Bei der
Zucht der
Rinder
[* 2] sind die Körperformen und die
Konstitution der
Tiere besonders zu beachten. Der
Kopf
darf im
Verhältnis zum
Rumpf nicht zu schwer sein, die
Stirn soll wenig kürzer als der untere Teil des
Gesichts und nicht zurücktretend
sein. Der
Hals soll beim männlichen
Tier etwa ⅔, beim weiblichen 4/7 der Körperlänge, gemessen von der
Stirnbeinkante bis zum Ende des
Sitzbeins, betragen. Den
Rumpf teilt man, von der Seite gesehen, in folgende drei Teile, die
in der
Länge möglichst gleich sein sollen, nämlich:
2) den mittlern, von der
Schulter bis zur
Hüfte, der die Verdauungsorgane enthält, und 3) den hintern Teil, von der
Hüfte
bis zum Ende des
Sitzbeins, die
Reproduktionsorgane umfassend.
Beim Milchvieh ist der mittlere Teil zweckmäßig der etwas längere,
um größere
Massen voluminösen
Futters aufnehmen zu können, während bei den Mastviehrassen besonders
der hintere Teil, der das wertvollere
Fleisch enthält, stark entwickelt sein muß. Die Extremitäten sollen, von der
Sohle
der
Klauen bis zur
Spitze des
Ellbogens gemessen, nicht länger sein, als die halbe
Höhe des
Tiers beträgt.
Für die verschiedenen
Zwecke der Benutzung
(Milch-, Mast- oder Arbeitsvieh) wählt man aus den
Schlägen
einer
Rasse einen dazu geeigneten aus und züchtet die ausgewählten
Tiere in demselben
Schlag weiter
(Reinzucht), vermeidet
aber, blutsverwandte
Tiere miteinander zu paaren, weil dadurch eine Abschwächung der
Konstitution hervorgerufen wird. Man
muß daher die Zuchtstiere oder
Bullen durch Ankauf aus demselbenSchlag zur
Blutauffrischung öfters wechseln.
Der Zuchtstier kann im
Alter von 1½
Jahren zum
Decken verwendet werden und genügt dann für eine Zahl von 40-50
Kühen, während
die
Kuh ein
Alter von mindestens 2
Jahren erreicht haben soll, ehe sie zur
Zucht verwendet wird. Die Dauer des trächtigen Zustandes
beträgt bei der
Kuh 9
Monate oder im
Durchschnitt 285
Tage. Für gewöhnlich wird nur ein
Kalb geboren, und 4
Wochen
nach der
Geburt desselben tritt bei gut genährten, kräftigen
Kühen die
Brunst wieder ein, die nach Verlauf von 4
Wochen sich
wiederholt.
Beim Auftreten der zweiten oder dritten
Brunst nach der
Geburt des
Kalbes wird die
Kuh wieder zum
Stier gelassen.
Das
Kalb wird gewöhnlich 4-6
Wochen durch Saugen oder Tränken aus dem
Kübel mit reiner, unverfälschter
Milch ernährt. Vielfach
läßt
man es auch am
Euter der
Kuh saugen. Nach 4-6
Wochen ist beim
Kalb das Milchzahngebiß (die wechselnden
Zähne)
[* 3] so
weit entwickelt, daß es feste
Nahrungsstoffe zermalmen kann. Man reicht nun abgerahmte
Milch, gekochtes Leinsamenmehl, Leinsamenkuchen,
Erbsen- oder Hafermehlsuppe, auch wohl saure
Milch in allmählich immer größern
Quantitäten, bis im
Alter von 12
Wochen die
süße
Milch ganz entzogen werden kann.
BeimErsatz derselben hat man aber darauf zu sehen, daß die nötigen
Nährstoffe in dem gereichten
Futter genügend enthalten sind. Auf 100 kg
Lebendgewicht des
Kalbes hat
man in der täglichen
Nahrung
zu verabreichen:
Von
festem
Futter verabreicht man
Heu und
Hafer,
[* 4] von dem erstern aber anfangs nur kleine
Quantitäten, damit dadurch nicht eine
zu starke
Ausdehnung
[* 5] der Verdauungsorgane hervorgerufen werde, welche auf die
Verlängerung
[* 6] des mittlern
Teils des
Rumpfes zum Nachteil für die
Entwickelung des vordern und hintern Teils von Einfluß ist. Da dieses besonders nachteilig
ist für die zur
Mästung bestimmten
Tiere, so wird diesen bei der Aufzucht weniger Rauhfutter verabreicht als den später
für die Milchnutzung bestimmten, die im allgemeinen auch weniger stark ernährt werden, damit die
Neigung, das gereichte
Futter in
Fett anzusetzen, weniger bei ihnen geweckt werde, sondern die Verwendung für die spätere Milchproduktion die Oberhand
behalte.
Aus diesem
Grund entwickeln die später für die
Mästung bestimmten
Kälber bei starkerErnährung sich
auch schneller und haben dadurch zur
Bildung der frühreifen
Rassen und
Schläge Veranlassung gegeben. Je nach der schnellern
oder langsamern
Entwickelung des
Kalbes finden der Durchbruch und das
Wechseln derZähne wonach das
Alter der
Tiere bestimmt wird,
früher oder später statt. Das
[* 7] hat 8 Schneidezähne imUnterkiefer und 24 Backenzähne und zwar je 6 an
jeder Seite des
Ober- und
Unterkiefers.
Davon sind die Schneidezähne und die 3 vordern Backenzähne wechselnde, die 3 hintern Backenzähne nicht wechselnde
Zähne.
Bei der
Geburt hat das
Kalb in der
Regel 4-6 Schneidezähne, mit 14
Tagen 8 Backenzähne und mit 3
Wochen
das ganze Milchzahngebiß mit 8 Schneidezähnen und 12 Backenzähnen; dadurch ist es befähigt, feste Futterstoffe
[* 8] aufzunehmen.
Mit 6
Monaten erscheint der erste bleibende Backenzahn, mit 15
Monaten der zweite und mit 2
Jahren der dritte bleibende Backenzahn.
Mit 1 Jahr 9
Monaten wechseln die beiden mittelsten Schneidezähne, die sogen.
Zangen, mit 2
Jahren 6
Monaten
die beiden vordern Milchbackenzähne, mit 2
Jahren 3
Monaten die innern Milchmittelzähne, mit 3
Jahren der dritte Milchbackenzahn,
mit 3
Jahren 3
Monaten die äußern Milchmittelzähne und mit 3
Jahren 10
Monaten die äußern Milcheckzähne. Nach dem zurückgelegten
ersten Lebensjahr wird das
Kalb Jungvieh, das weibliche
TierKalbe oder
Färse genannt. In diesem
Alter ist
die
Fütterung so einzurichten, daß die
Entwickelung des
Skeletts sowie der
Muskeln
[* 9] befördert wird.
Für diesen
Zweck werden
Leinsamen und alle
Ölkuchen entzogen und dagegen an
Kalksalzen und
Phosphaten reiche, leichtverdauliche
Proteinstoffe gereicht, wozu sich besonders Malzkeime, gutesHeu,
Kleie und während des
Sommers eine grasreiche
Weide
[* 10] am besten eignen, die den jungen
Tieren auch die notwendige
Bewegung gewährt. Eine starke Fettablagerung, die durch
Ruhe
bei reichlichem
Futter leicht eintritt, ist bei dem jungen
Tier zu vermeiden, weil die
Entwickelung der
Milchdrüsen hierdurch
benachteiligt wird.
Die
Ausbildung dieser Drüsensubstanz findet bei dem jungen weiblichen
Tier im zweiten und dritten Lebensjahr
statt. Wird nun während dieser Zeit die massenhafte
Entwickelung des Fettgewebes durch
Fütterung und
Haltung befördert, so
bleiben die
Organe und namentlich auch die
Milchdrüsen im Wachstum zurück. Als die durchschnittliche
Menge der in dem täglichen
Futter aus 1000 kg
Lebendgewicht der Milchkühe zu verabreichenden
Nährstoffe hat man folgende
Quantitäten
festgestellt: stickstoffhaltige
Bestandteile 3-3,5 kg,
Fett 0,8-1,0 kg, stickstofffreie
Extraktivstoffe 12,5-15 kg. Auf dasselbe
körperliche
Gewicht werden 25-30 kg Trockensubstanz in der täglich verabreichten Futtermenge gegeben und das
Dreifache dieser
¶
mehr
an Tränke. Die Ernährung der Milchkühe geschieht am zweckmäßigsten auf der Weide, die aber mit Kleepflanzen und Gräsern
dicht bestanden sein und den TierenSchutz gegen die Witterung gewähren muß; die Kuh muß auf derselben sich in kurzer Zeit
sättigen und darauf der Ruhe pflegen können, wenn sie viel Milch geben soll. Die Stallfütterung während
des Sommers ist in solchen Wirtschaften gebräuchlich, wo der Betrieb technischer Gewerbe auch für diese Zeit Futter liefert
und der ausgedehnte Ackerbau sehr viel Dünger erfordert.
Man unterscheidet trockne und grüne Stallfütterung; bei der erstern kommen getrocknete Futtermassen, namentlich Heu und Stroh,
mit Abfällen von technischen Gewerben (Biertreber, Malzkeime, Ölkuchen u. dgl.) zur Verwendung, während
bei der zweiten Grünfutter (Luzerne, Esparsette, Klee, Futterwicken, Futtermais u. dgl.) verabreicht
wird. Soll der grünen Futtermasse Kraftfutter zugesetzt werden, so eignet sich dazu am besten die Kleie von Roggen und Weizen,
wogegen Ölkuchen leicht Durchfall und Getreideschrot Störung in der Verdauung hervorrufen.
Bei der Winterfütterung der Kühe wird in ähnlicher Weise wie bei der trocknen Sommerstallfütterung verfahren; jedoch kommen
hierbei die Wurzeln und Knollenfrüchte zur Verwendung, von welchen besonders die zuckerreichen Rüben auf die Milchabsonderung
günstig wirken. Das Futter muß eine genügende Menge von Nährstoffen enthalten, um die Funktionen aller
Organe in Thätigkeit zu erhalten. Bei der Mästung sind die eiweißhaltigen Futterstoffe von noch größerer Wichtigkeit als
bei der Fütterung der Milchkühe, weil sie vornehmlich die Ablagerung von Fett veranlassen. - Die Rindviehzucht nimmt in betreff
ihrer Einträglichkeit und Wichtigkeit für den menschlichen Haushalt unbedingt die erste Stelle in der
landwirtschaftlichen Tierzucht ein. Auch alle Abfälle, wie Felle, Haare,
[* 12] Hörner, Klauen, und die innern Teile, wie Blut, Talg und
Eingeweide,
[* 13] werden zu den verschiedensten Zwecken verwendet. Die Aufmerksamkeit der Landwirte hat daher der Rindviehzucht und
Rindviehhaltung sich besonders zugewendet und zwar nicht allein in Verbesserung der Zucht, Wartung und
Pflege, sondern auch in Vervollkommnung der Milchwirtschaft und der Butter- und Käsefabrikation. Vgl. Viehhandel.
Vgl. Pabst, Anleitung zur Rindviehzucht (4. Aufl. von Thaer, Stuttg. 1880);
Martens, Die Rindviehzucht
in Schleswig-Holstein
[* 14] (3. Aufl., Oldenb.
1853; Baumeister, Anleitung zum Betrieb der Rindviehzucht (4. Aufl., Stuttg.
1863);
(Cortex), das den äußern Teil der Stengel
[* 18] und Wurzeln bildende, zwischen der Epidermis
[* 19] und dem System der
Fibrovasalstränge liegende parenchymatische Grundgewebe bei den krautartigen Pflanzen und bei den Holzgewächsen. Bei den letztern
ist sie jedenfalls an den ein- und wenigjährigen Organen vorhanden, wird aber beim Erstarken der Stämme vielfach durch andre
Gewebe
[* 20] ersetzt, die man im gewöhnlichen Sprachgebrauch auch als Rinde bezeichnet, indem man darunter alles das
Holz
[* 21] umgebende Gewebe, also auch den Weichbast und bei ältern Stämmen die Borke, versteht. (S. Periderm und Kork.)
[* 22] Rinden finden
vielfache Benutzung. Ihr Reichtum an Gerbsäure macht sie zu den wichtigsten Gerbmaterialien,
[* 23] und zur Gewinnung der Gerbrinden
werden die betreffenden Gehölze (Eiche und Akazie) in Schälwaldungen gezogen und läßt man die Schößlinge
nur das Alter erreichen, in welchem sie die beste Rinde liefern. Die Korkeiche liefert den Kork, viele andre Rinden und Rindenteile
(Chinarinde, Zimt etc.) werden arzneilich oder als Gewürz benutzt.
das Aufspringen und Absterben der Baumrinde, findet sich an den Sonnenseiten (Süd und Südwest) der Stämme
und wird hauptsächlich durch die starke Einwirkung der Sonnenhitze erklärt. Am meisten ist dem Rindenbrand die
Rotbuche unterworfen.
rohe Häute von Rindern, für die Lederfabrikation bestimmt, kommen besonders aus
Südamerika
[* 24] in den Handel. Man unterscheidet Saladeros (Wildhäute) von dem halbwilden Pampasvieh, Matadores vom Fleischervieh
aus den Städten, Campos vom Fleischervieh aus Einzelhöfen. Die Häute sind entweder naß, d. h. im frischen Zustand auf der
Fleischseite mit Salz,
[* 25] Salpeter, Soda, Alaun,
[* 26] Asche etc. eingerieben, oder an der Luft oder Sonne
[* 27] getrocknet.
Die nassen Häute halten sich besser, fallen aber schwerer ins Gewicht und nehmen beim Gerben nicht so stark zu wie die trocknen.
asiatischen Rußland, aber auch in den Ländern westlich und südlich des SchwarzenMeers einheimisch; eine Selbstentwickelung
der Seuche findet aber gegenwärtig nicht mehr statt, und wie in Europa geht auch dort die Rinderpest nur aus Ansteckung hervor. Zur
Zeit der Völkerwanderung verbreitete sich die Rinderpest über das westliche Europa. Im Mittelalter scheint sie
in Europa nur selten aufgetreten zu sein. Genauer wurde sie bekannt, als sie 1710 und 1711 einerseits von Rußland nach
Österreich
[* 50] und Preußen,
[* 51] anderseits von Dalmatien nach Oberitalien
[* 52] eingeschleppt war und sich dann fast über ganz Europa ausbreitete.
Im 18. Jahrh. herrschte die Rinderpest fast unausgesetzt in Deutschland und zum Teil auch in Dänemark, in den
Niederlanden und in Frankreich.
Die großen Schlachtviehherden, welche zur Versorgung der Kriegsheere aus dem südöstlichen Ausland bezogen wurden, führten
zu immer neuen Invasionen. Das Unglück, welches die Rinderpest im vorigen Jahrhundert über die landwirtschaftliche Bevölkerung
[* 53] in
Europa gebracht hat, läßt sich gegenwärtig kaum noch begreifen. Gar nicht selten büßten die Besitzer
innerhalb weniger Jahre zwei- bis dreimal ihren Viehstand ein. Erst nach Beendigung der Freiheitskriege begriff man, daß
die sofortige Tötung der infizierten Bestände und Isolierung des Kontagiums die einzig brauchbare Schutzmaßregel sei.
Außerdem wurden in Preußen für die östliche Landesgrenze Quarantäneanstalten errichtet, in welchen
alle Tiere, die aus dem Ausland eingeführt werden sollten, zuerst zu beobachten waren. Die gleiche Anordnung traf auch der
österreichische Staat. Mit dem Ausbau der Eisenbahnen wuchs die Gefahr der Rinderpest für die westeuropäischen Staaten von neuem. Durch
den Handelsverkehr gelangte die Rinderpest 1865 nach England und raffte mehr als 330,000 StückRindvieh dahin,
auch in Holland verwüstete sie die Herden.
Gegenüber solchen Gefahren erließ der Norddeutsche Bund das Rinderpestgesetz vom welches nach Errichtung des DeutschenReichs auch für Süddeutschland in Geltung getreten ist. In diesem Gesetz sind die strengen Abwehr- und Tilgungsmaßregeln
beibehalten, und es wurde festgesetzt, daß die Besitzer für alle durch den Ausbruch der Rinderpest entstehenden Verluste aus der
Reichskasse entschädigt werden sollten. Auf gleicher Grundlage hat Österreich-Ungarn
[* 54] ein Gesetz zur Bekämpfung der Rinderpest erlassen.
Mit diesen Gesetzen sind die früher gegen Rußland eingerichteten Quarantäneanstalten in Wegfall gekommen.
In der Regel tritt der Durchfall am dritten Krankheitstag auf und steigert sich mehr und mehr bis zum Tode. Die Körperkräfte
verfallen sehr schnell, so daß die kranken Tiere am 3.-4. Tag das
Bild eines großen Elends darstellen.
Schließlich liegen sie am Boden, ohne sich helfen zu können, und der Tod erfolgt unter allgemeiner Lähmung. Bei der Sektion
findet man Erosionen in der Maul- und Rachenschleimhaut, blutige Herde neben Ansammlung eines zähen, katarrhalischen Sekrets
in der Luftröhre und Bronchialschleimhaut, Lungenemphysem, trocknes Futter im dritten Magen
[* 56] (daher der NameLöserdürre), starke Entzündung und kirschrote Färbung in der Schleimhaut des vierten Magens und im Dünndarm sowie abnorme
Rötung der Dickdarmschleimhaut. Die PeyerschenHaufen sind häufig geschwollen;
Der Krankheitsverlauf unterliegt manchen Verschiedenheiten. Bisweilen genesen die Tiere plötzlich nach 1-2 Tagen von der Erkrankung,
oder sie sterben am 2. oder 3. Tag; in der Regel aber nimmt die Krankheit nach und nach zu und führt erst
am 4.-7. Tag zum Tod. Einzelne Rinder werden, trotzdem sie zwischen pestkranken Tieren stehen, nicht infiziert. Oft erliegt aber
auch der ganze Viehstand eines Dorfs der Seuche in Zeit von wenigen Wochen. Im Durchschnitt gehen von den
erkrankten Rindern 80 Proz. zu Grunde. Da eine Behandlung der Rinderpest gesetzlich verboten ist, so ist für den tierärztlichen Sachverständigen
die Diagnose als die weitaus wichtigste Aufgabe zu betrachten.
Mit dem Krankheitsbild der Rinderpest haben die Aphthenseuche, die Lungenseuche, der Milzbrand, die Ruhr und das
bösartige Katarrhalfieber am meisten Ähnlichkeit.
[* 58] Nach der amtlichen Feststellung eines Seuchenausbruchs wird unverzüglich
die Absperrung bis zum Erlöschen der Seuche angeordnet. Die kranken und verdächtigen Tiere müssen getötet und die mit dem
Kontagium verunreinigten Gegenstände vorschriftsmäßig desinfiziert werden. Alle diese Maßregeln werden von der Behörde
angeordnet und ausgeführt.
Jede andre Bekämpfung der Seuche ist gesetzlich verboten. Im 18. Jahrh. und zum Teil auch noch bis in die jüngste
Zeit hat man versucht, die gesunden Rinder durch Einimpfung des Pestkontagiums unempfänglich zu machen. Nach den bisherigen
Erfahrungen ist aber eine solche Impfung
[* 59] sehr bedenklich, denn es kommt vor, daß der größte Teil der
geimpften Tiere erheblich erkrankt und zu Grunde geht.
Verhältnis der Lungentuberkulose zur Skrofulose genauer präzisiert und die Abhängigkeit der erstern von der letztern wissenschaftlich
festgestellt. Er schrieb: »Lehrbuch der pathologischen Gewebelehre« (Leipz. 1866-69, 6. Aufl. 1886);
ein Reif, meist von edlem Metall, bisweilen auch von Eisen,
[* 70] Horn, Elfenbein etc., der, gewöhnlich an einem Finger
getragen, entweder zum bloßen Schmuck dient, oder auch eine symbolische Bedeutung, wie die einer Verbindlichkeit, Verbindung
etc., hat. Hinsichtlich ihres Zwecks unterscheidet man Trau-, Verlobungs-, Siegel-, Schlag- und Zauberringe.
Außer Fingerringen tragen die zivilisierten VölkerEuropas nur noch Ohrringe (s. d.), während bei den Morgenländern auch
Ringe um den Fußknöchel und die Fußzehen im Gebrauch sind und bei wilden Völkerstämmen und in Indien sogar Ringe, in der
durchbohrten Scheidewand der Nase angebracht, sich noch vorfinden.
Hals-, Arm- (am Ober- und Unterarm) und Fußringe trugen auch die barbarischen StämmeEuropas (Kelten, Germanen, Skandinavier,
Slawen etc.), wie schon prähistorische Funde beweisen. Eigentümlich geformte Schläfenringe waren für die Slawen charakteristisch.
Gedrehte Halsringe (torques) aus Bronze
[* 71] oder Gold
[* 72] und Wandelringe (Bronzehalsringe mit wechselnder Torsion)
werden in vorgeschichtlichen Fundstätten nicht selten angetroffen (s. Tafeln »Metallzeit
[* 73] I u. II«).
In der Bibel
[* 74] wird der Ring oft erwähnt. In denSiegelringen (Chotham) der Juden, welche
nicht nur an den Fingern, sondern auch an einem Band
[* 75] auf der Brust getragen wurden, stand gewöhnlich der Name des Besitzers
und ein Spruch aus dem Alten Testament. Auch kannten bereits die Juden sowie die Araber, die Lydier (der Ring des KönigsGyges)
u. a. die Zauberringe, welche entweder zur Abwendung irgend eines Übels oder zur Herbeiführung eines
Glücks dienten. In dem indischen Drama »Sakuntala« dreht sich die Handlung um einen Ring, welchen König Duschjanta seiner jungen
Gemahlin gibt, und an welchem er sie wiedererkennt. Die Ägypter hatten Finger- und Siegelringe von Gold, Silber und Bronze, in
welche nicht selten ein Skarabäus eingegraben war. In Arabien und Persien
[* 76] werden die Reisepässe durch
Ringe mit Smaragden vertreten, da eigentlich bloß Personen von fürstlichem Rang solche Auszeichnungen tragen. In Griechenland
[* 77] trug zu SolonsZeiten jeder freie Mann einen Siegelring von Gold, Silber oder Bronze, später auch mit einem geschnittenen Edelstein,
wie es der Ring des Polykrates gewesen sein soll. Die Frauen trugen dergleichen von Elfenbein und von Bernstein;
[* 78] auch übergaben oft Sterbende den Überlebenden Ringe. So z. B. überreichte Alexander d. Gr. bei seinem Ableben seinen Siegelring
dem Perdikkas, woraus man schloß, daß er diesen damit als seinen Nachfolger habe bezeichnen wollen. Die Römer
[* 79] trugen in den ältesten Zeiten, nach der von den Etruskern überkommenen Sitte, eiserne Siegelringe; nur die Senatoren und die
ihnen an Rang gleichstehenden Magistrate, später
auch die Ritter, durften goldene tragen. Dies Recht des goldenen Ringes blieb
bis unter den ersten Kaisern eine Auszeichnung des Ritterstandes; erst unter Hadrian hörte dieses Unterscheidungszeichen
auf, bis Justinian allen Freigebornen und Freigelassenen das Recht eines goldenen Ringes gestattete, der aber nur ein einfacher
Goldreif war. Daß daneben auch in Ringen mit geschnittenen Steinen durch fast alle Schichten der Bevölkerung ein großer Luxus
getrieben wurde, beweisen die durch die Ausgrabungen zum Vorschein gekommenen zahlreichen Ringsteine,
die uns einen klaren Begriff von den Leistungen dieses Kunstzweigs von den glänzendsten Produktionen zur Zeit Alexanders d. Gr.
bis auf die Zeit des Verschwindens aller Kunstbildung geben (s. Gemmen,
[* 80] mit Tafel).
Mit dergleichen teils zum Siegeln, teils zum bloßen Schmuck bestimmten Ringen beluden nach dem Bericht des Plinius die
Römer und die Römerinnen ihre Finger. Sie hatten sogar je nach der Jahreszeit verschiedene Ringgarnituren, leichtere im Sommer,
schwerere im Winter. Wie bei den Heiden und bei den Juden der auch das bedeutungsvolle Symbol der Ehe war, so nahmen auch die
ältesten Christen diesen Gebrauch an und statteten den Ring mit christlichen Symbolen aus. Bei den germanischen
Völkern kommen die Ringe (vingerlin) als Fingerschmuck und Liebeszeichen sehr frühzeitig vor; auch erhielten ToteRinge mit
ins Grab.
Die Ritter des Mittelalters trugen Ringe (aus Eisen, aber auch aus edlem Metall) um den Hals, die Arme und Beine, womit die Ablegung
eines Gelübdes bezeichnet war. Mit großer Feierlichkeit wurden sie angelegt und wieder abgenommen. Besonders hochgeschätzt
waren die Armringe, auf welche man sogar den Schwur ablegte (Schwurringe). Es war auch Sitte, den Schuldner durch Anlegung eines
Ringes um den Arm an seine Verbindlichkeit zu mahnen. Im 15. Jahrh. wurde es Mode, allerlei Devisen auf den
Ringen anzubringen, Wortspiele, Rebusse, heraldische Sinnbilder etc. Eine besondere Zeremonie fand in Venedig
[* 81] statt, wo der Doge
jährlich am Himmelfahrtstag einen Ring ins Meer warf, um die Vermählung der Republik mit der See anzudeuten.
Berüchtigt ist der Tammany-Ring von Tweed, Fisk u. a., der mehrere Jahre die Stadtverwaltung von New York beherrschte
und zu schamloser Bereicherung seiner Mitglieder ausbeutete.
u. a. Ring liebt
es, in seinen Romanen soziale Fragen der Gegenwart zu behandeln, und zeichnet sich durch einen gewissen Ernst der Tendenz und
scharfe Beobachtung des menschlichen Lebens aus.
Auch gab er »Lorbeer und Cypresse, Litteraturbilder« (3. Aufl., Berl. 1873)
und die illustrierten Werke: »Die deutsche Kaiserstadt Berlin« (Leipz. 1882-84, 2 Bde.)
und »Das Buch der Hohenzollern«
[* 103] (das. 1888) heraus.
Die Brustfüße dienen zum Kriechen oder Laufen, auch zum Festhalten, enden daher mit Krallen oder Scheren,
[* 107] die Abdominalfüße
zum Schwimmen und auch wohl zum Atmen. Die Augen, meist zusammengesetzt, bilden einen unbeweglichen Teil
des Vorderkopfes, können übrigens auch bei höhlenbewohnenden Arten ganz oder teilweise fehlen. Im innern Bau sind die Ringelkrebse wenig
von den Schildkrebsen verschieden. Der Darmkanal ist einfach und verläuft ohne Krümmung vom Mund zum After; das Herz erstreckt
sich entweder als langer Schlauch durch die ganze Brust, oder es liegt als kurzer Sack mehr nach dem Hinterleib
zu. Die Blutgefäße sind gewöhnlich nur kurz, so daß das Blut den größten Teil seines Laufs in den Lücken zwischen den
Organen zurücklegt.
Die Kiemen sind entweder zarthäutige Anhänge an den Brustfüßen, oder bilden einen Teil der Hinterleibsfüße.
Die Geschlechter sind meist getrennt; wie bei den Schildkrebsen, münden die männlichen Organe an der Basis des letzten, die
weiblichen an der des drittletzten Brustfußpaars aus. Die reifen Eier
[* 108] werden im Innern des Muttertiers befruchtet und von
demselben alsdann in einem sogen. Brutsack, der aus Anhängen der Brustfüße
gebildet wird, bis zum Ausschlüpfen der Jungen umhergetragen.
Die letztern haben gewöhnlich schon nahezu die Form der Erwachsenen, so daß die Metamorphose, welche bei den Schildkrebsen
so bedeutend sein kann, hier meist ganz unterbleibt. Alles Gesagte gilt übrigens nur von den normalen, d. h. nicht durch
Schmarotzertum teilweise rückgebildeten, Ringelkrebsen. Unter diesen gibt es nämlich Formen, die an
andern Krebstierenoder an der Haut
[* 109] und im Mund von Fischen leben und sich von deren Blut nähren; bei ihnen sind alsdann die Füße
zum Festhalten mit starken Haken versehen oder, wo ein Abfallen vom Wirtstier nicht zu befürchten steht,
verkümmert, während die Mundteile meist zum Saugen eingerichtet sind.
Zuweilen lebt das kleinere Männchen beständig auf dem Körper des Weibchens, bei andern Arten hingegen (den Fischläusen,
s. Asseln) ist ein eigentümlicher Zwitterzustand in der Weise vorhanden, daß die kleinern Exemplare Männchen sind, bei weiterm
Wachstum die männlichen Organe einbüßen und dafür die Anlagen der weiblichen ausbilden, so daß sie
von einem gewissen Alter ab nur noch als Weibchen fungieren. Die Jungen gleichen indessen auch bei den sehr rückgebildeten
Formen anfangs denjenigen ihrer normalen Verwandten und wandeln sich erst langsam und gewöhnlich erst nach dem Festsetzen
an das Wirtstier um. Die Ringelkrebse leben zum größten Teil im Meer, verhältnismäßig wenige im Süßwasser
oder auf dem Land an feuchten Orten; doch geschieht auch im letzten Fall die Atmung stets durch Kiemen, nie durch Lungen.
Als Nahrung verzehren sie gewöhnlich kleine Tiere, auch Aas, seltener Pflanzen, oder sie schmarotzen auf Tieren. Dem Schiffbauholz
werden zwei Gattungen (Limnoria und Chelura) mitunter gefährlich. Fossil sind wenige Ringelkrebse bekannt (z. B. Gampsonyx, s. Tafel »Dyasformation«);
dagegen werden ungemein viele lebende Arten unterschieden. Die meisten sind nur 1 cm oder noch weniger lang, doch erreichen
die Riesen unter ihnen die Länge von etwa 30 cm. Einteilung:
(Zauberring), eine Operation in der Baumzucht, bei welcher man vom Stamm oder Ast eines lebenden Baums einen 2 mm
breiten, bis zum Splint gehenden Rindenring wegnimmt. Der Erfolg zeigt deutlich, daß die in den Blättern
erzeugten Bildungsstoffe hauptsächlich durch Rinde und Bast
[* 115] sich nach abwärts bewegen, indem der obere Wundrand sich sehr
stark verdickt, während der untere gar nicht weiter ernährt wird. Die Zurückhaltung der Bildungsstoffe oberhalb des Ringelschnittes
hat zur Folge, daß ein solcher Ast die lange vergeblich erwarteten Blüten und Früchte bringt, weshalb
die Operation auch in der Praxis angewendet wird, um diesen Erfolg zu erzielen.
Schmetterling aus der Familie der Spinner
(Bombycidae) und der GattungGlucke (s. d.), 3,8 mm breit, ockergelb bis rotbraun, mit weißfleckigen Fransen
und zwei rötlichbraunen Querbinden in den Vorderflügeln, fliegt im Juli, leimt seine graubraunen Eier in verschiedener Zahl,
oft mehrere hundert, dicht aneinander gedrängt und dadurch kantig in einem fest geschlossenen, sehr harten Ring um die dünnen
Zweige von Obstbäumen, Eichen, Weißbuchen, Rüstern, Weiß- und Schwarzdorn und Rosen.
Die im Frühjahr ausschlüpfende Raupe (Livreeraupe) wird 4,5 cm lang, hat lange, weiche Haare, am graublauen Kopf zwei schwarze
Punkte und ist blaugrau, rotgelb und weißgrau gestreift. Die bläulichbraune Puppe ruht in einem dichten, weißen, gelb durchstäubten
Gespinst an Baumstämmen oder zwischen wenigen Blättern. Die Raupe lebt bis zur Verpuppung gesellig, frißt
die Knospen
[* 119] auf, später auch das junge Laub und wird sehr schädlich. Man sammelt die Eierringe oder
vertilgt die Raupen durch
Zerdrücken mit einem Besen oder durch Abfeuern einer LadungPulver ohne Pfropfen.
[* 120]
der bekannte Leibeskampf, schon als eine der Hauptübungen von der griechischen Gymnastik
gepflegt, wo die Palästra ihm anfänglich ausschließlich gewidmet war (s. Pale [griech.]). In die großen Festkampfspiele
eingeführt, gab es besonders beim Fünfkampf den Entscheidungsgang ab. Auch im Mittelalter wurde das Ringen kunstgerecht ausgeübt.
Vgl. Waßmannsdorf, Die Ringkunst des deutschen Mittelalters, mit 119 Ringerpaaren von Albr. Dürer (Leipz.
1870);
Derselbe, Das erste deutsche Turnbuch, mit Bildern von Albr. Dürer (Heidelb. 1871);
Fabian v. Auerswald, Die Ringerkunst
(1539; neu hrsg. vonSchmidt, Leipz. 1869; von Wasmuth, Berl. 1888);
Nik. Petters, Ringkunst vom Jahr 1674 (hrsg. von Waßmannsdorf,
Heidelb. 1887).
Auch von der Turnkunst in ihren Bereich gezogen, spielt es namentlich eine Rolle bei den volksmäßigen
Wettübungen (vgl. Birmann, Anleitung zum Ringen, 2. Aufl.,
Aarau
[* 121] 1870). Ein ist auch das sogen. Schwingen der Schweizer Thalbewohner, wie es dort bei Volksfesten oder besonders angesehen
Schwingfesten im Brauch ist. Die Ringer tragen hierbei die kurzen, an den Oberschenkeln aufgewulsteten
Schwinghosen, an denen sie sich gegenseitig mit einer oder beiden Händen zu fassen und so denKampf zu beginnen haben (daher
auch Hosenlupf genannt).
(spr. -köbing), dän. Amt, den Westen des innern Jütland umfassend, 4530 qkm (82,2 QM.) mit (1880)
87,406 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt, an der Ostseite des Fjords von Ringkjöbing und
an der Eisenbahn Lunderskov-Langaa, hat (1880) 2035 Einw. und treibt
Handel mit Mostrich, Butter (meist nach England), Schweinen, Häuten. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Der
genannte Fjord in der Nordsee ist 47 km lang, 10 km breit, durch eine schmale Landzunge von der Nordsee geschieden und nur durch
die Meerenge Nymindegab mit derselben verbunden.
ursprünglich ein um den Hals über dem Küraß getragener Blechkragen;
jetzt halbmondförmiges,
mit dem landesherrlichen Wappen
[* 127] oder Namenszug verziertes Metallplättchen, von den deutschen Feldgendarmen an einer Kette als
Dienstzeichen mit Nummer um den Halsoben auf der Brust getragen. In Frankreich wurde der Ringkragen erst 1882 abgeschafft.
(Wurstkrüge), rhein. Steinzeugkrüge von grauer Farbe mit meist dunkelblauen, teils
eingeätzten, teils aufgepreßten Ornamenten, welche seit dem 16. Jahrh. besonders in Höhr und Grenzhausen gefertigt wurden
und in alten Exemplaren selten sind. Ihr Körper besteht aus einem Ring mit rundem Fu߶