2)
DonatienMarieJoseph de Vimeur, Vicomte de, franz.
General, Sohn des vorigen, geb. 1750, nahm teil an der Expedition nach
Nordamerika
[* 4] unter dem Oberbefehl seines
Vaters und erhielt im Juli 1792 das
Kommando in den französisch-westindischen
Kolonien.
Er unterwarf auf
San Domingo die empörten
Neger, vertrieb auf
Martinique die
Royalisten samt den Engländern
und befreite auch
Guadeloupe und Ste.-Lucie, ward indes im März 1794 von den Engländern im
Fort Royal zu einer
Kapitulation
genötigt. 1796 ward er von der Direktorialregierung abermals nach
San Domingo zur Unterdrückung des
Aufstandes entsendet,
doch war seine Streitmacht für die Aufgabe zu gering. 1802 ging er mit
Leclerc zum drittenmal nach
San Domingo
und übernahm nach dessen
Tod im
November 1803 den Oberbefehl. Vergebens suchte er durch die unerhörtesten Grausamkeiten die
farbige
Bevölkerung
[* 5] der
Insel zu unterwerfen; das
gelbe Fieber schwächte die französischen Streitkräfte bald so sehr, daß
Rochambeau sich30. Nov. dem britischen
Admiral ergeben mußte. 1811 ausgewechselt, erhielt er im
Feldzug von 1813 den
Befehl über eine
Division im
KorpsLauristons und fiel in der
Schlacht bei
Leipzig
[* 6]
AugustLudwig von, Geschichtschreiber, geb. zu
Wolfenbüttel,
[* 7] studierte in
Göttingen
[* 8] die
Rechte, nahm
an den burschenschaftlichen Bestrebungen, auch am
Sturm auf die
FrankfurterHauptwache 1833 teil, floh,
zu 20jähriger Zuchthausstrafe verurteilt, nach
Paris,
[* 9] kehrte 1848 nach
Deutschland
[* 10] zurück, wo er bis 1851 journalistisch
thätig war, und ließ sich dann in
Heidelberg
[* 11] nieder, von wo er für die
Sache der nationalen Einigung ununterbrochen und
erfolgreich wirkte. Er redigierte eine Zeitlang die »Wochenschrift
des
Nationalvereins«, ward 1871 in den deutschen
Reichstag gewählt und starb in
Heidelberg. Er schrieb: »Italienisches
Wanderbuch, 1850-51« (Leipz. 1852, 2 Bde.);
(spr. róttschdehl),Stadt in
Lancashire
(England), am
Roch (über welchen drei
Brücken
[* 13] führen), 15 km nördlich
von
Manchester,
[* 14] eine unansehnliche Stadt mit roten Backsteinhäusern, aber in reizender Umgebung gelegen, hat
eine stattliche Hauptkirche aus dem 12. Jahrh., ein
Rathaus, eine
Lateinschule,
Baumwoll- und Flanellweberei,
Gießereien, Maschinenbau,
eine
Papiermühle, Baumwollspinnereien und (1881) 68,866 Einw. In der
Umgegend sind Kohlengruben,
Stein- und Schieferbrüche. Der
Handel ist lebhaft. In neuerer Zeit ist Rochdale namentlich durch den
Erfolg bekannt geworden, den seine
Genossenschaften (Rochdale Equitable
Pioneers, s.
Genossenschaften, S.
108) erzielt haben.
(spr. rosch),Jules, franz.
Politiker, geb. zu Serrières
(Ardèche), studierte in
Paris die
Rechte und
ließ sich inLyon
[* 17] als
Advokat nieder. 1870 ward er
Redakteur der
Zeitung »L'Ardèche«, in welcher er das
Kaiserreich bekämpfte, und die
Regierung der nationalen
Verteidigung ernannte ihn nach dem zum Generalsekretär
des
DepartementsArdèche. Im Mai 1871 ward er in gleicher
Eigenschaft nach dem
DepartementVar versetzt, 1872 aber entlassen.
Er ward darauf wieder Zeitungsredakteur und siedelte 1876 nach
Paris über, wo er sofort nach der
Gründung des radikalen
Blattes
»La Justice« durch
Clémenceau in deren Redaktion eintrat. 1879 wurde er in den Munizipalrat von
Paris gewählt und that sich
hier bald durch die entschiedensten
Anträge gegen die
Kirche hervor. 1881 ward er in die Deputiertenkammer
gewählt, wo er sich anfangs der radikalen
Partei, später den
Opportunisten anschloß.
(spr. rosch-schuar),Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementObervienne, auf einem
Felsen an der Grenne, an der
Eisenbahn Saillat-Bussière, mit gotischem
Schloß,
Porzellan- und
Glasfabrikation
[* 18] und (1881) 1883 Einw. In der
Nähe Kaolingruben.
(spr. rosch'for),VictorHenri, Graf von Rochefort-Luçay, franz. Journalist, geb. zu
Paris, mußte nach dem Tod seines Vaters wegen seiner Armut das Studium aufgeben und ward Hilfsschreiber bei der Pariser Stadtverwaltung. 1859 entlassen,
ward er Journalist, schrieb das Werk »Les mystères de l'hótel des ventes«
(Par. 1862),
ferner Romane wie auch litterarische und politische Artikel, letztere als Redakteur des »Charivari«,
des »Nain jaune«, des »Soleil« und des »Figaro«. Auf Befehl des Ministeriums 1868 aus der Redaktion des letztern entlassen,
gründete er die Wochenschrift »Lanterne«, welche durch scharfe, witzige,
aber oft die Grenzen
[* 33] des Anstandes überschreitende Artikel dem zweiten Kaiserreich tödliche Nadelstiche versetzte und ihm
selbst zwar zahlreiche Geld- und Gefängnisstrafen, aber auch ungeheure Einnahmen brachte.
La (spr. -schäl), Hauptstadt des franz. DepartementsNiedercharente, am Atlantischen Ozean, der InselRé gegenüber,
in sumpfiger Gegend, an den Eisenbahnlinien Nantes-Bordeaux und Rochelle-Poitiers gelegen, bildet einen Kriegsplatz zweiten Ranges.
Trotz seiner Modernisierung durch Neubauten hat Rochelle großenteils seine alte Physiognomie bewahrt; die Straßen sind teilweise
mit Hallen versehen. Auf dem weiten Hauptplatz (Place d'Armes) steht die etwas schwerfällig Kathedrale.
Der Hafen von ist mit seinen zwei Bassins durch einen weit vorspringenden Damm geschützt, sehr sicher und
selbst bei unruhigem Wetter
[* 46] leicht zugänglich. Er steht durch den nach Marans führenden Kanal
[* 47] mit dem Sèvrebecken in Verbindung. 1886 sind
im Hafen von Rochelle vom Ausland her 296 Schiffe mit 129,934 Ton. und aus französischen Häfen 2767 Schiffe mit
121,502 T. beladen eingelaufen. Der gesamte Warenverkehr zur See belief sich auf 335,929 metr. T. Am Kai steht das Monument
des AdmiralsDuperré.
Übergabe gezwungen und damit die politische Macht der Hugenotten gebrochen. Durch die mit dieser Belagerung verbundenen Drangsale
kam die Stadt, welche früher 72,000 Einw. zählte, bedeutend herunter. Auch später hatte sie
Angriffe von den Engländern zu überstehen. Durch Vauban ward die Festung wiederhergestellt.
Vgl. Barbot, Histoire de La Rochelle (hrsg.
von Denys d'Aussy, Par. 1886).
(spr. roschäl-), s. v. w. weinsaures Kalinatron,
s. Weinsäure. ^[= (Weinsteinsäure) C4H6O6 findet sich weitverbreitet im Pflanzenreich, teils frei, teils in der ...]
Das ist ein gewöhnlicher Begleiter der Schleimkrankheiten
der Brust, wobei sich die Lunge nicht durch Husten des Hindernisses entledigt, welches dem Ein- und Austritt derLuft entgegensteht.
Auch bei Sterbenden ist es eine gewöhnliche Erscheinung, zumal wenn der Tod, wie bei sehr vielen Krankheiten,
unter den Zeichen des Lungenödems eintritt.
(BatoideiGthr.), Unterordnung der Fische aus der Ordnung der Quermäuler, Fische mit plattem Körper, welcher durch
die fast immer mit dem Vorderende des Schädels verbundenen großen und horizontal ausgebreiteten Brustflossen
die Form einer breiten Scheibe erhält, dünnem, langem, häufig mit Dornen, selten mit einem oder zwei gezähnelten Stacheln
bewaffnetem Schwanz, ohne Afterflosse und Nickhaut, mit auf der obern Fläche stehenden Spritzlöchern, auf der Bauchfläche
mit fünf Kiemenspalten und dem Munde, dessen kurze, dicke Kiefer kleine, pflasterförmige, in Reihen geordnete
Kegelzähne oder breite, tafelförmige Zahnplatten tragen.
Die Haut
[* 50] ist nackt oder chagrinartig rauh, auch wohl mit größern, in hakige Spitzen auslaufenden Knochenplatten bedeckt.
Die Rochen legen Eier
[* 51] (Seemäuse) oder gebären lebendige Junge. Zur Familie der Hairochen (PristidaeGthr.), deren
langgestreckter, haifischähnlicher Leib mit einem dicken, fleischigen Schwanz endet, und deren Brustflossen vom verlängerten
Kopf deutlich abgesetzt sind und nicht immer die Bauchflossen erreichen, gehört der Sägefisch (s. d.). Die Zitterrochen
[* 52] (TorpedinidaeBon.) haben einen nackten, vorn abgerundeten Körper mit kurzem, fleischigem Schwanz, der zwei, eine oder keine Rückenflosse
und am Ende eine dreieckige Schwanzflosse trägt, unmittelbar hinter den Brustflossen stehende Bauchflossen,
spitze oder platte Zähne
[* 53] und zwischen Kopf, Kiemen und dem innern Rande der Bauchflossen einen elektrischen Apparat, mit welchem
sie willkürlich heftige elektrische Schläge zur Betäubung ihrer Beute und ihrer Feinde austeilen können.
Hierher gehören der Augenrochen (TorpedooculataL.), 1,25-1,5 m lang, 25-30
kg schwer, oberseits graubraun oder rotgelb, mit 1-7 hellblau eingefaßten Augenflecken, oft auch weiß getüpfelt, unterseits
weißgrau, und der Marmelrochen (T. marmorataRiss., s. Tafel »Fische II«),
[* 54]
1,5 m lang, 25-30 kg schwer, oberseits braun, bräunlich
und weiß gemarmelt, unterseits weißgrau, wie der vorige mit zwei Rückenflossen auf dem Schwanz und
spitzen Zähnen; beide leben im Mittelmeer und im Atlantischen Ozean, gebären 8-14 lebendige Junge und wurden im Altertum medizinisch
benutzt, indem man die Berührung
des Rochen (also die elektrische Erschütterung) gegen Kopfschmerz und Podagra anwandte. Bei
den eigentlichen Rochen (RajidaeGthr.) ist die Körperscheibe breit, rhombisch, meist rauh oder mit Stacheln
besetzt, die Schnauze kielartig verlängert, die Brustflossen reichen von der Schnauze bis zu den in Lappen geteilten Bauchflossen,
die beiden Rückenflossen sind gegen die Spitze des dünnen, stachellosen Schwanzes gerückt, der nur die Spur einer Endflosse
trägt, im Mund stehen meist spitze Pflasterzähne, das Männchen besitzt an der Brustflosse, namentlich
während der Laichzeit, scharfe Dornen.
Die zahlreichen Arten sind über alle Meere verbreitet und legen Eier. Der Nagelrochen (gemeiner Stachelrochen, RajaclavataL.), über 1,5 m, im Süden bis 4 m lang und 200 kg schwer, mit langem, am Ende mit Flossen ausgestattetem
Schwanz, in zwei ungleiche Lappen geteilter Bauchflosse, im Alter auf Rücken- und Bauchseite mit großen Dornen besetzt, oberseits
braun, heller gefleckt, unterseits weiß, lebt im Sand und Schlamm an allen europäischen Küsten, auch in der Ostsee, nährt
sich von kleinen Fischen und Krebsen, die er nachts am Grund schwimmend erbeutet, legt 6, 8 und mehr viereckige,
mit kurzen Anhängseln versehene Eier und wird in großer Menge gefangen und frisch verzehrt oder eingesalzen.
Die Haut wird in Frankreich statt Hausenblase zum Klären benutzt. Der Glattrochen (Flete, Rochen BatisL.), über 1 m lang und 50 kg
schwer, mit spitziger Schnauze, glatthäutig, nur vor und hinter dem Auge
[* 55] und am Schwanz mit Dornen und
mit mehr als 50 Zahnreihen im Oberkiefer, oberseits dunkel olivengrün, bisweilen weiß gefleckt, unterseits dunkelgrau,
schwärzlich überspritzt, bewohnt die Nordsee. Diese Rochen wurden früher vom Aberglauben stark ausgebeutet, durch Verzerren
des Leibes und Trocknen in die abenteuerlichste Form gebracht und als »Drachen« oder »Basilisken« benutzt.
Die Stechrochen (Trygonidae M. Hle.)
haben vorn vor dem Kopf zusammenstoßende und mithin die Spitze derScheibe bildende Brustflossen, länglich-runde, mit Querwülsten
versehene Zähne, einen langen, peitschenförmigen, oft ohne Flosse endenden Schwanz mit einem oder mehreren seitlich gezahnten
Stacheln. Von den zahlreichen, über alle Meere verbreiteten Arten ist der gemeine Stechrochen (Feuer- oder
Giftflunder, TrygonPastinacaL.) etwa 1 m lang, 5-6 kg schwer, oberseits gelblichschwarz, unterseits schmutzig weiß und findet
sich in allen europäischen Meeren, besonders häufig im Mittelmeer. Er lebt in der Nähe der Küsten, nährt sich von kleinen
Fischen, Krebsen und Weichtieren und schnellt, wenn er angegriffen wird, den Stachel mit großer Kraft
[* 56] und
Schnelligkeit gegen den Feind.
Die Wunde ist so schmerzhaft, daß man allgemein an eine Vergiftung geglaubt hat; doch wird der Schmerz höchst wahrscheinlich
nur durch die eigentümliche Form der Waffe hervorgebracht. Das harte, fette Fleisch wird hier und da gegessen;
die Leber liefert Thran, und der Stachel dient zu Pfeilspitzen. Zu derselben Familie gehören die Hornrochen oder Meerteufel (Dicerobatis
Blainv.), von
welchen einzelne Arten 7 m lang und 9 m breit werden. Sie haben ungemein breite, geteilte Brustflossen, deren vordere Lappen
seitlich am Kopf stehen und die angeblichen Hörner bilden. Der runde Schwanz trägt Rückenflosse und Stachel.
Die Zähne sind klein, spitzig oder höckerartig. Eine Art, D. GiornaeGthr., 1,5 m lang, mit dreimal längerm Schwanz, oben
dunkelbraun, an den Seiten ölgrün, unterseits weiß, lebt im Mittelmeer, kommt im Sommer an die Küsten und scheint
¶
mehr
paarweise zu leben. Die Nahrung besteht aus Kopffüßern und Fischen; das Weibchen legt lange, gelbliche Eier; das Fleisch ist
wenig geachtet, aus der Leber gewinnt man Thran. Zur Familie der Adlerrochen (Myliobatidae), bei welcher die sehr breiten Brustflossen
unterbrochen sind, so daß der Kopf weit vortritt, der letztere mit einem flossenähnlichen Anhang und
der Schwanz mit einem Stachel versehen ist, vor welchem eine Rückenflosse sitzt, gehört der Meeradler (Meerdrache, MyliobatisAquilaGthr.), der bis 1,5 m lang und 12 kg, bisweilen aber 200-300 kg schwer werden soll. Er ist
oben dunkelbraun, an der Seite etwas heller, unterseits schmutzig weiß und findet sich im Mittelmeer und
Atlantischen Ozean. Mit seinem Stachel verwundet er sehr bedenklich, so daß es in Italien
[* 58] verboten ist, Tiere mit Stachel auf
den Markt zu bringen. Das Fleisch ist wenig schmackhaft, die Leber gilt als Leckerbissen. Man berichtet von riesigen Arten dieser
Familie, die ungeboren eine Länge von 1,5 m erreichen sollen. Bei New York soll ein Tier von 5000 kg Gewicht
gefangen worden sein und bei Barbados eins, zu dessen Transport sieben PaarOchsen nötig waren.
(spr. róttschester), 1) Stadt in der engl.
GrafschaftKent, am schiffbaren Medway, über den eine lange steinerne Brücke
[* 61] von elf Bogen
[* 62] und eine eiserne
führen, uralter Bischofsitz, hat eine um 600 von Ethelred gegründete, vom 11.-13. Jahrh. neuerbaute, 1873-74 renovierte
Kathedrale, mehrere andre Kirchen von altertümlicher Bauart, ein altes Rathaus, eine Kornbörse, lateinische Schule und ein
kleines Theater.
[* 63] Auf einer Anhöhe beim Flusse steht das von öffentlichen Anlagen umgebene Schloß, von
Bischof Gundulf, einem GefährtenWilhelms des Eroberers, auf römischer Grundlage erbaut.
Sein mächtiger Turm hat 21 m im Quadrat und ist 32 m hoch, ähnlich dem Tower in London
[* 64] und noch wohl erhalten. Rochester, dessen Bevölkerung
1881: 21,307 Seelen betrug, bildet mit der Vorstadt Strood, am linken Ufer des Medway, und Chatham (46,788
Einw.) eine einzige Stadt, die ringsum von Festungswerken umgeben ist. Zum Hafen gehörten 1887: 1037 Schiffe von 55,499 Ton.
Gehalt und 37 Fischerboote. Der Wert derEinfuhr betrug 314,200, der der Ausfuhr 34,926 Pfd. Sterl. Auch
der Küstenhandel ist bedeutend. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Der britische Name Rochesters ist Doubris,
von den Römern in Durobrivä umgewandelt. Von den Sachsen
[* 65] wurde die Stadt Hrof's Ceaster genannt, nach einem ihrer Heerführer.
- 2) Stadt im nordamerikan. StaatNew York, auf beiden Seiten des Geneseeflusses, der hier drei Fälle von je 20,
7,5 und 25,6 m Höhe bildet und sich 12 km unterhalb (bei Charlotte) in den Ontariosee ergießt.
Der Fluß ist mehrfach überbrückt, und der Eriekanal wird auf 258 m langem Aquädukt über denselben geleitet. hat breite
Straßen, zahlreiche Schatten
[* 66] spendende Bäume und stattliche öffentliche Gebäude, unter denen die kath.
Patrickskirche in gotischem Stil hervorragt. hat (1880) 89,366 Einw. Es hat zahlreiche Kornmühlen
(Flour city), Maschinenbauwerkstätten und andre Fabriken und betreibt einen lebhaften Handel. Zahlreich sind seine Bildungsanstalten,
unter denen die 1850 gegründete Universität der
Baptisten, ein theologische Seminar (mit NeandersBibliothek) und das Athenäum
mit großer Bibliothek hervorzuheben sind. Unter seinen mildthätigen Anstalten sind ein Irrenhaus, eine
Taubstummenanstalt, ein Asyl für verwahrloste Kinder zu erwähnen. In der Umgegend wird viel Handelsgärtnerei betrieben. Rochester wurde 1812 gegründet
und 1834 mit 10,000 Einw. zur City erhoben. - 3) Stadt im nordamerikan. StaatMinnesota, Grafschaft Olmsted, hat ein Irrenhaus
und (1880) 5103 Einw. -
(spr. róttschester),John Wilmot, Graf von, engl. Dichter, geb. zu Ditchley in Oxfordshire, studierte
zu Oxford,
[* 68] machte, nachdem er Magister artium geworden, Reisen durch Italien u. Frankreich u. wurde nach seiner
Rückkehr ein Günstling Karls II. Geistreich und witzig, zeichnete er sich, von seiner tapfern Teilnahme an den Feldzügen
von 1665 und 1666 abgesehen, nur dadurch aus, daß er einer der frechsten Wüstlinge am damaligen sittenlosen englischen
Hof
[* 69] war.
Körperlich erschöpft, starb er bereits Rochester war ein talentvoller Liederdichter
und ein kühner, aber frecher Satiriker, so daß er als letzterer den Leser oft anwidert. Seine Poesien erschienen zuerst London
(angeblich Antwerpen)
[* 70] 1680 und wurden später wiederholt aufgelegt. In einem merkwürdigen Gegensatz zu seinem Leben und seinen
Dichtungen stehen seine Familienbriefe, in denen er als zärtlicher Gatte und Vater erscheint. SeinLeben
beschrieb Burnet (Lond. 1681, neue Ausg. 1876).
surYon,La (spr. rosch ssürr ióng, 1815-48 Bourbon-Vendée, 1848-70 Napoléon-Vendée genannt), Hauptstadt
des franz. DepartementsVendée, am Yon, Knotenpunkt der Eisenbahnlinien zwischen Nantes,
[* 71] Paimboeuf, St.-Gilles, Sables d'Olonne,
La Rochelle und Bressuire, besitzt an hervorragenden Gebäuden eine Kirche mit dorischem Peristyl, ein Stadthaus,
Präfekturgebäude und Theater. Am Hauptplatz erhebt sich die bronzene Reiterstatue Napoleons I. Roche sur Yon, La zählt (1886) 8789 Einw.,
welche Fabrikation von Kerzen, Bier und Hüten, Getreidemühlen und Handel betreiben. Es hat ein Lyceum, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt,
Bibliothek (12,000 Bände), ein archäologisches Museum, ein Hengstdepot und ist Sitz des Präfekten und
eines Assisenhofs. Das ehemalige Schloß Roche sur Yon, La gehörte mit dem Titel eines Herzogtums dem HausBourbon-Conti. Noch 1807 war ein
Flecken von kaum 800 Einw., ward aber von Napoleon I. zur Departementshauptstadt erhoben und nach einem regelmäßigen Plan
ausgebaut.
Ernst Ludwig, Sagenforscher, geb. zu Ansbach,
[* 76] studierte in München
[* 77] die Rechte, begab sich später,
weil in politische Untersuchungen verwickelt, in die Schweiz, wo er seit 1836 als Professor an der Kantonschule zu Aarau
[* 78] wirkte.
Zu Anfang der 70er Jahre trat er in den Ruhestand und lebt seitdem als Konservator der kantonalen Altertumssammlung daselbst.
Seit 1860 gibt er »Argovia«, die Jahresschrift der HistorischenGesellschaft desKantons Aargau,
heraus. Er veröffentlichte: »Eidgenössische
Liederchronik« (Bern
[* 79] 1835);
2) (Ober- und Nieder-Rochlitz) Marktflecken in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Starkenbach, an der Iser, am Südabhang des Riesengebirges
gelegen, mit Bezirksgericht, Webschule, Flachsbau, bedeutender Baumwollweberei (ca. 1700 mechanische und 1200 Handstühle),
Bleicherei, Holzstofffabrikation, Glasschleiferei und als Gemeinde (1880) 7611 Einw.
»Für ruhige Stunden« (das. 1828, 2 Bde.)
u. a. Eine Sammlung seiner musikalischen Aufsätze veröffentlichte Rochlitz unter dem Titel: »Für Freunde der
Tonkunst« (Leipz. 1825, 3 Bde.; 3. Aufl.
1868, 4 Bde.),
so wie er auch eine »Auswahl des Besten aus Rochlitz' sämtlichen Werken« (Züllichau 1821-22, 6 Bde.) selbst besorgte.
1) FriedrichEberhard von, geb. zu Berlin,
[* 87] besuchte die Ritterakademie zu Brandenburg, trat dann in die königliche
Reiterei und nahm als Leutnant in der Garde duKorps an den ersten Feldzügen des Siebenjährigen Kriegs teil.
Bei Lobositz an der linken, später im Duell an der rechten Hand
[* 88] schwerverwundet, trat er von der kriegerischen Laufbahn ab
und widmete sich auf seinen Gütern der Landwirtschaft und wissenschaftlicher Beschäftigung, später als Domherr zu Halberstadt
[* 89] auch der Pflege gemeinnütziger Interessen im Stiftsgebiet. Um dem Volksunterricht aufzuhelfen, errichtete
er 1773 eine Lehranstalt zu Rekahn bei Potsdam,
[* 90] seinem Wohnort, und 1799 eine andre in Krahne, welche bald Musterschulen für
ähnliche Anstalten wurden. Eine wesentliche Stütze fand er dabei in dem von ihm zum Lehrer in Rekahn berufenen H.
J. Bruns, dem er später die ehrende Grabschrift setzte: »Er war ein Lehrer!«. In seinem »Versuch eines Schulbuches für Kinder
der Landleute« (Berl. 1772) hatte Rochow schon vorher eine bessere Unterrichtsmethode
dargelegt und empfohlen. Als tüchtiger Volks- und Jugendschriftsteller im Sinn der philanthropischen Aufklärung zeigte er
sich in seinem oft aufgelegten und nachgeahmten »Bauernfreund«,
später »Kinderfreund« (Berl. 1776; neu bearb.
¶
mehr
von Schlez, Leipz. 1836). Durch sein freundliches Verhältnis zu dem Minister von Zedlitz wirkte auch auf die amtliche Leitung
des Volksschulwesens in Preußen
[* 92] ein. Er verdient der Vater der neuern preußischen Volksschule genannt zu werden. Rochow starb in
Rekahn. Die »Litterarische Korrespondenz des Pädagogenv. Rochow mit seinen Freunden« wurde neu herausgegeben
von Jonas (Berl. 1884).
Vgl. Kehr, Geschichte des Schullehrerseminars zu Halberstadt (Gotha
[* 93] 1878);
2) GustavAdolfRochus von, geb. zu Neuhausen bei Rathenow,
[* 94] studierte in Heidelberg und Göttingen die Rechte, machte dann
als freiwilliger Jäger die Freiheitskriege mit, widmete sich seit 1815 der Verwaltung der väterlichen
Güter und ward 1822 nach Berlin berufen, um an den provinzialständischen Verfassungsarbeiten teilzunehmen. 1823 ward er zum
Mitglied der Staatsschuldenverwaltung, bald danach zum vortragenden Rat für ständische Angelegenheiten im Ministerium des
Innern, 1826 zum Geheimen Oberregierungsrat und 1831 zum Chefpräsidenten der Regierung von Merseburg
[* 95] ernannt. 1834 erhielt
er das Ministerium des Innern und der Polizei. Wegen Kränklichkeit ward er 1842 von der Verwaltung des Innern entbunden, blieb
aber Mitglied des Staatsministeriums und des Staatsrats, zu dessen zweitem Präsidenten er 1843 ernannt ward. Er starb in
Aachen.
[* 96] Rochow verfolgte eine entschieden konservative Richtung. Von ihm rührt das geflügelte Wort vom »beschränkten
Unterthanenverstand« (s. d.) her. Mit besonderm Eifer nahm er sich des Gefängnis- und Zuchthauswesens an.
Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Rochlitz, an der ZwickauerMulde und
der LinieGlauchau-Wurzen der Sächsischen Staatsbahn, ist Hauptort der gräflich Schönburgschen Lehnsherrschaft,
hat ein altertümliches Bergschloß, Holzstoff-, Pappen-, Papier- und Handschuhfabrikation, Trikotagenweberei, Schafzucht und
(1885) 553 Einw.
Heiliger der katholischen Kirche, geboren um 1295 zu Montpellier,
[* 97] widmete sich dem geistlichen Stande, durchzog,
um Pestkranke zu pflegen, namentlich Italien und starb 1327;
unbewohntes Felseneiland im Atlantischen Ozean, unter 57° 35' nördl. Br., 400 km westlich
von den Hebriden, Brütestätte von Seevögeln, mit ergiebiger, von Schottländern betriebener Fischerei.
Hauptstadt der Grafschaft Winnebago im N. des nordamerikan. StaatsIllinois, am Rock River, hat Kornmühlen,
Bau landwirtschaftlicher Geräte und (1880) 13,129 Einw.
Seit 1856 außerordentliches u. seit 1868 ordentliches Mitglied der historischen Klasse der bayrischen Akademie der Wissenschaften,
wurde er zugleich 1874 zum korrespondierenden Mitglied der WienerAkademie ernannt, 1876 mit der Leitung des GeheimenHaus- u. Staatsarchivs betraut u. Ende 1888 zum Direktor desselben ernannt. Für die bayrische und pfälzische Geschichte hat
er Bedeutendes geleistet, wie seine umfangreiche historische Einleitung zu G. v. Lerchenfelds »Altbayrischen landständischen
Freibriefen« (Münch. 1853) und seine Arbeiten in den »Quellen und Erörterungen zur bayrischen und deutschen Geschichte« (Bd. 7 und
9, 1856-58 und 1863-64),
den »Abhandlungen« und »Sitzungsberichten«
der bayrischen Akademie und in verschiedenen Zeitschriften sowie die akademische Festschrift »Die Pflege der Geschichte durch
die Wittelsbacher« (Münch. 1880) bekunden. 1871 übertrug ihm die WienerAkademie die Herausgabe des Schwabenspiegels, von welchem
Unternehmen seine »Berichte über die Untersuchung von Handschriften des sogen. Schwabenspiegels« (Wien
[* 110] 1873-84, 7 Hefte)
und folgende Einzeluntersuchungen Rechenschaft abgelegt
¶