einfachen
Reif oder
Knauf
[* 2] zusammengeschrumpft. Die
Dekoration der Römer
[* 3] erfolgte bisweilen durch
Emailmalerei, sehr selten durch
Gravierung.
1)
Ole oderOlaf, Astronom, geb. zu
Aarhus,
[* 5] ging 1561 mit dem französischen Astronomen
Picard nach
Paris,
[* 6] wo er von
Ludwig XIV. eine
Pension erhielt, astronomische
Beobachtungen anstellte und in die
Akademie aufgenommen
wurde. Aus dem Umstand, daß die Verfinsterungen des ersten Jupitermondes nicht immer in gleichen Zwischenzeiten beobachtet
werden, zog er 1676 den
Schluß, daß das
Licht
[* 7] sich nicht momentan fortpflanze, sondern daß sich aus
diesen
Beobachtungen eine endliche Lichtgeschwindigkeit ableiten lasse (s.
Licht). 1681 kehrte Römer als königlicher Mathematikus
nach
Kopenhagen
[* 8] zurück, wo er seine astronomischen
Beobachtungen fortsetzte, namentlich sich bemühte, Fixsternparallaxen
zu finden; er erfand auch und gebrauchte zuerst das Mittagsrohr, den
Meridiankreis,
[* 9] den
Höhen- und Azimutkreis
und entdeckte 1674 die Zweckmäßigkeit einer epicykloidalen Gestalt für die
Zähne
[* 10] bei
Rädern. Er starb als
Bürgermeister
von
Kopenhagen und dänischer
Staatsrat Seine
Beobachtungen sind ungedruckt geblieben, sein handschriftlicher
Nachlaß
ging bis auf die von Horrebow veröffentlichtenBeobachtungen dreier
Tage (21.-23. Sept. 1706, sogen.
»Triduum«)
bei dem
Brand von
Kopenhagen 1728 zu
Grunde.
Erläuterungen dazu (Berl. 1851) und
»Geologische Verhältnisse der Stadt
Hildesheim«
(das. 1883). Er ist seit 1867 nationalliberales Mitglied des norddeutschen,
später des deutschen
Reichstags.
(Brief St. Pauli an die Römer), das ausführlichste und für Beurteilung des Paulinischen Lehrbegriffs wichtigste
Sendschreiben des ApostelsPaulus. Dasselbe ist während des Winters 58-59 zu Korinth
[* 32] abgefaßt und nach Rom
[* 33] geschickt, um die
dortigen Christen mit dem Paulinischen Evangelium bekannter zu machen, bestehende Vorurteile aufzuheben
und die beabsichtigte Reise des Apostels nach Rom vorzubereiten. Beanstandung haben nur die beiden letzten Kapitel erfahren;
zumal im letzten scheint vieles eher auf Ephesos
[* 34] als auf Rom zu weisen. Der Brief ist unzähligemal kommentiert worden.
(grand prix de Rome), der große Staatspreis an der École des beaux-arts und dem Konservatorium zu Paris,
bestehend in einem Stipendium für einen vierjährigen Studienaufenthalt in Rom, wo die Stipendiaten in der VillaMedici gemeinsame
Pension haben.
Als zweiter prix de Rome wird eine goldene Medaille verliehen.
Auch am BrüsselerKonservatorium
heißt der alle zwei Jahre verteilte Kompositionspreis Römerpreis.
Stadt in Mähren,
[* 37] in einem Thal
[* 38] der Sudeten, an der Bahnlinie Kriegsdorf-Römerstadt, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft
und eines Bezirksgerichts, hat eine Landesunterrealschule, Flachsbau, starke Baumwoll- und Leinweberei,
Bleicherei, Seidenzeugfabrik und (1880) 4650 Einw.
(spr. rōmmford), Stadt in der engl. GrafschaftEssex, 14 km östlich von London,
[* 42] hat eine berühmte Brauerei,
Vieh- und Kornhandel und (1881) 7176 Einw.
Stadt im Herzogtum Sachsen-Meiningen, Kreis
[* 43] Hildburghausen,
[* 44] an der Spring, die unweit davon in die Milz fällt,
und an der Eisenbahn Rentwertshausen-Römhild, hat eine Stiftskirche mit zwei ausgezeichneten, von PeterVischer und seinen Söhnen
gegossenen Bronzedenkmälern hennebergischer Grafen (vgl. Döbner, Die Denkmäler hennebergischer Grafen in der Stiftskirche
zu Römhild, Münch. 1840), das SchloßGlücksburg (jetzt deutsches Kriegerwaisenhaus), ein Amtsgericht, bedeutende Viehmärkte und
(1885) 1693 Einw. In der Nähe die beiden Gleichberge (s. d.) und die Hartenburg. Römhild gab einer sächsischen
Linie, die 1681 von Heinrich, dem vierten Sohn Ernsts des Frommen, gegründet wurde und 1710 mit ihm ausstarb,
den Namen.
Nach Fox' Tod verlor er seine Stelle im Ministerium und trat nun auf die Seite der Opposition, deren vorzüglichster
Führer er wurde. Er verteidigte die Politik der abgetretenen Minister, sprach für die Katholikenemanzipation und berührte
wiederholt die Parlamentsreform. Bei den Parlamentswahlen von 1818 wurde Romilly von Westminster gewählt, entleibte sich aber,
in Schwermut verfallen, 2. Nov. d. J. Seine Schrift »Observations on the criminal law of England« (Lond. 1810)
hat auf die spätern Reformen des englischen Kriminalrechts großen Einfluß geübt. - Sein Sohn SirJohn Romilly, geb. 1803, ebenfalls
Rechtsgelehrter und Parlamentsmitglied, seit März 1851 Master of the rolls (Oberkanzleidirektor), hat sich die Veröffentlichung
der alten englischen Staatsurkunden angelegen sein lassen und gab die »Memoirs
of the life« seines Vaters (4. Aufl. 1842, 2 Bde.)
heraus. Am bewirkte das MinisteriumRussell-Gladstone seine Erhebung zum Lord Romilly von Barry. Er starb in
London.
linker Nebenfluß der Pissa im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen,
[* 47] kommt als Blinde aus einem See auf der preußisch-russischen
Grenze und mündet nach 45 km langem Lauf bei Gumbinnen.
Litteratur. Man kann die Geschichte der römischen Litteratur in fünf Perioden einteilen. In der ersten,
von ErbauungRoms bis auf Livius Andronicus, 240 v. Chr., kann von einer eigentlichen Litteratur noch nicht
die Rede sein. Einige religiöse und andre Lieder, die dem spätern Rom schon unverständlich waren, spärliche und rohe dramatische
Versuche, Bruchstücke von Gesetzen und Inschriften etc. sind die einzigen Denkmäler dieser Periode, von denen wir etwas
wissen.
Die zweite Periode beginnt mit Livius Andronicus, einem latinisierten Griechen, welcher mit seinen Übertragungen griechischer
Dramen und der Homerischen »Odyssee« die griechische Litteratur in Rom einführte und den ersten Anstoß zur Entwickelung einer
sich ganz an die griechischen Muster anschließende Kunstpoesie gab. Die vielfachen Berührungen mit den Griechen, welche
die Folgezeit mit sich brachte, ließen griechische Bildung trotz manches Widerstandes patriotischer Römer immer mehr in Rom
Platz greifen, und selbst ein solcher Gegner alles griechischen Wesens wie der alte Cato, der Begründer der römischen Prosa,
vermochte sich dem Einfluß der griechischen Litteratur nicht mehr zu entziehen.
Überhaupt wird das ganze römische Leben von griechischer Bildung durchdrungen. Von Griechen wurde der junge Römer erzogen,
und nach Griechenland
[* 51] zog er, um seine Bildung zu vollenden. Doch konnte sich der römische Charakter, der
sich besonders in der Richtung auf das Praktische zeigte, auch hier nicht ganz verleugnen: die eigentliche Spekulation, wie
sie in der griechischen Philosophie hervortritt, fand bei den Römern wenig Beifall;
dagegen bildeten sie alles mit
Vorliebe weiter, was auf das Leben unmittelbar Einfluß hatte, besonders was die politische Thätigkeit unterstützte und
förderte.
Daher sorgsames Studium der Dialektik und ihre Anwendung auf die Beredsamkeit und Pflege der Ethik in den das öffentliche
und Privatleben unmittelbar berührenden Fragen. Mit der Beredsamkeit, welche in dieser Periode unter Cicero
ihren Kulminationspunkt erreichte, erhob sich auch die Geschichtschreibung, nach griechischen Mustern gebildet oder genährt.
Auf dem Gebiet der Poesie trat das Drama, das in der vorigen Periode eine Reihe von Vertretern gehabt hatte, immer mehr zurück;
dagegen fand namentlich im Augusteischen Zeitalter das Epos, das heroische wie das didaktische, vielseitige
Pflege, und die römische Lyrik bildete sich eigentlich erst jetzt aus.
Die Sprache erreichte in dieser Periode ihre höchste Ausbildung. Die vierte Periode oder das »silberne Zeitalter« beginnt mit
dem Tode des Augustus und dauert ungefähr bis zum Anfang der Regierung des Hadrian (von 14-117). Daß in
diesem Zeitraum die
Litteratur ihrem Verfall entgegenging, darf nicht wundernehmen bei der überhandnehmenden Sittenverderbnis, dem Hereinfluten
fremdländischer Elemente und der despotischen Regierungsweise einzelner Kaiser. Die Anstellung öffentlicher Lehrer konnte den
Verfall der Sprache und Litteratur nicht hindern.
Dichtkunst und Dichter sanken immer mehr in ihrem Ansehen; Gelehrsamkeit und rhetorischer Schmuck herrschten vor, Originalität
fehlte meist, man begnügte sich mit Nachahmung klassischer Muster. Nur die Satire war noch originell und geißelte, wenn auch
mit mehr rhetorischem als sittlichem Ingrimm, den Verfall der Sitte im öffentlichen und Privatleben. Besser als um die Poesie
stand es um die Beredsamkeit, obgleich natürlich mit der Freiheit auch ihr das eigentliche Lebensmark
genommen war.
Sie blieb auch in diesem Zeitraum noch Hauptbeschäftigung der Römer, weil sie Einfluß und Ehre verlieh und, wenigstens die
gerichtliche, auch erträglich war. In der Rede herrschten nicht mehr die Kraft
[* 52] und Einfachheit der frühern Zeit; Schwulst
und leeres Wortgepränge sollten ersetzen, was dem Inhalt an Wahrheit und Wärme
[* 53] abging. Auch die Geschichtschreibung
vermochte unter dem Druck der staatlichen Verhältnisse ihre Aufgabe nicht mehr zu lösen. Die fünfte Periode reicht bis zum
gänzlichen Untergang des weströmischen Reichs (476). In dieser Periode des immer maßloser auftretenden Despotismus, des überhandnehmenden
Synkretismus und der schwindenden Nationalität arteten Sprache und Litteratur immer mehr aus.
Erstere wurde durch fremde Bestandteile mehr und mehr verunreinigt, und in der Litteratur herrschten Künstelei, Überladung,
Schwulst, Phrasenwesen. Die Poesie, der weder Pflege noch Aufmunterung zu teil ward, diente bloß äußern Zwecken. Die Beredsamkeit,
aus der Öffentlichkeit, vom Forum,
[* 54] zurückgedrängt in die Schulen, fristete kümmerlich ihr Dasein und
sank im Dienste
[* 55] der Kaiser zur Lobrednerei herab. Daher kann man mit dem Ende der fünften Periode auch das Ende der lateinischen
Sprache und Litteratur setzen; denn wenn auch Sieger und Besiegte sich der römischen Sprache noch bedienten, so drängten sich
doch immer mehr fremde Elemente in sie ein, besonders seitdem fremde Völker sich in Italien festgesetzt
hatten.
Die poetische Litteratur.
Wenn Livius Andronicus der Begründer der römischen Kunstpoesie, von den griechischen Kunstgattungen das Drama 240 v. Chr.
zuerst in Rom einführte, so geschah dies aus dem rein praktischen Grunde, daß für diese Gattung sich damals allein ein
Anknüpfungspunkt bot in der Vorliebe der italischen Völker für dramatische Darstellungen und in dem Vorhandensein einer
stehenden Bühne in Rom, auf welcher im Anschluß an die römischen Spiele von gewerbsmäßigen Schauspielern sogen. Saturae,
mit Flötenspiel und mimischem Tanz verbundene Gesangvorträge, aufgeführt wurden. An improvisierten dramatischen Spielen
mancher Art hatte sich von jeher die italische Bevölkerung
[* 56] bei festlichen Gelegenheiten erlustigt; diese
volkstümlichen Spiele bestanden fort, wurden aber von den Vertretern der Kunstpoesie zunächst nicht berücksichtigt, sondern
erfuhren erst gegen Ende der Republik kunstmäßige Behandlung. Die dramatische Thätigkeit des Livius beschränkte sich auf
ein bloßes Übersetzen griechischer Tragödien und Komödien, und mehr oder minder freie Bearbeitungen
griechischer Originale sind auch zum überwiegenden Teil die Dramen seiner Nachfolger gewesen. Zwar versuchte bereits der nächste
derselben, Gnäus Nävius (um 235),
¶
mehr
selbständige Tragödien national-römischen Inhalts, sogen. Fabulae praetextae, zu schaffen, und dieser Versuch fand auch Nacheiferung,
doch überwog durchaus die Nachbildung griechischer Tragödien. Die bedeutendsten Vertreter der republikanischen Tragödie sind
QuintusEnnius (239-170), M. Pacuvius(220-130) u. L.Accius (Attius, 170 bis um 104). Von ihren zahlreichen, noch lange nach
ihrem Tod aufgeführten Stücken sind nur Bruchstücke erhalten, welche als Eigentümlichkeit dieser Tragiker
bisweilen in Schwulst oder Trivialität ausartende Gravität in der Haltung der Charaktere wie in Gedanken und Sprache erkennen
lassen.
Aus der Kaiserzeit besitzen wir in den durchaus rhetorischen, schwerlich für die Bühne bestimmten Stücken des Seneca (s. d.)
die einzigen uns erhaltenen Tragödien der römischen Litteratur. Von den übrigen Tragödienschreibern
des 1. Jahrh. n. Chr., in welchem das dramatische Dichten überhaupt immer mehr erlosch, ist uns wenig mehr als die bloßen
Namen bekannt. Auch die Komödie bewegte sich anfangs in der von Livius eingeschlagenen Bahn mehr oder minder freier Nachahmung
griechischer Stücke und zwar vorzugsweise der sogen. neuern Komödie. Seinen Höhepunkt erreichte dieses nach griechischen
Mustern geschriebene Lustspiel, die sogen. Comoedia palliata, durch T. Maccius Plautus (gest. 184) und P. Terentius (gest. 159 v. Chr.),
von denen wir die einzigen vollständigen Komödien der römischen Litteratur besitzen.
Ungefähr gleichzeitig mit dem letztern kam die Comoedia togata auf, die in den Formen der griechischen
Komödie nationale Stoffe behandelte, und der sich nunmehr die besten Kräfte zuwandten. Als ihr Hauptmeister galt den AltenL.Afranius (um 150 v. Chr.). Im Anfang des 1. Jahrh. v. Chr. machtenL.Pomponius und Novius den erfolgreichen Versuch, das alte
echt italische Volksspiel der Atellane (s. d.) einer kunstgerechten Behandlung zu unterwerfen, wie dies
seit der Mitte desselben Jahrhunderts mit dem gleichfalls altnationalen Mimus (s. Mimen) durch Decimus Laberius und Publilius Syrus
geschah. Während in der Kaiserzeit die Comoedia palliata und Comoedia togata allmählich von der Bühne verschwanden, bestanden
die Atellane und der Mimus noch lange fort, freilich vorwiegend als Belustigung der untern Volksklassen;
die Unterhaltung der höhern Stände bildete der stumme, ballettartige Pantomimus.
Den Anfang des römischen Kunstepos bezeichnen ebenfalls Livius Andronicus und GajusNävius, von denen jener die Odyssee zum
Schulgebrauch übersetzte, dieser den ersten PunischenKrieg beschrieb, beide in dem rohen einheimischen
saturnischen Versmaß. Der eigentliche Schöpfer des römischen Epos ist jedoch QuintusEnnius, der mit seinem Hauptwerk, den
Roms Geschichte von der Gründung bis auf seine Zeit behandelnden »Annales«, den griechischen
Hexameter einbürgerte.
Auf der von Ennius eingeschlagenen Bahn der Verherrlichung nationaler Thaten bewegte sich das römische
Epos fast ausschließlich bis in die Zeit des Cicero. In dieser fing man an, mit Vorliebe mythische Stoffe der Griechen episch
zu behandeln, besonders in Anlehnung an die alexandrinischen Dichter. Eine Probe dieser Richtung besitzen mir noch in Catulls
Epyllion von der Hochzeit des Peleus und der Thetis, überhaupt der einzigen vollständig erhaltenen epischen
Dichtung der republikanischen Zeit. Im Augusteischen Zeitalter finden sich beide Gattungen, das historische und heroische Epos,
durch eine Reihe von Dichtern vertreten.
Die dem nüchternen römischen Sinn besonders zusagende didaktische Dichtung fand bei den Römern früh und zu allen ZeitenPflege.
Unter den Kunstdichtern verfaßte schon Ennius, dann der Tragiker Accius u. a. mancherlei Didaktisches. Doch wurde die Form
des griechischen Epos erst gegen Ende der Republik herrschend, wo Lucretius sein philosophisches Lehrgedicht
»De natura rerum« verfaßte, die einzige aus republikanischer Zeit vollständig erhaltene Dichtung dieser Art. Von Ciceros Übersetzung
der »Phaenomena« des Aratos ist nur ein Teil auf uns gekommen.
Auch auf diesem Gebiet erreichte Vergil das Höchste mit seinen »Georgica«, welche selbst alle griechischen Dichtungen
dieser Art weit hinter sich zurücklassen. Neben ihm ist von den zahlreichen didaktischen Dichtern der Augusteischen Zeit,
welche sich vorzugsweise den Alexandrinern anschlossen, der bedeutendste Ovid, der sich jedoch nur in den »Metamorphosen« und
den »Halieutica« des epischen Maßes, in seinen übrigen Gedichten, wie besonders »Ars amandi« und »Fasti«, der
elegischen Form bediente.
aus dem 6. Jahrh. Priscians Bearbeitung des Dionysios u. a. Aus dem 4. Jahrh.
stammt die Spruchsammlung des sogen. Cato.
Ist in den meisten der genannten Dichtungen die metrische Form
nur äußerliche Zuthat, so fehlt jeder poetische Gehalt in den für Schulzwecke verfaßten Lehrgedichten der Grammatiker, wie
in des Terentianus Maurus »Lehrbuch der Metrik« (3. Jahrh.) und den Gedichten Unbekannter über rhetorische Figuren (»De figuris
vel schematibus«) und über Maße und Gewichte (»De ponderibus et mensuris«) u. a.
sieht die Satire, die einzige poetische Gattung, welche die Römer selbständig und unabhängig von den Griechen zur Ausbildung
gebracht haben. Ursprünglich bedeutete satura, wie erwähnt, eine aus Musik, Tanz und Gesang gemischte dramatische Ausführung.
Ennius scheint zuerst den Namen zur Bezeichnung einer Gedichtsammlung von verschiedenartigem Inhalt und Versmaß verwendet zu
haben. Solcher Art waren auch die Satiren des GajusLucilius (gest. 103 v. Chr.); jedoch erhielt durch ihn die Gattung eine bestimmte
und für die Folgezeit maßgebende Richtung, durch die sie im wesentlichen zu dem wurde, was wir darunter verstehen, indem
er die verschiedenartigsten Erscheinungen des damaligen Lebens zum Gegenstand einer bald humoristischen,
bald schonungslos rügenden Besprechung machte.
Eine dem verfeinerten Zeitgeschmack entsprechende Erneuerung und Fortbildung fand die Lucilische Satire in der Augusteischen
Zeit durch die Sermonen und Episteln des Horaz, der sich auf den ausschließlichen Gebrauch des Hexameters beschränkte und nur
das soziale und litterarische Leben in den Kreis seiner überwiegend humoristischen Besprechung zog. Seine
Nachfolger waren im 1. Jahrh. n. Chr. Persius und Juvenalis, die teils infolge ihrer Individualität, teils veranlaßt durch
die allgemeine Sittenverderbnis den zur Satire herausfordernden Kontrast zwischen Ideal und Wirklichkeit mit Bitterkeit und Schärfe
behandelten. Eine eigentümliche Abart war die sogen. Menippeische Satire des in der letzten Zeit der Republik
lebenden PolyhistorsVarro, welcher nach dem Vorgang des CynikersMenippos von Gadara ernste Gegenstände in humoristischem Ton
und in einer aus Prosa und Poesie gemachten Form behandelte.
Die Fabel kam als besondere Dichtungsart erst zur Zeit des Tiberius und Claudius durch Phädrus zur Ausbildung. Außer ihm
besitzen wir noch von Avianus aus dem 4. Jahrh. n. Chr. eine Fabelsammlung. - Die alexandrinische Idyllendichtung wurde in
die römische Litteratur im Anfang des Augusteischen Zeitalters durch den jungen Vergil eingeführt, der in seinen »Eklogen«
jedoch hinter seinem Vorbild Theokrit ebenso zurückblieb wie hinter ihm Calpurnius Siculus (um 55 n. Chr.) und
hinter diesem dessen Nachahmer Nemesianus (Ende des 3. Jahrh.). Die unter dem NamenIdylle vereinigten Dichtungen des Ausonius
und Claudian verdienen diese Bezeichnung nur in beschränktem Maß.
Von den Kunstformen der Lyrik fand die leichteste, das Epigramm, schon früh auf römischem BodenPflege und wurde seit Ennius
bis in die spätesten Zeiten für mannigfache Zwecke, als Aufschrift, Gelegenheits- und Sinngedicht, teils
auch als kleine erotische Elegie, verwendet. Hauptmeister in dieser Gattung ist Martialis (2. Hälfte des 1. Jahrh. n. Chr.).
Die in großer Anzahl vorhandenen vereinzelten Erzeugnisse der römischen Epigrammenlitteratur sind in neuerer Zeit unter
dem Namen der lateinischen Anthologie gesammelt worden.
Auf der von ihm gebrochenen Bahn weiterschreitend, brachten
in der Augusteischen Zeit Propertius, Tibullus und Ovid die Elegie
zur höchsten Blüte, während Horaz die Formen der iambischen Poesie und der äolischen Lyrik ausbildete.
Seitdem war die Gewandtheit in der Handhabung der verschiedenen lyrischen Formen außerordentlich verbreitet und wurde von
zahlreichen berufenen und unberufenen Dichtern bis in späte Zeiten geübt. Besonders glänzende Vertreter dieser Formbeherrschung
sind Statius im 1. Jahrh. n. Chr. und Ausonius im 4. Jahrh. Eine hervorragende Leistung unter den vielen
inhaltlich unbedeutenden der spätern Lyrik ist das »Pervigilium Veneris« (»Nachtfeier der Venus«) aus dem 2. oder 3. Jahrh.
Die Prosalitteratur.
Auf dem Gebiet der Prosa haben wir schon aus früher Zeit Kunde von mancherlei Aufzeichnungen: sakralrechtlichen Formularen,
Handels- und Bundesverträgen, von den Pontifices geführten Jahrbüchern (»Annales Pontificum« oder »Annales
maximi«),
in welche außer den jährlichen Magistraten die verschiedenartigsten Vorfälle des Jahrs nach dem Datum in nüchterner
Form eingetragen wurden, Familienchroniken u. a. Besonders bedauernswert ist der Verlust des
Landrechts der zwölf Tafeln aus den Jahren 451-450 v. Chr., welches nicht bloß in politischer und juristischer
Beziehung, sondern auch litterarhistorisch von großer Bedeutung war als das älteste römische Schriftwerk, welches den
Namen eines Buches verdient. Eine wirkliche römische Prosalitteratur entwickelte sich erst verhältnismäßig spät. Der Begründer
der schriftmäßigen Prosa ist M. PorciusCato (234-149), der zuerst die lateinische Sprache für eine vielseitige schriftstellerische
Thätigkeit verwendete.
Im wesentlichen Unterschied von der Poesie ging die Geschichtschreibung bei den Römern von den höhern Ständen aus und blieb
bis zum 1. Jahrh. v. Chr. ausschließlich in den Händen derselben. Ihre ersten Anfänge fallen in die Endzeit des zweiten PunischenKriegs, wo Q. FabiusPictor die lange Reihe der Annalisten eröffnete, so genannt, weil sie sich in ihren
Darstellungen der römischen Geschichte, deren ganzen Verlauf sie bis auf ihre Zeit zu schildern pflegten, der Annalenform
bedienten.
Wie Fabius, so schrieben auch seine nächsten Nachfolger griechisch bis Cato, der in seinen »Origines« nicht nur zuerst das
Lateinische zum Darstellungsmittel machte, sondern auch den Gegenstand zu einer Geschichte Italiens
[* 60] erweiterte.
Bis in Ciceros Zeit fand diese annalistische Behandlung der römischen Geschichte ununterbrochen Vertreter (s.
Annalen). Gemeinsam war allen die Ausbeutung ihrer Vorgänger und das Bestreben, die Ereignisse in ein für Rom möglichst
günstiges Licht zu stellen, anfangs durch Verschweigen des Ungünstigen, später auch durch Übertreibungen;
ebenso allgemein war der sich immer steigernde Hang zu rhetorischer Ausschmückung, und dieser rhetorische Charakter ist eine
Haupteigentümlichkeit der römischen Geschichtschreibung geblieben.
Von dieser ganzen annalistischen Litteratur sind nur dürftige Bruchstücke erhalten. Die Reihe der noch vorhandenen Geschichtschreiber
eröffnet GajusJulius Cäsar, dessen »Commentarii de bello gallico«
und »de bello civili« zu den besten Erzeugnissen der römischen Prosa gehören. Sein Zeitgenosse war Cornelius Nepos, der Freund
des Cicero, Atticus und Catullus, von dessen zahlreichen Schriften wir noch kurze Biographien meist griechischer Feldherren besitzen.
Von GajusSallustiusCrispus (87-36), dem ersten kunstgerechten Historiker der Römer, haben wir die
¶
von der jedoch bloß ein Auszug des Justinus vorhanden ist. Von der umfänglichen historischen Litteratur
des 1. Jahrh. v. Chr. hat sich nur eine geringe Anzahl von Werken gerettet, so von Vellejus Paterculus ein kurzer Abriß der
römischen Geschichte, von Valerius Maximus eine historische Anekdotensammlung (»Factorum
dictorumque memorabilium libri IX«),
beide ungefähr um 30 n. Chr. verfaßt, von CurtiusRufus (vielleicht um 41) eine Geschichte
Alexanders d. Gr., von JuliusFrontinus eine militärische Beispielsammlung (um 90 verfaßt), vornehmlich aber von CorneliusTacitus größere Abschnitte seiner Kaisergeschichte, der Annalen und Historien, die zu den hervorragendsten Leistungen
nicht bloß der römischen, sondern der ganzen Weltlitteratur gehören. Dem Anfang des 2. Jahrh. gehören an die zwölf Kaiserbiographien
des Suetonius und die panegyrische Darstellung der römischen Geschichte von JuliusFlorus.
In der Folgezeit wurde nach dem Vorbild des Sueton vorzugsweise die Hof- und Kaisergeschichte behandelt. Diese verlornen Schriften
bilden die Hauptquelle der unter dem Titel: »Scriptores historiae Augustae« auf uns gekommenen Sammlung
von Kaiserbiographien, kritiklosen und rohen, aber für die Geschichte der Zeit von Hadrian bis Numerian (117-284) wichtigen
Kompilationen von sechs verschiedenen Verfassern aus dem Ende des 3. und Anfang des 4. Jahrh.
Bald nach der Mitte dieses Jahrhunderts verfaßten AureliusVictor eine kurze Kaisergeschichte u. a., Eutropius
und Festus Abrisse (Breviaria) der ganzen römischen Geschichte, von denen der des Eutrop wegen seiner Kürze, Einfachheit
und Klarheit vielen Beifall bis in neuere Zeit fand. Weit über seinen Zeitgenossen steht der letzte römische Geschichtschreiber,
Ammianus Marcellinus, der als Fortsetzung des Tacitus eine Geschichte von 96-378 n. Chr. in 31 Büchern schrieb,
von denen jedoch nur die letzten 18 erhalten sind. Auf ihn folgen die christlichen Darsteller der Geschichte, wie SulpiciusSeverus (um 400) und Orosius (um 417).
Die Beredsamkeit bildet in der klassischen Zeit den Mittelpunkt aller höhern Bildung in Rom. Ein tüchtiger
Redner war ein Mann vom größten Einfluß, und seine Wirksamkeit verbreitete sich durch alle Kreise
[* 62] des politischen Lebens.
Lange Zeit hindurch wurde aber Beredsamkeit nur geübt als eine Gabe der Natur, zu deren Ausbildung das öffentliche Leben in Rom
unaufhörlich Anlaß gab. Der bedeutendste dieser naturalistischen Redner ist der alte Cato, der auch schon
gehaltene Reden, allerdings als politische Streitschriften, veröffentlichte und eine Anleitung zur Beredsamkeit schrieb.
Erst als man mit griechischer Rhetorik bekannt wurde, etwa seit 150 v. Chr., und griechische Rhetorenschulen entstanden, begann
kunstmäßiges Studium der Beredsamkeit. Die bedeutendsten Vertreter der neuen, natürliche Anlage und Kunst verbindenden
Richtung waren in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. die beiden Gracchen, namentlich der
jüngere Gajus, zu Anfang des 1. Jahrh. M. AntoniusundL.LiciniusCrassus. Ihre höchste Blüte erreichte die römische Beredsamkeit
durch M. TulliusCicero, neben dem noch eine Anzahl älterer oder jüngerer Zeitgenossen Hervorragendes leisteten, wie
Q. Hortensius, der ihm lange den Vorrang streitig machte, C. ScriboniusCurio, GajusLiciniusCalvus, Julius Cäsar.
Als mit der Monarchie die Gelegenheiten und Stoffe für die öffentliche Beredsamkeit sich verminderten, anderseits in demselben
Maß Hindernisse und Schranken wuchsen, zog sich die Beredsamkeit immer mehr in die Schulen der Rhetoren zurück,
wo sie als allgemeines Bildungsmittel in Übungsreden (declamationes: controversiae und suasoriae) über erdichtete, praktischen
Zwecken fern liegende Themata in ausschließlicher Rücksicht auf die Form getrieben wurde.
Ein anschauliches Bild von dem Treiben in den Rhetorenschulen gibt der Rhetor Annäus Seneca in seiner Sammlung von Übungsthemata,
wie sie in seiner Jugend von den namhaftesten Rhetoren behandelt wurden. Der Schulmanier entsprechend,
gestalteten sich auch die öffentlichen Reden immer mehr zu bloßen Deklamationen, trotz der Hinweisung eines Quintilian und
Tacitus (in seinem »Dialogus de oratoribus«) auf die klassischen Muster. Neben letztern war ein hervorragender Redner der Zeit
Plinius der jüngere, dessen Panegyrikus auf Trajan (100 n. Chr.) das Vorbild für die spätern Panegyriker
geworden ist.
Unter den Antoninen blühte M. CorneliusFronto, durch den die geschmackloseste Anwendung von Archaismen Mode wurde, wie sie
sich auch in der »De magia« betitelten Rede des geistreichen Apulejus zeigt. Seit dem Ende des 3. Jahrh. ist Gallien
mit seinen zahlreichen Rhetorenschulen der Hauptsitz der römischen Beredsamkeit. Diese gallische Beredsamkeit zeigt eine gewisse
Glätte und Korrektheit, behandelt aber als ausschließliches Thema das Lob der Kaiser in pomphafter und schwülstiger Darstellung.
Hauptvertreter dieser Gattung sind elf Reden von verschiedenen Verfassern aus dem Ende des 3. Jahrh. und dem 4. Jahrh.,
welche mit dem Panegyrikus des Plinius die Sammlung der »Panegyrici latini« bilden. Vertreten ist
die rhetorische Litteratur durch den sogen. Auctor ad Herennium (Cornificius?),
eine ReiheSchriftenCiceros, unter denen die
»De oratore« betitelte den ersten Rang einnimmt, das Schriftchen des Rutilius Lupus (unter Tiberius) über die rhetorischen Figuren,
Quintilians »Institutio oratoria«, die bedeutendste Leistung der Kaiserzeit
auf diesem Gebiet, und eine Anzahl von Schriftstellern der spätern Zeit, wie AquilaRomanus, Julius Rufinianus, JuliusVictor
u. a.
Unter den philosophischen Werken der Römer stehen die Ciceros obenan, der sich um Einführung und Verbreitung griechischer
Philosophie in Rom die größten Verdienste erworben hat. Nächst ihm istL. Annäus Seneca (4-65 n. Chr.)
der bedeutendste Schriftsteller in der Philosophie. Einige philosophische Schriften besitzen wir auch von dem schon genannten
Apulejus. Die letzte bedeutendere Leistung auf diesem Gebiet ist die Schrift des Boethius (geb. 470 n. Chr.): »De consolatione
philosophiae«.
Von einer wissenschaftlichen Behandlung der Mathematik und andrer damit verwandter Disziplinen finden sich
erst kurz vor AugustusSpuren. Zu Ciceros Zeit war als Mathematiker, Astronom und Astrolog berühmt P. Nigidius Figulus, dessen
zahlreiche Schriften aber untergegangen sind. Das einzige einigermaßen erhaltene Werk eines Römers über Geometrie ist das
des Balbus unter Trajan. Aus dem 3. Jahrh. ist von Bedeutung die astronomische
Schrift des Censorinus: »De die natali«;
¶