(lat.), vorgeschriebene
Regel, wie es mit gewissen
Zeremonien gehalten werden soll, besonders
in Bezug auf kirchliche
Gebräuche angewandt (s.
Liturgie).
Das Rituale romanum, auf
Wunsch des Tridentiner
Konzils 1614 von
Paul V. herausgegeben, behandelt alle priesterlichen
Handlungen und bezweckt, die möglichste Gleichförmigkeit des römisch-katholischen
Kultus herbeizuführen.
(lat.), Gesamtbezeichnung aller
Gebräuche, welche bei den alten
Römern im politischen und
religiösen sowie auch im häuslichen
Leben, insoweit dasselbe eine religiöse Beziehung und
Weise hatte, zu beobachten und
in den
Librirituales der
Salier,
Vestalinnen,
Flamines, Pontifices und
Augurn aufgezeichnet waren.
Amt derFreien Stadt
Hamburg,
[* 4] an der
Nordsee und der Elbmündung, hat mit der
vor der Elbmündung gelegenen
InselNeuwerk 78 qkm (1,42 QM.) Flächenraum mit (1885) 7367 Einw.
Der mit
Kuxhaven (s. d.) gegenwärtig eine Stadtgemeinde bildende ehemalige
Flecken ist Sitz des
Amtes und des Amtsgerichts,
hat eine neue
Kirche, ein altes
Schloß, höhere Töchterschule, ein
Seehospiz, Fischräucherei und (1885) 1950 Einw.
(ital.),
Ufer, besonders als
Platz inVenedig. ^[= # (hierzu der Stadtplan), Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz (s. oben), eine der schönsten ...]
[* 5]
(Reif), Stadt und Hafenort in
Tirol,
[* 6] in reizender
Lage am nördlichen Ende des
Gardasees und am
Fuß des
Monte Giumela,
ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts u.
Zollamtes, hat eine schöne
Pfarrkirche
und eine ehemalige Klosterkirche von 1603, eine feste
Kaserne mit Wartturm, La
Rocca, ein altes
Schloß (westlich auf hohem
Felsen), ein
Rathaus, ein
Theater,
[* 7]
Wein- und Ölbau,
Fischerei,
[* 8]
Seidenzucht und Seidenspinnerei, Papierfabrikation,
[* 9] regen
Handel
und
Schiffahrt und mit
Garnison (1880) 4723 Einw. In der Umgebung
befinden sich einige neue Befestigungswerke
(Fort bei Nago und
FortSanNiccolò an den Abhängen des
MonteBrione). Riva wird wegen
des günstigen
Klimas (auch im
Winter) als
Kurort benutzt und ist beliebter Touristenstandort. Die Umgebung
(Campagna) zeichnet
sich durch ihre italienische Vegetationsfülle aus.
VonRiva führt eine schöne
Kunststraße am östlichen
Ufer des
Gardasees bei dem prächtigen Ponalfall vorüber in das betriebsame
Val di Ledro. Ursprünglich eine römische Niederlassung,
kam Riva früh an die
Bischöfe von
Trient,
[* 10] gehörte 1441-1509 zu
Venedig, wurde aber von
Maximilian I. für
Trient zurückerobert.
Der
Ort war bis 1703
Festung.
[* 11]
Stadt in der span.
ProvinzLugo, an der Mündung des gleichnamigen
Flusses in das
Meer von
Viscaya
gelegen, hat
(1878) 8946 Einw., welche lebhaften Küstenhandel betreiben.
(spr. -waroll),Antoine, franz. Schriftsteller, geb. zu
Bagnols in
Languedoc, trat in
Paris
[* 12] um 1780 als
Chevalier de Parcieux auf und erwarb sich durch seine glänzenden persönlichen
Eigenschaften wie durch seine ungewöhnlich geistreiche und witzige
Konversation den Zutritt in die besten
Kreise.
[* 13] Dabei besaß
er eine große Arbeitskraft, welche sich besonders auf die Erlernung fremder
Sprachen und die Verfeinerung
seines
Stils richtete. Seine erste namhaftere
Schrift ist der
»Discours sur l'universalité de la langue française« (Berl.
1784),
Bei seinen großen Vorzügen, welche sich besonders in seinen
Improvisationen,
Epigrammen und den scharfen und treffenden
Bonmots
zeigen, machte sich das Haschen nach
Effekt und eine gewisse Oberflächlichkeit unangenehm bemerklich.
SeinGeschmack aber ist
äußerst delikat, und seine kritischen
Urteile übertreffen an Feinheit und Richtigkeit die seiner Zeitgenossen
um ein Bedeutendes. Seine
»Œuvres« sind gesammelt von
Chênedollé und Fayolle (Par. 1805, 5 Bde.),
die auch
»Esprit de Rivarol« (1808, 2 Bde.) herausgaben;
seine
»Œuvres choisies« von Lescure (1862, neue Ausg. 1880). Ein 1828 unter Rivarols
Namen erschienenes
»Dictionnaire de la langue française« ist nicht von ihm; er hat zu einem solchen nur den
»Discours préliminaire« (Hamb. 1797)
geschrieben.
Vgl. Lescure, Rivarol et la société française pendant la révolution et l'émigration (Par.
1883).
2) Rivarolo Ligure,Gemeinde in der ital.
ProvinzGenua,
[* 18] im engen, dicht bevölkerten und reizenden
Thal
[* 19] der (meist wasserlosen) Polcevera
und an der
EisenbahnGenua-Novi gelegen, zerfällt in die Ortschaften Rivarolo superiore und Rivarolo inferiore, hat
zwei prächtige
Villen,
Doria und
Pallavicini, eine Baumwollweberei und (1881) 5583 Einw.
AngeloPerez de
Saavedra,
Herzog von, span. Staatsmann und Dichter, geb. zu
Cordova, begann 1807 in der
Leibgarde des
Königs seine militärische Laufbahn. Nachdem er 1815 als Oberst seinen
Abschied genommen, widmete er sich
zu
Sevilla
[* 22] dichterischer
Produktion.
Schon 1813 war er mit den »Ensayos poeticos« hervorgetreten, denen
¶
mehr
einige Tragödien folgten. BeimAusbruch der Revolution von 1820 war Rivas einer der eifrigsten Verteidiger der Cortesverfassung
von 1812 und mußte daher 1823 nach England flüchten. Hier entstand sein episches Gedicht »Florinda«,
welches den Verlust Spaniens an die Mauren behandelt. 1825 ging er nach Malta, wo er sich mit Malerei beschäftigte, 1831 nach
Orléans,
[* 24] wo er eine Zeichenschule gründete. In Tours
[* 25] vollendete er alsdann sein in Auffassung und Färbung durchaus volkstümliches
Epos »El moro expósito« (Par. 1834, 2 Bde.),
dem die Volkssage von den sieben Infanten von Lara und dem Bastard Mudarra zu Grunde liegt.
Erst 1834 erhielt er die Erlaubnis, in sein Vaterland zurückzukehren, wo er bald darauf die Titel und
Güter des herzoglichen Hauses Rivas erbte und zum Procer des Reichs ernannt wurde. Er gehörte zu den Häuptern der gemäßigten
Opposition und übernahm im MinisteriumIsturiz im Mai 1836 das Portefeuille des Innern. Die Revolution von La Granja
(1837) zwang ihn abermals zur Flucht; nach Wiederherstellung des gemäßigten Systems nahm er aber seinen Sitz als Senator in der
Kammer wieder ein. 1843-48 war er Botschafter am Hof zu Neapel,
[* 26] wo er die »Historia de la sublevacion de Nápoles« (Madr. 1848, 2 Bde.;
neue Ausg. 1881) schrieb. 1854 war er Mitglied des von O'Donnell gestürzten Vierzigstundenministeriums,
dann kurze Zeit Gesandter in Paris, 1860 in Florenz.
[* 27] Er starb 1865 in Madrid.
[* 28] Noch sind von seinen Dichtungen hervorzuheben: das
Originallustspiel »Tanto vales cuanto tienes« (1834),
die Schicksalstragödie »Don Alvaro, ó la fuerza del sino« (1835, neue
Ausg. 1879),
die Dramen: »Solaces de un prisionero« und »La
morisca de Alajuar« (1842) und seine historischen Romanzen (Par. 1841, 2 Bde.).
2) Die dritte Thalstufe des alpinen Laufs des Tessin
(s. d.), im Gegensatz zu den beiden Oberstufen (ValBedretto
und ValleLeventina) breit und flach, bei Biasca 287 m, am Unterende (Einmündung der Moësa) 232 m ü. M. gelegen, ist schon
ziemlich warm, mit Maisfeldern, Weingärten und (1880) 4966 Einw.
italienischer Zunge und katholischer Konfession. Biasca, mit 2230 Einw. die volkreichste Gemeinde des Bezirks,
liegt an der Vereinigung der Gotthard- und Lukmanierroute und an der Gotthardbahn, während am Unterende der Riviera, vor Arbedo,
die Bernhardinstraße einmündet.
Seine schriftstellerische Laufbahn begann er 1860 mit zwei Novellen: »Pierrot« und »Cain«, in welchen das Phantastische mit
großer Kraft
[* 36] behandelt ist. Später ließ er eine Reihe von Romanen, wie: »La main coupée« (1862),
»Le combat de la vie« (1882) u. a.,
folgen. Auch einige Lustspiele kamen von ihm zur Aufführung. Fachwissenschaftliche Arbeiten sind: »La marine française sous
Louis XV« (1859) und »La marine française au Mexique« (1881);
1) Stadt in der ital. ProvinzTurin, an der EisenbahnTurin-Rivoli, hat ein altes und ein neueres königl. Schloß,
in welch letzterm 1732 der gefangene König Viktor Amadeus II. starb, Spinnereien und Webereien, Maccaronifabrikation,
bedeutenden Marktverkehr und (1881) 5314 Einw. -
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Potsdam,
[* 39] Kreis
[* 40] Teltow, auf der Südseite von Berlin und an die Hasenheide sich
anschließend, an der Berliner
[* 41] Ringbahn und mit Berlin durch eine Pferdebahn verbunden, hat ein Amtsgericht,
Linoleum- und Wachstuch-, Woll-, Gummi- und Guttaperchawarenfabrikation, Weberei,
[* 42] Tischlerei, 3 große Bierbrauereien, Acker- und
Gartenbau und (1885) 22,775 meist evang. Einwohner. Es bestand
bis 1874 aus zwei Teilen: Deutsch- und Böhmisch-Rixdorf, von denen das erstere, ursprünglich Richardsdorf, bis 1435 dem Johanniterorden
gehörte, das andre 1737 von evangelischen Böhmen
[* 43] angelegt wurde.
eine Verspottung der übertriebenen Neuerungen, welche die Anhänger des Korais in
die Sprache
[* 51] einzuführen suchten, und ein heroisch-komisches Gedicht: »Der Raub des Truthahns« (1816),
einen rühmlichen Namen
gemacht. Außerdem veröffentlichte er: »Cours de la littérature grecque moderne« (Genf
1826; deutsch, Mainz
[* 52] 1827) und »Histoire
moderne de la Grèce« (Genf
1828; deutsch, Leipz. 1830).
(Rjasanj), russ. Gouvernement, grenzt im N. an das GouvernementWladimir, im O. und S. an
Tambow, im W. an Tula und Moskau
[* 53] und umfaßt 42,098 qkm (764,5 QM.). Die Bodenbeschaffenheit
ist auf beiden Seiten der das Gouvernement durchschneidenden Oka gänzlich verschieden: im nördlichen, tiefer gelegenen Teil
ist das Land flach, sandig, stellenweise sumpfig und stark bewaldet, im südlichen, höhern dagegen teils
eben, teils von tiefen Flußthälern durchschnitten, dabei trocken und äußerst fruchtbar.
Der größte Teil des Gouvernements gehört der Steinkohlenformation an; auf Bergkalk liegen in mächtigen SchichtenSand, Sandstein
und Gerölle, welchen im SW. tiefer, fetter, nach der Oka zu in Lehm übergehender Humus (Tschernosem) aufgelagert
ist. Inselartig tritt die Juraformation
[* 54] zu Tage; im äußersten Süden zeigt sich nebst Steinkohlenablagerungen die jüngere
devonische Formation mit ihren charakteristischen Versteinerungen. Rjäsan gehört zwei Flußsystemen an, dem der Oka (mit den schiffbaren
Zuflüssen Pronja, Para und den flößbaren Issja, Schtscholkina und Pra) und dem des hier noch unbedeutendenDon. Der Norden
[* 55] ist reich an Seen, von denen die bedeutendsten der Swiatoje-, Welikoje-, Dubowoje- und Kolpsee sind.
Ausgedehnte Sümpfe hindern im Frühjahr den Verkehr und hauchen schädliche Dünste aus. Sonst ist das Klima
[* 56] gesund, die mittlere
Jahrestemperatur +4,6° C. (Februar -16,2,° Juli +19,3° C.); die jährliche
Regenmenge beträgt 53,2 cm. Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf (1885) 1,783,958 (41 auf 1 qkm), die größtenteils
Großrussen sind; es gibt ca. 5300 Tataren und 500 Deutsche.
[* 57] Dem Glaubensbekenntnis nach
waren 1870: 11,195 Raskolniken, 1100 Katholiken, 261 Protestanten, 377 Juden
und 5236 Mohammedaner, den Rest bilden Orthodoxe. Es wurden geboren 1885: 86,425 und starben 62,828;
die Zahl der Eheschließungen war 13,979. Die Getreideernte übersteigt den eignen Bedarf des Gouvernements;
Die Jagdtiere
sind die gewöhnlichen Zentralrußlands; der Fischfang in den Flüssen ist bedeutend, auch die Bienenzucht
[* 67] verbreitet. Das
Mineralreich bietet Steinkohlen, Eisenerze, Mühlsteine,
[* 68] Kalksteine und Töpferthon. Vom Areal kommen 55,5
Proz. auf Ackerland, 16,2 Proz. auf Wiesen, 20 Proz. auf Wald und 8,3 Proz. auf Unland und Gebäude. Die Industrie erreicht
einen Produktionswert von (1884) 16½ Mill. Rubel. Hauptsächlichste Zweige sind: Spiritusbrennerei (7,357,000 Rub.), Baumwollspinnerei
(3,275,000 Rub.), Baumwollweberei, Flachsspinnerei, Glasindustrie, Zementfabrikation und Ziegelbrennerei,
Gerberei, Färberei.
Die gleichnamige Hauptstadt liegt am rechten, hohen Ufer des schiffbaren Trubesch, 2 km von dessen Mündung in die Oka, an der
Bahnlinie Moskau-Koslow, hat 26 Kirchen (darunter eine protestantische), 3 Klöster, 2 Gymnasien, ein Seminar, eine öffentliche
Bibliothek, ein Theater und (1885) 30,327 Einw. Die Gewerbthätigkeit
leistet nur in Baumwollweberei, Talgsiederei und Lichtefabrikation, Bierbrauerei
[* 71] und Brennerei Nennenswertes; der Handel aber
ist sehr lebhaft und befördert namentlich Getreide und Vieh nach Moskau; außerdem ist der Leinsaat-, Salz- und Holzhandel
entwickelt. Kommerzielle Anstalten sind: die Filiale der Staatsbank, die Stadtbank und die Rjäsaner Handelsbank. ist
Sitz eines Erzbischofs. Unfern der Stadt, an der Oka, liegt das Dorf Altrjäsan, lange Zeit Residenz des Fürsten von Rjäsan.
Kreisstadt im russ. GouvernementRjäsan, an der Chupta, Knotenpunkt der Eisenbahnstrecken Rjäsan-Koslow, Rjashsk-Wjasma
und Rjashsk-Morschansk, hat (1885) 4563 Einw. Rjashsk wird 1571 zuerst
erwähnt und war im 17. Jahrh. stark befestigt.
(spr. roánn), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementLoire, an der hier schiffbar werdenden Loire, am Kanal von Roanne nach Digoin und der Eisenbahn von Revers nach Lyon
[* 74] (mit
Abzweigung nach Paray le Monial), hat ein neues Stadthaus mit Museum und Bibliothek, 2 hübsche moderne
Kirchen; ein altes Schloß mit Antiquitätensammlung, (1886) 29,354 Einw., vorzüglichen
Weinbau (Renaison und St.-André), Baumwollspinnerei und -Weberei, Färberei und Gerberei, ein Handelsgericht und ein Collège.
- ist das alte Rodumna, eine Stadt der Segusianer, und war im Mittelalter Hauptort des Herzogtums Roannez. 12 km
nordwestlich von Roanne liegt der besuchte Badeort St.-Alban (Behandlung mit Kohlensäuregas, Kaltwasserheilanstalt).
Ordnung der Säugetiere, im Wasser
lebende, behaarte Tiere, welche nach Gebiß u. Lebensweise den Raubtieren am nächsten stehen und auch wohl als Wasserraubtiere
direkt zu ihnen gerechnet werden, obwohl ihre äußere Gestalt und gesamte Körperform an die Wale
[* 78] erinnert. Der mit kurzem,
dicht anliegendem, glattem Haar
[* 79] bedeckte Körper ist lang gestreckt, spindelförmig, der Kopf auffallend
klein, kugelig, mit stumpfer Schnauze und aufgewulsteten Lippen, meist ohne äußere Ohrmuschel.
Der Rumpf endet mit einem kurzen, flachen, konischen Schwanz ohne Flosse; die vier kurzen Extremitäten, von denen die hintern
nach rückwärts stehen, sind Schwimmfüße, indem die fünf bekrallten Zehen durch eine derbe Haut
[* 80] zu einer
breiten Ruderflosse verbunden sind. Das Gebiß mit seiner meist vollständigen Bezahnung weist auf eine räuberische Lebensweise
hin; die Schneidezähne sind meist klein,
die obern zahlreicher als die untern die äußern obern mitunter verlängert.
Die Eckzähne selbst ragen verhältnismäßig weniger als bei den Raubtieren hervor, nur beim Walroß sind
sie außerordentlich lang (Stoßzähne). Der Zahnwechsel findet bei manchen Arten schon vor derGeburt statt. Das Gehirn
[* 81] ist
ziemlich hoch entwickelt. Das Auge
[* 82] besitzt ein drittes Lid (Nickhaut); Ohr
[* 83] und Nase
[* 84] sind gegen das Eindringen von Wasser verschließbar.
Der Magen
[* 85] ist sehr einfach, kaum weiter als der Darm.
[* 86] An der untern Hohlvene ist, wie bei den Walen, eine
Erweiterung angebracht. Es sind zwei oder vier am Bauche gelegene Zitzen vorhanden.
Die Robben finden sich in allen Meeren, besonders in den gemäßigten und Polarzonen, einzelne auch am Kaspi- und Baikalsee, und
manche Arten steigen weit in die Flüsse
[* 87] hinauf. Sie leben gesellig, oft scharenweise vereinigt, schwimmen
gut, sind aber auf dem Land unbehilflich und schleppen sich auf Klippen
[* 88] etc. nur, um zu schlafen oder ihren Körper zu sonnen,
sowie behufs der Fortpflanzung. Das Weibchen wirft ein, selten zwei Junge. Die ältesten fossilen Reste gehören dem Miocän
an und sind in den Vereinigten Staaten
[* 89] sowie in Frankreich gefunden worden.
Die größten und nachhaltigsten Ernten macht man auf Neufundland, Neuschottland und Labrador, wohin viele Robben auf schwimmenden
Eisfeldern getrieben werden. Die Jagd besteht wesentlich in einer Überraschung der sich sonnenden Tiere, die bei ihrer Unbehilflichkeit
auf dem Land leicht zu bewältigen sind und durch einen Schlag auf die Nase getötet werden. Die vorsichtigern
alten Tiere erlegt man mit Schießgewehren. Durch internationale Verträge ist für die Robben zwischen 67 und 75° nördl. Br.
und zwischen 5° östl. und 17° westl. L. v. Gr.
eine Schonzeit vereinbart worden (die kaiserlich deutsche Verordnung verbietet den Robbenschlag vor dem 3. April jedes
Jahrs).
Die Robbenfelle sind 1-3 m lang und 0,6-1,9 m breit, sie werden an der
Luft getrocknet oder häufiger eingesalzen. Viele verarbeitet man auf Leder, andre werden mit dem Haar gegerbt und zu Überzügen
von Koffern, Tornistern etc. benutzt, und einige müssen zu den Pelzwaren gezählt werden. Man unterscheidet
Haarseehunde (Hair Seals), mit straff anliegendem kürzern Oberhaar, und Pelz- oder Biberseehunde (Fur Seals) von Kamtschatka,
Nordamerika, besonders aus der Südsee, die besten von Australien,
[* 90] den Lobos- und
¶
Falklandinseln. Diese besitzen eine seidenartig feine, gelbliche Grundwolle und straffes, hartes, graues Oberhaar, welch
letzteres durch Behandlung der Unterseite mit Kalk gelockert und entfernt wird, worauf man das Unterhaar gewöhnlich dunkelbraun
färbt. Derartige Felle gleichen dem schönsten Samt. Die Alaskakompanie liefert jährlich 150,000 Stück im Wert von 9 Mill.
Mk. nach London.
Luca della, ital. Bildhauer, geb. 1400 zu Florenz, Hauptmeister der italienischen Frührenaissance, schuf um 1445 für
die Orgelempore des Doms zu Florenz Marmorfriese mit musizierenden und tanzenden Knaben (jetzt im Bargello
daselbst) und führte in den Jahren 1446-64 mit Michelozzo und Maso di Bartolommeo die Bronzethür der alten Sakristei des Doms
aus. Seine Hauptbedeutung liegt jedoch in Skulpturen von gebranntem und farbig glasiertem Thon, einer neuen, von ihm für monumentale
Zwecke ausgebildete Gattung der Plastik, in welcher er Reliefs, Medaillons, Thürlünetten (s. Tafel »Keramik«,
[* 93] Fig. 12), Altäre, Freigruppen und ganze Dekorationen ausführte.
Anfangs meist auf weiße Figuren mit blauem Hintergrund beschränkt, wurde die farbige Behandlung allmählich reicher. Die
Werke Robbias und seiner Schüler sind über ganz Toscana verbreitet und zum Teil ins Ausland gekommen (Kensington-Museum in
London u. BerlinerMuseum). Sie gehören in ihrer harmonischen Schönheit und ihrem keuschen Adel zu den reizvollsten
Werken der Renaissance. Robbia starb 1482. Die hervorragendsten von Robbias Schülern sind: sein NeffeAndrea della Robbia (1437-1528)
und dessen SöhneGiovanni (1469-1529) und Girolamo (1488-1566).
(franz.), ursprünglich (15. Jahrh.) jedes lange,
bis auf die Füße herabfallende, weite Oberkleid insbesondere der Frauen, das im Anfang des 16. Jahrh. von dem Leibchen getrennt
wurde, so daß der Name Robe dem von den Hüften lang herabfallenden, gewöhnlich mit einer Schleppe versehenen
Teil des Oberkleides blieb; im engern Sinn das talarähnliche Oberkleid der Rechtsgelehrten in Frankreich, daher dort s. v. w.
Richterstand; auch der Talar der Geistlichkeit. Seit Einführung der neuen Gerichtsordnung ist die auch in Deutschland
[* 94] das Amtskleid
aller richterlichen Personen, der Gerichtsschreiber, Advokaten etc.
Friedrich, Dichter, geb. zu Elberfeld,
[* 96] lernte und wirkte als Kaufmann und ist seit 1872 Teilhaber
des Bankhauses v. d. Heydt, Kersten und Söhne in Elberfeld. Von Jugend auf der Kunst zugethan, schloß sich
Roeber der kleinen Gruppe der Wupperthaler Poeten an, unter denen er durch seine kräftig-charakteristischen »Dramatischen
Werke« (Elberf. 1851),
»Sophonisbe« (das. 1884) und »Tristan und Isolde«
(2. Bearbeitung, das. 1885) sowie durch seine »Lyrischen und epischen Gedichte« (Berl. 1878) eine hervorragende Stellung gewann.
Auch schrieb er: »Litteratur und Kunst im Wupperthal« (Iserl. 1886) und den Roman »Marionetten« (2. Aufl. 1885). Seine beiden
SöhneErnst (geb. 1849) und Fritz (geb. 1851) machten sich als
Historienmaler bekannt.
1) I., jüngerer Bruder König Odos, behielt nach dessen Tod nur das Herzogtum Francien und unterwarf sich
dem karolingischen König Karl dem Einfältigen, erfocht 921 einen großen Sieg über die Normannen und wurde nach Vertreibung
Karls 922 von den fränkischen Großen in Reims
[* 97] zum König ausgerufen. Aber schon 16. Juni 923 fiel er in der Schlacht bei Soissons
gegen Karl.
2) Robert II., der Weise oder der Fromme, Sohn HugoCapets, geb. 971, war seit 988 Mitregent seines Vaters, folgte
diesem 996 auf dem Thron
[* 98] und starb nach einer durchaus friedlichen Regierung in Melun. Von seiner ersten Gemahlin,
seiner KousineBertha von Burgund, mußte er sich 1004 wegen Verwandtschaft trennen, um dem über das Land
verhängten päpstlichen Interdikt zu entgehen, und die zweite, Konstanze von Arles, Tochter des GrafenWilhelm Taillefer von
Toulouse,
[* 99] verbitterte ihm durch Herrschsucht und Ränke das Leben. Robert war einer der vorzüglichsten Komponisten und Hymnendichter
seiner Zeit; von seinen Kompositionen war das »Veni, sancte spiritus« eine der schönsten.
Vgl. Pfister,
Études sur le règne de Robert le Pieux (Par. 1885).
3) Robert von Anjou, König von Neapel, Herzog von Kalabrien, geb. 1275, dritter Sohn Karls II., bestieg nach dessen Tode trotz der
Einsprüche seiner ältern Brüder im Mai 1309 den väterlichen Thron. Ehrgeizig und herrschsüchtig, erstrebte
er die Vernichtung der deutschen Macht in Italien,
[* 100] versicherte sich der Freundschaft des Papstes und wußte dann auch die wichtigsten
Guelfenstädte auf seine Seite zu bringen, so daß er KaiserHeinrich VII. und nach dessen TodLudwig dem Bayern
[* 101] erfolgreichen
Widerstand entgegenzusetzen vermochte. Weniger glücklich war er in seinen wiederholten Unternehmungen
auf Sizilien
[* 102] 1314, 1325, 1339 und 1341. Er starb Ihm folgte seine Enkelin Johanna I. Er war ein großer Freund der
Philosophie und Dichtkunst, die er selbst pflegte; eine Sammlung seiner Poesien gab Ubaldini heraus (Rom
[* 103] 1642).
5) Ältester Sohn Wilhelms des Eroberers, geb. 1060, wurde von der englischen Thronfolge ausgeschlossen und 1087 Herzog der
Normandie, verpfändete nach langen Fehden mit seinem jüngern Bruder, Heinrich, den Rest seines Herzogtums 1096 an
Wilhelm den Roten von England, um am ersten Kreuzzug teilnehmen zu können, zeichnete sich bei Doryläum, vor Antiochia und Jerusalem
durch seine Tapferkeit aus, suchte nach seiner Rückkehr 1101 seinem BruderHeinrich, der König von England geworden, vergeblich
die Krone streitig zu machen, ward bei Tinchebray besiegt und gefangen und starb 1134 in Cardiff.
Auch sein Sohn Wilhelm Clito erhielt die Normandie nicht zurück.
7) I. Bruce, Sohn des Kronprätendenten Robert Bruce (s. Bruce), stürzte 1306 die englische Herrschaft und bestieg den Thron. Er
siegte über Eduard II. von England bei Bannockburn und zwang dessen Nachfolger 1328, sein
Thronrecht anzuerkennen. Er zuerst berief Vertreter der Städte ins schottische Parlament. Robert starb 1329.
9) Robert III., geb. 1340, Sohn des vorigen, folgte demselben 1390. Schwach und verschwenderisch, auch körperlich
gebrechlich, überließ er die Regierung seinem jüngern Bruder, Alexander, Herzog von Albany, und den Großen, die ihre Rechte
bedeutend erweiterten. Seine Kriege mit England 1399-1402 waren unglücklich. Er starb Ihm folgte sein
zweiter Sohn, Jakob I., nachdem der ältere, David, wegen einer ungerechten Anklage verhaftet, im Gefängnis Hungers gestorben
war.
2) (spr. robbär)Léopold, franz. Maler, geb. zu Les Eplatures bei La Chaux de Fonds in der Schweiz,
[* 116] hatte den Kupferstecher
Girardet in Paris und den MalerDavid zu Lehrern und ging 1818 nach Rom, wo er Studien nach dem dortigen Volksleben
machte und zu kleinen Genrebildern verwertete. Besondern Beifall fanden seine Darstellungen aus dem Räuberleben (der schlafende
Brigant, Nationalgalerie zu Berlin). 1822 besuchte er Neapel, wo er denStoff zu seinem ersten Hauptwerk, dem Improvisator (1823),
fand. Es folgten die Rückkehr vom Feste der Madonna delArco (1827, im Louvre zu Paris) und die Ankunft der
Schnitter in den PontinischenSümpfen (1830, im Louvre, eine veränderte Wiederholung in der Sammlung Raczynski in der Berliner
Nationalgalerie). 1831 machte er einen Besuch in Paris und ging 1832 nach Venedig, wo er 1834 die Abfahrt
der Fischer des Adriatischen Meers vollendete. Von Schwermut wegen einer unglücklichen Neigung zu der PrinzessinCharlotteBonaparte
ergriffen, gab er sich in Venedig den Tod. Seine von den Zeitgenossen mit großem Beifall aufgenommenen Schilderungen
des italienischen Volkslebens geben die Wirklichkeit in empfindsamer Idealisierung wieder.
3) Florentin, Industrieller, geb. zu Iséron in der Dauphiné, begann das Studium der Theologie, entsagte demselben
aber bald und ging 1817 nach Augsburg,
[* 117] um das GutHardt zu administrieren. Nach drei Jahren begründete er in Wien mit seinem
BruderLudwig ein Großhandlungshaus, welches bald zu großer Bedeutung gelangte. Schon 1805 hatte Ludwig
Robert zu Himberg bei Wien eine Farbewarenfabrik errichtet, welche für die Entwickelung der österreichischen Farbentechnik epochemachend
wurde; viel bedeutender aber gestaltete sich die 1826 gegründete Fabrik chemischer Produkte mit Glashütte zu Oberalm bei Hallein,
zu deren spezieller Leitung Robert 1832 dorthin übersiedelte. 1845 kaufte Florentin Robert das
Kohlenwerk zu Rapitz (Kladno) in Böhmen, legte bei den Gruben große Kokereien an und schuf die Prager Eisenindustriegesellschaft,
an deren Spitze er die Bauten und Einrichtungen des Etablissements leitete. 1837 gründete in Seelowitz bei Brünn
[* 118] eine Rübenzuckerfabrik
und verband mit derselben 1840 eine Spiritusbrennerei.
Beide Fabriken, namentlich aber die erstere, wurden für die Entwickelung der betreffenden Industriezweige von höchster Bedeutung,
indem Robert durch eine ganze Reihe wichtiger Verbesserungen fördernd wirkte. Besonderes Verdienst erwarb er sich durch die Ausbildung
des Prinzips mehrfacher Benutzung des Dampfes und die hierauf gegründete Konstruktion eines Abdampfapparats, welcher die allgemeinste
Verbreitung gefunden hat. Beide Fabriken gestaltete Robert zu
¶