Rotomagus,
s. Rouen. ^[= (spr. ruāng), Hauptstadt des franz. Departements Niederseine, ehemalige Hauptstadt der Normandie, ...] [* 2]
s. Rouen. ^[= (spr. ruāng), Hauptstadt des franz. Departements Niederseine, ehemalige Hauptstadt der Normandie, ...] [* 2]
kleiner See auf der Nordinsel von Neuseeland, an dessen Ufern sich die berühmten Kalksinterterrassen von Tetarata und Otukapuarangi befanden, welche durch den Ausbruch des für erloschen gehaltenen Vulkans Tarawera 1886 völlig zerstört wurden, während der Rotomahana verschwand und sein Bett [* 3] eine Anzahl kleiner Auswurfskegel einnahm. S. die Tafel beim Art. Geiser. [* 4]
s. Quecksilberoxyd. ^[= (roter Präzipitat) HgO entsteht bei anhaltendem Erhitzen von Quecksilber an der Luft ...]
s. Realgar. ^[= (Sandarach, Rauschrot, rote Arsenblende), Mineral aus der Ordnung der einfachen ...]
(spr. -tru), Jean de, franz. dramatischer Dichter, Zeitgenosse und Freund Corneilles, geb. 1609 zu Dreux (Eure-et-Loive), trat schon 1628 mit der Tragikomödie »L'Hypocondriaque« auf und gehörte zu den fünf Dichtern, welche im Sold Richelieus standen, führte ein sehr unregelmäßiges Leben und starb als Zivilrichter in seiner Vaterstadt, wo ihm 1867 eine Statue errichtet wurde. Seine Stücke sind meist spanischen Mustern nachgebildet und zeichnen sich vor denen seiner Zeitgenossen durch flotte Entwickelung, gute Charakterzeichnung und durch den leidenschaftlichen Ton aus, der durch seine Verse geht.
Doch sind seine Lösungen oft zu gewaltsam, seine Katastrophen zu blutig, selbst in seinen beiden besten Tragödien: »Venceslav«, einer ergreifenden Darstellung des Bruderzwistes, und »Saint-Genest«, zu welcher er wohl durch »Polyeucte« angeregt wurde. Hinter Corneille aber steht er weit zurück, und es ist ein Zeichen seiner neidlosen und freundschaftlichen Gesinnung, daß er sich nicht scheute, Corneilles Überlegenheit anzuerkennen und offen seine Partei zu ergreifen. Seine Komödien wurden ebenso wie die Tragödien unter großem Beifall aufgeführt, überlebten aber den Dichter nicht. Seine Werke sind herausgegeben von Viollet le Duc (Par. 1820-22, 5 Bde.), in Auswahl von Rouchaud (das. 1882, 2 Bde.).
Vgl. Jarry, Essai sur les œuvres dramatiques de Jean de Rotrou (Par. 1868);
Person, Histoire du véritable Saint-Genest de Rotrou (das. 1882);
Derselbe, Le [* 5] Venceslav de Rotrou (das. 1882).
(Rotreußen), Woiwodschaft im ehemaligen poln. Reich, zerfiel in die Landschaften Lemberg, [* 6] Przemysl, Sanok, Halicz, Chelm und Lidaczew und umfaßte das heutige Galizien, zuweilen mit Wolhynien und Podolien, sowie einen Teil der russisch-polnischen Gouvernements Lublin und Radom.
s. v. w. essigsaures Natron, s. Essigsäure. ^[= (Acetylsäure) C2H4O2 findet sich in der Natur teils frei, teils an Basen gebunden im Saft vieler ...]
Leder, rot gefärbtes sämischgares Schaf- oder Ziegenleder (vgl. Leder, S. 611), dient zum Überzug von Futteralen etc.
Heinrich Theodor, Dramaturg, geb. 1803 zu Mittenwalde im Brandenburgischen, studierte zu Berlin [* 7] und Leipzig [* 8] Philologie und Philosophie, ward 1828 Gymnasialprofessor in Bromberg [* 9] und siedelte 1842 nach Berlin über, wo er sich ganz den Angelegenheiten des Dramas und der Bühne widmete und starb. Seine litterarisch-dramaturgische Laufbahn begann er mit der Schrift »Aristophanes und sein Zeitalter« (Berl. 1827),
einem Versuch, den großen Komiker mit Hilfe des Hegelschen Systems zu begreifen, dem später die »Abhandlungen zur Philosophie der Kunst« (das. 1837-47, 5 Tle.; Bd. 5 auch u. d. T. »Dramaturgische Skizzen und Kritiken«) folgten. In dem Werk »Die Kunst der dramatischen Darstellung« (Berl. 1841-46, 3 Tle.; 2. Aufl., Leipz. 1864) machte Rötscher den ersten Versuch, die Schauspielkunst wissenschaftlich zu behandeln. Den zweiten Teil des Werkes bildete der »Cyklus dramatischer Charaktere«, von dem er später einen Auszug unter dem Titel: »Shakespeare in seinen höchsten Charaktergebilden« (Dresd. 1864) als Festgabe zur 300jährigen Geburtstagsfeier des Dichters brachte. Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen: »Das Schauspielwesen« (Berl. 1843);
»Über Byrons Manfred« (das. 1844);
»Seydelmanns Leben und Wirken« (das. 1845);
»Dramaturgische und ästhetische Abhandlungen«, zwei Sammlungen (Leipz. 1864 u. 1867);
»Dramaturgische Blätter« (Dresd. 1865);
»Entwickelung dramatischer Charaktere aus Lessings, Schillers und Goethes Werken« (Hannov. 1869).
(Rubicilla Brehm), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, [* 10] der Familie der Drosseln (Turdidae) und der Unterfamilie der Nachtigallen (Luscininae), schlanke Vögel [* 11] mit pfriemenförmigem, an der Spitze des Oberschnabels mit einem kleinen Häkchen versehenem Schnabel, ziemlich langen Flügeln, in denen die dritte Schwinge am längsten ist, mittellangem, fast gerade abgeschnittenem Schwanz und schlanken, hochläufigen, schwächlichen Füßen.
Der Hausrotschwanz (Rotschwanz tithys Bechst.), 16 cm lang, 26 cm breit, ist schwarz, auf Kopf, Rücken, Unterbrust aschgrau, am Bauch [* 12] weißlich, auf den Flügeln weiß gefleckt, Bürzel und Schwanz mit Ausnahme der beiden mittlern dunkelbraunen Federn des letztern gelblich rostrot. Er bewohnt Mittel- und Südeuropa, Kleinasien und Persien, [* 13] weilt bei uns von März bis Oktober, ist in Südeuropa Standvogel und dringt beständig weiter nördlich vor. Ursprünglich Felsenbewohner, findet er sich jetzt auch vielfach in Dörfern und Städten und siedelt sich auf Ziegel-, auch wohl Schindeldächern an. Er bevorzugt das Gebirge, ist sehr munter, hurtig und gewandt, mißtrauisch, wenig gesellig; sein Gesang ist nicht viel wert.
Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Fliegen [* 14] und Schmetterlingen. Er nistet im Gebirge in Felsenlöchern und Ritzen, in der Ebene fast ausschließlich in Gebäuden und legt 5-7 weiße Eier, [* 15] welche beide Eltern bebrüten. Der Gartenrotschwanz (Rotschwanz phoenicurus Bp.), 14 cm lang, 23 cm breit, an Stirn, Kopfseiten und Kehle schwarz, auf der Oberseite aschgrau, Brust, Seiten und Schwanz hoch rostrot, Vorderkopf und Mitte der Unterseite weiß; das Auge [* 16] ist braun, Schnabel und Fuß schwarz. Er bewohnt ganz Europa [* 17] und Vorderasien, lebt auf Bäumen im Wald und im Garten, [* 18] besonders in der Ebene, weilt bei uns von April bis September und geht im Winter bis Afrika. [* 19] Er gleicht in der Lebensweise dem vorigen, nistet aber in Baumlöchern und legt im Mai und Juli 5-8 blaugrüne Eier. Man hält ihn häufig in der Gefangenschaft. S. auch Steindrossel.
Schmetterling, [* 20] s. Buchenspinner. ^[= (Dasychira pudibunda L., s. Tafel "Schmetterlinge I"), Schmetterling aus ...]
s. v. w. Antimonblende. ^[= (Pyrostibit), Mineral aus der Ordnung der Sulfosalze, kristallisiert monoklinisch ...]
s. v. w. Rötel, ^[= s. Roteisenstein.] s. Roteisenstein.
s. Bleistifte, ^[= (Bleifedern, Graphitstifte) wurden anfänglich aus dem im Übergangsthonschiefer zu Borrowdale ...] S. 24.
linker Nebenfluß des Inn im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, fließt von W. nach O. und mündet nach 85 km langem Lauf bei Schärding.
Karl, bekannter Komiker, geb. zu Wien, [* 21] ward mit zehn Jahren Organist an einer Kirche und kam zwei Jahre später als Sängerknabe an das Hofoperntheater, dem er bis 1824 angehörte. Nach längerm und kürzerm Aufenthalt in Preßburg, [* 22] Triest [* 23] und Graz [* 24] kehrte er 1832 nach Wien zurück, begann am Josephstädter Theater [* 25] seine schauspielerische Laufbahn, ging 1836 nach Pest, wo er sich in den Raimundschen Rollen [* 26] Ruf erwarb, und nahm 1847 ein Engagement am Theater an der Wien an, dem er fortan, mit einer kleinen Unterbrechung, treu blieb. Er starb in Wien. Die große ¶
Zahl von Rollen (unter andern Anzengrubersche), welche Rott typisch zu gestalten wußte, sein Humor und die Vielseitigkeit seiner Darstellung machten ihn zum Liebling des Wiener Publikums.
s. v. w. Florideen, ^[= Ordnung der Algen (s. d., S. 346).] s. Algen, [* 28] S. 346.
s. v. w. gemeine Fichte. ^[= # 1) Johann Gottlieb, berühmter Philosoph, einer der schärfsten Denker und kräftigsten Charaktere ...] [* 29]
(v. lat. rupta, ursprünglich s. v. w. Bruchteil), Schar, Haufe; beim Militär Bezeichnung mehrerer hintereinander stehender Soldaten. Die Rotte zählt so viel Mann, als Glieder [* 30] hintereinander stehen. Bis zum Dreißigjährigen Krieg stellte man das Fußvolk 10, 16, 20 und 25 Mann tief auf (vgl. Rottmeister). Jetzt besteht die Rotte bei der Infanterie höchstens aus 3, bei der Kavallerie nur aus 2 Mann. Fehlen Leute in den hintern Gliedern, so entsteht eine blinde Rotte. - Im Jagdwesen bezeichnet man mit Rotte mehrere sich beisammenhaltende Sauen oder Wölfe.
Karl Wenzeslaus Rodecker von, deutscher Geschichtschreiber, geb. zu Freiburg [* 31] i. Br., studierte daselbst die Rechte, ward 1797 Praktikant bei dem dortigen Magistrat, 1798 Professor der Geschichte an der Universität seiner Vaterstadt und 1818 Professor des Vernunftrechts und der Staatswissenschaften, machte sich aber durch seine freisinnigen Ideen der Regierung bald mißliebig. Seiner Schrift »Für die Erhaltung der Universität Freiburg" verdankte die Anstalt hauptsächlich ihr Fortbestehen, und er wurde dafür von derselben 1819 in die Erste Kammer gesandt, in welcher er neben Welcker der Wortführer der Opposition war.
Nachdem 1825 die Reaktion seine Wiederwahl vereitelt hatte, ward er 1831 in die Zweite Kammer gesandt, welcher er zehn Jahre lang als das hervorragendste Mitglied der liberalen Partei angehörte. Hierfür ward er 1832 durch einen Bundestagsbeschluß seiner Professur enthoben, der von ihm gegründete »Freisinnige« sowie die »Politischen Annalen« wurden unterdrückt und seine Wahl zum Bürgermeister von Freiburg nicht bestätigt. Er starb daselbst und erhielt 1863 auf dem Dominikanerplatz ein Denkmal errichtet.
Sein Streben war auf Gründung eines auf das Vernunftrecht basierten Rechtsorganismus und einer auf dem Gesamtwillen des Volkes beruhenden Staatsverfassung gerichtet und ist vom größten Einfluß auf die Mitwelt gewesen; die liberalen Ideen sind hauptsächlich durch ihn dem gebildeten Mittelstand eingeflößt worden. Seine Schriften sind aber jetzt veraltet;
von ihnen sind hervorzuheben: die »Allgemeine Geschichte« (Freiburg 1812-27, 9 Bde.; 25. Aufl., fortgesetzt von Steger, Braunschw. 1866-1867, 11 Bde.),
der Auszug daraus: »Allgemeine Weltgeschichte« (Stuttg. 1830-34, 4 Bde.; 8. Aufl., fortges. bis 1870 von W. Zimmermann, 1868-72, 7 Bde.);
»Lehrbuch des Vernunftrechts und der Staatswesenschaften« (das. 1829-35, 4 Bde.; Bd. 1 u. 2, 2. Aufl. 1840);
»Sammlung kleinerer Schriften, meist historischen u. politischen Inhalts« (das. 1829-37, 5 Bde.).
Mit Welcker gemeinschaftlich begann er das »Staatslexikon« (Altona [* 32] 1834-44, 12 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1856-66, 14 Bde.).
Vgl. »Das Leben Karls v. Rotteck von seinem Sohn Hermann v. Rotteck« (Pforzh. 1843);
Röpell, Karl W. v. Rotteck (Rede, Bresl. 1883). -
Sein Sohn Karl von Rotteck, geb. 1812, stellte sich als Advokat zu Freiburg bei der badischen Revolution von 1849 an die Spitze der demokratischen Partei daselbst, überbrachte als Abgeordneter der Offenburger Versammlung dem Ministerium die dort beschlossenen Forderungen ward Mitglied des Landesausschusses, nach Einsetzung der revolutionären Regierung Stadtdirektor in Freiburg, später Mitglied der Konstituierenden Versammlung und flüchtete nach der Unterdrückung des Aufstandes in das Ausland.
Erst 1856 kehrte er amnestiert nach Baden [* 33] zurück. Ein andrer Sohn, Hermann von Rotteck, geb. wendete sich zuerst der Poesie zu und lieferte »Poetische Versuche« (Freiburg 1838), teils Originalarbeiten, teils freie Übersetzungen von Dichtungen des Schweden [* 34] Tegnér, habilitierte sich als Privatdozent der Philosophie zu Freiburg, starb aber schon daselbst. Er gab außer der Fortsetzung der »Allgemeinen Geschichte« seines Vaters noch eine »Bildergalerie« (1841) zu letzterer und die völkerrechtliche Untersuchung über »Das Recht der Einmischung in die innern Angelegenheiten eines fremden Staats« (Freiburg 1845) heraus.
Gewicht, s. Rotolo. ^[= türk. Gewicht, in Konstantinopel = 561,11 g; in Ägypten hat der gewöhnliche ...]
Ruine, s. Lörrach. ^[= Hauptstadt des bad. Kreises L., welcher 960 qkm (17,44 QM.) mit (1885) 93,315 Einw. umfaßt, ...]
s. Rotkarpfen. ^[= (Scardinius Bon.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei ...]
boroughs (engl.), s. Borough. ^[= (engl., spr. börro; in älterer angelsächs. Wortform Byrig, Borge, Borgh oder Borhoe, identisch ...]
1) Flecken und Bezirkshauptort im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, an der Großen Laber, hat ein Amtsgericht und (1885) 1089 fast nur kath. Einwohner. - 2) Oberamtsstadt im württemberg. Schwarzwaldkreis, am Neckar, welcher sie von der Vorstadt Ehingen trennt, und an der Linie Plochingen-Villingen der Württembergischen Staatsbahn, 351 m ü. M., hat eine evangelische und 3 kath. Kirchen (darunter der Dom zu St. Martin), 6 kath. Kirchen außerhalb der Stadt, ein altes Schloß (jetzt Landesgefängnis), ein kath. Priesterseminar, eine Latein- und Realschule, ein ehemaliges Jesuitenkloster (jetzt Residenz des Bischofs), ein Domkapitel, ein Arbeitshaus für weibliche Korrigenden, ein Amtsgericht, Maschinenfabrikation, Trikotweberei, Wollspinnerei, Leinweberei, Gerberei, Bierbrauerei, [* 35] ansehnliche Mühlwerke, Obst- und bedeutenden Hopfenbau, einen großen Hopfenmarkt und (1885) 7310 meist kath. Einwohner. - Rottenburg war schon um 1103 Sitz der Grafen von Hohenberg und kam 1281 an Österreich, [* 36] 1805 an Württemberg. [* 37] In der Nähe der sagenberühmte Hohenberg und bei dem Ort Sülchen umfangreiche Überreste der alten Stadt Sumalocenna oder Salmulocenä mit römischer Wasserleitung. [* 38]
J. Ph. von, s. Roothaan. ^[= (Rothaan, Roothan), Johann Philipp von, Jesuitengeneral, geb. 23. Nov. 1785 zu Amsterdam ...]
Johann, Maler, geb. 1564 zu München, [* 39] Schüler seines Vaters und Joh. Donauers, bildete sich in Venedig [* 40] besonders unter dem Einfluß Tintorettos und war dort lange Zeit thätig. Nach 1606 hielt er sich abwechselnd in München und Augsburg [* 41] auf, wo er 1623 starb. Er stellte sowohl biblische als mythologische Szenen mit kleinen Figuren und reichem landschaftlichen Hintergrund dar. Den nackten Figuren ist ein kühler Ton und glatte Behandlung eigentümlich, das Kolorit leidet meist an Buntheit. Bilder von Rottenhammer finden sich in den meisten deutschen Galerien. In mehreren derselben hat J. Brueghel Landschaft, Blumen und Tiere gemalt.
Stadt in der steir. Bezirkshauptmannschaft Liezen, im Paltenthal, an der Staatsbahnlinie Selzthal-St. Michael gelegen, hat ein Bezirksgericht, eine schöne Pfarrkirche und (1880) 1264 Einw., welche bedeutende Eisenwerke, Achsen- und Bleiweißfabrikation betreiben.
Dabei die alte Burg Strechau.
Aus dem Paltenthal von Trieben führt südlich eine Straße über den Rottenmanner Tauern, 1250 m hoch, ins Murthal nach Judenburg.
eine bei Rottweil [* 42] (s. d.) gelegene, ehemals reichsfreie Cistercienser-Nonnenabtei mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag, 1221 gestiftet, wurde 1838 aufgehoben. ¶
Row (spr. ro, angeblich entstanden aus Route du roi, Königsstraße), berühmte Reitbahn im Hyde Park zu London, [* 44] in der »Season« ein Sammelpunkt der fashionabeln Welt.
[* 43] Bezirkshauptstadt in der niederländ. Provinz Südholland, an der Mündung des kleinen Flusses Rotte in die Neue Maas, 18 km von deren Mündung in die Nordsee, Knotenpunkt der Eisenbahnen nach Amsterdam, [* 45] Breda und dem Haag, [* 46] welche durch Eisenbahnbrücken über die Maas und den Koningshaven wie durch einen durch die Stadt führenden Viadukt miteinander verbunden sind. ist nächst Amsterdam die wichtigste Handelsstadt der Niederlande [* 47] und durch ihre gute Lage der natürliche Seehafen des ganzen Rhein- und Maasgebiets; die Verbindung mit dem Meer hat der neue Kanal [* 48] durch den Hoek van Holland oder den Nieuwen Waterweg sehr erleichtert.
Der Verkehr wird durch die vortrefflichen Häfen befördert, auf welchen die Seeschiffe bis mitten in die Stadt gelangen. Die alte Stadt mit ihrer regen Ladenstraße (Hoogstraat) bildet nur noch einen kleinen Teil des Ganzen, da an allen Seiten neue Stadtviertel sich angeschlossen haben. Besonders die Neubauten an der Maas (Nieuwewerk), im Anschluß an den ältern Kai (Boompjes), zeichnen sich aus durch schöne Bauten und den regsten Verkehr und gewähren von der Wasserseite einen prachtvollen Anblick. An Statuen besitzt Rotterdam die des Desiderius Erasmus (seit 1622), des Volksdichters Tollens (von Strackée) und des Staatsmanns Grafen van Hogendorp (von Geefs), die alle hier geboren sind.
Unter den 25 Kirchen verschiedener Konfessionen [* 49] sind hervorzuheben: die Laurentius- oder Große Kirche (reformiert, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. erbaut) mit 90 m hohem Turm, [* 50] trefflicher Orgel und den Grabmälern der Admirale Witte Corneliszoon de With (der 1658 vor Helsingör [* 51] fiel), Cortenaar, van Brakel u. a., die ebenfalls reformierte Zuiderkirche (1845-49 neu aufgebaut) und die römisch-kath. St. Antoniuskirche, in gotischem Stil, vor kurzem vollendet.
Andre ausgezeichnete öffentliche Gebäude sind: das Rathaus (1823-33 erneuert), das Museum Boymans (Gemälde und Kupferstiche), welches durch einen Brand im Februar 1864 viele schöne Bilder verlor, aber seitdem ganz erneuert und sehr bereichert worden ist (das Gebäude enthält auch das trefflich eingerichtete städtische Archiv und eine städtische Bibliothek); ferner das Jachtklubhaus, das Museum für Völkerkunde, die Börse mit einer Sammlung physikalischer Apparate und der Bibliothek der Batavischen Gesellschaft (s. unten), das neue Krankenhaus, [* 52] die Irrenanstalt, das Post- und Telegraphenamt, der Bahnhof der Holländischen Eisenbahn, mehrere Armenhäuser etc. Die Bevölkerung [* 53] Rotterdams belief sich Anfang 1888 auf 193,658 Seelen (wovon ungefähr ⅓ Katholiken und 6000 Juden). ist ein Hauptmarkt für Getreide [* 54] und Kolonialwaren, wie Kaffee, Tabak [* 55] etc., und hat blühende Fabriken, namentlich die große Maschinenfabrik und Eisengießerei [* 56] am jenseitigen Ufer der Maas (Fijenoord), Zuckersiedereien, Genever und Likörbrennereien, Tabaks- und Metallwarenfabriken etc.; die früher bedeutenden Schiffswerften sind sehr herabgekom-
[* 43] ^[Abb.: Wappen [* 57] von Rotterdam.]
^[Abb.: Situationsplan von Rotterdam.] ¶
men. Die Handelsflotte von Rotterdam zählte Ende 1887: 94 Schiffe [* 59] von 234,745 Ton. Der Raumgehalt der eingelaufenen Schiffe betrug 1887: 6,755,000 cbm, der ausgelaufen: 3,999,000 cbm. Der zum Meer führende Rotterdamsche Waterweg wurde 1884 von 12,459 Fahrzeugen von 14,146,000 cbm, der Kanal nach Amsterdam von 28,219 Fahrzeugen von 2,268,000 cbm benutzt. Rotterdam steht mit den Rheinhäfen bis Mannheim, [* 60] auf der Maas mit Venloo, zur See mit Bremen, [* 61] Hamburg, [* 62] Stettin [* 63] und den wichtigern Handelsplätzen inner- und außerhalb Europas in regelmäßiger Dampferverbindung. Es ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls.
Unter den öffentlichen Anstalten sind besonders zu nennen: eine Akademie für bildende Künste und technische Wissenschaften (1066 Schüler), eine Musikschule, ein Gymnasium, 3 höhere Bürgerschulen, eine Seemannsschule, Gewerbeschule, gymnastische Schulen, ein Taubstummeninstitut, viele Wohlthätigkeitsanstalten, industrielle und gelehrte Vereine. Unter den letztern sind hervorzuheben die Gesellschaft für experimentale Naturkunde (Bataafsch genootschap) und der Leseverein (Leeskabinet) mit einer reichhaltigen Bibliothek. Der Tiergarten ist einer der schönsten und größten Europas. - Rotterdam wird erst seit dem 11. und 12. Jahrh. genannt. 1272 erhielt es Mauern und Stadtrechte und gelangte bald zu Ansehen und Macht. 1480 nahm Franz von Brederode die Stadt ein und verteidigte dieselbe gegen den Erzherzog Maximilian. 1572 wurde sie von den Spaniern eingenommen, doch bald darauf wieder verlassen, und 1580 erhielt sie Sitz und Stimme bei den Staaten von Holland. Seitdem hat sich Rotterdam allmählich über die andern Städte Hollands erhoben.
Flecken im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, Bezirksamt Griesbach, 360 m ü. M., hat 3 Kirchen, ein Amtsgericht, bedeutenden Getreide-, Obst- und Pferdehandel und (1885) 1454 kath. Einw.
s. Haselhuhn. ^[= (Bonasa Steph.), Gattung aus der Ordnung der Scharrvögel, der Familie der Waldhühner (Tetraonidae ...]
(Rotei), niederländisch-ostind.
Insel, zu den Kleinen Sundainseln (Residentschaft Timor) gehörig, an der Südwestspitze von Timor, zum Teil bebaut und reich an Tropenfrüchten, umfaßt 1650 qkm (30 QM.) mit ungefähr 80,000 Einw. (Malaien), welche größtenteils Heiden sind und unter eingebornen Radschas stehen, die vom niederländischen Residenten ihre Anstellung empfangen.
(Ruttee), ostind.
Gewicht, s. Tola. ^[= 1) Gold- und Silbergewicht in Ostindien, ursprünglich das Gewicht der Bombay-, resp. Siccarupie ...]
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Ochsenfurt, an der Tauber, 236 m ü. M., hat 2 Kirchen, ein altes Schloß, ein Spital, Weinbau und (1885) 1391 kath. Einwohner.
tinctoria, Strauch, s. Mallotus. ^[= J. Müll., Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, Bäume oder Sträucher mit wechsel- oder ...]
s. Kamala. ^[= (Wurus, Waras), leichtes, lockeres, rotes Pulver, besteht im wesentlichen aus den zinnoberroten ...]
Karl, Maler, geb. zu Handschuchsheim bei Heidelberg, [* 64] siedelte 1822 nach München über, fand aber an dem Unterricht der Akademie wenig Befriedigung. Desto lebhafter regte ihn die nahe Gebirgsnatur an, und bald stellte er den nüchternen Erzeugnissen der ältern Schule Werke gegenüber, in denen er vor allem die Hauptformen der Landschaft zu charakterisieren und mit Linien und Farbe eine durchaus ideale Wirkung zu erzielen wußte. So ward Rottmann der Gründer einer neuen stilisierenden Schule.
Das Jahr 1826 führte ihn nach Italien, [* 65] von wo er 1828 zurückkehrte. Die großartige Auffassung der nach dieser Reise ausgeführten Landschaften bestimmte König Ludwig, ihm einen Cyklus von 28 italienischen Landschaften aufzusagen, welche er in den Jahren 1829-33 in den Arkaden des Hofgartens in Fresko ausführte, und in denen er die zartesten Stimmungen und die feinste Harmonie der Farben zu erzielen wußte. Sie sind Meisterwerke der historischen Landschaft und Rottmanns hervorragendste Schöpfungen, leider aber durch den Einfluß des Klimas zerstört (Kartons in der Galerie zu Darmstadt). [* 66] 1834 ging er im Auftrag des Königs nach Griechenland, [* 67] um Studien für eine Anzahl von Landschaften zu sammeln, welche unter den nördlichen Arkaden des Hofgartens ihren Platz finden sollten, aber in die Neue Pinakothek kamen.
Die Ausführung erfolgte mittels der von Fernbach erfundenen Enkaustik auf Zementplatten. Der Schwerpunkt [* 68] dieses Cyklus von 23 Bildern liegt noch mehr als im Adel der Linien in der zauberhaften Lichtwirkung. Rottmann war wie die übrigen Vertreter der historischen Landschaft von der plastischen Schönheit Italiens [* 69] begeistert; aber darüber vernachlässigte er die Farbe nicht. Man kann drei Perioden seines künstlerischen Schaffens unterscheiden: die erste, in welcher er sich ausschließlich als Stilist erwies;
die zweite, bis zur Vollendung der italienischen Landschaften herabreichende, in welcher er das von der Natur gebotene Material mit poetischer Freiheit modifizierend gestaltete und der Farbe bereits mehr Recht einräumte, und die dritte, in welcher er vollständig als Stimmungslandschafter erscheint und das lyrische Element betont.
Von seinen Ölbildern sind die Akropolis [* 70] von Sikyon und die Ansicht von Korfu [* 71] (München, Neue Pinakothek), die Quelle [* 72] Kallirrhoe und die Meeresküste im Sturm (München, Galerie Schack) hervorzuheben. Er starb in München.
Vgl. Regnet in Dohmes »Kunst und Künstler«, Bd. 4 (Leipz. 1884). -
Sein Bruder Leopold Rottmann, geb. 1813 zu Heidelberg, war ebenfalls Landschaftsmaler, jedoch mehr Naturalist; seine Stärke [* 73] lag im Aquarell. Er starb in München.
bei den Landsknechte [* 74] die kriegserfahrensten, im ersten Glied [* 75] stehenden Leute, die daher die Obern ihrer Rotte (s. d.) waren.
Später hießen so die Führer einer Abteilung von 50 Pferden, wofür sie den Rottmeistergulden bezogen.
Noch später war in manchen Heeren gleichbedeutend mit Unteroffizier. In Württemberg kommt die Bezeichnung Rottmeister (Rottenführer, Rottenobmann) noch jetzt bei der Feuerwehr vor.
[* 42] Oberamtsstadt im württemberg. Schwarzwaldkreis, auf einer Anhöhe am Neckar, Knotenpunkt der Linien Plochingen-Villingen und Rottweil-Immendingen der Württembergischen Staatsbahn, 598 m ü. M., hat eine evangelische und 10 kath. Kirchen (darunter die schöne gotische Stadtpfarrkirche zum Heiligen Kreuz [* 76] mit vortrefflich geschnitztem Altar), [* 77] ein stattliches Rathaus, ein Gymnasium, eine Realschule, ein ehemaliges Jesuitenkollegium (jetzt niederes katholisches theologisches Konvikt), einen Altertums- und Gewerbeverein, eine Fruchthalle, ein Landgericht, ein Forstamt, eine Handels- und Gewerbekammer, Pulver, Orchestrion- und Lederfabrikation, eine Eisenbahnreparaturwerkstätte, Baumwollweberei, Bierbrauerei, Vieh- und Getreidemärkte u. (1885) 6052 meist kath. Einwohner. Zu Rottweil gehören: die Saline Wilhelmshall, das Pfarrdorf Altstadt-Rottweil mit einer alten byzantinischen Kirche und die ehemalige Cistercienser-Nonnenabtei Rottenmünster (s. d.). Merkwürdig sind die ebenfalls
[* 42] ^[Abb.: Wappen von Rottweil.] ¶
in der Nähe bei dem Dorf Altstadt-Rottweil noch sichtbaren Trümmer einer römischen Stadt, wo außer einer Menge andrer Altertümer auch ein schönes Mosaik aufgefunden wurde, welches sich jetzt in der Lorenzkirche auf dem Gottesacker befindet. Zum Landgerichtsbezirk Rottweil gehören die acht Amtsgerichte: Balingen, Freudenstadt, Horb, Oberndorf, Rottweil, Spaichingen, Sulz a. N. und Tuttlingen. [* 79] - Die Stadt Rottweil war schon in der Karolingerzeit ein Kammergut mit königlicher Pfalz, wurde später Reichsstadt, schloß sich 1331 dem Schwäbischen Städtebund an und erwarb 1401 auch das Schultheißenamt.
Sie hatte mit den Württembergern, besonders mit Herzog Eberhard, viele Kämpfe zu bestehen, weshalb sie 1463 und noch einmal 1519 in den Schweizerbund trat. In der Reformationszeit fand die evangelische Lehre [* 80] auch in Rottweil Eingang, allein die Katholiken behielten die Oberhand, und 1529 mußten 400 evangelische Bürger aus der Stadt flüchten. 1632 unterwarf sie sich dem Herzog von Württemberg. Am wurde sie von dem französisch-weimarischen Korps Guébriants, bald darauf wieder von den Kaiserlichen erobert. Bis 1784 bestand hier ein kaiserliches Hofgericht, in dessen erblichem Besitz sich die Grafen von Sulz befanden. Noch jetzt erinnert der steinerne Stuhl des Hofrichters im Garten des Waisenhauses an dieses Gericht. Als Rottweil 1803 seine Reichsfreiheit verlor, hatte es 220 qkm (4 QM.) Gebiet und eine Bevölkerung von 11,000 Menschen. Im Sommer 1842 ward ein großer Teil der Stadt durch Feuer zerstört.
Vgl. Ruckgaber, Geschichte der Stadt Rottweil (Rottw. 1835, 3 Bde.).
Kügelchen;
Rotulae menthae piperitae, Pfefferminzkuchen;
Rotulae sacchari, Zuckerplätzchen.
(lat., Rotul, Rotel), ein Bündel Akten;
auch das Verzeichnis derselben.
Zeugenrotulus, ehedem die unter gerichtliche Autorität gefertigte Zusammenstellung von Zeugenaussagen;
daher rotulieren, dieselben aufzeichnen.
Insel, nordöstlich vom Fidschi-Archipel, 36 qkm (0,6 QM.) groß mit (1883) 2450 Einw. (meist christlichen Polynesian).
Die von Korallenriffen umgebene, gebirgige Insel ist fruchtbar, das Klima [* 81] gesund.
Edwards entdeckte sie 1791;
im J. 1879 wurde sie auf Wunsch der Häuptlinge in die britischen Besitzungen einverleibt und bildet seitdem eine Dependenz der Fidschiinseln. [* 82]
(auch Rotonde, lat. rotunda, ital. rotonda), Rundgebäude mit Zelt- oder Kuppeldach.
Die Rotunden verdanken ihre Ausbildung vornehmlich der römischen und byzantinischen Baukunst [* 83] sowie der Renaissance und wurden meist bei Tempeln und Kirchen angewandt, unter welchen das Panthéon in Rom [* 84] vielfach Nachahmung gefunden hat. In neuerer Zeit werden Rotunden auch bei andern Bauwerken, z. B. Gasbehältergebäuden und Lokomotivremisen, angewandt u. dann meist mit eisernen Kuppeln gedeckt.
(franz., spr. -tühr), meist verächtlich s. v. w. der nichtadlige Stand, Bürger- und Bauernstand;
Roturier (spr. -ürjeh), Bürgerlichen Rotwasserbaum, s. Erythrophlaeum judiciale.
(Rotwälsch), die älteste der vielen Bezeichnungen der Gaunersprache (s. Kochemer Loschen), kommt schon im Passional des 13. Jahrh. vor und wird abgeleitet von Rot (in der Gaunersprache s. v. w. Bettler, Landstreicher) und welsch (fremdartige Sprache). [* 85]
Vgl. Avé-Lallemant, Deutsches Gaunertum (Leipz. 1862, Bd. 4);
Wagner, Die Litteratur der Gauner- u. Geheimsprache (Dresd. 1861).
(Edelwild), in der Jägersprache Kollektivbezeichnung für das Wild aus der Gattung Hirsch. [* 86]
s. Tormentilla. ^[= L. (Tormentill), Gattung aus der Familie der Rosaceen, nur durch die Vierzahl der Teile der ...]
s. Ceanothus. ^[= L. (Seckelblume), Gattung aus der Familie der Rhamneen, in Nordamerika, Westindien und am Kap ...]
(Maliasmus, Malleus humidus), eine seit dem Altertum bekannte, ansteckende Seuchenkrankheit der Einhufer, welche auch auf Menschen, Katzen [* 87] und andre Tiere übertragen werden kann. Ob der Rotz auf miasmatischem Weg entstehen kann, ist nicht endgültig entschieden. Gegenwärtig wird allgemein angenommen, daß die Krankheit nur aus Ansteckung hervorgeht. Das Kontagium, welches nach Löffler und Schütz in einem spezifischen Mikroorganismus (Rotzbacillus) besteht, ist fixer Natur, kann sich aber auf Entfernung von etwa 1 m in die atmosphärische Luft erheben und mittels der Atmung auf gesunde Pferde [* 88] wirksam übertragen werden. Am konzentriertesten ist das Kontagium in dem Nasenausfluß, in den Absonderungen der Rotz-, resp. Wurmgeschwüre und in den Rotzknoten der Lungen enthalten.
Die Wirkung des Kontagiums äußert sich durch Erzeugung kleiner, aus Rundzellen sich zusammensetzender Geschwülste (Granulome) und durch entzündliche Veränderungen. Besonders empfänglich sind die Respirationsschleimhaut und die Lungen, die äußere Haut, [* 89] die Lymphdrüsen und die Lymphgefäße, außerdem Milz, Leber, Nieren, Muskeln [* 90] und selbst die Knochen. [* 91] Früher unterschied man die rotzigen Affektionen der äußern Haut von der eigentlichen Rotzkrankheit als Wurm. [* 92]
Gegenwärtig sagt man statt Wurm Hautrotz und bezeichnet die Entwickelung der rotzigen Krankheitszustände in der Nase [* 93] oder in den Lungen und andern Organen als Nasenrotz, Lungenrotz etc. Mit der Einwirkung des Kontagiums entsteht zunächst an einer kleinen Stelle eine Infiltration von Rundzellen. Letztere zerfallen alsbald, und hiermit wird das Gewebe [* 94] selbst an der betreffenden Stelle angegriffen. Auf diese Weise entsteht das Rotzgeschwür. Oft ist das Geschwür nur sehr klein (linsenförmige, lentikuläre Rotzgeschwüre) u. kann ziemlich glatt verheilen.
Häufiger erreicht es die Größe einer Erbse bis einer Walnuß und zeigt sehr geringe Neigung zur Heilung. Auch sieht man auf der Nasen- und Luftröhrenschleimhaut förmliche Konglomerate von Geschwüren. Im allgemeinen verheilen die oberflächlichen Geschwüre am häufigsten und hinterlassen meist eine größere, sternförmige Narbe auf der Nasenschleimhaut und in der Luftröhre. In den Lungen bilden sich kleinere und größere knötchenförmige Geschwülste (Rotzknoten).
Die äußere Haut erkrankt im allgemeinen unter den gleichen Formen wie die Respirationsschleimhaut. Die infektiöse Natur des Rotzkontagiums bedingt fast immer eine Mitaffektion der nächst gelegenen Lymphdrüsen und Lymphgefäße. An der Haut stellen sich strangförmige Anschwellungen der Lymphgefäße mit Eiterung und Verdickung in den Lymphdrüsen ein (Wurm). Beim Nasenrotz zeigt sich konstant eine Anschwellung und höckerige Verdickung der Kehlgangsdrüsen an der betreffenden Seite.
Auch beim Lungenrotz findet man häufig eine sekundäre Affektion in den Lymphdrüsen an der Lungenwurzel und im Mittelfell. Gewöhnlich 2-6 Wochen nach der Ansteckung treten die ersten Krankheitszeichen offenkundig hervor, bei künstlicher Übertragung (Impfung [* 95] des Kontagiums) aber nicht selten schon nach 4-8 Tagen. Häufig entwickelt sich der Rotz von vornherein in den Lungen, und dann kann ein Pferd [* 96] Monate und Jahre an der Rotzkrankheit leiden, ohne daß bestimmte Symptome die spezifische Affektion erkennen lassen (latenter, okkulter Rotz). Mit der Ausbildung des Rotzes entsteht gewöhnlich Nasenausfluß, wobei die Nasenrauder durch eine schmutzige, graue oder grauweiße Masse ¶
verklebt werden und eine klare, grünlich gefärbte Flüssigkeit tropfenweise aus den Nasenlöchern herabläuft. Mitunter ist aber der Ausfluß [* 98] äußerst spärlich und in nichts unterschieden von den bei gutartigen Erkrankungen der Respirationsschleimhaut auftretenden Dejektionen. Auf der Nasenschleimhaut kommen kleinere und größere Geschwüre vor. Da aber nur ein kleiner Teil der Nase der örtlichen Untersuchung zugänglich ist, so lassen sich die Geschwüre selbst bei der Benutzung eines Spiegels nicht immer auffinden.
Die Kehlgangsdrüse wird hart und vergrößert sich bis zu dem Umfang eines Hühnereies und darüber. Beim Hautrotz entstehen an verschiedenen Körperstellen knotige Auftreibungen und Geschwüre. Die benachbarten und oberflächlich gelegenen Lymphdrüsen erscheinen verdickt und vergrößert. Die Sektion der rotzkranken Pferde läßt häufig noch Geschwüre und Narben in den obern Abteilungen der Nase, in den andern Kopfhöhlen, im Kehlkopf, [* 99] in der Luftröhre und in den Bronchien und daneben fast immer eine kleinere oder größere Zahl von Rotzknötchen und Rotzgewächsen in den Lungen, zuweilen auch in der Milz und Leber erkennen.
Der Rotz verläuft in der Regel chronisch; bisweilen wird aber eine stürmische Entwickelung der krankhaften Zustände in der Haut oder in der Respirationsschleimhaut und in den Lungen beobachtet. Unmittelbar nach der Ansteckung und auch im Verlauf der chronischen Rotzkrankheit können durch zufällige Komplikationen die Krankheitsfälle einen akuten Charakter annehmen. Die Pferde werden dann von Fieber ergriffen und gehen in ihrem Nährzustand zurück. Der Kopf schwillt unförmlich an; es stellen sich umfangreiche geschwürige Defekte in der Respirationsschleimhaut oder in der äußern Haut ein, und der Tod beendet die Krankheit nach 6-10 Tagen. Beim chronischen Verlauf kann die Dauer des Rotzes eine Zeit von mehreren Jahren umfassen. - Bei Menschen wie bei Katzen (Löwen, [* 100] Tigern etc.), auch bei Schafen, Ziegen, Kaninchen [* 101] zeigt der Rotz nach zufälligen oder absichtlichen Infektionen dieselben Modifikationen im Verlauf wie beim Pferd.
Eine Behandlung rotzkranker Pferde ist durch die neuere Gesetzgebung gegenstandes geworden. Im allgemeinen gilt der Rotz schon seit langer Zeit als unheilbar. Die Erscheinungen können sich fast vollständig zurückbilden bei kräftiger Ernährung und anhaltender Ruhe der betreffenden Pferde. Sie treten aber unter günstigen Nebenumständen später wieder hervor. Aus diesem Grund sind die Mitteilungen in der ältern Litteratur von einer Heilung rotzkranker Pferde nicht als beglaubigt anzusehen.
Das deutsche Viehseuchengesetz von 1880 bestimmt, daß die rotzkrank befundenen Pferde nach zuvoriger Feststellung ihres Wertes und gegen Entschädigung des Besitzers unverzüglich zu töten sind. Rotzverdächtig erkrankte Pferde unterliegen der Stallsperre so lange, bis der beamtete Tierarzt die Erkrankung als unverdächtig betrachtet oder den Rotz konstatiert. Die der Ansteckung ausgesetzt gewesenen und deshalb verdächtigen Pferde werden unter polizeiliche Beobachtung gestellt und können so lange, als keine verdächtigen Krankheitszeichen sich hervorthun, zur Arbeit benutzt werden; sie sind aber in besondern Ställen zu halten und mit fremden Pferden nicht in Berührung zu bringen. Die polizeiliche Überwachung wird mindestens sechs Monate hindurch fortgesetzt.
Kartoffelkrankheit, s. Naßfäule. ^[= eine Krankheit der Kartoffel, bei welcher dieselbe schon im Acker oder in den Aufbewahrungsr ...]
(Retz), Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Waldmünchen, an der Schwarzach, 444 m ü. M., hat 2 Kirchen, Flachsbau und Leinweberei, Schnupftabaksfabrikation, ansehnliche Vieh-, Garn- und Leinwandmärkte, Pflastersteinbrüche und (1885) 1295 kath. Einwohner.
Dabei die Ruinen des Schlosses Schwarzenberg.
s. Kaulbarsch. ^[= (Acerina Cuv.), Gattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Barsche (Percoidei ...]
(Zinkit), Mineral aus der Ordnung der Anhydride, kristallisiert hexagonal, findet sich aber meist derb in grobkörnigen oder dickschaligen Aggregaten oder eingesprengt. Es ist mitunter gelb, gewöhnlich intensiv rot, an den Kanten durchscheinend, diamantglänzend, Härte 4-4,5, spez. Gew. 5,4-5,7, besteht aus Zinkoxyd ZnO, mit 80,25 Proz. Zink, enthält aber meist etwas Eisen [* 102] und bis 12 Proz. Manganoxyd. Auf den Gehalt an letzterm Element wird vielfach die rote Färbung des an sich gewiß weißen Minerals zurückgeführt, während andre Beobachter mikroskopische Einschlüsse (Eisenglanz und ein glimmerähnliches Silikat) gefunden zu haben glauben. Der weiße Überzug, mit welchem sich das Erz mitunter bedeckt, ist Zinkcarbonat. In größern Massen tritt Rotzinkerz zu Franklin, Sparta und Stirling in New Jersey auf und wird dort auf Zink verhüttet.
(spr. rubäh), Stadt im franz. Departement Nord, Arrondissement Lille, [* 103] am gleichnamigen Kanal und an der Nordbahn (Linie Lille-Courtrai), ist eine fast ganz moderne Anlage, indem die meisten Häuser und Straßen nicht über ein halbes Jahrhundert zurückreichen. Zu erwähnen sind hierunter: die Kirche St.-Martin, das Stadthaus, der öffentliche Garten und das Theater. Die Bevölkerung (um 1810 erst 9000 Einw.) betrug 1886: 89,781 (als Gemeinde 100,299) Seelen. ist der Mittelpunkt einer sehr bedeutenden Industrie, welche namentlich Gewebe aus reiner Schafwolle, dann aus Schafwolle, Baumwolle [* 104] und Seide [* 105] gemischt zum Gegenstand hat und jährlich einen Produktionswert von etwa 200 Mill. Frank ergibt.
Die hauptsächlichsten »Artikel von Roubaix« sind: gemusterte Hosen-, Westen-, Mantel- und Rockstoffe, Shawls, Samt, Neuheiten in Damenkleidern, Möbelstoffe u. a. Außer den Schafwollkämmereien, Woll-, Baumwoll- und Seidenspinnereien, Zwirnereien, Webereien und Färbereien hat Roubaix noch Fabriken für Rübenzucker, Bier, Branntwein, Webstühle [* 106] und andre Maschinen. Entsprechend der entwickelten Industrie, ist auch der Handel, namentlich in Schafwolle, Garnen und Webwaren, Kohle und andern Hilfsmittel der Industrie, sehr regsam. hat ein Handelsgericht, ein Zollamt, eine Zeichenschule, ein Industriemuseum, eine Bibliothek, Gesellschaften für Ackerbau, Wissenschaften und Künste, eine Gewerbekammer, eine Filiale der Bank von Frankreich und zwei Hospitäler. Der Kanal von Roubaix nimmt seinen Ausgangspunkt aus der Basse-Deule bei Marquette, folgt der Marcq und nach einem 2316 m langen Souterrain der Espierre und mündet mit der letztern auf belgischem Gebiet in die Schelde. Seine Länge beträgt 27,4 km (wovon 19 in Frankreich). Die Geschichte von Roubaix behandelte Leuridan in mehreren Schriften.
(franz., spr. ruku, Rocou), s. v. w. Orlean. ^[= (Achioti, Uruku, Anotto, Attalo), orangegelber Farbstoff, welcher aus dem Fruchtmark von Bixa ...]
(spr. rudähr), François Elie, bekannt als der Urheber des Plans zur Unterwässerung der tunesisch-algerischen Sahara-Schotts, geb. zu Guéret (Creuse), wurde Militär, machte den Krieg 1870/71 mit und wurde bei Wörth [* 107] verwundet. Schon früher mit Triangulierungen in Südalgerien beschäftigt, fiel ihm die Depression [* 108] des Landes auf, u. er publizierte 1874 über die Möglichkeit, dieselbe unter Wasser zu setzen, in der »Revue des Deux Mondes« einen Aufsatz: »Une mer intérieure en Afrique«, ¶