die Bourbonrose (Rose borbonicaRed.), von der
InselBourbon, ein
Blendling mit der
Damaszener Rose; ebensolche
Blendlinge sind auch
die immer blühenden oder remontierenden
Rosen (Herbstrosen), welche seit 1812 namentlich in
Frankreich aus
Samen
[* 2] herangezogen
wurden. Eine besondere
Gruppe der remontierenden
Rosen sind die durch Farbenpracht und samtartigen Schimmer ausgezeichneten
Rosomenen, zuerst von
Vibert gezogen. Eine in
Florenz
[* 3] um 1835 gezüchtete
Varietät, die Manettirose, hat in
England und
Amerika
[* 4] große Wichtigkeit erlangt, weil man sie dort allgemein als Unterlage für feinere
Sorten, die darauf sehr leicht anwachsen
und sich vorzüglich entwickeln, benutzt. Auch in
Frankreich wendet man sie an, während sie für unser
Klima
[* 5] kaum hart genug ist.
7) Banksrosen,Sträucher mit aufrechtem, fast rankendem, in der
Regel mit
Stacheln besetztem
Stengel,
[* 6] bleibenden Blättchen,
borstenförmigen, nicht verwachsenen, oft rasch abfallenden
Nebenblättern und in der
Regel doldentraubig geordneten, nicht
sehr großen
Blüten. Banksrose (RoseBanksiaeR. Br.), mit völlig unbewehrten, mehr oder weniger rankenden
Ästen, auf der Oberseite glänzenden, auf der Unterseite meist unbehaarten Blättchen, zeitig abfallenden
Nebenblättern und
in unregelmäßigen
Dolden stehenden
Blüten, in
China
[* 7] und
Japan, kam 1807 nach
Europa,
[* 8] hält im wärmern
Frankreich und in
England
im
Freien aus, wird bei uns aber im
Kalthaus kultiviert. Sie hat weiße oder gelbe, sehr wohlriechende,
gefüllte
Blüten; die gelbe
Varietät besitzen wir erst seit 1827.
8) EinfachblätterigeRosen (Simplicifoliae), niedrige, aufrechte
Sträucher mit einfachen Blättern und dottergelben
Blüten.
Die einfachblätterigen (Rose simplicifoliaSalisb., Lowea berberifoliaLindl.), einStrauch mit aufrechtem, ästigem, behaartem
und stachligem
Stengel, einfachen, elliptischen, kurzgestielten Blättern, verwachsenenNebenblättern
und gelben
Blüten mit braunrotem
Fleck an der
Basis jedes Blumenblattes, in
Sibirien und
Tatarei.
Man kultiviert gegenwärtig mehrere tausend
Sorten von
Rosen und hat diese aus den verhältnismäßig wenigen
Arten hauptsächlich
wohl durch Anzucht aus
Samen erhalten. Die Rose gehört zu den ungemein leicht variierenden
Pflanzen, und die bei
uns wild vorkommenden
Arten zeigen zum großen Teil so viele unter dem Einfluß von
Boden und
Klima entstandene Zwischenformen,
daß sie fast unmerklich ineinander übergehen. In derselben
Weise variieren bei der Anzucht aus
Samen auch die fremdländischen
Arten, und die
Neigung zum Variieren mußte bei diesen noch mehr hervortreten, nachdem sie aus ihrer
Heimat
in ein ganz fremdes
Klima versetzt worden waren.
Auch durch
Kreuzung, d. h. durch künstliche
Befruchtung der
[* 9]
Blüten einer
Spielart mit dem
Blütenstaub einer andern, sowie durch
Hybridisierung (wobei man die erwähnte
Operation zwischen zwei verschiedenen
Arten vornimmt) sind angeblich viele neue
Sorten
entstanden; aber gerade über diese letztern Vorgänge ist sehr wenig Sicheres bekannt, und die Zahl
echter Hybriden oder
Kreuzungen ist jedenfalls verhältnismäßig nur gering. Bei der
Bildung der Hauptformen hat ohne
Zweifel
die
Natur das meiste gethan, denn gerade die auffallendsten und besten Rosenarten sind nicht in
Gärten entstanden, sondern
in ihrem Vaterland entdeckt und in bereits abgeändertem Zustand zu uns gekommen
(Zentifolie, Moosrose,
Theerose etc.). Die Rose gedeiht in jedem nahrhaften Gartenboden, am besten in etwas
lehmigem Sandboden, in freier,
sonniger, geschützter
Lage.
Die
Vermehrung geschieht durch
Absenker, Wurzelschößlinge,
Stecklinge; zur Anzucht hochstämmiger
Rosen benutzt man bei uns
hauptsächlich die Hundsrose, am besten aus
Samen erzogene Stämmchen, und veredelt diese durch
Pelzen
hinter der
Rinde,
Okulieren,
[* 10] Anplatten,
Kopulieren und
Absäugen. Bei eintretendem
Frost biegt man die
Stämme nieder und bedeckt
sie mit
Streu,
Heidekraut,
Laub,
Moos, Fichtennadeln etc. Topfrosen überwintert
man in einem hellen
Haus bei 1-3°. Die zum
Treiben
bestimmten
Rosen, kräftige zweijährige
Ableger, pflanzt man im März in Töpfe, schneidet sie auf 3-5
Augen zurück, hält sie im
Freien, in
Erde eingesenkt, bis
August feucht, kneift alle an den jungen
Trieben erscheinenden
Knospen
[* 11] ab, stellt sie Mitte
August schattig und trocken und beginnt am besten erst zu treiben, nachdem dieStöcke
einer
Kälte von 4-6° ausgesetzt gewesen sind. Die getriebenen
Rosen läßt man ein Jahr ruhen. Man treibt vorzugsweise die
Remontanten, seltener die kleine
Zentifolie, Moosrose,
Bourbon-,
Thee- und Noisetterose, häufig zum Abschneiden die gemeine
Monatsrose.
[Geschichtliches.]
Als
Mittelpunkt für die geographische Ausbreitung der ist
Zentralasien
[* 12] zu betrachten, wo auch
die Wiege der indogermanischen Menschheit stand. Die Bekanntschaft mit der ist mithin uralt, und die frühste
Kunde von der
Rose bezeugt bereits, welche
Anerkennung ihre
Schönheit gefunden. In Tschudengräbern, welche wenigstens 5000 Jahre vor unsrer
Zeitrechnung zurückreichen sollen, fand man eine
Münze mit dem Gepräge einer Rose
In demZendavesta erscheint
die Rose bereits in die religiöse Auffassung und in die
Kosmogonie verschlungen; ebenso finden sich Zeichen der Verehrung der
Rose bei
Indern, Syrern und Ägyptern.
Die Rose war der
Aphrodite
[* 16] geweiht; sie entstand aus dem
Blute des
Adonis oder aus dem bei der Erschaffung der
Aphrodite abfallenden
Meeresschaum und erblühte, als
Aphrodite den
Dorn mit
Nektar beträufelte. Von der
Aphrodite ging die Rose auf den
Eros,
[* 17] die
Grazien und
Musen
[* 18] über. Aber die Rose war auch dem
Dionysos
[* 19] geweiht und erscheint daher als
Schmuck der
Gastmähler.
Unter den Kranzblumen stand sie als Blumenkönigin voran, und für die Bezeichnung der
Schönheit war rosig das allgemeinste
Wort.
Gleichzeitig singen die Dichter von der Vergänglichkeit der Rose, sie erscheint als
Sinnbild der Vergänglichkeit
des
Menschen und ist daher auch
Symbol des
Todes; nach alter
Sitte wurden die
Gräber mit
Rosen bestreut. In der
Kosmetik, in der
Medizin und im
Aberglauben spielten
Rosen eine große
Rolle. Nach
Italien
[* 20] kam die Rose früh mit den griechischen
Kolonien und gedieh
dort vortrefflich.
Kampanien brachteZentifolien hervor, und die
Rosen um
Pästum blühten zweimal im Jahr.
Früh wurde die auch hier in den
Liebes- und Lebensgenuß verflochten; der
Tisch der Schmausenden ist ganz unter
Rosen verborgen,
das
Haupt der Tänzerin, des weinschenkenden
Knaben mit einem
¶
Der Rosenkranz der Katholiken ist buddhistischen Ursprungs, kam im 12. Jahrh. in allgemeinen
Gebrauch, hat seinen Namen aber nur durch einen Übersetzungsfehler erhalten und ursprünglich mit der Rose nichts zu thun. Seit
dem Mittelalter weiht der Papst am Sonntag Lätare eine goldene Rose, indem er sie in heiliges Öl taucht,
mit Moschus bestreut und den Segen darüber spricht, und mit dieser geweihten Rose werden besonders geliebte Kinder der Kirche
beglückt. Auch in der kirchlichen Ornamentik wurde die Rose vielfach verwendet, teils nur als Zierde, teils mit entschieden
mystischer Bedeutung, wie in den Katakomben.
Die alten Germanen hielten zur Zeit der Frühlingsfeier große Versammlungen auf Plätzen, welche von Rosenhecken umgeben waren.
Diese Rosengärten stehen vielleicht noch in Beziehung zu den persischen Rosengärten, an welche sich ebenfalls die besonders
durch Rosen geschmückten Frühlingsfeste knüpften. Eine Vorstellung, wenigstens von einer Form der germanischen
Frühlingsfeier, gibt das Rosengartenlied, wenn auch in andrer Bedeutung. Sehr früh findet sich auch bei den Germanen eine
Verknüpfung der Rose mit der Liebe, und selbst über den Tod hinaus vereint die Rose die Liebenden.
Man pflanzte sie auf Gräbern von Jungfrauen und Jünglingen, und besonders die rankende Rose war hier beliebt.
Ganz allgemein diente die Rose als sinniger Schmuck bei ernsten und heitern Gelegenheiten; sie trat als Wappenblume auf (York
und Lancaster) und erschien häufig auch auf Münzen.
[* 28] Als Bauhüttensymbol gewann die Rose besondere Bedeutung; sie findet sich
an vielen mittelalterlichen Bauwerken (Ruprechtsbau des HeidelbergerSchlosses, Alhambra etc.) und hat sich
als Symbol bei den Freimaurern bis jetzt erhalten.
Bei allen diesen Beziehungen der Rose konnte es nicht ausbleiben, daß sie vom Aberglauben reichlich ausgenutzt wurde; altgermanische,
griechische, römische und christliche Elemente verschlingen sich in der mannigfachsten Weise, und sehr oft ist es unmöglich,
den Ursprung der Sagen nachzuweisen. Auch in der Medizin und in der Küche fand die Rose vielfache Verwendung,
doch hat der Luxus die Blume bei uns nie in dem Maß erniedrigt wie
bei den alten Römern. Als Zierpflanze fand sich die auch
in den kleinsten Gärten; KasparBauhin unterschied schon 19 wilde und 17 zahme Rosen, während Linné im
ganzen nur 10 Arten anerkannte.
vonJericho, die wegen ihrer Eigenschaft, beim Absterben in ein bräunliches Knäuel sich zusammenzurollen,
in Wasser aber sich wieder zu entfalten, berühmt gewordene Anastatica hierochontica (s. Anastatica). Dieselbe Eigenschaft besitzen
Asteriscus pygmaeus, Selaginella lepidophylla und S. involvens in Peru
[* 38] und Mexiko,
[* 39] welche man dort wie die echte Rose von Jericho benutzt.
Als solche (everlasting rose, Rose von Kandia) kommt ferner auch die Fruchtkapsel von Mesembryanthemum
[* 40] Tripolium vor, welche trocken etwa einer Eichel in einem braunwolligen Näpfchen gleicht, in lauwarmem Wasser aber sich zu
einem prachtvollen Stern gestaltet und früher zu abergläubischen Zwecken benutzt wurde.
(Rotlauf, Hautrose, Erysipelas), eine flächenhaft ausgebreitete Hautentzündung, welche sich durch ihre Rosenröte,
durch Schwellung und Schmerzhaftigkeit, durch ihr Fortkriechen oft über große Körperflächen auszeichnet und meist mit
Fieber verbunden ist. Kein Körperteil ist verschont von der Rose, doch tritt sie vorzugsweise am Kopf und
Gesicht
[* 44] auf. Im gewöhnlichen Verlauf steigert sich die Entzündung und das Fieber etwa 8-14 Tage lang, dann schwillt der kranke
Teil ab, das Allgemeinbefinden bessert sich, und nach einer Abschuppung kehrt völlige Heilung ein.
Die ist ein häufig vorkommendes Leiden,
[* 45] an welches sich zahlreiche abergläubische Vorstellungen knüpfen;
sie ist ein sichtbares Feld für die Wirksamkeit der sogen. klugen Frauen, Schäfer und andrer Heilkünstler, deren Maßregeln,
z. B. dem Besprechen, der meist regelmäßige und typische Ablauf
[* 46] so weit zu Hilfe kommt, daß sich auch von Laien der Tag der
Besserung ziemlich sicher voraussagen läßt. Nach den Forschungen der neuern Zeit ist man sicher, daß
in allen Fällen, zumal bei der Wundrose (Erysipelas traumaticum), durch kleine Hautrisse pflanzliche Keime (Bakterien) in die
Lederhaut geraten und durch ihr Wachstum die genannte Entzündung, durch ihre Aufnahme ins Blut das Fieber bedingen, womit also
die Rose als Infektionskrankheit gekennzeichnet ist.
Beim Tiefergreifen der Pilzwucherung entsteht das E. bullosum, in höhern Graden sogar Eiterung; man sieht jeden Grad der Entzündung
(Pseudoerysipelas) bis zum Brand sich entwickeln (E. gangraenosum), wie bei größern Wunden sich eine fortlaufende Staffel vom
leichtesten Wundfieber zum schwersten Hospitalbrand verfolgen läßt. Höchst wahrscheinlich handelt es
sich dabei aber um eine Mischinfektion mit den Mikrokokken der Rose und andern Bakterienarten. Eine Behandlung der
Rose richtet sich, sofern nachweisbare Verletzungen vorliegen, auf die sorgfältigste Wundbehandlung.
Zum zweiten ist hier wie bei allen ansteckenden Krankheiten gute Luft, kühle Bedeckung und der ganze Apparat der antifebrilen
Mittel, Säuren, kalte Bäder etc., trotz aller Vorurteile dringend angezeigt. Drittens ist örtlich die
Schmerzhaftigkeit mit Auflegen von Eisbeuteln zu bekämpfen, da ein zuverlässiges Mittel, die Ausbreitung der Bakterien zu
verhindern, noch nicht gefunden ist. Die besten Erfolge sieht man von zahlreichen Einstichen mit einem schmalen, scharfen
Messer,
[* 47] welche in einer gewissen Entfernung von der roten Schwellung im Gesunden vorgenommen werden und
nicht selten das Fortschreiten der Entzündung hindern. Sobald Eiterung oder Brand beginnt, müssen lange Einschnitte gemacht
werden, kurz es treten dann alle Mittel der chirurgischen Behandlung ein, die nicht so selten in der Amputation ganzer Glieder
[* 48] ihren Abschluß findet.
3) Heinrich, Sohn des vorigen, geb. zu Berlin, erlernte in Danzig
[* 52] und Mitau
[* 53] die Pharmazie, studierte in Berlin, 1819-21
in Stockholm
[* 54] bei Berzelius, dann in Kiel
[* 55] Chemie, habilitierte sich 1822 in Berlin, wurde daselbst 1823 außerordentlicher und 1835 ordentlicher
Professor der Chemie und starb daselbst Rose war einer der größten Analytiker der neuern Zeit
und hat namentlich auf dem Gebiet der anorganischen Chemie, auch durch Bearbeitung der selten vorkommenden Elemente und ihrer
Verbindungen Epochemachendes geleistet. Als Lehrer wirkte er höchst anregend. Sein Hauptwerk ist das »Ausführliche
Handbuch der analytischen Chemie« (Braunschw. 1851, 2 Bde.; 6. Aufl.
als »Traité complet de chimie analytique«, Par. 1859-61, 2 Bde.),
welches in fast alle europäischen Sprachen übersetzt ward (deutsch, Leipz. 1864-71, 2 Bde.).
Seit 1856 widmete er seine Ferienzeit hauptsächlich der geognostischen Untersuchung des Riesengebirges. Er starb in
Berlin. Rose lieferte zahlreiche Monographien einzelner Mineralspezies und stellte ein kristallochemisches Mineralsystem auf,
welches die Mineralien
[* 63] zunächst nach den Kristallsystemen, innerhalb derselben aber nach Elementen, binären, ternären etc.
Verbindungen anordnet. Er schrieb: »Elemente der Kristallographie« (Berl. 1833, 3. Aufl. 1873; Bd. 2 von
Sadebeck, 1876);
Dubarry (Pompadourrot), ein nach der Gräfin Dubarry benanntes fleischfarbiges Rosenrot, welches seit 1757 bei der
Porzellanfabrikation in Sèvres angewandt wurde.
Petri Kettenfeier, österreich. Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Alpl bei Krieglach in Obersteiermark als Sohn armer Bauersleute, erhielt nur den notdürftigsten Unterricht
und kam, weil für einen Alpenbauer zu schwach, mit 17 Jahren zu einem Wanderschneider in die Lehre,
[* 68] mit dem er mehrere Jahre
lang von Gehöft zu Gehöft zog. Dabei kaufte und las er, von Bildungsdrang getrieben, Bücher, namentlich den
»Volkskalender« von A. Silberstein, dessen Dorfgeschichten ihn so lebhaft anregten, daß er selbst allerlei Gedichte und Geschichten
zu schreiben anfing.
Durch Vermittelung des Redakteurs der Grazer »Tagespost«, dem Rosegger einige Proben seines Talents zusandte, ward ihm endlich 1865 der
Besuch der GrazerHandelsakademie ermöglicht, an welcher er bis 1869 seiner Ausbildung oblag; später wurde
ihm zu weitern Studien vom steirischen Landesausschuß ein Stipendium auf drei Jahre verwilligt. Er lebt gegenwärtig in Graz,
[* 69] wo er seit 1876 die Monatsschrift »Der Heimgarten« herausgibt. Seiner ersten Veröffentlichung: »Zither und Hackbrett«, Gedichte
in obersteirischer Mundart (Graz 1869, 3. Aufl. 1884),
folgten: »Tannenharz und Fichtennadeln«, Geschichten,
Schwänke etc. in steirischer Mundart (das. 1870, 2. Aufl. 1881),
dann fast jährlich gesammelte Schilderungen und Erzählungen,
die vielfach aufgelegt wurden, nämlich: »Das Buch der Novellen« (1872-86, 3 Bde.);
»Die Älpler« (1872, 4. Aufl. 1886);
»Waldheimat«,
Erinnerungen aus der Jugendzeit (1873-84, 2 Bde.);
»Die Schriften des Waldschulmeisters« (1875, 7. Aufl.
1886);
Diese Werke erschienen als
»Ausgewählte Schriften« Wien
[* 72] 1881-88 in 23 Bänden; außerdem veröffentlichte Rosegger noch in steirischer Mundart: »Stoansteirisch«,
Vorlesungen (Graz 1885). Genaue Kenntnis des Dargestellten, Gemüt und Humor zeichnen die Erzählungen Roseggers vorteilhaft
aus, wogegen die künstlerische Gestaltung zurücktritt.
Ippolito, ital. Ägyptolog, geb. zu Pisa,
[* 73] vollendete daselbst 1821 seine Universitätsstudien,
verweilte drei Jahre in Bologna zur Erlernung der orientalischen Sprachen bei dem berühmten Mezzofanti
und ward 1824 zum Professor der orientalischen Sprachen an der UniversitätPisa ernannt. Von 1825 an widmete er sich hauptsächlich
dem Studium des Ägyptischen und ward ein tüchtiger Nacheiferer Champollions, dem er auch bei seinen ägyptologischen Arbeiten
in Rom,
[* 74] Neapel
[* 75] und Turin
[* 76] behilflich war und später nach Paris
[* 77] folgte. 1828 ward er an die Spitze einer toscanischen
Forschungsexpedition nach Ägypten gestellt, der sich eine französische unter Champollions Leitung anschloß, und beide Expeditionen
widmeten nun gemeinschaftlich 15 Monate der nähern Erforschung der hieroglyphischen DenkmälerÄgyptens, deren Ergebnisse
Rosellini nach seiner Rückkehr in dem Werk »I monumenti
dell' Egitto e della Nubia« (Pisa 1832-44, 9 Bde. mit 3 Foliobänden Illustrationen) niederlegte. Rosellini starb Unter
seinen sonstigen Schriften sind zu nennen: »Elementa linguae aegyptiacae«, eine koptische Grammatik, welche Rosellini nach ChampollionsEntwurf bearbeitet und Ungarelli herausgegeben hat (Rom 1837),
und das unvollendet im Manuskript hinterlassene
»Diccionario geroglifico«.
die den Versuch machten, den Thronwechsel zu einer eingreifenden
Staatsveränderung zu benutzen, machte seiner militärischen Laufbahn ein frühzeitiges Ende. Er wurde nach Sibirien deportiert,
wohin ihm auch seine Frau folgte, und später nach dem Kaukasus. Durch Fürsprache des damaligen Thronfolgers wurde ihm 1836 eine
Milderung seines Loses und 1856, aus Anlaß der KrönungKaiserAlexanders II., vollständige Begnadigung und
Wiedereinsetzung in seine Adels- und Vermögensrechte zu teil. Rosen siedelte nach einem seiner Frau gehörigen Gut bei Charkow über,
wo er anfangs Volksschullehrer, dann nach der Emanzipation der Bauern Friedensrichter wurde und starb. Allgemein
bekannt wurde Rosen durch die in verschiedenen Sprachen anonym erschienene Schrift »Aus den Memoiren eines
Dekabristen« (deutsch, 2. Aufl., Leipz. 1874). Außerdem
schrieb er: »Skizzen zu einer Familiengeschichte der Freiherren und Grafen von Rosen« (Petersb. 1876).
5) Georg, Baron von, russ. Dichter, FreundPuschkins, geb. 1803, trat 1827 mit »Drei Gedichten« auf, welche
Beifall fanden, und denen er 1828 »Das Geheimnis«, 1830 das lyrisch-epische Gedicht »Die GeburtIwans des Schrecklichen« folgen
ließ. Mit Konschin gab er den poetischen Almanach »Zarskoje Selo« (1830) u. »Alciona«
(1832-33) heraus. Seine Trauerspiele: »Iwan der Schreckliche« (1833),
»Basmanow« (1836) und
»Die Tochter Iwans III.« (1839) behandeln Stoffe aus der russischen Geschichte. Seine Oper »Das Leben für
den Zar« (1837) wurde durch GlinkasMusik national. Seine Gedichte, die in verschiedenen russischen Taschenbüchern und Zeitschriften
zerstreut sind, empfehlen sich durch korrekte Sprache
[* 93] und zierlichen Versbau, lassen aber Kraft
[* 94] und Originalität vermissen.
Rosen starb 23. Febr. (a. St.) 1860 in Petersburg.
1) FriedrichAugust, Orientalist, geb. zu Hannover,
[* 95] studierte in Leipzig die semitischen Sprachen, dann
seit 1824 in Berlin unter BoppSanskrit und veröffentlichte »Radices linguae sanscritae« (Berl.
1827). Als Professor der orientalischen Litteratur an die UniversitätLondon berufen, gab er die arabische Algebra
des Mohammed ben Musa (Lond. 1831) heraus, legte aber 1831 die Professur nieder, um das Sekretariat der AsiatischenGesellschaft
zu übernehmen. Er revidierte das sanskrit-bengalische Wörterbuch von Haughton (Lond. 1833) und fertigte für das Britische Museum
den Katalog der syrischen Manuskripte
(das. 1839). Sein wichtigstes Werk, die Bearbeitung des Rigweda, unterbrach
sein Tod, der erfolgte; erschienen ist davon »Rigveda-Sanhita, liber
primus, sanscrite et latine« (Lond. 1838).
2) Georg, ebenfalls Orientalist, Bruder des vorigen, geb. zu Detmold,
[* 96] studierte seit 1839 in Berlin und Leipzig orientalische
Sprachen und bereiste, von der preußischen Regierung, deren Aufmerksamkeit er durch das Werk »Rudimenta
persica« (Leipz. 1843) auf sich gezogen hatte, unterstützt, 1843-44 mitKoch den Orient. Die Ergebnisse seiner dortigen Forschungen
waren die Abhandlung »Über die Sprache der Lazen« (Lemgo 1844) und die »Ossetische Grammatik« (das. 1846). Seit 1844 verweilte
er als Dragoman bei der preußischen Gesandtschaft zu Konstantinopel,
[* 97] ward 1853 zum preußischen Konsul
in Jerusalem
[* 98] und 1867 zum Generalkonsul des Norddeutschen Bundes, später des DeutschenReichs in Belgrad
[* 99] ernannt, in welcher Stellung
er bis 1875 verblieb; seitdem lebt Rosen wieder in seiner Vaterstadt. Von seinen Schriften erwähnen wir die Übersetzung des
»Tuti-nameh« (»Papageienbuch«),
einer Sammlung orientalischer Erzählungen und Märchen (Leipz. 1858, 2 Bde.);
»Das Haram zu Jerusalem und der Tempelplatz des Moria« (Gotha
[* 100] 1866);
»Ein Schutzgeist«, »O diese Männer«,
»Das Damokles-Schwert«, »Die Talismane« u. a. Rosen schreibt für den Augenblick; mit einer Zeitlaune oder Mode oder Tageserscheinung
vergehen seine Stücke, die auch kein weiteres kritisches Eingehen zulassen. Einige wirken auf das Zwerchfell, geben Schauspielern
Gelegenheit für Chargen, und meist von diesen hängt der Erfolg ab. Auch schrieb er zahlreiche Feuilletons
und Feuilletonromane. Seine »Gesammelten dramatischen Werke« erschienen
Berlin 1870-88, 14 Bde.
Obergymnasium, Kupfer-, Eisen-, Antimon- und Bleigruben, hervorragende Lederindustrie, eine Papierfabrik, zwei Mineralbäder
und (1881) 4783 Einw. Unfern auf einem Felskegel die BurgKraszna Horka, Eigentum der GrafenAndrássy. - 2) Markt im ungar. KomitatKronstadt
[* 107] (Siebenbürgen), mit (1881) 4099 meist deutschen Einwohnern und Fischzuchtanstalt. In der
Nähe auf steilem Kalkfelsen die malerische Burgruine Rosenau. - 3) Lustschloß, s.
Koburg.
1) alte Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Kaplitz, an der Moldau, mit einer jenseit des Flusses gelegenen
Vorstadt, Latron, hat ein auf hohem Felsen gelegenes altes Schloß mit Sammlung von Altertümern und Kunstgegenständen,
ein neues Schloß des GrafenBuquoy, eine gotische Pfarrkirche, eine Papierfabrik, Holzhandel und (1880) 1468 Einw.
Das alte Schloß war ehemals Sitz des berühmten böhmischen Adelsgeschlechts v. Rosenberg, das in den hussitischen Bewegungen eine
wichtige Rolle spielte und zuletzt in den Fürstenstand erhoben wurde, aber 1612 erlosch; seine Besitzungen
gingen (als Herzogtum Krumau) auf den Fürsten von Eggenberg, später auf die FamilieSchwarzenberg über. Von ihm leiten die
in Kärnten ansässigen Fürsten von Rosenberg-Orsini ihre Abstammung ab. - 2) (Rózsahegy) Markt im ungar. KomitatLiptau, an der Waag
und der Kaschau-OderbergerEisenbahn, wichtiger Straßenknotenpunkt mit (1881) 3247 meist slowak.
Einwohnern, Gymnasium und Gerichtshof. In der Nähe die Badeorte Koritnyca und Lucski. - 3) (Olesno) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Oppeln,
[* 108] am Ursprung der Stober und an der LinieBreslau-Tarnowitz der Preußischen Staatsbahn, 242 m ü. M., hat eine evangelische
und eine kath. Pfarrkirche, 3 kath. Filialkirchen, eine Synagoge, ein Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt,
ein Amtsgericht, Gerberei, 2 Mahl- und eine Dampfsägemühle und (1885) 3561 meist evang.
Einwohner. - 4) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder,
[* 109] an der EisenbahnMarienburg-Mlawka, hat eine evang. Kirche,
ein Amtsgericht, eine große Dampfschneidemühle, Molkerei und (1885) 3055 meist
evang. Einw.
(Rosenplüt),
Hans, deutscher Dichter, geboren zu Nürnberg,
[* 115] wo er auch den größten Teil seiner Lebenszeit
verbrachte, dichtete zwischen 1431 und 1460. Nach seiner eignen Angabe hat er zeitweilig als Wappendichter an den Höfen der
Fürsten und Herren seinen Unterhalt gesucht. In den Schlußzeilen einzelner seiner Gedichte heißt er »der
Schnepperer«, was man gewöhnlich mit »Schwätzer« übersetzt,
während die auch von Rosenblüt gepflegte Priamel wegen ihres abschnappenden Schlusses die Nebenbezeichnung »Schneper« führte und
der Beiname des Dichters auch daher entnommen sein kann.
Rosenblüts litterarische Bedeutung beruht hauptsächlich darin, daß sich in ihm besonders wahrnehmbar
die Abwendung von der höfischen zur bürgerlichen Poesie vollzog, und daß wir ihm die ältesten erhaltenen deutschen Fastnachtsspiele
von kunstmäßigerer Anlage verdanken. Seine Dichtungen dieser Art geben zwar auch nicht viel mehr als einfach dialogisierte
Auftritte, sind aber dem Stoff nach meist Erfindungen des Verfassers, in der Ausführung oft voll Witz und
Komik, freilich auch voll derbster Späße. Außerdem schrieb Rosenblüt Erzählungen und Schwänke. Das poetisch Frischeste sind seine
»Weingrüße« und »Weinsegen«
(hrsg. von M. Haupt in den »Altdeutschen Blättern«, Bd. 1, Leipz.
1836). Eine Zusammenstellung sämtlicher Dichtungen Rosenblüts gab A. Keller in »Fastnachtsspiele aus dem 15. Jahrhundert«
(Stuttg. 1853, 3 Bde.).