Skelette (nur wenige
Gattungen sind skelettlos) ist meist glashelle, durchsichtige, homogene
Kieselsäure, welche, wie bei
den
Schwämmen, solide und hohle
Nadeln,
[* 2] Gitternetze etc. bilden hilft; bei einer
Gruppe aber bestehen die
Nadeln des
Skeletts
aus einer Art
Eiweiß, dem sogen. Akanthin. Die
Fortpflanzung ist erst bei wenigen
Gattungen genauer bekannt
geworden, und zwar geschieht sie meist durch
Bildung von
Schwärmsporen innerhalb der Zentralkapsel. Die
Radiolarien, deren
Kolonien die
Größe von mehreren
Zentimetern erreichen, sind fast alle mikroskopisch klein.
Sie sind Meeresbewohner und schwimmen an der Oberfläche der
See, tauchen aber auch in tiefere
Schichten hinab; ihre Kieselgehäuse
sind gerade für die
Absätze in den tiefsten Abgründen der
Ozeane charakteristisch.
Noch neuerdings hat
die Weltumseglung des
ChallengerTausende neuer
Arten mit den wunderbarsten
Skeletten kennen gelehrt. Als Fossilien spielen die
Radiolarien zwar nicht die bedeutende
Rolle wie die
Foraminiferen, indessen finden sie sich doch in
Tripeln,
Polierschiefern und
Kreidemergeln der tertiären
Schichten und bilden auf
Barbados und den
Nikobaren sogar ganze
Felsen.
Man teilt die
Radiolarien in vier große
Gruppen ein: a) Thalassicollea, Einzeltiere, bei denen das
Skelett
[* 3] fehlt oder aus einzelnen
zusammenhangslosen, rings um die Zentralkapsel zerstreuten Kieselnadeln (spicula) oder aus einem lockern
Geflecht unregelmäßig
verbundener
Nadeln und
Stäbe besteht, sich aber niemals in die Zentralkapsel fortsetzt; b) Polycystinea;
das
Skelett bildet eine sehr verschieden gestaltete Gitterschale, die häufig durch Einschnürungen in mehrere
Glieder
[* 4] zerfällt
und eine Längsachse besitzt.
Oft sind mehrere sphäroidale
Schalen eingeschachtelt und durch radiale
Stäbe verbunden, oder es tragen starke radiale Hohlstacheln
ein
System tangentialer Netzbalken anstatt des Gittergehäuses; c) Acanthometrae; das
Skelett besteht aus
radialen Akanthinstacheln, welche sich in der Zentralkapsel vereinigen, häufig auch noch durch Fortsätze eine äußere
Gitterschale bilden; d)
Meerqualstern (Polycyttaria),
Kolonien mit zahlreichen Zentralkapseln
(Nestern), oft von ansehnlicher
Größe, bald ohne
Skelett, bald mit spärlichem
Netzwerk
[* 5] von
Nadeln, bald mit Gitterkugeln in der Umgebung
der Zentralkapseln.
Sie erscheinen als Gallertklumpen von kugeliger, stabförmiger oder kranzförmiger Gestalt. S. Tafel
»Protozoen«.
Vgl. d'Orbigny,Tableau méthodique de la classe des Céphalopodes (Par. 1826);
Dujardin, Observations sur les Rhizopodes (das. 1835);
Aus den Rhodanmetallen läßt sich Rhodanwasserstoffsäure (Schwefelcyanwasserstoffsäure, Sulfocyansäure, Thiocyansäure,
Schwefelblausäure) HCNS abscheiden, z. B. durch Behandeln von Rhodankalium
mit verdünnter
Schwefelsäure.
[* 10] Dieselbe bildet eine farblose, ölartige
Flüssigkeit, riecht stechend, essigartig, schmeckt
rein sauer, erstarrt bei -12,5,° mischt sich mit
Wasser, ist mit demselben destillierbar und siedet bei 102,5°. Mit
Basen
bildet sie die Rhodanmetalle (Rhodanide, Sulfocyanate, Sulfocyanide), welche nicht giftig, kristallisierbar,
meist in
Wasser löslich sind und
Eisenoxydsalze blutrot färben (empfindliche
Reaktion).
durch Erhitzen mit Schwefelkalium in Rhodankalium verwandelte, oder indem man schwefelsaures Ammoniak, Schwefel und Kohle mit
Schwefelkalium erhitzte und das gebildete Rhodankalium mit Eisen glühte. Hierbei entstehen Blutlaugensalz und Schwefeleisen,
doch wird viel Cyan dabei zerstört. Quecksilberrhodanid (Rhodanquecksilber, thiocyansaures Quecksilberoxyd) Hg(CNS)2 ^[Hg(CNS)2],
aus Quecksilberchlorid durch Rhodanammonium gefällt, ist weiß, wenig löslich, verbrennt beim Erhitzen
unter eigentümlichem, sehr starkem Aufblähen und Entwickelung von Quecksilberdämpfen und hinterläßt einen äußerst voluminösen
Rückstand. Diese Verbindung wurde zu den sogen. Pharaoschlangen benutzt, indem man daraus mit Gummiwasser kleine Kegel formte,
welche beim Verbrennen wurmartige Gebilde ergaben. Diese wegen der sich entwickelndes Dämpfe nicht ungefährliche Spielerei
ist bald wieder in Vergessenheit geraten.
(spr. rohd-eiland, abgekürzt I.), der kleinste Staat der nordamerikan. Union, besteht aus drei größern
Inseln: Rhode-Island, Conanicut und Prudence, nebst einigen kleinern in und vor derNarragansetbai und einem kleinen Küstenstrich an
beiden Ufern derselben, liegt zwischen 41° 8'-42° 3' nördl. Br. und 71° 8'-71° 53' westl. L. v. Gr.,
wird im N. und O. von Massachusetts, im S. vom Atlantischen Ozean und im W. von Connecticut begrenzt. Der Boden ist, mit Ausnahme
der Umgebungen der Narragansetbai und der Inseln in derselben, durchgängig sandig und wenig fruchtbar und eignet sich im allgemeinen
mehr zur Viehzucht
[* 14] als zum Ackerbau.
Von den Flüssen ist der Pawtucket (BlackstoneRiver) der bedeutendste. Die Insel Aquitneck oder Rhode-Island, von welcher der Staat den
Namen hat, ist 24 km lang und 6 km breit, hat, obgleich die Küste felsig ist, einen fruchtbaren Boden, ein gesundes Klima
[* 15] und
verdient mit vollem Rechte den Namen des »Edens von Amerika«,
[* 16] welchen ihr frühere Reisende gaben. Die Insel
hat drei Ortschaften: Newport, Portsmouth
[* 17] und Middletown. Das Klima ist verhältnismäßig mild und wegen des Einflusses des
benachbarten Meers ohne die großen in den übrigen Neuenglandstaaten vorkommenden Wechsel und Extreme. hat ein Areal von 2887 qkm
(52,4 QM.) mit (1880) 276,531 Einw.,
worunter 6488 Farbige und 73,993 Ausländer, meist unwissende Irländer, 1885 aber 304,284 Einw. Die öffentlichen Schulen wurden 1886 von
47,882 Kindern besucht, aber fast 11 Proz. der über 10 Jahre alten Weißen waren des Schreibens unkundig. An höhern Bildungsanstalten
besteht ein College mit 243 Studierenden.
Zum Staat gehören (1886) 270 Schiffe
[* 24] von 39,786 Ton. Gehalt, aber der direkte Verkehr mit dem Ausland ist
unbedeutend. Die Eisenbahnen hatten 1886 eine Länge von 512 km. Nach der Konstitution vom Jahr 1843 ruht die gesetzgebende Gewalt
in den Händen eines Senats
(36 Mitglieder) und eines Abgeordnetenhauses (72 Mitglieder). Der Governor und die obern Beamten
werden jährlich von den Steuerzahlern erwählt. Seit 1874 ist der Verkauf berauschender Getränke streng
verboten. Die Finanzen des Staats befinden sich in geordnetem Zustand (Revenue 1886: 726,592 Doll.; Staatsschuld 1887: 1,341,000
Doll.). Providence und Newport teilen sich abwechselnd in die Ehre, Hauptstadt zu sein. - Die erste Ansiedelung in Rhode-Island wurde 1636 von
einer Gesellschaft Auswanderer aus Massachusetts, die diese Kolonie aus religiösen Beweggründen verlassen
hatte, zu Providence gegründet. 1663 erhielt die Kolonie von Karl II. eine neue Verfassung, und diese ist in Rhode-Island unverändert
bis 1842 in Wirksamkeit geblieben. Im September d. J. wurde auf Beschluß der alten legitimen Koloniallegislatur eine Konvention
von Delegierten zur Abfassung einer neuen Konstitution berufen, und diese Konstitution, im November 1842 vom
Volk in den Urversammlungen angenommen, trat darauf im Mai 1843 in Wirksamkeit.
Die Lösungen sind rosenrot (daher der Name) oder gelblich und schmecken bitter. Rhodiummohr, aus einer
Rhodiumlösung durch Erhitzen mit ameisensaurem Natron gefällt, wirkt wie Platinmohr. Bei anhaltendem Erhitzen von fein zerteiltem
in Chlor entsteht unlösliches, bräunlichrotes Rhodiumsesquichlorid Rh2Cl6 , dessen Chlorkaliumverbindung
K4Rh2Cl10 + 6H2O in dunkelroten, schwer löslichen, verwitterten Prismen kristallisiert.
Man benutzt das Rhodium zu Goldfederspitzen. Es wurde 1803 von Wollaston entdeckt.
L. (Alpenrose, Rosenbaum), Gattung aus der Familie der Erikaceen, Sträucher, selten Bäume mit wechselständigen,
lederartigen, bleibenden, ganzen und ganzrandigen, nicht selten umgeschlagenen Blättern, ansehnlichen Blüten in meist endständigen
Doldentrauben und fünffächeriger, vielsamiger Kapsel, gehören den Hochgebirgen
¶
mehr
Europas, Asiens und Nordamerikas und der kalten Zone der nördlichen Halbkugel an, finden sich aber am zahlreichsten im Sikkim-Himalaja.
Rhododéndron hirsutumL. (Schneerose, Almenrausch, Alpbalsam), ein niedrigerStrauch mit elliptischen, am flachen Rand gekerbten und gewimperten
Blättern und kleinen, roten, mit Schelferschuppen besetzten, in einer verlängerten Doldentraube stehenden Blüten, wächst
in den Alpen,
[* 30] besonders auf Kalkboden, und wird auch in der Ebene als Zierstrauch kultiviert. Rhododéndron ferrugineumL., ein niedriger,
mit seinen Ästen zum Teil auf dem BodenaufliegenderStrauch mit elliptischen oder länglichen, sehr selten schwach gekerbten,
unterseits mit rostfarbenen Schelferschuppen besetzten Blättern und größern, roten, ebenfalls mit Schelferschuppen
besetzten, in einer Doldentraube stehenden Blüten, findet sich in Siebenbürgen, auf den Alpen und Pyrenäen, kann, wie die übrigen
Alpenpflanzen, kultiviert werden und gilt, wie die vorige Art, den Gebirgsbewohnern als ungemein heilkräftig. Rhododéndron ponticumL., mit großen, lederartigen, ziemlich dicht am obern Teil der Zweige stehenden, elliptischen, unbehaarten Blättern
und 5 cm im Durchmesser haltenden, mattvioletten Blüten in dichten Doldentrauben, bildet im Orient und in Spanien
[* 31] dichtes Gebüsch
und wird bei uns in zahlreichen Formen kultiviert, hält in Süddeutschland und am Rhein ziemlich gut im Freien aus. Rhododéndron maximumL. gleicht der vorigen Art, wird aber höher, im Vaterland, den nördlichen StaatenNordamerikas, auch
baumartig, hat größere, stark lederartige, elliptische, am Rand etwas umgeschlagene Blätter, kleinere, in einer Doldentraube
stehende, zart fleischrote bis fast weiße, innen gelb und grün gefleckte Blüten und wird gleichfalls bei uns in zahlreichen
Formen kultiviert. Rhododéndron arboreum Smith, aus dem nördlichen Teil Ostindiens, mit 6-9 m hohem Stamm, lanzettlichen,
kahlen, unterseits schelferig schimmernden Blättern und gedrängt doldentraubig stehenden Blüten, ist ein Prachtgewächs
und kommt sowohl im wilden Zustand als auch in den Gärten in verschiedenen Abänderungen vor. Die Unterfläche der Blätter
ist mit einer füßen, zuckerartigen Masse überzogen, welche bisweilen in durchsichtigen, weichen Tropfen
herabhängt und von den Gebirgsbewohnern Indiens gegessen wird. Die beiden letzten Arten wie auch Rhododéndron Catawbiense Mch. aus Nordamerika
[* 32] und Rhododéndron caucasicumPall. aus dem Kaukasus sind die Stammarten der zahlreichen in den Gärten kultivierten Hybriden und Varietäten.
(v. griech. rhodon, Rose; Pajsbergit, Mangankiesel), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Augitreihe), kristallisiert
triklinisch,
findet sich meist derb, körnig und dicht, dunkel rosenrot bis braunrot, glasglänzend, durchscheinend, Härte
5-5,5, spez. Gew. 3,5-3,6,
besteht aus kieselsaurem Manganoxydul MnSiO3 , doch oft Eisen-, Calcium- und Magnesiumsilikat
enthaltend. Im Ural, wo der Mangankiesel in großen Massen auftritt, wird er zu Ornamenten, Vasen
[* 39] etc. verarbeitet.
Außerdem
findet er sich bei St.-Marcel in Piemont, Longbanshytta, Pajsberg bei Philippstadt und Kapnik.
bis über 2000 m ansteigende Gebirge im alten Thrakien, zieht sich auf der Ostseite des
Flusses Nestos (jetzt Mesta) und an der östlichen GrenzeMakedoniens vom Skomios (Witosch, 2278 m) in südöstlicher Richtung
bis in die Nähe der Küste herab und war dicht bewaldet. Jetzt heißt das Gebirge bei den Türken Dospâd Jailasi, bei den Bulgaren
Despoto Planina oder Despoto Dagh (»geistliches Gebirge«, wegen der vielen Klöster). Es besteht aus Gneis
und Glimmerschiefer, mit einzelnen Granit- und ausgedehnten Trachytstöcken.
(Rhodoraceen, rhododendronartige Gewächse), Unterfamilie der Erikaceen (s. d.). ^[= (Heidegewächse), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Bicornes unter den Sympetalen, ...]
(im Altertum auch Ophiusa, Asteria, Trinakria und Korymbia), östlichste Insel des Ägeischen Meers, 18 km von der
kleinasiatischen Küste (Karien) entfernt, 1448 qkm (26,3 QM.) groß, ist stellenweise
zwar rauh und felsig, im allgemeinen aber fruchtbar, obwohl jetzt nur teilweise angebaut, und wird von einem Hauptbergrücken
(mit dem 1240 m hohen Atabyrios) durchzogen. Hauptort derselben war im Altertum die Stadt an der Nordostspitze, stark befestigt
und mit doppeltem Hafen versehen.
Unter den zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Kunstwerken derselben wird als eins der sieben Weltwunder die kolossale, dem
Helios
[* 40] geweihte eherne Statue, welche in der Nähe des Hafens stand, hervorgehoben. Von Chares um 290 v. Chr. verfertigt, kostete
sie 300 Talente und war 70 Ellen (32 m) hoch; nicht begründet aber ist die Angabe, daß dieser sogen.
Koloß von Rhodos mit gespreizten Beinen über dem Eingang des innern Hafens gestanden habe, und daß die größten Schiffe mit vollen
Segeln unter ihm hätten durchsegeln können.
welche stark befestigt war und einen durch große Molenbauten gesicherten Hafen erhielt. Im Peloponnesischen Krieg hielten
die Rhodier anfangs zu den Athenern, traten aber 412 zu den Peloponnesiern über. Zwar gelang es diesen, die bald darauf
von der demokratischen Partei versuchte Reaktion zu unterdrücken; aber dessen ungeachtet fiel die Insel 394 bei
dem Erscheinen der athenischen Flotte unter Konon wieder den Athenern zu. Zu Alexanders d. Gr. Zeit erhielt die Insel eine makedonische
Besatzung; aber nach seinem Tod ward diese alsbald wieder vertrieben, worauf die eigentliche Blütezeit von Rhodos begann.
Mannhaft verteidigte die Rhodier, welche eine große Kriegs- undHandelsflotte besaßen, ihre Stadt gegen
DemetriosPoliorketes (304), breiteten ihre Herrschaft sogar über einen Strich der karisch-lykischen Küste sowie über mehrere
der benachbarten Inseln aus, vermittelte den Verkehr zwischen den streitenden Großmächten und begründeten zuerst ein allgemein
gültiges Handels- undSeerecht. Auch Künste und Wissenschaften blühten. Der aus Athen
[* 47] flüchtige Redner Äschines
gründete in eine Rednerschule, die von Römern viel besucht wurde.
Nachdem die Insel als treue Bundesgenossin der Römer
[* 48] nach Besiegung des syrischen KönigsAntiochos 189 Karien erhalten hatte,
wovon ihr aber 168 bloß die RhodischePeräa oder Chersonesos, die nächstgelegene Landzunge des Festlandes, blieb, und 42 v. Chr.
von Cassius furchtbar verwüstet worden war, wurde sie 44 n. Chr. der römischen Provinz Asia einverleibt.
Nach dem VerfallRoms kam Rhodos 661 in die Hände des Kalifen Moawijah, ward aber später von den Griechen wiedererobert.
Nachdem diesen die Genuesen Rhodos abgenommen hatten, versuchte JohannesKantakuzenos vergeblich, die Insel ihnen 1249 wieder zu
entreißen, was erst dem Theodor Protosebastos gelang. 1310 machten die aus Palästina
[* 49] vertriebenen Johanniterritter die Insel
zu ihrem Wohnsitz (daher auch Rhodiserritter genannt). Nach der Eroberung der Insel durch SultanSoliman 1522 siedelten dieselben
nach Malta über, und seitdem steht die Insel Rhodos unter türkischer Herrschaft. Gegenwärtig bildet Rhodos mit
den Inseln des Archipels und offiziell auch dem von Großbritannien
[* 50] besetzten Cypern
[* 51] die Provinz Dschesairi-bahri-sefid (Inseln
des WeißenMeers) mit einem christlichen Gouverneur, dessen Residenz in den letzten Jahren bald Chios, bald Rhodos gewesen ist. 1843 schätzte
man die Zahl ihrer Einwohner auf 34,000 (in 44 Dörfern), jetzt auf 28,000 bis 30,000 (darunter 6000 Türken
und 2000 Juden, der Rest Griechen).
Hauptprodukte sind: Wein (jährlich sollen 400,000 Pfd. Rosinen in den Handel kommen), außerdem Feigen, Oliven und Südfrüchte
in geringen Mengen. Die Milde des Klimas und die reine Luft machen die Insel zu einem höchst angenehmen und gesunden Aufenthalt.
Die Insel ward seit dem Altertum öfters von Erdbeben heimgesucht, in neuester Zeit namentlich im März 1851 und
im Oktober 1856. Die heutige Stadt Rhodos, amphitheatralisch gebaut und von außen einen großartigen Anblick gewährend,
ist der Sitz des Paschas und eines griechischen Erzbischofs, hat einige mittelalterliche Befestigungen, sehr verwilderte Straßen
(darunter die Ritterstraße, an deren Häusern noch vielfach die Wappen
[* 52] und Kreuze der Rhodiserritter), einen
kleinen versandeten Hafen, unbedeutenden Handel und gegen 10,000 Einw. Die eigentliche Stadt ist ausschließlich von Türken
(6000) bewohnt; die Christen haben die Vorstadt Neomara, die Juden (2000) dagegen ein eignes Judenviertel inne.
Dorf im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Landau,
[* 53] am Fuß der Hardt, hat Weinbau, Brennereien,
Sandsteinbrüche und (1885) 1428 Einw. Dabei die vom König Ludwig I. erbaute prächtige Villa Ludwigshöhe, die Ruine Rietburg
und der Ludwigsturm mit schöner Aussicht.
Auf den obern Gehängen tritt dann darüber das Braunkohlengebirge auf, vorherrschend thonig, mit vielen Einlagerungen vulkanischer,
meist basaltischer Tuffe; die höchsten Rücken und Kuppen bestehen aus den vulkanischen Gesteinen selbst, die aber nicht selten
gangförmig auch die Triasunterlage durchsetzen. Die Wasserscheide zwischen Weser- und Rheingebiet durchschneidet
die Rhön der Quere nach. Ihr Süden sendet die Sinn, ihr Südosten die Brend und Streu zur FränkischenSaale, während nach N.
aus der innern Rhön die Felda und Ulster zur Werra abfließen und der ganze Westen der Fulda
[* 58] mit der Haun angehört.
Die südliche Rhön, reich bewaldet, liegt fast ganz in Bayern
[* 59] und umfaßt das Gebiet der beim Badeort Brückenau
vorbeifließenden Sinn mit vorherrschend nordöstlicher Richtung. Zu ihr gehören der 930 m hohe, vielbesuchte Kreuzberg (s. d.)
bei Bischofsheim und das breite Dammersfeld (925 m) im NW. der Sinn und auf der bayrisch-preußischen Grenze. Das Joch
von Kothen verbindet diesen Teil des Gebirges im W. mit den Höhen von Schlüchtern und vermittelt durch den Landrücken in der
Wasserscheide zwischen Weser und Rhein (Fulda und Kinzig), zwischen Flieden und Schlüchtern, einen Zusammenhang mit dem Vogelsgebirge,
während ihn das von der obersten Brend durchschnitten Plateau, über welches die Straßen¶
mehr
von Bischofsheim nach Fulda und Brückenau führen, mit der Hohen in Verbindung setzt. Dieselbe erstreckt sich als ein hoher,
von Wiesen bedeckter basaltischer Plateaurücken nördlich zwischen Ulster und Felda und löst sich zuletzt in ihrer Fortsetzung
zur Werra in eine Reihe hoher Basaltberge auf. Auf dem zusammenhängenden, 22 km langen, mit dem 814 m
hohen Ellnbogen endenden Rücken finden sich große Torfmoore (Rotes und SchwarzesMoor) und liegen in fünf muldenförmigen Einsenkungen
zwei der höchstgelegenen Orte Mitteldeutschlands, Frankenheim und Birx.
Durch das oberste Thal
[* 61] der Ulster getrennt, gliedert sich die im S. mit ihm zusammenhängende Zentralmasse der Abtsröder Höhe,
der interessanteste Teil der Rhön, mit der GroßenWasserkuppe (950 m) im N., dem prächtigen Pferdskopf (876 m) im W. und der
kräuterreichen Euba (831 m) im S., welch letztere beiden einen alten Vulkankrater umfassen, von dessen oberm Rand man die
schönste Übersicht der kuppenreichen westlichen hat. Während die östlichen Vorhöhen, im O. von der
Streu und Felda, einen nach N. und S. in einzelne basaltbedeckte Berge sich auflösenden Parallelrücken mit der 750 m hohen
Geba bilden, löst sich der ganze Westen in ein Heer einzelner Kuppen auf, die sogen. kuppenreiche Rhön, die vorherrschend mit
der Westseite der Hohen Rhön das Gebiet phonolithischer und trachytischer Durchbrüche ist.
Hier erhebt sich die mit einer Kapelle gekrönte Milseburg, 826 m hoch, einer der malerischten Berge Mitteldeutschlands, 350 m
schroff über Kleinsassen an ihrem Westfuß. Einst war die ein von Buchenwald bedecktes Land, ein echtes Glied
[* 62] des Buchengaues
(Buchonia); jetzt sind nur noch Reste davon an den Berggehängen und auf den Höhen, die höchsten grasbedeckten
ausgenommen, erhalten; vielfach sind die Buchen durch Nadelwald verdrängt. Die ist ein armes Land, in ihren höchsten Teilen
sehr rauh und öde; ungeheure Schneemassen bedecken sie im Winter, Regen und Nebel tränken im Sommer auf
derselben die Moose
[* 63] und Gräser
[* 64] der waldlosen Hochflächen und Gipfel die ausgedehnten Moore drücken ihr den Stempel der Einförmigkeit
auf.
(bei den Alten Rhodănus), Fluß in der Schweiz
[* 68] und Frankreich, entspringt an der äußersten Nordostgrenze des
schweizer. Kantons Wallis
auf dem Saasberg am Fuß der Furka und am westlichen Abhang des St. Gotthardstockes aus drei Quellen,
die nach ihrer Vereinigung zu dem Rhônegletscher (1753 m ü. M.) hinabfließen.
Der so gebildete Fluß durchströmt zunächst das große Längenthal des obern Wallis,
welches, 122 km lang und durchschnittlich 3,5
km breit, sich zwischen den Penninischen und Berner Hochalpen nach W. hinzieht und sich bei Martigny, wo der Strom eine Wendung
nach NW. macht, und noch mehr bei St.-Maurice verengt.
Von oberhalb dieser Stadt an bildet der Strom die Grenze zwischen den Kantonen Wallis
(links) und Waadt
(rechts), wird unterhalb St.-Maurice schiffbar
und fällt bei Bouveret (375 m ü. M.) in drei Mündungen in den Genfer See, dessen oberes, ehemals bis St.-Maurice reichendes
Ende er bereits zugeschüttet hat. BeimAustritt aus diesem seinem Läuterungsbecken und Regulator
[* 69] seines Wasserstandes an der
Südwestspitze bei Genf,
[* 70] wo die Arve einmündet, nimmt der eine südwestliche Richtung an, fließt noch durch den Kanton Genf,
[* 71] durchbricht in
einem sehr engen Thal die südwestlichen Verzweigungen des Juragebirges, in Zickzackwindungen und mit
Stromschnellen zwischen Felsspalten dahinstürzend, und tritt dann nach Frankreich über.
Unweit des FortsLécluse verliert er sich auf eine Strecke unter der Erde (Perte du in neuester Zeit großenteils beseitigt),
geht 6 km weiter abermals durch eine nur wenige Fuß breite Felsenschlucht (Mal pertuis) und wird, nachdem
er dieselbe verlassen, aufs neue schiffbar. Er nimmt nun eine südliche Richtung an, tritt unterhalb St.-Genis in ein niedriges
Hügelland, wendet sich hier wieder nordwestlich, darauf westlich und fließt von der Mündung des Ain an in einem weiten
Thal, in viele Arme geteilt und zum letztenmal seeartig (3 km weit) ausgebreitet, unterhalb des Jura. In
diesem strömt er nun in westlicher Richtung bis Lyon
[* 72] (155 m ü. M.), wo er von N. her rechts die Saône aufnimmt.
Das Rhônethal, durch hohe landschaftliche Reize und Fruchtbarkeit, unterhalb der Schlucht von Donzère auch durch südliche
Vegetation ausgezeichnet, erweitert sich erst unterhalb PontSt.-Esprit mehr und öffnet sich bei Avignon in eine breite, reizlose
Ebene, einen ehemaligen Meerbusen, den derFluß mit der ihm erst allmählich tributär gewordenen Durance
ausgefüllt hat. Bei Arles teilt er sich in einen westlichen und einen östlichen Hauptarm. Der westliche Hauptarm ist Petit
Rhône oder Rhodanet, von dem sich wieder der sogen. Rhône mort abzweigt; der
östliche heißt Grand Rhône, welcher, bis zur Mündung von starken Dämmen begleitet, nur unbedeutende Seitenarme
abgibt. Bei
¶
mehr
Arles beginnt also die eigentliche Deltabildung. Die beiden Hauptarme umschließen die InselCamargue (s. d.), während sich
östlich vom Großen Rhône das Kieselfeld la Crau (s. d.) ausbreitet. Da der Fluß, der von Beaucaire an keine Kiesel mehr rollt,
jährlich 21 Mill. cbm Sinkstoffe ins Meer führt, so rückt sein Delta,
[* 74] namentlich am Großen Rhône, rasch
vor (57 m jährlich). Die Rhôneschiffahrt ist bei dem reißenden, das Bett
[* 75] häufig ändernden Lauf desStroms und infolge der
versandeten Mündungen auch mit Dampfschiffen sehr gefährlich. In neuester Zeit sind jedoch die Felsen, über die und zwischen
denen der Fluß hindurchstürzt, großenteils gesprengt, die durch eine Barre mit kaum 3 m Wasser geschlossene,
aber veränderliche Hauptmündung ist seit 1863 durch den Kanal
[* 76] St.-Louis umgangen worden, welcher 8 km oberhalb der Mündung
direkt südöstlich in den Golf von Fos führt, so daß der ganze Stromlauf vom Mal pertuis an bis ins Mittelmeer für Segel-
und Dampfschiffe fahrbar ist.
Dieser Kanal ist 322 km lang und 1,6 m tief und trägt Schiffe bis 140 Ton. Ladung (meist Bau- und Brennholz).
Er wurde 1783 begonnen und 1834 in seiner vollen Länge eröffnet. Ein Seitenkanal geht unterhalb Mülhausen bei Hüningen in
den Rhein. Der Beaucairekanal steht auf der Westseite durch den Etangkanal mit dem Canal du Midi und dadurch mit der Garonne
in Verbindung. Ferner ist das Rhônegebiet durch den Kanal von Burgund mit der Seine und durch den Canal duCentre mit der Loire verbunden. Durch diese nordwärts führenden Kanäle prägt sich die hohe Bedeutung des Rhônethals für
Verkehr und Kultur noch deutlicher aus. Das Rhônethal vermittelt in jeder Hinsicht zwischen Süden und
Norden,
[* 79] es ist die größte Kultur- und Völkerstraße, welche das Mittelländische Meer mit Mittel- und Nordeuropa verbindet.
Das Klima ist im allgemeinen mild und angenehm, wenn schon wegen der umliegenden hohen Gebirge nicht so
warm, als man bei der südlichen Lage des Departements vermuten sollte. Hauptfluß ist der Rhône (östlicher Grenzfluß gegen
das DepartementIsère), welcher hier von rechts die Saône (östlicher Grenzfluß gegen das DepartementAin) mit der Azergues
und den Gier aufnimmt. Von 279,039 Hektar Oberfläche kommen auf Äcker 135,652, Wiesen 44,861, Weinberge
34,222, Wälder 31,469, Heiden u. Weiden 8324 Hektar.
(Bouches du Rhône), Departement im südöstlichen Frankreich, um die Mündung des Rhône, gebildet aus
dem südwestlichen Teil der Provence, grenzt nördlich an das DepartementVaucluse (davon durch die Durance
getrennt), östlich an Var, südlich an das Mittelländische Meer, westlich an Gard und hat einen Flächenraum von 5105 qkm
(92,7 QM.). Das Land ist zum größern Teil gebirgig; es enthält
im O. Verzweigungen der Alpen und zwar die Ausläufer der im DepartementVar gelegenen Berggruppe Ste.-Baume,
dann die Gebirgsketten de l'Etoile, de Ste.-Victoire (mit dem 1011 m hohen Gipfel die höchste Erhebung des Departements), ferner
im N. den Bergzug der Alpines. Im W. dehnen sich große Ebenen aus. Der Boden ist im allgemeinen sandig oder infolge Verwüstung
der Wälder humusarmer, nackter Felsen, produziert aber bei sorgsamem Anbau reiche Ernten an Oliven und Wein.
In denEbenen schreitet die Bodenkultur durch Anlage zahlreicher Bewässerungskanäle, namentlich aus der Durance, jetzt vor,
selbst das öde Steinfeld der Crau¶