anerkannten Musterinstituten, deren Einrichtungen in allen
LändernNachahmungen fanden. 1865 pachtete Robert die Herrschaft
Seelowitz
und führte nun auch zahlreiche landwirtschaftliche Verbesserungen ein. Er starb
4)
Julius, Sohn des vorigen, geb. zu Himberg bei
Wien,
[* 2] besuchte seit 1844 die technische
Hochschule zu
Wien und
das
Laboratorium
[* 3] des k. k. Münzamtes daselbst sowie 1847 das
Konservatorium der
Künste und
Gewerbe in
Paris.
[* 4] 1848 übernahm
er die Leitung der
Seelowitzer Zuckerfabrik und schuf hier das Diffusionsverfahren, welches als der größte Fortschritt der
Zuckerfabrikation der neuesten Zeit anzusehen ist und in allen
Zucker
[* 5] erzeugenden
Ländern Eingang gefunden hat,
auch auf andre Industriezweige fruchtbringend zu wirken beginnt. Seit 1870 widmete sich Robert hauptsächlich der
Landwirtschaft und dem weitern
Ausbau der vom
Vater angebahnten
Ameliorationen; auch fungierte er seit dem
Tode des
Vaters als
Vizepräsident der
Prager Eisenindustriegesellschaft. Er starb in
Seelowitz.
Herzog von
Apulien und
Kalabrien, sechster Sohn Tancreds von Hauteville,
geboren um 1015, folgte seinen ältern
Brüdern an der
Spitze eines Häufleins
von Abenteurern nach
Italien und zeichnete sich
hier so aus, daß ihn die
Krieger nach dem
Tod seiner
BrüderWilhelm und Humfred mit Übergehung der
Kinder
des letztern 1056 zum
Grafen von
Apulien ausriefen.
PapstNikolaus II. bestätigte ihm die Herzogswürde, die er sich beigelegt,
und belehnte ihn gegen einen jährlichen
Zins und das
Versprechen bewaffneten
Schutzes mit allen schon eroberten
und noch zu erobernden
Ländern Unteritaliens. Robert Guiscard eroberte ganz
Apulien und
Kalabrien, 1071 auch
Bari, den letzten Sitz griechischer
Herrschaft, während sein
BruderRoger an der
Spitze von wenigen hundert normännischen
Rittern den
SarazenenSizilien
[* 22] entriß.
Als
Gregor VII. 1073 Robert Guiscard, der sich weigerte, ihm als Oberlehnsherrn zu huldigen, in
den
Bann that, unterwarf sich derselbe die unter päpstlichem
Schutz stehenden langobardischen Herrschaften in
Kampanien und
bedrohte selbst
Benevent, und
Gregor mußte ihn 1081 wieder vom
Bann lösen,
um an ihm einen Rückhalt gegen
Heinrich IV. zu haben.
Da aber in demselben Jahr einen Kriegszug gegen das griechische Kaiserreich unternahm, auf
dem erAlexiosKomnenos bei
Durazzo besiegte und nach
Einnahme dieser Stadt 1082 bis nach Thessalonich in
Makedonien vordrang, so konnte er
erst 1084 dem von
Heinrich IV. in der
Engelsburg eingeschlossenen
Papst zu
Hilfe kommen. Robert Guiscard erstürmte, plünderte und verbrannte
Rom und führteGregor mit sich nach
Salerno.
Robert, Dichter des 17. Jahrh., geb. 1600 zu
Königsberg
[* 25] i. Pr., studierte die
Rechte und lebte als brandenburgischer
Rat und Obersekretär bei der
Regierung in seiner Vaterstadt;
starb Seine geistlichen und weltlichen
Lieder, welche
durch Leichtigkeit und Innigkeit die gelehrteLyrik der schlesischen
Schule übertreffen, ließ er unter
dem
NamenBerintho erscheinen in H.
Alberts
»Arien zum
Singen und
Spielen« (Königsb. 1638).
Giulio,
Komponist, geb. zu
Barge in
Piemont, widmete sich anfangs dem
Studium derRechte,
trieb aber daneben eifrig Kompositionsstudien unter Leitung des
TurinerMeistersRossi und schlug 1849, nachdem er mit der
Oper
»Piero de'
Medici« im
Theater
[* 26]
Carignano zu
Turin
[* 27] erfolgreich debütiert hatte, die Musikerlaufbahn ein. Zunächst begab er sich
nach
Paris, wo er sich durch verschiedene
Kompositionen für
Kirche und
Kammer eine geachtete
Stellung erwarb;
jedoch entschloß er sich, durch den Mißerfolg seiner zweiten, ebenfalls in
Turin (1858) aufgeführten
Oper,
»Petrarca«, verstimmt,
der
Kunst zu entsagen, und nahm eine
Anstellung in einem
Pariser Bankhaus an. Eine in seinen Mußestunden komponierte
Messe,
welche in
London einen bedeutenden Erfolg hatte, führte ihn wieder und diesmal endgültig zur
Musik zurück;
sie
¶
mehr
wurde auch Veranlassung, daß er nach London übersiedelte, woselbst er als Vokal- und Instrumentalkomponist eine außerordentliche
Fruchtbarkeit entfaltete. In den 60er Jahren ließ sich in Florenz
[* 29] nieder, und hier begann er ein musikreformatorisches Werk
von weittragender Bedeutung, indem er nach dem MusterDeutschlands
[* 30] und Belgiens, deren Musikzustände er auf
wiederholten Reisen genau kennen gelernt, Chorvereine ins Leben rief und namentlich auch die Verbesserung des Schulgesangs
in Angriff nahm.
Nachdem er auf diesem Gebiet glänzende Erfolge errungen, wurde er nach Turin berufen, woselbst er als Generaldirektor des
städtischen Schulgesangunterrichts noch gegenwärtig thätig ist. Auch als Musikschriftsteller hat sich Roberti ausgezeichnet
durch seine Kritiken in der »Gazzetta d'Italia« und »Gazzetta
piemontese«. Ferner veröffentlichte er mehrere Gesangunterrichtswerke sowie die Schriften: »Pagine di buona fede a proposito
di musica« (1876) u. »La
cappella regia di Torino 1515-1870« (1879).
Vgl. J. ^[James] Ballantine,
The life of D. Roberts (Edinb. 1866).
2) Frederick Sleigh, brit. General, geb. in Irland als Sohn des GeneralsSirAbraham Roberts, zeichnete sich zuerst bei der
Belagerung von Dehli (1857) aus, diente später (1867-68) als Quartiermeister bei der Brigade bengalischer Truppen in Abessinien
und (1871-72) in gleicher Eigenschaft im Kriegszug gegen die Lushai. Während des ersten Feldzugs in Afghanistan
[* 35] befehligte
er die Truppenmacht, deren Aufgabe es war, durch das Kuramthal vorzudringen, und erzwang an deren Spitze den Übergang über
den 3412 m hohen Peiwarpaß Im zweiten afghanischen Krieg hatte der inzwischen zum Generalmajor
ernannte Roberts den Oberbefehl. Er besetzte Kabul und marschierte von hier in 20 Tagen (11.-31. Aug. 1880) nach dem
von Ejub Chan hart bedrängten Kandahar, vor dessen Mauern er 1. Sept. den Feind aufs Haupt schlug. Zum Baronet erhoben und im März 1881 zum
Gouverneur der KolonieNatal und Commissioner in Transvaal ernannt, kehrte er, da der Friede mit den Buren
bereits 21. März geschlossen war, bald als Befehlshaber von Madras
[* 36] nach Indien zurück, ward 1885 zum Oberbefehlshaber der Truppen
des indischen Reichs ernannt und unterwarf 1886 Birma.
2) JamesBurton, ultramontaner engl. Schriftsteller, geb. zu
London, kam 1809 in das katholische College von St. Edmund, wo er bis 1819 verblieb, und ward 1825 Advokat;
später machte er Reisen nach Frankreich und trat als Schriftsteller zuerst mit einer englischen Übersetzung von F. Schlegels
»Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte« (1835) und von Möhlers »Symbolik« (1843, 2 Bde.) auf. Er wurde 1855 Professor
der Geographie und neuern Geschichte an der katholischen Universität in Dublin,
[* 37] später auch Professor der
englischen Litteratur und starb Von seinen zahlreichen Schriften sind zu nennen: »On various subjects of ancient
and modern history« (Vorlesungen, 1858);
»Lectures on Spain in the XVIII.
century, on the life, writings and times of Chateaubriand, and on the Freemasons, Illuminati, Jacobins
and Socialists« (1864);
»Lectures on the life, writings and times of EdmundBurke« (1868, neue Aufl. 1872);
eine Übersetzung
von Hergenröthers »Anti-Janus« (1870) etc.
das mehrere hundertmal hintereinander
gegebene Lustspiel »School« (nach dem Deutschen des RoderichBenedix, 1869) und »M. P.« (d. h. Member of Parliament,
»Parlamentsmitglied«, 1870). Sie zeichnen sich durch glückliche Wahl der Stoffe, bühnengerechte Behandlung und glänzenden
Dialog aus. Robertson starb in London.
(spr. robbs'n-), Meeresarm, welcher den Smithsund mit dem arktischen Becken verbindet, das Kane als offenes
Meer, Nares als mit Eis
[* 38] bedeckt beschreibt. Der Robesonkanal wurde 1861 von Hayes entdeckt und 1871 zuerst von Hall
[* 39] mit Bessels durchfahren. Letztere überwinterten im Thank-GodHarbour auf der Ostseite, Nares und Stephenson (1875-76) auf der
Westseite. Die Hoffnung, daß diese Straße einen Weg in ein offenes Polarmeer eröffnen werde, ist durch die
jüngsten Erfahrungen der Engländer zu nichte geworden; 1881 entsandten die Amerikaner eine Expedition zur Begründung einer
Beobachtungsstation in der LadyFranklin-Bai auf der Westseite des Kanals.
Zugleich trat sein argwöhnischer, mißtrauischer Charakter hervor, namentlich in seinen Reden im Jakobinerklub, dessen Präsident
er 1790 wurde. Das Königtum bekämpfte er seit der Flucht des Königs, den er fortan als Verräter betrachtete. Der verhängnisvolle
Beschluß, daß kein Mitglied der Konstituierenden Versammlung in die Legislative gewählt werden dürfe, war sein
erster großer parlamentarischer Erfolg. Nach dem Schluß der Konstituante wurde Robespierre einer der populärsten Revolutionsmänner.
Er zog damals in die einfache Wohnung des Tischlers Duplay, dessen Tochter Lenore seine Geliebte wurde. Robespierre wirkte als öffentlicher
Ankläger beim Tribunal von Paris, welches Amt er jedoch im Mai 1792 niederlegte, und als Redner im Jakobinerklub.
Dann wandte er sich, um allein zu herrschen, gegen seine bisherigen Helfershelfer und brachte HébertDanton
und die Cordeliers(5. April) sowie Chaumette(13. April) auf das Schafott. Nun schien ihm niemand mehr bei Aufrichtung seiner Herrschaft
im Weg zu stehen; die Würde und Machtbefugnis eines Hohenpriesters der
demokratischen Idee war das Ziel
seines ehrgeizigen Strebens. Den ersten Schritt zu dessen Erreichung bezeichnete seine Erklärung im Mai 1794, daß das französische
Volk an ein höchstes Wesen glaube. Am 20. Prairial zeigte er sich in der Majestät einer priesterlichen Stellung,
indem er vor den Tuilerienvor der versammelten Menge eine Rede zu Ehren des höchsten Wesens hielt.
Die Rede ward schweigend vernommen; als aber Lecointre den Druck derselben beantragte, verlangte man vorher
die Prüfung des Antrags durch die Ausschüsse. Am 9. Thermidor(27. Juli) ließen Robespierres Gegner ihn nicht zu Wort kommen. Tallien
hielt eine feurige Anklagerede gegen ihn, und ein Mitglied wagte den Antrag auf Robespierres Verhaftung, die nebst der Couthons
und Saint-Justs sofort dekretiert wurde. Robespierre ward nach dem Luxembourg gebracht, vom Volk aber befreit und
auf das Stadthaus geführt, wo inzwischen Robespierres gleichfalls durch Zufall befreite Genossen schon eingetroffen waren.
Die Unschlüssigkeit und Unthätigkeit Robespierres lähmten jedoch die ihm anhängende Kommune, während der Konvent eine
ungeahnte Energie zeigte und dem Oberbefehlshaber Barras den Befehl zum Angriff erteilte. Als dieser das
Stadthaus stürmte, versuchte Robespierre, sich durch einen Pistolenschuß zu töten, zerschmetterte sich jedoch nur
die Kinnlade. Er ward in die Conciergerie geschafft, von wo aus er 10. Thermidor(28. Juli) gegen 6 Uhr
[* 43] nachmittags mit 20 Genossen
zum Schafott auf dem Eintrachtsplatz gefahren wurde. Als sein Haupt fiel, ertönte aus der Menge lautes
Händeklatschen. SeinSturz bezeichnete das Ende des Schreckensregiments, das für Robespierre nur ein Übergang zur Erreichung seines
Ideals sein sollte. Die Überhebung, ein widerstrebendes Geschlecht vertilgen zu wollen, war Robespierres Frevel; seine Intelligenz
hatte einen beschränkten Gesichtskreis, sein Charakter war durch krankhafte Überreiztheit getrübt. Er
war kein Staatsmann, aber ein glänzender Parlamentsredner. »Œuvres choisies deMax. Robespierre« wurden von Laponneraye und Carrel
(Par. 1832-42, 3 Bde.), in Auswahl von
Vermorel (das. 1865) herausgegeben.
Vgl. Tissot, Histoire de Robespierre (Par. 1844, 2 Bde.);
Lewes, Life and correspondence of Robespierre (Lond. 1849);
Hamel, Histoire de Robespierre (Par. 1865-67, 3 Bde.);
Héricaut, Robespierre et le comité de salut public en l'an II (2. Aufl. 1877);
Verlangen mit seinem Bruder verhaftet, dann befreit und aufs Stadthaus gebracht, stürzte er sich beim Anrücken Barras' durch
ein Fenster auf die Straße, brach ein Bein und wurde halbtot zugleich mit seinem Bruder guillotiniert. Die Schwester beider,
Charlotte de Robespierre, Gegnerin der Grundsätze ihrer Brüder, weil sie leichtfertig und frivol war, Geliebte
Fouchés, dem ihr Bruder jedoch ihre Hand verweigerte, erhielt vom Direktorium eine Pension von 6000 Frank, welche ihr die spätern
Regierungen, wenngleich verkürzt, auch bewilligten, und starb in Paris. Unter ihrem Namen wurden in den »Mémoires
de tous« (Bd. 4) Memoiren veröffentlicht.
(spr. -nä),JeanBaptiste, franz. Philosoph, geb. 1735 zu Rennes, trat in den Jesuitenorden, trat aber bald wieder
aus und ging nach Amsterdam,
[* 52] wo er sein Werk »De la nature« (zuerst anonym 1761, 4 Bde.) herausgab.
Nach einem unsteten Wanderleben starb er 1820 in seiner Vaterstadt. In dem genannten Werk, von dem die zweite Auflage (1763, 5 Bde.;
deutsch, Frankf. 1764) unter seinem Namen erschien, hat eine von pessimistischem Geist erfüllte Naturphilosophie
entwickelt, in welcher nicht nur das Übergewicht des Guten über das Übel in der Welt verneint und höchstens ein Gleichgewicht
[* 53] von beiden zugelassen, sondern auch die mechanische Naturansicht aufgehoben und an deren Stelle eine organische Stufenentwickelung
gesetzt, der Instinkt zum Moralprinzip erhoben und die Psychologie physikalischen Gesetzen unterworfen werden
soll.
Hood (spr. robbin hudd), der Held einer Reihe altenglischer Volksballaden, war der Sage nach ein Earl of Huntingdon,
in Wirklichkeit aber ein angelsächsischer Freisasse (yeoman), der unter Richard I. (gest. 1199), nach
andern unter Heinrich III. (gest. 1272) und Eduard I. (gest. 1307) lebte und nach der Niederlage der sächsischen Volkssache
in der Schlacht bei Evesham (1265) in die Wälder floh, wo er als Geächteter (outlaw) mit seinen Genossen jahrzehntelang sein
Wesen trieb, gutherzig und mild gegen das Volk, grausam und unerbittlich gegen die normännischen Großen
und die Priester.
Der Wald von Sherwood war vorzugsweise der Schauplatz seiner Thaten. Die zahlreichen
Volkslieder, worin er als der verkörperte
Haß des Volkes gegen die normännische Fremdherrschaft, als Verfechter des alten sächsischen Rechts verherrlicht wird, erschienen
teils vereinzelt als fliegende Blätter, teils in mehr oder minder umfangreichen, oft aufgelegten Sammlungen
(»Garlands«),
die jetzt große bibliographische Seltenheiten sind. Die erste Gesamtausgabe derselben besorgte Ritson (Lond.
1795, neue Ausg. 1885),
eine noch vollständigere Gutch (das. 1847; 2 Bde.).
Eine Auswahl daraus in deutscher Übersetzung (mit vortrefflich orientierender Einleitung) veröffentlichte A. Grün (Stuttg.
1864). Auch in W. Scotts »Ivanhoe« wie in James' Erzählung »Forest days« tritt die Gestalt des in der bezeichneten
Eigenschaft auf, und MacFarren machte ihn 1860 zum Helden einer Oper. Robin Hood zu Ehren wurden in England bis in die Neuzeit alljährlich
feierliche Spiele, Schützen- und Maifesteabgehalten.
Abgesehen von ihrem hohen landwirtschaftlichen Wert, eignet sich die Robinie besonders zur Befestigung
von Flugsand, und im Banater Flugsandgebiet bildet sie große Wälder. Medicus in Heidelberg
[* 55] gab 1796-1803 eine Zeitschrift: »Unechter
Akazienbaum«, heraus, in welcher er zum allgemeinen Anbau der Robinie aufforderte;
doch findet sie noch heute viel zu wenig
Beachtung.
Sie ist äußerst genügsam, verbessert den Boden durch reichen Laubfall und liefert vortreffliches,
gelbliches, oft rötlich geädertes, feines, ziemlich hartes, zähes, dauerhaftes Holz,
[* 56] welches von Tischlern und Wagnern zu
Holznägeln und in Südfrankreich zu Pfählen in den Weinbergen benutzt wird. Die weithin verlaufende Wurzel
[* 57] ist in Geruch und
Geschmack dem Süßholz ähnlich, aber giftig. Aus den Blüten destilliert man in der Moldau und Walachei ein
aromatisches Wasser, auch bereitet man daraus mit Zucker einen Sorbett; die Blätter dienen als Viehfutter. Von den zahlreichen
Formen, welche man kultiviert, ist besonders die Kugelakazie (Robinia umbraculifera) beliebt, bei welcher sich
an der Spitze des nie stark werdenden Stammes eine sehr dichte, meist kugelrunde Krone befindet, indem die
zahlreich hervorkommenden Äste sich nur an der Basis verzweigen und nie eine bedeutende Länge erhalten. Sie blüht sehr selten.
Robinia glutinosaSims
[* 58] (Robinia viscosaVent.), im südöstlichen Nordamerika, ein bis 15 m hoher Baum mit kurzen Dornen, an
Blattstielen und Hülsen klebrig, mit schwach rosafarbigen, geruchlosen Blüten, sowie Robinia hispidaL., ebenfalls aus dem südöstlichen
Nordamerika, strauchig, kaum oder nie dornig, an Zweigen, Blütenstielen, Kelch und Hülsen mit ziemlich langen Borsten besetzt
und mit hellroten, geruchlosen Blüten, werden bei uns als Zierpflanzen kultiviert.
3) Therese Albertine Luise, als Schriftstellerin unter dem NamenTalvj (den Anfangsbuchstaben ihres NamensT. A.L. v. J.) bekannt,
geb. zu Halle, Tochter desProfessorsL. H. v. Jakob (s. d.) daselbst, verbrachte ihre Jugend mit ihren Eltern
in Rußland, verheiratete sich 1828 mit dem vorigen, folgte demselben 1830 nach Amerika
[* 68] und begleitete ihn später auf seinen
Reisen. Nach dem Tode desselben 1864 nach Deutschland zurückgekehrt, nahm sie schließlich ihren Wohnsitz in Hamburg,
[* 69] wo sie starb.
Von ihren Schriften sind hervorzuheben: eine Übersetzung der »Volkslieder der Serben« (Halle 1825-26, 2. Bde.; 2. Aufl.,
Leipz. 1853);
der Held des weltberühmten, von DanielDefoe (s. d.) verfaßten englischen
Romans, dessen 1. Teil unter dem Titel: »Life and strange surprising adventures of robinson Crusoe« zuerst 1719 in
London erschien und einen so allgemeinen Beifall fand, daß der Verfasser noch in demselben Jahr zwei Fortsetzungen seines
Werkes veröffentlichte. Im 1. und 2. Teil erzählt Defoe in wunderbar anschaulicher, schlicht natürlicher
Darstellung die mannigfaltigen Schicksale eines von Jugend auf durch abenteuerlustigen Sinn in der Welt umhergetriebenen Engländers,
dessen einsames Leben auf einer menschenleeren Insel nahe der Orinokomündung, wohin er durch Schiffbruch verschlagen worden,
die erfindungsreiche Art seiner dortigen Einrichtung, seine Befreiung, Heimkehr und abermalige Fahrt in
die Fremde, aus der er
erst nach ereignisvollen Reisen in Indien, China,
[* 71] Sibirien etc. als begüterter Mann ins Vaterland zurückkommt.
Der 3. Teil, betitelt: »Serious reflexions during the life of robinson Crusoe«, enthält
hauptsächlich moralisierende Betrachtungen über den Inhalt des 1. Teils, dem auch schon der 2. an Reiz
und Bedeutung weit nachsteht. DefoesBuch erlebte in England selbst zahllose Auflagen, in ganz Europa
[* 72] massenhafte Übersetzungen
und Nachahmungen und machte seinen Weg durch die ganze zivilisierte Welt, wie es denn nach Hettner (»Robinson und die Robinsonaden«,
ein Vortrag, Berl. 1854) unter dem Namen »Perle des Ozeans« sogar ein Lieblingsbuch der Araber wurde. Noch 1719 erschien
die erste französische Übersetzung des Robinson, 1720 die frühste deutsche (Frankf. u.
Leipz., 2 Tle.), welche noch in demselben Jahr 5 Auflagen erlebte. Von neuern Übertragungen des Originalwerkes sind die vonL. v. Alvensleben (Leipz. 1850) und Altmüller (Hildburgh. 1869)
hervorzuheben. Der Nachbildungen, welche unter dem NamenRobinsonaden zusammengefaßt werden, zählte J.
Koch in seinem »Grundriß einer Geschichte der Sprache und Litteratur der Deutschen« (Berl. 1798, Bd.
2) bis 1760 bereits 40 auf, zu denen noch eine stattliche Anzahl neuerer zu rechnen ist, darunter der »Österreichische
Robinson« (1822) und der »NeueRobinson« von G. H. v. Schubert (1848). Bereits 1722 erschien ein »TeutscherRobinson oder BernhardCreutz« in Schwäbisch-Hall. Es folgten ein italienischer, französischer, sächsischer, schlesischer,
niedersächsischer, schwedischer, schwäbischer, kurpfälzischer, ostfriesischer Robinson u. a., sämtlich in deutscher Sprache;
desgleichen eine Masse von Robinsonaden, die sich nach den Berufsarten ihrer Helden oder sonstigen Beziehungen betitelten, z. B.
ein geistlicher, ein medizinischer, ein jüdischer, ein moralischer Robinson etc. Von allen Umformungen und Nachbildungen des
Originalromans Defoes hat aber keine so großen Erfolg gehabt wie Campes »Robinson der jüngere« (Hamb. 1779, 2 Bde.),
eine zu pädagogischen Zwecken durch eingeschobene Dialoge voll wissenschaftlicher und moralischer Erörterungen verballhornte,
an sich aber meisterhafte Umgestaltung der Defoeschen Erzählung. Das Buch hat bereits die 92. Auflage (Braunschw.
1876) erlebt, und schon wenige Jahre nach seinem Erscheinen konnte Campe ihm nachrühmen, daß es in alle europäischen Sprachen
(darunter auch ins Neugriechische und Alttschechische) übersetzt sei. Ein Seitenstück eigentümlicher Art zum Robinson stellt
sich in Howells »The life and adventures of AlexanderSelkirk« (Lond. 1828) dar.
Hier sind die Schicksale eines schottischen Matrosen berichtet, welcher, im September 1704 auf der menschenleeren InselJuan Fernandez
ausgesetzt, daselbst bis zum Februar 1709, wo ihn KapitänWoodRogers aufnahm und mit nach England führte, sein einsames Leben
in ähnlicher Weise wie der erdichtete HeldDefoes fristete (vgl. WoodRogers' Bericht über Selkirk in »Collection
of voyages«, Lond. 1756). Man hat Defoe vielfach vorgeworfen, daß er das Beste in seinem Werk dem Tagebuch (?) oder den sonstigen
Mitteilungen Selkirks entnommen habe; der Vorwurf ist jedoch längst durch zuverlässige Untersuchungen entkräftet
worden. Von allen dem originalen in mehr selbständiger Art nachgebildeten Abenteurergeschichten in deutscher Sprache verdient
als die poetisch wertvollste ausgezeichnet zu werden die unter dem Namen »InselFelsenburg« bekannte, deren Verfasser Joh. Gottfr.
Schnabel (s. d.) war.
JohannAugust, Brückeningenieur, geb. zu Mühlhausen
[* 74] in Thüringen, studierte zu Berlin das Baufach
und ging, 25 Jahre alt, nach Pittsburg. Zuerst Farmer, dann bei Wasser- und Eisenbahnbauten thätig, begann
er gleichzeitig die Fabrikation von Eisendraht. Bei einem 1844-45 erbauten Aquädukt des Pennsylvaniakanals über den Alleghany,
führte er das hölzerne Kanalbett über sieben Öffnungen und hing es zu beiden Seiten an je 17,5
cm starken Drahtseilen auf.
Der glückliche Erfolg verschaffte ihm bald darauf andre Aufträge, allgemein bekannt wurde aber Röbling erst
durch den von 1853 bis 1855 ausgeführten Bau einer zur Verbindung der NewYork-Zentralbahn mit der GreatWestern-Bahn von Kanada
dienenden Brücke
[* 75] über den Niagara, bei welcher er eine kombinierte, oben für die Eisenbahn, unten für den Straßenverkehr
bestimmte Brückenbahn durch Fachwerkträger verband und diese in der bis dahin unerreichte Spannweite
von über 250 m an vier Drahtkabeln von je 25 cmDurchmesser aufhing. 1867 vollendete Röbling die Brücke zwischen Cincinnati und Covington
über den Ohio mit etwas über 322 m weiter Mittelöffnung und zwei beinahe 75 m hohen Kabeltürmen.
Das letzte und größte Werk Röblings ist die kolossale, zur Verbindung von New York mit Brooklyn dienende Brücke über den
East River (s. Taf. »Brücken
[* 76] I«,
[* 75] Fig. 2), welche, gleichzeitig für den Verkehr zweier Eisenbahnen bestimmt und mit Fahr- und
Fußwegen versehen, die größte zur Zeit bekannte Spannweite von über 518 m der Mittelöffnung besitzt.
Röbling starb Er veröffentlichte: »Long and short span railway-bridges« (New York 1869). - Sein Sohn, Oberst Washington
[* 77] Röbling, übernahm die Vollendung des größten, dem Verkehr übergebenen Werkes seines Vaters.
Dec., Gattung der Strauchflechten, mit cylindrischem oder wenig zusammengedrücktem, strauchförmigem Thallus,
welcher ein dichtes, faseriges Mark enthält, und seitenständigen, nicht schildförmigen, sondern im Thallus sitzenden Apothecien
mit flacher oder schwach konvexer Scheibe. Von den sechs bekannten, an den Meeresküsten der wärmern
Zonen wachsenden Arten ist die wichtigste Roccella tinctoriaDec. (Lackmusflechte, Orseilleflechte, Färberflechte, s. Tafel »Färbepflanzen«),
(spr. rohtscha), Küstendepartement des südamerikan.
StaatsUruguay,
[* 87] im S. Hügelland, im N. ein Sumpf, der sich bis zur Lagôa Mirim erstreckt, 10,183 qkm (184,9 QM.) groß mit
21,000 Bewohnern.
Die gleichnamige Hauptstadt liegt an einer Lagune.
(spr. -schangboh), 1) JeanBaptisteDonatien de Vimeur, Graf, Marschall vonFrankreich, geb. zu
Vendôme, betrat 1742 die militärische Laufbahn, nahm mit Auszeichnung teil an den Feldzügen des österreichischen Erbfolgekriegs, 1756 an der
Expedition gegen Menorca, sodann als Brigadegeneral der Infanterie am Siebenjährigen Krieg. 1780 erhielt er als Generalleutnant
den Oberbefehl über das 6000 Mann starke
¶