SeinSinn war jedoch mehr auf die Schilderung orientalischenLebens gerichtet, und eine besondere Vorliebe
faßte er für Greuelszenen. So entstanden die Salome, eine
Personifikation der blutdürstigen Wollust, und die
Hinrichtung
in
Granada,
[* 8] welche er 1869 und 1870 unter der afrikanischen
Sonne
[* 9] in
Tanger ausführte, zwei koloristische Bravourstücke, aber
abstoßend durch kalte Brutalität. Der
Krieg von 1870 führte ihn in die
Heimat zurück. Er trat in die
Armee und fiel in
Buzenval vor
Paris.
Sein früher
Tod hat ihn in den
Augen der
Franzosen mit einem
Glorienschein umgeben
und zu einer übertriebenen
Schätzung seiner künstlerischen Leistungen geführt.
Vgl. Cazalis,Henri Regnault, sa vie et son œuvre
(Par. 1872);
(spr. renjē), 1)
Mathurin, der Schöpfer der klassischen
Satire in
Frankreich, geb. zu
Chartres, begleitete 1593 als
Geistlicher den
Kardinal von
Joyeuse und 1601 den
Herzog von
Béthune nach
Rom,
[* 10] erhielt nach seiner Rückkehr
ein Kanonikat zu
Chartres und führte von nun an ein dem
Vergnügen und der
Ausschweifung ergebenes
Leben. Er starb in
Rouen.
[* 11] Seine Gedichte sind durchaus von originellem Gepräge und zeichnen sich durch glückliche
Beobachtung, schwungvolle
Verse, gute Charakterzeichnung und, besonders in den
Satiren, durch treffenden kaustischen
Witz aus. Dagegen
treten oft Form- und Geschmacklosigkeiten und eine starke Immoralität zu
Tage. Unter den zahlreichen
Ausgaben seiner Werke
heben wir hervor die von
Viollet le Duc (Par. 1822),
Barthélemy (1862), mit einigen bisher ungedruckten Gedichten zweifelhaften
Ursprungs,
Courbet (1869).
Dugué ließ 1853 ein
Schauspiel in
Versen:
»Mathurin Regnier«, erscheinen.
im deutschen
Lehn- und
Privatfürstenrecht diejenige
Erbfolge, wonach bei dem Erlöschen des Mannesstamms
nicht die nächste weibliche Verwandte des letzten männlichen
Sprosses und deren männliche Nachkommenschaft, sondern vielmehr
die früher wegen des Vorhandenseins
¶
mehr
männlicher Nachkommenschaft übergangenen weiblichen Verwandten des Hauses, die sogen. Regredienterben (Regreß-, Rückanspruchserben)
und deren Dependenz zur Erbfolge gerufen werden, auf welch letztere also die Erbfolge »regrediert«, d. h. zurückfällt.
Es ist jedoch im gegenwärtigen gemeinen deutschen Privatfürstenrecht der Grundsatz anerkannt, daß die Erbtochter (s. d.)
der Regredienterbin vorgeht, d. h. daß die nächste weibliche Verwandte
des letzten Thronbesitzers und also jedenfalls dessen Tochter oder die erstgeborne von mehreren Töchtern und deren Deszendenz
beim Aussterben des Mannesstamms gerufen werden. In einigen Fürstenhäusern ist der Weibsstamm freilich überhaupt von der
Regierungsnachfolge ausgeschlossen, so in Preußen.
[* 23] In andern, z. B. in Bayern, Sachsen
[* 24] und Württemberg,
[* 25] kommt dagegen
nach dem Aussterben des Mannesstamms die weibliche Linie und zwar der männliche Angehörige derselben zur Thronfolge, welcher
zu dem letzten Agnaten der nächste dem Grad nach ist. Freilich war dies zur Zeit des frühern DeutschenReichs nicht unbestritten,
wie denn z. B. beim Aussterben des habsburgischen Mannesstamms 1740 mit Karl VI. Bayern auf Grund der Regrediénterbschaft Ansprüche
auf die österreichischen Erblande erhob.
(lat., Rekurs, Rückgriff), Rückanspruch auf Schadloshaltung gegen einen Dritten auf Grund besonderer Verpflichtung
des letztern. Der Gläubiger, welcher so auf den Regreßpflichtigen (Regressaten) seinen Regreß nimmt (regrediert, rekurriert),
wird Regredient (Regreßnehmer) genannt. So kann z. B. der Bürge, welcher infolge der übernommenen Bürgschaft für den Hauptschuldner
zahlen mußte, auf letztern Regreß nehmen. Besonders wichtig ist der Regreß im Wechselrecht, wonach der Wechselinhaber seinen Vormännern
(Aussteller und Indossanten) gegenüber nicht nur bei nicht erfolgter Annahme des Wechsels seitens des Bezogenen,
sondern auch wegen Unsicherheit des Acceptanten nach erfolgter Annahme und endlich wegen nicht erfolgter Zahlung desWechsels
am Verfalltag Regreßansprüche geltend machen kann.
Ohne daß der Regredient dabei an die Reihenfolge seiner Vormänner gebunden wäre (regressus per ordinem), hat er vielmehr
den sogen. springenden Regreß (regressus per saltum), d. h. die Wahl, an welchen Vormann er sich halten will.
Zur Geltendmachung des Wechselregresses dienen die Wechselregreßklagen, zu deren Begründung jedoch die ordnungsmäßige
Erhebung eines Wechselprotestes gehört (s. Wechsel). Bei der Regreßklage mangels Zahlung insbesondere besteht die sogen. Regreßsumme,
für welche der Regreßpflichtige aufkommen muß, in der Wechselsumme nebst 6proz.
Zinsen vom Verfalltag des Wechsels ab, ⅓ Proz. Provision, den Protestkosten und sonstigen Auslagen des
Regreßnehmers. Die Berechnung der Regreßsumme erfolgt in der sogen. Retourrechnung (Rückrechnung). Es ist aber dem Regredienten
unbenommen, die Regreßsumme von dem Regressaten auch mittels eines neuen Wechsels, welchen er auf den letztern zieht, einzuheben.
Dieser Rückwechsel (Rücktratte, Ritratte, Rikorswechsel, ricambium, ricambio) muß nach der deutschen
Wechselordnung auf Sicht zahlbar und unmittelbar (adrittura) auf den Regressaten gestellt sein. Zu der Regreßforderung
kommen alsdann noch die Maklergebühren für Negoziierung des Rückwechsels (Ricambiospesen) und die etwanigen Stempelgebühren
hinzu.
falsi (lat., Falsirechnung), Rechnungsverfahren, bei welchem man in einer Aufgabe für die unbekannte Größe
versuchsweise einen Wert annimmt, dann das Ergebnis mit der Aufgabe vergleicht und auf Grund dieser Vergleichung einen genauern
Wert für die Unbekannte ermittelt.
insbesondere Name derjenigen Prinzipien, welche
Anweisung zur richtigen (regelrechten) Behandlung eines Gegenstandes geben, daher bei Kant auch Bezeichnung
für die Ideen der reinen Vernunft.
eine Sammelbezeichnung für technische Vorrichtungen sehr verschiedener Art, welche dazu dienen, die im Gang
[* 27] der Maschinen
infolge der Veränderlichkeit des Verhältnisses zwischen der treibenden Kraft
[* 28] und dem zu überwindenden Widerstand eintretende
Unregelmäßigkeiten womöglich selbstthätig auszugleichen. Letzteres kann durch Abänderung der Kraft
oder des Widerstand es bewirkt werden, wonach sich eine Einteilung der Regulatoren in zwei Hauptgruppen ergibt.
Die Regulatoren, welche auf dem Prinzip der Widerstandsänderung beruhen, können entweder durch Abänderung der schädlichen
Reibungswiderstände oder der nützlichen Arbeitswiderstände wirken. Zu den Regulatoren ersterer Wirkungsart gehören die
Bremsen
[* 29] einschließlich der Wasser- und Luftbremsen (s. Bremse) und die Windflügel (Windfänge), wie sie
bei den Schlagwerken der Uhren
[* 30] und bei Spieluhren zur Erzielung eines gleichmäßigen Ganges gebräuchlich sind. Es sind das
in diese Uhrwerke eingeschaltete, mit zwei Flügeln versehene Wellen,
[* 31] welche durch den Widerstand der Luft an einer zu schnellen
Umdrehung verhindert werden.
Solche Regulatoren bedingen natürlich einen Verlust an mechanischer Arbeit, weshalb ihre Anwendung nur in solchen Fällen statthaft
ist, wo die verlorne Arbeit doch nicht wohl nützlich verwendet werden könnte (wie z. B. bei Winden
[* 32] und Kränen zum Niederlassen
von Lasten, bei Windmühlen zum Bremsen der Flügelwelle entsprechend der Windstärke), oder wo auf keine
andre Art eine Regulierung zu erzielen ist. Durch nützliche Widerstände bewirkt man die Regulierung in der Weise, daß man
die momentan in Überschuß auftretende Triebkraft einer Maschine
[* 33] dazu verwendet, eine gewisse mechanische Arbeit in einem
als Regulator fungierenden Organ aufzuspeichern und erst dann zur Wirkung kommen zu lassen, sobald die Triebkraft
unter den Betrag des durchschnittlichen Widerstandes herabsinkt. Hierher gehören zunächst die Gegengewichte (Kontergewichte),
welche von dem Kraftüberschuß auf
¶
mehr
eine bestimmte Höhe gehoben werden, um durch Abgabe der hierdurch gewonnenen Arbeit beim darauf folgenden Herabsinken die bewegende
Kraft zu unterstützen. Gegengewichte kommen häufig bei Wasserhaltungsmaschinen, Zugbrücken etc. vor. Als eine besondere
Art der Gegengewichte sind die Akkumulatoren (s. d.) aufzufassen, wie sie bei intermittierend arbeitenden
Maschinen zur Verwendung kommen. Ebenso sind hierher die sogen. Windregulatoren zu rechnen, welche bei
Gebläsen einen gleichmäßigen Luftstrom (Windstrom) hervorbringen sollen.
Man kann behufs Regulierung einer Maschine einen momentanen Kraftüberschuß auch noch dazu verwenden, die Geschwindigkeit
eines in der Maschine angebrachten Gewichts derart zu vergrößern (Massenbeschleunigung), daß die hierdurch in dem Gewicht
aufgespeicherte lebendige Kraft (im gewöhnlichen Leben als Schwung bezeichnet) bei einem darauf folgenden
Widerstandsüberschuß der bewegenden Kraft zu Hilfe kommt. Um die hierdurch bedingten Geschwindigkeitsänderungen in möglichst
niedrigen Grenzen
[* 35] zu halten, sind die durch ihre Trägheit wirkenden Gewichte (Schwungmassen) entsprechend schwer zu machen.
Solche Schwungmassen kommen meist in der Form von Schwungrädern (s. Schwungrad) vor, besonders bei Dampf-,
Heißluft-, Gas-, Petroleummotoren und bei Arbeitsmaschinen mit sehr veränderlichem Arbeitswiderstand (Walzwerke, Scheren,
[* 36] Lochmaschinen,
Prägwerke, Steinbrecher
[* 37] etc.). Zu den durch Trägheit wirksamen Regulatoren kann man auch die den Gang der Uhren und Chronometer
regulierenden Pendel
[* 38] und Unruhen rechnen.
Zweckmäßiger ist es bei Dampfmaschinen,
[* 45] den Regulator nicht auf die Drosselklappe, sondern auf die Expansionsvorrichtung
wirken zu lassen, wie z. B. bei Artikel »Dampfmaschine«, S. 463 f., angegeben ist. Eine direkte Übertragung der Bewegung der
Regulatorhülse ist nur zweckmäßig, wenn die Admissionsvorrichtung leicht beweglich ist, was bei Wasserrädern nicht der
Fall zu sein pflegt.
[* 26]
Fig. 2 zeigt eine bei diesen gebräuchliche indirekte
Übertragung auf eine Schütze, dadurch charakterisiert, daß die Schütze z nur dann mittels des in ihre Verzahnung eingreifenden
Triebes t, des Schneckenrades r und der Schnecke q von der Welle p auf- oder niederbewegt wird, wenn eins der an der Regulatorhülse
h befestigten konischen Räder k oder k' je nach der Stellung von h in das Rado derWelle p eingreift, während
bei mittlerer Regulatorstellung, also bei normalem Gang desWasserrades, Rad o frei zwischen k und k' steht, mithin eine Bewegungsübertragung
auf die Schütze nicht stattfinden kann. Es leuchtet ein, daß diese WattschenRegulatoren weder bei direkter
noch bei indirekter Übertragung eine vollständige Regulierung herbeiführen können, da ihrer Bethätigung immer erst eine
Abweichung von dem normalen Gang vorausgegangen sein muß. - Der Wattsche ist statisch, d. h. er hat für jede Geschwindigkeit
der Maschine eine besondere Stellung der Schwungkugeln s, was ihn zur Regulierung mittels direkter Übertragung
(besonders bei Dampfmaschinen) ungeeignet macht. Aber auch die astatischen Regulatoren, welche bei der normalen Geschwindigkeit
jede Stellung einnehmen können und bei einer nur wenig geringern sogleich in die höchste, bei einer höhern Geschwindigkeit
sogleich in die tiefste Stellung
gehen, haben sich nicht bewährt. Man verwendet jetzt vorzugsweise solche Zentrifugalregulatoren, welche gewissermaßen in der
Mitte zwischen den statischen und astatischen stehen und angenähert astatische oder pseudoastatische genannt werden. Hierher
gehören unter andern der Kleysche, der Pröllsche, der Bußsche und der sogen. Cosinusregulator.
Von geringerer Bedeutung sind die hydraulischen und pneumatischen Regulatoren. Erstere bestehen in einer
von der Maschine aus angetriebenen Pumpe,
[* 47] deren Hubwasser ein mit Bodenöffnung versehenes Reservoir bei normaler Geschwindigkeit
der Maschine bis zu einer gewissen Höhe anfüllt, dagegen bei zu schnellem oder zu langsamem Gang der Maschine entsprechend
steigt oder sinkt, wobei ein Schwimmer die Niveauschwankungen auf die Stellvorrichtung überträgt. Der
pneumatische ist im wesentlichen ein doppelt wirkender Blasebalg, welcher in der Weise wirkt, daß er durch mehr oder weniger
eingepumpte Luft eine Platte hebt oder senkt, mit welcher die Admissionsvorrichtung der Maschine in geeigneter Weise verbunden
ist.
Mit dem Namen Regulator werden in der Technik noch einige besondere Vorrichtungen bezeichnet. Bei Lokomotiven heißt
Regulator der Schieber, welcher das Dampfzuströmungsrohr mehr oder weniger öffnet und mittels des am Führerstand angebrachten
Regulatorhebels bewegt wird. - In der Papierfabrikation
[* 48] bezeichnet man mit Regulator denjenigen Apparat, welcher den Stoffzufluß
zur Papiermaschine derart reguliert, daß das fabrizierte Papier gleichmäßige Dicke erhält. Diese Regulatoren
bestehen aus einer Pumpe, einem Schöpfrad etc. -
In der Webertechnik nennt man Regulator die Vorrichtung, mittels welcher das Zeug in demselben Maß, als es fertig gewebt ist, auf
den Zeugbaum abgewickelt wird. - Regulatoren heißen ferner Apparate, welche die Temperatur in einem geschlossenen Raum auf gleicher
Höhe erhalten sollen, und andre Apparate, welche den Gaszufluß in Gasleitungen regeln sollen. - Über
einen Regulator für Speisepumpen s. Dampfkesselspeiseapparate.
[* 49] Die Bezeichnung »Regulatoren« für eine gewisse Art von Uhren ist eine
ganz willkürliche.
Name einer 1830 im nordamerikan. StaatArkansas zusammengetretenen Verbindung, welche dem
gesetzlosen Treiben, welches in diesem entlegenen Teil der Union eingerissen war, namentlich den Pferdediebstählen,
durch Lynchjustiz steuern wollte.
Nach der Niederlage der Karthager bei Panormos (250) ward, wie erzählt wird, Regulus mit einer karthagischen Gesandtschaft nach
Rom geschickt, um Frieden oder Auswechselung der Gefangenen auszuwirken. Obwohl von dem Gelingen dieser Mission seine eigne
Freiheit abhing, da er im entgegengesetzten Fall geschworen hatte, in die Gefangenschaft zurückzukehren, trat er
im Senat doch als Gegner des karthagischen Antrags auf und kehrte sodann mit der abschlägigen Antwort nach Karthago zurück.
Nach der gewöhnlichen Sage sollen ihm die Karthager zur Rache die Augenlider abgeschnitten und ihn so den brennenden Sonnenstrahlen
ausgesetzt, zuletzt in ein mit eisernen Nägeln ausgeschlagenes Faß
[* 56] eingeschlossen und dasselbe einen
Berg hinabgerollt haben.
Vgl. O. Jäger, M. Atilius Regulus (Köln
[* 57] 1878).
Anton, Forscher auf dem Gebiet der ungarisch-finnischen Ethnologie, geb. 1819 zu Zircz im ungarischen KomitatVeszprim, studierte in Pest die Rechte und Geschichte, bereiste seit 1839 in historischem und ethnographischem Interesse Nordeuropa,
lebte 1842-46 unter den uralischen Finnen, ward 1849 erster Kustos der Universitätsbibliothek zu Pest und
starb daselbst. Bei seinen Lebzeiten erschienen von ihm Briefe in der ungarischen Zeitschrift »Athenäum«; eine »Ethnographisch-geographische
Karte des nördlichen Uralgebiets« (Petersburg
[* 58] 1846); Abhandlungen über die Dsungaren und deren behauptete Stammverwandtschaft
mit den Magyaren (in den »Berichten der ungarischen Akademie«, 1850 u. 1851) u. a. Sein litterarischer Nachlaß
wurde von Hunfalvy bearbeitet und herausgegeben.
[* 59] (Cervuscapreolus L.), Säugetier aus der GattungHirsch
[* 60] (CervusL., s. Hirsch), 1,25 m lang, 75 cm hoch, 12-20, doch
auch bis 30 kg schwer, ist höchst zierlich gebaut, mit kurzem, abgestumpftem Kopf, mittellangen Ohren,
großen Augen, kaum bemerkbaren Thränengruben, mäßig langem Hals, verhältnismäßig wenig schlankem Leib, hohen und schlanken
Beinen und kleinen, schmalen, spitzigen Hufen. Das Gehörn besitzt breite Rosen, starke, rauhe Stangen, welche gewöhnlich nur
zwei Sprosse ansetzen, ohne Augensprosse. Im ersten Jahr erhält der Schmal- oder Spießbock unzerteilte, schlanke Spieße;
im zweiten Jahr ist die Stange etwa in der Mitte geteilt (Gabelbock), wobei die Hauptstange sich von der
Teilung an nach hinten biegt.
Beim Sechsender teilt sich die nach hinten gebogene Hauptstange abermals und biegt sich wieder nach vorn vor. Selten
kommen Acht- und Zehnender vor, desto häufiger allerlei Mißbildungen. Sehr alte Weibchen (Ricke, Hille,
Geiß, Altreh) setzen bisweilen schwache Gehörne auf (vgl. Geweih). Wenn derBock
[* 61] das Gehörn abgeworfen hat, erkennt man ihn
leicht am Pinsel, die Ricke an der Schürze (s. d.). Die Behaarung des Rehs ist glatt und dicht, auf der Ober- und
¶
mehr
Außenseite im Sommer dunkel rostrot, im Winter braungrau, auf der Unter- und Innenseite der Gliedmaßen heller. Kinn, Unterkiefer
und ein Fleck jederseits der Oberlippe sind weiß; das Gehör
[* 63] ist außen etwas dunkler, innen gelblichweiß, der Spiegel,
[* 64] d. h.
Steiß und Hinterteil der Keulen, im Sommer gelblich, im Winter weiß; das Kalb besitzt auf rötlichem Grund
kleine weiße oder gelbliche Flecke. Mehrfach kommen schwarze, weiße, silberfarbene und gefleckte Spielarten vor.
Seine Bewegungen sind sehr behend und anmutig; die Fährte
[* 69] zeigt obige
[* 59]
Figur. Sie ist so viel kleiner als die des Hirsches,
daß sich sogar ein Kapitalbock noch bedeutend geringer als ein Rotwildkalb von wenigen Monaten spürt. Das Reh springt und
schwimmt vortrefflich, klettert auch, wittert und äugt sehr scharf und ist sehr schlau, vorsichtig und
furchtsam. Diese letztere Eigenschaft verliert es nur, wenn es von zartester Jugend an von Menschen erzogen wurde. Es lebt meist
familienweise, ein Bock mit einer, seltener 2-3 Ricken und deren Jungen, wo es an Böcken fehlt, in Trupps von 12-15 Stücken.
Im Winter vereinigen sich zuweilen mehrere Familien und leben friedlich miteinander.
Das Reh hält sich am Tag verborgen und tritt gegen Abend auf junge Schläge, Felder und Wiesen heraus, um sich zu äsen. Es nährt
sich von Blättern, Knospen,
[* 70] Zweigspitzen, grünem Getreide,
[* 71] Kräutern etc., leckt sehr gern Salz
[* 72] u. sucht reines Wasser auf.
Bisweilen dringt es in Gärten ein, um Gemüse zu fressen; auch verbeißt es in Forsten und Gärten häufig genug die jungen
Bäume. Der Bock wirft im Oktober oder November das Geweih ab und fegt Ende März oder im April. Die Brunftzeit währt von Mitte
Juli bis Mitte August, in welcher Zeit der Bock mehrere Ricken und Schmalrehe beschlägt; aber bis zum November
entwickelt sich das befruchtete Ei
[* 73] in der Gebärmutter
[* 74] äußerst langsam und erst von da ab in regelmäßiger Weise. Da sich
nun überdies die Tiere in den Wintermonaten necken und jagen, so hat man lange von einer zweiten oder
Dezemberbrunft (Afterbrunft) gesprochen.
Die Ricke geht 40 Wochen hoch beilagen und setzt an einem stillen Ort 1-3 weiß gefleckte Kälber (Kitze), welche sie nach 10-12
Tagen dem Bock zuführt. Nach 10 Monaten trennen sich die Kälber von den Eltern, und mit 14 Monaten sind sie fortpflanzungsfähig.
Das junge, noch unbefruchtete Weibchen heißt Schmalreh. Das Reh liefert Wildbret, Felle, die als Decken benutzt
oder gegerbt werden, Haare
[* 75] zum Polstern und Gehörn; es richtet viel weniger Schaden an als das übrige Hochwild, ist aber doch
überwiegend schädlich.
In der Gefangenschaft
wird es sehr zahm, aber selbst in Gehegen erreicht es nie die volle Größe wie im
Wald, und Böcke werden im Alter leicht trotzig und unverschämt und selbst gefährlich. Die Bezeichnung der einzelnen Körperteile
sowie die Jagdarten, welche beim in Anwendung kommen, sind dieselben wie beim Rotwild. Zur Brunftzeit schießt man die Rehböcke
auch beim Blatten.
König von Juda, Sohn Salomos und einer ammonitischen Fürstentochter, geboren um 990 v. Chr., ward von seinem
Vater zum Nachfolger bestimmt, aber nach dessen Tod 953 von den zu Sichem versammelten zehn Stämmen nicht
anerkannt, da er sich weigerte, das drückende Joch seines Vaters zu mildern. Nur die StämmeJuda und Simeon sowie ein Teil von
Benjamin blieben Rehabeam treu und bildeten fortan das ReichJuda. Rehabeam fiel vom reinen Jehovahdienst ab, führte Krieg gegen Israel und
ward daher von dem mit Jerobeam verbündeten König Sisak von Ägypten
[* 78] überfallen, der 949 Jerusalem
[* 79] eroberte
und plünderte und den Edomitern und Philistern zur Unabhängigkeit verhalf. Rehabeam starb 932.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Hannover,
[* 85] Kreis
[* 86] Stolzenau, am Meerbach, welcher in der Nähe dem Steinhuder Meer
entfließt, hat eine Oberförsterei und (1885) 1222 Einw. Unfern
im S. das Bad
[* 87] an den schön bewaldeten Rehburger Bergen,
[* 88] 100 m ü. M., mit Molkenkuranstalt und (1885) 354 Einw.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder,
[* 89] KreisGraudenz,
[* 90] hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine
Schloßruine, eine Präparandenanstalt und (1885) 1941 Einw.
»Briefe aus Italien« (das. 1809, 4 Bde.)
u. a. sowie die Romane: »Scipio Cicala« (Leipz. 1832, 4 Bde.; 2. umgearbeitete
Aufl. 1841),
»Die Belagerung des Kastells von Gozzo, oder der letzte Assassine« (das. 1834, 2 Bde.)
und »Die neue Medea« (Stuttg. 1836, 3 Bde.)
hervorzuheben. Namentlich »Scipio Cicala«, obschon eines wärmern innern Lebens entbehrend, zeichnet sich
durch energische Plastik der Einzelschilderungen und volle Farbengebung vorteilhaft aus. Aus Rehfues' Nachlaß erschien: »Der Deutsche
[* 100] Orden
[* 101] im 15. Jahrhundert«, dramatische Darstellungen (Bonn 1874).
(Räumahlen, Räumer, Ausreiber),
[* 103] schlanke Werkzeuge
[* 104] aus gehärtetem und gelb angelassenem
Stahl, welche eine oder mehrere gleichmäßig der ganzen Länge nach fortlaufende Kanten besitzen und sich von oben nach unten
ein wenig verjüngen. Sie dienen zum Ausputzen (Ausreiben, Aufräumen) oder Vergrößern von Bohrlöchern in Metall und werden
angewandt, indem man sie drehend und mit angemessenem Druck in dem Loch bewegt. Von den eckigen Reibahlen, deren
Querschnitt ein regelmäßiges Vieleck ist, sind die fünfeckigen am besten.
Halbrunde Reibahlen haben im Querschnitt die Gestalt eines Kreisabschnitts und besitzen nur zwei Schneiden, von denen aber jedesmal
nur eine angreift; sie wirken schnell, machen aber nur dann sicher ein rundes Loch, wenn man ihnen mehr
als die Hälfte, etwa zwei Drittel, der Rundung läßt. Freilich greifen sie dann nur Messing an. Für Eisen
[* 105] und Stahl sind
die einschneidigen Reibahlen empfehlenswert, deren einzige Kante entsteht, indem entweder der ganzen Länge nach eine ungleichseitige
Kerbe angebracht wird, oder indem zwei kleine Segmente der glatten Rundung abgeschliffen sind, so daß
die zwei dadurch entstehenden Flächen durch ihr Zusammenstoßen eine Kante erzeugen. Sehr gut, weil größere Späne wegnehmend,
arbeiten die geriffelten Reibahlen, deren ganze Oberfläche mit dreieckigen Einkerbungen und abwechselnden spitzwinkeligen
Kanten versehen
ist, so daß der Querschnitt eine Art vieleckigen Sterns bildet; zu ihrer Benutzung, z. B.
zum Ausreiben der Wagenradbüchsen und ähnlicher großer Gegenstände, ist eine Maschine konstruiert worden.
Werkzeug zum Zerreiben von Wurzeln, Früchten, Brot
[* 106] etc., besteht aus einem gebogenen StückWeißblech, in welches
man mit einem spitzigen Durchschlag viele Löcher geschlagen hat, deren Grat recht hoch und scharf ist. Bei den
Reibmaschinen bildet das Blech eine mittels einer Kurbel
[* 107] drehbare Trommel, die sich vor einem Cylinder bewegt, in welchen man
die zu zerreibenden Gegenstände bringt. Man dreht mit der rechten Hand
[* 108] und drückt mit der linken einen Holzstempel in den
Cylinder, welcher die Wurzeln, Semmeln etc. gegen das Reibeisen preßt.
Eine Kartoffelreibmaschine besteht aus einem drehbaren cylindrischen Blechgefäß, dessen Wandungen und
Boden reibeisenartig aufschlagen sind, wobei der Grat nach innen steht. BeimDrehen werden die Kartoffeln durch Zentrifugalkraft
gegen die Wandungen geworfen und von ihrer Schale befreit. Zum Schälen oder intensiven Putzen der Getreidekörner für die
Mehl- und Graupenfabrikation benutzt man mit Reibeisen (Reibblechen) überzogene, rasch rotierende
konische oder cylindrische Trommeln oder besondere Mühlsteine,
[* 109] die in geringen Abständen von ähnlichen, ebenfalls mit Reibeisen bekleideten
Mänteln umgeben sind.
Zwischen diese beiden Maschinenteile werden die zu schälenden Körner eingeführt. Das Reibeisen findet auch ausgedehnte Verwendung
bei den Maschinen zum Zerreiben der Kartoffeln in den Stärkefabriken. In diesem Fall bildet das Reibeisen entweder
ein durchlochtes Blech mit aufwärts stehenden Graten oder eine mit Raspelhieb versehene Schiene. Bei den Reibmaschinen für
Rüben und bei gewissen Getreideschälmaschinen besteht das Reibeisen aus einer größern Anzahl nebeneinander sitzender, durch dünne
Holzscheiben getrennter Kreissägen.
ein lederner, mit Tierhaaren ausgestopfter Ballen, mit welchem die ersten Holz- und Metallschnitte von der Holz-
oder Metalltafel abgedruckt wurden.
Die so hergestellten Reiberdrucke sind für die Anfänge der Holzschneidekunst (s. d.,
S. 683) wichtig und von den Sammlern wegen ihrer Seltenheit sehr gesucht.
Man erkennt sie an der Glätte des
Papiers der Rückseite.
Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen,
[* 110] Amtshauptmannschaft Zittau,
[* 111] an der LinieZittau-Markersdorf
der Sächsischen Staatsbahn, ist Hauptort der gleichnamigen gräflich Einsiedelschen Standesherrschaft, hat ein Schloß mit
Park und (1885) 1372 Einw. Nahe bei Oppelsdorf mit Mineralbad und bedeutendem Braunkohlenbergbau.
Ort in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau,
[* 112] Amtshauptmannschaft Auerbach,
[* 113] zur
Gemeinde Vogelsgrün gehörig, in romanischer Waldgegend, hat ein kleines Bad und eine Heilanstalt (mit Winterkurhaus) für
Lungenkranke.
[* 114] (Friktion), der Bewegungswiderstand, welcher sich zeigt, wenn zwei Körper miteinander in Berührung sind. Die
Hauptursache der Reibung besteht in der Rauhigkeit der sich berührenden Oberflächen, deren Erhöhungen und Vertiefungen
ineinander greifen; aber auch die Adhäsion, die Festigkeit
[* 115] der kleinen Hervorragungen, wenn Abreibung erfolgt, sowie ihre
Elastizität und Dehnbarkeit, wenn sie ohne Trennung nachgeben, wirken mit. Man unterscheidet die gleitende Reibung, bei welcher
immer die nämlichen Teile des bewegten Körpers mit der Unterlage in Berührung
¶