den bayrischen
Staatsdienst, ward seit 1859 als Hilfsarbeiter im
Ministerium des Innern verwendet und zum
Ministerialrat ernannt, 1872 bayrischer
Bevollmächtigter beim
Bundesrat, in
dem er Mitglied der
Ausschüsse für
Handel und
Verkehr und für Justizwesen war und an den
gesetzgeberischen
Arbeiten desReichs hervorragenden
Anteil nahm, und nach dem Rücktritt Berrs
Finanzminister. Er veröffentlichte
Erläuterungen des bayrischen Heimatgesetzes (5. Aufl.,
Nördling. 1881), des bayrischen
Armengesetzes (3. Aufl., das. 1883) und des bayr.
Polizeistrafgesetzbuches (3. Aufl., das. 1875); ferner »Die
Reichsverfassungsurkunde und die wichtigsten Administrativgesetze des
DeutschenReichs« (das. 1871).
Flecken im bayr. Regierungsbezirk
Oberpfalz, BezirksamtBeilngries, an der
Altmühl, hat 2
Kirchen,
ein altes Bergschloß, ein Klarissinnenkloster, ein
Amtsgericht, ein Forstamt, eine Holzpappenfabrik und (1885) 1467 kath.
Einwohner.
Seine künstlerische Eigentümlichkeit liegt vornehmlich in der glücklichen
Verbindung von
Landschaft mit
Figuren oder architektonischen
Hintergründen und
Interieurs mit
Figuren. Dabei besaß er eine hervorragende Begabung für malerische Behandlung, die sich
in einer außerordentlichen
Klarheit der
Farbe ausspricht. Von seinen Bildern sind hervorzuheben: Prozession von Kapuzinermönchen;
Brautzug im Passeierthal;
Feldandacht Passeirer
Hirten (1864, Nationalgalerie in
Berlin);
[* 10]
Allerseelentag in
Bregenz
[* 11] (1869, ebendaselbst);
»Beiträge zur niederländischen
Kunstgeschichte« (das. 1882, 2 Bde.).
Auch gab er
Carstens' Werke (Leipz. 1869-84, 3 Bde.)
heraus und begründete 1885 den Allgemeinen deutschen Sprachverein, dessen
»Zeitschrift« er auch herausgibt.
1)
PhilippFriedrich von, württemberg.
General, geb. zu
Stuttgart,
[* 20] studierte die
Rechte, trat sodann als
Auditeur in preußische
Dienste,
[* 21] wurde, nach
Württemberg
[* 22] zurückgekehrt, 1755
Hauptmann und Regimentsquartiermeister, 1757
Major
und 1760 Oberst. Von angenehmem Äußern, liebenswürdigem
Wesen, klug, gewandt und thätig, erlangte er die
Gunst des
HerzogsKarlEugen,
dem er unterwürfig schmeichelte, und in dessen
Interesse er keine Rechtsverletzung, keine Gewaltthat
scheute, während er sonst uneigennützig und unbestechlich war.
Als der
Herzog 1757, um am Siebenjährigen
Krieg teilzunehmen,
Truppen brauchte, preßte Rieger dieselben mit rücksichtsloser
Gewalt
und wußte auch das erforderliche
Geld herbeizuschaffen. Von dem Premierminister
Grafen Montmartin, der auf seinen Einfluß
eifersüchtig war, der landesverräterischen
Verbindung mit
Preußen
[* 23] beschuldigt, wurde er auf
dem Paradeplatz (jetzigen alten Schloßplatz) in
Stuttgart vor allem
Volk vom
Herzog selbst, der ihm seine
Orden
[* 24] abriß, degradiert
und auf den
Hohentwiel geschleppt, wo er vier Jahre in einem elenden Kerker, die ersten 16
Monate ohne den Anblick eines menschlichen
Antlitzes, saß, bis er 1766 auf Verwendung der
Stände freikam. 1775 nahm ihn der
Herzog wieder in
Dienst
und ernannte ihn 1776 zum
Kommandanten von
Hohenasperg, wo Rieger die Gefangenen, z. B.
Schubart, grausam quälte. Er starb als
GeneralSchiller, dessen
Pate er war, hat sein
Geschick in der
Erzählung
»Spiel des
Schicksals«
in etwas freier dichterischer Behandlung wiedergegeben.
2)
FranzLadislaus, tschech. Parteiführer, geb. zu
Semil im
Kreis
[* 25] Gilschin, studierte in
Prag
[* 26] die
Rechte und trat sehr
früh als Dichter und Schriftsteller in
tschechische Sprache auf. 1848 war er Mitglied des Nationalausschusses und nahm an den
Vorbereitungen für den Slawenkongreß thätigen
Anteil. Von sieben
Bezirken in den österreichischen
Reichstag
gewählt, erwies sich Rieger als einer der begabtesten Wortführer der slawischen
Partei. Von längern
Reisen nach
Prag zurückgekehrt,
wirkte er als Schriftsteller für die slawische
Sache und schrieb französisch: »Les
Slaves d'Autriche« (Par. 1860). Eine große
Bedeutung erlangte die 1859 von ihm in
Verbindung mit
Kober in das
Leben gerufene böhmische Nationalencyklopädie,
der »Slowník naučny«
(Prag 1859-74, 11 Bde.; im
Auszug von
Malt),
¶
mehr
1873 ff.). Als das Oktoberdiplom 1860 die endgültige Konstituierung einer tschechischen Nationalpartei zur Folge hatte, stellte
sich Rieger nebst seinem Schwiegervater Palacky offen an die Spitze derselben. Als ihr Organ traten die »Národni Listy« in das
Leben. Von 1863 an, als die Tschechen auf Riegers Betrieb beschlossen hatten, den Reichsrat nicht mehr zu
beschicken, blieb seine Wirksamkeit auf den LandtagBöhmens sowie auf die tschechischen Vereine und Körperschaften beschränkt.
Nachdem er 1851-53 bei der Redaktion der Augsburger »Allgemeinen Zeitung« thätig gewesen, folgte er 1854 einem Ruf als Professor
der Staats- und Kameralwissenschaften nach München, wo er 1859 die Professur für Litteraturgeschichte
übernahm und 1862 Mitglied der Akademie der Wissenschaften ward. 1885 wurde er zum Direktor des bayrischen Nationalmuseums
ernannt. Er schrieb: »Naturgeschichte des Volkes« (Stuttg. 1853-69, 4 Bde.;
Bd. 1: »Land und Leute«, 8. Aufl. 1883; Bd.
2: »Die bürgerliche Gesellschaft«, 8. Aufl. 1885; Bd.
3: »Die Familie«, 9. Aufl. 1882; Bd.
4: »Wanderbuch«, 2. Aufl. 1870);
Auf Anregung Riehls und unter
seiner Leitung erschien 1859-67 die »Bavaria«, eine umfassende geographisch-ethnographische Schilderung Bayerns. 1870-79 gab
er das von Raumer begründete »Historische Taschenbuch« heraus. - Seine Tochter Helene machte sich als Landschaftsmalerin
bekannt; sein Sohn Berthold, Dozent der Kunstgeschichte an der MünchenerUniversität, schrieb: »Geschichte des Sittenbildes in der
deutschen Kunst bis zum Tod P. Brueghels des ältern« (Stuttg. 1884);
Druck erschien. Seit 1875 wirkte er als Musikdirektor in Bielefeld
[* 49] und seit dem Herbst 1878 als Privatdozent der Musik an der
UniversitätLeipzig. Nachdem er letztere Stellung 1880 aufgegeben, ließ er sich als Musiklehrer in Bromberg
[* 50] nieder, von wo
er 1881 nach Hamburg
[* 51] als Lehrer am Konservatorium übersiedelte. Riemanns Hauptthätigkeit ist der Musiktheorie
zugewendet, und zwar verfolgt er hier ganz neue Wege sowohl auf dem Gebiet der Harmonielehre, für welche er eine neue Bezifferungsweise
und Terminologie aufstellte, als auch auf dem der Rhythmik, wo er mit seiner Phrasierungslehre Aufsehen machte.
An Kompositionen veröffentlichte
er Klavierstücke, Etüden, Lieder und Kammermusikwerke. Besonders zu erwähnen sind noch seine »Phrasierungsausgaben«
klassischer Klavierwerke (Mozart, Beethoven, Bach, Clementi, Häßler, Schubert). Auch bearbeitete er Marx' »Kompositionslehre«
neu (1. Bd. 1887, 4. Bd.
1888) und übersetzte Gevaerts »Instrumentationslehre« (Leipz.
1887).
Herstellung der runden und flachen Schnürriemen, Litzen oder Kordeln, wie sie
zum Schnüren von Schuhen, Korsetten etc. benutzt werden, Man dreht diese Fabrikate auf sogen. Riemengängen oder Schnürriemenmühlen,
welche eine große Ähnlichkeit
[* 53] mit den Klöppelmaschinen (s. d.) haben und, je nachdem Rund-
oder Plattschnüre gedreht werden sollen, verschieden sind. Durch Schläger, kleine Kämme von Schmiedeeisen, welche zwischen
die sich vereinigenden Fäden schlagen, wird das glatte und gleichmäßige Flechten
[* 54] der Litzen befördert. Mehrere Gänge nebeneinander
bilden Riementische oder Riemengetaue und werden in größern Fabriken von Dampfkraft bewegt.
[* 48] (Riementriebe, Riemenscheibentriebe), Verbindungen von Rädern durch umgelegte endlose Riemen derart,
daß von der Welle eines Rades (Scheibe, Riemenscheibe) auf
diejenige eines andern eine Drehbewegung übertragen werden kann.
Die Riemenräderwerke gehören zu den indirekt wirkenden Reibungsräderwerken, da sowohl der Riemen von der treibenden Scheibe als auch die
getriebene Scheibe vom Riemen durch Reibung
[* 56] mit herumgenommen wird. Zur Erzeugung dieser Reibung ist eine
gewisse Spannung des Riemens erforderlich, welche dadurch erzielt wird, daß man den Riemen ein wenig zu kurz macht, so daß
er sich nur unter einiger Dehnung auf die Scheiben legen läßt. In manchen Fällen wendet man zu gleichem
Zweck auch besondere Spannrollen an, welche an Hebelarmen befestigt sind und durch Gegengewicht oder Federn derart an den Riemen
gedrückt werden, daß er die nötige Spannung erhält.
Sind beide Scheiben gleich groß, so werden sie in gleicher Zeit gleich viele Umläufe machen; sind sie ungleich groß, so
muß sich die kleinere schneller drehen als die große, und zwar stehen die Umlaufszahlen immer im umgekehrten
Verhältnis zum Durch- oder Halbmesser der Scheiben oder Räder. Um richtige Resultate zu erhalten, muß man bei Anwendung starker
Riemen den Halbmesser der Räder um die halbe Dicke des Riemens verlängert berechnen. Die Riemenscheiben können
entweder in derselben oder in parallelen oder in sich schneidenden Ebenen liegen. Im erstern Fall sind die Achsen parallel und
heißt der Riementrieb ein offener
[* 48]
(Fig. 1), wenn der Riemen einfach ringförmig umgelegt wird, ein gekreuzter
[* 48]
(Fig. 2), wenn
der Riemen in Form einer 8, also sich zwischen den Rollen
[* 57] kreuzend, umgelegt wird.
Bei offenen Riemenräderwerken bewegen sich beide Scheiben in gleichem Sinn, bei gekreuzten im umgekehrten Sinn. Schneiden sich
die Ebenen der Riemenscheiben, während die Wellen
[* 58] sich überschneiden (windschief sind), so erhält man den geschränkten Riementrieb
[* 48]
(Fig. 3). Bei diesem hält sich der Riemen nur dann auf den Riemenscheiben, wenn bei jeder Scheibe das auflaufende
Ende (Trum) des Riemens in der Scheibenebene liegt. Das ist in jedem bestimmten Fall aber nur bei Einer Drehungsrichtung möglich,
so daß der geschränkte Riementrieb nicht wie die vorigen eine Drehrichtungsänderung gestattet.
Offene, gekreuzte und geschränkte Riemenräderwerke heißen selbstleitende im Gegensatz zu allen andern Riemenräderwerken,
auf welchen der Riemen sich nur mit Hilfe von Leitrollen halten kann (Riemenräderwerke mit Leitrollen).
[* 48]
Fig. 4 zeigt ein Beispiel eines solchen
Riemenräderwerkes mit sich schneidenden Wellen. Bei weitem am häufigsten von allen Riemenräderwerken wird der offene und
der gekreuzte Riementrieb verwendet, sei es zur Kraftübertragung von Motoren auf Transmissionswellen oder
zur Verbindung von parallelen Transmissionswellen oder zum Antrieb von Arbeitsmaschinen direkt von Motoren und besonders von
Transmissionen aus. Hierbei bringt man sehr oft eine Ausrückvorrichtung in der Weise an, daß man auf der getriebenen Welle
neben einer zur Kraftübertragung bestimmten, mit
der Welle fest verbundenen Riemenscheibe (festen Scheibe) eine lose drehbare Scheibe (Losscheibe, lose Scheibe, Leerscheibe) anordnet
und der Scheibe der treibenden Welle eine entsprechende (doppelte) Breite gibt, so daß man durch Überleiten des Riemens mittels
einer Gabel (Riemenführer) von der festen auf die lose Scheibe oder umgekehrt die getriebene Welle und
die damit eventuell verbundene Maschine
[* 60] nach Belieben zum Stillstand bringen oder in Bewegung versetzen kann.
Wendet man hier zwei feste Scheiben mit dazwischenliegender Losscheibe an, deren eine der Maschine eine rechts gehende Bewegung
und deren andre ihr eine links gehende Bewegung erteilt, so hat man ein einfaches Wendegetriebe
[* 61] (s. d.),
wie es z. B. bei Hobelmaschinen
[* 62] Verwendung findet, um das Arbeitsstück unter dem Meißel
[* 63] hin- und hergehen zu lassen. Soll
die Umdrehungszahl der getriebenen Welle nicht immer eine und dieselbe sein, so besetzt man beide Wellen mit aneinander gegossenen
Riemenscheiben von verschiedenem Durchmesser (Stufenscheiben) in solcher Anordnung, daß die größern Scheiben
der einen Welle den kleinern Scheiben der andern Welle gegenüberliegen, wobei die Durchmesser so zu bemessen sind, daß für
sämtliche Scheibenpaare ein und derselbe Riemen von konstanter Länge benutzt werden kann.
Indem man hier den Riemen von einem Scheibenpaar auf ein beliebiges andres rückt, kann man innerhalb gewisser Intervalle mit
der Geschwindigkeitsübertragung variieren. Eine viel größere Veränderlichkeit der letztern erhält man bei Anwendung
von konoidischen Trommeln (Riemenkonusse, Riemenkonoide, s. Wechselgetriebe).
[* 64] Das Material der Riemenscheiben ist Gußeisen oder
Schmiedeeisen, selten Holz.
[* 65] Die hölzernen Riemenscheiben sind aus einzelnen mehrteiligen Scheiben zusammengeleimt und -geschraubt,
die eisernen bestehen aus einem dünnen Kranz, der durch leichte Arme oder Speichen mit der Nabe verbunden
ist, und zwar sind Kranz, Arme und Nabe bei gußeisernen Scheiben zusammengegossen, während bei schmiedeeisernen die aus Stabeisen
gefertigten Arme einerseits in die Nabe eingegossen, anderseits mit dem aus Blech hergestellten Kranz verschraubt oder vernietet
sind.
Schmiedeeiserne Scheiben zeichnen sich vor gußeisernen durch ihre Leichtigkeit aus. Den Umfang der Riemenscheiben,
der entweder cylindrisch oder meist schwach gewölbt (ballig) ist, macht man etwas breiter als den Riemen. Breite und Dicke
des letztern ist von der zu übertragenden Kraft
[* 66] und von der Festigkeit
[* 67] des Riemenmaterials abhängig. Die Riemen werden entweder
aus Leder, Kautschuk, Baumwollgewebe, Hanfgurten oder Drahtgeflecht hergestellt, und zwar haben Lederriemen
bei weitem die größte Verbreitung, weil sie bis jetzt die allgemeinste Anwendung gestatten und am dauerhaftesten sind.
(Über gedrehte Lederriemen s. Schnurtrieb.) Die Verbindung der Riemenenden wird entweder durch Zusammennähen oder Zusammenleimen
oder vermittelst sogen. Riemenschlösser hergestellt.
Letztere sind niet-, schrauben-, klammer- oder schnallenförmige Verbindungsstücke, deren sehr mannigfaltige
Konstruktionen zwar die Riemenverbindung erleichtern, jedoch die Verbindungsstellen entweder steifer oder dicker als
den Riemen machen.
FriedrichWilhelm, Gelehrter, geb. zu Glatz,
[* 71] studierte Theologie, dann Philologie,
wurde 1801 Erzieher im Haus W. v. Humboldts, den er 1803 nach Italien
[* 72] begleitete, war dann neun Jahre Lehrer von Goethes Sohn und
erhielt 1812 eine Professur am Gymnasium und die zweite Bibliothekarstelle zu Weimar,
[* 73] nahm jedoch 1820 seine Entlassung und
lebte ganz den Studien, bis er 1828 zum Oberbibliothekar ernannt wurde. Er starb Außer einem
»Griechisch-deutschen Handwörterbuch« (Jena
[* 74] 1802-1804, 2 Bde.; 4. Aufl.
1824) und einigen Bänden Gedichte veröffentlichte er: »Mitteilungen über Goethe, aus mündlichen und schriftlichen Quellen«
(Berl. 1841, 2 Bde.) und gab den »Briefwechsel
zwischen Goethe und Zelter« (das. 1833 bis 1834, 6 Bde.)
heraus;
(Rineck), Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Lohr, an der Sinn, dem Spessart und der LinieElm-Gemünden der Preußischen Staatsbahn, hat ein Schloß, Holzhandel und (1885) 1292 meist kath. Einwohner.
Die ehemalige Reichsgrafschaft Rieneck starb 1559 aus.
Cola di, eigentlich NikolausLaurentius Gabrini, berühmter röm. Volkstribun, geb. 1313 zu Rom als Sohn eines
Schenkwirts, suchte, durch seine klassischen Studien für die altrömische republikanische Staatsform begeistert, dem römischen
Volk durch feurige Reden den Druck, unter welchem es vom Adel, der ihm selbst einen Bruder erschlagen, gehalten
wurde, zum Bewußtsein zu bringen. Er war der Sprecher der Gesandtschaft, welche die Römer
[* 75] 1343 an PapstClemens VI. nach Avignon
schickten, ihn zur Rückkehr nach Rom zu bewegen und über den römischen Adel im Namen des römischen
¶
mehr
VolkesBeschwerde zu führen. Er gewann hier die Gunst des Papstes, der ihn 1344 zum Notar der städtischen Kammer ernannte. Da
der Druck des Adels immer höher stieg, erschien Riénzi in der Mitte einer Volksschar auf dem Kapitol, ließ sich mit
Zustimmung des päpstlichen Legaten zum Volkstribun ausrufen, stellte die republikanische Verwaltung her,
bildete eine Bürgerwehr, wodurch er denAdel zur Flucht oder zur Unterwürfigkeit zwang, und führte strenge Gerechtigkeitspflege
ein.
Zugleich suchte er die alte Macht der römischen Republik herzustellen, indem er an alle Fürsten und StädteItaliens,
[* 77] ja auch
an den KaiserKarl IV. und an den König von Frankreich Einladungen zu einer Versammlung in der alten Hauptstadt
Italiens und der Welt ergehen ließ. Das große italienische Verbrüderungsfest, das 2. Aug. in Rom stattfand, wurde aber von Riénzi bloß
benutzt, um durch prahlerische Aufzüge
[* 78] und Schaustellungen seiner und der RömerEitelkeit zu schmeicheln.
Noch erfocht er 20. Nov. einen blutigen Sieg über den widerspenstigen Adel. Das Glück machte ihn jedoch übermütig.
Seine schwelgerische Lebensweise sowie mancherlei Bedrückungen, besonders von seiten der Trabantenschar, mit welcher er
sich umgab, entzogen ihm die Liebe des Volkes, der Papst wandte sich von ihm ab, und nach zehnmonatlicher Herrschaft mußte
er im März 1348 vor dem zurückkehrenden Adel die Flucht ergreifen. KaiserKarl IV., zu dem er 1350 nach Prag floh, schickte ihn 1352 in
Ketten zum PapstClemens VI. nach Avignon, und nur der Fürsprache Petrarcas hatte er eine milde Behandlung zu verdanken.
PapstInnocenz VI. suchte bei seiner Thronbesteigung Rienzis Einfluß zur Unterwerfung des römischen Adels
zu benutzen und schickte ihn (1354) im Gefolge des KardinalsAlbornoz mit dem Titel eines Senators nach Rom. Riénzi vertrieb zwar den
Adel aufs neue, war aber nicht mehr der begeisterte Republikaner, sondern der Diener des Papstes, dessen Gelddurst er durch Ermordung
des reichen Bandenführers Fra Moreale und durch neue Auflagen befriedigen mußte. Dies brachte das Volk abermals gegen ihn
auf. Im Kapitol von seinen Feinden überfallen, entfloh er in Bettlertracht, ward aber eingeholt und von einem Diener
des HausesColonna grausam ermordet. SeinenLeichnam schleifte der Pöbel durch die Stadt, verbrannte ihn
und streute die Asche in die Luft. Rienzis Schicksal ward von Bulwer als Stoff eines Romans, von Jul. Mosen zu einem Trauerspiel
und von RichardWagner zu einer Oper benutzt.
Vgl. Papencordt, Cola di Rienzo und seine Zeit (Hamb. 1841);
1) Ernst Ludwig, Kupferstecher, geb. 1765 zu Göttingen, wurde Universitätskupferstecher daselbst und
machte sich besonders bekannt durch seine Stiche nach Hogarths Sittengemälden, die seit 1794 mit den Erklärungen von Lichtenberg
erschienen. Er starb
Nach längern Kunstreisen, besonders im Norden
[* 85] Europas, kam Ries 1813 nach London,
[* 86] wo seine Leistungen solche Anerkennung fanden,
daß er bis 1823 dort blieb. Dann zog er sich, in den Besitz eines ansehnlichen Vermögens gelangt, nach Godesberg zurück,
von wo aus er mehrere Kunstreisen nach England und Italien unternahm, folgte jedoch 1834 dem Drang nach
einer amtlichen Thätigkeit und trat die Stelle eines städtischen Kapellmeisters in Aachen
[* 87] an. Äußere Hindernisse veranlaßten
ihn, dies Amt schon zwei Jahre später aufzugeben; nach Frankfurt
[* 88] a. M. übergesiedelt, fand er einen Ersatz dafür in der Leitung
des Cäcilienvereins, welche er bis zu seinem Tod, fortführte.
unter dem Titel: »Biographische NotizenüberL. v. Beethoven« (Kobl. 1838) veröffentlichte.
2) Hubert, Bruder des vorigen, Violinspieler, geb. zu Bonn, erhielt seine Ausbildung ebenfalls durch seinen Vater sowie
später in Kassel durch Spohr u. Hauptmann, wurde 1824 am Königsstädtischen Theater
[* 90] zu Berlin als Orchesterdirigent angestellt
und trat ein Jahr später in die dortige königliche Kapelle ein. Nachdem er sich durch die seit 1833 von
ihm veranstalteten Quartettabende die besondere Gunst des BerlinerPublikums erworben, wurde er 1836 zum königlichen Konzertmeister
und 1839 zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt.
Während dieser Zeit entfaltete er eine überaus fruchtbare Lehrthätigkeit, die er auch noch nach seiner
in den 70er Jahren erfolgten Pensionierung fortgesetzt hat. Er starb in Berlin. Auch als Komponist hat Ries auf pädagogischem
Gebiet das Bedeutendste geleistet; seine »Violinschule für den ersten Unterricht« (auch in engl. Übersetzung erschienen),
seine »Violinstudien in mäßiger Schwierigkeit« sowie
die »Zwölf Violinstudien in Form von Konzertstücken« sind Arbeiten von hohem und bleibendem Wert. - Von seinen Söhnen nehmen
die ältern, Louis, geb. zu Berlin, und Adolf, geb. daselbst, der eine als Violinist, der andre als Klavierspieler
in London hochgeachtete Stellungen ein; der jüngste, Franz, geb. zu Berlin, bildete sich unter
Leitung seines Vaters und, nachdem er ins PariserKonservatorium eingetreten, unter Massart zum Violinisten aus, mußte jedoch
nach kurzer, glänzender Künstlerlaufbahn eines Nervenleidens wegen seinen Beruf aufgeben und ließ sich 1875 als Musikalienhändler
in Dresden nieder, wo er sich jedoch gelegentlich auch noch als Virtuose und Komponist bethätigte. Seit 1884 lebt
er als Mitbesitzer der Firma u. Erler« in Berlin. Von seinen zahlreichen geistvollen und gediegenen Kompositionen haben namentlich
zwei Suiten für Violine sowie mehrere Liederhefte weite Verbreitung gefunden.
»Rechenung (nach der lenge) auff der Linichen
vnd Feder« (das. 1525) und »Ein
gerechnet Büchlein,
auff den Schöffel, Eimer vnd Pfundtgewicht« (Leipz. 1536),
die bis in die Mitte des 17. Jahrh. öfters aufgelegt wurden.
Daher der Ausdruck »nach Adam Riese« als sprichwörtliche Bekräftigungsformel für die Richtigkeit einer Rechnung.
Im Juli 1875 wurde eine Gedenktafel am Rathaus in Staffelstein gesetzt.
Menschen, deren Körperhöhe über das gewöhnliche Maß sehr großer Menschen hinausgeht. Als Übergangsformen
gelten die Hochwuchstypen von 175-205 cmLänge, die bei uns etwa 5-6 Proz. der Bevölkerung
[* 97] bilden. IhreGröße ist meist auf
Vererbung zurückzuführen. Sie besitzen einen relativ kleinen Kopf, kurze Wirbelsäule, etwas verlängerten Brustkorb, längere
Arme und Beine, verminderte Schulterbreite, erhöhte Hüftbreite, alles mit zahlreichen individuellen Schwankungen.
Riesen von 250-260 cm Körperlänge sind große Seltenheiten, und vielleicht wird ein Maß von 253 cm nie überschritten.
Bei den Riesen zeigt sich oft geringe Festigkeit der Knochen
[* 98] mit allerlei Abweichungen, der Kopf ist relativ klein, die Kieferregion
meist übermäßig hoch, der Unterkiefer monströs und vorgeschoben, Lippen und Nase
[* 99] sind oft gewulstet,
Masse und Leistungsfähigkeit der Muskeln
[* 100] stehen nicht im normalen Verhältnis zur Größe, und die körperliche Kraft ist daher
gering. Nur die Kaumuskulatur ist hoch entwickelt. Die geistigen Fähigkeiten sind in der Regel unterdrückt; schwerfällig
bis zur Trägheit, bietet der echte Riese mit seinen schlotterigen Gliedern oft ein Bild des Jammers.
Die Fortpflanzungsfähigkeit fehlt meist. Der Riesenwuchs (Macrosomia) ist fast ausschließlich auf das männliche Geschlechtbeschränkt, er erscheint nicht erblich, beginnt mit dem 9.-10. Lebensjahr und ist wohl auf eine besondere Üppigkeit
des Anlagematerials des Fötus zurückzuführen. Auf diese Weise kommt es zu einer Steigerung der knochenbildenden
Prozesse, die zwar bis zu einem gewissen Grad in das Gebiet des Normalen fällt, meist aber mit zweifellos krankhaften Vorgängen
verknüpft ist; daher zeigen die Riesen meist krankhaften Habitus und gehen früh zu Grunde.