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in Jassy 1814; die sogen. griechische Marseillaise (Δεῦτε παῖδες τῶν Ἑλλήνων etc.) ist wahrscheinlich auch von ihm. Seine Biographie schrieb Christoph Perrhävos (Athen [* 2] 1860).
in Jassy 1814; die sogen. griechische Marseillaise (Δεῦτε παῖδες τῶν Ἑλλήνων etc.) ist wahrscheinlich auch von ihm. Seine Biographie schrieb Christoph Perrhävos (Athen [* 2] 1860).
(spr. -goh), Hyacinthe, franz. Maler, geb. zu Perpignan, kam 1681 nach Paris, [* 3] wo er die Akademie besuchte und sich daneben vornehmlich nach den Werken van Dycks zum Porträtmaler ausbildete. Seit 1700 Mitglied der Akademie, wurde er 1710 Professor und 1733 Rektor an derselben und starb in Paris. Seine Porträte [* 4] sind von außerordentlicher Ähnlichkeit [* 5] und höchst geistreich charakterisiert. Sie geben mit großer Treue die gespreizte Repräsentationsliebe und das pomphafte Bunt der Kostüme [* 6] jener Zeit wieder. Sein Kolorit ist warm und lebendig und doch kräftig behandelt. Als seine ausgezeichneten Werke gelten die großen Bildnisse Ludwigs XIV. und Bossuets im Louvre. Auch in deutschen Galerien ist Rigaud stark vertreten. Viele seiner Porträte sind gestochen worden. Er malte auch Historienbilder.
(franz., spr. -godóng), ältere provençalische Tanzform in einfach oder doppelt auftaktigem Allabrevetakt und munterer Bewegung, meist aus drei achttaktigen Reprisen bestehend, von denen die dritte im Charakter abstechen und zwar (nach Mattheson) in tieferer Tonlage gehalten sein soll, so daß die Hauptthemata sich davon desto frischer abheben.
(spr. -goh), Adolphe George Raoul, franz. Kommunist, geb. 1846 zu Paris, Sohn eines ehemaligen Souspräfekten der Republik, stürzte sich, als er die Universität in Paris bezog, sofort in den Taumel des liederlichsten Lebens, redigierte ein Studentenjournal, in dem er den frechsten Materialismus predigte, und zog sich durch seine unaufhörlichen Exzesse viele Bestrafungen zu. Nach der Septemberrevolution 1870 trat er in die Dienste [* 7] der Polizeipräfektur und machte sich aus eigner Macht zum Polizeipräfekten, bis ihm 26. März der Posten eines Prokurators der Kommune übergeben ward. Er mißbrauchte diese Gewalt, um die angesehensten Personen zu verhaften und jede Opposition in den Zeitungen zu unterdrücken. Als die Kommune Ende Mai unterlag, ordnete er die Erschießung der Geiseln und die Anzündung der Tuilerien und des Palais-Royal an. Während der Kämpfe im Innern der Stadt wurde Rigault 24. Mai der Straße Gay-Lussac gefangen genommen und auf dem Boulevard St.-Michel erschossen.
(arab., »Fuß«),
Stern 1. Größe im Orion. ^[= # 1) im griech. Mythus ein schöner und gewaltiger Riese und Jäger, Sohn des Königs Hyrieus, ...]
Art des Ackerns, s. Balken, ^[= # im allgemeinen jeder vierkantig behauene Baumstamm; dann insbesondere ein wagerecht liegendes, ...] S. 290.
die Bemastung und Betakelung der Schiffe; [* 8]
Rigger, s. v. w. Takler, Leute, welche das Riggen besorgen.
Vincenzo, Komponist, geb. zu Bologna, erhielt seine Ausbildung am Konservatorium seiner Vaterstadt, ward in seinem 20. Jahr als Tenorist bei der Opera buffa zu Prag [* 9] angestellt, wirkte von 1779 bis 1788 als Kapellmeister in Wien, [* 10] trat dann in gleicher Eigenschaft in den Dienst des Kurfürsten von Mainz [* 11] und wurde 1793 als Kapellmeister nach Berlin [* 12] berufen. Er starb auf einer Erholungsreise in Bologna. Unter seinen Kompositionen, in welchen neben dem italienischen Element das deutsche bereits entschieden zur Geltung gelangt, sind hervorzuheben: eine Messe zur Krönung Kaiser Leopolds II. (1790) und ein »Te Deum laudamus« zur Geburtstagsfeier der Königin Luise von Preußen [* 13] (1810);
ferner die Opern: »Alcide«, »Arianna«, »Armida«, »Atalanta«, »Enea nel Lazio«, »Tigrana«, »La selva incantata« und »Gerusalemme liberata«.
Außerdem hinterließ er noch zahlreiche kleinere Gesangskompositionen, welche jedoch so gut wie seine Opern nach dem Tode des Künstlers bald in Vergessenheit gerieten.
of petition (engl., spr. reit of pitísch'n), s. v. w. Petitionsrecht, s. Petition.
der (in der Umgegend die Rigi genannt), Gebirgsstock in den schweizer. Kantonen Schwyz und Luzern, [* 14] wegen seiner Aussicht berühmt. Er erhebt sich, hier schroff und steil, dort in großen Terrassen, von allen Seiten frei stehend, südlich und westlich bespült vom Vierwaldstätter See, nördlich und östlich vom Zuger und Lowerzer See. Gegen SO., mit dem Urmiberg, fällt der Rigi zum Unterlauf der Muota ab. Über den fruchtbaren, wiesengrünen und obstreichen Thalgütern erheben sich Waldungen und darüber Alptriften, auf denen im Sommer über 3000 Stück Vieh weiden, mit ungefähr 150 Sennhütten; die ganze Kuppe ist baumlos.
Der Gebirgsstock besteht aus Nagelfluh, die nördliche und westliche Abdachung aus Molasse. Der höchste Gipfel ist der Rigikulm (1800 m); auf ihm stehen zwei Einem Besitzer gehörige Gasthöfe. Südwestlich davon liegt der Rothstock (1663 m), in der Einsenkung zwischen beiden der Staffel (1594 m) mit Gasthof;
tiefer an seinem Abhang folgt Kaltbad (1441 m) mit großartigem Kurhaus, inmitten romanischer Anlagen, die zum Vorsprung des Känzeli führen;
in dem nach Goldau-Arth sich öffnenden Gebirgsthälchen liegt das Klösterli (1300 m), ein von Kapuzinern bewohntes Hospiz mit der Kirche Maria zum Schnee, [* 15] von Wallfahrern besonders Anfang August und im September stark besucht;
auch wird daselbst jährlich ein Volksfest, die Sennenkilbe, gefeiert.
Auch das Rigi-Klösterli hat zwei Gasthäuser. Der östliche Teil des Gebirgsstocks enthält den Dossen (1681 m), einen Gebirgskamm, welcher sich südwestlich als Viznauer Stock (1448 m) fortsetzt, und die Rigi-Scheideck (1648 m), welche als Rothenfluh nach N. steil abfällt, nach O. sich gegen den Lowerzer See abflacht und südlich nach dem Vierwaldstätter See in die Hochfluh, einen Kamm von 1693 m Höhe, ausläuft. Auf Rigi-Scheideck befindet sich ebenfalls ein Kur- und Gasthaus.
Der Rigi wurde früher von verschiedenen Seiten aus bestiegen; ein Fußgänger brauchte 3-4 Stunden. Man rechnete die Gesamtzahl der jährlichen Rigigäste auf 40,000, während sie sich gegenwärtig auf ca. 100,000 beläuft. Seit 1871 ist die Bergbahn (Zahnradbahn) Viznau-Kaltbad-Staffel-Kulm in Betrieb; dazu kamen 1875 eine ähnliche Bahn, Arth-Goldau-Klösterli-Staffel-Kulm, 11,17 km lang (die von beiden gemeinsam benutzte Strecke Staffelhöhe-Kulm gehört der letztgenannte Bahn), und 1874 eine Zweiglinie, Kaltbad-First-Scheideck, 7 km lang, auf welcher bei einer Maximalsteigung von 5 Proz. nur gewöhnliche Lokomotiven verwandt werden.
Die erstere (und ebenso die zweite), fast übereinstimmend mit der Mount Washington-Bahn, ist eine Erfindung der Ingenieure Näff, Zschokke und Riggenbach. Die Linie Viznau-Kulm ist 7,02 km lang; die Niveaudifferenz beider Endpunkte beträgt 1308 m, die Steigung auf einem Drittel der Länge 25 Proz.; alle Kurven haben 180 m Radius. Oberhalb der Rothenfluh geht die Bahn durch einen 75 m langen Tunnel [* 16] und unmittelbar an dessen oberm Ausgang über das ebenso lange und 23 m tiefe Schnurtobel. Was den Rigi zu dem vielbesuchten Punkt gemacht hat, das ist die herrliche Rundschau, welche, gegen 400 km im Umkreis, im W. bis zum Jura, im NO. bis zum Schwarzwald, im SW., S. und SO. bis zu den Berner, Unterwaldener und ¶
Urner Alpen [* 18] sich erstreckt und 11 Kantone mit 13 Seen umfaßt. Die Geschichte des Rigibesuchs beginnt mit dem Kaltbad, einem zur Gemeinde Wäggis gehörigen Berggut, wo bei einer Quelle [* 19] von 5° C. schon im 16. Jahrh. eine Kapelle und eine Einsiedelei bestanden. Auf der Arther Seite wurde 1689 das Klösterli der Kapuziner erbaut und in dem Kirchlein ein wunderthätiges Madonnenbild aufgestellt. Seit der Mitte des 18. Jahrh. wurde der Rigi häufiger besucht; aber bahnbrechend wirkte erst das vortreffliche Panorama des Züricher Kartographen H. Keller, das er 1804-1814 anfertigte.
Sofort erstand auf Rigikulm eine Berghütte, 1816 schon ein Wirtshaus, auf Staffel ein solches 1817. Schon 1812 war im Kaltbad ein förmliches Kurhaus entstanden; Scheideck, ebenfalls im Besitz einer Heilquelle, wurde erst 1840 gebaut. Mit dem zunehmenden Touristenstrom vermehrten und erweiterten sich die Rigihäuser. Eine neue Periode begründeten dann die Eisenbahnen, und im Februar 1873 konstituierte sich zu Gersau eine Gesellschaft, »Regina Montium«, welche auf nichts Geringeres auszugehen schien, als den ganzen Berg zu annektieren.
Für Bau und Betrieb von Eisenbahnen, Gast- und Pensionshäusern auf dem Rigi wurde ein Aktienkapital von 10 Mill. Frank angesetzt, Rigikulm-Scheideck erworben, in prachtvolle Lage das Hotel Rigi-First sowie die Bahn Kaltbad-Scheideck gebaut. Allein dem Schwindel folgte rasch der Fall: im Februar 1876 erfolgte die Liquidation.
Vgl. Rütimeyer, Der Rigi, Berg, Thal [* 20] und See (Basel [* 21] 1877).
Panoramen vom Rigi lieferten H. Keller (neu bearbeitet von Imfeld, Zürich [* 22] 1878), G. Meyer (das. 1879), Rigi Stierlin (Luzern 1883).
(lat.), starr, streng;
Rigidität, Strenge.
(pers., »Sandplatz«),
in Mittelasien der für öffentliche Versammlungen bestimmte Platz.
(v. franz. rigole, Rinne, Furche; Rajolen, Reolen), die tiefe Bearbeitung des Bodens, um eine größere Erdschicht warm, locker und fruchtbar zu erhalten. Das zu rigolende Land wird in Streifen von ca. 2 m Breite [* 23] und diese wieder in kleinere Abteilungen so eingeteilt, daß die erste 0,4-0,6 m tief ausgegraben, mit der Erde der zweiten und diese mit der dritten u. s. f. gefüllt wird, wobei man sich so einrichtet, daß man genau da aufhört, wo man angefangen hat, so daß der zuerst aufgeworfene Boden in den letzten Graben geworfen wird. Dabei ist der gute Boden mit dem schlechten Untergrund zu mischen, bei jedesmaligem Rigolen aber einige Zentimeter tiefer zu gehen; in alten Baumschulen ist man dabei schon bis 5 und 6 m Tiefe gekommen. Im Gemüsegarten rigolt man, wenn die obere Bodenschicht durch vieles Düngen sehr humusreich geworden ist. Auf Ackerboden benutzt man den Rigolpflug.
(lat.), im allgemeinen strenge Denkart und Handlungsweise;
im engern Sinn eine solche Moral, welche die Beweggründe des Wohlwollens und der sanftern Gefühle völlig ausschließt und rücksichtslos alles Thun und Handeln nach den buchstäblich aufgefaßten Vorschriften des Sittengesetzes beurteilt.
Dem Rigorismus steht die Denkungsart der Indifferentisten, Synkretisten und Latitudinarier gegenüber.
(Examen rigorosum, lat.), mit besonderer Genauigkeit und Strenge vorgenommene Prüfung.
bis 1854 dän. Münzeinheit, eingeteilt in 6 Mark à 16 Schilling = 2,26 deutsche Mk. 1 Rigsdaler = 2 skandinav. Kronen. [* 24]
s. Weda. ^[= bei den Indern der älteste Teil ihrer Litter Die Samhitâ des enthält den Lieder- ...]
(spr. reiks-), s. v. w. Daalder. ^[= bis 1816 niederländ. Silbermünze im Wert von 2,609 Mk.]
Stadt, s. Ryswyk. ^[= (spr. reisweik), Dorf in der niederländ. Provinz Südholland, 3 km südöstlich vom ...]
(arab.-pers., »Steigbügelhalter«),
Bezeichnung der neben dem reitenden Herrscher einhergehenden Offiziere.
s. v. w. Rückwechsel ^[= s. Regreß.] (s. Regreß).
(franz., spr. -kosch-), eine gerade Befestigungslinie (Wallgang, gedeckter Weg) der Längenrichtung nach mit Geschützen beschießen, wobei das Geschoß [* 25] zwischen zwei Traversen einschlagen soll, um die hier aufgestellten Geschütze [* 26] mit Bedienung zu treffen.
Bei glatten Geschützen sollte das Geschoß nicht stecken bleiben, sondern mehrere Aufschläge auf dem Wallgang machen, was bei gezogenen Geschützen nicht möglich ist, da hier die Geschosse beim ersten Aufschlag krepieren.
(Riksmynt), der bisherige schwed. Reichsthaler = 100 Öre = 1,148 Mk. 1 Riksdaler = 1 skandinavische Krone.
(ital., spr. -laschándo), musikal. Bezeichnung: nachlassend, allmählich langsamer.
Gerhard von, Architekt, s. Gerhard ^[= # 1) Meister G. von Architekt, war bis 1296 der erste Meister am Kölner Dombau, dessen ...] 1)
(spr. rihj, Risle, spr. rihl), Fluß im nördlichen Frankreich, entspringt im Departement Orne, unweit Merlerault, und fällt unterhalb Quilleboeuf links in das Mündungsbecken der Seine;
140 km lang (davon 30 km schiffbar).
forstliche Drillkultur mittels Handarbeit, auch eine Wiesenbaumethode (Aufreißen mit einem eigentümlichen Gerät und Düngung), die sich aber nicht eingebürgert hat.
Dagh, Bergstock im NW. des Rhodopegebirges in Bulgarien, [* 28] südlich von Samakow, mit den Quellen des Isker, 2750 m hoch, mit schönen Nadelholzwaldungen bedeckt, im Hochsommer vollkommen schneefrei (obere Baumgrenze 2035 m);
am Südabhang das berühmte Rilokloster.
(lat.), Spalte;
Rima glottidis, Stimmritze. ^[= s. Kehlkopf.]
(ital., Mehrzahl Rime), Reim, Verse. ^[= (lat. Versus, von vertere, umwenden), im allgemeinen eine in sich abgeschlossene und regelmäßig ...]
(spr. -ssom-; ehemals auch Groß-Steffelsdorf), Stadt im ungar. Komitat Gömör, an der Rima, Station der Ungarischen Staatsbahnlinie Feled-Tiszolcz, mit (1881) 4844 Einw., treibt Handel mit Holzwaren, Leinwand, Viehhäuten und ist Sitz des Komitats und eines Gerichtshof.
(ital.), s. v. w. Rembours (s. d.). ^[= (spr. rangbuhr, für franz. remboursement, ital. rimborso), Wiedererstattung, Deckung irgend ...]
(fälschlich Remesse, v. ital. rimessa, »Zurücksendung«, franz. Remise), im Wechselgeschäft jede Sendung von Geld oder Papierwertschaften (Wechsel, Staatspapiere etc.), welche ein Kaufmann dem andern macht, auch Anschaffung genannt.
Rimessenbuch, Handelsbuch, worin alle eingesandten Wechsel eingetragen werden.
Kreishauptstadt in der ital. Provinz Forli an der Marecchia, 1 km vor ihrer Mündung in das Adriatische Meer und an der Eisenbahn Bologna-Ancona gelegen, ist mit Mauern umgeben, hat 4 Thore, zwei größere Plätze, nämlich die Piazza Cavour mit hübschem Brunnen [* 29] und einer Statue Papst Pauls V. und die Piazza Giulio Cesare mit der Colonna di Cesare, von welcher herab Cäsar seine Soldaten nach dem Übergang über den Rubicon angesprochen haben soll, und mehrere interessante antike und mittelalterliche Bauwerke. Zu den erstern gehören: der Triumphbogen des Augustus (27 v. Chr.) an der Porta Romana, 14 m hoch, mit schönen Skulpturen und die Brücke [* 30] über die Marecchia (Ponte d'Augusto), aus weißen Marmorquadern errichtet, 72 m lang, mit 5 Bogen. [* 31] Unter den Kirchen steht obenan die Kathedrale (Tempio Malatestiano), unter Sigismund Malatesta nach dem ¶
Entwurf Leo Battista Albertis 1447-50 erbaut, aber nicht vollendet, mit triumphbogenartiger Fassade, den Grabmälern des Gründers und seiner Gemahlin Isotta etc. Andre bemerkenswerte Kirchen sind: San Giuliano, mit Gemälden von Paolo Veronese;
San Girolamo, mit dem Bilde dieses Heiligen von Guercino, u. a. Unter den weltlichen Gebäuden verdienen Erwähnung: das Kastell der Malatesta (jetzt Gefängnis), der Palazzo del Comune mit kleiner Gemäldegalerie, das neue Theater, [* 33] der Zirkus, der Uhrturm.
Die Stadt zählt (1881) 10,838, mit den Vorstädten 19,158 Einw. Haupterwerbszweige sind: Fabrikation von Seide, [* 34] Seidenwaren und Segeltuch, Schiffbau, Fischerei [* 35] und Handel. An der Mündung der kanalisierten Marecchia liegt der mit einem Leuchtturm versehene, hauptsächlich von Fischerbarken besuchte Hafen. Unfern davon befinden sich die gut eingerichteten, stark besuchten Seebäder, mit der Stadt durch Tramway verbunden. Oberhalb der Stadt liegt Verucchio, der Stammsitz der Malatesta. ist Sitz eines Bischofs, eines Tribunals und Handelsgerichts, eines Hafenkapitanats, eines Hauptzollamts und einer Handelskammer; es hat ein Lyceum, ein Gymnasium, eine technische und nautische Schule, eine Bibliothek (30,000 Bände), eine reichhaltige Naturaliensammlung und ein großes Krankenhaus. [* 36] - Rimini liegt an einem ebenso für Handel und Verkehr wie strategisch wichtigen Punkt, wie dies die Römer [* 37] richtig erkannt hatten.
Hier endigt die Poebene, indem der Apennin ans Meer selbst herantritt, hier liegt demnach die Grenze von Ober- und Mittelitalien, wie dies der Rubicon bezeichnete. Hier verzweigte sich die Flaminische Straße in die nordwärts führende Küstenstraße und in die Via Ämilia. Zugleich war dieser Punkt der Anlage eines Hafens günstig. So wurde Ariminum, ursprünglich Militärkolonie, Hauptstation der römischen Adriaflotte und bedeutender Handelsplatz. Damals lag es dicht am Meer, das sich aber durch die Anschwemmungen der Flüsse [* 38] von Rimini entfernt hat, so daß seine Bedeutung als Seestadt gesunken ist. Im Mittelalter war Rimini im Besitz der Familie Malatesta, die es 1503 an die Venezianer verkaufte, welche es ihrerseits 1528 an die Päpste verloren, zu deren Herrschaft es bis 1860 gehörte.
Vgl. Tonini, Storia Riminese (Rim. 1860, 2 Bde.).
1) (Romnicu-Sarat) Kreishauptstadt in Rumänien (Walachei), am Fluß Rimnik und der Eisenbahn Roman-Buzau, mit 4 öffentlichen Schulen, besuchten Jahrmärkten und 9544 Einw. Hier 1789 Sieg der Österreicher und Russen über die Türken. - 2) (Romnicu-Vâlcei) Hauptstadt des Kreises Waltscha (Vâlcea) in Rumänien (Walachei), an der Aluta, Sitz des Präfekten, eines griechischen Bischofs und eines Tribunals, mit geistlichem Seminar und 3746 Einw. Im Distrikt Rimnik liegen die Klöster Bistritza, Kozia und Horez, die schönsten und reichsten der Walachei, ferner die ergiebigen Salzwerke von Okna-Mare und das durch seine trefflichen Weine bekannte Dragaschani.
Bischofsitz in der britisch-amerikan. Provinz Quebec, an der Mündung des forellenreichen Flusses in den St. Lorenz, mit (1881) 1200 Einw.
Hohlmaß, s. Fel Meszely. ^[= (spr. messeli), ungar. Getreide- und Flüssigkeitsmaß, = ½ Meszely oder Seidel = ¼ ...]
japan. Längenmaß, s. Schaku. ^[= japan. Längenmaß, = 10 Sung (à 10 Beu oder ) = 0,3036 m; 6 S. = 1 Keng.]
Rinaldo, ital. Bildhauer, geb. zu Padua, [* 39] war Schüler des Venezianers Matteini und Canovas in Rom und [* 40] begründete seinen Ruf durch die Gruppen: Kephalos und Prokris, Adam und Eva, Androklos von dem Löwen [* 41] wiedererkannt.
Von seinen spätern Werken sind eine Melpomene und ein heimkehrender Odysseus zu nennen, welche wie die frühern im Stil Canovas gehalten sind. Er starb in Rom.
Rinaldīni, Titel eines berühmten Räuberromans, s. Vulpius. ^[= Christian August, Schriftsteller, geb. 23. Jan. 1762 zu Weimar, studierte in Jena und Erlangen, ...]
Johann Christian Heinrich, Orgelspieler und Komponist, geb. zu Elgersburg, bildete sich besonders unter Bachs Schüler Kittel in Erfurt, [* 42] wurde 1790 Stadtorganist zu Gießen, [* 43] 1805 Stadtorganist und Musiklehrer am Lehrerseminar in Darmstadt, [* 44] 1813 Schloßorganist und Kammermusiker und starb daselbst. Rinck galt für einen der besten Organisten seiner Zeit. Von seinen zahlreichen Kompositionen (darunter auch mehrere kirchliche Kantaten) stehen seine große »Orgelschule« (neu hrsg. von Otto Dienel 1881),
zwei »Choralbücher« und eine große Zahl Choralvorspiele (neu hrsg. von Greif, [* 45] Essen [* 46] 1874) noch jetzt in hohem Ansehen.
(Rinckhart), Martin, Dichter, geb. zu Eilenburg, [* 47] studierte in Leipzig, [* 48] war 1610-13 Kantor, dann Prediger in Eisleben, [* 49] wurde 1617 Archidiakonus in seiner Vaterstadt, wo er in Zeiten von Krieg, Pest und Hungersnot segensreich wirkte und starb. Unter seinen Kirchenliedern (»Jesu Herz-Büchlein«, Leipz. 1663) findet sich das allbekannte »Nun danket alle Gott«, das angeblich auf die Feier des Westfälischen Friedens gedichtet wurde, indessen bereits 1630 fertig vorlag und wahrscheinlich dem 100jährigen Jubiläum der Übergabe der Augsburger Konfession seine Entstehung verdankt. Rinckart verfaßte auch dramatische Dichtungen, darunter der »Eislebesche Ritter« ^[richtig: »Eislebische Ritter«] (eine Verherrlichung Luthers, Eisleb. 1613; Neudruck, Halle [* 50] 1884),
»Kurzweilige Komödie von einer morianischen Magd« (Magdeburg [* 51] 1614) und »Monetarius seditiosus oder Tragödie von Thomas Müntzern« (Leipz. 1625). Eine neue Ausgabe seiner »Geistlichen Lieder«, mit Biographie, veranstaltete Linke (Gotha [* 52] 1886).
[* 53] (Ochs, Bos L., hierzu Tafel »Rinder«), [* 54]
Gattung der paarzehigen Huftiere aus der Familie der Horntiere (Cavicornia), große Tiere von schwerfälliger Statur, mit nach außen gebogenen oder gewundenen, wenigstens an der Spitze runden Hörnern, breiter, nackter, seitlich durch die Nasenlöcher bogig begrenzter Muskel, kurzem Hals, oft mit hängender Fleischwamme, breiten, vorn und hinten wesentlich gleichartig gebauten Hufen, langem, meist in einer Quaste endendem Schwanz, ohne Thränengruben und Klauendrüsen, mit Afterklauen und vier Zitzen, fehlen nur in Australien [* 55] und Südamerika. [* 56] Man teilt die Gattung in vier Untergattungen: eigentliche Rind (Bos), Büffel (s. d., Bubalus H. Sm.), Wisent (s. d., Bison Sund.) und Yak (s. d., Poephagus Wagn.).
Zu den eigentlichen Rindern (Bos S. St.), charakterisiert durch die lange, flache Stirn, die am Grund nur wenig verdickten, in gleicher Höhe mit der Stirnleiste stehenden Hörner, die ziemlich dichte, kurze Behaarung und den langen, mit einer Quaste endenden Schwanz, gehört von gegenwärtig noch lebenden Arten der Gayal (B. frontalis Lamb.). Dieser wird 2,8 m lang, 1,6 m hoch, mit 80 cm langem Schwanz, ist sehr kräftig und ebenmäßig gebaut und durch die gewaltige Stirn leicht kenntlich. Die sehr dicken, kegelförmigen Hörner krümmen sich im ganzen nach außen und aufwärts; die aufrecht stehenden Ohren sind groß und spitzig, hinter dem Kinn entspringt eine kleine, doppelte Wamme, den ganzen Oberhals, den Widerrist und die Hälfte des Rückens bedeckt eine buckelartige Auftreibung. Das Haar [* 57] verlängert sich nur wenig an der Unterseite des Halses und ist tiefschwarz, ¶
Podolische Rasse: 6. Podolischer Stier. 7. Ungarischer Ochs. 11. Waldler Schlag. - Niederungsrasse: 4. Holländer Kuh. 3. Breitenburger Stier. - Braunvieh: 2. Schwyzer Kuh. - Fleckvieh: 1. Berner Stier. - Mittelrassen: 10. Fränkischer Zugochs. - Französische Rassen: 13. Charolaiser Stier. 5. Bretagner Kuh. - Englische [* 59] Rassen: 9. Shorthornkuh. 12. Herefordstier. 8. Angusstier.
an der Stirn bräunlich, die Haarbüschel an den Vorderbeinen sind braun, Kinn und Oberlippe weiß. Der Gayal lebt im N. und NO. von Bengalen herdenweise in den Gebirgswäldern, ist sehr mutig, gegen den Menschen aber sanft und zutraulich und leicht an die Gefangenschaft zu gewöhnen. Die Gebirgsvölker besitzen große Herden, verwenden ihn nicht zur Arbeit, wohl aber zu Stierkämpfen. Das Fleisch wird gegessen, einigen Hindustämmen aber gilt er als heiliges Tier. Die Kuh bringt ein Jahr ums andre nach acht- bis neunmonatlicher Tragzeit ein Kalb.
Mit andern Rinderarten erzeugt der Gayal leicht fruchtbare Blendlinge. In heißen Landstrichen geht er zu Grunde. Der Gaur (B. Gaurus H. Sm.), 3 m lang, 1,9 m hoch, mit 85 cm langem Schwanz, steht dem vorigen sehr nahe und soll sich anderseits dem Wisent nähern; er ist schön dunkelbraun, unterseits tief ockergelb, an der Stirn hell graubraun, an den Beinen schmutzig weiß. Er findet sich in allen großen Waldungen Indiens, besonders im Bergland, lebt in kleinen Herden, weidet nur nachts, fällt oft in die Felder u. flieht vor dem Menschen, während er anderseits den Tiger erfolgreich bekämpft und, auf der Jagd verwundet, den Jäger wütend anfällt.
Das Fleisch ist sehr fein und schmackhaft. In der Gefangenschaft gehen Kälber bald ein. Der Banteng (B. Banteng Raffl.), 2 m lang, 1,5 m hoch, mit 85 cm langem Schwanz, kleinem, aber breitem Kopf, sehr großer, gewölbter Muskel, großem Ohr, [* 61] unmittelbar hinter dem Kopf auffallend verschmächtigtem und dann sehr verdicktem, kurzem Hals, sehr in die Länge gezogenem, aber nicht hohem Buckel, großer, hängender Wamme und am Grund unregelmäßig gewulsteten, stark gebogenen Hörnern, ist dunkel graubraun mit sehr großem, weißem Spiegel, [* 62] auch an der untern Hälfte der Beine weiß. Er bewohnt auf Java, Borneo, Sumatra gebirgige Wälder, hält sich sehr verborgen, lebt in kleinen Gesellschaften, weidet hauptsächlich nachts, flüchtet vor dem Menschen, ist aber, in die Enge getrieben, sehr wild und gefährlich.
Sein Fleisch ist wohlschmeckend. Junge Kälber werden in der Gefangenschaft vollständig zu Haustieren; man erzielt leicht Blendlinge der Hausrinder mit dem Banteng, zum Teil von wild lebenden Stieren, indem man Kühe in die Wälder treibt. Auch in Europa [* 63] pflanzt sich der Banteng ohne weiteres fort. Der Zebu (B. indicus L.) ist durch sehr kurze, flach gedrückte Hörner und namentlich durch einen am Widerrist sitzenden oder zwei hinteinander am Vorderrücken befindliche Höcker charakterisiert. Er stammt aus Bengalen, hat sich aber über einen großen Teil Asiens, auch nach Afrika [* 64] verbreitet.
Man unterscheidet mehrere Rassen, von denen der Zebu der Brahmanen groß, starkleibig und kurzbeinig ist, einen gewaltigen Fetthöcker, lang bequasteten Schwanz, eine sehr starke Wamme und an Länge die Ohren nicht erreichende Hörner besitzt. Er ist kurz behaart, meist hellrot oder gelbbraun, aber auch fahlgelb, weiß und gescheckt. Ähnlich ist der afrikanische Buckelochs (B. africanus), in Abessinien und am Kap, mit sehr starkem Gehörn, welcher in verschiedenen Rassen bis tief im Innern Afrikas gewöhnlich in ungeheuern Herden, die den eigentlichen Reichtum ganzer Stämme ausmachen, gehalten wird.
Den wilden Rindern stehen die Rassen des Hausrindes gegenüber, welche unter dem Namen Bos Taurus vereinigt worden sind, aber keine wirkliche natürliche Art, sondern eine Menge durch Kreuzungen und ihre nur den Bedürfnissen des Menschen folgende Zucht vielfach modifizierter Formen darstellen, deren Ursprung in mehreren Arten zu suchen ist (Benennung der einzelnen Teile des Rindes s. Figur). Der Ur oder Auerochs (B. primigenius Bojan., s. Auerochs), für dessen frühere große Verbreitung in Europa, namentlich in Skandinavien und Schottland, zahlreiche fossile Reste, auch viele Ortsnamen sprechen, zeigt in allen Teilen seines Skeletts die größte Übereinstimmung mit dem zahmen Rind und gilt daher als Stammform mehrerer jetzt verbreitete Rinderrassen.
Der Auerochs soll zuletzt in Litauen gehegt und von dort nach Schottland verbreitet worden sein, wo sogen. wilde Rinder, die man für Abkömmlinge des Auerochsen ausgibt, noch jetzt in einigen Parken gehalten werden. Neben dem Auerochsen lebte aber bereits zur Steinzeit [* 65] ein Rind, welches mit dem noch jetzt in der Schweiz [* 66] heimischen einfarbigen Vieh die größte Ähnlichkeit gehabt haben muß. Es führt wegen seiner kurzen Hörner den Namen B. brachyceros Ow. Weitere Forschungen über die Schädelbildung haben es als Stammform der hauptsächlich in gebirgigen Gegenden heimischen Rassen erkennen lassen.
Weitere fossile Schädelreste führten zur Aufstellung von drei weitern ursprünglichen Formen. Von diesen kommt B. trochoceros in Italien [* 67] und in der Schweiz vor, soll aber nur eine in den Hörnern abweichende Form von B. primigenius gewesen sein. Eine zweite Form, B. longifrons, durch die ungewöhnliche Länge der Stirn ausgezeichnet, sonst aber dem Auerochsen sich nähernd, ist durch wohlerhaltene fossile Skelette bekannt geworden, steht aber ebenfalls in keiner nähern Beziehung zu lebenden Rassen und muß als aus-
[* 53] ^[Abb.: Benennung der einzelnen Teile des Rindes.] ¶
gestorben betrachtet werden. Sehr verschieden vom Auerochsen erscheint endlich eine dritte Form mit sehr großer, breiter Stirn, deren Überreste sich mit denen des letztern zusammen in Torfmooren Skandinaviens finden. Dieser großstirnige Ochs (B. frontosus Nils.) scheint auch in Deutschland [* 69] heimisch gewesen, nach der Schweiz gekommen zu sein und dort Veranlassung zur Bildung der fleckigen Rinderrasse gegeben zu haben, deren Schädelformen mit B. frontosus mehr übereinstimmen als mit B. brachyceros. Fossile Reste von B. frontosus sind in der Schweiz nicht, wohl aber in Schottland aufgefunden worden.
Die jetzt lebenden Rinder lassen sich nach den Urtypen in drei Gruppen bringen.
I. Bos primigenius. A. Die »podolische« oder »graue« Rasse in Rußland, den Donaufürstentümern, in Ungarn, [* 70] Steiermark [* 71] und als normännische Rasse in Italien, vorherrschend grau mit einer dunklern Färbung am Kopf, Bauch [* 72] und an den Beinen, gewöhnlich mit dunkler gefärbten Streifen auf der ganzen Länge des Rückgrats. Mitunter geht die graue Farbe ins Silbergraue, Gelbliche oder Rötliche über. Die Formen des Kopfes sind dem Auerochsenschädel ganz ähnlich, die Hörner, namentlich bei den verschnittenen Ochsen, von erheblicher Länge; der Kopf lang und schmal, der Hals ohne Wamme, der Rumpf etwas flachrippig; die Beine ziemlich hoch, aber kräftig gestellt.
Diese Rasse, die wahrscheinlich zur Zeit der Völkerwanderung durch Europa verbreitet wurde, findet sich vorzugsweise im südwestlichen Teil von Asien [* 73] und im südöstlichen von Europa, wo die Tiere auf den ausgedehnten Steppenweiden in großen Herden fast das ganze Jahr hindurch leben und in den heißen Sommermonaten oft Mangel an Futter und Wasser leiden. Große Verluste entstehen in den zahlreichen Steppenherden durch die Rinderpest, welche in jenen Landstrichen niemals vollständig aufhört.
Die Rinder der grauen Rasse haben eine starke Deckhaut, die für die Verarbeitung zu Leder sehr geeignet ist; auch sind die Ochsen für die Arbeitsleistung brauchbar; dagegen geben die Kühe wenig, aber fettreiche Milch (s. Tafel »Rinder«, Fig. 6, podolischer Stier; [* 68] Fig. 7, ungarischer Ochs). Die in Italien vorkommende »romanische Rasse« ist von der Lombardei bis nach Sizilien [* 74] verbreitet; sie ist der ungarischen in den Körperformen sehr ähnlich, gelblich oder auch silbergrau gefärbt.
Die in Steiermark verbreiteten Viehschläge sollen aus einer Vermischung der podolischen Rasse mit Schweizervieh hervorgegangen sein. Sie sind berühmt durch ihre gute Ertragsfähigkeit. Ihre Haarfarbe, grau oder gelblich, erinnert noch an die podolische Rasse, während der Körperbau sehr verändert ist: der Kopf ist kürzer und in der Stirn breiter, die Hörner sind länger, der Hals ist mit einer Wamme versehen und der Rumpf gut abgerundet. Die Kühe sind zum Teil sehr milchreich, die Ochsen zur Arbeit geeignet.
Die berühmtesten Schläge sind der dachsgraue Mürzthaler, der Murbodener und der semmelfarbige Mariahofer in Steiermark, welchen sich der Waldlerschlag in Bayern [* 75] (Fig. 11), der Lavantthaler in Kärnten und der Stockerauer in Niederösterreich anschließen. B. Die Niederungsrasse in den Küstenländern der Nordsee und der Ostsee, umfaßt die berühmtesten Viehschläge für Milchergiebigkeit und Mästung; für die Arbeitsleistung sind sie dagegen weniger geeignet.
Sie lassen sich in nachstehende Gruppen einteilen:
1) die Viehschläge in Holland und daran anschließend in Belgien, [* 76] ferner die Schläge in Oldenburg [* 77] und Ostfriesland;
2) die Schläge in Schleswig-Holstein; [* 78]
3) in Westpreußen; [* 79]
4) an der Nordküste von Frankreich und 5) an der Ostküste von England. Die erste Gruppe umfaßt das milchreiche Niederungsvieh, dessen hauptsächlichster Sitz in den weidereichen Marschen von Holland ist. Am berühmtesten sind die Viehschläge in Nord- und Südholland sowie in Westfriesland. Das holländische Vieh ist schwarz-, braun-, auch blau- und graufleckig; einfarbige Tiere sind selten. Die Höhe erreicht 150 cm. Der schmale und lange Kopf hat die dem Auerochsenschädel ähnlichen Formen, der Hals ist ziemlich lang und die Brust häufig etwas eng und steil in den Schultern.
Das Lebendgewicht beträgt 600-700 kg bei den weiblichen, 800 bis 900 kg bei den männlichen Tieren. Bei einer ausgezeichneten Milchergiebigkeit ist die Mastfähigkeit mittelmäßig [* 68] (Fig. 4). In Belgien schließen die Schläge von Limburg, [* 80] von Furnes-Ambach und der Ardennenschlag sich nahe an, erreichen die holländischen Schläge aber nicht in ihren Vorzügen, was dagegen mehr bei dem Viehschlag in Ostfriesland der Fall ist, der von dem holländischen hauptsächlich durch seine braunrote Farbe mit und ohne weiße Flecke sich unterscheidet, in den Körperformen, im Lebendgewicht und den sonstigen Eigenschaften ihm aber fast gleichsteht.
Das oldenburgische Vieh ist meisten schwarzbraun, auch einfarbig schwarz, mit derben Knochen, [* 81] etwas starkem Kopf mit starken Hörnern und von im allgemeinen kräftigem Bau, weshalb es sich besser zu Arbeitsvieh eignet als das holländische; die Milchergiebigkeit ist beim Marschvieh sehr gut. Die Viehschläge in Schleswig-Holstein zerfallen wie die Oldenburger in Marsch- und Geestvieh. In den Landschaften Eiderstedt und Dithmarschen, wo hauptsächlich Fettgrasung betrieben wird, ist das Vieh vielfach mit englischen Mastviehrassen durchkreuzt, meistens schwarz- oder blaubraun, während in Wilstermarsch und namentlich in Breitenburg das Vieh reinblütig gezüchtet wird [* 68] (Fig. 3). Diese beiden Schläge haben als milchreiches, gut gebautes Vieh einen großen Ruf und werden vielfach ausgeführt; die Farbe ist braunscheckig oder weiß mit braunen Flecken.
Von dem Geestvieh unterscheidet man die Schläge in Angeln, Tondern, Hadersleben [* 82] und Jütland. Am meisten bekannt als milchreiches und für den Weidebetrieb geeignetes Vieh sind die beiden erstern, besonders die Angeln, die reinblütig gezüchtet und zahlreich ausgeführt werden. Beide Schläge sind rotbraun mit dunkel gefärbten Extremitäten. Von den Viehschlägen in Westpreußen ist das Danziger Niederungsvieh dem holländischen nahe verwandt, aber eckig und schmal in den Formen und von unschönem Äußern, dabei jedoch sehr milchergiebig. Meistens schwarz- und blaufleckig gefärbt, tritt es im Körpergewicht den schwersten Schlägen an die Seite, ist aber als Arbeitsvieh wenig brauchbar.
II. Bos brachyceros. Die zu dieser Rasse gehörigen Viehschläge sind vorzugsweise in der Schweiz und in den Bayrischen Alpen verbreitet. Die Farbe geht vom dunkeln Schwarzbraun (Braunvieh) bis zum hellen Grau; bei allen Tieren findet sich aber eine hellere Färbung am Maul, heller gefärbte Haare [* 83] umsäumen auch den innern Rand der Ohrmuschel, und auf dem Rücken findet sich ein heller gefärbter Streifen. Auch die untern Teile des Bauches und der Füße zeigen meistens diese hellere Färbung. Durch die hellere Färbung dieser Körperteile unterscheiden sich die Schläge des Braunviehs leicht von den ähnlich gefärbten Schlägen der podolischen Rasse, bei welcher diese Teile fast immer dunkler gefärbt sind als der Hauptteil des Körpers. Das Braunvieh hat einen ¶
kurzen, in der Stirn breiten Kopf mit weitem Kehlgang und starker Wamme am Hals, die bereits vorn am Kehlgang beginnt und den Kopf noch kürzer erscheinen läßt, als er in Wirklichkeit ist; der Rücken ist gerade, vor dem Becken mitunter etwas erhöht und dann im Kreuz nach [* 85] hinten abfallend; die Hüften sind breit und hoch, die Gliedmaßen kurz und kräftig gestellt. Flotzmaul, Hörner und Klauen sind fast immer dunkel gefärbt. Die Größe ist bei den dazu gehörigen Schlägen sehr verschieden.
Durch den Aufenthalt auf den Alpweiden sind die Tiere körperlich kräftig entwickelt; sie eignen sich für die Benutzung zur Arbeit, nähren sich verhältnismäßig leicht und sind mittelmäßig im Milchertrag, der in der besten Milchzeit 8-10 Lit. pro Tag beträgt; die Milch ist aber reich an festen Bestandteilen. Die Mastfähigkeit wird gerühmt. Das Braunvieh ist früher nach den ebenen Gegenden Süddeutschlands, sogar bis nach Sachsen, [* 86] ausgeführt und zur Verbesserung der dort heimischen Landrassen verwendet worden.
Man unterscheidet folgende Schläge: in der Schweiz den großen Braunviehschlag oder die Schwyzer Rasse [* 84] (Fig. 2), den mittlern Braunviehschlag und den kleinen Braunviehschlag;
in Tirol [* 87] den Montafuner Schlag, die im Welser und Klosterthal verbreiteten Schläge und den Bregenzerwälder Schlag;
in Bayern den Algäuer Schlag, wegen seiner Milchergiebigkeit berühmt, fast hellgrau, erreicht ein Gewicht bis höchstens 450 kg und ist fast durch ganz Deutschland und bis nach Schweden [* 88] verbreitet.
III. Bos frontosus. Die zu dieser Rasse gehörigen Viehschläge, die in den Alpenländern des südlichen Deutschland am meisten verbreitet sind, unterscheiden sich von dem Braunvieh durch ihren schwerern Körperbau und besonders durch ihre gefleckte Haarfärbung (Fleckvieh). Die sehr starke und breite Stirn mit kräftigem Genick und kurzem, starkem Hals machen die Tiere zur Arbeitsleistung mit dem Stirnjoch durch ihren überaus kräftigen Körper mit breiter Brust und kräftigen, gut gestellten Gliedmaßen sowie durch ihre starke Konstitution besonders geeignet.
Als Arbeitsvieh werden die hierher gehörigen Schläge für Feldarbeiten und zum Schleppen von schweren Lasten auf Wegen und Chausseen verwendet. Dabei besitzen die weiblichen Tiere eine gute Milchergiebigkeit, und die verschnittenen Ochsen zeigen sich sehr mastfähig. Einzelne Schläge zeichnen sich durch ein hohes Körpergewicht aus, das bei erwachsenen männlichen Tieren bis zu 1500 kg heranreicht. Man unterscheidet nachstehende Schläge:
1) in der Schweiz den Freiburger, Berner [* 84] (Fig. 1), Simmenthaler, Emmenthaler, Schwarzenberger Schlag;
2) in den Salzburger Alpen den Pinzgauer, Pongauer, Lungauer und Landler, Brixenthaler Schlag;
3) in Tirol den Zillerthaler, Duxer, Pusterthaler, Oberinnthaler Schlag.
Vgl. Kaltenegger u. a., Die österreichischen Rinderrassen (hrsg. vom k. k. Ackerbauministerium, Wien 1879-84, 2 Bde.);
Nörner, Das Fleckvieh der Schweiz (Berl. 1888).
Die zu Bos brachyceros und B. frontosus gehörigen Viehschläge haben namentlich im südlichen Deutschland das ursprünglich dort verbreitete Landvieh ganz verdrängt. Es sind sogen. Mittelrassen entstanden, welche teils der Brachyceros-, teils der Frontosus-Rasse näher stehen [* 84] (Fig. 10, fränkischer Zugochs).
Die Viehschläge Frankreichs lassen sich in drei Gruppen einteilen, von welchen die im nördlichen Frankreich verbreiteten der Niederungsrasse (Bos primigenius) sich anschließen [* 84] (Fig. 5, Bretagner Kuh) und die im mittlern und südlichen Teil dem Braunvieh der Schweiz (Bos brachyceros) nahetreten, während in dem östlichen Teil des Landes eine Durchkreuzung der dort ursprünglichen Schläge mit Schweizer Fleckvieh (Bos frontosus) stattgefunden hat [* 84] (Fig. 13, Charolaiser Stier). In neuester Zeit wurde zur Verbesserung der Mastfähigkeit vielfach Durham-Vieh (Shorthorns) aus England benutzt.
Unter den gemischten Rassen des östlichen Frankreich ragt die weiße Rasse von Charolais [* 84] (Fig. 13), welche sich den besten englischen Rassen zur Seite stellt, der Stolz der französischen Züchter, besonders hervor. In Großbritannien [* 89] sind seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts die Viehzüchter bemüht gewesen, ihre einheimischen Rinderrassen namentlich in Bezug auf die Mastfähigkeit zu verbessern. Die Milchergiebigkeit steht in zweiter Linie, während auf die Benutzung zur Arbeit gar kein Gewicht gelegt wird. Man unterscheidet:
1) Das Vieh auf den Kanalinseln, auf den Inseln Alderney, Jersey und Guernsey, kleines, außerordentlich milchergiebiges Vieh, wahrscheinlich mit der Bretagner Rasse verwandt, aber seit längerer Zeit durch Inzucht in intelligenter Weise verbessert. Die Haarfarbe ist gelblichgrau mit weißen Flecken, das Körpergewicht 310-350 kg. 2) Die langhornige Rasse (B. primigenius?), in Lancaster und in Irland als ein grobknochiger, sehr abgehärteter Viehschlag der Niederungsrasse, dunkelbraun mit weißem Rückenstreifen und sonstigen weißen Abzeichen sowie langen, meistens nach abwärts gerichteten Hörnern. Die Milchergiebigkeit ist kaum mittelmäßig, besser die Mast- und Arbeitsfähigkeit.
3) Die kurzhornige Rasse, Shorthorn- und Durham-Rasse, Holderneß- und Teeswater-Vieh (B. primigenius, [* 84] Fig. 9). In den östlichen Teilen von England, besonders in den Grafschaften Durham, York, Lincoln u. a., sind milchreiche Viehschläge der Niederungsrasse seit langer Zeit verbreitet gewesen, welche früher durch eingeführtes Vieh aus Holland und Holstein verbessert wurden. Sie waren zwar sehr milchreich, aber die Mastfähigkeit ließ zu wünschen übrig.
Die Brüder Colling in der Grafschaft Durham verbesserten diese Rasse mit außerordentlichem Erfolg, das Vieh wurde leicht mastfähig, verlor die Milchergiebigkeit nicht in dem Grad wie das langhornige und wurde dadurch weit vorteilhafter für die Haltung. Die Shorthornrasse ist jetzt die berühmteste, vereinigt Mastfähigkeit und Milchergiebigkeit, während sie als Arbeitsvieh wenig brauchbar ist. Die gemästeten Ochsen erreichen ein Gewicht bis zu 1500 kg; die Haarfarbe ist braunrot mit weißen Abzeichen, oder ganz weiß, oder rotschimmelig; die Hörner sind gelb, das Flotzmaul rot. Die Körperformen werden von keinem andern Viehschlag übertroffen.
4) Die mittelhornige Rasse (B. primigenius), das eigentliche Landvieh umfassend, das aber auch sehr veredelt ist. Hier geht das Streben der Züchter dahin, die Mastfähigkeit zu verbessern, und es ist dazu zum Teil Shorthornvieh verwendet worden; jedoch gibt es noch milchreiche und auch für die Arbeit geeignete Schläge darunter. Man rechnet hierher besonders das Vieh in Wales, Hereford [* 84] (Fig. 12), Devon, [* 90] Sussex, im westlichen Hochland, Ayrshire u. Kerry.
5) Die ungehörnte Rasse (B. frontosus) soll in früherer Zeit aus Skandinavien eingeführt sein; andre behaupten, daß sie von dem Hochlandvieh abstamme und die Hornlosigkeit mit der Zeit herangezüchtet sei. Die hierher gehörigen Schläge sind an der östlichen Küste von Schottland heimisch und von da nach einigen Grafschaften in England verbreitet, wie die Schläge von Angus [* 84] (Fig. 8), Aberdeen, [* 91] Galloway, Norfolk und Suffolk. ¶