaktion der »Berlingschen Zeitung« teil und machte 1839 mit Staatsunterstützung eine Reise durch Deutschland und die Schweiz. [* 14] Seit 1850 hielt er sich in Schleswig [* 15] auf und bekleidete 1853-64 das Amt eines Hardesvogts in Hadersleben. [* 16] In den nächsten zehn Jahren machte er Reisen in Südeuropa, Nordafrika und dem Heiligen Land. Außer lyrischen (namentlich patriotischen) Gedichten und einigen Dramen schrieb eine Anzahl größerer Romane mit historischem Hintergrund, die weite Verbreitung fanden u. viel dazu beitrugen, im Volk den Sinn für die vaterländische Geschichte zu beleben. Es sind: »Jacob Dannefärd« (1840, 13. Aufl. 1880);
»Odins Ankomst i Norden« [* 17] (»Odins Ankunft im Norden«, 1841);
»Peter Tordenskjold« (4. Aufl. 1877, deutsch 1843);
»Niels Juel« (4. Aufl. 1877, deutsch 1848);
»Grevens Feide« (1846, deutsch 1848) und »Billeder fra Christian IV. Tid« (1850-65).
Sie erschienen gesammelt unter dem Titel: »Fædrelandshistoriske Malerier« (Kopenhagen 1863, 14 Bde.).
s. Romanische Sprachen, ^[= alle diejenigen Sprachen, welche sich als Tochtersprachen des Lateinischen in den der römischen ...] S. 919.
(ital.), Lärm, Tumult;
Aufruhr, Streit;
rumoren, Rumor machen, lärmend toben etc.
s. Landsknechte, ^[= die zu Ende des 15. und im 16. Jahrh. in Deutschland zu Fuß dienenden Söldner. Kaiser Maximilian ...] [* 18] S. 470.
Fisch, s. Pfrille. ^[= (Phoxinus Gthr.), Fischgattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoid ...]
s. Finstermetten. ^[= (lat. Tenebrae), in der römisch-katholischen Kirche die am Mittwoch, Donnerstag und Freitag ...]
Dorf in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis [* 19] Offenbach, [* 20] am Main, hat ein Schloß des Landgrafen Friedrich von Hessen [* 21] und (1885) 819 Einw.;
Rumpenheim gehörte bis 1866 zu Kurhessen.
(Stamm, Truncus), die Hauptmasse des tierischen Körpers im Gegensatz zu den Gliedmaßen, dem Kopf und dem Schwanz. Er birgt in sich die Leibeshöhle mit den in ihr befindlichen Organen.
Beim Menschen speziell wird seine knöcherne Grundlage von der Wirbelsäule, den Rippen und dem Brustbein gebildet, zu deren Bewegung sowie zur Verengerung der Leibeshöhle, die hier in Brust-, Bauch- und Beckenhöhle geschieden ist, die Rumpfmuskeln dienen.
Beweglich an ihm befestigt sind die Gliedmaßen.
Rumph, bei botan. Namen für G. E. Rumpf (Rumph), geb. 1627 zu Hanau, [* 22] gest. 1702 als holländischer Unterstatthalter auf Amboina.
(engl. Rump-Parliament), Spottname des englischen Unterhauses, aus dem Cromwell (s. d. 2) 1648 alle nicht republikanischen Mitglieder ausgestoßen hatte;
später übertragen auf die radikalen Mitglieder der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt, [* 23] welche, nach Austritt der übrigen, vom 6. bis in Stuttgart [* 24] tagten (s. Deutschland, S. 892).
(engl., spr. römp-stehk, »Rumpfstück«),
auf dem Rost oder in der Pfanne gebratenes Fleischstück vom Nieren- oder Schwanzstück eines Rindes.
(spr. rönn-), Stadt in Cheshire (England), an der Mündung des Bridgewaterkanals in den Mersey, über welchen eine 2 km lange Eisenbahnbrücke führt, und 20 km oberhalb Liverpool, [* 25] mit (1881) 15,126 Einw. Runcorn verschifft die Thonwaren [* 26] Staffordshires und das Salz [* 27] Cheshires, hat aber auch einige eigne Industrie.
s. Bogen, ^[= # in der Geometrie ein Teil einer krummen Linie, besonders einer Kreislinie. Derselbe ist stets ...] [* 28] S. 125.
s. Fries. ^[= # 1) Jakob Friedrich, Philosoph, geb. 23. Aug. 1773 zu Barby, Mitglied und Zögling der dortigen ...]
Stabeisen mit kreisförmigem Querschnitt. ^[= s. Profil.]
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Köln, [* 31] Kreis Gummersbach, an der Agger, Knotenpunkt der Linien Deutz-Gießen und Ründeroth-Derschlag der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Eisenhüttenwerk, einen Raffinierstahlhammer, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen, von Wagenachsen und Pulver, Lohgerberei, Bergbau [* 32] auf Eisenerz und (1885) 2977 Einw.
s. Heck. ^[= # der Überwasserteil des Hinterschiffs, welcher stumpf oder rund ist. Vom Kiel erhebt sich an ...]
s. v. w. Panorama (s. d.). ^[= (griech., "Allschau, Allübersicht"), eine besondere Art von landschaftliche ...]
zum geselligen Gesang bestimmtes Lied, in welchem die Anfangs- oder Schlußverse jeder Strophe vom ganzen Chor, das übrige aber von einem einzelnen Sänger gesungen wird.
Kollektivbezeichnung für alles cylinderförmige Holz, [* 33] welches oberhalb und außerhalb des Schiffsgebäudes zur Führung der Segel und Befestigung der Takelage dient, wie Masten, Stengen, Raaen, Gaffeln, Bäume und Spieren.
bei Edelsteinen, namentlich Brillanten, die Stelle, wo sie gefaßt werden.
(engl. Round Heads), spöttische Bezeichnung der Anhänger des Langen Parlaments im englischen Bürgerkrieg 1642-49, welche denselben von den Royalisten oder Kavalieren wegen des Schnittes ihres Haars auf dem kurz geschornen Kopf beigelegt wurde.
ein besonders im Schulturnen verwendetes Turngerät, in der Regel aus vier an einer drehbaren Kurbel [* 34] an einem Deckbalken hängenden Seilen bestehend, die unten strickleiterartig mit Sprossen auslaufen, um Griffe an denselben in verschiedener Höhe zu ermöglichen.
Der Rundlauf wird meist zu kreisendem Gehen, Laufen und Schwingen verschiedener Art verwendet. ¶
(spr. rönnd-, Runlet), engl. Flüssigkeitsmaß, s. v. w. Kilderkin. ^[= engl. Biermaß, = 0,33 Hogshead = 2 Firkin.]
(Cyclostomi, Cyklostomen), früher als eine der niedersten Fischordnungen betrachtet, jetzt als eine besondere Gruppe allen übrigen Wirbeltieren gegenübergestellt. Von den Fischen, mit denen sie äußerlich große Ähnlichkeit [* 36] haben, und noch mehr von den höhern Wirbeltieren unterscheidet sie das Fehlen von Kiefern und der paaren Gliedmaßen (Brust- und Bauchflossen), die geringe Entwickelung des Schädels, der Bau der Wirbelsäule, der Nase [* 37] etc. Die Rundmäuler haben eine Haut [* 38] ohne Schuppen und besitzen eine unpaare Rücken- und Schwanzflosse. An Stelle einer echten Wirbelsäule haben sie noch die sogen. Rückensaite (Chorda dorsualis), einen Knorpelstab, wie er auch bei den Embryonen der höhern Wirbeltiere vorkommt (s. Rückensaite), der aber hier durch besondere Knorpelbildungen schon gegliedert ist.
Die Schädelkapsel ist sehr einfach und knorpelig. Das Gehirn [* 39] ist sehr klein; Augen sind immer vorhanden, liegen aber zuweilen tief unter der Haut und zeigen nicht den komplizierten Bau wie bei Fischen etc. Die Nase ist nichts als eine unpaare Vertiefung im Kopf, hat indessen zuweilen auch eine hintere Öffnung zur Verbindung mit der Schlundhöhle. Das Gehörorgan ist gleichfalls äußerst einfach gebaut. Der Mund stellt eine runde Öffnung dar, deren fleischige Lippen wie ein Saugnapf wirken und so den Tieren das Festhaften auch an ganz glatten Flächen ermöglichen.
Für die fehlenden Kiefer bilden Hornzähne im Grunde der Mundhöhle [* 40] einen Ersatz. Zu beiden Seiten der Speiseröhre liegen sechs oder sieben Paar beutelförmige Kiemen, in welche das Wasser meist durch äußere Atemlöcher, seltener durch die Nase, eintritt. Das Herz befindet sich in nächster Nähe der Kiemen. Eine Schwimmblase fehlt. Magen, [* 41] Darm [* 42] und Leber sind von einfachem Bau; dasselbe gilt von den Nieren und Geschlechtsorganen. Samen [* 43] und Eier [* 44] gelangen durch Bersten der Wandungen der Hode, resp. des Eierstockes, in die Leibeshöhle und von da durch eine besondere Öffnung nach außen.
Über die systematische Stellung der Rundmäuler sind unter den Zoologen die Ansichten noch geteilt. Die einen betrachten sie als die Vorläufer der Fische, [* 45] mithin auch der höhern Wirbeltiere, andre hingegen fassen sie als rückgebildete, sozusagen degradierte Fische auf. Man teilt sie in zwei Familien:
1) Myxinoiden (Inger), von Linné noch zu den Würmern gezählt, leben parasitisch auf der Haut oder im Innern von Fischen;
2) Petromyzontiden (Neunaugen, s. d.), saugen sich an Steine oder Fische fest und nähren sich von letztern oder kleinen Wassertieren. Ihre Embryonen schlüpfen aus dem Ei [* 46] in einer Gestalt, welche derjenigen der Erwachsenen so wenig ähnlich sieht, daß man lange Zeit die Jungen von Petromyzon Planeri Bloch (des sogen. kleinen Neunauges) als eigne Gattung Ammocoetes hinstellte.
vom Mai bis September auf größern deutschen Stationen zu ermäßigten Preisen ausgegebene Eisenbahnbillets von 30 Tagen Gültigkeitsdauer. Die Rundreisebillets gelten für zahlreiche von den Eisenbahndirektionen bestimmte Fahrten und berechtigen zur Fahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen, sofern solche die betreffende Wagenklasse führen. Kombinierte Rundreisebillets werden seit 1884 innerhalb des Gebiets des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen nach einem von den Verwaltungen ausgegebenen Verzeichnis von dem Reisenden durch Koupons selbst zusammengestellt und während des ganzen Jahrs ausgegeben. Die Gültigkeitsdauer beträgt 35 Tage, die Fahrt mindestens 600 km, die Preisermäßigung durchschnittlich 25 Proz. Die kombinierten Rundreisebillets berechtigen ebenfalls zur Fahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen, sofern solche die betreffende Wagenklasse führen. Bei allen Rundreisebillets müssen Ausgangs- und Endstation zusammenfallen. 1887 wurden 301,620 kombinierte Rundreisebillets ausgegeben, und die Gesamteinnahme betrug 16,068,474 Mk.
s. Schild. ^[= # Schutzwaffe gegen Hieb, Stich, Pfeil- und Spießwurf, kommt bereits in prähistorischer Zeit ...] [* 47]
[* 48] s. Schreibkunst. ^[= die Kunst, Gedanken mittels durch Übereinkunft festgestellter Zeichen (Buchstaben) sichtbaren ...] [* 49]
s. Fische, ^[= (Pisces, hierzu Tafel "Fische I u. II"), im Wasser lebende, kaltblütige Wirbeltiere. ...] S. 298.
s. Draht, ^[= metallener Faden von größerer oder geringerer Dicke, kann aus allen dehnbaren Metallen verfertigt ...] [* 50] S. 105.
alte schwed. Kupfermünze, s. Ör. ^[= # 1) frühere Rechnungs- und geprägte Scheidemünze in Schweden, in Silber (Stüber, Witten) ...]
(Rundschild), s. Schild. ^[= # Schutzwaffe gegen Hieb, Stich, Pfeil- und Spießwurf, kommt bereits in prähistorischer Zeit ...]
s. Befestigung ^[= (Fortifikation), die Anlage von Verteidigungseinrichtungen und Bauten für den Truppengebrauch ...] (prähistorische).
s. Nematoden. ^[= (Nemathelminthes, Nematodes, Fadenwürmer), Klasse der Würmer, mit rundem, langgestrec ...]
1) Johan Ludvig, schwed. Dichter, geb. zu Jakobstad in Finnland, studierte zu Abo, habilitierte sich 1830 als Dozent zu Helsingfors, wurde 1837 zum Lektor am Gymnasium zu Borgå und 1844 zum Professor ernannt, legte aber 1857 seine Stelle nieder, um sich ganz der Poesie zu widmen. Seit 1863 durch einen Schlaganfall an das Krankenzimmer gefesselt, starb er in Borgå. Er war seit 1830 mit der Schriftstellerin Friederike Charlotte Tengström verheiratet. 1885 wurde ihm ein Standbild (von seinem Sohn, s. unten) in Helsingfors errichtet.
Runebergs Gedichte (von denen die ersten Bände 1830 und 1833 erschienen) zeichnen sich aus durch Klarheit und Reinheit der Gedanken und der Form sowie durch wahre Vaterlandsliebe, und diese Eigenschaften haben ihn in Verbindung mit der lebendigen Anschaulichkeit, mit der er seine Charaktere zu zeichnen versteht, zu einem der beliebtesten und bedeutendsten Dichter Schwedens gemacht, obgleich er kein Schwede war und nicht in Schweden [* 51] wohnte. Er gab heraus: »Serviska folksångar« (1833, Übersetzungen und Nachbildungen serbischer Volkslieder);
»Grafven i Perrho« (»Das Grab in Perrho«, ein dem finnischen Volksleben entlehntes Epos, 1831 von der schwedischen Akademie gekrönt);
die beiden Idylle: »Elgskyttarne« (»Die Elenjäger«, 1832) und »Hanna« (1836; deutsch von Kluge, Dess. 1877),
worin die Schönheit der Mittsommernächte und das trauliche Leben auf einem ländlichen Pfarrhof geschildert werden;
ferner die dem russischen Volksleben entlehnte romantisch-moderne Erzählung »Nadeschda« (1841; deutsch, 2. Aufl., Brem. 1879);
das Idyll »Julqvällen« (1841; deutsch: »Der Weihnachtsabend«, Helsingf. 1870) und zwei Romanzencyklen: »Kung Fjalar« (1844; deutsch, Leipz. 1877) und »Fänrik Ståls sägner« (»Die Sagen des Fähnrichs Stål«, 1844 u. 1860, 2 Hefte; 2. Aufl. 1863 u. 1868), letzteres wohl sein berühmtestes und gelesenstes Werk, das Szenen aus dem letzten finnischen Krieg schildert (wiederholt ins Deutsche übersetzt, zuletzt von Liebeherr, Rost. 1884; von Peters, Berl. 1884-86);
endlich »Smärre berättelser« (1854; deutsch: »Kleinere Erzählungen«, Leipz. 1856).
Auch hat Runeberg viele vorzügliche Kirchenlieder gedichtet. Später wandte er sich der dramatischen Dichtung zu und gab ein bürgerliches Schauspiel: »Kan ej« (»Kann nicht«; deutsch, Wiborg [* 52] 1871),
und ein Trauerspiel: »Kungarna pa Salamis« (»Die Könige auf Salamis«, 1863; deutsch, Leipz. 1875),
heraus, worin er die antike Form mit dem Geist christlicher Weltanschauung zu verbinden suchte. Seine »Gesammelten Schriften« erschienen in 6 Teilen (hrsg. von C. K. Nyblom, Örebro 1851-64 u. Stockh. 1873-74; Volksausg. 1876). Eine Übersetzung ausgewählter ¶
Gedichte veröffentlichte Vogel (Leipz. 1878).
Vgl. L. Dietrichson u. Rancken, J. L. Runeberg (Stockh. 1864);
Cygnäus, Om J. L. Runeberg (Helsingf. 1873);
Peschier, Joh. Ludw. Runeberg (Stuttg. 1881).
2) Walter, finn. Bildhauer, Sohn des vorigen, geb. zu Borgå, bildete sich nach zurückgelegten Universitätsstudien bei Sjöstrand, ging 1858 nach Kopenhagen, wo er Bissens Schüler wurde und drei Jahre im Thorwaldsenschen Geist arbeitete, und 1861 nach Rom, wo ein von ihm modellierter Silen Aufsehen machte. 1864 in die Heimat zurückgekehrt, arbeitete er in den folgenden drei Jahren das Modell zu »Ilmarinen schmiedet den Mond« [* 54] aus, zu dessen Ausführung in Marmor er eine zweite Reise nach Rom antrat. Hier gingen aus seinem Atelier Apollon [* 55] und Marsyas, [* 56] der schlafende Amor und Psyche, von Zephyren getragen, hervor, welchen noch andre Arbeiten nach Motiven aus der Psychemythe folgten. 1877 verlegte er sein Atelier nach Paris. [* 57]
[* 53] die ältesten Schriftzeichen der Germanen. Sie sind nicht, wie man früher annahm, einheimischen Ursprungs, sondern um die Zeit von Christi Geburt aus dem lateinischen Alphabet (der Kapitalschrift) hervorgegangen, dessen Buchstaben man unter prinzipieller Vermeidung der wagerechten und krummen Linien (diese waren zum Einritzen in Holz ungeeignet) umformte und mit bedeutsamen Namen versah. Das älteste Runenalphabet (nach den ersten sechs Buchstaben futhark genannt) bestand aus 24 Zeichen: f. u. th. a. r. k. g. w. h. n. i. j. eu (?). p. z (= weich s). s. t. b. e. m. l. ng. o. d; dasselbe läßt sich mit geringen Abweichungen in der gleichen Anordnung bei den Nordgermanen (Brakteat von Vadstena), Angelsachsen (in der Themse gefundenes Messer) [* 58] und Südgermanen (Charnayspange) nachweisen, war also allen germanischen Stämmen gemeinsam, was für die Goten durch die Beibehaltung einzelner Runenzeichen in dem Alphabet des Ulfilas und durch die in einer Wiener Handschrift erhaltenen Namen der gotischen Buchstaben, die mit den Namen der angelsächsischen und nordischen Runen übereinstimmen, für die Franken durch das ausdrückliche Zeugnis des Venantius Fortunatus noch besonders erhärtet wird. Dieses gemeingermanische Alphabet [* 53] (Fig. 1) ist bei den Angelsachsen durch Hinzufügung neuer Zeichen (welche durch die reichere Entwickelung des Vokalismus notwendig wurde) erweitert, bei den Skandinaviern vereinfacht worden, da in den jüngern Inschriften nur 16 Zeichen (f. u. th. o. runen k. h. n. i. a. s. t. b. l. m. y) verwendet werden, denen man erst ganz spät noch 7 neue Sproßformen (die sogen. punktierten Runen) hinzufügte [* 53] (Fig. 2-4). Eine eigentümliche Abart des kürzern Alphabets sind die sogen. Zweigrunen, eine Art nordischer Geheimschrift.
Zuerst sind die Runen, denen man einen geheimnisvollen Einfluß auf die Personen oder Dinge, die ihre Namen bezeichneten, zuschrieb, nur zur Weissagung (beim Losorakel) und zum Zauber gebraucht worden. Hieraus erklärt sich auch der Name der Runen (rûna, altnord. rún, Plural rúnir, bedeutet Geheimnis). Über das Losorakel ist uns im 10. Kapitel der »Germania« [* 59] des Tacitus ein Zeugnis erhalten. Man streute mit Runen (notis quibusdam) bezeichnete hölzerne Stäbchen auf ein weißes Tuch; darauf wurden auf gut Glück drei dieser Stäbchen aufgehoben und gedeutet.
Höchst wahrscheinlich geschah diese Deutung in metrischer Form (in allitterierendem Spruch). Die Verwendung der Runen zum Zauber ist besonders im Norden bezeugt. Es gab Zauberrunen für bestimmte Zwecke, so Siegrunen, Bierrunen, Bergerunen (zur Geburtshilfe), Seerunen (zum Schutz der Schiffe), [* 60] Rederunen (um klug zu sprechen), Löserunen (bei Gefangenschaft), Runen zum Besprechen (Stumpfmachen) der Schwerter [* 61] u. dgl. Zu zusammenhängender Schrift sind die Runen von den Deutschen des Kontinents nur in geringem Umfang gebraucht worden (die einzigen erhaltenen Runendenkmäler sind Schmuckgegenstände, die durch die Runen den Wert von Amuletten erhielten, und Waffen), [* 62] und auch in England war ihre Verwendung zu diesem Zweck nicht häufig (das umfangreichste Denkmal, die Inschrift auf dem Kreuz [* 63] von Ruthwell, stammt bereits aus christlicher Zeit). Im skandinavischen Norden, wo die lateinische Schrift erst verhältnismäßig spät bekannt wurde, haben die Runen dagegen sehr ausgedehnte Verwendung gefunden, besonders zu Grabinschriften auf Steinen.
Die Schrift geht entweder von links nach rechts oder umgekehrt, zuweilen auch in beiden Richtungen abwechselnd. Die ältesten Denkmäler (die Zwinge von Thorsbjärg, das Diadem von Straarup u. a.) gehören wahrscheinlich dem 5. Jahrh. an; das berühmte »goldene Horn« von Gallehus bei Tondern, die Steine von Tune, Strand, Varnum, Tanum u. a. stammen aus dem 6. Jahrh.
Vgl. Fr. Burg, Die ältern nordischen Runenschriften (Berl. 1885).
Die Inschriften im kürzern Alphabet beginnen etwa um 800 (z. B. die Steine von Helnäs und Flemlöse auf Fünen). Ganz sicher datierbar sind jedoch erst die zweifellos jüngern Jällingesteine ^[richtig: Jellingesteine] aus dem 10. Jahrh. Sie sind besonders zahlreich in
[* 53] ^[Abb.: Fig. 1. Das gemein-germanische Runenalphabet.
Fig. 2. Angelsächsische Runen (nach der Inschrift des Kreuzes von Ruthwell). Die hier stehenden Zeichen, durch () eingeschlossen, sind aus dem Alphabet des Runenliedes hinzugefügt.
Fig. 3. Das jüngere nordische Runenalphabet.
Fig. 4. Das jüngste nordische Runenalphabet mit den »punktierten« Runen (nach dem Codex runicus). ¶
Schweden und reichen bis in späte Zeit hinab, auf Gotland bis ins 16. Jahrh.; einige (z. B. der Karlevistein auf Öland und der Rökstein in Ostgotland) enthalten stabreimende Verse. Der Gebrauch der Runen zu litterarischen Zwecken (in Handschriften) ist selten und nur als eine gelehrte Spielerei zu bezeichnen (das umfangreichste Denkmal, der sogen. »Codex runicus« mit dem schonischen Recht aus dem 14. Jahrh., ist faksimiliert hrsg. von P. G. Thorsen, Kopenh. 1877). Besonders lange wurden Runen auf Kalenderstäben gebraucht. - Von älterer Litteratur seien nur erwähnt: Worm, Runir (Kopenh. 1636);
Göransson, Bautil (mit Abbildungen, Stockh. 1750);
Brynjulfsson, Periculum runologicum (Kopenh. 1823).
Liljegren gab in »Run-Lära« (Stockh. 1832) und »Run-Urkunder« (das. 1833) eine gute Zusammenstellung. Zur Orientierung empfiehlt sich: v. Liliencron und Müllenhoff, Zur Runenlehre (Halle [* 65] 1852). Über das Alphabet handelten: Kirchhoff, Das gotische Runenalphabet (2. Aufl., Berl. 1854), und Zacher, Das gotische Alphabet Vulfilas' und das Runenalphabet (Leipz. 1855). Unter den neuesten Schriften ist die bedeutendste Ludv. Wimmers Buch »Runeskriftens oprindelse ok udvikling i norden« (Kopenh. 1874; deutsch von Holthausen, Berl. 1887). Die große Sammlung von Stephens: »The old northern runic monuments of Scandinavia and England« (Lond. u. Kopenh. 1866-84, 3 Bde.; abgekürzte Ausg. 1884, 3 Bde.) ist wertvoll durch ihre vorzüglichen Abbildungen, dagegen sind die Deutungen der Runeninschriften fast sämtlich verfehlt.
Ergänzt wird dieses Werk für die speziell schwedischen (jüngern) Inschriften durch Dybeck, Svenska Run-Urkunder (Stockh. 1855-59) und Sverikes Run-Urkunder (das. 1860-76), für die dänischen Inschriften durch P. G. Thorsen, »De danske Rune-Mindesmærker« (Kopenh. 1864-81). Eine neue, groß angelegte Sammlung der dänischen Runeninschriften wird seit längerer Zeit von Wimmer vorbereitet, eine Monographie über die südgermanischen Runen von Rud. Henning. Sonst haben sich um die Runenkunde verdient gemacht: W. Grimm (1821, 1828), Lauth (1857), K. Hofmann (Münch. 1866), Fr. Dietrich;
im Norden: F. Magnusen, Worsaae, Munch, Rafn, Thomsen, Bugge, Gislason, auch Jessen u. a. Ein Wörterbuch schrieb Dieterich (»Runensprachschatz«, Stockh. u. Leipz. 1844).
Vgl. Bugge, Übersicht über die Runenlitteratur (in »Verhandlungen der Gelehrten Esthnischen Gesellschaft« 1875, Bd. 8).
afrikan. Gebiet, s. Dar Runga. ^[= Gebiet im östlichen Sudân (Nordafrika), südlich von Wadai und dem Bahr es Salamat, von dem ...] [* 66]
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, [* 67] Oberlahnkreis, an der Lahn u. der Linie Frankfurt a. M.-Oberlahnstein-Lollar der Preuß. Staatsbahn, hat 2 Kirchen, ein altes Bergschloß, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei und (1885) 1142 meist evang. Einwohner. - ist Hauptort der Herrschaft Wied-Runkel des Fürsten von Wied. In der Nähe zahlreiche Eisenerz- und Mangangruben sowie bei dem Flecken Villmar große Marmorbrüche und Marmorschleiferei. Runkel war seit dem 13. Jahrh. der Sitz eines Adelsgeschlechts, von dem die heutigen Fürsten von Wied abstammen.
(Beta vulgaris var. Rapa Dumort.), Pflanze aus der Familie der Chenopodiaceen (s. Beta) mit dicker, fleischiger, mehr oder weniger aus dem Boden hervorstehender Wurzel, [* 68] wird zur Zuckerfabrikation, als Viehfutter und in einer besondern Form als Salatrunkel kultiviert. Von der Zuckerrunkel baut man verschiedene Varietäten, deren Wurzeln sich durch Zuckerreichtum, möglichst gleichförmig spindeligen, unverästelten Wuchs, feine Seitenwurzeln und dadurch auszeichnen, daß der Kopf nicht aus der Erde hervorwächst, weil er in solchem Fall zuckerärmer wird.
Gute Zuckerrüben zeichnen sich durch mäßige Größe, hartes, dichtes, weißes Fleisch, verhältnismäßig geringen Gehalt an eiweißartigen Körpern und Salzen und einen Zuckergehalt aus, der zwischen 8 und 17 Proz. schwankt. Besonders beliebt sind: die schlesische Runkelrübe mit grünem Kopf, breiten Blättern und aufrecht stehenden, hellgrünen Blattstielen;
die mehr spindelförmige Quedlinburger Rübe mit rosafarbenem Kopf und rötlich geränderten Blattstielen;
die Imperialrübe mit sehr stumpfem Kopf und stark gekräuselten Blättern.
Zuckerreiche Rüben mit etwas größerm Abgang sind: die mährische Zuckerrübe (Castelnaudary), die Bastehornsche, die olivenförmige von Büchner in Erfurt [* 69] und die französische, deren Zuckergehalt sich indes bei der Akklimatisation in Deutschland vermindert hat. Der Anbau der Zuckerrübe ist dort, wo die Verhältnisse ihn gestatten, sehr lohnend, macht aber besonders hohe Ansprüche an die Beschaffenheit, Düngung und Bearbeitung des Bodens. Je trockner das Klima, [* 70] um so mehr verlangt die Rübe einen tiefgrundigen, frischen Boden mit reichlichem Nährstoffvorrat. Am besten eignen sich humose Lehm- und Mergelböden, ungeeignet sind lose, arme, trockne Sandböden, zähe Thonböden und alle flachgrundigen, nassen Bodenarten.
Man baut die Zuckerrübe gern nach gedüngtem Wintergetreide, stürzt die Stoppel sobald wie möglich, pflügt nach einigen Wochen tief und eggt und walzt im Frühjahr. Will man frisch düngen, so muß der Dünger sehr zeitig im Herbst in den Boden gebracht werden. Von den mineralischen Dungmitteln stehen Phosphate in erster Reihe. Da die Vegetationszeit 26-30 Wochen dauert, so säet man so früh als möglich, Ende März oder Anfang April und zwar aufs flache Land oder in Kämme, in Reihen oder in Tüpfeln. Je reicher der Boden, um so enger muß gebaut werden, um nicht zu große Rüben zu erhalten.
Bei der Reihensaat gibt man einen Abstand von 30-50 cm, die Tüpfelsaat wird in der Regel mit der Dibbelmaschine ausgeführt. Man braucht hierbei 9-10, bei der Drillsaat 15-20 kg Kerne pro Hektar. Eventuelle Verkrustung des Bodens vor Aufgehen der Saat wird durch Überfahren mit einer Stachelwalze beseitigt, später hackt man zwei- oder dreimal und läßt schließlich ein leichtes Behäufeln folgen. Nach dem ersten Hacken werden die Rüben auf 18-20 cm vereinzelt, und man erleichtert diese Arbeit bei der Reihensaat, indem man querüber mit der Pferdehacke durchzieht.
Von den übrigbleibenden Pflanzen zieht man alle bis auf die stärksten aus und legt sie zwischen die Reihen, um das Aufkommen des Unkrauts zu verhindern. Die Ernte [* 71] erfolgt Anfang September bis Anfang November, jede Verzögerung bringt bei guter Witterung Vorteil, da sich der Zuckergehalt beständig vermehrt. Man benutzt bei der Ernte einen Spaten, eine Gabel oder den Rübenheber (s. d.), nimmt die Rübe mit der Hand [* 72] heraus, befreit sie von Erde und schneidet den Kopf mit den Blättern ab, um diese als Futter zu benutzen.
Der Ertrag beträgt 200-300 metr. Ztr. pro Hektar, in günstigen Verhältnissen 400-460 metr. Ztr., ein Hektoliter wiegt 56-71 kg, an Blättern gewinnt man 50-80 Ztr. Von Feinden der Rübe sind mehrere Käfer, [* 73] wie der schwarze Aaskäfer (Silpha atrata und S. reticulata, Larve), der Stinkknopfkäfer (Silpha opaca, Larve), der Geheimfresser (Atomaria linearis) und der Rübenrüsselkäfer (Bothynoderes punctiventris), der Saatschnellkäfer [* 74] (Agriotes segetis, Larve), der ¶
Schildkäfer [* 76] (Cassida nebulosa und C. oblonga, Käfer und Larve), Erdflöhe, Kohl-, Wintersaat- und Ypsiloneule und die Runkelfliege (Anthomyia conformis) zu nennen. Die Rübennematode (Heterodera Schachtii), welche schon die jungen Pflanzen angreift und vernichtet, erzeugt jene Erscheinungen, die man als Rübenmüdigkeit bezeichnete und lange als Folge unzureichender Düngung betrachtete. Von Pilzen kommen in Betracht: ein Rostpilz (Uromyces betae), Peronospora betae, welcher die Herzfäule verursacht, Fusarium betae bei Blattfleckenkrankheit, der Wurzeltöter (Rhizoctonia violacea), ein Rußtaupilz (Helminthosporium rhizoctonon) und Depacea betaecola, die Ursache der Blattdürre.
Der Bau der Futterrunkelrübe gleicht im wesentlichen dem der Zuckerrübe, sie erträgt besser frischen Dung, kann weitläufiger gesäet werden (Kernrunkeln), wird aber auch oft in Beeten herangezogen und dann verpflanzt. Man erntet im Durchschnitt 350, doch auch bis 600 metr. Ztr. von einem Hektar und dazu 80-150 Ztr. Blätter, welche wie die Blätter aller Chenopodeen abführende Wirkung haben und zwar im Alter ungleich mehr als in der Jugend. Zur Aufbewahrung werden meist Mieten gebaut. In Bezug auf den Futterwert stehen Runkeln zu weißen Rüben wie 9:16, zu Kohlrüben wie 11:9, zu Kartoffeln wie 40-46:20. Die Butter wird nach Runkelfutter schmieriger, die Milch steigert sich in Quantität, aber nicht in Qualität.
Mit andern kräftigen Futterarten verbunden, geben die Runkeln ein vortreffliches Mastfutter. Für den Samenbau nimmt man die charakteristischten Rüben, läßt ihnen die Herzblätter, schlägt sie über Winter in einem trocknen Keller in feucht zu haltenden Sand ein, verpflanzt sie, wenn keine Nachtfröste mehr zu fürchten sind, 1 m weit voneinander auf kräftigen Boden in sonniger, luftiger Lage, behackt und reinigt den Boden, ohne ihn an die Wurzeln zu häufeln, wiederholt und bricht, sobald die Blüte [* 77] beginnt, die Spitze des Hauptblütenstengels, später auch die Spitzen sämtlicher Nebenblütenstengel ab. Guter Same bleibt zwei Jahre keimfähig.
Man erntet 500-1000 kg von einem Hektar; das Hektoliter wiegt 22-32 kg. Man unterscheidet viele Varietäten und im allgemeinen solche mit langen, walzenförmigen und solche mit rundlichen, kugelförmigen Wurzeln. Die Runkel enthält 1,1 Proz. Proteinstoffe, 0,1 Fett, 9,0 stickstofffreie Stoffe bei 12,0 Proz. Trockensubstanz. Die Salatrunkel (rote Rübe) hat eine sehr dünne Schale, purpurroten Saft und zartes Fleisch und wird als Salatpflanze kultiviert.
Vgl. Bürstenbinder, Die Zuckerrübe (3. Aufl., Braunschw. 1883);
Krüger, Die Entwickelungsgeschichte, [* 78] Wertbestimmung und Zucht des Runkelrübensamens (Dresd. 1884);
s. Zucker. ^[= (Zuckerstoffe), in der Chemie eine Gruppe von Kohlehydraten, süß schmeckende, in Wasser leicht, ...] [* 80]
prachtvolle Schloßruine bei Bozen [* 81] in Tirol, [* 82] am Eingang des Sarnthals auf einem jäh abfallenden Porphyrfelsen gelegen, mit berühmten alten Wandmalereien, namentlich aus »Tristan und Isolde«. Die Burg wurde 1234 erbaut, 1385 mit den Fresken versehen und gehörte von da an den Bischöfen von Trient; [* 83] jetzt ist sie Eigentum des österreichischen Kaisers, der sie durch den Dombaumeister v. Schmidt restaurieren ließ. 1868 stürzte eine Mauer des Gebäudes (mit Teilen der Tristanfresken) in die Tiefe.
Vgl. »Freskencyklus des Schlosses Runkelstein bei Bozen« (gezeichnet von Seelos, erklärt von Zingerle, Innsbr. 1857);
Schönherr, Das Schloß Runkelstein (das. 1874).
Landstrich, s. Ran. ^[= (Rann), großer Salzmorast im westlichen Ostindien, östlich von der Indusmündung, zwischen ...]
(spr. rönnimihd), Wiese an der Themse, unweit Staines, in der Grafschaft Surrey.
Hier wurde zwischen König Johann ohne Land und seinen Baronen die Magna Charta (s. d.) vereinbart und unterschrieben.
(englisch-amerikan., spr. rönner, »Läufer«),
in New York Bezeichnung für Makler und Agenten der niedrigsten Klasse, die sich namentlich an die neu angekommenen Einwanderer drängen, um Prellereien auszuüben. Vgl. Loafer.
(Runö), kleine Insel mit Leuchtturm im Rigaschen Meerbusen, gehört zum russ. Gouvernement Livland, [* 84] wird von Nachkommen schwedischer Bauern bewohnt, welche Fisch- u. Robbenfang treiben.
die in steilen Gebirghängen durch die Wirkung des Wassers eingeschnittene Rinne, in welcher ein Wildbach sein Bett [* 85] findet.
Man pflegt die Verbauung der Runse anzustreben, sobald der Wildbach und das von demselben zu Thal [* 86] geführte feste Material Schaden verursachen.
Die Runsenverbauung (Wildbachverbauung) [* 87] hat namentlich in der Schweiz, in den österreichischen Alpenländern und im südlichen Frankreich eine große Bedeutung erlangt und zur »Beruhigung« vieler Wildbäche erfolgreich beigetragen.
(Rugae), die Falten der äußern Haut, die überhaupt da sich bilden, wo dieselbe beweglicher ist, wie z. B. an den Gelenken, auf der Hand, im Gesicht [* 88] und besonders an der Stirn.
Die Runzeln, welche das Alter mit sich bringt, entstehen durch Schwund des Fettpolsters und Erschlaffung der Haut.
Zuweilen verschwinden sie bei guter Ernährung, bei Erregungen (z. B. durch Getränke) und durch fortgesetzte kalte Waschungen.
Chronist des Mittelalters, Schüler Brunos, Erzbischofs von Köln, Bruders des Kaisers Otto I., schrieb eine vortreffliche Biographie seines Lehrers (»Ruotgeri vita Brunonis«, in Pertz' »Monumenta Germaniae historica«, Bd. 4; deutsch von Jasmund, Berl. 1851).
(schwed. Svensksund), Meerenge an der Südküste Finnlands, an der östlichen Mündung des Kymmene-Elf, mit Befestigungen, Station der russischen Schärenflotte.
Auf der Insel Kotka hat sich ein lebhafter Handel entwickelt (s. Kymmene-Elf).
ist durch zwei große Seeschlachten berühmt, in deren erster die Russen über die schwedische Schärenflotte siegten, während sie in der zweiten (9.-10. Juli 1790) von den Schweden besiegt wurden.
(Rüppel), nur 12 km langer, aber schiffbarer Fluß in der belg. Provinz Antwerpen, [* 89] bildet sich bei Rumpst, nordwestlich von Mecheln, [* 90] durch den Zusammenfluß der Nethe, Dyle und Senne, nimmt bei Boom den Brüsseler Kanal [* 91] auf und mündet, 595 m breit, Rupelmonde gegenüber in die Schelde.
(Rüppelmonde), Marktflecken in der belg. Provinz Ostflandern, Arrondissement St.-Nicolas, links an der Schelde, der Mündung der Rupel gegenüber, hat Spitzenfabrikation, Fischerei, [* 92] Schiffahrt, Handel und (1887) 3246 Einw. ist Geburtsort des Geographen Mercator.
s. v. w. Septarienthon, s. Tertiärformation. ^[= (hierzu Tafeln "Tertiärformation I u. II"), in der Geologie Schichtenfolge, jünger ...] [* 93]
Fluß im brit. Nordamerika, [* 94] auf der Halbinsel Labrador, entspringt dem Mistassiniesee und fließt westlich beim Handelsposten Rupert-Haus in die Jamesbai der Hudsonbai.
von Deutz (Tuitensis), Exeget und Mystiker, verbrachte im Benediktinerkloster des heil. Laurentius in Lüttich [* 95] seine Jugend, zog sich vor dem ¶
Hasse seiner dogmatischen Gegner in das Kloster Siegburg [* 97] zurück (1113) und wurde 1120 Abt des Klosters Deutz, woselbst er 1135 starb. Unter seinen Kommentaren stehen die zur Apokalypse und zum Hohenlied in nächster Beziehung zu seiner Mystik. Mit der Heiligen Schrift unbekannt sein bedeutet ihm so viel wie Christum nicht kennen. Auch verfaßte er eine Schrift »De glorificatione Trinitatis et processione Spiritus [* 98] sancti«. Seine Schriften sind gesammelt in Mignes »Patrologie« (Bd. 167-170).
Vgl. Rocholl, D. rupert von Deutz (Gütersl. 1886).
Name der Heidelberger Universität, s. Heidelberg, [* 99] S. 288.
derjenige Teil des ehemaligen Gebiets der Hudsonbaikompanie (s. d.), der das Becken der Hudsonbai bildet und East Main (s. d.) am Ostufer und New Wales am Westufer umfaßte.
Seinen Namen verdankt es dem Sohn Rupert des Pfalzgrafen Friedrich V. (s. Ruprecht 2).
(Rudbert, Ruprecht, Hrodbert), der Heilige, Apostel des Christentums in Bayern, [* 100] geboren um die Mitte des 7. Jahrh. aus fränkischem Königsgeschlecht, ward Bischof zu Worms, [* 101] taufte den Herzog Theodor II. von Bayern, der ihn ins Land gerufen (696), setzte sein Bekehrungsgeschäft die Donau entlang bis nach Lorch fort und gründete dann das Bistum Salzburg, [* 102] wo er 717 starb. Die Kirche feiert seinen Todestag (27. März) und den Tag der Übertragung seiner Reliquien (24. Sept.); ihm zu Ehren stiftete 1701 der Erzbischof von Salzburg, Johann Ernst, Graf von Thun, den 1802 erloschenen Rupertus-Orden zum Schutz des katholischen Glaubens.
Vgl. Anthaller, Geschichte der Rupertusfrage (Salzb. 1885).
Fluß, s. Alpheios. ^[= Hauptfluß des Peloponnes, jetzt genannt, was aus A. entstanden ist, entspringt bei ...]
s. Schmutzflechte. ^[= (Rhypia), Hautausschlag, welcher mit der Bildung von Blasen auf der geröteten Haut beginnt. ...]
ostind. Gold- und Silbermünze von verschiedenem Wert. Früher galt im allgemeinen 1 Goldrupie oder Mohur 16 Silberrupien; gegenwärtig prägt nur noch England in Kalkutta, [* 103] Bombay [* 104] und Madras [* 105] die ostindische Kompanierupie (Company's rupee), die gesetzliche Rechnungs- und Geldeinheit im britischen Ostindien. [* 106] Sie wird im Wert von 1,92 Mk. in Silber ausgeprägt, in 16 Annas zu 12 Pice, in Bombay auch in 4 Quartos (quarters, Viertel) zu 100 Reas oder Rees eingeteilt. Es gibt Stücke in Silber zu ⅛, ¼, ½, 1 und 2, in Gold [* 107] zu 5, 10, 15 und 30 Rupien. Die zu 15 Rupien heißen Mohurs. Von den ältern Rupiensorten, deren Wert sich zwischen 1,90 und 1,98 Mk. bewegte, ist die sogen. Sicca- oder Kalkuttarupie im Wert von 2,05 Mk. zu erwähnen.
bei botan. Namen Abkürzung für H. B. Ruppius, geb. 1689 zu Gießen, [* 108] gest. 1719 in Jena. [* 109]
Wilhelm Peter Eduard Simon, Reisender und Naturforscher, geb. zu Frankfurt a. M., besuchte bis zu seinem 17. Jahr das Gymnasium zu Darmstadt, [* 110] sah sich aber durch den Tod seiner Eltern genötigt, Kaufmann zu werden. Aus Gesundheitsrücksichten ging er 1816 nach Italien, erforschte Elba mineralogisch, begab sich 1817 nach Ägypten [* 111] und drang den Nil aufwärts bis zum ersten Wasserfall vor. 1818 nach Europa [* 112] zurückgekehrt, widmete er sich von 1818 bis 1821 in Genua [* 113] und später in Pavia astronomischen und naturwissenschaftlichen Studien und bereiste dann 1822-28 Ägypten, Nubien, Kordofan und Arabien sowie 1831-34 vorzugsweise Abessinien.
Die auf diesen zehnjährigen Reisen gemachten naturwissenschaftlichen Sammlungen schenkte Rüppell dem Senckenbergschen Museum, die Münzen [* 114] und ägyptischen Altertümer sowie wertvolle äthiopische Handschriften der Frankfurter Stadtbibliothek. Die Londoner Geographische Gesellschaft verlieh ihm ihre große goldene Medaille, und die Stadt Basel [* 115] ernannte ihn zum Ehrenbürger. Er starb in Frankfurt a. M. Außer Monographien in »Leonhards Mineralogischem Taschenbuch«, den »Fundgruben des Orients« (1816 u. 1818) veröffentlichte er: »Reisen in Nubien, Kordofan und dem Peträischen Arabien« (Frankf. 1829);
den dazu gehörenden, von der Senckenbergschen Naturforschenden Gesellschaft herausgegebenen »Zoologischen Atlas« [* 116] (das. 1826-31, 20 Hefte);
»Neue Wirbeltiere, zur Fauna Abessiniens gehörig« (das. 1835-40, 13 Hefte);
»Reise in Abessinien« (das. 1838-40, 2 Bde.) und »Systematische Übersicht der Vögel [* 117] Nord- und Ostafrikas« (das. 1845).
fahrbarer Paß [* 118] der Appenzeller Alpen, (981 m), verbindet St. Gallen und Trogen (905 m) auf kürzestem Weg mit Altstätten (470 m ü. M.) im Rheinthal.
Der Anstieg auf der Rheinthaler Seite ist ziemlich steil und vielfach gewunden.
Dorf im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Neustadt, [* 119] mit Deidesheim zusammenhängend, hat Weinbau (Ruppertsberger), Schaumweinfabrikation, Tresterbranntweinbrennerei, Weinsteingewinnung und (1885) 887 Einw.
1) (Neu-Ruppin) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, [* 120] am Ruppiner See und an der Eisenbahn Paulinenaue-Ruppin, 40 m ü. M., nach dem großen Brand von 1787 durch König Friedrich Wilhelm II. schön und regelmäßig wieder aufgebaut, hat 2 Kirchen (darunter die Klosterkirche aus dem 13. und 14. Jahrh.), 2 evang. Kapellen, eine neue kath. Kirche, einen Methodistenbetsaal, eine Synagoge, Denkmäler Friedrich Wilhelms II. und des hier gebornen Baumeisters Schinkel, ein Kriegerdenkmal, ein Gymnasium, ein Schullehrerseminar, ein Landgericht, ein Hauptsteueramt, Tuch-, Stärke-, Bilderbogen-, Bürsten- und Wattenfabrikation, Eisengießereien und Maschinenfabriken, große lithographische Anstalten, Dampfschneidemühlen, besuchte Pferde- und Viehmärkte und (1885) mit der Garnison (2 Infanteriebataillone Nr. 24) 14,677 meist evang. Einwohner. Zum Landgerichtsbezirk Ruppin gehören die 15 Amtsgerichte zu Fehrbellin, [* 121] Gransee, Havelberg, [* 122] Kremmen, Kyritz, Lenzen, Lindow, Meyenburg, Perleberg, [* 123] Pritzwalk, [* 124] Rheinsberg, Ruppin, Wittenberge, Wittstock u. Wusterhausen a. D.
Vgl. Heydemann, Neuere Geschichte der Stadt Neuruppin [* 125] (Neuruppin 1863);
Bittkau, Ältere Geschichte der Stadt Neuruppin (das. 1887). -
2) (Alt-Ruppin) Stadt daselbst, am Einfluß des Rhin in den Ruppiner See, hat eine evang. Kirche aus dem 15. Jahrh., eine Oberförsterei, Schiffbau, Gerberei, Bürstenhölzerfabrikation, Schiffahrt und (1885) 1966 fast nur evang. Einwohner. - Die ehemalige Grafschaft Ruppin umfaßte den größten Teil des heutigen Kreises Ruppin, gehörte einem Seitenzweig der Grafen von Barby und kam 1524 mit dem Tode des Grafen Wichmann an Brandenburg. [* 126]
Vgl. Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Bd. 1 (4. Aufl., Berl. 1883);
Haase, Volkstümliches aus der Grafschaft Ruppin (Neuruppin 1887).
Kanal, Kanal im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Osthavelland, geht aus dem Kremmener See, der mit dem Rhin in Verbindung steht, zur Havel bei Oranienburg, hat 3 Schleusen und eine Länge von 15 km. Hauptsächlich ward er angelegt (1787-88) zum leichtern Transport des Torfs aus dem Rhinluch bei Linum nach Berlin. ¶